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Samstag, 25. April 2009
Bunty und Babli
Rakesh und Vimmi teilen das gleiche Schicksal: sie sind mit den Plänen, die ihre Eltern für sie haben, nicht einverstanden. Während Rakesh wie sein Vater eine Karriere bei der Bahn anstreben soll, so wollen Vimmis Eltern diese mit einem wohlhabenden und angesehenen Mann verheiraten. Beide reisen aus um ihre Träume zu verwirklichen, die aber schnell am scharfen Rand der Realität zerschnitten werden. Rakesh blitzt mit einer Geschäftsidee bei einer Band ab, Vimmi wird nicht zur Wahl der Miss India angenommen. Beide treffen sich in betrübter Stimmung am Bahnhof und beschließen, die weitere Reise gemeinsam anzutreten - beide denken nicht daran, wieder ins traute Heim zurückzukehren - und dafür sich mit kleineren Gaunereien über Wasser zu halten. Dabei haben sie mit ihren Begrügereien solchen Erfolg, das sie bald in ganz Indien als Bunty (Rakesh) und Babli (Vimmi) berühmt-berüchtigt werden. Alles läuft so lange gut, bis sich ihnen der hartnäckige Polizeiinspektor Dashrath Singh an die Fersen heftet. Die beiden heiraten heimlich, Vimmi wird bald darauf schwanger und Singh hängt ihnen immer näher im Nacken.
Dies ist die Konstellation für eine gut zweieinhalb Stunden andauernde Tour de Force durch ganz Indien, die so unheimlich sympathisch daherkommt, das man ob des verklärten Bildes der vogelfreien und gutherzigen Gangster am liebsten gleich selbst alle Zelte abbrechen möchte, um so eine ganz spezielle Karriere zu starten. So etwas kann man in Bollywood, wie die indische Filmindustrie neckisch genannt wird, aber auch zu gut: Streifen produzieren, die sich mittlerweile nicht mehr hinter den Produktionsstandards der westlichen Filmwelt verstecken müssen und die den Zuschauer in eine völlig andere, teils etwas verklärte, aber dennoch herzerweichende Welt zu entführen. Im Falle von Bunty und Babli schafft man dies schon allein durch die Kraft seiner beiden Hauptdarsteller.
Da hat man zuerst Abhishek Bachchan, Sohn der 70er Jahre-Legende Amitabh Bachchan, welcher als harter Hund hier hinter seinem Filius hinterherjagen darf. Und Bachchan, gemeint ist der jüngere, spielt hier eine Rolle, die ihm auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Gerade als er mit seiner Partnerin richtig aufdreht und im "Job" des lügenden und betrügenden Gangsters durchstartet, blüht auch Bachchan auf. In immer wieder neue Verkleidungen gesteckt, stolziert er mit einer großen Portion Übercoolness durch das Bild um aber auch gleich wieder ein verschmitzter Lausbub zu sein. Schnell fiebert man mit ihm und seiner weiblichen Partnerin schnell mit, wie sie ihre "Streiche" gegen all die schmierigen und heuchlicherischen Reichen spielen. Doch Bachchans Rakesh steht nicht nur für den frechen und unbekümmert in den Tag hineinlebenden Typ, der sich eben mit solchen Gaunereien über Wasser hält. Gerade am Anfang des Films erlebt man ihn auch als hinterfragenden jungen Mann, der vielleicht etwas zu viele hochhängende Träume in seinem Kopf herumträgt, aber auch seine strengen Eltern ins Grübeln bringt. Ist ein angepaßtes Leben, gezwängt in alle Konventionen wirklich ein glückliches? Unterschwellig rebellisch zeigt man hier die Figur, welche sich den vor allen in Indien gestrengen Regeln des Lebens nicht unterwerfen will.
Ihm zur Seite steht die bezaubernde Rani Mukherjee, welche wie ihr Partner schon seit längerem zu den absoluten Topstars im indischen Filmgeschäft gehört. Mukherjee, übrigens die Cousine des Megastars Kajol, die all ihre Reize als verführerische Gaunerin ausspielen darf. Herzerweichend, verträumt und überaus putzig wird sie von der Schauspielerin mit der hinreißend rauchigen Stimme als einem ihrer Markenzeichen, dargestellt. Sie ist zudem auch der Gegenpol zum unvernünftig agierenden Rakesh. Sie weist ihn immer wieder zurecht und scheint, im Gegensatz zum irgendwann etwas abgehobenen bzw. zu gierig erscheinenden Rakesh, auch noch die meiste Moral zu haben. Sie hinterfragt die Handlungen des Duos um allerdings dann auch dem Reiz des Verbotenens zu erliegen. Ein Teil ihrer Persönlichkeit träumt dann doch auch zu sehr von Ruhm und Reichtum und erliegt den Oberflächlichkeiten des Lotterlebens.
Wobei man hier natürlich nicht mit einem Pärchen wie zum Beispiel Mickey und Mallory aus Natural Born Killers erwarten darf. Bunty und Babli ist konforme Familienunterhaltung, die es vor allem mit dem Ende schafft, die gewohnten moralischen Vorstellungen wieder zurecht zu biegen. Bunty und Babli beginnen mit ihren Gaunereien, um sich durch den Alltag zu schlagen, begehen diese aber im weiteren Verlauf der Geschichte bald nur noch aus Gewohnheit und des Spaßes wegen. Auch wenn man hier das Duo als eine Mischung aus der familienfreundlichen Version von Bonny und Clyde und Robin Hood darstellt: es gehört sich einfach nicht, was sie da machen. Auch wenn der Zuschauer voller Freude dem Treiben der beiden zuschaut. Da sie durch Betrug, Lügen und Korruption selbst das schlechte Verhalten der Menschheit kennengelernt haben, rächen sie sich mit ihrem Verhalten an eben dieser Art Mensch und belohnen dabei ihre Helfer, arme aber ehrliche Menschen, mit einem großzügigen Lohn.
Dem gegenüber steht aber Amitabh Bachchan, der mit der überironisierten Version eines verbissenen und harten Cops auf der Suche nach dem Gangsterduo ist. Dabei ist seine Rolle, wohl auch eine Art ironischer Umgang mit seinen Rollen aus den 70ern und 80ern. Glänzt Bachchan doch auch öfters als harter Hund in einigen Actionfilmen. Auch wenn er seine Rolle gut meistert, so ist die Figur doch um einiges zu sehr überspitzt dargestellt. Wenn er kurz vor der Intermission das auf einer Glasscheibe prangende Zeichen von Bunty und Babli, ein Herz mit zwei B darin, mit grimmigen Mienenspiel zerschießt, fühlt sich dies vor allem unpassend an. Man wird nie so richtig warm mit ihm, bis auf die Trinkgelage-Szene in der er mächtig angeseuselt und unwissend, das er mit dem Mann einen trinkt, den er sucht, von seiner verflossenen Liebe erzählt. Da sieht man, das Bachchan neben den für ihn mittlerweile standardisierten Rollen des gütigen alten Mannes auch gerne mal etwas lustig wird.
Gerade die Gesangsnummer die hier eintritt, immerhin ist dies ein Bollywood-Film, wurde wirklich wunderbar umgesetzt in dem eine geheimnisvolle Schönheit um ihn wirbt und er erst sehr widerwillig darauf reagiert. Diese ist für den Bollywood-Fan übrigens keine Unbekannte. Hier taucht Aishwarya Rai auf, ehemalige Miss Indien und mittlerweile ebenfalls sehr groß im Schauspielgeschäft dabei, die zufällig die Schwiegertochter Bachchans ist, da sie seit einiger Zeit mit seinem Sohn Amitabh verheiratet ist. Da ist man aber ohnehin schon vom Glanz der bunten und kitschig-schönen Bollywood-Welt verzaubert. Mit all zu großem Pomp wie die richtigen Blockbuster aus Indien ist er zwar nicht ausgestattet, kann aber auch durch tolle fotografierte Bilder und Szenen bestechen.
Hier bleibt Bunty und Babli schön auf der Erde, denn Hochglanzbilder, wie sie in Hits wie Kabhi Khushi Kabhie Gham... vorkommen, hat er nicht zu bieten. Eine tolle Kameraarbeit allerdings schon, die mit einigen schönen Einstellungen aufwarten kann. Der Film präsentiert uns ein stimmiges ganzes, der uns trotz der für Bollywood-Filme so typischen Überlänge, niemals wirklich langweilen mag. Das knapp an der drei Stunden-Marke kratzende Werk ist dafür viel mitreißend, auch wenn die zweite Hälfte nicht ganz an die Stärken der ersten heranreichen kann. Auch wenn er sich meist als beschwingtes, großes Abenteuer gibt so kann er mit seinem Ende auch noch ein wenig auf die Tränendrüse drücken. Es mag etwas konstruiert und weit hergeholt wirken, doch wer sich Bollywood anschaut, der soll sich hinterher nicht über fehlenden Realismus beschweren.
Die Inder schaffen mit ihren Filmen, auch mit Bunty und Babli, moderne Märchen die einen für einige Stunden aus der Alltagswelt reißen und träumen lassen können. Das mag für viele zu bunt, zu aufgeplustert und vor allem zu kitschig sein. Doch gerade die indischen Filme dieser Machart sind um ein vieles ehrlicher und herzergreifender als die derzeitigen Herzschmerz-Filme aus Hollywood. Noch dazu, dass dieser Film auch noch so einige, unglaublich wunderbare Energie versprüht. Es ist einfach ein leicht goutierbarer Abenteuer- und Romantik-Mix, dessem Charme man sich nicht entreißen kann. Zwei sehr gut aufgelegte und miteinander harmonierende Hauptdarsteller in einer witzig umgesetzten Story, die mit tollen Bildern und mitreißenden Gesangs- und Tanznummern aufwarten kann versprechen beste Unterhaltung.
