Dienstag, 16. April 2024

Becky

Schluss mit lustig. Eine Redewendung, welche für den von Cary Murnion und Jonathan Milott inszenierten Becky auf mehreren Ebenen eine Bedeutung besitzt. Zunächst wäre da der Plot, in dem sich das titelgebende, der Pubertät entgegentrotzenden Mädchen zunächst dem gemeinsamen Glück ihres Vaters Jeff mit dessen neuer Liebe Kayla verwehrt. Zu tief sitzt der Verlust der an Krebs gestorbenen leiblichen Mutter. Nicht frei von Klischees zeichnet der Film den gemeinsamen Ausflug der Patchwork-Familie - Jeff, Becky, Kayla, deren Sohn Ty und die beiden Hunde Dora und Diego - zum in einsamer Natur gelegenen Wochenendhaus, der unentwegt von der schlechten Laune Beckys torpediert wird. Die Nachricht, dass Jeff und Kayla sich vermählen wollen, bringt das Fass zum Überlaufen. Die Präpubertierende kapselt sich in ihrer kleinen Waldhütte ab, während der Rest der Familie die unliebsame Bekanntschaft mit flüchtigen Häftlingen, angeführt vom Neonazi Dominick, macht. Dieser sucht einen von ihm im Keller des Hauses versteckten, geheimnisvollen Schlüssel, den - wie sollte es anders sein - irgendwann Becky in die Hände bekam. Als die Situation eskaliert, entlädt sich die lange Zeit aufgestaute Wut des Mädchens und zwischen ihr und den Kriminellen entbrennt ein äußerst gewaltsamer Kleinkrieg.

Schluss mit lustig ist hier auch für den ewigen King of Queens Kevin James. Der durch seine Hauptrolle in der Sitcom bekannt gewordene Mime und Comedian, welcher auch nach dem Ende der Serie überwiegend für Werke aus dem komödiantischen Fach engagiert wurde, darf hier den Antagonisten Dominick mimen. Eine übergroße Swastika prangt mahnend auf seinem blanken Hinterschädel; diese allein verheißt bei seinem Anblick nichts gutes. Merklich gut aufgelegt versucht der Darsteller, sich vom Image des gut gelaunten, sympathischen Knuddelbären zu befreien. Richtig kann er diese Haut nicht abstreifen, obwohl er und das Regie-Duo seine körperliche Präsenz gut einzusetzen vermögen. Es fehlen kleine Nuancen einer Eiseskälte, welche laut Geschichte dem ohne Skrupel durch die Welt wandelnden Sträfling im Blut liegen sollte. Die visuelle Darstellung mag nicht hundertprozentig zu James angestimmten Vibe passen. In der Interaktion mit seinen Kumpanen, der Familie oder Becky selbst, wenn er gute Mine zum bösen Spiel macht, beherrscht er seine Rolle am Besten. Um ehrlich zu sein, wird er noch dazu von seiner jungen Schauspielpartnerin Lulu Wilson überstrahlt. Der grimme Ton, den Becky anschlägt, wenn das Mädchen zum Gegenschlag ausholt und sich gegen einen übermächtig anmutenden Tross krimineller Kerle stellt, explodiert förmlich. Frust, Wut; alles aufgestaute entlädt sich dermaßen wuchtig, dass man gerne über die sich formell an Genre-Standards orientierende, damit hin und wieder flache Geschichte, hinwegsehen kann. Ein Pubiertier (man verzeihe mir diesen an sich dämlichen Ausdruck) sieht rot. Gute getimte, mit gorigen Spitzen gepickte Schockmomente und ein gekonntes Spiel mit dem Erzähltempo machen aus Becky zwar keine Speerspitze der Filmgeschichte, aber einen überraschend kurzweiligen Mix aus Home-Invasion- und Rache-Thriller, gepickt mit Coming-of-Age-Elementen, die in der vom Plot und den beiden Regisseuren geformten, rauen Umgebung recht kurz kommen. In der bald erscheinenden Fortsetzung Wrath of Becky scheinen dem Trailer nach feinsinnigere Momente ganz zu fehlen. Dafür bleibt man seiner Linie treu, durch Komödien bekannt gewordene Darsteller als Antagonisten - diesmal "Stifler" Sean William Scott - zu besetzen.

