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Dienstag, 25. August 2009

Werewolf Woman

Das Review könnte eventuelle, kleine Spoiler enthalten!

In den Zeiten, zu denen es noch kein Internet, keine Killerspiele, kein Fernsehen oder sonstige Kurzweil versprechenden Medien gibt, muss man schon wirklich einfallsreich sein, was die abendliche Beschäftigung angeht. Da zündet man sich als Dame von Welt auch mal gerne ein Feuerchen im Kreis an, wälzt sich auf dem Boden um dann - wir haben ja immerhin Vollmond - sich zum Werwolf zu verwandeln und dann die Bewohnerschaft des nächsten Dorfs ein wenig anzuknabbern. Schade nur, daß man vom restlichen Lynchmob doch noch aufgegabelt wird und am eiligst aufgebauten Scheiterhaufen verbrannt wird. Eine dunkle Episode der Familiengeschichte, die sich vor gut 200 Jahren innerhalb der Sippe der jungen Daniella (sic) zugetragen hat. Das zarte Pflänzchen ist allerdings so labil, das sie auch durch ein in alten Schriften gefundenes Bildnis der am Scheiterhaufen gebrutzelten Vorfahrin, welcher sie schrecklich ähnelt, mächtig von der Geschichte mitgenommen und das Oberstübchen nicht mehr ganz aufgeräumt wird. Beim Besuch ihrer Schwester mit deren Mann lockt sie ihn während eines Schäferstündchens mit der angetrauten Dame nach draußen, vergewohltätigt diesen selbst, schickt ihn allerdings auch mit punktgenauen Bissattacken über den Jordan und kommt in die nächste Irrenanstalt. Während ihr Vater noch besorgter über ihren geistigen Zustand als ohnehin schon ist, nutzt Daniella irgendwann die Gelegenheit und büchst aus. Sie zieht planlos durch die Gegend, begeht in ihrem Wahn weitere Morde und scheint ihren Frieden erst gefunden zu haben, als sie einen feschen Stuntman kennenlernt und sich in ihn verliebt. Doch das zweisame Glück währt nicht ewig und erneut ziehen dunkle Wolken an Daniellas Himmel auf.

Seitdem es den Menschen gibt, übt auch der Vollmond eine immerwährende Faszination auf diesen aus. Wunderbar manifestiert sich dies in der Legende des Werwolfs, einem Menschen, der sich zu Vollmond eben in einen Wolf verwandelt und sich einen blutgetränkten Weg durch die Nacht zieht. Der Fachbegriff dafür ist Lykanthropie und wird auch in der modernen Psychologie genutzt, wenn sich Menschen durch die verschiedensten Ursachen einbilden, ein Wolf zu sein. Das man nun im tiefsten Italien der 70er Jahre mit einem filmischen und vor allem präzise und einfühlsam erzählten Psychogramm über eine an Lykanthropie leidenden jungen Frau um die Ecke kommt, kann man sich bei Werewolf Woman allerdings getrost in die Haare schmieren. Viel eher ist der Aspekt des lykanthropischen Leidens von Daniella eine Gelegenheit für das Filmteam gewesen, eine schundige Idee an die nächste zu kleistern um damit einen ganzen Film zu füllen, von dem angeblich auch Quentin Tarantino ein Fan sein soll. Wer nun angefixt durch den großen Namen auf jeden Fall einen Blick auf den Film werfen möchte, dem sei anzuraten, starke Nerven und einen von vornherein vorhandenes Interesse an den schundigsten Vertretern des Gebiets des Schundfilms mitzubringen. Oder um es leichter auszudrücken: Ohne einen Hang zum Trashfilm wird man Werewolf Woman eher schwer durchstehen können.

Was uns hier Regisseur Rino di Silvestro abliefert, hätte ihm zu heutigen Zeiten wohl den Ratschlag zu eingebracht, doch mal beim Arbeitstamt im Berufeinformationszentrum vorbeizugehen und nach einem geeigneten Beruf und einer Umschulung zu schauen. Nicht, das di Silvestro frei jeglichen Talents ist, doch sind es eher gute Ansätze und leise durchschimmerndes Potenzial, die er vorzuweisen hat. Zumal der 1932 geborene Regisseur in seiner Filmographie auch sehr wenig Einträge verbuchen kann, was daraus schließen läßt, das er wohl selbst auf den Trichter gekommen ist, dass das inszenieren von Filmen wohl nicht so ganz seine Sache ist. Der vom Theater kommende di Silvestro hat nur sechs Werke vorzuweisen, wobei man feststellen kann, das es ihm vorzugsweise wohl am meisten Spaß machte, nacktes Fleisch neckisch in Szene zu setzen. Neben Werewolf Woman hat er unter anderem noch den Naziploitation-Film Deported Women of the SS, den Historien-Sofsex-Schmu Die Orgien der Cleopatra oder der bei Fans auch noch recht bekannten WIP (Women in Prison)-Film Mädchen im Knast in seiner übersichtlichen Filmographie stehen.

Überschaubar ist auch die Handlung von Werewolf Woman, stellt diese doch ohnehin nur einen Aufhänger dar, möglichst viel "schockierende" Szenen oder wenigstens nackte Frauen dem geneigten Zuschauer zu bieten. Vorzugsweise werden hier die üppigen Vorzüge der Hauptdarstellerin Annik Borel ins rechte Licht gerückt. Auch Borel hat in nur wenigen Filmen mitgewirkt, wobei der erwähnenswerteste Eintrag ihrer Filmographie zu Beginn ihrer kurzen Karriere stattfand, als die Französin in der bekannten Serie Männerwirtschaft mit Jack Klugman eine kleine Rolle spielte. Und Borel gibt auch mit voller Inbrust die leidende Daniella und ist mit gnademlosen Overacting vor allem bei den Anfällen in der Psychiatrie gut bei der Sache. Sie schreit, tobt, wälzt sich hin und her, schaut aber auch voller Leid und Schmerz in die Kamera, das es eine wahre, wenn auch ab und an sehr unfreiwillig komische, Pracht ist. Diese unfreiwillige Komik ist allerdings in so mancher Szene präsent, ist doch auch der Rest der Mimen eher mit bescheidenem Talent ausgestattet. Der irgendwann auf der Bildfläche erscheinende Kommisar, was in solchen Filmen mit ihren vielen seltsamen Todesfällen nun mal so vorkommt, ist der stetig ernst dreinblickende Frederick Stafford, der seine Darstellerkarriere zu den Hochzeiten der Eurospy-Filme, die europäische Antwort auf den James Bond-Hype, begann. Und das sorgenvolle Gesicht von Tino Carraro, der Daniellas Vater mimt, scheint fast sein einzigster Ausdruck im gesamten Verlauf des Films zu sein. Als Tüpfelchen auf dem "i" schaut dann auch noch die deutsche Darstellerin Dagmar Lassander vorbei, welche durch ihre vielen Rollen in italienischen Genrewerken einen großen Bekanntheitsgrad in der Szene hat.