Donnerstag, 23. April 2009
A Blade in the Dark
Der Musiker Bruno zieht sich in das Haus seines Freundes Toni zurück, um dort in Ruhe am Soundtrack zu einem Horrorfilm, den seine Bekannte Sandra dreht, zu arbeiten. Kurz nach seiner Ankunft mehren sich aber mysteriöse Vorgänge im Haus. Irgendjemand hat ihm bei Aufnahmen was auf das Tonband geflüstert und aus einem Schrank springt ihm bei einem Rundgang im Haus die offensiv mit ihm flirtende Katia an und verschwindet genau so schnell wieder, wie sie gekommen ist. Als er in Katias Tagebuch, welches sie sich wieder holen wollte, etwas über die vorherige Bewohnerin Linda und ihr Geheimnis liest, ist seine Neugier geweckt. Dabei ahnt er nur vage, das ein Mörder am und auch im Haus sein Unwesen treibt und Bruno auf seine Liste gesetzt hat.
Nach seinem unter alleiniger Regie entstandenen Debütfilm Macabro - Die Küsse der Jane Baxter, am ein Jahr zuvor entstandenen Venus of Ille half noch sein Vater mit, widmete er sich einem Genre, das eben dieser mit dem Kultfilm Blutige Seide Anfang der 60er begründete: dem Giallo. Das Lamberto auch hier wie so oft in seiner Karriere nicht in die übergroßen Fußstapfen des werten Herrn Papa treten konnte, ist irgendwie schon zu ahnen. Nicht, das Lamberto Bava kein talentierter Regisseur ist. Gerade mit dem durch Hilfe von Dario Argento entstandenen Dämonen hat er einen seiner besten Filme abgeliefert, doch selbst hier blitzen neben all dem Potential auch Defizite auf.
A Blade in the Dark stellt den ersten Versuch Bavas dar, sich eines Giallos anzunehmen und ist, trotz aller Schwachpunkte, ein ganzes Stück besser als der ebenfalls hier im Blog besprochene und drei Jahre später entstandene Midnight Ripper. Dabei scheint es im Fall diesen Filmes irgendwo so, als hätte das Autoren-Duo Dardano Sacchetti und Elisa Briganti beim Aufräumen des Büros das Script aus dem Altpapierhaufen gefischt und es Bava untergeschoben. Immerhin waren beide zusammen für einige Fulci-Filme wie Woodoo - Schreckensinsel der Zombies, Der New York Ripper oder Das Haus an der Friedhofsmauer zuständig. Und Sacchetti selbst hatte schon seit den frühen 70er Jahren die Drehbücher zu vielen Genreproduktionen verfaßt. Nur hier hatte das Duo wohl keinen all zu guten Tag.
So musste sich Bava mit einem schwachen Drehbuch rumschlagen und kann dem Stoff nicht wirklich irgendwelche gute Momente verleihen. Sacchetti und Briganti erschufen ein nettes Grundszenario, spulen dies aber mit altbekannten Genreversatzstücken ab und zitieren zusammen mit dem Regisseur eiligst in manchen Szenen und Einstellungen Dario Argento. Nur das dessen Klasse zu keinem Zeitpunkt erreicht wird. Auffällig wird dies vor allem beim ersten Mord, als die junge Katia sich vor dem Mörder in einer ungeschickt gewählten Ecke des Hauses versteckt und dann von ihm mit dem Mordinstrument, einem herkömmlichen Bastelmesser (!), durch eine Art kleinmaschigem Netz bedroht, angegriffen und letztendlich über den Jordan geschickt wird. Argento hätte nun aus dieser Konstellation noch ewas rausholen können, bei Bava erscheint die Szene schlicht und ergreifend obskur.
Wobei obskur ohnehin ein gut gewähltes Wort ist, um einige Elemente des Werks zu beschreiben. Dies trifft auch für einige Figuren zu, wie bei der angesprochenen Katia. Da springt das Mädchen, aufgeschreckt durch eine Spinne, aus dem Schrank und wirft sich einen Schnitt später auch durch die nicht zu unterschätzende, unterdurchschnittliche deutsche Übersetzung und Synchronisation mit einem Dialog zum Schießen an Brunos Hals. Man möchte wohl fast jede im Film auftauchenden Person, egal ob dem wortkargen Gärtner, der euphorischen Regisseurin oder der zickigen Freundin Brunos so darstellen, das jeder dieser Figuren dem Zuschauer nicht ganz geheuer ist. Hier überrascht A Blade in the Dark dadurch, das Bava das Whodunit-Element relativ gut ausgearbeitet hat. Auch wenn es für erfahrene Kenner des Genres ein leichtes ist, schon früh klare Anhaltspunkte für die Identität des geheimnisvollen Mörders zu entdecken. Zumal man sich auch hier für ein altbekanntes, klassisches Motiv entschieden hat.
Weiters zieht sich die Vermischung des banal-altbekannten mit dem obskuren durch den Film, wenn im späteren Verlauf der ehemaligen Bewohnerin des Hauses, für den Zuschauer zu diesem Zeitpunkt auch auf der Liste der Verdächtigen, durch einen Fund im Keller eine wahrhafte Obsession für Tennisbälle (!), gut untermauert durch das Intro des Films, attestiert wird. Wäre dies ein sleaziger Giallo, es wäre ein schräger und vielleicht auch netter Einfall. Hier erscheint es nur als Irritation, da A Blade in the Dark so bieder und konventionell geschaffen wurde, das er durch den gesamten Look auch als eine billige TV-Produktion der 80er Jahre durchgehen könnte. Dem fast schon konservativen Inszenierungsstil stehen die überaus harten Morde gegenüber, die durch ihre brutale Darstellung, so makaber es klingen mag, eine der wenigen Höhepunkte des Films sind. Gerade der zweite Mord ist ein wahres Massaker, das in seiner letzten Szene wahre Schauer bereitet. Der Killer spült hier seelenruhig die blutverschmierte Badewanne aus, während sein Opfer mit aufgeschnittener Kehle an der Wanne sitzt und mit aufgerissenen Augen in Richtung des Zuschauers blickt. Eine überaus intensive Szene, die Bava hier geglückt ist.
Wobei dies wirklich zu wenig für den weiteren Verlauf des Films ist. Wenn auch ohne Längen, so kommt A Blade in the Dark ansonsten eher unspannend daher. Der Funke möchte beim Zuschauer einfach nicht überspringen. Zu ausgelutscht ist das, was hier auf der Mattscheibe präsentiert wird. Wenige Szenen und Kamerafahrten, ebenfalls am Werk des Vaters und Argentos angelehnt, sind geglückt. Und selbst das Titelstück des vom Duo Guido und Maurizio de Angelis, auch unter dem Pseudonym Oliver Onions und den darunter entstandenen Soundtracks für viele Bud Spencer- und Terence Hill-Filme bekannt, wird dadurch, das es zu oft im Verlauf des Films bemüht wird, eine eher nervige Sache. Wobei das Brüderpaar im großen und ganzen einen gelungenen Soundtrack abgeliefert haben. Selbst dieser kann aber nichts mehr bei A Blade in the Dark herausreißen.
Es ist einfach ein mittelmäßiger Spätgiallo, der trotzdem mehr befriedigende Momente bietet als der schon angesprochene zweite Giallo Bavas, Midnight Ripper. Eine weitere Schwäche des Films dürfte hierbei auch die unglückliche Wahl der Darsteller sein. Weder Andrea Occhipinti als Bruno noch seine mimischen Mitstreiter überzeugen durch wirklich gute Leistungen. Apathisch sind sie, im schlimmsten Falle - wie bei Lara Naszinsky - sogar noch etwas hölzern dazu. Wenn sie sich am Schluss des Films im Schrank versteckt und die Klinge eines Messers durch den Türschlitz stößt und stochert, so schmachtet sie schon beinahe das Messer an, anstatt angsterfüllt zu bibbern. Wenigstens eine Nebenrolle erscheint interessant: Als Freund Brunos, Toni, tritt ein gewisser Michele Soavi auf. Dieser hat eine wahrlich interessante Karriere aufzuweisen. So darf er in Fulcis Ein Zombie hing am Glockenseil seine eigenen Gedärme erbrechen, findet in Joe D'Amatos Absurd durch einen Bohrer in den Kopf den schnellen Rollentod und hat auch hier eine eher kleinere Rolle. Dafür blühte Soavi einige Jahre später als einer der interessantesten Regisseure des späten Genrekinos Italiens auf. Gerade der als Schmuddelfilmer und auch bei Fans sehr polarisierende Joe D'Amato erkannte Soavis Talent als Regisseur und produzierte mit seiner Firma Filmirage dessen Debüt Aquarius - Theater des Todes, welcher auch als Stagefright bekannt ist und einen wirklich guten Spätgiallo darstellt. Neben den sehenswerten Filmen The Church und The Sect ist Soavi zudem für einen der letzten großen Horrorfilme Italiens verantwortlich: dem poetischen Meisterwerk DellaMorte DellAmore.
Man hätte es vielleicht schon früher mit Soavi und seinem Regietalent versuchen sollen. Wobei selbst dieser bei A Blade in the Dark nicht viel aus der konstruierten Geschichte hätte herausholen können. So bleibt es wieder an Lamberto Bava hängen, dem man auch hier attestieren können: das Talent und Potential ist sichtbar, wird aber leider wieder verschenkt, um sich einen mittelmäßigen Spätgiallo in die Filmographie zu schreiben.
Nach seinem unter alleiniger Regie entstandenen Debütfilm Macabro - Die Küsse der Jane Baxter, am ein Jahr zuvor entstandenen Venus of Ille half noch sein Vater mit, widmete er sich einem Genre, das eben dieser mit dem Kultfilm Blutige Seide Anfang der 60er begründete: dem Giallo. Das Lamberto auch hier wie so oft in seiner Karriere nicht in die übergroßen Fußstapfen des werten Herrn Papa treten konnte, ist irgendwie schon zu ahnen. Nicht, das Lamberto Bava kein talentierter Regisseur ist. Gerade mit dem durch Hilfe von Dario Argento entstandenen Dämonen hat er einen seiner besten Filme abgeliefert, doch selbst hier blitzen neben all dem Potential auch Defizite auf.