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Montag, 15. April 2024

Puppet Master: Axis Termination

So überraschend spaßig Axis Rising für seine Verhältnisse ausfiel, so groß ist die Ernüchterung im elften (Crossover und Spin-Offs ausgeschlossen) und vorerst letzten Teil der Puppetmaster-Reihe. Der Abschluss der Axis-Trilogie, Axis Termination betitelt, häuft leider wieder alles negative, was eine Full Moon-Produktion mit sich bringen kann, an und lässt so kaum Möglichkeiten zu, dass man über das Gesehene positive Worte verlieren kann. Es fängt schon damit an, dass der Paukenschlag zu Beginn die Handlung der beiden Vorgänger regelrecht über den Haufen wirft. Innerhalb einer Trilogie ein fragwürdiges Unterfangen und die selbe Schludrigkeit, wie sie innerhalb des Franchise über die Jahrzehnte häufiger vorkam und die man als Zuschauer wohl oder übel hinnehmen muss. Es ist nicht förderlich, dass das Publikum sich wieder an neue Hauptfiguren gewöhnen muss. Dieses Mal - hier erfolgt nochmals ein Brückenschlag zum 1989 entstandenen Erstling - landen Toulons Puppen in die Hände einer Gruppe verschieden übernatürlich begabter Menschen, angeführt von  Professor Ivan Ivanov (sic!), dessen Tochter Elisa im Verlauf der Geschichte nach einem Angriff auf die empfindliche Infrastruktur ihrer Heimatstadt, vom wahnsinnigen Nazi-Obermotz Sturmbannführer Krapke, verschleppt wird. Zusammen mit dem der Gruppe vom US-Militär zur Seite gestellten Captain Brooks und der Marionetten um Blade und Co. gilt es nicht nur, Elisa aus den Klauen des mit mächtiger Magie gesegneten Krapke zu befreien, sondern auch den Nazis im Bezug auf den Ausgang des Zweiten Weltkriegs eins auf den Deckel zu geben.

Der erneut von Charles Band in Szene gesetzte Film vollführt das berüchtigte Full Moon-Kunststück, dass sich eine kurze Laufzeit wie eine halbe Ewigkeit anfühlen kann. Zeit wird mit übermäßig viel Dampfplauderei geschunden, was selbst absurden, kleinen Einfällen wie der Spritzenhand von Krapkes Assistentin Friede Steitze jegliche Wirkung raubt. Das Amüsement geht in der unwichtigen Schwafelei der Figuren unter. Axis Termination ist mehr eine Ballung der schlechten Seiten des Franchise und macht deutlicher denn je, dass die meisten Figuren aus Fleisch und Blut egaler nicht sein könnten. Konzeptlos und der eigenen, bisher erzählten Geschichte gegenüber gleichgültig scheint Band lieber diverse, impulsive Ideen so zu verbinden, dass es gerade so schlüssig erscheint. So hart, wie die Zeilen klingen mögen, möchte ich mit Band gar nicht ins Gericht gehen wollen. Dem Stehaufmännchen des B-Films kann man für seine Unermüdlichkeit durchaus Respekt zollen und mittlerweile kann ich anders als früher so mancher Produktion von Full Moon mehr abgewinnen. Bei Axis Termination fällt es schwer, auch wenn das Team hinter der Kamera bemüht war, dieses Stückwerk irgendwie funktionieren zu lassen. Über die Jahre hat sich das Standard-Schema des Plot-Aufbaus abgenutzt; die redseligen Menschen werfen gleichermaßen bedeutungsschwere und leere Worthülsen um sich, während der Zeiger der Uhr bleiern schwer voran schreitet. Die Argentoeske Farbgestaltung Ausleuchtung und Farbgestaltung des Films ersäuft ganze Szenen in grellen Farbe und auch die bemüht verbesserten Animationen der Puppen auf beiden Seiten können keinen Funke Freude aufblitzen lassen. Das im Filmtitel verwendete Wort Termination erhält eine bedauerliche Doppeldeutigkeit, terminiert Band das langjährige Herzstück Full Moons in äußerst trauriger Weise.

