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Freitag, 30. Juni 2017

The Lady In The Car With Glasses And A Gun

Die Dame im Auto mit Brille und Gewehr heißt der Originalfilm aus den 70er Jahren zum hier besprochenen Werk. Bis auf eine Kinoauswertung im Jahre 1970 wurde der Film nicht mehr im deutschsprachigen Raum ausgewertet. Eventuell gab es einige TV-Ausstrahlungen, darüber schweigt sich die OFDb allerdings aus. Es scheint, als glitt der Film schon kurz nach seiner Premiere schnell in den Sumpf der Vergessenheit. Dabei ist er mit Anatole Litvak (immerhin Regisseur des Yul Brunner-Vehikels Anastasia) und Darstellern wie Marcel Bozzuffi, Samantha Eggrar, Stéphane Audran und Oliver Reed überaus prominent besetzt. Einigen Filmen ist es wohl einfach nicht vergönnt, für längere Zeit im Bewusstsein des Publikums zu wohnen oder für dieses verfügbar zu sein. Irgendwann fristen sie einfach nur noch die Existenz als nicht greifbare Randnotiz.

Es scheint fast so, als hätte Regisseur Joann Sfar das Remake dieses Films deswegen realisiert. Um ein für ihn über die Zeit in irgendeiner Weise ans Herz gewachsene Werk eben nicht als einen der vielen Filme werden zu lassen, über die man lesen, sie aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr schauen kann. Dies könnte auch die Antwort darauf sein, wieso The Lady In The Car With Glasses And A Gun nicht einfach in die Gegenwart übertragen wurde, sondern vintage daher kommt. Sfars Film spielt in den 60ern und damit spielt der Film seine größte Stärke aus. Die Ausstattung ist gelungen und zusammen mit der hübschen Kameraarbeit und einem guten Soundtrack ist die audiovisuelle Ebene sehr angenehm. Erzählerisch sieht die Sache leider etwas anders aus.

Sfar lässt sich Zeit, um die Geschichte (wortwörtlich) ins Rollen zu bringen. Sie handelt von der schüchternen Sekretärin Dany, welche der Bitte ihres Chefs nachkommt, einen für ihn wichtigen Vortrag abzutippen. Durch den gegebenen Zeitdruck nimmt er Dany zu sich mit nach Hause. Dort sitzt sie die ganze Nacht an der Schreibmaschine und bringt nach getaner Arbeit ihren Chef sowie dessen Familie in seinem Auto zum Flughafen. Auf dem Weg zurück gönnt sie sich einen kleinen Umweg, um endlich das Meer zu sehen, an dem sie noch nie war. Ihr Trip schlägt einen mysteriösen Weg ein, denn sämtliche Menschen, denen sie dabei begegnet, geben vor, sie zu kennen. An einer Raststätte wird sie von einem unbekannten Überfallen und ihre Bekanntschaft Stefano entpuppt sich schnell als Lügner. Zu guter letzt befindet sich ein Toter nebst Gewehr im Kofferraum des Autos, welcher zu Beginn der Fahrt noch nicht dort war.