A Blade in the Dark stellt den ersten Versuch Bavas dar, sich eines Giallos anzunehmen und ist, trotz aller Schwachpunkte, ein ganzes Stück besser als der ebenfalls hier im Blog besprochene und drei Jahre später entstandene Midnight Ripper. Dabei scheint es im Fall diesen Filmes irgendwo so, als hätte das Autoren-Duo Dardano Sacchetti und Elisa Briganti beim Aufräumen des Büros das Script aus dem Altpapierhaufen gefischt und es Bava untergeschoben. Immerhin waren beide zusammen für einige Fulci-Filme wie Woodoo - Schreckensinsel der Zombies, Der New York Ripper oder Das Haus an der Friedhofsmauer zuständig. Und Sacchetti selbst hatte schon seit den frühen 70er Jahren die Drehbücher zu vielen Genreproduktionen verfaßt. Nur hier hatte das Duo wohl keinen all zu guten Tag.
So musste sich Bava mit einem schwachen Drehbuch rumschlagen und kann dem Stoff nicht wirklich irgendwelche gute Momente verleihen. Sacchetti und Briganti erschufen ein nettes Grundszenario, spulen dies aber mit altbekannten Genreversatzstücken ab und zitieren zusammen mit dem Regisseur eiligst in manchen Szenen und Einstellungen Dario Argento. Nur das dessen Klasse zu keinem Zeitpunkt erreicht wird. Auffällig wird dies vor allem beim ersten Mord, als die junge Katia sich vor dem Mörder in einer ungeschickt gewählten Ecke des Hauses versteckt und dann von ihm mit dem Mordinstrument, einem herkömmlichen Bastelmesser (!), durch eine Art kleinmaschigem Netz bedroht, angegriffen und letztendlich über den Jordan geschickt wird. Argento hätte nun aus dieser Konstellation noch ewas rausholen können, bei Bava erscheint die Szene schlicht und ergreifend obskur.
Wobei obskur ohnehin ein gut gewähltes Wort ist, um einige Elemente des Werks zu beschreiben. Dies trifft auch für einige Figuren zu, wie bei der angesprochenen Katia. Da springt das Mädchen, aufgeschreckt durch eine Spinne, aus dem Schrank und wirft sich einen Schnitt später auch durch die nicht zu unterschätzende, unterdurchschnittliche deutsche Übersetzung und Synchronisation mit einem Dialog zum Schießen an Brunos Hals. Man möchte wohl fast jede im Film auftauchenden Person, egal ob dem wortkargen Gärtner, der euphorischen Regisseurin oder der zickigen Freundin Brunos so darstellen, das jeder dieser Figuren dem Zuschauer nicht ganz geheuer ist. Hier überrascht A Blade in the Dark dadurch, das Bava das Whodunit-Element relativ gut ausgearbeitet hat. Auch wenn es für erfahrene Kenner des Genres ein leichtes ist, schon früh klare Anhaltspunkte für die Identität des geheimnisvollen Mörders zu entdecken. Zumal man sich auch hier für ein altbekanntes, klassisches Motiv entschieden hat.
Weiters zieht sich die Vermischung des banal-altbekannten mit dem obskuren durch den Film, wenn im späteren Verlauf der ehemaligen Bewohnerin des Hauses, für den Zuschauer zu diesem Zeitpunkt auch auf der Liste der Verdächtigen, durch einen Fund im Keller eine wahrhafte Obsession für Tennisbälle (!), gut untermauert durch das Intro des Films, attestiert wird. Wäre dies ein sleaziger Giallo, es wäre ein schräger und vielleicht auch netter Einfall. Hier erscheint es nur als Irritation, da A Blade in the Dark so bieder und konventionell geschaffen wurde, das er durch den gesamten Look auch als eine billige TV-Produktion der 80er Jahre durchgehen könnte. Dem fast schon konservativen Inszenierungsstil stehen die überaus harten Morde gegenüber, die durch ihre brutale Darstellung, so makaber es klingen mag, eine der wenigen Höhepunkte des Films sind. Gerade der zweite Mord ist ein wahres Massaker, das in seiner letzten Szene wahre Schauer bereitet. Der Killer spült hier seelenruhig die blutverschmierte Badewanne aus, während sein Opfer mit aufgeschnittener Kehle an der Wanne sitzt und mit aufgerissenen Augen in Richtung des Zuschauers blickt. Eine überaus intensive Szene, die Bava hier geglückt ist.
Wobei dies wirklich zu wenig für den weiteren Verlauf des Films ist. Wenn auch ohne Längen, so kommt A Blade in the Dark ansonsten eher unspannend daher. Der Funke möchte beim Zuschauer einfach nicht überspringen. Zu ausgelutscht ist das, was hier auf der Mattscheibe präsentiert wird. Wenige Szenen und Kamerafahrten, ebenfalls am Werk des Vaters und Argentos angelehnt, sind geglückt. Und selbst das Titelstück des vom Duo Guido und Maurizio de Angelis, auch unter dem Pseudonym Oliver Onions und den darunter entstandenen Soundtracks für viele Bud Spencer- und Terence Hill-Filme bekannt, wird dadurch, das es zu oft im Verlauf des Films bemüht wird, eine eher nervige Sache. Wobei das Brüderpaar im großen und ganzen einen gelungenen Soundtrack abgeliefert haben. Selbst dieser kann aber nichts mehr bei A Blade in the Dark herausreißen.
Es ist einfach ein mittelmäßiger Spätgiallo, der trotzdem mehr befriedigende Momente bietet als der schon angesprochene zweite Giallo Bavas, Midnight Ripper. Eine weitere Schwäche des Films dürfte hierbei auch die unglückliche Wahl der Darsteller sein. Weder Andrea Occhipinti als Bruno noch seine mimischen Mitstreiter überzeugen durch wirklich gute Leistungen. Apathisch sind sie, im schlimmsten Falle - wie bei Lara Naszinsky - sogar noch etwas hölzern dazu. Wenn sie sich am Schluss des Films im Schrank versteckt und die Klinge eines Messers durch den Türschlitz stößt und stochert, so schmachtet sie schon beinahe das Messer an, anstatt angsterfüllt zu bibbern. Wenigstens eine Nebenrolle erscheint interessant: Als Freund Brunos, Toni, tritt ein gewisser Michele Soavi auf. Dieser hat eine wahrlich interessante Karriere aufzuweisen. So darf er in Fulcis Ein Zombie hing am Glockenseil seine eigenen Gedärme erbrechen, findet in Joe D'Amatos Absurd durch einen Bohrer in den Kopf den schnellen Rollentod und hat auch hier eine eher kleinere Rolle. Dafür blühte Soavi einige Jahre später als einer der interessantesten Regisseure des späten Genrekinos Italiens auf. Gerade der als Schmuddelfilmer und auch bei Fans sehr polarisierende Joe D'Amato erkannte Soavis Talent als Regisseur und produzierte mit seiner Firma Filmirage dessen Debüt Aquarius - Theater des Todes, welcher auch als Stagefright bekannt ist und einen wirklich guten Spätgiallo darstellt. Neben den sehenswerten Filmen The Church und The Sect ist Soavi zudem für einen der letzten großen Horrorfilme Italiens verantwortlich: dem poetischen Meisterwerk DellaMorte DellAmore.
Man hätte es vielleicht schon früher mit Soavi und seinem Regietalent versuchen sollen. Wobei selbst dieser bei A Blade in the Dark nicht viel aus der konstruierten Geschichte hätte herausholen können. So bleibt es wieder an Lamberto Bava hängen, dem man auch hier attestieren können: das Talent und Potential ist sichtbar, wird aber leider wieder verschenkt, um sich einen mittelmäßigen Spätgiallo in die Filmographie zu schreiben.
Dienstag, 21. April 2009
Feed
Für heute einmal kein Filmreview, sondern eine kurze Info an diejenigen von Euch, die unseren Feed abonniert haben: Solltet Ihr Euch wundern über die 3 direkt vor diesem Posting einhergegangenen "Updates", die eigentlich keine waren:
Offensichtlich konnte Blogspot (und das ist heute schon bei einem anderen Blog passiert) nicht zwischen alten Postings die überarbeitet wurden, sowie wirklich neuen Postings unterscheiden.
Sorry for that und danke für die Aufmerksamkeit.
Cheers,
v.
Offensichtlich konnte Blogspot (und das ist heute schon bei einem anderen Blog passiert) nicht zwischen alten Postings die überarbeitet wurden, sowie wirklich neuen Postings unterscheiden.
Sorry for that und danke für die Aufmerksamkeit.
Cheers,
v.
Samstag, 18. April 2009
Die Hexe des Grafen Dracula
Der Antiquitätenhändler Robert Manning macht sich auf die Suche nach seinem Bruder Peter, nachdem er von diesem eine Kiste mit neuer Ware und einer beigelegten, eigentümlichen Nachricht erhalten hat. Die Spur führt ihn in die kleine Ortschaft Greymarsh auf das Gut der Familie Morley. Von dort aus soll Peter die Nachricht geschrieben haben, jedoch will ihn weder der Besitzer des Hauses, noch seine bezaubernde Nichte Eve kennen. Während seines Aufenthalts in Greymarsh wird er zudem von schlimmsten Alpträumen geplagt, die von der Hexe Lavinia handeln, welche zu Zeiten der Hexenverbrennungen auf dem Scheiterhaufen landete und eine Vorfahrin der Morleys ist. Bald keimen in Robert Überlegungen auf, das dies nicht nur Träume sind und macht sich mit Eve und dem Hexenkult-Experten Professor Marsh auf, Nachforschungen über Lavinia zu betreiben.