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Donnerstag, 4. April 2024

Puppet Master X: Axis Rising

Stirnrunzeln, skeptisch hochgezogene Augenbrauen, verwunderte Blicke und vereinzelte Die-Hard-Fans, die euphorisch jubeln; vermutlich locken langlebige Filmreihen bei der Ankündigung eines neues Teils jene aufgezählte und noch ganz andere Reaktionen hervor. Gefühlt scheint doch eigentlich irgendwann mal genug und jeder noch so ertragreiche, kleine Tropfen aus der Kuh rausgequetscht worden zu sein. Wenige melken selbst dann noch, wenn das Tier längst dahinsiecht. So bemerkenswert unerschütterlich Charles Band sich über die Jahrzehnte im Filmbusiness hält; bei Puppetmaster haben es auch Hardcore-Fanatiker irgendwann schwer. Nichtsdestotrotz schob er mit Full Moon zwei Jahre nach Axis of Evil (hier besprochen) die Fortsetzung Axis Rising nach, die an ihren Vorgänger ziemlich nahtlos anschließt. Die in diesem von Nazis geplante Sabotage einer Waffenfabrik konnte vereitelt werden, doch die heimattreuen Hakenkreuz-Spinner planen schon den nächsten Coup. Mit Tunneler konnten sie eine von Toulons Puppen in ihre Gewalt bringen um endlich hinter das Geheimnis des Franzosen und seiner lebendigen Marionetten zu kommen. Man erinnere sich: bereits in Teil 3 versuchten die Nazis - hier noch vergebens - tote Soldaten für den erneuten Einsatz an der Front lebendig werden zu lassen. Mit Umwegen gelingt es dem Wissenschaftler Freuhoffer Toulon so weit nachzueifern, dass er mit lebendigen Nazi-Puppen seinen Kommandanten Moebius bei Laune halten kann. Die bereits aus dem Anfang der Trilogie bekannten Danny und Beth eilen mit dem Rest der Spielzeug-Schar zu Rettung.

Stirnrunzeln, skeptisch hochgezogene Augenbrauen, verwunderte Blicke und vereinzeltes applaudieren. Auch Puppet Master X: Axis Rising ist ein filmisches Wechselbad der Gefühle. Wer mit niedrig gesteckten Erwartungen an das vom Full Moon-Boss höchstpersönlich inszenierte Werk herangeht, kann mit Abstrichen positiv überrascht werden. Anders als beim direkten Vorgänger versucht man hier gar nicht erst mittels Nachbearbeitung den Film hochwertiger erscheinen zu lassen. Axis Rising versprüht einen, wenn auch intendierten, angenehmen Trash-Charme und die spärlich eingerichteten Kulissen - allen voran Freuhoffers Labor - wirken wie aus frühen, pulpigen Kino-Serials oder B-Movies entnommen. Mit der überzeichneten Darstellung von Oberbösewicht Moebius und seiner Assistentin Uschi schrammt Band den Bereich zur Naziploitation. Stilecht dazu ähnelt Uschis Uniform frappant der von Dyanne Thorne im berüchtigten Genre-Klassiker Ilsa: She-Wolf of the SS. Die Krönung sind - wie sollte es anders sein - die Puppen. Mit Bombshell, der Puppen-Version Uschis, die unter dem metallenen BH Kanonen versteckt (nur Chesty Morgans Brüste waren bisher tödlicher...), dem Werwolf Weremacht (sic!), dem Panzer Blitzkrieg und dem allen Klischees bedienenden Kamikaze (das für die Puppen zuständige Team orientierte sich bei deren Design an den rassistischen Darstellungen von Japanern innerhalb der US-Kriegs-Propaganda während des Zweiten Weltkriegs) wird es infantil spaßig. Leider bleibt der Film dem Full Moon'schen Gesetz treu, dass der Plot mit Leerlauf und wie in Axis of Evil unangenehmen Patrioten-Pathos verwässert werden muss. Mit jedem weiteren Puppetmaster-Teil, den man sieht, versteht man, warum S. Craig Zahler sein Script zu The Littlest Reich (hier besprochen) zu einer garstigen Splatterbombe gemacht hat. Leider ist das, was man zu sehen bekommt, oft eine Nummer zu seicht und harmlos. Dies muss man auch Axis Rising attestieren, der somit aber zumindest ein überwiegend durchschnittliches Low-Budget-Vergnügen wird. Kleines Kuriosum am Rande: Wrestling-Fans dürfen sich zudem fragen und wundern, wie sich Ring of Honor-Legende und aktueller AEW-Kommentator Nigel McGuinness mit einer Mini-Rolle in den Film verirren konnte. 


