Credits
▼
Samstag, 25. Juli 2009
Blutiger Schweiß
Der Luftwaffenmajor Altieri ist von seiner Versetzung nicht gerade begeistert. Da er als ein sehr schwer zu kontrollierender Einzelgänger gilt, wurde er nach Mailand versetzt um dort hinter einem verstaubten Schreibtisch zu versauern und ihn besser kontrollieren zu können. Allerdings scheint Altiere auch einige Unannehmlichkeiten nahezu magisch anzuziehen, denn kaum in Mailand angekommen, wird er Zeuge einer brutalen Kindesentführung, als er Anna, eine Bekanntschaft mit der er etwas anbandelt, abholen möchte. Altieri verfolgt die Kidnapper und kann sie in einer waghalsigen Aktion sogar stellen und das Kind befreien, doch die Rache der Gangster folgt: ein paar Tage später wird er von unbekannten Gewalttätern krankenhausrein geschlagen. Den ermittelnden Komissaren Tosi schickt er bei dessen Besuch am Krankenbett noch weg, wird allerdings sogar so etwas wie dessen Assistent, nachdem er wieder aus dem Spital entlassen wurde. Denn Altieri bemerkte, das die Gangster in der Stadt mit der MK18 ein neues Maschinengewehr benutzen, das er noch aus seiner Ausbilderzeit kennt und eigentlich nicht außerhalb des Militärs erhältlich ist. Zusammen mit Tosi macht sich Altieri daran, eine unheimliche Verstrickung zwischen zwielichtigen Gangstern und korrupten Militärs aufzudecken, bringt dabei aber auch sich und Anna in größte Gefahr.
Harter Kerl, schweigsamer Einzelgänger und eine eiserne Mimik, die kaum Gesichtsausdrücke zuläßt. Wo Henry Silva auftaucht, da haben Subtilität, Einfühlungsvermügen und schauspielerische Feinheiten kaum Platz. Der 1928 in New York City geborene Schauspieler machte sich vor allem einen Namen mit Rollen in etlichen italienischen Genreproduktionen, wobei er sich wie es scheint im actionbetonten Poliziottesco am wohlsten fühlte. Kein Wunder, paßte Silva doch wunderbar in diese rauhe Männerwelt die dort heraufbeschworen wurde, wie kein kein anderer. Dabei debütierte er in seinem Heimatland im von Fred Zinnemann inszenierten Drama Giftiger Schnee und hatte unter anderem auch Rollen in der Jerry Lewis-Komödie Aschenblödel und im Original von Ocean's Eleven, welches im deutschen Raum zur damaligen Zeit als Frankie und seine Spießgesellen bekannt wurde. Nach einigen Rollen in TV-Serien zog es ihn 1966 zum ersten Mal nach Italien, um dort seinen einzigsten Italowestern, Eine Flut von Dollars, zu drehen. Anfang der 70er war er dann vollends im europäischen Filmgeschäft zu Hause. Nach dem französischen Thriller Killer kennen keine Gnade hatte er schnell ein Abonement auf Rollen in harten Action- und Thrillerreißern und spielte in einigen namhaften Genre-Produktionen wie Der Mafiaboss - Sie töten wie Schakale, Der Teufel führt Regie oder Der Berserker mit. Bis weit in die 90er Jahre stand er weiterhin vor der Kamera, darunter auch als Bösewicht im Jean-Paul Belmonod-Actioner Der Außenseiter oder in der Comic-Verfilmung Dick Tracy. Dabei war er meistens in kleineren, niedrig budgetierten B-Streifen zu Hause als in großen Blockbustern zu Hause. Anfang 2000 zog sich Silva dann auf das wohlverdiente Altenteil zurück, hatte allerdings nochmal eine kleine Rolle im Ocean's Eleven-Remake.
Und auch in Blutiger Schweiß legt Silva einen Auftritt hin, wie von den Fans erwartet und geliebt. Der auch als Die Ratten von Milano bekannte Film präsentiert ihn hier als einen zielstrebigen, harten Kerl der nicht viele Worte verliert sondern lieber Taten sprechen läßt. Dabei verläßt er auch gerne mal die üblichen Wege um an sein Ziel zu gelangen. Anders als üblich bzw. gewohnt steht Silva dabei doch tatsächlich mal auf der Seite der guten und schaut als frisch gebackener und versetztem Major meistens recht schlecht gelaunt in die Kamera. Wer allerdings durch seine anderen Filme bedingt meint, das Silva niemals irgendwie die Wangenmuskeln bewegt, der irrt. In einer Szene mit seiner Partnerin Silvia Dionisio sieht man ihn doch tatsächlich mal lachen. Andererseits gibt es auch nicht viele Situationen in der Handlung für ihn, die wirklichen Grund zur Freude bieten. Die vier apokalyptischen Drehbuchschreiberlinge, darunter auch Regisseur Tarantini, schufen mit ihrem Film vor allem eine triste, harte und rauhe Darstellung des Geschehens draußen in der Welt.
