Sonntag, 16. April 2017

Lost Things - Strand der verlorenen Seelen

Vier Jugendliche, zwei Jungs und zwei Mädchen, machen einen Ausflug an einen abgelegenen Strand. So oder leicht abgewandelt beginnen sehr viele Horrorfilme, die meistens mit einer flachen Story, aber dafür vielleicht wenigstens mit einer guten Portion Gore und im besten Falle auch noch einigermaßen spannende Momente unterhalten können. Lost Things hätte sich besser auch auf diese Formel beschränken sollen. Man entschied sich letztendlich dafür, die simpel gestrickte Geschichte des Films in den Dialogen aufzublähen, ihm einen mystischen Touch zu schenken, der für einige seltsame Momente gut ist, dies im Ganzen aber immer noch weit entfernt von einem guten Film ist.

Die angesprochenen Jugendlichen - Gary, Emily, Tracy und Brad - machen am im deutschen Titel reißerisch umschriebenen Strand der verlorenen Seelen bald die Bekanntschaft des geheimsnisvollen Zippo, der die jungen Leute davor warnt, länger am Strand zu bleiben. Es sollen dort vor einiger Zeit Menschen umgebracht worden sein. Man lässt sich nicht beirren, trotz immer öfter auftretender, seltsamer Geschehnisse. Aus der gewählten Prämisse Sonne, Surfen und Sex wird bald Streit, Misstrauen und Angst. Es treten Konflikte innerhalb der Gruppe auf und dank der unheimlichen Stimmung, dem immer wieder auftauchenden Zippo und den Streitigkeiten untereinander wird aus dem erhofften, kurzweiligen Trip schnell ein Ausflug des Grauens.

Die Exkursion des Quartetts wird nicht nur für die vier Protagonisten des Films richtig zäh, auch als Zuschauer muss man einiges aushalten. Wobei ich beim Schauen von Lost Things selten so viel Spaß daran hatte, einem Film beim Scheitern zuzuschauen, der nicht in die für Trashologen bevorzugte "So bad it's good"-Richtung geht. Eher sieht man immer wieder Potenzial aufblitzen, welches im ersten Aufkommen mit Leichtigkeit gegen die Wand gefahren wird. Immerhin auch ein Talent! Wobei Lost Things visuell sogar was auf dem Kasten hat. Er wirkt wie ein trister TV-Film mit knalligen Farben, über den viel Weichzeichner gekippt worden ist um so die Naturbilder - von denen es einige gibt - stimmig einzufangen. Dies kann man bei einigen atmosphärischen Bildern sogar gelungen nennen. Sie bestechen mit gut gewählten Perspektiven und können wenigstens die unwirkliche, mysteriöse Stimmung des Strands einfangen.

Alles, was Lost Things sonst aufwartet, ist abgestandenes Storytelling der uninspiriertesten Sorte. Der Beginn des Films lässt den geübten Zuschauer sogar noch schneller als ohnehin schon ahnen, wohin die Geschichte sich bewegt und was der überraschende Twist sein soll. Zwischen den wenigen, sehr gezwungenen Momenten, welche Spannung oder sogar Grusel erzeugen sollen, versucht man Teenie-Figuren, deren Charakterzeichnung man aus dem Handbuch für 08/15-Slasher entnommen zu haben scheint, schlaue und nachdenkliche Dinge sagen zu lassen. Es entsteht inhaltsleeres Dampfplauern, welches sich um das erwachsen werden, dem Führen von Beziehungen und der menschlichen Existenz dreht und aufgesetzt wirkt. Wo andere abwinken und auf Durchzug schalten hatte ich hier wenigstens Spaß, diesem grausigen Dialogtreiben zuzuhören. Da reiht sich eine Schwachsinnszeile an die Nächste und man kommt immer mehr ins Grübeln, wieso der Film zu seiner Erscheinungszeit als Australiens Blair Witch Project angepriesen wurde.

Vielleicht empfand man ihn ähnlich nervig wie die Mutter aller modernen Found Footage-Horrorschocker. Der Mix aus seichtem Mystery und Erzählstrukturen des Slasherkinos fährt sein durchaus vorhandenes Potenzial einfach an die Wand. In den wenigen guten Momenten wirkt er wie ein leicht surrealer Horrortrip, wird in den nächsten Sekunden dann aber doch nur wieder dieser fade Mysterythriller wird, der durch die angesprochenen pseudophilosophischen Dialoge, vorgetragen von Darstellern mit beschränktem Talent die dafür sorgen, dass keine ihrer Figuren wirklich sympathisch ist, auffällt. Die wenigen tollen Bilder auf der fotografischen Seite, werten eben nicht komplett die flache Geschichte auf. Trotz des gewissen Amüsement, welches ich beim Schauen von Lost Things hatte, kam ich nicht drumherum am Ende zuzugeben, dass es ein doch eher schlechter Film ist.
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