Irgendwo in einer Hütte wird ein junges Mädchen ermordet, wenig später in einer kleinen, nicht näher benannten Stadt der örtliche Saloon ausgeraubt. Bei dem Raub werden nicht nur eine Dirne und der Barkeeper ermordet, sondern wenig darauf auch zwei der drei Räuber. Der Sheriff ist dabei ein so ausgefuchster Hund, dass er auch alsbald, trotz weniger Beweise, mit dem nicht sonderlich beliebten Chester Conway auch schon einen angeblich Schuldigen ausgemacht hat. Doch die Gerichtsverhandlung gegen ihn gleicht einer Farce, möchte sich doch wohl so das ganze Dorf durch diese gelegen kommende Tat sich diesen unliebsamen Gesellen vom Hals halten. Nur Conways Verteidiger Jeff Plummer möchte alles darauf setzen, Conways Unschuld zu beweisen. Selbst die Besitzerin des Saloons und Ex-Freundin Conways, die ihn mittlerweile wie die Pest hasst, glaubt an seine Unschuld und möchte ihn wieder frei sehen. Jeff heuert dafür seinen Freund Silver an, einem Gentleman-Cowboy und eine Art Privatdetektiv, der es sich - wie im Falle der Eltern des ermordeten Mädchens - auch mal erlauben kann, einen Fall abzulehnen. Denn sein Preis ist hoch. Doch da er Jeff noch einen Gefallen schuldet, nimmt er nach kurzem drängeln an und versucht, Conways Unschuld vor dessen Hinrichtung zu beweisen. Dabei stößt auf so manche faule Stelle im ach so unschuldig erscheinenden Bild der Dorfbewohner.
Während er an gut zwanzig Drehbüchern mitgeschrieben bzw. verfasst hat, so nahm Regisseur Lorenzo Gicca Palli nur insgesamt fünf mal auf einem Regiestuhl platz. Dabei ließ er mit Freibeuter der Meere (1971) sogar das bekannte Duo Terence Hill und Bud Spencer als Piraten vom Stapel. Der letzte Eintrag in seine recht kurze Schaffensphase als Regisseur ist dabei ein stilistisch sehr großer Bruch, handelt es sich dabei doch um die Naziploitationschote Liebes Lager (1976), die zwar laut der deutschen OFDb auch in das Fach der Komödie gesteckt wird, allerdings trotzdem für einen doch eher faden Beigeschmack im späteren Verlauf von Gicca Pallis Karriere gesorgt haben könnte. Nichtsdestotrotz schuf er mit dem in Deutschland auch als Sarg der blutigen Rache bekannten Film einen sehr interessanten Hybriden aus dem zur damaligen Zeit schon sehr (an den Kinokassen) schwächelnden Italowestern und dem immer erfolgreicher werdenden Genre des Giallos. Doch ist der Bezug zum allseits beliebten Suspense-Genre aus Bella Italia im Falle von 1000 Dollar Kopfgeld auch ein klein wenig grenzwertig. So richtige Bezüge hierzu kann nur die erste Sequenz des Films herstellen, später kann in auch getrost als Westernkrimi bezeichnen. Wobei natürlich die ersten Gialli auch eher in der Tradition früherer Krimikost standen und nicht zuletzt durch den Erfolg der deutschen Edgar Wallace-Verfilmungen überhaupt erst von den Italienern produziert wurden. Man könnte sich also über die Bezeichnung Giallo-Western schon etwas streiten, doch ganz grob trifft es hier schon so ziemlich zu. Immerhin gelingt es ihm, das Whodunnit-Element doch gut herauszuspielen.