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Dienstag, 26. März 2024

Puppet Master: Axis of Evil

Es kann auch Monotonie in der malerischen Südsee und damit Melancholie bei 30 Grad herrschen, so wie Monotonie häufiger in den Filmen der rührigen Full Moon-Studios herrscht und man (bzw. ich) Aufgrund der Qualität von Puppet Master: Axis of Evil beinahe einen Edgebreak begeht: Campari in der Blutbahn, bittere Tränen bei Teil 9. Diesmaliges Motto: alles zurück auf Anfang! Der erste Teil der Axis-Trilogie knüpft direkt an den Ursprung der Reihe an und man darf zunächst dessen Prolog mit André Toulons Suizid begutachten, bevor das Publikum neu gedrehtes Material zu Gesicht bekommt. Dort lernen wir den handwerklich talentierten Danny kennen, welcher seinem Onkel bei einem Job im Bodega Bay Inn aushilft und dort Bekanntschaft mit Toulon macht. Im Hotelzimmer des Puppenmachers stößt er auf den versteckten Puppenkoffer samt aller Schöpfungen und dem Leben einhauchenden Serum. Der glühende Patriot, dessen Traum vom Militäreintritt und Einsatz gegen die bösen Krauts von seiner Behinderung ausgebremst wird, erfährt kurz nach seinem gigantischen Fund, dass sich in den Staaten aufhaltende Nazi-Spione an Toulons Tod Schuld tragen und mit der japanischen Besitzerin eines mitten in Chinatown befindlichen Theaters gemeinsame Sache machen. Ihr Ziel: die Sabotage einer Waffenfabrik. Mit der Hilfe der lebendigen Spielzeuge schlägt Dannys Stunde.

Der Gedanke, mit Axis of Evil direkt an Puppetmaster von 1989 anschließen zu wollen, mag löblich sein. Man ist mit dem nachbearbeiteten Bildmaterial und dem Production Design sichtlich bemüht, an die Tonalität bzw. das Look and Feel des Films heran zu kommen. Auch bei der Gestaltung des Plots orientiert man sich am ersten Part. Das heißt, dass man sich bei der Ausarbeitung der Story Zeit lässt und seinen menschlichen Figuren viel Raum schenkt. Dannys Schicksal, welches ihm den Wunsch verwehrt, seinem großen Bruder Don nachzueifern und in den Militärdienst einzutreten, soll zu Herzen rühren. Zumindest dann, wenn man ein rechtschaffener Bewohner der USA ist und jede Sekunde, Minute und Stunde Amerika liebt und lebt. Der vorherrschende Hurra-Patriotismus bremst die Handlung merklich aus und hinterlässt einen üblen Nachgeschmack. Dabei versteht sich von selbst, das auf Seiten der Bösewichte rassistische Klischees überwiegen und die Stimmung weiter trübt. Zwar war auch Puppetmaster 3 (hier besprochen) alles andere als nuanciert und subtil, nur besaß dieser Film im Vergleich mit Axis of Evil deutlich mehr Charme und wirkt wertiger als das, was mit dem insgesamt neunten Teil der Reihe dem Publikum vorgesetzt wird. Tatsächlich wird der Totalausfall von der Puppenaction halbwegs abgewendet, auch wenn die mehr als dürftigen Animationen dieser einen weiteren Schwachpunkt darstellt. Die sympathische Naivität, die frühere Teile der Reihe beseelte, fehlt leider völlig und das man trotz aller technischer Tricksereien auch wegen der sterilen Digitaltechnik optisch nie an Puppetmaster anschließen kann, versteht sich von selbst. 


