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Samstag, 13. Oktober 2018

Horrorctober 2018: All The Boys Love Mandy Lane (3/13)

Party, saufen, exzessiv bis zum nächsten Morgengrauen feiern, kiffen, ficken. Wir sind jung. Wir sind schön. Wir sind oberflächlich. Wir sind alles, nur nicht die Freunde, für die wir uns halten. Das dünne Band der Gemeinschaft zerbricht, sobald der kleinste Konflikt am Horizont erscheint. Das angeknackste innere Gefüge zerbricht letztendlich durch gewaltsames Eingreifen von außen. Schuld daran ist die personifizierte Unschuld, eine unnahbare Göttin der Jugendlichkeit: Mandy Lane. Das Mädchen, dass eben alle Boys - separated from all the real men - anzieht wie Licht die Motten. Bunte Sträuße geballter Hormone, konzentriertes Testosteron werden der jungen Frau reihenweise geschenkt. Bildlich wirft man sich für sie in den Staub, tatsächlich wirft man sich für sie vom Dach. Der Sprung von dort oben endet für den Gastgeber der Party tödlich. Angetrieben wurde der alkoholisierte Jugendliche von Mandys bestem Freund, dem augenscheinlichen Wächter derer Unschuld.

Sechs Monate später folgt nun das ausgelassene präsentieren eigener Egomanien auf einem opulent wirkenden Landsitz. Keine Spur von Mandys Freund, der wie ein Luchs auf das Mädchen aufzupassen schien. Ist die unnahbar wirkende junge Frau das Opfer vieler nach ihr gierenden Jungwölfe, die gierig ihre Zähne in ihr nacktes Fleisch rammen wollen oder ist Mandy vielleicht sogar ein Wolf im Schafspelz, der die Jungs im ihren finalen Stunden zu dummen Welpen degradiert? Ein Szenario, 2006 in die Kinos gebracht, welches vor 12 Jahren so frisch war wie 1981 abgelaufene Konservenkost. All The Boys Love Mandy Lane. All The Fanboys Heart Overhyped Mandy. Sind wir mal ehrlich: es ist erstaunlich, wie dieser in der ersten Hälfte einfallslose Slasher von seinem Publikum beklatscht wurde. Es war kein großer, eher ein kleiner, vielleicht sogar eher ein Geheimtipp, aber: häufig wurde die Mär vom in weißer Unschuld gekleideten Rotkäppchen, gejagt von notgeilen Nachwuchsalphamännchen, als frisches Blut für das dahinsiechende Slashergenre angepriesen.

Bis der Film seine Qualitäten ausspielen kann, quält man sich nahezu durch lauen Teeniequatsch, mit dem in den Jahren zuvor - seit dem Erfolg von Screamviele andere Slasher mit jugendlichen Charakteren bereits wenig Interesse hervorlocken konnten. Es wird gestritten, es wird gebuhlt, es wird gebaggert, dicke Eier schwellen vor Wut über die Abweisung der angebeteten Göttin weiter an während die weiblichen Figuren sich im Bitch-Fight üben. Erste unliebsame Kandidaten und Figuren beißen irgendwann ins Gras. Ein Unbekannter hat sich selbst zur Party eingeladen um die Gäste vorzeitig von dieser und aus deren Leben zu geleiten. Realismus trifft auf die oberflächliche Welt dieser nervigen Rich Kids und fordert gnadenlosen Blutzoll. Dazwischen werden die schönen Menschen im hippen Indiestyle, untermalt mit locker durch das Ohr blubbernden Soundtrack, darunter eine äußerst gefällige Covernummer von Americas "Sister Golden Hair", dargestellt.

Glücklicherweise präsentiert das Drehbuch schnell die Identität des Mörders, der nicht ein weiterer, maskierter Scharfrichter im Auftrag konservativer Moralvorstellungen, sondern ein gebrochener Mensch ist. All The Boys Love Mandy Lane wird zum leichten Outsider-Drama, lässt durch seine verkommenen und unsympathischen Hauptfiguren eher mit dem Täter mitfühlen und zwischen all' den hübschen Bildern und der wütenden Stimmung blitzen erste Anzeichen auf, welche später zum finalen Twist ausholen. Mandys Unnahrbar- und Makellosigkeit bekommt feine Risse, die im Finale zum Abgrund werden. Dieser Final Girl Blueprint entpuppt sich hinter der schönen Fassade als blondes Gift. Vadim wusste schon: Und ewig lockt das Weib. Die verlockende Weiblichkeit wird in All The Boys Love Mandy Lane zur sinnbildlich dämonischen Bedrohung für die Stärken des männlichen Geschlechts. Der Film spielt mit den im Slasher vorgegebenen Rollenbildern, hat einen sehenswerten fancy Look und katapultiert sich mit vorgegaukelter Cleverness auf eine wackelige Meta-Ebene für das Horrorsubgenre. Der Twist, von einem Freund als nicht zu erwartend beschrieben, lässt sich tatsächlich dank der hintergründigen Hinweise zwischen den Zeilen erahnen, schenkt dem ganzen Film dafür ein markanteres Profil als die beinahe missratene, gesichtslose erste Hälfte. Die Idee von All The Boys Love Mandy Lane ist gut gemeint, aber mäßig umgesetzt. Man ruht sich auf dem Twist aus und lässt vorher schnöden Durchschnitt hemmungslos regieren. Im Endeffekt ist das viel zu wenig für einen richtigen (kleinen) Indieknaller, durch zugegeben durchaus hübsch, aber bei weitem nicht so clever ist, wie er sein möchte.

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