Danys genommener Umweg lässt sich auch auf die Geschichte transferieren. Hier wird großzügig umfahren, immer wieder Rast gemacht, damit am Ende mit der Wendung und dem Finale aufs Gas getreten wird. Man bemerkt aber auch, dass die Handlung sehr schlicht ist und die Umwege beinahe schon nötig sind. Anders wäre der Film um einige Minuten kürzer, für den Regisseur vielleicht zu kurz aber vielleicht erzählerisch stärker. Die Frage, ob Dany eine zweite Persönlichkeit besitzt, von der sie nichts weiß oder nur Opfer eines Komplotts ist, lässt sich leider schnell erahnen, was dem Thriller in schicker Retro-Optik einiges an Substanz nimmt. The Lady In The Car With Glasses And A Gun mag vielleicht clever sein wollen, das Mysterium um die vielen Fremden, die glauben, Dany zu kennen, ist jedoch schnell entzaubert. Wenige spannende Momente werden von erzählerischem Leerlauf umhüllt und die Überraschung der konstruierten Auflösung verpufft durch ihre Durchschaubarkeit. Vielleicht hielt sich Sfar hier zu stark an der Vorlage, wurde diese von der damaligen Kritik als sehr mittelmäßig eingestuft. Auf der Haben-Seite kann The Lady In The Car With Glasses And A Gun nicht nur durch die Optik sondern auch durch seine Hauptdarstellerin punkten. Diese bemüht sich auch dann Leben ins Ganze bringen, wenn der Film allzu stark vor sich hindümpelt, was die meiste Zeit leider so ist. Wer stärkere Filme mit hilflosen Frauen, die einen Toten im Kofferraum haben schauen möchte, dem sei zu Luigi Cozzis The Dark Is Deaths Friend geraten. Dieser ist auch weit mehr als Giallo einzuordnen (einige stempelten Sfars Film ja großzügig so ab) wie dieses leider zu zahme Remake, dass eventuell wie sein Original auch irgendwann nur noch als kleine Randnotiz existieren und dann vergessen sein wird.

Mittwoch, 7. Juni 2017

Emanuela - Dein wilder Erdbeermund

Die Reise durch das italienische Machismus-Dickicht vergangener Jahrzehnte geht weiter. Wieder steht eine Frau im Mittelpunkt: nach Angelina ist nun Emanuela dran. Jedenfalls in der deutschen Version. Immerhin waren gerade zwei Jahre vergangen, als die Niederländerin Sylvia Kristel sich unverhüllt im Kinoerfolg Emmanuelle auf der Leinwand präsentierte. Auf den Fuß folgten einige Nachahmer, darunter auch die Black Emmanuelle-Reihe vom ungekrönten italienischen Schmuddelkönig Joe D'Amato. Die deutschen Kinoverleiher sorgten dafür, dass das deutsche Publikum noch einige weitere Emmanuelle-Filme sehen durften, obwohl diese in ihrer Ursprungsversion gar keine Hauptfigur mit diesem Namen besaßen. Emanuela - Dein wilder Erdbeermund ist ebenfalls von diesem Vorgehen betroffen. In der englischen Sprachfassung heißt die Protagonistin schlicht und ergreifend Carol.

Die verwitwete Carol bzw. Emanuela befindet sich mit ihrer jungen Sekretärin auf dem Weg nach Marokko, um das schwere Erbe ihres verstorbenen Mannes anzutreten. Auf dem Flug leiht sie sich das Feuerzeug eines Passagiers, der ihr auch im nordafrikanischen Land immer wieder über die Füße läuft. Peter Smart ist sein Name, dieser ist Programm und so darf Ivan Rassimov in seiner Hauptrolle an manchen Stellen den vor sich hindümpelnden Film allein mit seiner Präsenz retten. Der charismatische Mime reitet, fährt, raucht oder sitzt einfach nur in der Kulisse rum: die Coolness sitzt! Ihn führt der ununterdrückbare Reiz des schnöden Mammons nach Nordafrika. Von einem Freund eingeladen, nur mit seinem Smoking als Gepäck bewaffnet, ist Smart ein risikofreudiger Zocker wie er im Buche steht. Bei einem Pokerspiel ersteht er ein Rennpferd und - wie es der Zufall so will - besitzt Emanuela einen Reitstall mitsamt erfolgreicher Rennpferdezucht und ihre Wege kreuzen sich immer öfter.