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Samstag, 23. März 2024

Puppet Master: The Legacy

An sich könnte ich für den Beginn der Besprechung von Puppet Master: The Legacy den Anfang meines Reviews vom direkten Vorgänger Retro Puttermaster übernehmen. Geht es doch ebenfalls volle Kanne zurück in die Vergangenheit und blickt fast unentwegt in die Vergangenheit zurück. Wer nun vermutet, dass es sich beim insgesamt achten Teil der Reihe um ein weiteres Prequel handelt, der liegt nicht nur knapp daneben. Eher überkam Charles Band anscheinend die Faulheit, als er vom langjährigen Geschäftspartner und Supporter Blockbuster Video die Aufforderung bekam, einen neuen Teil der Saga um die beliebten, mörderischen Puppen zu produzieren. In zwei Tagen drehte Band unter Pseudonym neues Material, welches als Rahmenhandlung für die Best-of-Show der Reihe herhalten darf. Peter Hertz, der kleine Junge aus Teil 3 ist erwachsen und neuer Meister der Puppen. Geschäftig im Keller werkelnd wird er dort von der Privatermittlerin Maclain überwältigt, welche hinter das Geheimnis der Puppen kommen möchte. Mit der Knarre vor der Nase gibt Peter der Frau bereitwillig Auskunft, was dazu führt, dass einem nochmal Szenen aus allen bisherigen Filmen des Franchise vorgesetzt werden.

Das Cash in ging Charles Band hier sicher locker-flockig von der Hand. Die Fans dürften, als der Film frisch die Videotheken-Regale befüllen durfte, eine herbe Enttäuschung erlebt haben. Einerseits ist es natürlich schön, die Puppen so geballt und oft bewundern zu dürfen. Wie ich schon häufiger in den bisherigen Reviews der Puppetmaster-Filme feststellte, sind die deren Szenen das eindeutige Highlight innerhalb der Reihe. Es darf auch prima hart nostalgiert werden, wenn Puppet Master: The Legacy seine Chronisten-Rolle einnimmt. Schmerzhaft wird es nur dann, wenn Maclain und Peter auf der Mattscheibe zu sehen sind. Den Eindruck, welche diese Momente hinterlassen, mit dürftig zu umschreiben, ist noch untertrieben oder sehr nett ausgedrückt. Die deutsche Fassung verstärkt diesen nochmal mit einer extrem pornösen Synchronisationsarbeit, welche die Ohren bluten lässt. Und so richtig schlau wird man aus dem Sinn des Films, außer nochmal mit der erfolgreichen Reihe Moneten zu generieren, nicht groß. Als Chronik würde er durchaus Sinn machen, wird hier doch der Versuch unternommen, Ordnung in die chaotische Zeitlinie zu bringen. Soll heißen, dass man mit Retro Puppetmaster beginnt, weiter mit Teil 3 macht, bevor man zu den Teilen 1, 2, 4 und 6 übergeht, wobei der fünfte tatsächlich ausgelassen wird. Nur: die reine Ignoranz der bestehenden Logiklücken, wie hier betrieben, schließt diese nicht automatisch. Als Einstieg für Neulinge eignet sich Puppet Master: The Legacy ebenfalls nicht richtig, da schon einige Spoiler enthalten sind. So hinterlässt der Film mehr den Eindruck eines (zwischenzeitigen) traurigen Abschluss einer qualitativ wechselhaften Reihe. 
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Donnerstag, 21. März 2024