Dem mimischen Unvermögen steht ein Drehbuch gegenüber, welches relativ straight und uninspiriert daherkommt, aber auch mit einigen Unglaublichkeiten überraschen kann. Zumal es di Silvestro spielend den Spagat zwischen Horror- und Sexploitationfilm schafft, als wäre es eine der leichtesten Übungen der Welt. Wobei es dies für italienische Filmemacher der damaligen Zeit wirklich so war. Der Beginn von Werewolf Woman überzeugt sogar noch mit recht dichten und atmosphärischen Szenen, die sichtlich von einigen klassichen Gothic Horror-Filmen inspiriert sind. Selbst hier lauert aber schon die erste Unglaublichkeit, die sich im Outfit des Werwolfs bzw. der Werwölfin manifestiert. Bietet der im deutschsprachigen Raum auch als Blutmond bekannte Film hier doch mit eines der lustigsten Werwolfoutfits aller Zeiten. Das die Wolfsdame am ganzen Körper voller Fell ist, läßt sich ja noch nachvollziehen, doch sind es zwei Details, die hier für erste Heiterkeitsanfälle sorgen. So sind die Brüste ebenfalls mächtig behaart und sehen irgendwie recht unecht aus, was von den monströsen, schwarzen und riesigen Plastiknippeln unterstrichen wird. Auch möchte von ihr keine allzu große Gefahr ausgehen, obwohl sie mehrfach bedrohliche Gesten macht und mit Zähnen fletscht. Doch diese hündische, schwarze und süße (!) Stuppsnase macht alles zunichte. Schade, das entweder wegen der thematisch dann völlig anderen Ausrichtung des Films und/oder des geringen Budgets der Werwolf so leider nicht mehr im Film zu sehen ist. Das hätte für noch mehr Spaß als ohnehin schon gesorgt.

Diese mit voller Inbrust transportierte Ernsthaftigkeit der gesamten Geschichte, die ausgesprochen hanebüchen und irgendwie auch uninspiriert ist, vermag es, den Zuschauer noch etwas mehr zu belustigen. Wird der Film im Deutschen auch noch von einer sehr speziellen Synchronisation unterstützt, bietet er aber auch sonst noch einiges, was wenigstens das Herz eines Trashfans höher schlagen läßt. Wo es sich auch nur im dünnen Gerippe der Story anbietet, zieht es di Silvestro mit seinen Co-Autoren Anthony La Penna und Howard Ross, der übrigens auch noch vor der Kamera zu sehen ist, vor, dem Zuschauer nackte Tatsachen zu bieten. Da wird der behandelnde Arzt Daniellas auf dem Gang der Psychiatrie auch mal von einer Patientin angegraben, die wohl wegen ihrer überhöhten Libido (oder doch nur wegen dem unaufgeräumten Oberstübchen) einsitzt und ihm Stolz die Brust präsentiert, da sie sich Sorgen wegen ihrer Figur macht. Vollkommen nüchtern wie sich das für Ärzte gehört, dafür aber mit lüsternem Blick, versichert er ihr daraufhin, das sie die Kurven an den richtigen Stellen hat. Gleiche Patientin sorgt auch dafür, das die am Bett festgebundene Daniella befreit wird, verwöhnt diese aber noch vor dem losbinden kurz mit einigen oralen Aktionen. Da hat sich das Autorentrio wohl dazu hinreißen lassen, einige Fantasien in das Drehbuch einzubringen. Oder man hat sich darauf verlassen, daß nackte Haut einfach noch mehr Publikum bringt. Und der angesprochene Arzt wird ohnehin nicht müde darüber zu sinnieren, daß es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, die sich der Mensch so nicht erklären läßt. Hier bietet Werewolf Woman mal zur Abwechslung keinen vollkommen zweifelnden und ernsthaften Schulmediziner.

Ab Daniellas Flucht aus der Psychiatrie bietet er dafür aber eine sehr episodenhafte Schilderung ihrer Erlebnisse, die im Kennenlernen des Stuntmans, ein ausgesprochener und gut gebauter Strahlemann der jede Dame dahinschmelzen läßt, gipfelt. Auch schön, wie di Silvestro mit einigen Szenen die aufkeimende Liebe der beiden jungen Menschen erzählt. Es scheint für den jungen Herren nichts schöneres zu geben, als seiner Liebsten Stunts vorzuführen um sich hinterher mit ihr auf den Sicherheitsmatten zu wälzen und zu lieben. Würde das große Unvermögen, eine fesselnde Geschichte zu erzählen, nicht die ganze Zeit über den Zuschauer durch den Film begleiten, wäre Werewolf Woman sogar ein Totalausfall, was er - die gesamten Trashaspekte ausgeblendet - ohnehin schon irgendwie ist. Denn sowas wie einen guten und funktionierenden Spannungsbogen sucht man hier vergebens, so daß es in der zweiten Hälfte auch einige Längen gibt. Diese werden spätestens am Ende aber wieder vergessen, wenn di Silvestro sein As aus dem Ärmel zieht und die ohnehin schon abenteuerliche Mischung aus Horror- und Sexploitationfilm zu einem Rape and Revenge-Reißer umfunktioniert.

Der Einbruch eines Gangstertrios in die Hütte Daniellas und ihres Lovers und deren überaus brutales Vorgehen gegen sie, was in der Ermordung des Stuntmans gipfelt, läßt Daniellas Glück von einer Sekunde auf die andere Zerbrechen und sie wieder zu dem werden, was sie war. Eine psychisch verirrte Frau, eingenommen von der Werwolf-Sage ihrer Familie und sich darin verlierend. Ihre Rache an den Peinigern wird zwar nicht ausführlich geschildert, trotzdem schafft es di Silvestro hier spielend, von einem Genre in ein vollkommen gegensätzliches zu springen. Bis hierhin kann der Film wenigstens die größten Trashfans mit seiner erfrischenden, unfreiwilligen Komik und einer gesunden Mischung aus wenigen Blutrünstigkeiten und meist versucht geschmackvoll inszenierten Nacktszenen zu unterhalten. Allerdings muss gesagt werden, dass der wenigstens mit einem recht hörbaren Soundtrack ausgestattete Film selbst in der Gattung der Filme, die so schlecht sind, daß sie wieder gut sind, nicht aus dem überdurchschnittlichen Feld ausbrechen kann. Was für andere eine reinste Tortur darstellt, könnte wenigstens den ab und an auf Niveau und Feingefühl pfeifende Trashfan kurzzeitig unterhalten.

Mittwoch, 19. August 2009

Hasse deinen Nächsten


Wie vom Tode persönlich gehetzt, reitet Bill Dakota in eine kleine Stadt um dort nach Hilfe zu suchen. Hinter ihm ist der brutale und unberechenbare Gary Stevens her, da Bill einen Plan für eine Goldmine besitzt, den Gary gerne hätte. Doch Stevens ist berüchtigt in der Stadt und die meisten Bewohner flüchten sich in die nächste Hütte, als dem unbequemen Zeitgenossen in die Quere zu kommen. So wird Bill von Gary gestellt, dazu genötigt den Plan herauszugeben und mit seiner Frau gemeinsam kaltblütig von Stevens erschossen. Einzig sein kleiner Sohn Pat überlebt. Dieser kommt zu seinem Onkel Ken, der allerdings nicht viel Zeit für seinen Neffen hat. Für Ken steht erstmal die Rache des Todes seines Bruders im Vordergrund. Gemeinsam mit dem Sargtischler Duke macht er sich nach Mexiko auf, um Stevens zu stellen. In Mexiko hat man dann nicht nur mit Stevens zu tun sondern auch noch mit dem steinreichen Chris Malone, der zu seinem persönlichen Amusement versklavte Bauern in gladiatorenähnlichen Kämpfen um Leben und Tod antreten läßt. Dieser ist nämlich auch auf den Plan der Goldmine scharf und hintergeht dabei selbst seinen Partner Stevens. Es entbrennt ein tödlicher Kampf zwischen den drei Parteien.

