Eigentlich möchte ich gleich zu Beginn gar nicht so harsch mit Nobody Sleeps in the Woods Tonight ins Gericht gehen. Eine Sache wurmt mich persönlich bei diesem Film dann doch viel zu sehr, um sie nicht anzusprechen: der in Polen entstandene Backwood-Horrorfilm könnte viel mehr Potenzial aus seinem für das Genre exotisch anmutenden Entstehungsland und die Anspielungen an die dort vorherrschenden Zustände herausholen. Es reicht aber leider nicht aus, eine der ansonsten papierdünn charakterisierten Figuren als offen homosexuell darzustellen oder dass in der Post-Credit-Sequenz zwei voll bis oben hin durch den Wald torkelnde Saufkumpane stellvertretend für den mehr als unangenehmen Part des nationalistisch eingestellten Teil der Bevölkerung des Landes stehen. Im Kontext zum restlichen Film sind das zwei durchaus interessante, aber nur angerissene Themen, die leider nicht weiter verfolgt bzw. vertieft werden.
Geschenkt hätten sie ihm mehr Eigenständigkeit, weil sich Autor und Regisseur Bartosz M. Kowalski am (Sub-)Genre brav abarbeitet und ihm einen stark amerikanisierten Touch schenkt. Eine Gruppe von Jugendlichen wird von ihm ins polnische Hinterland in ein Offline-Camp geschickt, in dem diesen ihre exorbitante Handy-, Game- oder Internet-Nutzung abgewöhnt werden soll. Nach der Einweisung in die Camp-Gepflogenheiten durch den übertrieben motivierten Campleiter, der frisch, fromm, fröhlich, frei mit den Schutzbefohlenen zu Werke gehen möchte werden Gruppen gebildet, welche bei einem Wanderausflug zueinander finden sollen. Die ins Zentrum der Handlung gestellte Gruppierung bietet mit dem blonden Püppchen, der verschlossenen Außenseiterin, einem sportlichen Beau und dem feigen Nerd alte Slasher-Bekannte, die im Verlauf des Films auf zwei im Wald lebende riesige, verformte und mordlustige Zwillinge treffen, die im steten Durst und Hunger nach Blut und Fleisch in den Teens die passende Beute sehen.
Hierbei zitiert Kowalski quer durch das Slasher- und Backwood-Genre und lässt durch eine Szene zusätzlich vermuten, dass er Der Blob ebenfalls sehr schätzt. Das macht er so sorgfältig wie es der Aufbau der Story sein soll, welche mit Fokus auf die schweigsame Zosia und Schwenks auf ihre schicksalsschwere Vergangenheit diese ausdehnt um zwischen all' den bekannten Genre-Koventionen eine Identifikations-Figur für den Zuschauer zu etablieren. Leider sind die Beschränkungen auf erwähnte Konventionen so stark, dass auch sie nicht mehr als ein schon oft im Horrorfilm erblicktes Final Girl wird, dass sich gegen die Übermacht der deformierten Zwillinge anscheinend erwehren kann. Mit einem kleinen Subplot um einen Geistlichen und Rückblenden auf Zosias Vergangenheit möchte Nobody Sleeps in the Woods Tonight seine straight runtergerotzte Story etwas mehr in die Breite dehnen, anstatt seinem Publikum ausschließlich Blut und Gekröse zu bieten. Davon gibt es im Film einiges; die praktischen Effekte sind ansehnlich und versprießen hübsch oldschooliges Flair. Aber: Gore allein macht nicht glücklich.
Zumindest nicht im Falle von Nobody Sleeps in the Woods Tonight, der merklich darum bemüht ist, es so wie die zitierten Vorbilder zu machen. Bis zu einem gewissen Punkt bietet das einen Spaß-Faktor, der am Punkt, wenn Kowalski seinen Lieblingen huldigt, endet. Zwar greife auch ich in manchen Bereichen des Horrorfilms zum Kredo "Besser gut kopiert als schlecht selbst gemacht", nur bleibt der Film in seinem oberflächlichen Aneinanderreihen bekannter Genre-Szenerien stecken. Dann entpuppen sich die durchaus interessanten Killer als bloße Mordwerkzeuge des Autors um die flachen Figuren meist ziemlich blutig aus der Handlung scheiden zu lassen. Das gebiert sich so schmucklos wie man sich das polnische Hinterland wohl auch vorstellt und hinterlässt den Zuschauer mit Schulterzucken. Mehr als Durchschnittsware mit hohem Blutgehalt ist das nicht, deren größtes Alleinstellungsmerkmal einzig sein Entstehungsland ist. Andere Produktionen bieten bei gleichem konventionellem Verlauf mehr Profil und verstehen es auch mehr, die Vorlieben der Schöpfer spritziger einzubetten.