Die schon erwähnte Anfangssequenz ist da schon ein erster guter Glücksgriff, schafft diese es doch sehr gut, ein gewisses Giallo-Feeling aufzubauen. Immerhin nimmt hier die Kamera wie auch dort die Sicht des Mörders ein. Es ergibt sich ein atmosphärisch dichter Einstieg in die Geschichte, der zwar keinen äußerst stilvollen bzw. überästethizierten Mord wie manchen richtigen Gialli präsentiert, aber trotzdem sehr wirksam ist. Der Spannungsaufbau und das Timing stimmen und so irritiert es dann für eine wenn auch geringe Zeit, dass dieser Mord in der weiteren Geschichte doch sehr in den Hintergrund rückt, ja sogar fast gänzlich vergessen wird. Es sei aber gesagt, dass die Sequenz nicht einfach nur eingebaut wurde, damit man für die (damalige wie heutige) Werbung auch einen Grund hat, den Film als Giallo-Western zu vermarkten. Hier schlägt man den ganzen ein Schnippchen und hat einige Storytwists in Petto, welche ja ebenfalls ein bekanntes Markenzeichen der Gialli ist. Man versucht zudem nicht einfach nur, durch diese Wendungen zusätzliche Überraschungsmomente einzubauen sondern blickt zusammen mit Ermittler Silver auch hinter eine anscheinend gut bürgerliche Fassade. Doch da scheint es nicht wirklich so porentief rein zu sein, wie man gerne den Anschein erwecken möchte. Es modert und fault und alsbald präsentieren sich dem Zuschauer so einige verdächtig wirkende Figuren, die wiederum versuchen, ihre Geheimnisse so gut es geht zu verbergen. Das Skript ist dabei aber nicht so stark wie das eines reinrassigen Giallos. Es gibt sich bemührt, doch mit ein wenig Hirnschmalz kann man die Twists als auch die Auflösung des Finales schnell erraten.
Trotzdem vermag es 1000 Dollar Kopfgeld gut zu unterhalten. Dem zu Gute kommt auch eine recht gut aufgelegte Darstellerriege, allen voran Gianni Garko, der durch die Figur des Sartana beim Italowesternpublikum bekannt wurde. Da überrascht es auch nicht, dass die Hauptfigur Silver so einige Ähnlichkeiten mit Garkos bekanntester Rolle aufweißt. Obwohl Gicca Pallis Werk der Abschluss einer lose zusammenhängenden Trilogie ist und der Charakter Silver auch schon in dem Western Stirb oder Töte (1967) für den er das Drehbuch verfaßte, auftauchte, entschloss man sich hier auf die Zugkraft von Garkos Alter Ego Sartana zu vertrauen. Im ersten Werk wurde Silver vom deutschstämmigen Peter Lee Lawrence (eigentlich Karl Otto Hirenbach) verkörpert. Diesem traute man allerdings nicht wirklich zu, genügend Publikum in die Lichtspielhäuser zu ziehen. Zwar hatte auch Lawrence als Silver schwarzen Zwirn im Körper, doch Garkos Silver gleicht bis auf das schwarze Cape doch eher dem Charakter des Sartana. Ja selbst das Gimmick der kleinen, versteckten Pistole wurde hier übernommen. Außerdem stattete man Silver für 1000 Dollar Kopfgeld auch mit einer gewissen Ironie aus, die ebenfalls so typisch für Sartana ist. Doch egal welchen Gentleman-Cowboy Garko nun verkörpert: er meistert die Rolle mit bravour und schafft es gegen Beginn sogar, durch seine versnobbte Lebensart und leichten Überheblichkeit, gewisse Antipathien aufzubauen. Er rührt eben nicht für jeden die Finger und ist auch erstmal nicht sehr darüber begeistert, dass ihn sein alter Freund Jeff aus den Ferien holt um Conways Unschuld zu beweisen. Aber man merkt schnell: Silver hat das Herz am rechten Fleck und spätestens wenn er in der Stadt auftaucht, gewinnt er durch seine lässige Art die Herzen der Zuschauer.
Richtig gut aufgelegt ist übrigens auch Klaus Kinski, der hier mal wieder einen seiner vielen und typischen Auftritte der damaligen Zeit darlegt. Durch seinen großen Namen konnte man natürlich noch einige Menschen mehr anlocken und so hat er hier wenig Screentime (wenn auch immer noch mehr als in anderen Italowestern), aber wenn er mal vor der Kamera zu sehen ist, dann gibt er die Rolle als Verurteilter Chester Conway wirklich sehr überzeugend. Es ist ein wirklicher Genuss, wie er verzweifelt in seiner Zelle herumtigert und genauso auch zwischen den Gitterstäben des Fenster gestikuliert. Eben dieser, auch in den Nebenrollen gut besetzte Cast, vermag es, über so manche kleinere Schwäche innerhalb des Storytellings zu verschmerzen. Mit der Logik hat es der Film nun nicht wirklich so und ein sich damit einschleichendes, immer wiederkehrendes Muster vermag so manchem Zuschauer diese Suppe vielleicht etwas zu versalzen. Einerseits ist es typisch für die Gialloseite des Films, auf einen Mord noch weitere folgen zu lassen um den ersten weiter vertuschen zu können, doch hier wird nicht wirklich plausibel daraufhin gearbeitet, dass ganze nachvollziehbar zu erzählen. Die ersten Fährten sind aufgenommen und einer der ersten, weiteren Morde ist zwar noch zu verstehen, doch es ist wirklich sehr erstaunlich, dass der im Dorf umherschleichende Killer jeden Schritt von Silver vorherzusehen scheint. Denn kaum hat dieser eine Spur aufgenommen und könnte den Täter schon entlarven, schon wird dieser aus dem Hinterhalt erschossen. Obwohl Garkos Charakter so clever ist, scheint er irgendwie nicht so richtig auf diese Masche zu kommen. Zumal er hier immer wieder in die Fänge des Sheriffs, gut undurchsichtig von Luciano Catenacci verkörpert, gerät, da dieser Silver immer wieder auf dem Kieker hat. Er ist halt nicht ganz so gerne im Dorf gesehen.