Viele gute Ansätze, tolle Ideen und ein äußerst unentschlossener Regisseur, der nicht so richtig weiß, in welche Richtung er seinen Film überhaupt lenken möchte. So könnte man die ersten Eindrücke zu Hasse deinen Nächsten knackig auf den Punkt bringen. Bei dem unentschlossenen Mann hinter der Kamera handelt es sich um Ferdinando Baldi, der an und für sich sehr viel Erfahrung im Bereich des Italowesterns mit sich brachte. Angefangen mit den Pepla genannten italienischen Sandalenfilmen, inszenierte Baldi im Jahre 1966 mit Django - Der Rächer seinen ersten Western, der die inoffizielle Fortsetzung zum Welterfolg Django darstellte und sogar mit dessem Hauptdarsteller Franco Nero in der Hauptrolle aufwarten konnte. Auch wenn Baldi zwischendrin mit dem Historienschmonz Hermann der Cherusker - Die Schlacht im Teutoburger Wald oder Der wilde Korsar der Karibik anders geartete Streifen machte, so blieb er mehr als einem Jahrzehnt den italienischen Cowboyepen treu. Sein bekanntester Film dürfte dabei der 1971 entstandene Blindman sein, in dem ein blinder Pistolero hinter 50 Frauen her ist, die er für texanische Minenarbeiter eingekauft hat. Der äußerst flotte Western kann sogar mit dem Beatles-Drummer Ringo Starr in einer Rolle aufwarten. Selbst als das Italowestern-Genre gar nicht mehr groß im Rennen war, blieb Baldi beharrlich diesem Genre treu und ließ davon erst Ende der 70er Jahre ab. Sein erster Nicht-Wester seit Jahren wurde der ziemlich derbe Rape and Revenge-Reißer Horror-Sex im Nachtexpress, der die exploitativere Version von Aldo Lados Mädchen in den Krallen teuflicher Bestien darstellt und bald durch das Kleinstlabel Camera Obscura in Deutschland auf DVD veröffentlicht wird. Danach machte Baldi, der im Jahre 2007 im stolzen Alter von 90 Jahren leider verstarb, noch ein wenig das Action-Genre unsicher und setzte sich solche Filme wie Warbus oder sein letztes Werk Ten Zan - The Ultimate Mission in die Filmographie.

In Hasse deinen Nächsten konnte Baldi auf zwei Darsteller zurückgreifen, mit denen er schon einen Film zusammen gemacht hatte. Der deutsche TV-Oberbösewicht Horst Frank und der bei Genrefans ebenfalls sehr bekannte George Eastman, eigentlich Luigi Montefiori, wirkten schon im gleichen Jahr entstandenen Django und die Bande der Gehenkten mit und kämpfen dort gegen einen gewissen Mario Girotti als Helden. Da man es lieber hatte, wenn der Hauptdarsteller einen amerikanisch klingenden Namen trug um so ein internationaleres Flair zu bekommen, verpaßte Regisseur Baldi Girotti sein Pseudonym, mit der er später weltbekannt wurde: Terence Hill. Eben die beiden angesprochenen Darsteller Frank und Eastman sind es auch, die über weite Strecken des Films glänzen können und damit sorgen, daß es über Hasse deinen Nächsten auch einige positive Worte zu verlieren gibt. Beide schenken sich nichts als Bösewichter, legen ihre Rollen aber gänzlich verschieden aus. Während Eastman den wilden, gewalttätigen und ungehobelten Brecher verkörpert der sich auf seine animalischen Urinstinkte verläßt so ist Frank schon ab seinem ersten Auftauchen auf der Bildfläche als ein distanzierter, kühler und gerade deswegen so gefährlicher wirkender Mensch der wenigen Worte, der lieber Taten sprechen läßt.

Frank, der laut Montefiori in einem Interview privat "irgendetwas von der SS hatte" und sich so kaum von seinem dargestellten Charakter unterschied, versteht es hier wunderbar, den dekadenten, reichen Schnösel ohne jegliche Moralvorstellung und Gewissen darzustellen. Im Gegensatz dazu steht Eastman, dessen Gary Stevens schon beinahe psychopathische Züge annimmt. Herrlich, wie er hier mit leichtem Overacting ein wildes Minenspiel zum Besten gibt und so teilweise wunderbar irre in die Kamera blickt. Es scheint, als hätte er hier schon mal für eine seiner beste Rollen als einer der Entführer im sehr zu empfehlenden Thriller Cani arrabbiati von Maria Bava, geübt. Zusammen mit seinem antagonistischen Partner Eastman gibt er die beste darstellerische Leistung innerhalb des Films ab. Denn leider bleibt ihr Gegenspieler Clyde Garner, bürgerlich Spiros Focas, sehr blaß. Der griechische Mime bleibt darstellerisch unter dem Durchschnitt und spielt saft- und kraftlos, so daß man seiner Figur die von Rache getriebenen Absichten nicht so richtig abnehmen kann. An ihm kann man auch die gesamte Zweischneidigkeit von Hasse deinen Nächsten ausmachen. Die zwei Bösewichte stehen klar in der Tradition der italienischen Western, während Focas als Ken Dakota als geleckter, farbloser Held aus einem US-Western daherkommt.

Dies ist auch die größte Schwäche von Baldis Film. Er verfolgt keinen geraden Weg sondern schlingert fröhlich zwischen von US-Western geprägten und eigenständigem, klar in Tradition der italienischen Western hin und her. Während die ersten Szenen noch nach typischem Spaghettiwestern anmuten, so ist der Umschnitt nach dem Tode von Bill Dakota erstmal sehr ungewohnt. Da fährt die weibliche Hauptdarstellerin Nicoletta Machiavelli, die man als moralinsaures, weibliches Beiwerk des Films bezeichnen kann, mit ihrer Kutsche vor die Hütte von Ken. Die Bildkomposition, die Farben und auch die musikalische Untermalung sind hier eher amerikanisch geprägt. Vielleicht ist es da auch kein allzu großer Zufall, das man den Sargmacher Duke - also nach dem Spitznamen der Westernikone John Wayne - genannt hat. Wobei die Tätigkeit der Figur in Zusammenhang mit dem Namen nicht bar jeder Ironie ist. Wird hier Wayne als Totengräber des Genres dargestellt? Ob zufällig oder mit Hintersinn wissen nur Baldi und seine Co-Autoren. Traditionell ist der Sargmacher wie in vielen anderen Filmen ein kauziger Geselle, der mit seinem Humor ein wenig Aufklockerung in den ansonsten staubtrockenen Film bringt.