Credits
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Freitag, 27. November 2020
Donnerstag, 26. November 2020
Leprechaun 2
Neuer Film, alte Probleme: ein Jahr, nachdem Warwick Davis das erste Mal in die Rolle des garstigen irischen Kobolds schlüpfte und mit der Mischung aus Horror mit leichten Fantasy-Einflüssen und seichten komödiantischen Anflügen einen veritablen Erfolg erzielen konnte, ließ man ein Sequel auf das Publikum los. Während der Leprechaun im Erstlingswerk seinem Gold nachjagte, liegt sein Fokus diesmal darauf, ein zu ihm passendes Eheweib zu finden. Die ausgesuchte und angebetete blonde Schönheit geht seinem hinterlistigen Plan, sie müsse nur dreimal niesen, wodurch sie dann ihm gehören würde, fast auf den Leim; wird aber in letzter Minute von seinem Lakaien, welcher einst versuchte, das Gold des Gnoms zu stehlen, vereitelt. Aus gutem Grund, handelt es sich doch bei der holden Maid um seine Tochter. Bevor er sich der tödlichen Abreibung des Leprechauns ergibt, verflucht dieser dessen ganze Blutlinie.
Sprung in die Gegenwart: die Beziehung zwischen Cody und dessen Freundin Bridget leidet unter der geringen Zeit, die er für sie aufbringen kann, weil sein dem Alkohol sehr zugeneigtem Onkel Morty seiner Arbeit als Führer einer angeblichen Horror-Tour für Urlauber durch Hollywood nicht nachkommen kann. Um dem hoffnungslos betrunkenen Morty unter die Arme zu greifen, springt Cody wieder als Guide für Morty ein, bricht damit bei seiner Auserwählten einen Streit vom Zaun und sieht sich potenzieller Konkurrenz in Person von Bridgets Schulkameraden Ian ausgesetzt. Um das ganze Chaos noch zu verschlimmern, bricht noch der Leprechaun in die Szenerie herein, der in Bridget seine damalige Braut zu erkennen glaubt, sie mit einem Trick verschleppen kann und versucht, die vor Hunderten von Jahren geplante Hochzeit umzusetzen.
Dem ungeschriebenen Gesetz von Fortsetzungen folgend, versucht Leprechaun 2 im Vergleich zu seinem Vorgänger mehr zu bieten. Tatsächlich baut sich der Plot zügiger auf, das angezogene Tempo lässt ihn knackiger erscheinen; zeitgleich plätschert der Film ohne nennenswerte Höhepunkte vor sich hin. Wie im ersten Teil sitzt der Film zwischen den Stühlen und bietet mit seinem Fantasy-lastigen Horroransatz und den makaberen und schwarzhumorigen Limericks der titelgebenden Figur einen Aufguss dessen, was schon in Leprechaun (hier besprochen) nie wirklich zusammenpassen wollte. Während der Humor nur mäßig funktionierende Witzchen hervorbringt und der wild umherwirbelnde Warwick Davis mit seiner Performance (leider schon wieder) den Film nicht komplett tragen kann, verbucht die Horrorseite eine technisch soweit einwandfrei umgesetzte, aber in keinster Weise packende Abfolge gängiger Szenerien.
Selbst wenn man versucht, Leprechaun 2 als Horrorkomödie anzusehen: komplett will das nicht überzeugen. Auch die eingestreuten Referenzen auf andere Werke wie Freaks oder Suspiria ist nette Beigabe. Böse ausgedrückt könnte man dies einfach anbiedern bei den Fans nennen, welche schon Leprechaun als glattgebügelten Allerwelts-Horror für ein breites Publikum ansahen. Trotz eines Kino-Einsatzes in den USA versprüht der Film, der inmitten seines cleanen Charakters einige nette atmosphärische Bilder präsentiert, einen höchst mittelmäßigen Videotheken-Regalfüller-Charme. In meiner Erinnerung blieb vom ersten Sequel innerhalb der Ursprungsreihe nicht viel hängen. Das erneute Schauen davon, führte mir nochmal vor Augen warum: leider sind die Filme mehr durchkalkulierte Ware, die selten wirklich gute Unterhaltung bietet und mehr darauf abzielt, soviel bzw. zu viele Leute gleichzeitig anzusprechen und abzuholen. Selbst dieses Unterfangen schaffen andere Reihen lockerer und kraftvoller und versauern nicht im Mittelmaß.