An diesem Punkt wird Rassimovs Coolness ein kleines Problem. Seine Figur ist ein Kerl wie aus dem Bilderbuch: ein Traum, eine Blaupause, die beide Geschlechter ansprechen soll, allerdings vor allem das Abbild der Vorstellungen eines hundertprozentigen (Teufels-)Kerls alter Schule ist. Diese (klischeehafte) Kühlheit führt dazu, dass das Buhlen der Figur um Emanuelas Gunst sehr reserviert ist. Der Funke zwischen dem Italiener mit serbischen Wurzeln und der Französin Claudine Beccarie springt nicht über. Die unnahbar wirkende Frau, traumatisiert durch die speziellen Vorlieben und damit zusammenhängenden Geschehnisse um ihren toten Mann und rasend vor Eifersucht, als sich ihre Sekretärin und Affäre Anna einem jungen Burschen zuwendet, wirkt selbst dann noch kühl und distanziert, als sie sich im "großen" Finale Rassimov doch hingibt. Das Dein wilder Erdbeermund den Zuschauer trotz des exotischen Schauplatzes, interessanten Darstellern und der klassisch-pulpigen Geschichte kalt lässt, hat so einige Gründe. Neben der fehlenden Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern ist es Poetis sehr seichte Regie und die ereignislose Abfolge der Ereignisse.

Dem vom Fernsehen kommenden Regisseur, der seine Karriere als Regieassistent bei Ruggero Deodato begann, fehlt es an Gespür für die besonderen Momente und an Kraft. Ich zitiere Oliver Kahn: "Eier! Wir brauchen Eier!" Da es sich um eine Softcore-Produktion und einen gleichförmig mittelmäßig verlaufenden Film handelt, sieht und spürt man die vergebens. Es bleiben zwei bis drei Nebensächlichkeiten hängen, in denen man die ungehemmte Lust italienischer Filmemacher an entfesselten Unglaublichkeiten merkt. Die Rückblende, die Aufschluss über Emanuelas Trauma gibt, gehört dazu. Trotz Giancarlo Ferrando an der Kamera, immerhin Sergio Martinos Stammkameramann in dessen Gialli, ist der Film optisch ebenfalls wenig reizvoll. Hier und da blitzt ein toller Einfall auf, in der ersten Sexszene geht mit Ferrandos wirbelndem Kamerakarussell mit Close Up-Dauerschleife der Teufel durch; insgesamt ist die Fotografie dem Stil des Regisseurs gleich und sehr unauffällig und zweckdienlich.

Wild ist an Emanuela nichts. Für einen Sonntag reicht das gesehene alle mal, um im übermüdeten oder verkaterten Zustand die Zeit vergehen zu lassen. Die Erotikszenen sind - das können die Italiener wissentlich auch ganz anders - ebenfalls sehr brav ausgefallen. Selbst die damals noch weit vor ihrer politischen und Hardcore-Porno-Karriere (by the way: die hatte Hauptdarstellerin Claudine Beccarie hier schon hinter sich) stehende, junge Ilona Staller holt nichts mehr raus. Das interessanteste am Film bleibt das Frauenbild, dass er zeichnet. Die traumatisierte Emanuela, die trotz ihrer Erlebnisse bis zu einem gewissen Punkt mit Selbstbewusstsein und feministisch unabhängig dem männlichen Geschlecht gegenübersteht, wird mit ihrer nihilistischen Sicht beinahe als "FemiNazi" dargestellt und der damals immer mehr aufblühenden Feminismus abgewertet. Emanuela bewahrt sich diese Einstellung bis zum Schluss, was auch eine Erklärung für die unterkühlte Darstellung der Figur ist. Da kann dann selbst Rassimovs Übermann nicht mehr für "Heilung" sorgen und reitet gegen Ende der Dame davon, während die Brüder Maurizio und Guido de Angelis nochmal eine whiskygetränkte Männerstimme seine Liebe zu ihrem Körper über ihr anhörbares Titellied des Soundtracks wispern lassen. Der Rest ist Durchschnitt.

Angelina - Von allen begehrt

Ich habe schon so einiges an Genre- bzw. Exploitation-Filmen gesehen, die sehr abstruse Geschichten oder Ideen boten. Das ausgerechnet ein Erotikfilm aus den 80ern der rein optisch sehr oberflächlich den typischen 80er-Stil zelebriert, allerdings auch sehr bieder daherkommt, mir die Augenbraue mehr als einmal nach oben schnellen lässt, hätte ich auch nicht gedacht. Dann kam Pietro Schivazappas Angelina - Von allen begehrt. Es ist seine Geschichte, welche den alkoholseligen SchleFaZ-Jüngern, die schon bei Ich, ein Groupie bei Twitter einen Scheißeregen auf Tele5 regnen ließen, plötzlichen Herzstillstand bescheren würde.