Der in relativ farbenfrohen Bildern umgesetzte Hasse deinen Nächsten krankt an seiner Unentschlossenheit, was er denn sein möchte. Dabei bietet er doch typisch für den Italowestern einige ungewöhnliche und nette Ideen, die es trotz allem nicht vermögen, den Film letztendlich positiver zu bewerten. Vor allem die an die Kämpfe der Gladiatioren im alten Rom erinnernden Duelle zwischen den Bauern, im Finale darf übrigens auch mal George Eastman ran, sind hier ein kleines Highlight auf der weiten Flur des Mittelmaßes. Mit sporadisch zusammengeschusterten, kleinen Holzschilden und einer Art Handschuh mit zwei riesigen eisernen Haken bekämpfen sich die von den Schergen Malones entführten Bauern um diesem ein wenig Kurzweil zu bieten. Hat einer der beiden einen Vorteil erkämpft, geht es über zum russischen Roulette. Mit einer Kugel in der Trommel muss der vermeintliche Sieger sein gegenüber kalt machen, schafft er das nach drei versuchen nicht, so muss er selbst ins Gras beißen. Erwischt er die Kugel, winkt ihm die Freiheit. Ein Szenario, eine Idee, wie sie auch in anderen Italowestern hätte vorkommen können und deren Charakter dieser als düstere und grimmige Epen voller Gewalt, Hass und anderer niederer Gefühle untermauert.

Doch Hasse deinen Nächsten ist nicht düster, nicht dreckig sondern der Zuschauer kann sich wie angesprochen an farbenfrohen Bildern mit saftigen grünen Wiesen ergötzen. Man mag das nun als gekonnte Abwechslung zu den ansonsten so gewohnten sandigen und eher in der Wüste angesiedelten Locations ansehen. Dies nützt jedoch alles nichts, wenn die mit vielen Wendungen aufwartende Geschichte trotzdem recht übersichtlich bzw. vorhersehbar ist und somit relativ unspannend bleibt. Technisch solide umgesetzt krankt es bei ihm durch diesen Umstand immens. Für Kurzweil sorgt der Film, trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack, da er auch nie richtig in die Gänge kommen will, welches durch die schon beschriebene Unentschlossenheit seitens der Ausrichtung kommt. Gerade das Finale, das man ganz böse als etwas kitschig bezeichnen könnte, drückt den Gesamteindruck nochmals etwas nach unten. Man hätte den vielen netten Ideen mehr Raum geben und sich eher entscheiden sollen, wie man den Film umsetzt. So bleibt Hasse deinen Nächsten ein Werk voller verschenkter Möglichkeiten, mit einem viel zu blassen Helden, der eben kein zweiter John Waye oder James Stewart sein kann und somit die gesuchte Nähe zu den klassischen US-Western die gänzlich falsche ist. Wie man es hätte richtig machen können, zeigt er mit den eher typischen Mustern und Einfällen des Italowesterns. Doch das ist weit zu wenig. Man darf dem kleinen Sender Tele 5 danken, daß er den Film nach Deutschland brachte und ihn auch synchronisieren ließ, doch es gibt wohl weitaus mehr fast vergessene Perlen als den sehr mäßigen Hasse deinen Nächsten.

Sonntag, 16. August 2009

Todeskommando Panthersprung


Italien im zweiten Weltkrieg. Irgendwo inmitten des Landes liegt eine von Nazis besetzte Villa in der ein gewisser "Plan K" in einem Safe schlummert. Dieser soll wichtige strategische Aktionen der Nationalsozialisten gegen die amerikanischen Truppen beinhalten. Um sich das Ding mal ein wenig genauer anzuschauen, schicken die US-Truppen einen ihrer besten Männer los: Glenn Hoffmann, ein treffsicherer Baseballer, der sich zusammen mit vier von ihm ausgesuchten Männern mit allesamt besonderen Begabungen, aufmacht, sich in die Villa zu schleichen und den Plan auf Mikrofilm zu bannen. Geholfen wird ihnen dabei von der hübschen Helga Richter, welche sich eher den italienischen Partisanen als den Nazis hinzugezogen fühlt. Doch auch der Feind in Verkörperung des gnadenlosen SS-Offiziers Hans Müller, welcher sich zu Richter hingezogen fühlt und ihr permanent nachstellt, schläft nicht und so wird das Unternehmen der fünf US-Offiziere zu einer gefahrenreichen Aktion.
Eigentlich schreibt man das Jahr 1968 und die unendliche Flut der italienischen Westernepen ebbt langsam ab, aber aus dem US-Kino gibt es schon ein neues Vorbild bzw. neuen Stoff für viele italienische Schnellschüsse der nächsten Jahre: Robert Aldrich schickte sein Dreckiges Dutzend über die Kinoleinwand um ein Himmelfahrtskommando in den Kampf gegen die Nazis zu schicken. Der starreiche Kriegsactioner, heute als Klassiker anerkannt, dürfte das größte direkte Vorbild für den inhaltlich allerdings doch variierenden Todeskommando Panthersprung darstellen. Während in Aldrichs Film ein Dutzend von Mördern, Räubern und Vergewaltigern sich den Nazis stellt um dem normalen Urteil gegen ihre Taten zu entkommen, so ziehen hier todesmutige US-Soldaten freiwillig ohne jeden Zwang in eine Gefahren verheißende Mission. Und ist Das dreckige Dutzend frei von Humor und Ironie, so regieren in diesem italienischen Kriegsreißer immer wieder diese beiden Elemente, die einen - frei jeglicher Skrupel oder Bedenken seitens der Produzenten - trotz des ernsten Hintergrunds und Nazi-Präsenz zu einem mit allerlei Phantasteien angereicherten Filmerlebnis werden.

Verantwortlich zeigt sich dafür Gianfranco Parolini, welcher sich hier hinter seinem amerikanisch klingenden Pseudonym Frank Kramer versteckte. Parolini, der Anfang der 60er mit einigen Pepla, italienischen Monumental- und Sandalenepen, begann, feierte unter diesem Namen auch seine größten Erfolge. Diese waren im Genre des Italowestern zu Hause und hatten mit Lee Van Cleef bzw. Yul Brunner große Namen in den Hauptrollen. Parolini zeichnet sich nämlich für die sehr bekannten Filme um die Figur des Sabata verantwortlich, die in seinen Werken Sabata (1969), Adios Sabata (1971) und Sabata kehrt zurück (ebenfalls 1971) ihre ersten Auftritte hatte und auch noch in einigen anderen Western, die nicht von Parolini inszeniert wurden, auftauchte. Zudem zeichnete er sich für Sartana - Bete um deinen Tod verantwortlich, in dem der gut gekleidete Westerngentleman durch die Wüste reitet. Verkörpert wurde Sartana hier von Gianni Garko, dem ursprünglichen Darsteller der Figur, der in Todeskommando Panthersprung den feschen Glenn Hoffmann mimen darf. Mit seinen markanten Gesichtszügen und seinem charismatischen Auftreten paßt dieser perfekt in die Rolle des US-Soldaten, der heldenhaft mit seinen Kameraden den Abenteuerspielplatz Krieg betritt.

