Sonntag, 29. Mai 2011

Die Rückkehr der lebenden Toten

Untotes aus dem Lande der Nouvelle Vague? Ja, tatsächlich. Ein wenig zu spät, genauer gesagt im Jahre 1987, präsentierte man diese recht kleine Produktion als Beitrag zur damals schon abebbenden Zombiewelle. Der Bedarf an Stoff mit lebenden Toten schien bei den Fans ja eigentlich gedeckt zu sein, doch unter der Federführung von Regisseur Pierre B. Reinhard, der hier unter dem Pseudonym Peter B. Harsone firmiert, wollte man auch noch schnell einen Beitrag aus Frankreich dem Subgenre schenken. Mittlerweile gibt es mit La Horde (2009) einen zweiten Zombiefilm zu vermelden. Hier fällt auch mal wieder auf, dass phantastischer Stoff - die letzten Jahre ausgeklammert - aus Frankreich ohnehin Mangelware war, klammert man einige Co-Produktionen mit Italien oder Spanien aus und konzentriert sich auf reine französische Filme. Subtrahiert man dann auch noch die Werke des leider verblichenen Spezis für erotischen Vampirstoff, Jean Rollin, bleibt wenig übrig. Schade, hat man doch mit Augen ohne Gesicht (1960) einen frühen Klassiker abgeliefert.

Vom Klassikerstatus ist Die Rückkehr der lebenden Toten allerdings weit entfernt. Der Film ist ein ziemlicher Schnellschnuss, dessen Geschichte recht bescheiden ausfällt. Durch den Genuss von vergifteter Milch rafft es innerhalb kürzester Zeit drei junge Frauen dahin, welche allesamt in der örtlichen Chemiefabrik angestellt waren. Der Direktor von dieser sieht sich einer Erpressung, initiiert von seiner Sekretärin, gegenüber. Diese hat nämlich spitz gekriegt, dass des Nachts ein weniger Geselle die Abfälle der Fabrik Nahe des Friedhofs ins Erdreich schüttet und so entsorgt. Diese Art der Müllbeseitigung lässt die dahingeschiedenen Damen recht schlecht gelaunt als lebende Tote aus ihren Gräbern steigern. Ihren Unmut lassen sie dann auch zugleich an einigen Menschen aus der Umgebung, meistens Angestellte der Fabrik, aus. Damit wäre dann auch schon alles über die Handlung des Films gesagt. Man merkt eigentlich zu jeder Zeit, dass das Buch eilig hingeschludert wurde und es nur so vor Logikbrüchen strotzt und als Mittel zum Zweck dient, äußerst viele Nacktszenen und hier und da auch mal etwas Gore zu präsentieren.

Hauptfokus liegt aber auf den Nuditäten. Man merkt auf ganzer Linie, dass Regisseur Reinhard im Sexfilm beheimatet war, wobei einige seiner Werke den Beischlaf auch äußerst authentisch und detailliert zeigen. Kaum sind fünf Minuten vergangen, präsentiert er auch hier die erste Fummelei. Und während ein Brummifahrer in einem alten Gemäuer am Wegesrand sich um die von ihm aufgegabelte Anhalterin und ihren verstauchten Knöchel kümmert, in dem er Akkupressur am Oberschenkel (!) anwendet aber natürlich auf was ganz anderes aus ist, wird seine Ladung mit einer fies gefärbten Flüssigkeit von einem schwarz gewandeten Motorradfahrer angereichert. Dies ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie holprig und vor allem unlogisch das Script ausgefallen ist. Wieso nun die Milch vergiftet wurde, erfährt man im ganzen Film nicht. Zudem hat das Molkereiprodukt auch rein gar nichts mit der ortsansässigen Fabrik zu tun und somit schädigt diese Vergiftungsaktion dem Direktor und seiner Firma in keinster Weise. Aber es gibt natürlich einen guten Aufhänger für die Todesfälle der jungen Damen, damit man dann auch die im Titel vorkommenden Zombies ins Spiel bringen kann.