Da liegt die Angst über der Stadt und in den Gesichtern der Bewohner Mailands vergraben, da fast überall nur noch das Verbrechen regiert und seine häßliche Fratze zeigt. Zu Beginn wird die zweitgrößte Stadt Italiens als ein gefährliches Pflaster bezeichnet, was den Startschuß zu rüden 90 Minuten Actionkino gibt. Da halten sich Tarantini und die Autorenkollegen auch gar nicht bei irgendwelchen Nichtigkeiten auf sondern hupfen fröhlich zu Beginn zu einigen Eckpunken der Geschichte in denen Altieris Antritt an der neuen Arbeitsstelle oder ebenso flott die Anbandelung mit der recht ansehnlichen Anna abgehandelt, wenn nicht sogar abgehakt werden. Da scheint der Titel Blutiger Schweiß wirklich passend zu erscheinen, kommt doch schon fast der Zuschauer durch die episodenhafte Abhandlung der Geschichte ins Schwitzen, bevor man langsam die parallel laufenden Handlungsstränge zu einem verknüpft. Während nämlich Silva erstmal bei sich auf der Arbeit aufräumen will und dort schon einige nicht sehr koscheren Begebenheiten nachdetektiert, steht ihm Schauspielkollege Antonio Sabato gegenüber, der als Komissar für Recht und Ordnung in Mailand sorgt und dabei auch den Entführungsfall und hinterher den Angriff auf Altieri bearbeitet.
Bis hierhin gibt sich Blutiger Schweiß relativ fahrig und scheint selbst noch nicht so zu wissen, in welche Richtung er denn eigentlich möchte. Das aufgefahrene Stückwerk bietet zwar schon einige recht nette Momente, die sogar mit einigen schönen Einstellungen aufwarten können, doch vieles wirkt noch nicht so richtig rund wie aus einem Guss. Die Handlung tritt auf der Stelle und so manches Mal fragt man sich, wohin der Film denn eigentlich möchte. Die Umwege die Tarantini hier gegangen ist, hätte er ruhig etwas straffen und wegfallen lassen können. Obwohl er aber nicht direkt über Ziel geht, hat dieser Poliziottesco einen kleinen Vorteil: Tarantini läßt die erst noch etwas fahrige Geschichte nicht gerade langweilig erscheinen. Der Film lebt hier vor allem von seinen harten Actionausbrüchen, die die Zuschauer so lange bei der Stange halten, bis die Story ihre kleine Orientierungslosigkeit abgelegt hat. Dann geht es nämlich zack auf zack und Tarantini löst nicht nur die Handbremse im Spannungswagen, sondern präsentiert einen flotten und kompromißlosen Actioner der härteren Sorte.
Allerdings ist er dabei nicht ganz so entfesselt und ungehemmt wie zum Beispiel sein Kollege Umberto Lenzi, der bei den Dreharbeiten zu einigen seiner Filme Political Correctness und guten Geschmack gleich ganz zu Hause gelassen hat. Trotzdem geht es hier durchaus deftig zur Sache, so das Silva mit Kollege Sabato bei unzähligen Gangstern die Lichter ausknipsen darf. Aber dafür hat man ja schließlich seine italienischen Freunde, die auch hier wieder einige unglaubliche Einfälle realisiert haben, wobei vor allem der Raub im Schmuckladen besonders zu gefallen weiß. Hier zeigt Tarantini, das nicht jede bepelzte Schnöseldame im höheren Alter so harmlos ist, wie man meint. Blutiger Schweiß stellt Mailand als eine böse Stadt dar, bei der man bei jedem um die Ecke biegen mit einem bösen Buben rechnen muss und bietet eine verbitterte Atmosphäre, die sich durch das gesamte Werk zieht. Verbittert, wie sich auch der von Silva präsentierte Charakter gibt, da die böse Seite immer wieder ihren Kopf aus der Schlinge ziehen kann, trotz einiger Erfolge seinerseits.