Dabei soll das Wort Abenteuerspielplatz nicht abwertend klingen, beschreibt es doch eher den kompletten Charakter des Filmes treffend mit einem Wort. Besonders kritisch und anspruchsvoll gibt sich der Film seinem Hintergrund nicht gerade, sondern benutzt es eher, um eine markige und actionreiche Geschichte zu erzählen, die wortwörtlich viel "Bums" bietet. Erfreulich ist dabei aber, daß Todeskommando Panthersprung noch weit vor dem berüchtigten Film Ilsa - Die Hündinnen vom Liebeslager 7 entstand. Besagtes Werk ist unter seinem Originaltitel, Ilsa - She Wolf of the SS, in Genrekreisen bekannt und polarisierend, schuf diese filmgewordene Güllegrube doch das ebenso sehr grenzwertige Subgenre der Naziploitation-Filme: Exploitationfilme, deren Handlung in Zeiten des zweiten Weltkriegs angesiedelt waren. Aufgrund seines brisanten Themas schaffte es She Wolf of the SS bis heute niemals nach Deutschland, startete allerdings in schweizern Kinos und später auch auf Video im Land der Eidgenossen. Jedenfalls wurde der Film Vorbild einiger gleichgearteter Werke, in denen Nazis zu sadistischen, blutrünstigen und manchmal auch sexgeilen Degenerierten dargestellt wurden. Auch aus Italien kamen nicht gerade wenige Naziploitationstreifen, die sich gerade in den USA größter Beliebtheit erfreuten und deren Darstellungen ebenfalls starker Tobak war.

Da gibt sich der Streifen von Parolini sehr zahm und zurückhaltend in seiner Darstellung, bietet allerdings ebenfalls eine sehr vereinfachte Figurenzeichnung. Dabei fällt auf, daß man das Werk schon von vorherein wohl auch auf den amerikanischen Markt zugeschnitten hat, immerhin werden die Mannen des US-Militärs beinahe schon als Supermänner in Uniform dargestellt, die den wie immer dummen Nazis einen Schritt voraus sind. Dem stummen und coolen Obermuffti Garko stehen verschiedenste Typen bei, um den mysteriösen Plan K aus dem Safe zu stibitzen. Da wäre ein Sprengstoffexperte, ein Safeknacker, ein bärenstarker Mann wie ein Bär oder auch ein ausgesprochener Artist, der die höchsten Hindernisse mittels einem ausklappbaren und somit tragbaren Miniaturtrampolin (!) überwindet. Doch dies ist nicht das einzigste Gadget, mit dem die Soldaten auftrumpfen können. Hoffmann selbst ist ein exzellenter Pitcher und schaltet mit gezielten Würfen über weite Strecken die Männer der Gegenseite aus. Der Clou dabei ist sein Baseball selbst, der teilbar ist und in dessen Kern eine Stahlkugel ist, die nochmal mehr bums verleiht. Konflikte innerhalb der so unterschiedlichen Truppe sucht man auch vergebens, immerhin hat man sich beim amerikanischen Militär sowieso grenzenlos lieb und ist selbst in angespanntesten Kriegszeiten so gut drauf, das man kurz vor Abzug in die gefährliche Mission mit kessem Grinsen auf den Lippen in der Kaserne eine astreine Stepptanznummer aufführt, bei der gerne auch mal ein Kamerad mitmacht und Fred Astaire beinahe vor Neid erblassen würde!

Diese wirklich ungeheuerliche Geschichte enstammt dem Ideenreichtum Sergio Garrones, der Drehbücher für verschiedene Italowestern schrieb und auch einige davon gleich selbst inszenierte. Darunter befinden sich zum Beispiel Django und die Bande der Bluthunde oder Django und Sartana, die tödlichen Zwei. Mit SS Experiment Love Camp und SS Camp 5 steuerte Garrone übrigens auch zwei Beiträge zum angesprochenen Naziploitation-Subgenre bei. Parolini schusterte dann mit seinem Freund Renato Izzi ein Drehbuch, welches geradlinig die Geschichte erzählt und vom Römer ebenso solide inszeniert wurde. Wobei die Geschichte als auch die mimischen Leistungen klar hinter dem effektreichen Spektakel stehen. Letztere gehen im großen und ganzen in Ordnung, gerade Garko vermag als cooler und wortkarger Held einige nette Szenen im Film zu haben während seine Kompagnons eher durch Fähigkeiten und Statur auffallen. Einzig Sal Borgese kann mit seinem Spiel für einige Auflockerungen und leichte komödiantische Momente sorgen. Überraschend ist, das der zackig in einer SS-Uniform durch die Kulisse marschierende Klaus Kinski, immerhin schon zur Entstehungszeit des Films eine lebende Schauspiellegende, nicht gerade sehr überzeugend seinen Auftritt über die Bühne bringt. Man kann ihm auch keine völlig schlechte Leistung unterstellen, doch ist Kinski - der in seiner Karriere desöfteren größere als auch klitzekleine Rollen in italienischen Genreproduktionen übernahm - hier ein wenig reserviert und ruft nur das nötigste seines Talentes ab. Die Variation zwischen strammen und hartem Offizier und geilem Stelzbock gelingt ihm dabei aber dennoch recht gut. Objekt seiner Begierde ist Margaret Lee, deren Rolle nie so wirklich den Verdacht entkräften kann, daß ihre Figur nur dazu geschaffen wurde, um in diesem maskulin geprägten Filmvergnügen überhaupt eine Frau einzubringen. Dabei ist sie als Helga Richter nicht nur schön und meistens halbnackt anzusehen, trifft sie trotz ihres Charakters als Überläuferin einige sehr fragwürdige Entscheidungen.

Doch so ist das eben in italienischen Filmen der damaligen Zeit. Egal welches Genre, der Begriff der "Political Correctness" scheint gänzlich unbekannt und schafft gerade deswegen einige auch heute noch sehr tolle Momente. Mit Todeskommando Panthersprung schuf man vor allem einen recht kurzweiligen, stark ironisierten Kriegsreißer, übrzeichnet, comichaft und nur zeitweise mit etwas ernsterem Ton daherkommend. Es geht um die starke Darstellung von ruppigen Prügeleien, coolen US-Helden die bis zu ihrem Tod für die gute Sache kämpfen und einige effektive Explosionen. Dabei wird die Seite der Guten überlegen und die Nazis böse und dumm dargestellt, die trotz einiger kleiner Vorteile am Ende sowieso den kürzeren ziehen werden. Da werden sie im Finale auch schon mal massenweise am Elektrozaun gegrillt. Die italienischen Macher zelebrieren ihr Nazi-Bashing in einer Weise, die man sonst nur einigen amerikanischen Produktionen der patriotischsten Art zutraut.

Dies geschieht flott und schmissig, untermalt von einem aufdringlichen aber auch irgendwie herrlich passenden Soundtrack von Enzio Mancuso, der hier den Namen Vasco Mancuso trägt. Die bekanntesten Filme in seiner Filmografie stellen dabei wohl zwei Andrea Bianchi-Werke dar. Einmal dessen höchst schundiger Malabimba - Komm und mach's mit mir, zum anderen der angenehm trashige Die Rückkehr der Zombies. Hier wechsel er zwischen aufdringlichen Märschen und teils sehr psychedelischem, jazzigen Gedudel rockigerer Art, was zuerst vielleicht etwas irritierend, aber für den poppigen Charakter des Films dann doch sehr passend erscheint. In seiner nie ganz ernsten Überzogenheit stellt Todeskommando Panthersprung, wie erwähnt erst durch den Erfolg eines großen Hollywoodstreifen entstanden, sogar ein kleines Vorbild für den ebenfalls nahe am Dreckigen Dutzend angelehnten, aber auch mit einigen komödiantischen Mitteln angereicherten Stoßtrupp Gold, dar. Zwar erreicht Parolinis Film in beiden Fällen niemals dessen Klasse, bleibt aber trotzdem ein kurzweiliges, mit einigen netten Momenten versehenes Werk knapp über dem Durchschnitt.