Man möchte hier nun nicht dem Twist des Films am Ende vorweggreifen, doch es sei soviel gesagt, dass die zurückkehrenden, lebenden Toten nicht wirklich so Untot sind, wie sie es scheinen. Man verzichtet auch gleich komplett auf die vorherrschenden Regeln, wie sich nun Zombies in Horrorfilmen zu verhalten haben. Sie schwanken zwar schon die meiste Zeit durch die Sets, aber eine der drei untoten Ladies fällt auch schon mal durch filigrane Trippelschritte auf. Außerdem hat man es hier mit den ersten wirklich höflichen Zombies der Filmgeschichte zu tun. Anstatt wie ihre Kollegen wortwörtlich mit der Tür ins Haus zu fallen, wird hier brav geklingelt und gewartet, bis man um Eintritt gebeten wird! Solche und ähnliche vergnügliche Szenen bietet der Film zuhauf, zudem sollte dem Betrachter des Films die Funktion seines Denkapparats auf ein Minimum herunterschrauben. Selbst mit halber Kraft in der Birne fallen einem hier die Logiklöcher auf und bescheren ein ums andere Mal höchst belustigende Szenen.

Die Rückkehr der lebenden Toten ist ja eigentlich ein großer Stinker und Rohrkrepierer, gerade wenn es darum geht, ihn ganz nüchtern als Horrorstreifen zu betrachten. Hier gelingt ihm wirklich gar nichts und die nächtlichen Szenen auf dem Friedhof können zwar bedingt etwas Atmosphäre schaffen, aber diese verpufft genauso schnell wie sie aufgekommen ist. Der uninspiriert runtergekurbelte Flick könnte wohl selbst mit etwas größerer Sorgfalt in der Inszenierung seiner "Gruselszenen" keinen Preis mehr gewinnen. Bedrohlich wirken die Zombies hier wirklich nie und selbst Freunde von blutigem Gemetzel, meistens ja ein Garant wenn es um Untote geht, werden hier enttäuscht. Effekte sind vorhanden, allerdings auch sehr dürftig und offensichtlich kostengünstig umgesetzt. Mit der Auflösung am Schluss erscheinen diese sogar noch mehr an den Haaren herbeigezogen als ohnehin schon und so einigen Szenen merkt man ihre Selbstzweckhaftigkeit zu jeder Zeit an.

Das Erstaunliche an Reinhards Film ist, dass die unpassende Mixtur aus Zombiehorror und Sexploitation-Thriller, gerade durch ihre Defizite und dem daraus entstehenden Trashfaktor einen gewissen Spaß bereiten kann. Hätte man die ganzen Horrorelemente aus der Geschichte gelassen, so hätte man einen zwar immer noch sehr billigen und äußerst üblen Film gehabt, der aber dennoch bzw. gerade deswegen sehr belustigend gewirkt hätte. Schon in seiner jetzigen Form ist Die Rückkehr der lebenden Toten eine sehr schmierige Angelegenheit, ein Stückwerk aus (viel) Sex und (etwas) Gewalt die so mancher Eurocine-Produktion in nichts nachsteht und durch ihre naive Machart punkten kann. Trotz der knackigen Laufzeit, welche knapp unter 80 Minuten liegt, kommt zwar hier und da ein wenig Leerlauf auf, aber weniger ist hier wirklich mehr. Wäre der Film länger ausgefallen, wäre der Gesamteindruck noch um einiges schlechter ausgefallen.

Interessant ist zudem der Fakt, dass einige der bekannteren Horrorproduktionen aus Frankreich aus dieser Zeit umwelttechnische Themen aufweisen können. Egal ob Rollins Foltermühle der geschändeten Frauen (1977) und Lady Dracula (1982) oder eben Reinhards Halb-Zombiehatz: die vom Menschen geschaffene Gifte und deren Wirkung auf die Natur und deren Bewohner scheint ein großes Thema zu sein. Auch wenn es in vorliegendem Werk auch nur als Aufhänger für ordentlich Möpse, Hintern und schlechte Effekte dient. Man hat wohl ganz unwissentlich in Frankreich so etwas wie "grünen Horror" mit mal mehr, mal weniger vorhandener Message hinter der Story geschaffen. Zu eben diesen Zeiten ist ja auch die europaweite Bewegung der Grünen in den politischen Mainstream langsam aber sicher eingeflossen. Nun sollte man bei Reinhards Machwerk aber sicher keinen Hintersinn suchen. Wo nichts ist, kann eben nichts sein oder so ähnlich. Wenn man nun vor trashigen Schoten mit der Extraportion Unzulänglichkeiten keine Angst hat, so kann man hier gerne in einen nüchtern betrachtet äußerst knüllenen, aber gerade deswegen so launisch unterhaltenden Trashklopper betrachten.

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