Obwohl Blutiger Schweiß eher einen harten, anspruchslosen, aber mit viel Schmiss inszenierten Poliziottesco darstellt, so übt er trotzdem in einer Szene auch etwas überspitzte Kritik an der Kriminalität. Als Silva einen Dieb nach einem brutalen Handtaschenraub von seinem Motorrad schlägt, dies mit stoischem Gesichstausdruck verfolgt und der noch im Gras liegende und benommene Kriminelle von Passanten verprügelt wird, scheint man gerade auch die Verbitterung der Autoren über die damalige kriminelle Energie zu spüren. Der hier eintretende Lynchmob soll wohl auch eine Aussage sein, das das Volk - wenn es denn könnte - der Polizei die Arbeit abnehmen und mit den Gangstern, egal ob kleiner Fisch oder großer Hai, etwas härter verfahren würde. Dies bleibt allerdings bis auf das recht depressive und düstere Ende allerdings die Ausahme. In erster Linie hat man hier mit einem geradlinigem Reißer der härteren Sorte mit einigen tollen Aufnahmen und schön inszenierten Actionszenen zu tun. Ach ja: auch die musikalische Untermalung ist ebenfalls sehr gut gelungen, zeigten sich dafür doch die Brüder Maurizio und Guido de Angelis verantwortlich. Wer gerne Actionfilme bzw. Poliziottesci mit härterer Gangart präferiert, wird von Blutiger Schweiß nicht enttäuscht. Regisseur Tarantini schuf hier einen gutklassigen Streifen, bevor er sich mehr und mehr den seichten Erotikkomödien widmete.
Sonntag, 12. Juli 2009
Witchboard - Die Hexenfalle
Auf der Party des Pärchens Jim und Linda kommt es nicht nur zu einem Streit zwischen den ehemals besten Freunden Jim und Brandon, sondern auch noch zu einem unheimlichen Zwischenfall, nachdem Jim den anwesenden Gästen ein Ouija-Board, mit dem man Kontakt zu Geistern herstellen kann, vorgeführt hat. Der von ihm beigerufene Geist David, ein im Alter von 10 Jahren gestorbener Junge, scheint einen Groll gegen den skeptischen Jim zu hegen und verläßt die Sitzung so schnell, wie er gekommen ist. Doch dann fangen die mysteriösen Begebenheiten erst an. Linda benutzt das Brett, welches Brandon bei ihr vergessen hat, immer öfters um mit David zu kommunizieren und scheint langsam aber sicher von diesem besessen zu werden. Obwohl Jims Meinung weiterhin skeptisch bleibt, hat auch er einige seltsame Begebenheiten erlebt und geht auf Brandons Warnung bezüglich des Geistes und Lindas Besessenheit ein. Erst recht, als die ersten mysteriösen Todesfälle einsetzen.
Der im Jahre 1955 auf Hawaii geborene Regisseur gab mit diesem kleinen, aber durchaus gelungenen Okkult-Horrorschinken sein Filmdebut und sollte sich im Laufe seiner Karriere zu einem soliden Handwerker im undurchsichtigen Wust der B-Film-Hölle entwickeln. Besitzt schon Witchboard, welcher zwei Fortsetzungen (eine davon nochmals von Tenney inszeniert) mit sich zog, im Horrorfandom einen gewissen Bekanntheitsgrad, schuf er mit seinem zweiten Werk gleich einen kleinen Kultfilm. Der Dämonenstreifen Night of the Demons sollte ebenfalls Auftakt einer insgesamt dreiteiligen Reihe werden, besticht durch seine liebevollen Effekte und einer tollen 80er Jahre-Atmosphäre und in diesem Jahre wurde davon ein Remake gedreht. Er ist vor allem ein sorgfältiger Handwerker der sich Zeit läßt was man auch seiner Filmographie anmerkt, besitzt diese trotz der gut 20 Jahre im Geschäft doch gerade mal dreizehn Einträge, wenn es rein um die Regiearbeit geht. Erst vor kurzem wurde einer seiner jüngeren Filme - die ziemlich garstige Low Budget-Splatterkomödie Brain Dead (nicht zu verwechseln mit Peter Jacksons Kultkunstblutschleuder gleichen Namens aber mit unterschiedlicher Schreibweise) - in deutschen Gefilden auf DVD veröffentlicht. Tenneys bisher letzter Film ist übrigens ein Familienfilm über Amerikas Yetiversion Bigfoot.
Kommt man aber wieder auf seine Anfänge im Genre zurück, so muss man Tenney vor allem attestieren, das er ein sehr bequemlicher Mensch zu sein scheint und so auch seine Filme erzählt. Zeit und Geduld sollte man für das Erzähltempo seines Filmes mitbringen, läßt er die Sache doch wirklich recht langsam angehen und führt erst einmal ein klein wenig seine Figuren ein, auch wenn dazwischen schon der erste kleine übernatürliche Einschub stattfindet. Trotz aller erster, leichter ins mysteriöse rückende Vorkommnisse in der Handlung bleibt Tenney aber auch dabei, die Konflikte der Charaktere untereinander zu beobachten. Von Ausarbeiten möchte man nicht sprechen, da der Film als ein eines Genreprodukt natürlich nur an der Oberfläche bleibt, aber gerade die aufgeriebene, streitgenährte Stimmung zwischen Jim und Brandon bleibt in den ersten Momenten von Witchboard ein zentrales Handlungselement.