Hereinspaziert in die wunderbare Welt des britischen Horrorfilms, vorangetrieben durch die Kultstudios Hammer und Amicus. Während erstere mit so Filmen wie Dracula von 1958, Frankensteins Fluch von 1957 oder auch Das schwarze Reptil von 1966 sowie unzähligen anderen Filmen herrliche Gothic Horror-Filme schufen und somit bei Fans einen herrlichen Ruf sowie einiges an Kohlen erlangen konnten, war Amicus das erste Studio, welches versuchte ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen. Episodenfilme waren die größte Stärke des Studios, welches Klassiker wie Die Todeskarten des Doktor Schreck oder Asylum schuf. Im Jahre 1966 wurde das Studio Tigon British gegründet, welches neben dem Vincent Price-Klassiker Der Hexenjäger unter anderem auch Die Hexe des Grafen Dracula geschaffen hat.
Dieser ist knapp nach dem Stück über den Inquisiteur Matthew Hopkins entstanden und kann nicht nur mit einer, sondern zwei Horrorikonen glänzen. Studioinhaber und -gründer Tony Tenser konnte für den im Original entweder Curse of the Crimson Altar (GB) oder The Crimson Cult (US-Titel) betitelten Streifen niemand geringeren als Boris Karloff und sogar Christopher Lee gewinnen. Für Karloff sollte dies übrigens sein letzter Film darstellen, bevor er leider verstarb. Zusammen mit dem als Dracula bekannten und beliebten Lee, der allerdings recht zurückhaltend und teils auch farblos spielt, sowie dem restlichen und gut aufspielenden Cast schafft es Karloff, gerade in den Anfangsminuten mit herrlichem Overacting bei der Sache, das Publikum durch einen herrlich altmodischen Gruselschocker britischer Gattung zu geleiten.
Neben dem Horroraltstar schafft es der vormals und auch hinterher oft in TV-Produktionen zu sehende Marc Eden beim Zuschauer schnell Sympathien zu schaffen. Der nichts anbrennen lassende, nachforschende Charakter des Robert Mannings paßt perfekt und so schafft er es schnell und gut, seiner Figur Leben einzuhauchen und dem Publikum so eine Identifikationsfigur zu präsentieren. So zieht er in der Ortschaft Greymarsch gemächlich seine Bahnen um das Verschwinden seines Bruders Peter aufzudecken. Wie auch für unzählige Hammer-Produktionen typisch, läßt man sich auch hier mit der Entwicklung der Geschichte Zeit um dann zum Ende hin einige erzähltechnische Haken zu schlagen, die bei Hammer oftmals ein wenig irritierend, keineswegs aber störend für den Filmgenuß und Erzählfluß wirken. Auch hier schafft man es, das Kind in trockene Tücher zu legen. Einzig und allein der etwas offene und eigene Schluß vermag es, einige kleinere Fragenzeichen über dem Kopf des Zuschauers zu hinterlassen, läßt allerdings auch Raum für Interpretationen.
Alleine schon durch eine nach den Credits eingeblendete Texttafel kann man sich nun Fragen, ob alles nur Einbildung war oder doch übersinnliche, aus dem Reich des Todes operierende Kräfte am Werk waren. Die Hexe des Grafen Dracula ist hierbei ein solider Horrorfilm, den man in den heutigen Tagen schon eher als Mystery- oder Gruselstreifen bezeichnen kann. Für das Drehbuch zeichnet sich das Duo Mervyn Haisman und Henry Lincoln aus, welches auch schon an der legendären und langlebigen Sci-Fi-Serie Dr. Who schrieb. Großartige Ausfälle sind beim Film nicht auszumachen, lediglich das man sich eigentlich nach einem wilden Anfang schnell in bekannte und vor allem heutzutage reichlich ausgelatschten Pfade begibt. Man hätte etwas mutiger agieren können und vor allem die reichlich schrägen und wunderbar surrealen Hexenkult-Szenen noch etwas länger gestalten oder, noch besser, häufiger in den Handlungsverlauf einbetten.
Gerade hier versprüht der Film einen unheimlich liebenswerten und verschrobenen Charme und kann zudem mit der Kultdarstellerin Barbara Steele als Lavinia, die ein wirklich tolles Outfit verpaßt bekommen hat, glänzen. Hier hat man ganz klar einen auch schon damals bekannten Namen nur dafür benutzt, um noch einige Leute mehr in die Filmtheater zu bekommen. Schade, gerade daraus und aus dem leicht mitschwappenden Swingin' Sixties-Flair hätte man noch einiges an Potenzial herausschöpfen können. Es ist einfach eine Pracht, Marc Eden durch die anfängliche im Anwesen steigende Party stapfen zu zehen. Diese hält nicht lange, wird nur durch Karloff und Michael Gough als seltsamen Hausbediensteten hochgehalten. Zudem weiß der erfahrene Zuschauer auch schnell, wo der Hase langläuft und kann den weiteren Storyverlauf leicht erahnen.
Nichtsdestrotrotz bleibt Die Hexe des Grafen Dracula eine durch angenehme britische Horroratmosphäre auffallende Produktion, die sich zwar keinen Zacken aus der Krone herausreißt, aber ein überdurchschnittlich guter Grusler bleibt, der gerade heute durch seinen altbackenen Charme bestechen kann. Der Film, der sehr lose auf Motiven der H. P. Lovecraft-Geschichte "Dreams in the Witch House" basiert, vermag es auch durch seine relativ kurze Laufzeit in der keinerlei Längen aufkommen (hätte bei einer längeren Laufzeit allerdings durchaus passieren können) können, passabel zu Unterhalten. Boris Karloff hätte sich als seinen letzten Film auch ein weitaus schlechteres Werk aussuchen können.
Samstag, 11. April 2009
Der Mafiaboss - Sie töten wie Schakale
Innerhalb der Mafia brennt der Busch. In Mailand ist Heroin im Wert von mehreren Millionen Dollar einfach so verschwunden und der Boss in New York City kocht. Doch der Kopf der Mailänder Mafia, Don Vito Tressoldi hat schon den Sündenbock ausgemacht: Luca Canali, ein einfacher Mann und kleiner Zuhälter soll sich den Stoff unter den Nagel gerissen haben. Zwei Killer machen sich von den USA nach Mailand auf um zusammen mit Tressoldi Canali zu schnappen und ihn zur Herausgabe des Heroins zu zwingen. Dieser weiß allerdings von nichts und versucht sich vor der halben Mailänder Mafia und den zwei Killern zu retten. Als diese jedoch seine von ihm getrennt lebende Frau und seine Tochter bei einem Anschlag umbringen, sieht der ansonsten eher friedliche Canali rot und rächt sich an den Mafiaschergen.
Zwar hat der italienische Regisseur Fernando Di Leo nur gut zwanzig Filme in seiner Filmographie zu verbuchen, doch diese haben es meistens in sich. Egal ob der mehr als sleazige Giallo Das Schloss der blauen Vögel oder auch der Action-Klamauk Zwei Supertypen räumen auf: Di Leo griff bei seinen Filmen schon immer in die Vollen und bescherte dem Publikum wilde Reißer derem rauhen Charme man sich nicht verwehren konnte. Am bekanntesten ist der Italiener, welcher im Jahre 2003 leider schon verstarb, immer noch für seine Action- und Gangsterstreifen, die Mitte der 70er Jahre entstanden. Dabei erschuf er auch eine Trilogie mit für sich jeweils abgeschlossenen Filmen, die ein Grundthema eigen haben: das Leben der einfachen kleinen Fische des Kriminellenmilieus. Neben Der Teufel führt Regie und Milano Kaliber 9 gehört auch der Film Der Mafiaboss zu dieser Trilogie.
Darin zeichnet Die Leo das Leben und Leiden des Zuhälters Luca Canali in wahrlich rasanter Form, das einem kaum Zeit zum Verschnaufen bleibt. Flott und mit regelrechter Dynamik braust der 1932 in San Ferdinando di Puglia geborene Regisseur durch eine Geschichte, die in ihrer eigenen Dramatik wahrlich Purzelbäume schlägt. Das schöne dabei ist, das sie dabei auch noch die Balance halten und so nicht ins Straucheln kommen kann. Es werden keine Gefangenen gemacht und schon ganz am Anfang beschert uns Di Leo und seinem Protagonisten gleich eine zünftige Prügelei um zu zeigen, mit welchen rasanten Tempo es die übrigen Zeit des Films über weitergeht. Und schon hier macht der Hauptdarsteller der Szenerie, der in Zürich geborene Kultdarsteller Mario Adorf, eine mehr als gute Figur.
Den meisten dürfte Adorf natürlich eher durch seine Rolle im deutschen Oscar-Preisträger Die Blechtrommel oder als betagter aber dennoch gut aufspielender TV-Darsteller in Fernsehfilmen wie Der große Bellheim oder Die Affäre Semmeling bekannt sein. So mag man zuerst etwas verwundert dreinschauen, wenn auf einmal ein so großer und gereifter Darsteller in solch kleiner (aber durchaus feiner) Genreproduktion um die Ecke gestapft kommt, mit schmieriger Tolle, passend zum ebenso schmierig-speichelleckenden und durchaus duckmäuserischen Charakter. Doch in den 70ern war Adorf vermehrt mit kleineren oder größeren Rollen in kleineren Genreproduktionen wie auch dem Italowestern Fahrt zur Hölle, ihr Halunken, Aldo Lados ungewöhnlichem Giallo Malastrana, dem fantastischen Giallo-/Poliziottesco-Hybriden Der Tod trägt schwarzes Leder oder natürlich dem deutschen Kultwestern Deadlock zu sehen.