Angelina, dargestellt von Serena Grandi, führt ein behütetes Leben: sie hat einen Job als Aerobic-Trainerin, ist verheiratet und hat einen Hund. Der Alltag frisst die Ehe allerdings etwas auf: das Ehepaar scheint leicht nebeneinander her zu leben und auch im Bett ist eher das Standardprogramm angesagt. Als Angelina beim nächtlichen Häuserblock umschweifen mit dem kleinen Pudel die Nachbarin im Auto beim Tête-á-Tête mit einem Kerl erwischt, entdeckt sie ihre wahre erotische Leidenschaft. Weil die Nachbarin schamerfüllt davonrennt, deren Lover allerdings noch ordentlich Tinte auf dem Füller hat, vergewaltigt er Angelina in einem Hausflur. Hier bemerkt sie, dass sie es sehr erregend findet, wenn sie beim Liebesspiel vom Mann härter angepackt wird.

Um die wahre Unglaublichkeit des Stoffs aufzuzeigen, muss hier ausnahmsweise die ganze Handlung wiedergegeben und zwangsläufig gespoilert werden. Angelinas Ehemann ist von eher langweiligerer Natur und so lebt sie ihre Neigungen mit anderen Männern, meist wildfremden, aus. Bis sie vom Gatten erwischt wird. Marco, so der Name des angetrauten, trennt sich von Angelina. Zuerst bemüht sie sich, ihn zurückzugewinnen, dann - nachdem Marco merkt, dass ihm auch der Sex mit der Nachbarin nichts bringt - geht das Spiel andersrum. Hier blockt Angelina, trotz aller Bemühungen Marcos und seinem Bekenntnis, dass er mit ihr zusammen sein und mit ihr schlafen möchte. Es gipfelt in der Vergewaltigung Marcos an Angelina, was zum Happy End (sic!) führt: endlich hat Angelina das von Marco bekommen, was sie sich wünschte und zum Schluss des Films liegt man sich glücklich in den Armen.

Ich sehe den im italienischen Genrefilm immer wieder zu Tage tretenden Machis- und Sexismus meistens nicht so eng. Sicher: in der heutigen Zeit ist so etwas zu verurteilen. Aber: man sollte nicht Filme, die vor dreißig oder vierzig Jahren entstanden und aus einem völlig anderen Zeitgeist mit im Vergleich zur Gegenwart differenten gesellschaftlichen Strukturen und Gedankengut stammen, nicht mit den heutigen ethischen Standards sehen und daran geißeln. Bei Angelina fiel es mir schwer, den Kopf diesbezüglich auszuschalten. Vielleicht liegt es auch daran, dass der erzählerisch schwerfällige Film auf den ersten Blick vordergründig so unscheinbar und harmlos erscheint. Den Sexismus, den er dann abbrennt, kann man im ersten Moment eher schwer ertragen. Mit etwas Abstand entlarvt man Angelina allerdings schnell. Schivazappa, der auch den vielerorts sehr gelobten Femina ridens drehte, gelingt es nicht, in seine Geschichte Schwung oder Prickeln zu bringen. Da gleicht der gesamte Film seinem männlichen Protagonisten: beide kommen nicht aus sich raus und wirken in ihrem biederen Auftreten langweilig. Man wundert sich nicht, dass der Funke zwischen dem Paar irgendwann nicht mehr überspringt. Beim Zuschauer schafft es der Film ebenfalls nicht.