Natürlich wird die Geschichte so gestreckt und gut in die Länge gezogen, um das ganze noch etwas spannender zu gestalten. Obwohl das ganze schon wirklich gutklassig und packend umgesetzt wurde, verscherzt man es sich hier ja schon fast wieder mit seinen Zuschauern. Die wenigsten dürften diese doch sehr ideenlose Abfolge tolerieren. Man kann aber gut ein Auge zudrücken, da der Film trotzdem noch genügend Spannung aufbauen kann. Einzig und allein zwei etwas längere Prügelpassagen sind und bleiben irritierend sowie unpassend. Vor allem da diese beinahe sinnlos in den Film eingebaut wurden und wohl der Versuch sind, leichte komödiantisch angehauchte Elemente des Films mit dem wortwörtlichen Dampfhammerklamauk der Spencer/Hill-Klamotten zu verbinden. Hier hätte Gicca Palli ruhig die Finger davon lassen können. Das hat der Film auch gar nicht nötig. Nichts gegen das schlagkräftige Duo, doch deren ungefährer Einfluss auf diese beiden Szenen hinterläßt einen kurz aufblitzenden, säuerlichen Nachgeschmack. Wenigstens versteht man es aber, dass ganze dann durch wiederum gelungene andere Szenerien zu versüßen. Gacci Palli ist ein solider Handwerker als Regisseur, hätte aber mal noch etwas mehr aus seinem Stoff herausholen können. Ohne Frage, 1000 Dollar Kopfgeld ist durch die Verbindung von Giallo und Western ohnehin schon ein außergewöhnlicher Beitrag für die staubigen Pferdeopern Italiens, Mit ein wenig mehr Würze wäre dies nicht nur ein kurzweiliger, gut mundender Snack sondern ein vorzüglich schmeckendes Westernmahl.
Auch manche Gialli vermögen es, einen gewissen Anspruch mit mondän-trivialer Leichtigkeit zu verbinden, dem Sarg der blutigen Rache gelingt dies nicht so ganz. Man stolpert etwas, kann sich im Straucheln aber doch noch fangen. Dafür macht auch der Giallo/Krimi/Western-Mix dann doch auch zuviel Spaß um die Mundwinkel allzu weit nach unten sinken zu lassen. Die optische und musiktechnische Klasse der Gialli kann er übrigens auch nicht wirklich erreichen. Die Einstiegssequenz ist gut gefilmt und überzeugt auch durch schöne Lichtspielereien, gibt sich dann allerdings doch recht bieder. So ist auch der Soundtrack, der sehr unspektakulär ausgefallen ist und an den man sich zum Ende hin kaum wirklich erinnern kann. Er tritt für die Geschichte in den Hintergrund, wenn man so möchte. Wäre auch gar nicht mal so schlimm, wenn diese eben noch etwas mehr Klasse beweisen könnte. Richtig arg möchte man an 1000 Dollar Kopfgeld auch nichts monieren. Für ein mal etwas anderes Italowestern-Erlebnis sorgt er ein für alle Mal und ist so ein Western, der zwar nicht für hohe Jubelsprünge sorgt, aber am Ende einen zufriedenen Gesichtsausdruck hinterläßt. Mit der richtigen Würze aus Ironie und einer stärker ausgearbeiteten Geschichte, die noch etwas mehr Abwechslung zugelassen hätte, wäre aber wirklich noch etwas mehr drin gewesen.
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