Samstag, 6. Juli 2019

Rotten Potatoes oder: Allesglotzer als kleines Heim für den deutschen Genrefilm

Es begann nach den Aufnahmen zum Podcast zu Eiskalte Typen auf heißen Öfen bei Bahnhofskino. Patrick Lohmeier und ich sinnierten noch über den italienischen Polizei- und Genrefilm und überlegten dabei, über welche Art von Film man sich in der Zukunft noch gemeinsam austauschen könne. Patrick kam im Verlauf des Gesprächs auf den deutschen Genre- bzw. Horrorfilm; nicht uninteressiert, aber leicht verhalten nahm ich die Idee gerne auf. Einige Wochen später schlug ich ihm vor, dass wir uns liebend gerne über Robert Sigls Debüt Laurin unterhalten können. Ich stieß damit auf offene Ohren, war Patrick der Film doch im Gegensatz zu mir schon bekannt.

Mit Patricks Erwähnung des deutschen Genrefilms und dem durch eine Besprechung in der Deadline entdeckten Clan der Brandl-Geschwister mit ihrer unabhängigen Low-/No Budget-Filmschmiede wurde meine Neugier auf deutschen Film abseits der vielerorts wahrgenommenen dominierenden Mainstream-Komödien oder kopflastigen Autorenstücke täglich größer. Deutscher Film war und ist weit mehr als das, was (selbsternannte) Filmexperten der hiesigen Lichtspiellandschaft in Foren und andernorts diesem vorwerfen. Genrekino wurde durch solch heute noch gewichtige und allseits bekannten Filme wie Murnaus Nosferatu, Langs Metropolis oder Boese und Wegeners Der Golem wie er in die Welt kam geschaffen und geprägt.

Für gemeinsame Filmabende mit Freunde wurden die ersten Filme aus der Brandl-Schmiede ins Heim geholt und selbst das lang verstorben geglaubte Interesse am deutschen Amateur-(Horror)Film wurde dadurch wiedergeboren. Ich sage selbst von mir, dass ich im Bereich des Films leider mit Interessen-ADHS gestraft bin und ein bestimmtes Werk sehr schnell mein Interesse für eine bestimmte Spielart des Films wecken kann, die ebenso rasch von einem anderen Genre abgelöst werden kann. Das Interesse und die Neugier auf das "exotische" deutsche Genre-Kino schlummerte immer in mir und letztendlich gab Patricks Vorschlag die Initialzündung für eine unregelmäßige Rubrik hier bei Allesglotzer.

Unter dem Label Rotten Potatoes werde ich mich hier keineswegs als Experte für Gemüseanbau im eigenen Garten versuchen, sondern mehr dem deutschen Genrefilm ein kleines Heim hier im Blog geben. Der Fokus liegt natürlich auf Besprechungen der Filme, bei denen ich auch vor "Wald- und Wiesenhorror" aus dem Amateurlager keinen Halt mache. Man sollte nicht erwarten, dass ich mir mit Filmen von Andreas Schnaas, Jochen Taubert oder Heiko Fipper die Gehirnzellen abschieße (ich kenne die drei genannten Herren nicht persönlich und sie können natürlich nette Zeitgenossen sein, gegen ihre Werke hege ich allerdings eine zu starke, persönliche Aversion, als das ich sie mir tatsächlich für eine Besprechung bei Allesglotzer anschauen werde), aber selbst dort gibt es viel obskures oder spannendes zu entdecken.

Abgerundet soll dies mit Betrachtungen, Meinungsbildern und - sofern möglich - auch Interviews mit den Machern werden. All das ist noch Zukunftsmusik und ich weiß selbst, dass es von meiner spärlichen Freizeit einiges von dieser fressen dürfte; die Lust dazu und der Wille, sowas umzusetzen, ist definitiv vorhanden. Für manches brauche ich nur eben etwas länger. Neben Patrick Lohmeier als Zünder der Funken für diese Idee geht der Dank hier auch an Sascha - einem meiner besten Freunde - der dieser Rubrik ihren Namen schenkte. Das deutsche Klischeegemüse Kartoffel auf Englisch faulen zu lassen, was ein ebenfalls gern genutztes Wort für "irgendwas mit Horror" ist, zu verbinden und dazu gleichzeitig ein Wortspiel mit Rotten Tomatoes hinzulegen, war für mich im zermarternd nervigen Namensfindungsprozess irgendwie zu einfach. Es mag sehr simpel, für einige zu bekloppt erscheinen: aber es ist auch ein sehr griffiger Name für diese neue Rubrik.

Selbstverständlich wird auch weiterhin Genrekino aus anderen Ländern hier im Blog ein Zuhause haben. Das mein Fokus meist in der Phantastik bleibt, obwohl ich bei Twitter häufiger bekunde und auch mit den Bildern zu den Sammlungsupdates zeige, dass ich keineswegs nur an sowas interessiert bin, dürfte damit zusammenhängen, dass meine erste Begegnung mit dem Medium Film eben der Horrorfilm war und meine große Liebe zum Kino bzw. Film damit begann. Vielleicht schaffe ich es sogar mal häufiger, andere cineastische Leidenschaften wie die Nouvelle Vague oder Bollywood, was auch den Blognamen mehr rechtfertigen würde, hier einzubringen. Zuerst möchte ich aber gerne für euch in unregelmäßigen Abständen ein paar hiesige, besonders schöne (und faulige) Filme ausbuddeln. Stay tuned for more, die ersten drei Texte liegen schon in der virtuellen Schublade...

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1 Kommentare:

Schlombie hat gesagt…

Finde ich eine super Idee, man liest zu wenig (außerhalb meines Blogs,lach) zum deutschen Genre-Film. Freue mich schon auf neue Ideen und alte Bestätigungen bei Deiner/Eurer neuen Rubrik.Viel Erfolg!