So paßt er durchaus angemessen in die Rolle des Luca Canali und spielt von der ersten Minute ab groß auf. Wunderbar auch, wie Di Leo und sein Darsteller es verstehen, kleine Akzente in der Figur des Zuhälters herauszuarbeiten. Auch Canali selbst scheint bestrebt zu sein, eigentlich ein normaleres Leben zu führen, scheint aber nicht in der Lage, seine Fähigkeiten in einer anderen Tätigkeit zu benutzen. Zu tief scheint er schon im Milieu zu stecken. Und selbst wenn er voller Überzeugung den Zuhälter gibt und sich so auch nicht für seine Familie ändern will, immerhin ist das der Grund warum er und seine Frau getrennt voneinander Leben, so möchte er nichts mit dem brenzligen Kram und den großen Fischen zu tun haben. Klein und bescheiden soll das Leben sein. So versucht er mehr als einmal auf gut Deutsch gesagt den Gangsters des Don in den Arsch zu kriechen, um so seinen Hals aus der Schlinge zu bekommen.
Canali ist aber auch so ein windiger Hund, mit allen Wassern gewaschen, was ihn mehr als einmal vor seinen Verfolgern rettet. Diese werden vom relativ verhalten agierenden Woody Strode und einem sehr gut aufgelegten Henry Silva verkörpert. Vor allem letzterer scheint sichtlichen Spaß an der Rolle des überheblichen und brutalen Gangster zu haben und steckt seinen Partner Strode sichtlich in die Tasche. Hinzu kommt noch Adolfo Celi als Vito Tressoldi, einem Mafiapaten, der zwar Mailand in der Hand hat aber auch vor den Schergen seines Bosses ein wenig schlotterige Knie bekommt. Das gut aufgelegte Darstellerensemble schlägt sich im wahrsten Sinne des Wortes durch den Film und schafft es, mit dem Tempo der Inszenierung von Di Leo Schritt zu halten.
Auf so etwas wie Political Correctness wird natürlich wie üblich in den unzähligen kleinen Italoreißern keinen Wert gelegt und so haben Arthaus-verwöhnte Cineasten aufgrund der leichten Ruppigkeit von Der Mafiaboss bestimmt mehr als einmal die Möglichkeit, die Nase über das durchaus harte Verhalten der Figuren die Nase zu rümpfen. Doch um ehrlich zu sein funktioniert dies einfach wunderbar, Di Leo macht einen mehr als soliden Job auf seinem Regiestuhl und beschert zünftige Raufereien und spannungsgeladene Verfolgungsjagden, die als exzessiv durchgemixtes Gebräu aus Gewaltspitzen und überspitztem Verhalten der Charaktere einfach vorzüglich schmeckt. So ist der auch unter dem Namen Der Tod des Paten bekannte Film ein toller Milieufilm, weniger auf erzählerischer Basis, sondern mehr um der Actionszenen willen.
Und trotz der explosiven Spannung gelingt es Di Leo auch immer wieder kleine Feinheiten in sein Werk einzubauen. So ist die Entwicklung Adorfs vom friedlichen, kleinen Zuhälter zum von Hass zerfressenen Racheengel eine zwar schnell herbeigeführte, aber unheimlich intensive Darstellung, die sich vor allem bei seinem Eindringen in die Residenz des Dons in all ihrer Herrlichkeit entfaltet. Blind vor Wut wütet Luca Canali bis zum Finale auf einem Autofriedhof wie ein Derwisch durch den Film um erst ganz am Ende als ein zerschundener und gebrochener, aber auch von seinen Rachedämonen erleichterter Mann dazustehen. Es bleibt nicht viel Zeit für eine Katharsis, denn schon bald danach verkündet einem der Ende-Schriftzug, das die Geschichte vorbei ist. Aufgewühlt läßt Di Leo sein Publikum zurück. Aber auch begeistert von so einem durch die Bank weg begeisternden Actionreißer alter italienischer Schule, der eine wahrhaft mitreißende Wucht entwickelt. Tolles, altmodisches Actionkino aus der Blütezeit des italienischen Gangsterfilms der allein schon wegen Adorfs Darstellung mehr als nur einen Blick lohnt.
Zwar hat der italienische Regisseur Fernando Di Leo nur gut zwanzig Filme in seiner Filmographie zu verbuchen, doch diese haben es meistens in sich. Egal ob der mehr als sleazige Giallo Das Schloss der blauen Vögel oder auch der Action-Klamauk Zwei Supertypen räumen auf: Di Leo griff bei seinen Filmen schon immer in die Vollen und bescherte dem Publikum wilde Reißer derem rauhen Charme man sich nicht verwehren konnte. Am bekanntesten ist der Italiener, welcher im Jahre 2003 leider schon verstarb, immer noch für seine Action- und Gangsterstreifen, die Mitte der 70er Jahre entstanden. Dabei erschuf er auch eine Trilogie mit für sich jeweils abgeschlossenen Filmen, die ein Grundthema eigen haben: das Leben der einfachen kleinen Fische des Kriminellenmilieus. Neben Der Teufel führt Regie und Milano Kaliber 9 gehört auch der Film Der Mafiaboss zu dieser Trilogie.
Darin zeichnet Die Leo das Leben und Leiden des Zuhälters Luca Canali in wahrlich rasanter Form, das einem kaum Zeit zum Verschnaufen bleibt. Flott und mit regelrechter Dynamik braust der 1932 in San Ferdinando di Puglia geborene Regisseur durch eine Geschichte, die in ihrer eigenen Dramatik wahrlich Purzelbäume schlägt. Das schöne dabei ist, das sie dabei auch noch die Balance halten und so nicht ins Straucheln kommen kann. Es werden keine Gefangenen gemacht und schon ganz am Anfang beschert uns Di Leo und seinem Protagonisten gleich eine zünftige Prügelei um zu zeigen, mit welchen rasanten Tempo es die übrigen Zeit des Films über weitergeht. Und schon hier macht der Hauptdarsteller der Szenerie, der in Zürich geborene Kultdarsteller Mario Adorf, eine mehr als gute Figur.
Den meisten dürfte Adorf natürlich eher durch seine Rolle im deutschen Oscar-Preisträger Die Blechtrommel oder als betagter aber dennoch gut aufspielender TV-Darsteller in Fernsehfilmen wie Der große Bellheim oder Die Affäre Semmeling bekannt sein. So mag man zuerst etwas verwundert dreinschauen, wenn auf einmal ein so großer und gereifter Darsteller in solch kleiner (aber durchaus feiner) Genreproduktion um die Ecke gestapft kommt, mit schmieriger Tolle, passend zum ebenso schmierig-speichelleckenden und durchaus duckmäuserischen Charakter. Doch in den 70ern war Adorf vermehrt mit kleineren oder größeren Rollen in kleineren Genreproduktionen wie auch dem Italowestern Fahrt zur Hölle, ihr Halunken, Aldo Lados ungewöhnlichem Giallo Malastrana, dem fantastischen Giallo-/Poliziottesco-Hybriden Der Tod trägt schwarzes Leder oder natürlich dem deutschen Kultwestern Deadlock zu sehen.
So paßt er durchaus angemessen in die Rolle des Luca Canali und spielt von der ersten Minute ab groß auf. Wunderbar auch, wie Di Leo und sein Darsteller es verstehen, kleine Akzente in der Figur des Zuhälters herauszuarbeiten. Auch Canali selbst scheint bestrebt zu sein, eigentlich ein normaleres Leben zu führen, scheint aber nicht in der Lage, seine Fähigkeiten in einer anderen Tätigkeit zu benutzen. Zu tief scheint er schon im Milieu zu stecken. Und selbst wenn er voller Überzeugung den Zuhälter gibt und sich so auch nicht für seine Familie ändern will, immerhin ist das der Grund warum er und seine Frau getrennt voneinander Leben, so möchte er nichts mit dem brenzligen Kram und den großen Fischen zu tun haben. Klein und bescheiden soll das Leben sein. So versucht er mehr als einmal auf gut Deutsch gesagt den Gangsters des Don in den Arsch zu kriechen, um so seinen Hals aus der Schlinge zu bekommen.
Canali ist aber auch so ein windiger Hund, mit allen Wassern gewaschen, was ihn mehr als einmal vor seinen Verfolgern rettet. Diese werden vom relativ verhalten agierenden Woody Strode und einem sehr gut aufgelegten Henry Silva verkörpert. Vor allem letzterer scheint sichtlichen Spaß an der Rolle des überheblichen und brutalen Gangster zu haben und steckt seinen Partner Strode sichtlich in die Tasche. Hinzu kommt noch Adolfo Celi als Vito Tressoldi, einem Mafiapaten, der zwar Mailand in der Hand hat aber auch vor den Schergen seines Bosses ein wenig schlotterige Knie bekommt. Das gut aufgelegte Darstellerensemble schlägt sich im wahrsten Sinne des Wortes durch den Film und schafft es, mit dem Tempo der Inszenierung von Di Leo Schritt zu halten.
Auf so etwas wie Political Correctness wird natürlich wie üblich in den unzähligen kleinen Italoreißern keinen Wert gelegt und so haben Arthaus-verwöhnte Cineasten aufgrund der leichten Ruppigkeit von Der Mafiaboss bestimmt mehr als einmal die Möglichkeit, die Nase über das durchaus harte Verhalten der Figuren die Nase zu rümpfen. Doch um ehrlich zu sein funktioniert dies einfach wunderbar, Di Leo macht einen mehr als soliden Job auf seinem Regiestuhl und beschert zünftige Raufereien und spannungsgeladene Verfolgungsjagden, die als exzessiv durchgemixtes Gebräu aus Gewaltspitzen und überspitztem Verhalten der Charaktere einfach vorzüglich schmeckt. So ist der auch unter dem Namen Der Tod des Paten bekannte Film ein toller Milieufilm, weniger auf erzählerischer Basis, sondern mehr um der Actionszenen willen.
