Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren: die vier anabolischen Reiter des 80er-Jahre-Action-Kinos sind für eine zünftige wie kurzweilige Actionsause immer gerne gesehen. Beim Ende der 80er durch Filme wie Terminator oder RoboCop vom Publikum zu schätzen gelernte Vermischen von Science-Fiction mit Action durfte auch der schwedische Hüne Dolph Lundgren nicht leer ausgehen und sich mit einem nicht gänzlich menschlichen Gegner duellieren. Aus dem fernen Waltrop verschlug es den ebenfalls hünenhaften Matthias Hues in die USA und schnurstracks nach Hollywood. Weil Waltrop für uns Deutsche ohnehin außerirdisch klingt und für die Herren in der Traumfabrik bestimmt auch, oder weil Hues wohl doch eher mit seiner Optik überzeugen konnte, durfte er den extraterrestrischen Gegenspieler Lundgrens mimen. Wie gut, dass Hues bei fast jedem Auftritt dem erschreckten Gegenüber ein angestrengtes "I Come In Peace!" entgegenschleudert, bevor er diese mittels Tentakel, die aus der an seinem Arm angebrachten Apparatur hervor schnellen, in der Brust und am Kopf anzapft.
Warum er das macht, lernen wir und Lundgren als das Gesetz gerne selbst in die Hand nehmenden Extra-Hard Boiled-Cop Jack McKain im Verlauf des Films. Der mit selbst für eine Hair Metal-Band peinlich frisierte Außerirdische jagt, wie McKain auch, Drogengangstern hinterher, um diesen Heroin abzuluchsen, dass er dann seinen Opfern injiziert und ihnen gleichzeitig aus dem Hirn den durch die Droge freigesetzten Stoff zu entnehmen, der für ihn selbst berauschend wirkt. Im geplanten Alleingang wird McKain, dessen Partner bei einer schief gelaufenen Undercover-Aktion erschossen wurde, weil er durch einen gleichzeitig von ihm vereitelten Ladendiebstahl (der starke Arm des Gesetzes ist eben überall) abgelenkt war, von seinem Boss gezügelt, welcher ihn umgehend beurlauben möchte. Die sich am Tatort der Undercover-Aktion hinzugesellenden Kollegen des FBI bestehen wiederum darauf, das McKain den Fall übernimmt und stellen ihm gleichzeitig mit dem peniblen Special Agent Smith einen neuen Partner zur Seite. Entgeistert und murrend nimmt McKain sein Schicksal an und ignoriert die belehrenden Klugscheißereien des neuen Kollegen, um die Spur des gesuchten Gangsterbosses Victor Manning aufzunehmen. Bei den Ermittlungen stößt das ungleiche Paar auf immer mehr Leichen, welche die gleichen Merkmale aufweisen und treffen schnell auf deren außerirdischen Urheber.
Ohne sich mit unnötigen Nebensächlichkeiten aufzuhalten, drückt das Drehbuch von Minute 1 an treibend auf das Gaspedal und braust von einem Setpiece zum nächsten; repetitive Szenerien, die spätestens beim dritten Anzapf-Auftritt von Matthias Hues einsetzen, umkurvt das Buch scharf um aus dem ungleichen Gespann McKain und Smith langsam sich respektierende Partner zu bauen. Dark Angel vermischt gekonnt gängige Strukturen des zeitgenössischen Action-Films mit leichten Science-Fiction-Elementen, ohne das die phantastischen Elemente dominieren und rundet das mit narrativen Bestandteilen des Buddy-Movies ab. Das ist im Drehbuch so gekonnt zusammengesetzt, dass die für den Zuschauer allseits bekannten Stückwerke zu keiner Zeit langweilig werden. Man verzichtet auf zu viel Comedy, bleibt dem stets etwas comichaften, aber düsteren Ton des Films treu und amüsiert lieber eingestreut mit den so gegensätzlichen Figuren. Dazu kommt, dass Lundgren in seiner Rolle richtig Spaß macht und die Chemie zwischen ihm und seinem Schauspielpartner Brian Benben einfach stimmt.
Da schaut man gerne drüber hinweg, dass Dark Angel in der zweiten Hälfte manchmal die Luft ausgeht, weil bei all' dem Actionfeuerwerk die Substanz hin und wieder leicht schwindet. Bevor die Ermüdungserscheinungen zu groß werden, knallen entweder Hues oder Lundgren irgendwas um. Die Zusammenführung der beiden Figuren braucht dafür etwas zu lange; das lässt das Gleichgewicht der Geschichte schwanken und führt dazu, dass ab dem Punkt, wenn McKain ohne das Erlebte groß zu hinterfragen und akzeptiert, dass eine außerirdische Lebensform auf der Erde wandelt, die Handlung bei weiterhin hohem Tempo zu schnell ins Finale mündet und dann mit einem typischen Happy End den Zuschauer zwar grinsend und freudig über die flotte Actionsause befriedigt, aber gehetzt nachhallt. Die Story fühlt sich erzählerisch verschleppt an, kann gleichzeitig narrative Schwächen damit halbwegs kitten. Weiterer Pluspunkt des Films ist, dass er, noch in den ausgehenden 80ern gedreht, deren Vibe und Optik besitzt. Letzteres führt zu Beginn dazu, dass der Film einige hübsch ausgeleuchtete Bilder präsentiert, bevor er sich dem materiellen Effektgewitter unterordnet und zweckdienlich Schießereien, Explosionen und Co. einfängt. Einzig ärgerlich - die überraschungsarme und nur auf viele Setpieces hinarbeitende Story verzeiht man ihm schnell - bleibt der einfallslose internationale Titel Dark Angel. Das durch die Handlung passendere und ironische I Come In Peace passt zum Film wie Lundgrens Faust aufs Auge des fiesen Außerirdischen.
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