Dienstag, 30. Oktober 2018

Horrorctober 2018: Dead Pit (11/13)

Bevor Brett Leonard mit Filmen wie der verkorksten Stephen King-Verfilmung Der Rasenmähermann oder dem durchaus interessanten Virtuosity als B-Fachmann für virtuelle Genre-Filmwelten aufstieg, schickte er mit seinem Debüt Dead Pit krude Grüße aus der Totengrube. Die 350.000-Dollar-Produktion puzzelt die verschiedensten Einflüsse zu einem Low Budget-Horrorfilm zusammen, dessen erste Hälfte hinkend über den Bildschirm flimmert. Leonard ruht sich selbstgefällig auf dem Szenario seiner Geschichte aus, die ohne nennens- oder erahnenswerten Plan vor sich hin vegetiert wie die Figuren des Films. Diese sind in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht, in der - so lehrt uns das Intro - der durch unmenschliche Experimente an den Patienten auffallende Dr. Colin Ramzi vom Anstaltsleiter Dr. Swan im Streit umgebracht und in einem finsteren Kellergewölbe eingemauert wird.

Zwanzig Jahre später wird die sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern könnende Jane Doe in diese Anstalt eingeliefert, nachdem sie orientierungslos durch die Straßen irrte. Kurz nach ihrer Ankunft rumpelt es durch ein Erdbeben mächtig im Karton, welches das Kellergewölbe samt Dr. Ramzi freisetzt, welcher danach nur von Jane wahrgenommen wird, wie er böse dreinblickend und posierend auf dem Gelände der Psychiatrie rumsteht. Jane, die mit ihren Visionen vom Personal alleingelassen wird, freundet sich mit dem wegen diversen eigenmächtigen und nicht authorisierten, spontanen Sprengaktionen einsitzenden Christian an, der ihr allmählich glaubt, nachdem eine Schwester und ein Patient auf mysteriöse Weise verschwinden.

Bis Dead Pit an dem Punkt angelangt ist, dass die Luzie abgeht und Schwung ins Geschehen gebracht wird, vergeht manche zähe Minute. Leonard vertraut blindlings seinem Psychiatriesetting und der erzwungenen Stimmung aus ständiger Bedrohung und Janes wandeln am Rande des Abgrundes namens Wahnsinn. In stimmigen Kameraeinstellungen, die einige nette Einfälle präsentiert, wird das Gebäude mit seinen Gängen als bedrohlicher Hort der Angst dargestellt, in dem das Grauen allgegenwärtig ist. Sie schenken Dead Pit eine alptraumhafte Grundatmosphäre, in der Leonard mit allgemein gängigen Horrorschemata eine gruselige Stimmung aufbauen möchte. Dazu schenkt er auch den namenlosen Insassen mit ihren Psychosen und Ticks viel Zeit; befremdlich wird es leider nicht. Die an das Setting von Hellbound: Hellraiser II erinnernde Chose wird krampfhaft in die Länge gezogen. Die im Vorbild herrschende Atmosphäre erreicht man mit dem gebotenen Mummenschanz leider nicht.

Richtig interessant wird es erst, wenn Leonard all seine Einflüsse gebündelt von der Leine lässt. Da wird Dead Pit zu einem wilden wie kruden Destillat aus Mad Scientist-, Zombie-, Psychothriller-, Slasher- wie Gothic Horror-Fragmenten. Der Untotenanteil überwiegt und bringt gleichzeitig einfach getrickste, aber ziemlich blutige Splatterszenen mit sich, von denen das einsame Highlight eine Akupunktur am offenen Gehirn darstellt. Die Zügellosigkeit steht dem Film, Leonard entdeckt sie nur zu spät für sich. Man fühlt sich an einen ernsthafteren Re-Animator minus dessen gnadenlosen Tempo aus der Low Low-Budget-Ecke erinnert. Leider kann Dead Pit selbst hier nicht auf sattsam bekannte Standards verzichten. Zumal er mit wenig Finesse den Zuschauer sehr schnell darauf kommen lässt, um wen es sich bei Jane Doe handelt. Das man mehr weiß als die Figur selbst, tut der Dramatik des Films nicht gut, entpuppt sich als schlechte Wahl der Autoren (Leonard selbst und die Produzentin Gimel Everett) und gegen Ende hangelt man sich von einer guten Einzelszene zur anderen, die Dead Pit zu einem Videothekenkind der ausgehenden 80er machen, den man im guten Durchschnitt einordnen kann. Neben dem menschlichen Schmodder fließt leider das Herzblut ebenfalls sehr spät erkennbar durch den Film, der an Leonards übermütigen Vertrauen auf seine Fähigkeiten, eine stimmige Atmosphäre erzeugen zu können, krankt.

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