Der Luftwaffenmajor Altieri ist von seiner Versetzung nicht gerade begeistert. Da er als ein sehr schwer zu kontrollierender Einzelgänger gilt, wurde er nach Mailand versetzt um dort hinter einem verstaubten Schreibtisch zu versauern und ihn besser kontrollieren zu können. Allerdings scheint Altiere auch einige Unannehmlichkeiten nahezu magisch anzuziehen, denn kaum in Mailand angekommen, wird er Zeuge einer brutalen Kindesentführung, als er Anna, eine Bekanntschaft mit der er etwas anbandelt, abholen möchte. Altieri verfolgt die Kidnapper und kann sie in einer waghalsigen Aktion sogar stellen und das Kind befreien, doch die Rache der Gangster folgt: ein paar Tage später wird er von unbekannten Gewalttätern krankenhausrein geschlagen. Den ermittelnden Komissaren Tosi schickt er bei dessen Besuch am Krankenbett noch weg, wird allerdings sogar so etwas wie dessen Assistent, nachdem er wieder aus dem Spital entlassen wurde. Denn Altieri bemerkte, das die Gangster in der Stadt mit der MK18 ein neues Maschinengewehr benutzen, das er noch aus seiner Ausbilderzeit kennt und eigentlich nicht außerhalb des Militärs erhältlich ist. Zusammen mit Tosi macht sich Altieri daran, eine unheimliche Verstrickung zwischen zwielichtigen Gangstern und korrupten Militärs aufzudecken, bringt dabei aber auch sich und Anna in größte Gefahr.
Harter Kerl, schweigsamer Einzelgänger und eine eiserne Mimik, die kaum Gesichtsausdrücke zuläßt. Wo Henry Silva auftaucht, da haben Subtilität, Einfühlungsvermügen und schauspielerische Feinheiten kaum Platz. Der 1928 in New York City geborene Schauspieler machte sich vor allem einen Namen mit Rollen in etlichen italienischen Genreproduktionen, wobei er sich wie es scheint im actionbetonten Poliziottesco am wohlsten fühlte. Kein Wunder, paßte Silva doch wunderbar in diese rauhe Männerwelt die dort heraufbeschworen wurde, wie kein kein anderer. Dabei debütierte er in seinem Heimatland im von Fred Zinnemann inszenierten Drama Giftiger Schnee und hatte unter anderem auch Rollen in der Jerry Lewis-Komödie Aschenblödel und im Original von Ocean's Eleven, welches im deutschen Raum zur damaligen Zeit als Frankie und seine Spießgesellen bekannt wurde. Nach einigen Rollen in TV-Serien zog es ihn 1966 zum ersten Mal nach Italien, um dort seinen einzigsten Italowestern, Eine Flut von Dollars, zu drehen. Anfang der 70er war er dann vollends im europäischen Filmgeschäft zu Hause. Nach dem französischen Thriller Killer kennen keine Gnade hatte er schnell ein Abonement auf Rollen in harten Action- und Thrillerreißern und spielte in einigen namhaften Genre-Produktionen wie Der Mafiaboss - Sie töten wie Schakale, Der Teufel führt Regie oder Der Berserker mit. Bis weit in die 90er Jahre stand er weiterhin vor der Kamera, darunter auch als Bösewicht im Jean-Paul Belmonod-Actioner Der Außenseiter oder in der Comic-Verfilmung Dick Tracy. Dabei war er meistens in kleineren, niedrig budgetierten B-Streifen zu Hause als in großen Blockbustern zu Hause. Anfang 2000 zog sich Silva dann auf das wohlverdiente Altenteil zurück, hatte allerdings nochmal eine kleine Rolle im Ocean's Eleven-Remake.
Und auch in Blutiger Schweiß legt Silva einen Auftritt hin, wie von den Fans erwartet und geliebt. Der auch als Die Ratten von Milano bekannte Film präsentiert ihn hier als einen zielstrebigen, harten Kerl der nicht viele Worte verliert sondern lieber Taten sprechen läßt. Dabei verläßt er auch gerne mal die üblichen Wege um an sein Ziel zu gelangen. Anders als üblich bzw. gewohnt steht Silva dabei doch tatsächlich mal auf der Seite der guten und schaut als frisch gebackener und versetztem Major meistens recht schlecht gelaunt in die Kamera. Wer allerdings durch seine anderen Filme bedingt meint, das Silva niemals irgendwie die Wangenmuskeln bewegt, der irrt. In einer Szene mit seiner Partnerin Silvia Dionisio sieht man ihn doch tatsächlich mal lachen. Andererseits gibt es auch nicht viele Situationen in der Handlung für ihn, die wirklichen Grund zur Freude bieten. Die vier apokalyptischen Drehbuchschreiberlinge, darunter auch Regisseur Tarantini, schufen mit ihrem Film vor allem eine triste, harte und rauhe Darstellung des Geschehens draußen in der Welt.
