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Samstag, 13. Juni 2009

Die Farben der Nacht


Die hübsche Jane wird seit längerer Zeit Nacht für Nacht von grausamen Albträumen heimgesucht. Während sie von diesem sichtlich verängstigt ist, sieht ihr Freund Richard, mit dem sie zusammenlebt, diese als Nachwirkungen eines tragischen Autounfalls der sich vor einem Jahr ereignete und bei dem die damals schwangere Jane ihr Baby verlor. Auch wenn Richard nichts davon hält, besucht Jane den von ihrer Schwester Barbara empfohlenen Psychoanalysten Dr. Robertson, um endlich die Albträume los zu werden. In der Praxis angekommen, bemerkt sie einen Mann, den sie aus ihren Träumen kennt. Immer wieder wird die junge Frau von dem geheimnisvollen und schweigsamen Mann verfolgt. In ihrer Verzweiflung geht sie auf das Angebot ihrer neuen Nachbarin Mary ein, sie zu einer schwarzen Messe einer teufelsanbetenden Sekte begleiten, um dort eventuell Erlösung zu finden. Doch hiermit fängt der richtige Terror für Jane erst an.

Gäbe es den Titel "Königin der Gialli" hochoffiziell, Edwige Fenech wäre eine Kandidatin als Trägerin. Die 1948 im heutigen algerischen Annaba (damals französisch Bône) geborene Schauspielerin, die von vielen Fans des Genres durch ihren wirklich wunderschönen Anblick so beliebt ist und verehrt wird, gewann schon im zarten Alter von 16 Jahren ihren ersten Schönheitswettbewerb und begann danach eine Karriere als Fotomodell. Kurz nachdem sie auch den Titel der "Miss France" gewann, begann sie ihre Filmkarriere in einigen erotischen Komödien aus Deutschland wie Frau Wirtin hat auch einen Grafen oder Alle Kätzchen naschen gern. Der Durchbruch gelang ihr, als sie mit Mario Bavas Five Dolls For An August Moon ihren ersten Giallo drehte. Es folgten zwar auch in Italien noch einige andere Rollen in erotischen Komödien, doch erstmal sollten noch einige der italienischen Thriller folgen. Durch ihre Beziehung zum Produzenten Luciano Martino, Bruder des Regisseurs Sergio, hatte sie auch viele Hauptrollen in dessen Filmen inne, so zum Beispiel im Meisterwerk Der Killer von Wien oder auch Your Vice Is A Locked Room And Only I Have The Key. Heutzutage beschäftigt sie sich eher mit der Arbeit hinter der Kamera und produziert TV-Serien, wurde aber von Eli Roth für dessen Film Hostel 2 zu einem Cameoauftritt überredet. Mit dem aus Uruguay stammenden Mimen George Hilton, mit dem sie in diversen Gialli gemeinsam vor der Kamera stand, bildete sie sogar ein Traumpaar des Subgenres, welches auch in Die Farben der Nacht zu sehen ist.

Doch die Chemie, in anderen Werken als ausgezeichnet zu bezeichnen, mag hier nicht so wirklich stimmen, was eventuell auch daran liegt, das so einiges bei diesem seltsamen Okkulthorror- und Giallo-Hybriden im Arge liegt. Während sich Edwige Fenech ins Zeug legt und in ihrer Rolle als verängstigte und verwirrte Jane wirklich überzeugt, so ist George Hilton sichtlich reserviert und unterkühlt in seinem Spiel. Böse Zungen könnten sein Spiel auch steinern nennen. Hilton kommt nicht so richtig in Gang und sein Schauspiel könnte im Verlauf des Films sogar die Füße zum Einschlafen bringen, so uninspiriert stolpert er hier durch die Handlung, die man mit vorangegangenm Adjektiv - uninspiriert - auch schon richtig gut beschreiben kann.