Sprung in die Gegenwart: die Beziehung zwischen Cody und dessen Freundin Bridget leidet unter der geringen Zeit, die er für sie aufbringen kann, weil sein dem Alkohol sehr zugeneigtem Onkel Morty seiner Arbeit als Führer einer angeblichen Horror-Tour für Urlauber durch Hollywood nicht nachkommen kann. Um dem hoffnungslos betrunkenen Morty unter die Arme zu greifen, springt Cody wieder als Guide für Morty ein, bricht damit bei seiner Auserwählten einen Streit vom Zaun und sieht sich potenzieller Konkurrenz in Person von Bridgets Schulkameraden Ian ausgesetzt. Um das ganze Chaos noch zu verschlimmern, bricht noch der Leprechaun in die Szenerie herein, der in Bridget seine damalige Braut zu erkennen glaubt, sie mit einem Trick verschleppen kann und versucht, die vor Hunderten von Jahren geplante Hochzeit umzusetzen.
Dem ungeschriebenen Gesetz von Fortsetzungen folgend, versucht Leprechaun 2 im Vergleich zu seinem Vorgänger mehr zu bieten. Tatsächlich baut sich der Plot zügiger auf, das angezogene Tempo lässt ihn knackiger erscheinen; zeitgleich plätschert der Film ohne nennenswerte Höhepunkte vor sich hin. Wie im ersten Teil sitzt der Film zwischen den Stühlen und bietet mit seinem Fantasy-lastigen Horroransatz und den makaberen und schwarzhumorigen Limericks der titelgebenden Figur einen Aufguss dessen, was schon in Leprechaun (hier besprochen) nie wirklich zusammenpassen wollte. Während der Humor nur mäßig funktionierende Witzchen hervorbringt und der wild umherwirbelnde Warwick Davis mit seiner Performance (leider schon wieder) den Film nicht komplett tragen kann, verbucht die Horrorseite eine technisch soweit einwandfrei umgesetzte, aber in keinster Weise packende Abfolge gängiger Szenerien.
Selbst wenn man versucht, Leprechaun 2 als Horrorkomödie anzusehen: komplett will das nicht überzeugen. Auch die eingestreuten Referenzen auf andere Werke wie Freaks oder Suspiria ist nette Beigabe. Böse ausgedrückt könnte man dies einfach anbiedern bei den Fans nennen, welche schon Leprechaun als glattgebügelten Allerwelts-Horror für ein breites Publikum ansahen. Trotz eines Kino-Einsatzes in den USA versprüht der Film, der inmitten seines cleanen Charakters einige nette atmosphärische Bilder präsentiert, einen höchst mittelmäßigen Videotheken-Regalfüller-Charme. In meiner Erinnerung blieb vom ersten Sequel innerhalb der Ursprungsreihe nicht viel hängen. Das erneute Schauen davon, führte mir nochmal vor Augen warum: leider sind die Filme mehr durchkalkulierte Ware, die selten wirklich gute Unterhaltung bietet und mehr darauf abzielt, soviel bzw. zu viele Leute gleichzeitig anzusprechen und abzuholen. Selbst dieses Unterfangen schaffen andere Reihen lockerer und kraftvoller und versauern nicht im Mittelmaß.
Donnerstag, 19. November 2020
7 Tote in den Augen der Katze
Roberto Curti konnte drei Bücher zu diesem Thema füllen, aus dem Stegreif verbinden die meisten Genrefilm-Interessierten beim Begriff des italienischen Gothic Horror-Films zu allererst den Namen Mario Bavas mit diesem Stoff und müssen auf der Suche nach weiteren Namen, welche man mit dieser Spielart in Verbindung bringt, länger die grauen Zellen anstrengen. Antonio Margheriti, welcher u. a. solche starken Beiträge wie Das Schloß des Grauens (hier besprochen) oder Castle of Terror geschaffen hat, bleibt bedauerlicherweise immer etwas übersehen. Seine Beiträge zu dieser Spielart des mediterranen Schauerfilms mögen sich eventuell etwas pulpiger bzw. trivialer anfühlen, zeugen aber davon, dass Margheriti ein tolles Gespür für Atmosphäre besaß. Das zeigt er sogar in anderen Genres wie seinem Western Satan der Rache oder 7 Tote in den Augen der Katze, dem zweiten von insgesamt drei Gialli.