Erst später läßt Tenney das Grauen von der Leine, bleibt allerdings bei leiseren Tönen und versucht seinen Horrorfilm eher durch Atmosphäre und dezenten Schockeffekten punkten zu lassen anstatt durch grelle und laute Effektegewitter. Dies gelingt dem Amerikaner sogar recht gut, auch wenn die Handlung von Witchboard einem eigentlich guten Grundsetting trotzdem etwas den Wind aus den Segeln nimmt. Schon als der Film aktuell war, war der Stoff alles andere als innovativ und so sind einige Handlungsabläuft sehr vorhersehbar. Der Kniff besteht in so einem Fall aber darin, ob nun der Regisseur und der Stoff an sich es verstehen, daraus eine gute Sache zu machen. Dies gelingt, vor allem durch die wirklich sehr gut herausgearbeitete Atmosphäre, die für einige kleine Schauer beim Zuschauer sorgt. Hier gibt sich Witchboard angenehm altmodisch, vermengt gängige Genremuster zu einem durchaus unterhaltsamen Ganzen und geizt auch mit den Bluteffekten. Der nach Gore lechzende "Spläddafreund" erlebt hier eine herbe Enttäuschung. Auch wenn Witchboard nicht ganz ohne den roten Saft auskommt, so stehen äußerst effektiv und einfallsreiche Todesszenen nicht im Vordergrund des Geschehens.
Das Script schickt seine Protagonisten auf eine für diese unangenehme Reise durch die Welt des Okkultismus, garniert mit allerlei bösem Schabernack aus der Geisterwelt. Die Figuren sind dabei recht schnell umrissen, werden dabei allerdings solide von ihren Darstellern ausgefüllt. Es besteht für den Zuschauer schnell eine Bindung zu den drei Hauptcharakteren des Films und selbst dem anfänglich sehr unsympathischen Brandon, kann man durch seine leichte Wandlung doch etwas abgewinnen. Ein kleines Highlight ist übrigens die von Kathleen Wilthoite dargestellte, sehr schräg und exzentrisch daherkommende Medium Zarabeth. Einzig die Figur des Polizisten Dewhurst ist schlicht und ergreifend fehl am Platze und scheint herangezogen zu sein, um einige kleine Szenen zur Handlung hinzuzupinnen. Diese hätte Tenney ruhig aus dem Drehbuch streichen lassen können, oder seinen Polizisten etwas anders darstellen können. Dieser entpuppt sich als ein großer Freund der Magie und redet während seinen Ermittlungen nach einem Unfall eher von Siegfried und Roy oder anderem aus der Welt des Hokuspokus, als sich mit seinem Fall zu beschäftigen. Dies ist weder lustig noch schräg noch cool, sondern schlicht und ergreifend peinlich und unpassend.
Wenigstens können dafür die restlichen Darsteller überzeugen, wobei Tawny Kitaen sogar noch ein hübscher Blickfang für das männliche Publikum darstellt. Die 1961 als Julie Kitaen geborene Darstellerin wurde durch ihre Hauptrolle in der 1984 entstandenen Fetischcomic-Verfilmung Gwendoline von Emmanuelle-Schöpfer Just Jaeckin und dem der Teenie-Komödie Bachelor Party mit einem jungen Tom Hanks bekannt und glänzte durch ihr wildes Privatleben, das Tief in der damaligen Hair Metal-Szene verwurzelt war und in einer Beziehung zu Whitesnake-Frontmann David Coverdale gipfelte. Vor einigen Jahren fiel die hübsche Rothaarige zudem mit den Nachrichten eines Kokainfundes bei ihr in den amerikanischen Medien auf. Ihr Partner in Witchboard, Todd Allen, glänzt als rauhbeiniger und mit sehr trockenem Humor ausgestattetem Herr, der seine gesunde Skepsis gegenüber der Ouija-Sache erstmal bei Seite legen muss um dann seiner Partnerin in ihren schwersten Stunden beizustehen. Nur leider sind diese, bezogen auf das Finale von Witchboard, ein wenig misslungen.