Und trotz der explosiven Spannung gelingt es Di Leo auch immer wieder kleine Feinheiten in sein Werk einzubauen. So ist die Entwicklung Adorfs vom friedlichen, kleinen Zuhälter zum von Hass zerfressenen Racheengel eine zwar schnell herbeigeführte, aber unheimlich intensive Darstellung, die sich vor allem bei seinem Eindringen in die Residenz des Dons in all ihrer Herrlichkeit entfaltet. Blind vor Wut wütet Luca Canali bis zum Finale auf einem Autofriedhof wie ein Derwisch durch den Film um erst ganz am Ende als ein zerschundener und gebrochener, aber auch von seinen Rachedämonen erleichterter Mann dazustehen. Es bleibt nicht viel Zeit für eine Katharsis, denn schon bald danach verkündet einem der Ende-Schriftzug, das die Geschichte vorbei ist. Aufgewühlt läßt Di Leo sein Publikum zurück. Aber auch begeistert von so einem durch die Bank weg begeisternden Actionreißer alter italienischer Schule, der eine wahrhaft mitreißende Wucht entwickelt. Tolles, altmodisches Actionkino aus der Blütezeit des italienischen Gangsterfilms der allein schon wegen Adorfs Darstellung mehr als nur einen Blick lohnt.
Mittwoch, 8. April 2009
The Wrestler
Das Review könnte eventuelle, kleine Spoiler enthalten!
Die besten Zeiten von Randy "The Ram" Robinson sind schon lange vorbei. In den 80ern war er ein im ganzen Lande gefeierter Wrestlingstar, heute arbeitet er in einem Supermarkt und tingelt jedes Wochenende zu kleinen Independent-Shows um dort nochmal ein wenig den Ruhm der alten Tage zu spüren. Er klammert sich aber viel zu sehr an die alten Tage und bemerkt nicht den sozialen und körperlichen Verfall. Das Geld wird immer knapper, seine Tochter möchte nichts mehr von ihm wissen und einzig allein die Stripperin Cassidy scheint ein kleiner Strohhalm zu sein, an den er sich klammern kann. Als "The Ram" nach einem Kampf mit einem Herzanfall zusammenbricht, raten ihm die Ärzte davon ab, sich nochmal intensiv seinem geliebten Sport zu widmen. Zu groß sei die Gefahr, das sein Herz das nicht mehr mitmacht. Er versucht langsam im Leben Fuß zu fassen, das Wrestling sein zu lassen und doch würde es ihn nochmal in den Fingern jucken, 20 Jahre nach dem großen Kampf nochmal mit seinem alten Erzrivalen The Ayatollah in den Ring zu steigen.
Das wievielte Comeback Mickey Rourke mit seiner Rolle als gebrochenem Mann hinlegt, ist schon kaum mehr zählbar, so oft ist der Kultmime aus Filmen wie Johnny Handsome oder 9 1/2 Wochen in der Versenkung verschwunden und doch wieder aufgetaucht. Wohl aber ist es sein schauspielerisch beachtlichstes Comeback. Rourke schafft es, das man beim Betrachten des Films nicht mehr den Schauspieler sieht, sondern wirklich diesen in der Vergangenheit lebenden, überaus angegriffenen Mann sieht und ihn durch sein abgewracktes Leben begleitet. Rourke geht vollends in seiner Rolle auf und wurde zurecht dafür für den Oscar nominiert.
Dabei geling es Aronofsky, mit einer rauhen und tristen Bildsprache dem Film eine Authentizität zu schenken, um so den Zuschauer noch näher als ohnehin schon am Geschehen sein zu lassen. Er fängt eine vergängliche, leicht melancholisch angehauchte Atmsosphäre ein, läßt das Licht in Tagesszenen hart erscheinen um somit eine für "The Ram" augenscheinlich feindselige Welt zu erschaffen, mit der er nur in den wenisten Fällen auch wirklich klar kommt. Im Gegensatz sind die Szenen im Stripclub sehr dunkel gehalten und wird zu einer Art Parallelwelt, in der auch der alternde Wrestlingstar erst so wirklich abschalten und sich entspannen kann. Aronofky baut hier trotz aller Dunkelheit warmes Licht und Farben ein um eine zaghafte Bande zwischen seinen beiden Protagonisten anzudeuten.
Doch "The Ram" lebt nur für sein Business, obwohl er schon knapp 20 Jahre auf dem Buckel und etliche Verletzungen davongetragen hat. Narben, ein kaputtes Ohr und zuguterletzt das wohl auch durch den Steroidmissbrauch geschwächte Herz bringen ihn vollends zum Kollabieren. Zu einer Zeit, in der er schon längst in den vergangenen Tagen lebt und denkt. Hier sieht man, das sich der Drehbuchautor Robert D. Siegel sorgfältig mit der Wrestlingszene, insbesondere der Independent-Szene, auseinandergesetzt hat. Die familiäre Stimmung im Locker Room zeigt auch auf, das dies die einzigste Welt für Robinson ist, in der er wirklich aufblühen kann. Das er dafür lebt und es ihm schlicht und ergreifend schwer fällt, die Stiefel für immer an den Nagel zu hängen. Eine Sache, die auch in der realen Szene Wochenende für Wochenende zu sehen ist, da auch hier viele Altstars, die sich zu ihren großen Zeiten keine Gedanken über die Zeit hinterher gemacht haben, sich bei kleineren als keinen Promotions durch die Kämpfe hangeln.
Man merkt hier an dieser Stelle, das der Autor selbst durch jahrelange Beschäftigung mit der Wrestlingwelt einiges an Hintergrundwissen mitbringt und so das Aronofskys Drama auch auf diesem Aspekt gut bewerten kann. Schon einige Wrestler der derzeitigen Profiligen waren von der eindringlichen Darstellung der Szene schwer beeindruckt. Man arbeitete bei der Entstehung des Film eng mit den bei Fans beliebten Wrestlingpromotions Ring of Honor und Combat Zone Wrestling zusammen, so das auch für Smartmarks, den Internetfans des Sports, viele bekannte Kämpfer zu sehen sind. Hinzu kommt, das auch die nur kurz angeschnittenen Kampfszenen wirklich gut inszeniert sind und so noch mehr das Feeling der ab und an sehr nüchternen und trostlosen Szene einfängt.
The Wrestler ist ein runder Film, der die letzte Episode einer gebrochenen Figur in einer für sie mittlerweile schwer zu begreifenden Welt aufzeigt. Und auch wenn Aronofsky es gelingt, eine so dichte Erzählstruktur zu schaffen, die einen vollends in die Welt des Films gleiten läßt, so muss man ihm auch zugestehen, das die Geschichte an und für sich nicht neu ist. Fernab jeder Vernunft läßt er seine Figur, nachdem seine Bemühungen sein Leben in eine andere Richtung zu lenken nicht fruchten, in ihrem Schicksal aufgehen. "The Ram" nähert sich seiner Tochter an um trotzdem wieder Fehler zu machen, die sie ihm all die Jahre vorgeworfen hat. Selbst als sich die ihn erst abweisende Stripperin Cassidy doch noch für ihn öffnet und über ihren Schatten springt, ihre Bedenke zur Seite räumt, ist es schon zu spät. "The Ram" hat sich für seine Welt entschieden und das Ende des Films läßt die Geschichte im Kopf des Zuschauers zu Ende führen ohne eventuell noch in Tragikkitsch abzugleiten.
Es ist ein leiser Film, klassisches Indy-Erzählkino amerikansicher Art, das vor allem von seinen Darstellern Rourke, Tomei und Wood getragen wird und so begeistern kann. Trotzdem möchte der Funke nur bedingt überspringen, zu konventionell ist die Erzählung der Story dann ausgefallen. Dies soll aber einen nicht davon abhalten, The Wrestler als einen richtig großen Film zu titulieren. Das ist er auf alle Fälle mit seinem ganzen spröden Charme, der gescheiterte Figuren bei ihrem Kampf durch die kalte Welt zeigt. Dies ist etwas, das nicht sonderlich neu ist, oft gesehen, aber gut umgesetzt wurde. Gerade das Setting und der Hintergrund der Wrestlingszene, schafft hier neue Akzente, um den Film in die gehobene Klasse zu hieven. Tolles Kino mit wahrlich großer schauspielerischer Kraft.
Dienstag, 7. April 2009
Night of the Zombie
Zombie-Filme sind ja schon eine Art Passion von mir. Vor allem, wenn sie so richtig schön alt, dreckig und vor allem SCHLECHT sind. Also nicht "schlecht" im Sinne von "nee, Sir, langweilt", sondern eher ulkig schlecht.
Eine echte Perle ist da ein Kurzfilmchen von mediocre films, dass ich vor einigen Jahren mal entdeckt und (dank einer Aufräumaktion in meinen youtube-Favoriten) wiedergefunden habe - "Night of the ZOMBIE!", einer wirklich sehr nett gemachten Hommage an Filme wie "Night of the Living Dead" und älteren s/w-Klassikern- natürlich ebenfalls schwarz-weiss, inkl. dreckiger Atmosphäre dank miesem Bild und einer... ähm, sagen wir mal "interessanten" These zur Bekämpfung von Zombies.
Aber seht selbst:
Eine echte Perle ist da ein Kurzfilmchen von mediocre films, dass ich vor einigen Jahren mal entdeckt und (dank einer Aufräumaktion in meinen youtube-Favoriten) wiedergefunden habe - "Night of the ZOMBIE!", einer wirklich sehr nett gemachten Hommage an Filme wie "Night of the Living Dead" und älteren s/w-Klassikern- natürlich ebenfalls schwarz-weiss, inkl. dreckiger Atmosphäre dank miesem Bild und einer... ähm, sagen wir mal "interessanten" These zur Bekämpfung von Zombies.