Darin schlingert Margheriti zwischen gothischem Horror und dezent mysteriösem, auf der anderen Seite bleiern schwerem Kriminalstück, in dem die junge Corringa ihre Ferien dazu nutzt, ihre im familieneigenen Schloss ansässige Verwandtschaft zu besuchen. Die Sippe und ihre Geschichte gleichem dem düster-muffigen Charakter des Gebäudes: in den dunklen Ecken wächst nicht nur über die Jahrzehnte eine dicke Staubschicht heran; darin gedeihen auch Missgunst und Niedertracht äußerst prächtig. Die Geldprobleme von Tante Mary, welcher der Schuppen gehört, zwingen diese dazu, Corringas Mutter Alice anzupumpen, welche es allerdings nicht einsieht, ihrer Schwester die benötigten Moneten zu leihen. Im undurchsichtigen Nebel aus zwielichtigen Schlossbewohnern und ihren allesamt nicht koscheren Figurenzeichnungen strahlt eine Erbschaft des familiären Schlosses zu Gunsten Corringas hervor, die den Anlass gibt, dass eine in dunklen Stoff gehüllte Gestalt durch die Gänge schreitet und zuerst Alice und nach und nach weitere Personen vorzeitig ins Paradies schickt.
Zwischen den grusligeren Vertretern aus der Ecke der Edgar Wallace-Verfilmungen, traditionell britischem Kriminalstoff und gothischem Horror á la Edgar Allan Poe schwankt das Script von 7 Tote in den Augen der Katze die komplette Laufzeit über meist unentschlossen hin und her. Das im Schloss ansässige Panoptikum an undurchsichtigen Menschen ist durchaus spaßig anzusehen, verbirgt aber nicht die sperrige Ausarbeitung der Geschichte. Die trägt dick auf, bietet einige aus den genannten Genres bekannte Standards und Charakterisierungen und knallt mit wenigen Absonderlichkeiten durch das knarzige Grundgerüst. Größtes Highlight dürfte dabei der Gorilla das vermeintlich psychotischen Cousins Corringas darstellen, der sichtbar ein im mottigen Affenkostüm steckender Mensch ist. Was es mit dem Gorilla auf sich hat, wissen letztendlich - wenn überhaupt - nur die Autoren selbst. Bevor der angestaubte Stoff die Aufmerksam des Zuschauers unter sich begräbt, schiebt man meist recht gekonnt gialloeske Momente dazwischen und bietet prä-argentoeske Szenerien, die sich man in ihrer Gestaltung mehr dem Giallo der 60er Jahre zuordnen kann.
Kombiniert mit der gothischen Grundstimmung bieten die meist mit dem Auftauchen der titelgebenden Katze eingeleiteten Mordszenen mit ab und an blutrünstigem Ausgang einen hübschen Kontrast zum Rest der Story. Würden diese nicht etwas die Gangart des Films steigern, würde der in seinem altbackenen Auftreten den Zuschauer sachte ins Delirium geleiten. Die Schlenker in der Geschichte lassen den Verdacht aufkommen, dass sie einzig dazu da sind, diese etwas mehr auszudehnen. Vergnüglich ist das bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall, dürfte aber für Interessierte, die bisher nicht so viele Gialli gesehen haben, manchmal recht anstrengend sein. Wenn man wie ich durchaus mal Spaß an überaus altmodischen Stoffen hat, für den ist 7 Tote in den Augen der Katze (nicht nur) deswegen ein Blick Wert. Allen voran seine tolle wie dichte Atmosphäre wirkt durchaus anziehend und einladend, sich in nass-dunklen Jahreszeiten in eine warme Decke gehüllt im Sessel zu versinken und Corringa-Darstellerin Jane Birkin und ihren Kollegen des deutsch-französisch-italienischen Casts ins verwinkelte Familienschloss zu folgen. Lässt man die Kritikpunkte an der im Kern kargen Story, die einige angerissene Elemente leider im Dunkel versauern lässt, außen vor und sich vom Charme ihrer verschnörkelten Ausläufer rumkriegen, so ist 7 Tote in den Augen der Katze ein kurzweiliger und hübsch gestalteter Gothic-Giallo.
