Donnerstag, 3. Februar 2022

The Girl in Room 2A

Dick Randall war in seiner Funktion als Filmproduzent ein Sleaze-Globetrotter, der in den Jahrzehnten seines Schaffens u. a. von Spanien, den Philippinen oder Italien aus dafür sorgte, dass seine Exploitation-Maschinerie gut geschmiert am laufen blieb. Den während seines Aufenthalts in Italien entstandenen Gialli Das Auge des Bösen und The Girl in Room 2A merkt man seinen Einfluss diesbezüglich an: beide Filme besitzen einen amerikanischen Touch und es wurde merklich anders an die Thriller herangegangen als es man es von anderen Werken des Genres gewohnt ist. Ist erstgenannter darum bemüht, mit seiner durchaus beachtlichen Besetzung ein internationales, schillerndes Flair aufleben zu lassen, was leider mit seiner delirierenden bis konfusen Umsetzung kollidiert und kläglich scheitert, gibt sich der im Original La Casa della Paura betitelte Film bescheidener und versucht, aufgeräumter zu wirken.

Er setzt uns Zuschauern einen Krimiplot um die frisch aus dem Gefängnis entlassene Margaret Bradley vor die Nase, die von ihrer Betreuerin Alicia Songbird ein Zimmer im Haus der alten Mrs. Grant vermittelt bekommt. Wohl fühlt sich Margaret in dem Raum mit der Nummer 2A nicht; Albträume plagen die junge Frau, in denen sie von einem rot-maskierten Mann verfolgt wird und ein Blutfleck auf dem Boden erzählt stumm von schrecklichen Taten, die sich in ihrer Unterkunft ereignet haben müssen. Die sanft knospende Freundschaft zu Mrs. Grants sinisteren Sohn Frank bekommt Risse, als sie sich auch von dessen undurchsichtigen Freund Mr. Dreese verfolgt fühlt. Margarets Verdacht, dass es unter dem Dach ihrer Hausherrin nicht mit rechten Dingen zugeht, erhärtet sich, als sie die Bekanntschaft mit Jack Whitman macht, der seine verschollene Schwester Edie sucht, welche die Vormieterin von Margarets Zimmer war. Zusammen versuchen beide, Licht ins Dunkel zu bringen und Edie aufzuspüren.

Die Suche nach der vermissten Schwester entwickelt sich zu einem auf beiden Seiten mühseligen Unterfangen. Das Protagonisten-Paar stochert häufig im Dunkeln und gelangt nur langsam ans Ziel; narrativ gestaltet dies The Girl in Room 2A als spannungsarm und schwerfällig, dem der mediterrane Charme anderer Gialli merklich fehlt. Als Krimi/Thriller gibt sich der Film fast bieder, würde er dies nicht mit sleazigen Momenten konterkarieren. Margarets Albträume und die Auftritte des maskierten Henkers lassen die erzählerische Ausrichtung Richtung Mystery bzw. Gothic-Horror schwenken. Die mit Nuditäten und dezentem Kunstblut-Einsatz ausstaffierten Folterszenen erinnern dazu passend leicht an Scarletto - Schloß des Blutes. Eine durchaus grobe Mixtur, die unter Randalls produzierender Fuchtel und der Regie von William Rose eher zäh gerät. Ich wage die Behauptung, dass ein italienischer Regisseur im glücklichsten Falle mehr Gespür gehabt hätte, die verschiedenen Storyteile zusammenzufügen.

Komplett böse kann man dem Film dafür nicht sein. Nach seinem stimmigen Anfang kann er zumindest in großen Teilen seine dichte Grundatmosphäre aufrecht erhalten, wenn der Rest durch die Ziellosigkeit des Plots zu straucheln beginnt. Die eingestreuten Obskuritäten erfreuen dann auch mehr durch eben diesen Charakterzug, als dass sie die Handlung des Films mehr vorantreiben könnten. Dem Stirnrunzeln darüber folgt das Abhaken mit schmunzelnder Mine. Das pulpige Amusement mehrt sich mit zunehmender Laufzeit und The Girl in Room 2A gewinnt Sympathien gerade mit seiner kopflosen Narration. Wenn sich herauskristallisiert, was Mrs. Grant, Mr. Dreese und Co. im Schilde führen, hinterlässt der Film mehr offene Fragen, als das er sie beantwortet. Bei der finalen Desmaskierung der Henkersgestalt ergibt sich im Hinblick auf die Methoden derjenigen, mit denen diese unter einer Decke steckt, ein wahrer Scooby-Doo-Moment. Ein Vorfahren der Mystery Machine mit Daphne, Velma, Fred, Shaggy und Scooby-Doo würde dem Ganzen dort die Krone aufsetzen und wäre so unpassend wie der lustig quäkende Soundtrack bei der Sekunden zuvor stattgefundenen Verfolgungsjagd . Bemängeln kann man einiges am Film, der mit diesen Unzulänglichkeiten und seinem schmuddeligen Charakter trotzdem einen beschränkten, aber netten Unterhaltungswert besitzt.

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