Aber seht selbst:
Montag, 6. April 2009
Der Kaufhaus Cop
Seit gut zehn Jahren ist der von allen Seiten eher belächelte Paul Blart ein Wachmann in einem riesigen Einkaufszentrum. Sein größter Traum ist der Eintritt in die Polizei, doch seine Hypoglykämie macht ihm beim Sporttest einen Strich durch die Rechnung und der Dienst bei den Freunden und Helfern bleibt ihm verwehrt. Wäre dies noch nicht genug, so ist ihm auch das private Glück in Form einer neuen Frau nicht hold. Sein Leben ändert sich erst schlagartig, als nicht nur eine neue Verkäuferin, die sich als seine Traumfrau entpuppt, in sein Leben tritt, sondern auch eine Gangsterbande versucht, die Einnahmen des gesamten Zentrums zu stehen und Geiseln nimmt. Paul wächst über sich hinaus und versucht das Einkaufszentrum, seine Traumfrau als auch seine Tochter zu retten, die schon bald in die Finger der Gängster gerät.
Die Star Search-Entdeckung Kevin James, hierzulande vor allem durch die zum Kult avancierte Sitcom King of Queens bekannt, kehrt nach seinem Cameo in Leg dich nicht mit Zohan an mit einer Hauptrolle zurück in die Lichtspielhäuser dieser Welt. Von letztgenannten Film konnte James Hauptdarsteller Adam Sandler dazu bewegen, seinen neuesten Kinohit gleich mal zu produzieren. Doch während die umtriebige Marketingmaschinerie des Verleihs schon jetzt von einem Komödienhit und Witzfest spricht - wie so oft - ist das Wort Kinohit im Bezug auf Der Kaufhaus Cop doch leider eher fehl am Platz.
Es liegt weniger an Darsteller James selbst, das der Film übr die meiste Zeit viele gute Momente verschenkt und so mancher Gag unbemerkt im Kinosaal verpufft. Komödiantisches Talent besitzt der Mann, keine Frage. Zudem ist er auch ein gewisser Sympathieträger, der es gut versteht, den kleinen Mann - einen Durchschnittsbürger - zu verkörpern um somit für das Publikum eine Figur zu verkörpern, mit deren Nöte man schnell mitfühlen kann. Doch schon am Anfang des Films macht sich eine geradezu angestrengte Atmosphäre breit, die bemüht versucht, eine Vertrautheit innerhalb der kleinen Familie Paul Blarts aufzubauen. Doch so recht schafft man dies nicht und so ist die Einführung in den kleinen Kosmos des Kaufhauswächters ziemlich bemüht. Dies gilt insbesondere für die Gags, die ab und an sehr aufgesetzt wirken.
Das Konzept des Films und das Gebiet der Witze scheint klar abgesteckt zu sein, doch ist dieses Gebiet einfach viel zu klein, als das sich alles in voller Breite und Pracht entfalten könnte. Vermeintlich cool will man wirken, alleine schon wenn Blart mit seinem neumodischen, zweirädrigen Gefährt durch die Gänge des Kaufhauses braust um Recht und Ordnung zu schaffen. Geradezu brav, bieder und moralinsauer mutet die Komödie an, welche erst spät so richtig bemerkbar macht, das dies ein Film für leichtes Amusement darstellt. Ein frische (wenn auch kleine) Brise absurden Humors macht sich breit, die dafür sorgt, das die One-Man-Show um den früheren TV-Star James nicht doch ein jämmerlicher Rohrkrepierer ist. Spätestens wenn die überaus modern agierenden Gangster (Spezialisten in den Trendsportarten BMX, Skateboarden und Parcour) das Einkaufszentrum übernommen haben, blüht James auf.
Auch wenn man hier nach Schema F verfährt und die Story, wäre sie ein Lolly, mehr als nur abgelutscht ist, kommen hier die Seitenhiebe auf die 80er Jahre Machoactioner der Marke Stirb langsam wirklich gut daher und sorgen für den ein oder anderen Lacher, während vorher wenn überhaupt nur verhaltene Schmunzler regierten. Da darf man auch die arg konstruierte, weit daher geholte Story vergessen. Hier hat Der Kaufhaus Cop seine stärksten Momente und es bereitet einen Heidenspaß, wenn Paul Blart als übergewichtiger Bruce Willis-Verschnitt erst scheitert, um später doch noch - mit frisch getanktem Selbstvertrauen - die Gangster dingfest macht.
Das hier natürlich gleich noch eine Botschaft mitgeliefert wird, das man es auch als angebliches "kleines Licht" immer seine Träume und Ziele verfolgen soll, da sich diese - mit genug Glauben - doch noch bewahrheiten, ist typisch für solch seichte Hollywoodkost. Es scheint wie immer eine gewisses schlechtes Gewissen der Drehbuchautoren bei ihren Witzen über all die Minderheiten und gehandicapten Menschen während des Films reinwaschen zu wollen um festzustellen, das in diesem Fall auch dicke Menschen, die als Loser von ihrer Umwelt wahrgenommen werden, wahre Helden sind. Gutmenschen, wie auch Paul Blart einer ist. Sehr schön ist dies in einer Szene zu sehen, in der er einen der Gangster auf einer eingeschalteten Sonnenbank fesselt und festhält und ihm dann doch noch, bevor er sich vom Tatort entfernt, ihm einen Augenschutz aufsetzt.
Da ist ein herzerweichendes Happy End natürlich vorprogrammiert und spätestens, wenn dieses dann Eintritt, merkt man eine weitere kleine postive Natur des Films. Trotz bekannten Pfaden, die Der Kaufhaus Cop betritt, ist er auch ein äußerst kurzweiliger Film der gemäßigt zu unterhalten weiß. Durch sympathische Hauptdarsteller, bei der auch der Blickfang Jayma Mays äußerst reizend rüberkommt, wird man mit dem Film versöhnt freut sich aber auch gleichzeitig auf die nächste, etwas mehr das Lachen rauskitzelnde Komödie. Denn hier ist Der Kaufhaus Cop eher lauwarm mit wenig richtig heißen und zündenden Gags.
Samstag, 4. April 2009
Silbersattel
Als kleiner Junge muss Roy Blood mitansehen, wie sein Vater von einem Gefolgsmannes des reichen Herrn Barretts erschossen wird, da er seine 100 Dollar einfordert, um die er von Barrett betrogen wurde. Roy erschießt daraufhin den windigen Gesellen und reitet mit dessen Pferd auf und davon. Jahre später ist Roy zu einem properen Mann herangewachsen und reitet mit dem Markenzeiches des Mörders seines Vaters, einem silbernen Sattel, durch das Land. Er trifft dabei auf den Leichenfledderer Snake, der ihm wenig später einen Deal macht, den Roy nicht ausschlagen kann. Er soll Thomas, ein Mitglied der Barrett-Familie, ermorden. Allerdings entpuppt sich dieser als ein kleiner Junge, den er im letzten Moment vor anderen Schergen, die es auf ihm abgesehen haben, schützt. Trotz seines Hass auf die Barrett-Familie nimmt sich Roy dem kleinen Thomas an und kommt bald einer Intrige auf die Schliche, in der es um den Tod und das immense Erbe des kleinen geht. Roy versucht daraufhin, den Intriganten das Handwerk zu legen.
Der dritte und letzte Western von Kultregisseur Lucio Fulci entpuppt sich für dessen Verhältnisse als ein relativ zahmer Spätwestern, der durchaus zu unterhalten weiß. In der Hauptrolle steht dabei Giuliano Gemma, der sich zu dieser Zeit einen Namen als Westerdarsteller gemacht hat und ein Jahr zuvor im brillanten Der Mann aus Virginia mitspielte. Anders als dort, verkörpert hier Gemma wieder einen für ihn typischen Charakter. Roy Blood ist ein mit außerordentlich vielen Talenten ausgestatteter Mann, der sich aus jeder noch so brenzligen Lage befreien kann und zudem moralisch höchst integer agiert. Allerdings wird er so ein wenig zu sehr als eine Art am Ende immer siegender Supermann dargestellt. Nicht ungewöhnlich für den Italowestern, tummelten sich dort doch mehr solcher Figuren. Doch irgenwie mag Gemmas Charakter, trotz dem gelingen, das man Sympathien für seine Figur herstellt, hier nicht so richtig passen.
Fulci schafft mit dem toll inszenierten Anfang zuviele Erwartungen, die Silbersattel im weiteren Verlauf seiner Geschichte nicht halten kann. Die dort vorherrschende düstere Stimmung und unterschwellige Spannung verpufft schon innerhalb der nächsten fünf Minuten und man hat es dann mit einem eher gemäßigteren Vertreter seiner Art zu tun. Durch die Intensität des Beginns vermutet man eher einen knallharten Rachewestern. Und auch wenn das Motiv der Rache durchaus in der Geschichte Silbersattels vorkommt, so lockert man allerdings das Auftreten des Films durch einige mildere Elemente auf. Mit der Einführung der Figur des Snakes, ohnehin der heimliche Star des Films, kratzt man sogar ein wenig am erst in den 80ern wirklich aufkommenden Subgenre des Buddymovies. Auch wenn Skepsis zwischen beiden Parteien herrscht, so kommt auch eine fruchtbare Partnerschaft zwischen Roy Blood und Snake auf, die spätestens am Ende als eine Art heimliche bzw. aufkeimende Freundschaft dargestellt wird.
Dabei ist Snake das pure Gegenstück von Roy. Er zieht von Unglück zu Unglück, immer die Opfer und Toten nach deren Wertsachen durchsuchend, um diese dann an sich zu nehmen. Schnell hegt man allerdings mit ihm auch eine gewisse Sympathie, da Snakes Charakter gerade durch seine Verschrobenheit einen gänzlich eigenen Charme gewinnt. Der vom Amerikaner Geoffrey Lewis dargestellte wird wie erwähnt der heimliche Star des Streifens, da man seiner Figur die Ecken und Kanten gegeben hat, die Roy einfach fehlen. Selbst als er sich dem kleinen Barrett annimmt, siegt am Ende doch seine gute Seite. Wäre Silbersattel wohl einige Jahre früher entstanden, wäre die Figur Roy Blood wohl nicht so wohlwollend mit dem Kind umgesprungen.