Donnerstag, 13. August 2009

Die Grotte der vergessenen Leichen


Lord Alan Cunningham ist ein wohlhabender Adliger, welcher seit dem Tod seines über alles geliebten Eheweibs Evelyn nicht mehr alle Zacken in der Krone hat. Schwer traumatisiert von diesem Ereignis, ist er voller Besessenheit und gleichzeitig Verachtung, was das schwache Geschlecht mit rotem Haupthaar angeht. So bringt er schon mal mehrere Bekanntschaften auf sein halb verfallenes Schloß, um diese dort zu foltern und anschließend sogar zu töten. Die verschiedenen Behandlungsmethoden seines Psychiaters und Freundes Richard scheinen bei Alan nicht anzuschlagen und dessen geistige Verfassung wird immer schlimmer. Erst als er bei einer Party seines Freundes George die junge Dame Gladys kennenlernt, geht es aufwärts mit ihm. Er ist so von ihr begeistert, das er sie schon wenige Tage später heiratet, mit ihr auf das mittlerweile renovierte Schloß zieht und eine glückliche Zeit verbringt. Doch die dunklen Schatten der Vergangenheit ziehen wieder herauf, als sich mysteriöse Dinge begeben und nahe Verwandte sterben. Alles scheint darauf zu schließen, daß die verstorbene Gattin kurzerhand aus ihrer auf dem Anwesen gelegene Gruft gestiegen ist um ihn und der Nachfolgerin die Hölle heiß zu machen.
Was sich schon bei der Inhaltsangabe nach einem wilden Reigen anhört, entpuppt sich auf dem Bildschirm als ein bunter und überaus durchgedrehter Mischmasch verschiedenster Genremotive, welches nur so vor Unglaublichkeiten strotzt. Zu verdanken hat man den Film dem 1924 geborenen Emilio P. Miraglia, der zu Anfang der 50er Jahren seinen Weg ins Filmgeschäft gefunden hat. Angefangen hat er als Schnittassistent, wechselte im Laufe seiner Karriere in die verschiedensten Funktionen um letztendlich auch einige male auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Miraglias Oeuvre bietet jedoch kein zahlreichres Angebot, führte er nur bei insgesamt sechs Werken Regie. Obwohl er bei der Auswahl der Genres recht abwechslungsreich war und auch einen Italowestern (Spara Joe... e cosi sia!) oder einen Actionthriller (Quella carogna dell'ispettore Sterling) inszenierte, so kommen seine beiden bekanntesten Filme aus dem Gebiet des Giallos. Neben dem letzten Eintrag in seiner Filmographie, dem in Deutschland als Horror House bekannten The Red Queen Kills Seven Times, ist dies Die Grotte der vergessenen Leichen.

Und hier scheint es den Fall gegeben zu haben, das sich Miraglia mit seinen beiden Mitstreitern Massimo Felisatti und Fabio Pittorru nicht so wirklich auf eine einheitliche Marschrichtung bzw. ein genaues Genre, in dem man den Film ansiedeln möchte, einigen konnte. Man schien allerdings auch so kompromissbereit zu sein, das es wohl fast jede Idee der Autoren ins Drehbuch geschafft hat. Diese scheint man genauso ungeordnet wie sie wohl beim gemeinsamen Brainstorming entstanden sind auch ins Buch übernommen zu haben. Man mag es kaum glauben, doch gerade dieses ungeordnete Chaos macht den auch als Die Nacht in der Evelyn aus dem Grab kam bekannten Streifen gerade so charmant und interessant. Für viele Zuschauer dürfte es ein überaus schwieriges Unterfangen sein, dem teils sogar sehr hanebüchenen Treiben auf dem Bildschirm zu folgen, andere wiederum dürften daran ihre hellste Freude haben. Mit gebührendem Ernst setzte Miraglia hier eine wahre Sleazegranate um, die sich gewaschen hat und schon den Beginn mit herrlichen Geschmacklosigkeiten und Unglaublichkeiten garniert.

Das man hier dann auch mal öfters zwischen poppig-grellem Dekor und gothisch anmutenden Horrorsettings wechselt, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, zeugt aber auch von einer relativ lockeren Haltung des Filmteams was den ganzen Stoff anbelangt. Gerade der Beginn des Films ist hier ein sehr gutes Beispiel wenn Hauptdarsteller Anthony Steffen seine aufgegabelte weibliche Begleitung (natürlich mit feuerrotem Haar) zu seinem Schloß bringt und sie erst durch dunkles Gemäuer mit altem Mobiliar, garniert mit einer dicken Staubschicht und allerlei Spinnweben, führt um dann im nächsten Raum nicht nur die Dame sondern auch den Zuschauer mit einem für die damalige Zeit urtypischen 70er Jahre-Einrichtung mit allem erdenklichen Schnickschnack zu überraschen. Wenig später findet man sich wieder im rustikaleren Bereich des Schlosses, in dem die Protagonisten umgeben von mittelalterlichen Folterinstrumenten sind. Und als wäre es das normalste der Welt findet sich darunter aber auch ein Schallplattenspieler und diverse Teile einer Plattensammlung! Und kaum nimmt man dies als Zuschauer irritiert zur Kenntnis bläst Miraglia auch schon zum Angriff auf den guten Geschmack und läßt eine große Ladung Sleaze explodieren.

Da fetzt dann ein überaus psychedelischer aber trotzdem ohriger Soundtrack des Morricone-Schülers Bruno Nicolai aus den Lautsprechern und das halbnackte Mädchen darf für den in dunklen Zwirn gewandeten Steffen einen heißen Tanz aufführen. Doch wehe, man läßt ihn in die Nähe einer Peitsche! Dann gibt es sowohl für seine arme weibliche Bekanntschaft als auch den Fan zu Hause kein halten mehr. Der für seine Leistungen vor der Kamera nicht immer gefeierte Steffen überzeugt hier mit stilsicherer Coolheit, die nur noch von seinem Overacting übertroffen wird. Der als Antonio Luis von Hoonholtz de Teffé in Rom geborene Sohn eines brasilianischen Diplomaten begann seine Filmkarriere in den 50er Jahren zuerst hinter der Kamera, wechselte dann davor und erlangte seinen Ruhm vor allem als Darsteller in vielen Italowestern, darunter
Werke wie den allerersten Sartana, Spiel dein Spiel und töte Joe, Django kennt kein Erbarmen oder auch Galgenvögel sterben einsam. An die 26 Western konnte Steffen auf seinem Konto verbuchen, wobei es nach dem Abebben der Westernflaute etwas ruhiger um ihn wurde, wobei er allerdings immer noch in allerlei Streifen mitwirkte. Nach langem Krebsleiden verstarb der Darsteller im Jahre 2004.

