Samstag, 19. Dezember 2020

Leprechaun - Tödliches Spiel in Vegas

Mit kleinen, aber steten Schritten ziehe ich es zu meiner eigenen Überraschung durch und wate durch das gesamte Leprechaun-Franchise. Anders als bei den beiden Vorgängern war die erneute Begegnung mit Teil 3 von geringer Skepsis und wenig gering gehaltener Erwartung geprägt. Tödliches Spiel in Vegas blieb mir als bester Teil der ursprünglichen Trilogie in Erinnerung und doch leicht überraschend bestätigte er dies erneut. Der wieder in die Rolle des bösartigen und nach Gold gierenden Gnoms geschlüpfte Warwick Davis wuselt im zweiten Sequel wieder mit sichtlicher Spielfreude durch das Spielerparadies Las Vegas und hält die Belegschaft eines Hotels mit angeschlossenem Casino auf Trab, welche alle auf ein Goldstück aus dem Pott des irischen Zwergs scharf sind, das der eigentlich nur auf der Durchreise befindliche Scott beim toten Besitzer eines Pfandhauses findet. Nichtsahnend, was bzw. wer diesen auf dem gewissen hat, nimmt der sein Studiengeld verzockende Pleitegeier die Münze an sich und hat durch deren magischen Kräfte eine kräftige Glückssträhne, die dem Personal nicht verborgen bleibt.

Es folgt die unausweichliche Begegnung mit dem fiesen Besitzer des Golds, der dieses mit seiner gewohnt schroffen Art und manch' garstigem Limerick auf den Lippen zurück fordert. Zusammen mit Tammy, der Assistentin des eingebildeten, im Hotel seine Shows aufführenden Magiers Fazio versucht Scott dem aggressiven Gnom Herr zu werden, während dieser jeden, der sich das fehlende Stück aus seinem Goldpott unter den Nagel reißt, kreativ ins Jenseits schickt. Erschwert wird das Unterfangen von den körperlichen Veränderungen die Scott durchläuft, nachdem er vom Leprechaun gebissen wurde. Mehr als in den vorangegangenen Filmen fokussiert sich der dritte Leprechaun-Aufguss auf den komödiantischen Aspekt seiner Geschichte. Mit dem Unterschied, dass es hier zumindest die meiste Zeit über funktioniert. Zwar bedient sich Tödliches Spiel in Vegas gängiger Muster des Genres, unter den Fittichen von Brian Trenchard-Smith funktioniert die Verschmelzung der Comedy- und Horror-Elemente weitaus besser als in den Vorgängern.

Ein Jahr zuvor machte der britische Regisseur schon aus dem Sequel des ganz netten Night of the Demons eine kurzweilige Fun Splatter-Sause und dank eines Drehbuchs, das endlich einen konstanteren Weg verfolgt, schafft Trenchard-Smith das mit Abstrichen auch beim dritten Leprechaun-Teil. Während Leprechaun Returns (hier besprochen) noch konsequenter und geradliniger auf gorigen Spaß setzt und bis zur Mitte Komödie und Horror ein ausgeglichenes Verhältnis besitzen, verliert sich die Goldhatz durch Vegas in manch eingestreuten Albernheiten. Das drückt das durchgehend hohe Tempo nach unten und Trenchard-Smith bemüht sich im Schalten und Walten hinter der Kamera, die Zügel anzuziehen. Wenn die gewählte Formel dann mal aufgeht, ist der Film und seine überzogene Darstellung der Klischees des "Entertainment Capital of the World" und der darin lebenden Menschen ein amüsanter Spaß, der von einigen saftigen Effekten aus der Schmiede von Gabe Bartalos abgerundet wird. Tödliches Spiel in Vegas fühlt sich zwar wie seine beiden Vorgänger nach wie vor nach kalkuliertem Kassenauffüller an, doch zumindest ist sein beschrittener Weg nicht so schlingernd und besitzt eine gefestigtere Attitüde, die für netten Spaß sorgt.