Darin schlingert Margheriti zwischen gothischem Horror und dezent mysteriösem, auf der anderen Seite bleiern schwerem Kriminalstück, in dem die junge Corringa ihre Ferien dazu nutzt, ihre im familieneigenen Schloss ansässige Verwandtschaft zu besuchen. Die Sippe und ihre Geschichte gleichem dem düster-muffigen Charakter des Gebäudes: in den dunklen Ecken wächst nicht nur über die Jahrzehnte eine dicke Staubschicht heran; darin gedeihen auch Missgunst und Niedertracht äußerst prächtig. Die Geldprobleme von Tante Mary, welcher der Schuppen gehört, zwingen diese dazu, Corringas Mutter Alice anzupumpen, welche es allerdings nicht einsieht, ihrer Schwester die benötigten Moneten zu leihen. Im undurchsichtigen Nebel aus zwielichtigen Schlossbewohnern und ihren allesamt nicht koscheren Figurenzeichnungen strahlt eine Erbschaft des familiären Schlosses zu Gunsten Corringas hervor, die den Anlass gibt, dass eine in dunklen Stoff gehüllte Gestalt durch die Gänge schreitet und zuerst Alice und nach und nach weitere Personen vorzeitig ins Paradies schickt.
Zwischen den grusligeren Vertretern aus der Ecke der Edgar Wallace-Verfilmungen, traditionell britischem Kriminalstoff und gothischem Horror á la Edgar Allan Poe schwankt das Script von 7 Tote in den Augen der Katze die komplette Laufzeit über meist unentschlossen hin und her. Das im Schloss ansässige Panoptikum an undurchsichtigen Menschen ist durchaus spaßig anzusehen, verbirgt aber nicht die sperrige Ausarbeitung der Geschichte. Die trägt dick auf, bietet einige aus den genannten Genres bekannte Standards und Charakterisierungen und knallt mit wenigen Absonderlichkeiten durch das knarzige Grundgerüst. Größtes Highlight dürfte dabei der Gorilla das vermeintlich psychotischen Cousins Corringas darstellen, der sichtbar ein im mottigen Affenkostüm steckender Mensch ist. Was es mit dem Gorilla auf sich hat, wissen letztendlich - wenn überhaupt - nur die Autoren selbst. Bevor der angestaubte Stoff die Aufmerksam des Zuschauers unter sich begräbt, schiebt man meist recht gekonnt gialloeske Momente dazwischen und bietet prä-argentoeske Szenerien, die sich man in ihrer Gestaltung mehr dem Giallo der 60er Jahre zuordnen kann.
Kombiniert mit der gothischen Grundstimmung bieten die meist mit dem Auftauchen der titelgebenden Katze eingeleiteten Mordszenen mit ab und an blutrünstigem Ausgang einen hübschen Kontrast zum Rest der Story. Würden diese nicht etwas die Gangart des Films steigern, würde der in seinem altbackenen Auftreten den Zuschauer sachte ins Delirium geleiten. Die Schlenker in der Geschichte lassen den Verdacht aufkommen, dass sie einzig dazu da sind, diese etwas mehr auszudehnen. Vergnüglich ist das bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall, dürfte aber für Interessierte, die bisher nicht so viele Gialli gesehen haben, manchmal recht anstrengend sein. Wenn man wie ich durchaus mal Spaß an überaus altmodischen Stoffen hat, für den ist 7 Tote in den Augen der Katze (nicht nur) deswegen ein Blick Wert. Allen voran seine tolle wie dichte Atmosphäre wirkt durchaus anziehend und einladend, sich in nass-dunklen Jahreszeiten in eine warme Decke gehüllt im Sessel zu versinken und Corringa-Darstellerin Jane Birkin und ihren Kollegen des deutsch-französisch-italienischen Casts ins verwinkelte Familienschloss zu folgen. Lässt man die Kritikpunkte an der im Kern kargen Story, die einige angerissene Elemente leider im Dunkel versauern lässt, außen vor und sich vom Charme ihrer verschnörkelten Ausläufer rumkriegen, so ist 7 Tote in den Augen der Katze ein kurzweiliger und hübsch gestalteter Gothic-Giallo.