Steffen stehen mit Marina Malfatti und Erika Blanc zwei bekannte weibliche Namen des italienischen Genrefilms zur Seite. Während Blancs Rolle als Susie zwar nicht groß ist, man sie aber als Blickfang gut in das Interieur des Filmes einzubauen verstandt, so ist Malfatti als Gladys wenigstens in der zweiten Hälfte eine angenehme Begleitung für diesen. Eine detaillierte Charakterzeichnung sollte man allerdings nicht bei Die Grotte der vergessenen Leichen erwarten. Leicht könnte man dem Film sogar das Siegel "Style over substance" vergeben, passen würde es wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Was anderen Filmen allerdings das Genick bricht, paßt hier sogar ausgezeichnet und ist eine klare Stärke des Films. Trotz des hohen Sleazegehalts verliert man sich nämlich ein wenig zu sehr in Nebensächlichkeiten, so das dem Treiben ein klein wenig die Puste ausgeht und sich kleinere Längen einschleichen. Wollte man sich vom Gros der durchschnittlichen Gialli erreicht, so hat man das Ziel auf jeden Fall erreicht. Den typischen schwarz gewandeten und behandschuhten Mörder sucht man hier vergebens.

Was zu Beginn danach aussieht, als dürfe man dem psychisch nicht wirklich astreinen Lord Cunningham bei seinen Schandtaten verfolgen, verwandelt sich alsbald in einen mit mysteriösen Verstrickungen glänzenden Thriller, der von Anfang an viele Versatzstücke des Gothic Horrors mit sich bringt. Da dies wie angesprochen auf einige sehr poppige und bunte Elemente der damaligen Zeit trifft, verstärkt nochmal die angenehm abgedrehte Mixtur in ihrer Krudheit. Man darf als Zuschauer übrigens kein auf Logik bestehender Erbsenzähler sein, so darf man sich nämlich wundern, das nicht ganz frische Herr Cunningham recht unbescholten davon kommt. Seine beiden Morde werden im Verlauf des Handlung mal fröhlich zur Seite gelegt und dort dann irgendwann vergessen. Der Täter verwandelt sich urplötzlich zum Opfer und trifft dabei auf allerlei schräge Figuren. Neben dem sich vornehmlich im Gebüsch des Schloßparks aufhaltenden Albert, dessen bester Freund das wohl immer mit sich geführte Schießgewehr ist, hat man da auch noch seinen auchmal im schlimmsten Hippiefummel rumlatschenden besten Freund George, der alles auf seine Matratze zerrt, was bei drei nicht auf der nächsten Baumkrone ist. Höhepunkt ist aber ganz klar Cunninghams Schwester, welche laut Geschichte seit gut sieben Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist aber in einer Szene wohl urplötzlich genesen ist und mal kurz aus dem Rollstuhl aufsteht (!) um hinter dem nächsten Gebüsch heimlich zu schmulen. Nicht nur, das dieser illustre Reigen durch seine Schrägheit in so manchen tollen und seltsam anmutenden Momenten brilliert, Miraglia und die beiden Co-Autoren schaffen es auch noch, sie somit in der zweiten Hälfte des Films allesamt in den Kreis der Verdächtigen zu führen. Durch die überzeichneten Charaktere könnte wirklich jeder von diesen etwas mit dem Terror gegen Anthony Steffen zu tun haben.

Als dann Evelyn dazu ansetzt, ihren Gatten aus der Gruft heraus zu terrorisieren, kann man als Kenner ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Die allgegenwärtige Präsenz der Evelyn, ihr trotz glücklicher Ehe immer noch im Schlafzimmer stehende Gemälde und die andauernde Besessenheit Cunninghams von der toten Frau sind Elemente, die einen im entferntesten an Hitchcocks Hollywood-Debüt und Klassiker Rebecca denken lassen. Zwar nicht mit der Klasse des britischen Meisterregisseurs umgesetzt, könnte es allerdings wirklich eine kleine Hommage an diesen darstellen. Da läßt sogar eine Nebensächlichkeit wie ein verschwundenen Milchglas kurz an die finale Schlüsselszene eines weiteren Hitchcock-Films, Verdacht, denken. Wobei dies in diesem Falle eher ein Zufall wäre. Und wäre der ständige Overkill an Wechseln zwischen zeitgenössischem Popdekor und Gothic Horror-Gruselschloss und einer wild zusammengeschusterten, aber trashig charmanten Story nicht genug, so überzeugt Die Gruft der vergessenen Leichen auch noch mit einigen sehr tollen Einstellungen und Kamerafahrten, die den Film abrunden.

Trashfanatiker dürften ihre helle Freunde an dem Film haben, der in Sachen Inszenierung, Bildkompositionen und Atmosphäre sogar sehr beachtlich und hoch interessant ist. Mehr noch: Die Grotte der vergessenen Leichen ist ein Film gewordener Pulp-Roman der Spitzenklasse und ein feuchter Traum für jeden Sleaze-Verehrer, dem es eine Freude ist, sich in den "Niederungen" der Filmwelt aufzuhalten. Hätte man dem Drehbuch einige Belanglosigkeiten genommen und Miraglia das ganze etwas knackiger über die Ziellinie bugsiert, hätte man hier sogar ein rundum gelungenen Giallo der nicht alltäglichen Art. Dazu zählt im übrigen auch das Ende, das die vorangesetzten Unglaublichkeiten mit Leichtigkeit übertrumpft und einige Abstrusitäten bietet. Trotzdem ist Die Grotte der vergessenen Leichen eine sehr viel Spaß bringende Abnormität des ohnehin nicht ganz leicht abzusteckenden Gebiets des Giallos, das einige kleine Schwächen hat, über die man hinwegsehen kann.

Donnerstag, 6. August 2009

Django - Kreuze im blutigen Sand


Wie gewonnen, so zerronnen. Kaum hat Django eine immense Menge an Gold beim Pokern von einem mexikanischen Banditen gewonnen, schon stürmen Banditen den Saloon, ballern die gesamten Gäste über den Haufen und ziehen mit dem Gold von dannen. Allerdings hätte einer der bösen Buben noch etwas mehr Zielwasser saufen sollen, denn Django überlebt das Massaker im Saloon und sucht nach einem Hernandez, der den Banditen den Tipp mit dem Gold gegeben hat. Er spürt Hernandez auf und kommt in ein Dorf, das von zwei verfeindeten Gruppen beherrscht wird. Auf der einen Seite Don Pedro, auf der anderen der brutale El Tigre. Um an seinen Gewinn zu kommen, schließt er eine Zweckgemeinschaft mit Pedro um das in Tigres Besitz gewanderte Gold zu kommen. Verkompliziert wird die brenzlige Lage Djangos durch die hübsche Perla, Tochter von Hernandez und dem elternlosen Jungen Manuel, der auch zum Spielball der Gangster wird, um Django unter Druck zu setzen.
Mitte der sechziger erlebte das italienische Kino einen genremäßigen Umbruch, indem man die verschlissenen, verstaubten Sandalen des Monumental- bzw. eben Sandalenfilms in den Schrank verfrachtete und dafür ein uramerikanisches Genre für sich entdeckte: den Western. Angeführt vom großen Sergio Leone und seinem Blueprint Für eine Handvoll Dollar, folgten unzählige weitere "Spaghettiwestern", die dem patriotisch gefärbten, sauberen Westernkino eines John Waynes einige Risse bescherte und düstere und dreckige Wüstensandepen schufen, deren weiterer Höhepunkt Django darstellte. Dabei war der Streifen von Sergio Corbucci in germanischen Gefilden so erfolgreich, daß Verleiher mit dem richtigen Geldriecher die Gunst der Stunde nutzten und unzählige Italowestern mit dem Namen Django versahen, auch wenn sie im Original so gar nichts mit dieser Figur zu tun hatten. Diesem Gebahren fiel auch der Film Cjamango zum Opfer, der in Deutschland unter dem schmissigen Titel Django - Kreuze im blutigen Sand in die Kinos geschickt wurde, um den Fans etwas Geld aus der Tasche zu locken.

