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Dienstag, 16. April 2024

Becky

Schluss mit lustig. Eine Redewendung, welche für den von Cary Murnion und Jonathan Milott inszenierten Becky auf mehreren Ebenen eine Bedeutung besitzt. Zunächst wäre da der Plot, in dem sich das titelgebende, der Pubertät entgegentrotzenden Mädchen zunächst dem gemeinsamen Glück ihres Vaters Jeff mit dessen neuer Liebe Kayla verwehrt. Zu tief sitzt der Verlust der an Krebs gestorbenen leiblichen Mutter. Nicht frei von Klischees zeichnet der Film den gemeinsamen Ausflug der Patchwork-Familie - Jeff, Becky, Kayla, deren Sohn Ty und die beiden Hunde Dora und Diego - zum in einsamer Natur gelegenen Wochenendhaus, der unentwegt von der schlechten Laune Beckys torpediert wird. Die Nachricht, dass Jeff und Kayla sich vermählen wollen, bringt das Fass zum Überlaufen. Die Präpubertierende kapselt sich in ihrer kleinen Waldhütte ab, während der Rest der Familie die unliebsame Bekanntschaft mit flüchtigen Häftlingen, angeführt vom Neonazi Dominick, macht. Dieser sucht einen von ihm im Keller des Hauses versteckten, geheimnisvollen Schlüssel, den - wie sollte es anders sein - irgendwann Becky in die Hände bekam. Als die Situation eskaliert, entlädt sich die lange Zeit aufgestaute Wut des Mädchens und zwischen ihr und den Kriminellen entbrennt ein äußerst gewaltsamer Kleinkrieg.

Schluss mit lustig ist hier auch für den ewigen King of Queens Kevin James. Der durch seine Hauptrolle in der Sitcom bekannt gewordene Mime und Comedian, welcher auch nach dem Ende der Serie überwiegend für Werke aus dem komödiantischen Fach engagiert wurde, darf hier den Antagonisten Dominick mimen. Eine übergroße Swastika prangt mahnend auf seinem blanken Hinterschädel; diese allein verheißt bei seinem Anblick nichts gutes. Merklich gut aufgelegt versucht der Darsteller, sich vom Image des gut gelaunten, sympathischen Knuddelbären zu befreien. Richtig kann er diese Haut nicht abstreifen, obwohl er und das Regie-Duo seine körperliche Präsenz gut einzusetzen vermögen. Es fehlen kleine Nuancen einer Eiseskälte, welche laut Geschichte dem ohne Skrupel durch die Welt wandelnden Sträfling im Blut liegen sollte. Die visuelle Darstellung mag nicht hundertprozentig zu James angestimmten Vibe passen. In der Interaktion mit seinen Kumpanen, der Familie oder Becky selbst, wenn er gute Mine zum bösen Spiel macht, beherrscht er seine Rolle am Besten. Um ehrlich zu sein, wird er noch dazu von seiner jungen Schauspielpartnerin Lulu Wilson überstrahlt. Der grimme Ton, den Becky anschlägt, wenn das Mädchen zum Gegenschlag ausholt und sich gegen einen übermächtig anmutenden Tross krimineller Kerle stellt, explodiert förmlich. Frust, Wut; alles aufgestaute entlädt sich dermaßen wuchtig, dass man gerne über die sich formell an Genre-Standards orientierende, damit hin und wieder flache Geschichte, hinwegsehen kann. Ein Pubiertier (man verzeihe mir diesen an sich dämlichen Ausdruck) sieht rot. Gute getimte, mit gorigen Spitzen gepickte Schockmomente und ein gekonntes Spiel mit dem Erzähltempo machen aus Becky zwar keine Speerspitze der Filmgeschichte, aber einen überraschend kurzweiligen Mix aus Home-Invasion- und Rache-Thriller, gepickt mit Coming-of-Age-Elementen, die in der vom Plot und den beiden Regisseuren geformten, rauen Umgebung recht kurz kommen. In der bald erscheinenden Fortsetzung Wrath of Becky scheinen dem Trailer nach feinsinnigere Momente ganz zu fehlen. Dafür bleibt man seiner Linie treu, durch Komödien bekannt gewordene Darsteller als Antagonisten - diesmal "Stifler" Sean William Scott - zu besetzen.

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