Da ist die schier unglaubliche Geschichte sogar noch das größte Highlight, wenn man nicht weiter darüber nachdenkt und sie als trauriges Relikt einer vergangenen Zeit ansieht. Mitlerweile kann ich über diese trashige, überpulpige Story nur noch lachen. Angelina - Von allen begehrt schafft es in seiner Gesamtheit eher nicht. Da bleibt das Gefühl bestehen, dass der Film sich merkbar an amerikanischen Produktionen orientiert und die Geschichte ohne große Highlights und mit wenig Gespür für erotische Momente (bei dieser - ich erwähne es hier gerne öfter - unglaublichen Story Gott sei Dank) auskommt. Direct-To-Video-Durchschnittsware, wie sie Mitte der 80er zu hauf hergestellt wurde. Selbst die mäßigeren Softsex-Streifen eines Joe D'Amato können hier im Vergleich viel mehr unterhalten. Da hilft auch nicht sein fast schon zynischer Sexismus, allen Befreiungsdarstellungen von Angelinas Sexualität zum Trotz. Im Endeffekt zeigt Angelina hier nur, dass die Frau auch hier den freien Willen der matriarchaischen Allmacht beugen muss. Ich verbuche den Film halb kopfschüttelnd, halb lachend als seltsame Fußnote des B-Films.

Samstag, 3. Juni 2017

Killer Klowns From Outer Space

"Hier sind überall Clowns und sie bringen Leute um!"


Es könnte ein Satz aus einem Video über Horrorclowns sein, welche es im letzten Jahr sogar bis in die Mainstream-Medien geschafft haben. In Wirklichkeit stammt er aus dem Science-Fiction-Horror-Komödien-Mischmasch Killer Klowns From Outer Space, welcher durch diese Assoziation einen seiner wenigen makaberen Momente geschenkt bekommt. Eigentlich ist der von den Brüdern Stephen, Charles und Edward Chiodo bewerkstelligte Film alles andere als eine düstere Mär über bösartige Spaßmacher aus der Zirkusmanege. Die Killer-Clowns in diesem Film haben zwar auch alles andere als Schabernack im Sinn, doch sind sie bei weitem nicht so bedrohlich wie andere, auf der bösen Seite wandelnde Kollegen wie zum Beispiel Pennywise aus Stephen Kings Es. Die drei Brüder fackeln lieber ihre wahnwitzigen und herrlichen Ideen um die fiesen Clowns aus dem Weltraum ab und basteln daraus eine quietschbunte Nummernrevue, die von einer dürftigen, aber zweckdienlichen Story zusammgehalten wird.

Der Absturz eines Kometen nahe einer kleinen Stadt entpuppt sich hier als Landung eines Ufos in Form eines Zirkuszelts. Die aus diesem nach und nach entsteigenden Clowns sind allerdings in keiner Mission im Namen des Humors unterwegs, sondern verarbeiten jeden Menschen, der ihnen über die extragroßen Füße läuft, zu Zuckerwatte. Dem Paar Mike und Debbie, welche in das Ufo eindringen und nur knapp den gefräßigen Clowns aus dem Weltenall entkommen können, wird bei ihrem danach folgenden Vorsprechen bei der örtlichen Polizei nicht geglaubt. Vor allem der alte Mooney, generell kein großer Freund der Jugend, sieht dies als Lügen und Hirngespinste an. Dessen Kollege Dave macht sich mit Mike auf in Richtung Wald zum Landeort, nichtsahnend, dass die außerirdischen Clowns längst Kurs auf die Stadt genommen haben um die Bewohner zu Nahrung zu verarbeiten. Erst als Dave mit Mike wieder in der Stadt ist und einen Vorfall mit den Clowns beobachtet, ist auch er endlich davon überzeugt, dass das junge Pärchen die Wahrheit spricht und versucht mit diesen und zwei erfolglosen Eisverkäufern, den Clowns Einhalt zu gebieten.