Da liegt die Angst über der Stadt und in den Gesichtern der Bewohner Mailands vergraben, da fast überall nur noch das Verbrechen regiert und seine häßliche Fratze zeigt. Zu Beginn wird die zweitgrößte Stadt Italiens als ein gefährliches Pflaster bezeichnet, was den Startschuß zu rüden 90 Minuten Actionkino gibt. Da halten sich Tarantini und die Autorenkollegen auch gar nicht bei irgendwelchen Nichtigkeiten auf sondern hupfen fröhlich zu Beginn zu einigen Eckpunken der Geschichte in denen Altieris Antritt an der neuen Arbeitsstelle oder ebenso flott die Anbandelung mit der recht ansehnlichen Anna abgehandelt, wenn nicht sogar abgehakt werden. Da scheint der Titel Blutiger Schweiß wirklich passend zu erscheinen, kommt doch schon fast der Zuschauer durch die episodenhafte Abhandlung der Geschichte ins Schwitzen, bevor man langsam die parallel laufenden Handlungsstränge zu einem verknüpft. Während nämlich Silva erstmal bei sich auf der Arbeit aufräumen will und dort schon einige nicht sehr koscheren Begebenheiten nachdetektiert, steht ihm Schauspielkollege Antonio Sabato gegenüber, der als Komissar für Recht und Ordnung in Mailand sorgt und dabei auch den Entführungsfall und hinterher den Angriff auf Altieri bearbeitet.
Bis hierhin gibt sich Blutiger Schweiß relativ fahrig und scheint selbst noch nicht so zu wissen, in welche Richtung er denn eigentlich möchte. Das aufgefahrene Stückwerk bietet zwar schon einige recht nette Momente, die sogar mit einigen schönen Einstellungen aufwarten können, doch vieles wirkt noch nicht so richtig rund wie aus einem Guss. Die Handlung tritt auf der Stelle und so manches Mal fragt man sich, wohin der Film denn eigentlich möchte. Die Umwege die Tarantini hier gegangen ist, hätte er ruhig etwas straffen und wegfallen lassen können. Obwohl er aber nicht direkt über Ziel geht, hat dieser Poliziottesco einen kleinen Vorteil: Tarantini läßt die erst noch etwas fahrige Geschichte nicht gerade langweilig erscheinen. Der Film lebt hier vor allem von seinen harten Actionausbrüchen, die die Zuschauer so lange bei der Stange halten, bis die Story ihre kleine Orientierungslosigkeit abgelegt hat. Dann geht es nämlich zack auf zack und Tarantini löst nicht nur die Handbremse im Spannungswagen, sondern präsentiert einen flotten und kompromißlosen Actioner der härteren Sorte.
Allerdings ist er dabei nicht ganz so entfesselt und ungehemmt wie zum Beispiel sein Kollege Umberto Lenzi, der bei den Dreharbeiten zu einigen seiner Filme Political Correctness und guten Geschmack gleich ganz zu Hause gelassen hat. Trotzdem geht es hier durchaus deftig zur Sache, so das Silva mit Kollege Sabato bei unzähligen Gangstern die Lichter ausknipsen darf. Aber dafür hat man ja schließlich seine italienischen Freunde, die auch hier wieder einige unglaubliche Einfälle realisiert haben, wobei vor allem der Raub im Schmuckladen besonders zu gefallen weiß. Hier zeigt Tarantini, das nicht jede bepelzte Schnöseldame im höheren Alter so harmlos ist, wie man meint. Blutiger Schweiß stellt Mailand als eine böse Stadt dar, bei der man bei jedem um die Ecke biegen mit einem bösen Buben rechnen muss und bietet eine verbitterte Atmosphäre, die sich durch das gesamte Werk zieht. Verbittert, wie sich auch der von Silva präsentierte Charakter gibt, da die böse Seite immer wieder ihren Kopf aus der Schlinge ziehen kann, trotz einiger Erfolge seinerseits.
Obwohl Blutiger Schweiß eher einen harten, anspruchslosen, aber mit viel Schmiss inszenierten Poliziottesco darstellt, so übt er trotzdem in einer Szene auch etwas überspitzte Kritik an der Kriminalität. Als Silva einen Dieb nach einem brutalen Handtaschenraub von seinem Motorrad schlägt, dies mit stoischem Gesichstausdruck verfolgt und der noch im Gras liegende und benommene Kriminelle von Passanten verprügelt wird, scheint man gerade auch die Verbitterung der Autoren über die damalige kriminelle Energie zu spüren. Der hier eintretende Lynchmob soll wohl auch eine Aussage sein, das das Volk - wenn es denn könnte - der Polizei die Arbeit abnehmen und mit den Gangstern, egal ob kleiner Fisch oder großer Hai, etwas härter verfahren würde. Dies bleibt allerdings bis auf das recht depressive und düstere Ende allerdings die Ausahme. In erster Linie hat man hier mit einem geradlinigem Reißer der härteren Sorte mit einigen tollen Aufnahmen und schön inszenierten Actionszenen zu tun. Ach ja: auch die musikalische Untermalung ist ebenfalls sehr gut gelungen, zeigten sich dafür doch die Brüder Maurizio und Guido de Angelis verantwortlich. Wer gerne Actionfilme bzw. Poliziottesci mit härterer Gangart präferiert, wird von Blutiger Schweiß nicht enttäuscht. Regisseur Tarantini schuf hier einen gutklassigen Streifen, bevor er sich mehr und mehr den seichten Erotikkomödien widmete.