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Donnerstag, 17. Dezember 2020

Die Bande des Captain Clegg

Packt man gleich zu Beginn der Worte, die ich über die Produktion der altehrwürdigen Hammer Studios verlieren möchte, die Negativ-Kelle aus, dann kann man nicht abstreiten, dass Die Bande des Captain Clegg seine Geschichte auf überschaubaren Bahnen bewegt. Große Überraschungen bleiben aus; die als spektakuläre Twists geplanten Wendungen, die der Plot parat hält, kann man mit wenig Mühen erahnen. Und es ist nicht mal mein beim Schauen von Filmen des britischen Studios öfter aufkommender, verklärter Blick auf dessen Filme, selbst wenn sie sich als eher mäßig gebaren, dass mich auch dieses Film-Abenteuer gut unterhalten hat. Seinen Charme hat er sich bis heute bewahrt und zusammen mit dem verschmitzt aufspielenden Peter Cushing in der Hauptrolle kann der Film schnell die Zuschauer auf seine Seite ziehen. Selbst wenn dieser anhand der großen Gothic Horror-Tradition von Hammer mit seiner Quasi-Piraten-Thematik für den Unkundigen zunächst untypisch erscheinen mag.

Komplett verabschiedet man sich selbst in Die Bande des Captain Clegg aber nicht vom atmosphärischen Grusel. Gespenster sollen im Moor nahe einer kleiner englischen Ortschaft umgehen, erzählt man sich in dieser und auch dem dort ankommenden Captain Collier und dessen Truppe, welche auf der Suche nach einem angeblich in der kleinen Ortschaft operierenden Schmuggler-Ring sowie dem ebenso grausamen wie legendären Piraten-Kapitän Clegg sind. Collier, dem Clegg in der Vergangenheit bereits einmal entwischt ist, muss vom örtlichen Geistlichen Dr. Blyss erfahren, dass dieser mittlerweile verstorben und auf dem Dorf-Friedhof begraben ist. Richtig möchte dies der Captain nicht glauben und bei seinen Nachforschungen stößt er neben Hinweisen darauf, dass tatsächlich ein reger illegaler Handel mit Alkohol betrieben wird auch auf Hinweise, dass sein alter Widersacher Clegg noch am Leben sein könnte.

Während der amerikanische Verleih den Film Aufgrund der Szenen mit den Moor-Geistern den Film mehr in die Horror-Ecke zu drängen versuchte, sind deren Einsätze spärlich gesät. Insgesamt drei Auftritte gewährt man ihnen um das atmosphärisch dichte Abenteuer mit den bekannten Hammer Trademarks aufzuwerten, welches sich ansonsten am ersten Auftritt des literarischen Schmuggler-Königs Dr. Syn, "Dr. Syn: A Tale of the Romney Marsh" von 1915, orientiert. Da zur Zeit der Produktion Unklarheiten über die Rechte um Dr. Syn herrschten -Walt Disney hatte diese wie Hammer ebenfalls erworben und es galt zu klären, wer inwieweit nun tatsächlich die Filmrechte an den Büchern hielt - änderte man sicherheitshalber einige Teile der Geschichte und benannte Syn in Clegg um, bevor ein teurer Rechtsstreit drohte. Dass Peter Cushing ein großer Freund der Bücher war, merkt man seinem euphorischen Spiel an. Der Mime legt eine tolle Performance hin und kann wie das hübsche Set Design von den simpleren Momenten des Films gekonnt ablenken.