Feuer und Eis

Kann ein Animationsfilm, an dem der Individualist Ralph Bakshi und die Fantasy- und Science-Fiction-Illustrations-Ikone Frank Frazetta gemeinsam arbeiteten, tatsächlich schlecht sein? Was theoretisch nach einem todsicheren Hit, der eine Menge Potenzial besitzen müsste, klingt, ist in der Praxis ein laues Low Fantasy-Animationswerk, das sehr simpel vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse kündet. Zunächst wäre da Nekron, Zauberer und Herrscher über das Eis, der mit Hilfe seiner Truppe von "Untermenschen" und einem unaufhaltsam über die Erde ziehenden Gletscher diese unterjochen möchte. Auf der anderen, guten Seite, steht König Jarol, Herrscher des Feuers und letzte Bastion der Menschheit. Das unausweichliche Aufeinandertreffen steht bevor; Nekron fordert nichts weniger als die komplette Unterwerfung des Königs und um seinem Willen Nachdruck zu verleihen, lässt der Zauberer Königstochter Teegra entführen. Diese entkommt allerdings den Vasallen Nekrons und trifft auf ihrer Flucht auf den jungen Krieger Larn, Überlebender aus einem von den Truppen des Magiers dem Erdboden gleich gemachten Dorfes und beginnt eine Romanze mit diesem. Zusammen mit dem geheimnisvollen Krieger Darkwolf trotzt man zahlreichen Gefahren und schafft es, Jarol zum finalen Kampf gegen den Hüter der ewigen Kälte zu mobilisieren.

Wie unter anderem auch seine Version von Tolkiens Fantasy-Epos Der Herr der Ringe drehte Bakshi seinen Film im sogenannten Rotoskopie-Verfahren. Hierbei wurden die Szenen zunächst mit menschlichen Darstellern gefilmt und dann Bild für Bild überzeichnet. Dies sollte dem Geschehen mehr Realismus verleihen und die Bewegungen anders als bei traditioneller Animation fließender und echter erscheinen lassen. Zumindest drückt dies den auf dieser Weise produzierten Werken des Amerikaners einen eigenen Stempel auf. Die heutzutage leicht überholt erscheinende Technik verleiht auch Feuer und Eis eine unwirklich erscheinende Stimmung, die von den teils grob und hastig gemalt wirkenden, expressiven Hintergründen unterstützt wird. Das sich verbreitende Gefühl der Fremdartigkeit ist die klare Stärke des Werks, während seine Geschichte generisch und frei von jeglichen Überraschungen auf ihren Höhepunkt zuläuft und sich typischer Fantasy-Motive bedient. Bakshi, dem es ein Bedürfnis war, einmal mit seinem Freund Frazetta an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten, holt mit diesem zu wenig aus der trivialen Story heraus. Diese gebiert sich aktionsbetont, was darauf hinausläuft, dass ein stetes Gerangel mit den Nekron'schen Schergen oder die Flucht vor diesen besteht, was auf Dauer leider einlullend wie repetitiv ist. Leider wird dieser narrative Loop bis zum Finale nie durchbrochen; eine variantenreichere Geschichte wäre für den Film wünschenswert gewesen. Es bleibt ein insgesamt leidlicher Eindruck vom abspulen diverser Fantasy-Klischees zurück, in Betracht auf die nette Atmosphäre bedauernswert. Richtig überzeugend ist das nicht, zumal der Film heutzutage von deutlichen Hommagen wie The Spine of Night in Bezug auf grafischer und erzählerischer Gestaltung längst überholt wurde. 