Das Ende ist im Vergleich zum bisherigen Verlauf des Films sehr banal und umgangssprachlich ausgedrückt reichlich Banane. Es mag nicht wirklich zur Handlung passen und erscheint sogar irgendwie angepappt aus lauter Verzweiflung, ein laues Ende eines ansonsten gut unterhaltenen Films der auch technisch sehr begeistern kann und einige schöne Kamerafahrten bietet. Das Ende ist allerdings ein sehr lauer Abschluß eines soliden und guten Gruselfilms, der sogar ein wenig 80er Jahre Hochglanzschick vermittelt was seinen Look angeht. Seine behende von statten gehende Erzählweise steht ihm zwar nicht direkt im Weg, sie paßt sogar recht gut, doch auch eine im Aufbau recht althergebrachte Geschichte und das angesprochene Ende verwehren ihm ein rundum zufriedenes Endurteil. Seinen kleinen Kult- bzw. Klassikerstatus, den er bei manchen Fans nach gut 20 Jahren aufgebaut hat, trägt er aber zurecht. Witchboard bleibt ein guter Okkulthorrorstreifen und Einstand von Kevin S. Tenney.
Samstag, 11. Juli 2009
Sklaven der Hölle
"Aufgrund der Nachfrage sind die Preise gestiegen. Das Zeug ist mehr Wert als Gold!" tönt der eiskalte Plantagenbesitzer Sierra und meint damit ganz explizit Kautschuk, das er auf seinem großflächigen Besitz durch Sklavenarbeit gewinnt. Er ist ein rundum verdorbener Mensch, der auch nicht davor zurückschreckt, Indiostämme zu unterdrücken, sondern auch Reisende zu überfallen, ermordert und ebenfalls versklavt. Die besten Männer müssen für ihn Schuften, während die Frauen zur Belustigung der Aufseher auf seinen Plantagen herhalten müssen. Dieses Schicksal trifft auch Claudia, die während ihrer Hochzeitsreise überfallen wurde. Ihre Rettung erscheint in Gestalt von Howard und Arquimedes, zwei ebenfalls verschleppten Weißen. Zusammen mit einem Indio versuchen sie, an die Grenze zu kommen und den Schergen und Wachposten Sierras zu entkommen, was Gefahrenreicher verläuft, als sich die Gruppe vorstellen kann.
Gerade mal bei zwei Filmen hat der Spanier Alberto Vázquez Figueroa Regie geführt. Neben dem recht seltenen Plasma - Jetzt holen sie dein Blut, der trotz seines Namens nicht in die Horror- sondern eher die Drama-Richtung geht, saß er nur noch beim in Deutschland auch noch als Manaos - Die Sklaventreiber vom Amazonas bekannten Abenteuer-/Action-Mix auf dem Regiestuhl. Als Schreiber hat er einige mehr Einträge in die Annalen der Filmgeschichte vorzuweisen, zuletzt steuerte er im Jahre 2004 die Geschichte zum Science-Fiction-Horrorstreifen Rottweiler von Kultproduzenten und -regisseur Brian Yuzna bei. Vielleicht lag ihm das Schreiben und Ausarbeiten der Geschichten einfach mehr als die ganze Leitung eines Filmes, was man sich nach der Sichtung seiner bekannteren Arbeit Sklaven der Hölle denken kann. Obwohl der Film durchaus goutierbar ist, so löst er keineswegs zügellose Begeisterungsstürme aus.
Okay. Nett. Zwei Wörter, die trotz ihres positiven Charakters trotzdem auch gleich zeigen, das durch- bis weitaus mehr drin gewesen wäre. So auch im hier vorliegenden Fall, der im besten Falle eine kleine Ablenkung an einem langweiligen Sonntag Nachmittag ist. Obwohl hinter als auch vor der Kamera einige Italiener am Werk mitgearbeitet haben, so gibt sich der Film sehr zahm und brav und deutet exploitatives nur an, anstatt es mit aller Macht vor der Kamera zu zelebrieren. Dabei könnten Atmosphäre und Stimmung aus einem alten und vergilbten Schundroman stammen, der ein klischeehaftes Abenteuer harter Männer erzählt, in dem man sich sofort wohlfühlt. Mit allen Wassern gewaschen und vom Leben gezeichnet präsentieren sich hier Jorge Rivero und Fabio Testi in den Hauptrollen. Dabei kommt der Spanier Rivero noch ein wenig besser weg als sein bekannter Partner Testi, der recht reserviert und sehr sparsam mit seinem Talent vor der Kamera agiert. Wobei von dem Duo allerdings keine großen schauspielerischen Anstrengungen gefordert sind. Hauptsache, man zeigt wo der Hammer hängt, gibt sich stark, weiß in jeder Situation einen Ausweg, beweißt Mut und Loyalität und hat das Herz immer am rechten Fleck. Zwei Helden, die es - wie auch immer - trotzdem in diese schlechte Lage geschafft haben und auf einer Kautschuk-Plantage knechten müssen.