Die damit mitschwingende Naivität erinnert mich an Begegnungen in frühester Kindheit mit dem Medium Film, wenn ich - der öfter bei seiner Oma war als bei den Eltern - bei dieser ^^^^^^^^^^^^^^^^^^ihr im Wohnzimmer mit spielen beschäftigt war und von dem im Fernsehen laufenden bunten Kintopp, welches Anno dazumal im Vormittagsprogramm der damals noch spärlichen Spartensender der öffentlichen-rechtlichen liefen, plötzlich abgelenkt wurde und fasziniert dem Treiben auf dem Bildschirm folgte. Irgendwann wandte ich mich mehr wieder meiner eigenen Fantasie und dem Spielen zu, doch bevor ich in späteren Jahren durch den Horrorfilm komplett auf den Geschmack gebracht wurde und mich das Goutieren unzähliger B-Filme cineastisch sozialisierte, war dies die erste prägende Begegnung mit dem Medium. Dann unterhält Captain Clegg nicht einfach nur durch Mimen, welche der Geschichte förderlich in schwächeren Momenten unter die Arme greift (neben Cushing ist z. B. Hammer-Regular Michael Ripper als Sargmacher Mipps ein Genuss) und dem im richtigen Moment ansteigenden Tempo, sondern auch durch das von ihm hervorgerufene nostalgische Gefühl.

Dann ist man im Hinterkopf unmerklich in diese unbekümmerte Zeit zurückgekehrt, kann das, was man damals so ähnlich schon mit seinem kindlichen Gemüt von der Flimmerkiste aufgesogen hat, noch besser greifen und verstehen und sinkt mit dem ansteigenden wohligen Gefühl zufrieden in den Sessel und erfreut sich an diesem einfach gestrickten, aber mit viel Charme ausgestatteten Abenteuer. Hinzu kommt, dass die Darstellung der Figuren die Sympathien des Zuschauers auf die rational betrachtet eigentlichen Kriminellen lenkt. Die Macht emotionaler Manipulation beherrscht er mehr als ordentlich, so dass man ihm seinen steifen Nebenplot mit obligatorischer Liebesgeschichte mitsamt etwas blasserem Auftritt von Oliver Reed verzeiht. Die Bande des Captain Clegg ist einer dieser Sonntags-Filme, für die man nicht so viel Aufmerksamkeit braucht und der durch seine Gesamtwirkung jeden Tag zum Sonntag macht, wenn man ihn anschaut. Egal ob wie ich etwas mehr hintergründig oder vordergründig empfänglich für solcher Art Werke von früher, wo alles - auch die Abenteuer - besser war, ist: man kann durchaus seinen Spaß damit haben.

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Mittwoch, 16. Dezember 2020

Pale Blood - Im Bann der Vampire

Ruheloses Treiben auf den Straßen und aus dem nächtlichen Treiben des südkalifornischen Molochs Los Angeles schälen sich die Creatures of the Night, deren Music der sich schnell im Ohr festsetzende New Wave-Song "Bite The Hand That Feeds" der Sonst als Surf-Punks bekannten Band Agent Orange ist und häufiger das düstere Treiben in Pale Blood untermalt. In der ersten Hälfte des Films absolviert die Kapelle einen Auftritt in einem angesagten Club und lässt dutzende Kinder der Nacht über die Tanzfläche schwofen. Leicht fühlt man sich an den neo-gothischen Touch eines The Lost Boys erinnert, den Autorin und Regisseurin V.V. Dachin Hsu heraufbeschwört. Von dessen und anderen Teenie-Horror-Flicks des damaligen Jahrzehnts sich absetzend, möchte Pale Blood der ursprünglichen Vampir-Lore entwachsen und sich einem erwachsenen Publikum zuwenden. Wie einige andere Filme der 80er versucht Hsu das verstaubte Image der Leinwand-Blutsauger aufzupolieren; selbst wenn die ursprüngliche Vampir-Lore in diesen Fällen nur ein zeitgemäßes Makeover erhalten hat.