Wobei man bei diesem Film zugeben muss, das die deutsche Titelumdichtung gar nicht mal so weit hergeholt ist. Der von Ivan Rassimov dargestellte Protagonist paßt wunderbar in das gängige Bild, das von Django vorherrscht: ein schweigsamer, harter Hund der immer zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle ist und trotz aller Raubeinigkeit das Herz am rechten Fleck trägt. Die Figur des Cjamango/Django stellt dabei die erste Hauptrolle des Italieners mit kroatischen Wurzeln dar, für die er zu damaligen Zeiten das Pseudonym Sean Todd wählte, um somit gerade auf dem amerikanischen Markt etwas besser wegzukommen. Hinter der Kamera nahm Edoardo Mulargia platz, der Westernerprobt war und nur in den späteren Tagen seiner Karriere Ausflüge in andere Genres unternahm. Bei den Western war er unter anderem für einen weiteren Pseudodjango, Django - Deine Henker warten schon (ebenfalls mit Rassimov in der Hauptrolle) oder auch El Puro verantwortlich. Zu seinen letzten Filmen zählen die unglaublichen Frauengefängnisfilme Die Liebeshexen vom Rio Cannibale und Das Foltercamp der Liebeshexen sowie das Krimi-/Giallo-Gemisch Inferno unter heißer Sonne.

Mulargias Name ist zwar innerhalb der heutigen Fankreisen ein Begriff, ist allerdings nicht gerade der gefeiertste oder verehrteste Name. Freunde des sleazigen Exploitation mögen seine beiden Frauengefängnisfilme doch gehörte sein Name schon eher immer die zweite Reihe, obwohl er nicht wirklich zu den schlechtesten Vertretern des filmischen Handwerks gehört. Django - Kreuze im blutigen Sand stellt zweifelsohne seinen bekanntesten Film dar und hier hat man sich zwar nicht mit großartigem Ideenreichtum und vollster Inbrunst dargebotener Inszenierung überschlagen, aber trotzdem einen goutierbaren Italowestern abgeliefert der trotz geringem Budgets zu gefallen weiß. Gerade in seiner deutschen Synchronfassung wird der Film gleich noch eine Ecke sympathischer, leiht doch niemand geringerer als Rainer Brandt dem Hauptdarsteller seine Stimme. Der beliebte Zotenreißer, der zum Beispiel auch für die deutsche Übersetzung der Kultserie M*A*S*H verantwortlich war, kann es auch hier nicht lassen und läßt einige markige Sprüche vom Stapel. Diese sind im Vergleich zu anderen Werken nicht in der Überzahl, trotzdem durchbrechen diese den ansonsten ernsten Ton des Films.

Weiter großartig um den heißen Brei soll an dieser Stelle aber nicht geredet werden. Wobei es allerdings auch gar nicht so viel über Mulargias Werk zu schreiben gibt. Das dieser wie angesprochen nie wirklich von den Fans gefeiert und verehrt wird, liegt vor allem auch daran, das er als Regisseur zwar ein passabler Handwerker war, allerdings trotz seiner Limitiertheiten es nie so richtig auf die Reihe gebracht hat, wirklich großes abzuliefern. So orientiert sich die Geschichte von Kreuze im blutigen Sand stark an den Anfangs erwähnten Für eine Handvoll Dollar und Django und bietet wenig eigenständiges im Handlungsverlauf, ohne das man für einige Minuten mal nicht an die beiden großen Vorbilder erinnert wird, wie die kleine Nebenhandlung um den Waisen Manuel zum Beispiel. Mulargia bzw. die Drehbuchautoren haben hier in der Klassenarbeit ein klein wenig zu sehr vom Nebenmann abgeschrieben, das man hier leider eine Note schlechter bewerten muss, als es nötig wäre.

Mit etwas mehr Mut und Innovation im Gepäck wäre aus diesem durchaus anschaubaren, knapp durch den Durchschnitt geschlitterten Western ein sogar sehr erwähnenswertes Stück Film geworden. Was die sogar schon im Entstehungsjahr altbacken zu nennende Geschichte nicht herholen kann, da sie eben ein wenig zu vorhersehbar und eindimensional wirkt, machen dafür allerdings die Darsteller wieder gut. Ivan Rassimov beherrscht es hier schon sehr gut, mit seinem stechenden Blick in die Kamera zu glotzen und bringt eine gewisse Coolness rüber, das es wie erwähnt in diesem Falle nicht viel ausmacht, daß der Film vom damaligen Verleih in die Django-Ecke gedrängt wurde. Rassimov gibt einen guten Protagonisten ab, der in Livio Lorenzon und dem überdrehten aber passend agierenden Pierro Lulli zwei richtig gute Gegenspieler hat. Eventuell liegt es auch nur an der Vorliebe des Autoren für den Mimen Lulli, doch gerade diesem hätten noch einige Szenen mehr richtig gut getan. So bleibt immer wieder ein kleiner, fader Nachgeschmack nach seinen Auftritten, bei denen man sich noch ein klein wenig mehr gewünscht hat. Die Darsteller harmonieren untereinander und bringen den auch angenehm kurzen Italowestern sicher über die Ziellinie.

Django - Kreuze im blutigen Sand ist vor allem einer dieser Filme, bei dem man gar nicht so richtig die Frage beantworten kann, wieso er es dann doch über all die Jahre geschafft hat, eine treue Fangemeinde um sich zu scharen, die den Film verehren. Eigentlich ist es ein um einige Nummern kleiner ausgefallener Mix zweier Meilensteine des italienischen Westerns, der es aber gerade eben wegen seinem Underdog-Charme schafft, den Zuschauer um den Finger zu wickeln. So mag er trotz der passablen Kunst seines Regisseurs aber mit einigen sehr schönen Einstellungen und einem ebenso netten Soundtrack zu gefallen und ehe man sich versieht steckt man auch schon mitten im Finale, in dem es Mulargia schafft, dem Stoff noch ein klein wenig Tragik zu schenken, die sich ebenfalls versöhnlich auf das Endergebnis auswirkt. Die Kreuze im blutigen Sand sind kein allzu gemütlicher Ort mit rustikaler Ausstrahlung, zu dem man aber trotzdem immer mal wieder gerne zurückkommt. Eben ein Film, der trotz seines im ersten Moment eher dürftig erscheinenden "Okay"-Status trotzdem ein unterhaltsamer, kleiner Streifen mit einigen guten Momenten ist. Diese sind zwar definitiv zu wenig, aber für gute Unterhaltung immer noch ausreichend.