Montag, 16. November 2020
[Rotten Potatoes #06] Hagazussa - Der Hexenfluch
Ich mag Horrorfilme, welche einen Kontrast zur bei größeren Produktionen des Genres mittlerweile immer häufiger vorherrschenden zwanghaften Event-Schockerei darstellen. Hagazussa bewegt sich von sowas meilenweit weg. Für das anti-cineastische Big Budget-Movie-Party-Volk dürfte der Film mit seiner elegischen Stimmung, in dem mehr seine Bilder als die Figuren sprechen, eine harte Geduldsprobe darstellen. Lukas Feigelfelds Abschluss- und gleichzeitiger Debütfilm spiegelt hierbei in seiner erzählerischen Beschaffenheit den Ort seiner Geschichte wieder. Das heimelige Tal mit der abgelegen liegenden Hütte, in welcher Protagonistin Albrun als kleines Mädchen alleine mit ihrer Mutter, später als erwachsene Frau, nun selbst Mutter, lebt, ist nur scheinbar ein Schutz versprechender Rückzugsort. Die sich darüber ringsum auftürmenden Alpen, deren steilen Anstiege unter einer schweren Schneedecke auf das nächste Frühjahr warten, besitzen manch unwirtlichen Pfad, unter dem sich unerwartet manche tiefe, schwarze Schlucht auftut.
In solche schwarzen Untiefen lässt Feigelfeld den Zuschauer blicken, wenn er sich seiner weiblichen Hauptfigur Albrun widmet. Die Frau hatte und hat es in ihrem Leben nicht leicht. Deutet der Film zuerst ein sexuell übergriffiges Verhalten der todkranken, von ihrer kleinen Tochter mühevoll gepflegten Mutter an, wird die zur Frau gereiften Albrun als von der Gemeinschaft des nahe gelegenen Dorfs als Hexe verschrien gemieden und ausgegrenzt. In ständiger Isolation befindlich, muss sie sich mit ihrem Baby - über den Vater verliert das Script kein Wort - alleine durch die Welt schlagen. Mit Swinda findet sie eine vermeintliche Freundin, welche die zerbrechliche Persönlichkeit Albruns mit einer vordergründig gut gemeinten Tat näher Richtung Abgrund führt. Die finstere Präsenz, welche Albrun bereits davor wahrgenommen hat, lässt mit dem neuerlichen Trauma die grenzen zwischen diesem, Nachtmahren und der Realitäten weiter verschwimmen.
Seinen Horror nährt Hagazussa nicht aus irgendwelchem dunklen Hexenwerk sondern aus dem Verfall der Psyche seiner Protagonistin. Atmosphärisch dichte, metaphorisch aufgeladene Bilder schildern die traurige Geschichte einer gefemten, ausgegrenzten Frau, allein gelassen mit den dunklen Geistern ihres Innersten. Selbst auf Hilfe von der allmächtigen Kirche darf Albrun nicht hoffen. Das starre Gefüge der kleinen Gemeinschaft hat keinen Platz für diese. Ihre abgeschiedene Behausung steht klein und verloren im bedrohlichen Schatten der Bergwand; so verloren, wie sie es schon seit jüngsten Jahren ist. Manchmal ist das leider auch der Film. Die unheilschwangere Bilder- und Stimmungsschar fühlt sich abgrenzend in. Wie die Hauptfigur steckt das Script zum Teil in seiner eigenen Welt fest. Albrun verliert sich in den verschwimmenden Grenzen zwischen Realität und Einbildung und der Zuschauer diese an die aufgeheizte, sperrige Bilderpracht.
Davon abgesehen ist Hagazussa für einen Abschlussfilm auf allen Ebenen überzeugend wie beeindruckend. Die sorgfältige Bildgestaltung, Aleksandra Cwens Schauspiel, der sphärische, zwischen Drone und Ambient Neofolk zu verortende Soundtrack der Band MMMD und ein detailliertes Setdesign lassen schnell vergessen, dass es sich bei diesem Film um ein kleines, mit Fördermitteln umgesetztes Werk handelt. Den Vergleich mit Robert Eggers großartigem The VVitch (hier besprochen) muss er sich wegen der vermeintlichen Hexenthematik gefallen lassen. Feigelfeld zielt mit seiner Prämisse nicht darauf ab, unserer traditionell vorherrschenden Vorstellung von Hexen Platz zu lassen. Sein Horror ist menschlischer Natur, in verzerrte Bilder von Aberglauben und lebendig gewordener Psychosen getränkt, der deswegen umso schrecklicher und nachhallender ist, als hätte er sich auf formelhafte Genrekost beschränkt. Vielleicht hab ich den Film unterbewusst absichtlich nicht näher an mich rangelassen und habe mich von seiner Geschichte abgegrenzt, um mich nicht komplett verloren in Albruns Schicksal zurecht zu finden. Nichtsdestotrotz ist der Film ein tolles Beispiel dafür, dass Genre selbst innerhalb der hiesigen und schwierigen Filmförderungs-Landschaft einen Platz hat bzw. haben sollte.