Den Einfluss der schauerromantischen Wurzeln des Genres kann Pale Blood nicht verbergen. Allein mit Hauptfigur Michael Fury und seiner Partnerin Lori konterkariert der Film die eigene Prämisse. Fury - ein Vampir vom alten Schlag - wird auf eine Mordserie in L.A. aufmerksam, bei der ausschließlich weibliche Opfer vom Täter blutleer am Tatort zurückgelassen werden und deswegen in den Medien "Vampir-Killer" genannt wird. Auf der Suche nach den immer weniger werdenden Artgenossen verschlägt es Michael deswegen in die Stadt der Engel. Die von ihm engagierte Detektivin Lori - welche wie er von grausamen, anscheinend mit der Mordserie zusammenhängenden Visionen geplagt wird - trifft sich kurz nach Michaels Ankunft in L.A. direkt dort, wo der Mörder zuletzt zugeschlagen hat und trägt ihm vor, was sie bisher herausgefunden hat. Kurz danach trifft der Vampir auf dem Dach eines Gebäudes gegenüber des Fundorts des letzten Opfers auf den exzentrischen wie extrovertierten Künstler Van Vandemeer, der für Lori und Michael durch sein Auftreten zum Hauptverdächtigen wird.

Die Chancen, die sich durch den nicht uninteressanten Plot ergeben, lässt Hsu leider großflächig liegen. Pale Blood zerfasert in fragmentarische Einzelteile, die grob von einem steif durch Los Angeles schweifenden George Chakiris auf der Suche nach weiteren Vampiren auf diesem Erdenrund zusammengehalten werden. Melancholische Stimmung wird in Farbfilter-Spielen und manchmal hübscher 80er-Hochglanz-Optik ertränkt. Nebensächlichkeiten der Geschichte um Michael werden ausgedehnt; möglicherweise deswegen, um die einfach gestrickte Narration in die Länge zu ziehen, da Pale Blood bei seinem vorhandenen Potenzial hier leider ohne große Bemühungen sehr vorhersehbar wird. Überraschungsarm wird eine schwer vorgetragene Geschichte erzählt, welche mit spannenderem Verlauf ein atmosphärisch ansprechender Vampir Neo(n)-Noir hätte werden können. Leider gebiert sich Pale Blood so ungelenk wie Chakiris' Darbietung, die den angestaubten, blutsaugenden Aristokraten in ein post-punkiges, gothisches Grundsetting wirft. 

Dieses alternde Relikt möchte in den kleinen Kosmos, der durch die Limitierung des Plots selbst eine Metropole wie Los Angeles wie ein Dorf wirken lässt, nie richtig passen. Zumal (ausgerechnet) Wings Hauser als Van Vandemeer darstellerisch frei dreht und jeder seiner Auftritte damit zu kleinen Highlights wird. Gemocht hab ich das fade Treiben dennoch irgendwie. Einzelne Ideen sind wirklich gut umgesetzt und der Beginn - der auf einen gothisch angehauchten Detektiv-Thriller mit Vampir-Setting hoffen lässt, schenken diesem kleinen Film eine perfekt unperfekte Ausstrahlung, bei dem auch der Soundtrack seinen Beitrag leistet. Die new-wavigen Agent Orange-Stücke passen richtig gut in Hsus Versuch, zeitgenössische Strömungen und Trends der ausgehenden 80er mit den starren Blutsauger-Darstellungen vergangener Jahrzehnte zu verbinden. "Bite The Hands That Feeds", "Fire In The Rain" und "...So Strange" sind übrigens alle auf dem 1986 entstandenen Album "This Is The Voice" vertreten und nachzuhören. Das einzige, was dauerhaft bei Pale Blood nachhallt, allerdings der unüberschaubare Umstand, wie Schade es ist, dass so viel Potenzial auf einmal verschwendet wird. Dankbar bin ich dennoch, dass das US-Label Vinegar Syndrome durch ihren Blu Ray-Release im April 2020 diesen eher sehr kleinen Vertreter des Vampir-Genres vor dem Vergessen retteten.

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