Wobei man hier mit dem Handlungsverlauf auch eher eine kleine Botschaft mit auf den Weg geben möchte. Roy und der kleine Thomas freunden sich immer mehr miteiander an, ganz gleich, das der Junge ein Verwandter von dem Mann ist, der den Tod seines Vater zu verschulden hat. Dieses Motiv der Vergebung läßt Silbersattel ja beinahe schon etwas kitschig und in die Nähe "verweichlichter" US-Western gleiten. Allerdings ist der auch unter dem Alternativtitel Sie starben in Stiefeln bekannte Film doch durch und durch ein Italowestern, der durch ein herrlich dreckiges und staubiges Ambiente begeistern kann und die für Genre auch so bekannten Härten aufweist. Wobei man hier - gerade auch im Bezug auf Regisseur Fulci und dessen spätere Gewaltepen - doch sehr gemäßigt und zurückhaltend zu Werke geht. Zwar gibt es auch hier einige Grausamkeiten, andere Italowestern sind allerdings weitaus offensiver, was das angeht.
Einem Unterhaltungswert kann man ihm auch nicht absprechen, nur hätte man das Werk alles in allem doch etwas runder inszenieren können. Das Drehbuch kommt relativ Stückhaftig daher und bietet einige größere Zeitsprünge und es entsteht ein abgehackter Erzählfluss. Manche Sprünge erweisen sich einfach als zu hart und es hat den Anschein das man ohne große Ideen manche Ideen und Szenen im Drehbuch einfach nur aneinanderreihte und das mit einigen Füllelementen zu einer kompletten Geschichte ausdehnte. Dies ist Silbersattels größtes Manko und verwehrt ihm auch den Status eines richtig guten Films. Richtig gut ist dafür der Soundtrack aus der Feder von Franco Bixio, Vince Tempera und Fabio Frizzi. Letzterer sollte übrigens auch den kongenialen Soundtrack zu Fulcis erstem großen Splatterfilm, Woodoo - Schreckensinsel der Zombies, beisteuern. Hier kupfert man nämlich ein klein wenig bei Spiel mir das Lied vom Tod ab und gibt jedem größeren Charakter ein eigenes Thema, das beim Auftritt von diesem erklingt. Vor allem das Thema von Roy Blood, verschiedene Abwandlungen des ohnehin sehr schönen Titellieds, vermag schnell ins Ohr zu gehen.
Fulci arbeitete hier mit seinem Stammkameramann Sergio Salvati zusammen, der für ihn später auch seine großen und bei Horror- und Splatterfans so bekannten und geliebten Werke fotografierte. Auch hier bekommt er einige schöne Bilder hin und auffallend an Silbersattel ist, das eines der Motive für das Fulci am bekanntesten ist, der Zoom auf die Augenpartie seiner Darsteller, hier überraschend wenig auftaucht. Scheint so, als hätte sich der 1996 leider verstorbene Regisseur dieses Markenzeichen erst zu seiner Horrorfilmzeit angeeignet bzw. ausgebaut. Von seinen drei Western bleibt Silbersattel allerdings der schwächste, der auch an einer sehr konstruierten Auflösung zum Ende krankt. Trotzdem ist er auch ein seichter, aber auch kurzweiliges Italowestern-Abenteuer, das - ein wenig runder inszeniert - noch ein wenig besser geworden wäre.
Der dritte und letzte Western von Kultregisseur Lucio Fulci entpuppt sich für dessen Verhältnisse als ein relativ zahmer Spätwestern, der durchaus zu unterhalten weiß. In der Hauptrolle steht dabei Giuliano Gemma, der sich zu dieser Zeit einen Namen als Westerdarsteller gemacht hat und ein Jahr zuvor im brillanten Der Mann aus Virginia mitspielte. Anders als dort, verkörpert hier Gemma wieder einen für ihn typischen Charakter. Roy Blood ist ein mit außerordentlich vielen Talenten ausgestatteter Mann, der sich aus jeder noch so brenzligen Lage befreien kann und zudem moralisch höchst integer agiert. Allerdings wird er so ein wenig zu sehr als eine Art am Ende immer siegender Supermann dargestellt. Nicht ungewöhnlich für den Italowestern, tummelten sich dort doch mehr solcher Figuren. Doch irgenwie mag Gemmas Charakter, trotz dem gelingen, das man Sympathien für seine Figur herstellt, hier nicht so richtig passen.
Fulci schafft mit dem toll inszenierten Anfang zuviele Erwartungen, die Silbersattel im weiteren Verlauf seiner Geschichte nicht halten kann. Die dort vorherrschende düstere Stimmung und unterschwellige Spannung verpufft schon innerhalb der nächsten fünf Minuten und man hat es dann mit einem eher gemäßigteren Vertreter seiner Art zu tun. Durch die Intensität des Beginns vermutet man eher einen knallharten Rachewestern. Und auch wenn das Motiv der Rache durchaus in der Geschichte Silbersattels vorkommt, so lockert man allerdings das Auftreten des Films durch einige mildere Elemente auf. Mit der Einführung der Figur des Snakes, ohnehin der heimliche Star des Films, kratzt man sogar ein wenig am erst in den 80ern wirklich aufkommenden Subgenre des Buddymovies. Auch wenn Skepsis zwischen beiden Parteien herrscht, so kommt auch eine fruchtbare Partnerschaft zwischen Roy Blood und Snake auf, die spätestens am Ende als eine Art heimliche bzw. aufkeimende Freundschaft dargestellt wird.
Dabei ist Snake das pure Gegenstück von Roy. Er zieht von Unglück zu Unglück, immer die Opfer und Toten nach deren Wertsachen durchsuchend, um diese dann an sich zu nehmen. Schnell hegt man allerdings mit ihm auch eine gewisse Sympathie, da Snakes Charakter gerade durch seine Verschrobenheit einen gänzlich eigenen Charme gewinnt. Der vom Amerikaner Geoffrey Lewis dargestellte wird wie erwähnt der heimliche Star des Streifens, da man seiner Figur die Ecken und Kanten gegeben hat, die Roy einfach fehlen. Selbst als er sich dem kleinen Barrett annimmt, siegt am Ende doch seine gute Seite. Wäre Silbersattel wohl einige Jahre früher entstanden, wäre die Figur Roy Blood wohl nicht so wohlwollend mit dem Kind umgesprungen.
Wobei man hier mit dem Handlungsverlauf auch eher eine kleine Botschaft mit auf den Weg geben möchte. Roy und der kleine Thomas freunden sich immer mehr miteiander an, ganz gleich, das der Junge ein Verwandter von dem Mann ist, der den Tod seines Vater zu verschulden hat. Dieses Motiv der Vergebung läßt Silbersattel ja beinahe schon etwas kitschig und in die Nähe "verweichlichter" US-Western gleiten. Allerdings ist der auch unter dem Alternativtitel Sie starben in Stiefeln bekannte Film doch durch und durch ein Italowestern, der durch ein herrlich dreckiges und staubiges Ambiente begeistern kann und die für Genre auch so bekannten Härten aufweist. Wobei man hier - gerade auch im Bezug auf Regisseur Fulci und dessen spätere Gewaltepen - doch sehr gemäßigt und zurückhaltend zu Werke geht. Zwar gibt es auch hier einige Grausamkeiten, andere Italowestern sind allerdings weitaus offensiver, was das angeht.
Einem Unterhaltungswert kann man ihm auch nicht absprechen, nur hätte man das Werk alles in allem doch etwas runder inszenieren können. Das Drehbuch kommt relativ Stückhaftig daher und bietet einige größere Zeitsprünge und es entsteht ein abgehackter Erzählfluss. Manche Sprünge erweisen sich einfach als zu hart und es hat den Anschein das man ohne große Ideen manche Ideen und Szenen im Drehbuch einfach nur aneinanderreihte und das mit einigen Füllelementen zu einer kompletten Geschichte ausdehnte. Dies ist Silbersattels größtes Manko und verwehrt ihm auch den Status eines richtig guten Films. Richtig gut ist dafür der Soundtrack aus der Feder von Franco Bixio, Vince Tempera und Fabio Frizzi. Letzterer sollte übrigens auch den kongenialen Soundtrack zu Fulcis erstem großen Splatterfilm, Woodoo - Schreckensinsel der Zombies, beisteuern. Hier kupfert man nämlich ein klein wenig bei Spiel mir das Lied vom Tod ab und gibt jedem größeren Charakter ein eigenes Thema, das beim Auftritt von diesem erklingt. Vor allem das Thema von Roy Blood, verschiedene Abwandlungen des ohnehin sehr schönen Titellieds, vermag schnell ins Ohr zu gehen.
Fulci arbeitete hier mit seinem Stammkameramann Sergio Salvati zusammen, der für ihn später auch seine großen und bei Horror- und Splatterfans so bekannten und geliebten Werke fotografierte. Auch hier bekommt er einige schöne Bilder hin und auffallend an Silbersattel ist, das eines der Motive für das Fulci am bekanntesten ist, der Zoom auf die Augenpartie seiner Darsteller, hier überraschend wenig auftaucht. Scheint so, als hätte sich der 1996 leider verstorbene Regisseur dieses Markenzeichen erst zu seiner Horrorfilmzeit angeeignet bzw. ausgebaut. Von seinen drei Western bleibt Silbersattel allerdings der schwächste, der auch an einer sehr konstruierten Auflösung zum Ende krankt. Trotzdem ist er auch ein seichter, aber auch kurzweiliges Italowestern-Abenteuer, das - ein wenig runder inszeniert - noch ein wenig besser geworden wäre.