Freitag, 20. März 2009

Ausbruch zur Hölle

Ein Gefangenentransport mit hochgefährlichen Insassen wird in einen Unfall verwickelt, den die Kriminellen dazu nutzen, die Polizisten zu überwältigen und zu türmen. Das Trio, angeführt vom unberechenbaren Sadisten Jesse Kane, macht sich mit dem Wagen eines Zuhälters aus dem Staub, überfällt eine Tankstelle und trifft in einem Spirituosenladen auf Corrie Turner, die Tochter eines schwarzen Reverends. Während man den Besitzer noch schnell im Vorbeigehen um die Ecke bringt, macht man sich mit der Frau im Schlepptau zum Haus der Turners. Dort bringen die Gangster die Familie in ihre Gewalt und beginnen damit, diese zu demütigen und zu quälen. Während die Polizei immer noch nach den Flüchtigen fahndet und Anfangs keine Spuren zu finden scheint, beginnen die Turners langsam aber sich gegen ihre Peiniger zu rebellieren.

In seiner Karriere als Regisseur hat es Robert A. Endelson nur zu zwei Filmen gebracht. Nach der Komödie The Filthiest Show In Town hat er mit Ausbruch zur Hölle einen dreckigen, absolut schmierig erscheinenden B-Film geschaffen, der ganz klar in der Tradition solcher Terror- bzw. Rape and Revenge-Streifen á la The Last House on the Left steht. Unübersehbar scheint Endelson, der auch noch gleich für den Schnitt gesorgt hat, von Wes Cravens Frühwerk beeinflußt worden zu sein. Allerdings erreicht er mit seiner Version einer Rachegeschichte bei weitem nicht dessen Klasse. Auch wenn der Film im großen und ganzen schon recht sehenswert ist.

Seine größten Stärken besitzt er vor allem durch das Spiel von William Sanderson, welcher als Jesse Kane geradezu aufblüht und wohl sichtlich Spaß an der Verkörperung des sadistischen Schwerverbrechers hat. So wird Sanderson eines der tragenden Elemente, der den Film vor dem Untergang in den Morast des Durchschnittsfilms retter. Allerdings muss man sich hier auch wieder vor Augen führen, das selbst die beste schauspielerische Leistung nichts bringt, wenn sich der Regisseur bzw. schon die Drehbuchschreiber mit angezogener Handbremse durch die Geschichte bewegen. So versteht es Endelson leider kaum, im Film eine gewisse Intensität zu vermitteln, die er wohl gerne gewollt hätte. Die sadistischen Misshandlungen des Gangstertrios an ihren Gefangenen entpuppen sich dann vor allem in der ersten Filmhälfte als überraschend harmlos, nachdem zum Beispiel Kanes Charakter als ausgewiesen wiederwärtiger Sadist eingeführt wurde. So wirken dann einige Handlungen schlicht unglaubwürdig, so das Ausbruch zur Hölle mehr als einmal das Problem bekommt, relativ trashig zu werden.

Gut, Trash ist das Werk ohnehin. Nur auch hier muss immer noch zwischen gutem, unterhaltsamen Trash und wirklichen Griffen ins Klo differenziert werden. Es ist aber einerlei, wenn ungeahnte Qualitäten an die Oberflächen treten oder sich unfreiwillig komische Momente wie in Werken von Al Adamson oder Ted V. Mikels einstellen. Am schönsten wird dieser unfreiwillig komische Humor dann, wenn die Polizei Probleme mit einem nigelnagelneuen Abhörgerät hat. Was man sich hier geleistet hat, kann man nur mit einem herzlichen Lachen begrüßen. So etwas paßt allerdings keineswegs in den zweifelhaften Kontext in dem der Film steht. Die Gangster, vor allem wieder die über allem stehende Figur des Kane, entpuppen sich als Rassisten wie sie im Buche stehen. Gerade die deutsche Synchronisation bietet hier einige sehr herbe Sprüche, die durch Manfred Lehmann, der Kane seine Stimme leiht, sehr authentisch rübergebracht werden.

Hier wird Ausbruch zur Hölle urplötzlich ein wenig interessant, doch Endelsons kleine Kritikansätze verpuffen in einer viel zu gleichförmigen Inszenierung. Es scheint, als habe man sich im Endeffekt nicht getraut, einige Ansätze näher zu vertiefen. Zu Anfang erscheint es nämlich auch so, das Mitglieder der Familie des schwarzen Paters Ted Turner einige Vorurteile gegenüber Weißen hegen. Kleine Andeutungen lassen hier Erkennen, das der Rassismus nicht immer nur ein Problem der Weißen ist. Jede ethnische Gruppe scheint leider nicht über die eigene Hautfarbe hinauszudenken, was zu Problemen im alltäglichen Miteiander führt, anstatt zu erkennen das alle Menschen gleich sind, ganz egal welche Hautfarbe man hat. Man verwirft dies aber, läßt wohl nur kleine Reste dieser Aspekte in der gesamten Geschichte zurück und versucht lieber, bekannte Vorbilder zu kopieren.

Dies gelingt allerdings erst ab der zweiten Hälfte des Films, als es Endelson gelingt, dem relativ unspektakulären Terrorfilm eine gewisse Intensität zu verleihen. Durch mehr oder minder gute Verstrickungen einiger Elemente erfährt man als Zuschauer auch eine gewisse Beklemmung, wenn die Gewalt komplett ausbricht. Wie in jedem Terrorfilm erfahren auch hier die Geschädigten, sich an ihren Peinigern zu rächen, was Endelson mit einer kompromisslosen Inszenierung sogar gut gelingt. Hier scheint auch ein Ruck durch so einige Schauspieler zu gehen, welche im Vorfeld dafür Sorgen, das die meist harmlosen Szenen der ersten Hälfte noch zusätzlich verwässern.

Trotz allem "wenn" und "aber" kann man Ausbruch zur Hölle nie einen gewissen Charme absprechen, der den Zuschauer trotzdem fesselt und ihn zu einem eigentümlichen Thriller macht, der einige herbe Kapriolen bietet und trotzdem einiges an Unterhaltungswert bietet. Er ist eben auch ein typisches Ergebniss der güldenen Sleaze-Ära des amerikanischen B-Films der 70er Jahre, aus denen schon so manche kleine Perle entstanden ist. Nur ist dieser Film keine Perle sondern ein noch sehr unbehandelter und grob anmutender Stein, den man noch etwas veredeln hätte können. Sehenswert ist das ganze schon wenn man die typische Atmosphäre solch kleiner Trasher mag. Man sollte seine Erwartungen nur nicht ganz so hoch schrauben, da Ausbruch zur Hölle in Regionen knapp über dem Durchschnitt wandelt und so nur bedingt überzeugen kann. Endelson hätte mal eben die Handbremse lösen sollen und mehr Mut zeigen sollen, auch wenn er damit eventuell einige Kontroversen Aufgrund des vorherrschenden Tons ausgelöst hätte. So bleibt er ein trashiger, ab und an unfreiwillig komischer Terrorfilm mit (wenigen) guten Momenten und noch mehr verschenktem Potenzial.
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