Doch mit der Ankunft der liebreizenden Agostina Belli als Claudia und einer geplanten Kastration von Howard (weil er der beste Freund des ermordeten Ehemanns Claudias ist!) läuft bei den beiden Herren das Fass über und man zettelt eine Revolution im kleinen Stil an. Sie nehmen das Zepter in die Hand und geben es auch nicht aus dieser. Die strikte und traditionelle Rollenverteilung ist selbst bei der Flucht durch den Dschungel gegeben. Während Testi und Rivero die harte Arbeit verrichten, so muss Belli im Hintergrund bleiben, einen Blickfang vor der Kamera hergeben und mehr eigentlich nicht. Das Trio, das das Drehbuch verbrochen hat (darunter auch der Regisseur), scheint nichts von Gleichberichtigung zu halten. Frauen haben wenn überhaupt gut auszusehen, ruhig zu sein und gehören an den Herd. Sogar im dichten Forst des Amazonas, denn dort sorgt die Dame mehr als einmal für die Mahlzeiten der Herren. Auch wenn diese so edelmütig erscheinen und gegen den reichen Schnösel Sierra und seine Schreckensherrschaft aufmucken, so herrscht auch bei diesen - wenigstens bei Testis Figur des Arquimedes gut erkennbar - ebenfalls eine Zwei Klassen-Gesellschaft. Der ihm zur Seite stehende Indio, der erst im weiteren Verlauf der Handlung eine freundschaftliche Basis mit dem Duo aufbaut, hat das Vergnügen und Privileg, mit Arquimedes zu arbeiten. Latent rassistische Untertöne könnte man hier Sklaven der Hölle unterstellen, zumal am Drehbuch ausschließlich Spanier arbeiteten und hiermit ihre Meinung zu den Ureinwohnern der ehemaligen Kolonien in Südamerika abgeben. Der weiße Mann wird hier als Retter dargestellt, ohne den der Ureinwohner gar nicht überleben kann.
Relativiert wird dieser Unterton durch eine andere Szene, in der Sierra seinen reichen Freunden einen Schaukampf gegen seine rechte Hand, einem großen und kräftigen Indio, bietet, in dem dieser erst tumb und schwer von Begriff dargestellt wird, dann aber mit seiner Kraft und einem gezielten Schlag seinen Herren auf die Bretter schickt. Sierras Blick, diese Ungläubigkeit das dieser zu so einer Tat überhaupt fähig ist, spricht Bände. Schade, das diese Szene wie insgesamt gut fünfzehn Minuten in der alten Kinofassung des Films gefehlt haben. Erst die DVD-Veröffentlichung vor einigen Jahren durch das Sammlerlabel X-Rated brachte dem Fan eine komplette Fassung. Wobei man aufpassen muss. Diese Scheibe ist durch die Tatsache, das sie nicht FSK-geprüft ist, nur bei einschlägig bekannten Onlineshops und auf Börsen erhältlich. Die im Verkauf erhältliche, ab 12 freigegebene Fassung, ist leider nur die gekürzte Kinofassung. Man sollte aber freilich nicht zu sehr bemüht sein, bei so einem Werk zwischen den Zeilen zu lesen und zu viele Aussagen hinein zu interpretieren. Es geht hier schließlich nur um kurzweilige Unerhaltung, die Sklaven der Höllen durchaus bietet, allerdings in keinem ausgewogenen Maße.
Der Film ist sehr solide umgesetzt und ist durch seinen Schauplatz mit einigen wirklich schönen Einstellungen ausgestattet. Doch Figueroa vermag es nicht, den Zuschauer über volle Distanz zu fesseln. Es gibt ein wenig Schießereien, ein wenig Gefahren durch wilde Tiere und ein wenig brenzlige und dramatische Situationen, die die Protagonisten durchleben, doch allein schon an der Umschreibung ist zu bemerken: ein wenig ist einfach zu wenig. Der Spannungsfaden ist nicht straff angezogen sondern leiert des öfterten rechtlich fade herum. Die anfängliche, Spaß verheißende Stimmung, die so herrlich schundig startet, verpufft im weiteren Verlauf und pendelt sich auf einem relativ unspektakulären Niveau ein. Das ausgesuchte und angesprochene, meistens männliche Publikum kann man so nicht bei der Stange halten. Diese Männerwelt, die Sklaven der Hölle heraufbeschwört ist überraschend eindimensional. Selbst die in einer kleinen Nebenrolle auftauchende Florinda Bolkan, u. a. in Lucio Fulcis Gialloklassiker Don't Torture A Duckling oder dem berüchtigten Nunploitationfilm Flavia - Leidensweg einer Nonne zu sehen und beim Genrepublikum bekannt und beliebt, kann keine Akzente setzen. Auch hier ist, man mag es schon erraten haben, einfach zu wenig drin.
