Auf der einen Seite versucht der Film, damals moderne Themen wie Emanzipation mit seinem dezent muffigen Verständnis von Horror zu verbinden. Protagonistin Alison entschließt sich nach dem Tod ihres Vaters, welcher bei der jungen Frau verborgene Traumata an die Oberfläche zurückholt, endlich nach einer eigenen Wohnung zu suchen, die sie in einem alten Mietshaus in Brooklyn findet. Wenig davon begeistert ist ihr Freund Michael, ein windiger Anwalt, der lieber mit ihr eine gemeinsame Wohnung beziehen und sie heiraten möchte. In ihrer neuen Heimstatt macht Alison nach und nach Bekanntschaft mit ihren eigentümlichen Nachbarn, mit denen sie immer seltsamere Situationen erlebt. Von diesen und ihren Schlafproblemen geplagt, kämpft sie nach einiger Zeit gegen gesundheitliche Probleme, während ihr davon besorgter Lebensgefährte eine für Alison zunächst noch unsichtbare Gefahr aufdeckt, die mit ihrem im obersten Stockwerk lebenden Nachbarn Halliran, einem blinden, im Ruhestand befindlichen Priester, zu tun hat.
Allzu lange lässt es der Film unter der Oberfläche brodeln und schlingert in seinem Unterfangen unbefriedigend umher. Das Grundkonzept von Rosemaries Baby wird mit zahnlosem Geisterhorror kombiniert um letztendlich noch etwas mehr Okkultismus zu bieten. Dazwischen verharrt der Film starr in der Beziehung zwischen Alison und Michael, festigt seine Hauptfigur als fragile, schützenswerte Person in der Opferrolle während ihr Lebenspartner ein undurchsichtiger Charakter wird, für den schwerlich Sympathien aufgebaut werden können. Narrativ offensichtlicher Kalkül, da Hexensabbat seinen Twist wenig clever aufbaut. Die Nebenschauplätze im Plot sind das, was dem Werk zum Verhängnis wird. Sie führen zu nichts und blähen es unnötig auf. Winner, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, ist weit entfernt von Subtilität. Mehr ruht er sich mit seiner routinierten Arbeitsweise darauf aus, dem Publikum einen oftmals schwerfälligen Film zu präsentieren, bei dem nur Einzelszenen funktionieren.
Die andere Seite von Hexensabbat deprimiert noch leicht mehr. Die gehandicapten, missgestalteten Menschen, welche im Finale zu sehen sind und zur Entstehungszeit des Films einen kleinen Skandal heraufbeschworen sind weit weniger der Stein des Anstoßes. Mehr ist es der Unterton des Films, der mehr als einmal zu vermitteln scheint, dass Alison einzig deswegen in der wortwörtlich höllischen Bredouille sitzt, weil sie nicht auf ihren Freund gehört hat. Das seine Protagonistin sich allein behaupten und emanzipieren möchte, belächelt der Film mehr als einmal mit Michaels Haltung gegenüber seiner Freundin. Wenig hilfreich ist seine Wandlung zum besorgten, umsorgenden Mann an der Seite einer Frau, die immer wenn sie schwächelt und strauchelt, sofort ihren Freund zur Seite hat. Das ist dermaßen in die Jahre gekommen, dass der manchmal durchaus hübsche Slowburn-Stil des Films und einige starke Einzelszenen das Endergebnis nicht mehr retten können. Lieber romantisiert Winner männliche Machtphantasien als Beschützertum, wovon Michael im Endeffekt doch nichts hat. Ein bitteres Ende für diesen und den Zuschauer, der häufiger unangenehm als angenehm altmodisch ist.