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Montag, 18. März 2024

God Is A Bullet

Beim Gedanken an Nick Cassavetes, Sohn der Darstellerin Gena Rowlands und von Auteur John Cassavetes, kommt mir zuerst immer Packard Walsh, der von ihm verkörperte Antagonist in Interceptor - einem meiner liebsten 80s-Movies - in den Sinn. Dieser und sein gesamter Mob, zu dem auch B-Film-Kultdarsteller Clint Howard gehört, sind Misfits, Comic-Punks, erster Kajüte; eine einzige Aneinanderreihung von Klischees. Beim zwischen Schauspielern und Regie führen hin und her wechselnden Cassavetes sind das auch die Bösewichter seines aktuellen Films God Is A Bullet. Ein satanistischer Kult, von Kopf bis Fuß tätowiert, mit Drogen handelnd und Kinder für ihre sinistren Machenschaften entführend. Bis sie die Ex-Frau von Cop Bob Hightower töten und seine Tochter Gabi entführen. Die graue Schreibtisch-Polizisten-Maus stößt bei der Suche nach der jungen Frau schnell an ihre Grenzen, bis ihn Post der Aussteigerin Case erreicht, in der sie ihm mitteilt, dass sie recht sicher weiß, wo sich Gabi befinden könnte. Widerwillig lässt der Detective die Begleitung der Ex-Satanistin auf seinem Trip zu, erkennt aber schnell, dass er ohne ihre Hilfe es nicht bis zu Cult-Leader Cyrus, dessen Anhänger und zu seiner Tochter schafft. Zumal Case noch eine Rechnung mit dem Ober-Teufelsanbeter offen hat.

So flach und überschaubar wie das Wüstenland, durch das das ungleiche Paar Bob und Case reisen, mutet God Is A Bullet stellenweise an. Die Adaption des gleichnamigen Romans von Boston Teran, der auf wahre Begebenheiten beruhen soll, brüstet sich gleich zu Beginn mit eben solchen Worten und runzelt die Stirn seines Publikums in tiefe Furchen. Die Kultisten könnten alles sein; umgedrehte Kreuze, schwarzmagische Pentagramme und anderes Klischee-Teufel-Gedöns untermauert optisch das, was in den Dialogen über sie erzählt wird. In diesen lauert derweil ein Detail, dass entweder auch im Original falsch ist oder zumindest nicht korrekt übersetzt worden ist. Die Bande seien "Satanisten des Linken Pfads", was innerhalb des Films wie eine Abspaltung innerhalb des modernen Satanismus klingt. Der sogenannte Left-Hand-Path ist allerdings an sich nur der Überbegriff für religiöse und okkulte Ausrichtungen, die etablierten, "rechten" Glaubensrichtungen (Right-Hand-Path) gegenüberstehen. An sich ist das aber auch egal, denn die Gruppe könnte ob ihrer Austauschbarkeit alles, bis auf wenig glaubhaft, sein. Cassavetes und sein Film bleiben oberflächlich, wo die Thematik viel Platz für Kritik an Glauben und Religion bieten würde. Lieber ackert er Stereotypen ab, bietet unlogische Momente und glotzt mit uns lieber auf die sich entwickelnde, seltsame, interessante Beziehung zwischen Case und Hightower. Dessen Hauptdarsteller Nikolaj Coster-Waldau findet leider spät in seine Rolle, während ihn Partnerin Maika Monroe längst an eine der schmutzigen Wände des Films gespielt und diesen für sich vereinnahmt hat. Ohne sie und den toll gefilmten Hochglanz-Schmutz, welchen God Is A Bullet bietet, wäre das nur Thriller-Mittelmaß. Monroe führt eher den Film und ihren Schauspielpartner als Cassavetes, der mehr Weichensteller für den Handlungsverlauf ist, handwerkt, während er alles weitere seiner Hauptdarstellerin überlässt. Es scheint, als rühre alle Spannung des Films aus Monroes Fähigkeit, dem Filmpaar Untertöne zu schenken, die der eigentliche Regisseur nicht treffen kann. Punkten tut dieser erst wieder beim ultrabrutalen Finale und seinem langsam auslaufenden Epilog. Etwas straffer, wäre God Is A Bullet noch packender, bleibt aber trotzdem ein über weite Strecken spannender, wenn auch phrasendreschender Thriller. Den Mängeln zum Trotz bleibt Cassavetes (und sein Film) gut, aber Kollege Schrader bleibt Hardcore.

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