So ist Sklaven der Hölle ein verhalten agierendes Stück Abenteuer- und Actionkino, ein wunderares Beispiel für das Wort harmlos aber dennoch recht nett unterhaltsam. Gerade die angesprochene, dichte Atmosphäre, untermalt durch einen hörenswerten Soundtrack des Trio Bixio, Frizzi und Tempero (unter anderem auch für Fulcis Spätwestern Silbersattel verantwortlich) trägt dazu bei, das der Film trotzdem anschaubar ist, allerdings knapp im Feld der überdurchschnittlich unterhaltenden Filmunterhaltung einzuordnen ist. Es ist ein Filmsnack für Zwischendurch, der den Hunger auf mitreißende Abenteuerstreifen nicht gerade stillt sondern eher noch mehr anregt.
Gerade mal bei zwei Filmen hat der Spanier Alberto Vázquez Figueroa Regie geführt. Neben dem recht seltenen Plasma - Jetzt holen sie dein Blut, der trotz seines Namens nicht in die Horror- sondern eher die Drama-Richtung geht, saß er nur noch beim in Deutschland auch noch als Manaos - Die Sklaventreiber vom Amazonas bekannten Abenteuer-/Action-Mix auf dem Regiestuhl. Als Schreiber hat er einige mehr Einträge in die Annalen der Filmgeschichte vorzuweisen, zuletzt steuerte er im Jahre 2004 die Geschichte zum Science-Fiction-Horrorstreifen Rottweiler von Kultproduzenten und -regisseur Brian Yuzna bei. Vielleicht lag ihm das Schreiben und Ausarbeiten der Geschichten einfach mehr als die ganze Leitung eines Filmes, was man sich nach der Sichtung seiner bekannteren Arbeit Sklaven der Hölle denken kann. Obwohl der Film durchaus goutierbar ist, so löst er keineswegs zügellose Begeisterungsstürme aus.
Okay. Nett. Zwei Wörter, die trotz ihres positiven Charakters trotzdem auch gleich zeigen, das durch- bis weitaus mehr drin gewesen wäre. So auch im hier vorliegenden Fall, der im besten Falle eine kleine Ablenkung an einem langweiligen Sonntag Nachmittag ist. Obwohl hinter als auch vor der Kamera einige Italiener am Werk mitgearbeitet haben, so gibt sich der Film sehr zahm und brav und deutet exploitatives nur an, anstatt es mit aller Macht vor der Kamera zu zelebrieren. Dabei könnten Atmosphäre und Stimmung aus einem alten und vergilbten Schundroman stammen, der ein klischeehaftes Abenteuer harter Männer erzählt, in dem man sich sofort wohlfühlt. Mit allen Wassern gewaschen und vom Leben gezeichnet präsentieren sich hier Jorge Rivero und Fabio Testi in den Hauptrollen. Dabei kommt der Spanier Rivero noch ein wenig besser weg als sein bekannter Partner Testi, der recht reserviert und sehr sparsam mit seinem Talent vor der Kamera agiert. Wobei von dem Duo allerdings keine großen schauspielerischen Anstrengungen gefordert sind. Hauptsache, man zeigt wo der Hammer hängt, gibt sich stark, weiß in jeder Situation einen Ausweg, beweißt Mut und Loyalität und hat das Herz immer am rechten Fleck. Zwei Helden, die es - wie auch immer - trotzdem in diese schlechte Lage geschafft haben und auf einer Kautschuk-Plantage knechten müssen.