Ich muss zugeben, dass diese zwei Eisverkäufer, Rick und Paul, mit ihren Sprüchen manchmal das Nervenkostüm leicht strapazieren und auf der Schwelle zum nervig sein stehen. Nicht jeder Gag will zünden. Erzählerisch gewinnt Killer Klowns From Outer Space auch keinen Blumentopf. Man orientiert sich an Invasionsfilmen aus den 50ern und ist in der Entwicklung der Geschichte sehr sparsam unterwegs. Viel mehr gleicht der Film einer Nummern-Revue um alle Ideen, die man während des Schreibprozesses sammelte, umzusetzen und eine einfache Geschichte darum zu stricken. Glücklicherweise macht man nicht den Fehler, den Film unnütz aufzublähen oder schon verwendete Muster in Dauerschleife zu schicken, bevor man mit einigen Extrarunden zuviel aufs Finale zusteuert. Um ehrlich zu sein, ist die Story sicherlich nicht der Hauptgrund, weswegen man sich diesen Film überhaupt anschaut. Wir kaufen den Playboy ja auch nicht der Artikel wegen. Es ist schön, dass die Brüder Charles, Edward und Stephen Chiodo sich ihrer Schwächen wohl bewusst waren und auf ihre Stärke bauten.

Die drei kommen ursprünglich von den Special Effects und verhalfen unter anderem auch schon den unersättlichen, blutrünstigen und trotzdem sehr sympathischen Critters in dem zum Leben. Scheinbar schon von diesen inspiriert, entschloss man sich, ebenfalls einen Film über außerirdische Invasoren mit besonderem Hunger auf Erdenbewohner zu drehen. Sie schufen mit Killer Klowns From Outer Space einen Film, der von seinen Effekten, Kostümen und Ideen lebt. Mit Fantasie sind die drei Brüder reichlich gesegnet und so präsentieren sie hier herrlich absurde wie toll umgesetzte Einfälle. Da hätte man sich verselbstständigendes Popcorn, welches zu Clownskopf-Pflanzen heranwächst, Zuckerwatte-Kanonen, Spürhunde die aus Ballons zurechtgeknotet werden oder lebendig werdende Schattenspiele. Obwohl die Effekte sichtliche 80er-Charakteristika aufweisen, sind sie selbst heute noch sehr anschaulich. Die Liebe zum Detail sieht man überall, sei es bei der Innenausstattung des Ufos oder bei der Gestaltung der außerirdischen Clowns. All derer Bösigartigkeit zum Trotz bringen sie durch die wahnwitzige Fantasie ihrer Schöpfer genügend (schwarzhumorigen) Spaß mit sich.

Ein reiner Horrorfilm ist Killer Klowns From Outer Space sicher nicht. Richtig makaber wird es nur an zwei Stellen, wenn eine Leiche zu einer Bauchrednerpuppe umfunktioniert wird und ein großer, dicker Clown versucht, ein kleines Mädchen aus einem Schnellrestaurant zu locken. Letztgenannte Szene lässt Assoziationen mit dem Serienmörder John Wayne Gacy zu, welcher als "Pogo der Clown" ehrenamtlich Kinder im Krankenhaus bespaßte, allerdings auch weit über 29 Kinder tötete. Für eine bloße Parodie der vielen Science-Fiction-Streifen vergangener Jahrzehnte fehlt es am Willen, gängige Muster dieser mehr zu verzerren. Killer Klowns From Outer Space ist eher ein mit viel Fantasie angereicherter, schwarzhumoriger Spaß, der an manchen Stellen in die Harmlosigkeit abdriftet, aber selbst heute noch mit seinen Ideen begeistern kann. Diese sorgen für mehr Lacher als die eingestreuten Gags. Durch seine recht knackige Laufzeit verzeiht man ihm dann auch den kleinen Leerlauf gegen Ende und den episodischen Charakter, den er im Verlauf entwickelt. Die Chiodos verstehen es gut, das innere Kind mit ihrem oberflächlich bunten Potpourri anzusprechen, obwohl die stark geschminkten Wesen hier wie  alles andere als harmlos sind. Von allen kleinen, unabhängig entstandenen Filmen aus den 80ern, die irgendwelche Außerirdische auf die Erde schickten um dort für Trouble zu sorgen, ist Killer Klowns From Outer Space rein von der Grundidee und der Umsetzung selbst heute noch ziemlich originell.