In solche schwarzen Untiefen lässt Feigelfeld den Zuschauer blicken, wenn er sich seiner weiblichen Hauptfigur Albrun widmet. Die Frau hatte und hat es in ihrem Leben nicht leicht. Deutet der Film zuerst ein sexuell übergriffiges Verhalten der todkranken, von ihrer kleinen Tochter mühevoll gepflegten Mutter an, wird die zur Frau gereiften Albrun als von der Gemeinschaft des nahe gelegenen Dorfs als Hexe verschrien gemieden und ausgegrenzt. In ständiger Isolation befindlich, muss sie sich mit ihrem Baby - über den Vater verliert das Script kein Wort - alleine durch die Welt schlagen. Mit Swinda findet sie eine vermeintliche Freundin, welche die zerbrechliche Persönlichkeit Albruns mit einer vordergründig gut gemeinten Tat näher Richtung Abgrund führt. Die finstere Präsenz, welche Albrun bereits davor wahrgenommen hat, lässt mit dem neuerlichen Trauma die grenzen zwischen diesem, Nachtmahren und der Realitäten weiter verschwimmen.
Seinen Horror nährt Hagazussa nicht aus irgendwelchem dunklen Hexenwerk sondern aus dem Verfall der Psyche seiner Protagonistin. Atmosphärisch dichte, metaphorisch aufgeladene Bilder schildern die traurige Geschichte einer gefemten, ausgegrenzten Frau, allein gelassen mit den dunklen Geistern ihres Innersten. Selbst auf Hilfe von der allmächtigen Kirche darf Albrun nicht hoffen. Das starre Gefüge der kleinen Gemeinschaft hat keinen Platz für diese. Ihre abgeschiedene Behausung steht klein und verloren im bedrohlichen Schatten der Bergwand; so verloren, wie sie es schon seit jüngsten Jahren ist. Manchmal ist das leider auch der Film. Die unheilschwangere Bilder- und Stimmungsschar fühlt sich abgrenzend in. Wie die Hauptfigur steckt das Script zum Teil in seiner eigenen Welt fest. Albrun verliert sich in den verschwimmenden Grenzen zwischen Realität und Einbildung und der Zuschauer diese an die aufgeheizte, sperrige Bilderpracht.
Davon abgesehen ist Hagazussa für einen Abschlussfilm auf allen Ebenen überzeugend wie beeindruckend. Die sorgfältige Bildgestaltung, Aleksandra Cwens Schauspiel, der sphärische, zwischen Drone und Ambient Neofolk zu verortende Soundtrack der Band MMMD und ein detailliertes Setdesign lassen schnell vergessen, dass es sich bei diesem Film um ein kleines, mit Fördermitteln umgesetztes Werk handelt. Den Vergleich mit Robert Eggers großartigem The VVitch (hier besprochen) muss er sich wegen der vermeintlichen Hexenthematik gefallen lassen. Feigelfeld zielt mit seiner Prämisse nicht darauf ab, unserer traditionell vorherrschenden Vorstellung von Hexen Platz zu lassen. Sein Horror ist menschlischer Natur, in verzerrte Bilder von Aberglauben und lebendig gewordener Psychosen getränkt, der deswegen umso schrecklicher und nachhallender ist, als hätte er sich auf formelhafte Genrekost beschränkt. Vielleicht hab ich den Film unterbewusst absichtlich nicht näher an mich rangelassen und habe mich von seiner Geschichte abgegrenzt, um mich nicht komplett verloren in Albruns Schicksal zurecht zu finden. Nichtsdestotrotz ist der Film ein tolles Beispiel dafür, dass Genre selbst innerhalb der hiesigen und schwierigen Filmförderungs-Landschaft einen Platz hat bzw. haben sollte.