Doch mit der Ankunft der liebreizenden Agostina Belli als Claudia und einer geplanten Kastration von Howard (weil er der beste Freund des ermordeten Ehemanns Claudias ist!) läuft bei den beiden Herren das Fass über und man zettelt eine Revolution im kleinen Stil an. Sie nehmen das Zepter in die Hand und geben es auch nicht aus dieser. Die strikte und traditionelle Rollenverteilung ist selbst bei der Flucht durch den Dschungel gegeben. Während Testi und Rivero die harte Arbeit verrichten, so muss Belli im Hintergrund bleiben, einen Blickfang vor der Kamera hergeben und mehr eigentlich nicht. Das Trio, das das Drehbuch verbrochen hat (darunter auch der Regisseur), scheint nichts von Gleichberichtigung zu halten. Frauen haben wenn überhaupt gut auszusehen, ruhig zu sein und gehören an den Herd. Sogar im dichten Forst des Amazonas, denn dort sorgt die Dame mehr als einmal für die Mahlzeiten der Herren. Auch wenn diese so edelmütig erscheinen und gegen den reichen Schnösel Sierra und seine Schreckensherrschaft aufmucken, so herrscht auch bei diesen - wenigstens bei Testis Figur des Arquimedes gut erkennbar - ebenfalls eine Zwei Klassen-Gesellschaft. Der ihm zur Seite stehende Indio, der erst im weiteren Verlauf der Handlung eine freundschaftliche Basis mit dem Duo aufbaut, hat das Vergnügen und Privileg, mit Arquimedes zu arbeiten. Latent rassistische Untertöne könnte man hier Sklaven der Hölle unterstellen, zumal am Drehbuch ausschließlich Spanier arbeiteten und hiermit ihre Meinung zu den Ureinwohnern der ehemaligen Kolonien in Südamerika abgeben. Der weiße Mann wird hier als Retter dargestellt, ohne den der Ureinwohner gar nicht überleben kann.
Relativiert wird dieser Unterton durch eine andere Szene, in der Sierra seinen reichen Freunden einen Schaukampf gegen seine rechte Hand, einem großen und kräftigen Indio, bietet, in dem dieser erst tumb und schwer von Begriff dargestellt wird, dann aber mit seiner Kraft und einem gezielten Schlag seinen Herren auf die Bretter schickt. Sierras Blick, diese Ungläubigkeit das dieser zu so einer Tat überhaupt fähig ist, spricht Bände. Schade, das diese Szene wie insgesamt gut fünfzehn Minuten in der alten Kinofassung des Films gefehlt haben. Erst die DVD-Veröffentlichung vor einigen Jahren durch das Sammlerlabel X-Rated brachte dem Fan eine komplette Fassung. Wobei man aufpassen muss. Diese Scheibe ist durch die Tatsache, das sie nicht FSK-geprüft ist, nur bei einschlägig bekannten Onlineshops und auf Börsen erhältlich. Die im Verkauf erhältliche, ab 12 freigegebene Fassung, ist leider nur die gekürzte Kinofassung. Man sollte aber freilich nicht zu sehr bemüht sein, bei so einem Werk zwischen den Zeilen zu lesen und zu viele Aussagen hinein zu interpretieren. Es geht hier schließlich nur um kurzweilige Unerhaltung, die Sklaven der Höllen durchaus bietet, allerdings in keinem ausgewogenen Maße.
Der Film ist sehr solide umgesetzt und ist durch seinen Schauplatz mit einigen wirklich schönen Einstellungen ausgestattet. Doch Figueroa vermag es nicht, den Zuschauer über volle Distanz zu fesseln. Es gibt ein wenig Schießereien, ein wenig Gefahren durch wilde Tiere und ein wenig brenzlige und dramatische Situationen, die die Protagonisten durchleben, doch allein schon an der Umschreibung ist zu bemerken: ein wenig ist einfach zu wenig. Der Spannungsfaden ist nicht straff angezogen sondern leiert des öfterten rechtlich fade herum. Die anfängliche, Spaß verheißende Stimmung, die so herrlich schundig startet, verpufft im weiteren Verlauf und pendelt sich auf einem relativ unspektakulären Niveau ein. Das ausgesuchte und angesprochene, meistens männliche Publikum kann man so nicht bei der Stange halten. Diese Männerwelt, die Sklaven der Hölle heraufbeschwört ist überraschend eindimensional. Selbst die in einer kleinen Nebenrolle auftauchende Florinda Bolkan, u. a. in Lucio Fulcis Gialloklassiker Don't Torture A Duckling oder dem berüchtigten Nunploitationfilm Flavia - Leidensweg einer Nonne zu sehen und beim Genrepublikum bekannt und beliebt, kann keine Akzente setzen. Auch hier ist, man mag es schon erraten haben, einfach zu wenig drin.
So ist Sklaven der Hölle ein verhalten agierendes Stück Abenteuer- und Actionkino, ein wunderares Beispiel für das Wort harmlos aber dennoch recht nett unterhaltsam. Gerade die angesprochene, dichte Atmosphäre, untermalt durch einen hörenswerten Soundtrack des Trio Bixio, Frizzi und Tempero (unter anderem auch für Fulcis Spätwestern Silbersattel verantwortlich) trägt dazu bei, das der Film trotzdem anschaubar ist, allerdings knapp im Feld der überdurchschnittlich unterhaltenden Filmunterhaltung einzuordnen ist. Es ist ein Filmsnack für Zwischendurch, der den Hunger auf mitreißende Abenteuerstreifen nicht gerade stillt sondern eher noch mehr anregt.