Drehbuchautor Ernesto Gastaldi scheint zusammen mit seinem Co-Autoren Sauro Scavolini öfters den Roman Polanski-Klassiker Rosemaries Baby angesehen zu haben um sich etwas Inspiration für einen weiteren Streifen zu holen. Nur leider kam diese bei dem Gespann nie so richtig an bzw. konnten sie diese nicht adäquat genug umsetzen, um einen Film zu schreiben, der den geneigten Fan hinter seinem heimeligen Genreofen hervorlocken kann. Die wie auch in Polanskis Meisterwerk ständig vorherrschende Stimmung der Bedrohung wird zwar beabsichtigt, kann aber auch vom ansonsten so sicheren Martino nicht wirklich überzeugend umgesetzt werden. Die Farben der Nacht ist ein fahriger Film, der ständig zwischen kleinen Giallo-Anleihen und okkultem Brimborium hin- und herschwankt und sich nie so wirklich für eine Richtung entscheiden kann. Die Löcher im Drehbuch mutieren zu Schlaglöchern bei denen man bald durch die Handlung wie auf einer alten Landstraße holpert. Schade, das auch die Bremsen nicht funktionieren, um noch eine gescheite Abzweigung/Abfahrt anzusteuern.

Obwohl sowohl vor und hinter der Kamera das so ziemlich gleiche Team wie bei Martinos bestem Giallo Der Killer von Wien agiert, wird dessen hohes Niveau zu keinster Weise erreicht. Dafür erweist sich der Film viel zu träge in seiner Umsetzung, die es auch verschläft, über die ganze Zeit so etwas wie Spannung aufkommen zu lassen. Einzigstes Spannungselement ist der geheimnisvolle Mann, der Jane auf Schritt und Tritt verfolgt und nach ihrem Leben trachtet. Ivan Rassimov, ein geeigneter Darsteller für solche Rollen, steht die meiste Zeit irgendwo in der Pampa rum, guckt böse durch seine strahlend blauen Kontaktlinsen und kann zwar so recht geheimnisvoll erscheinen, doch eine Bedrohlichkeit vermag auch ihm nicht zu gelingen. Das Drehbuch hat einen einzigen Handlungsablauf auf Dauerrotation gestellt, der daraus besteht, wie Jane wegen ihrer Albträume immer ängstlicher wird und dann taucht irgendwann Rassimov auf und stellt ihr nach. Ab und an werden, wie üblich im Genre, auch falsche Fährten gelegt die die angebliche Bedrohung als Irrtum entlarfen.

Einzig und allein in den Szenen, bei der die schwarzen Messen abgehalten werden, gelingt es Martino eine atmosphärische stimmige Sache dem geneigten Fan zu präsentieren. Untermalt mit einem tollen Stück vom einstigen Morricone-Lehrling Bruno Nicolai, der sich hier aber der allgemeinen Mittelmäßigkeit anpaßt, wird ein ansehnlicher, surrealer Moment geschaffen. Doch gerade wenn die Sekte auf den Plan tritt und bekannt wird, das auch Rassimovs Figur zu diesen gehört, geht es weiter bergab mit dem Film, der nun irgendwie versucht die verschiedenen in den Raum geworfenen Puzzlestücke - egal ob passend oder nicht - zu einem ganzen zu fügen. So ist dann auch die Giallo-typische Auflösung, die Beantwortung des wieso, ebenso wie der Rest der Geschichte recht uninspiriert. Das es dabei auch unlogisch zur Sache geht, kann man dabei schon fast ausklammern, ist dies doch auch in anderen Gialli der Fall, nur das es dort dann besser paßt.

Sergio Martino vermag es also leider nicht, aus dem schwachen Drehbuch einen leidlich unterhaltsamen Film zu stricken. Fade wirkt er, was insofern schade ist, da die gesamte Technik was Schnitt und Kameraarbeit anbelangt, wirklich klasse ist und mit einigen schönen Einstellungen aufwarten kann. Begonnen von der ebenso surrealen Traumsequenz zu Anfang bis zum Schluss kann man sich wenigstens an der schönen Kameraarbeit ergötzen. Doch dies ist für einen guten Film wirklich zu wenig. Da vermag es schon zu verwundern, das Die Farben der Nacht im großen und ganzen sogar meistens gute Wertungen und Kritiken erhält. Seine sperrige Langatmigkeit, die sich sogar bis in die Atmosphäre des Films erstreckt, vermag vielleicht einen kleinen Teil der Genrefans zu begeistern, doch für alle anderen, am Subgenre interessierten dürfte sich hier eher die gähnende Langeweile auf die Fernsehcouch hinzugesellen. Der im englischen Raum als All The Colors In The Dark bekannte Streifen ist wirklich als einer von Martinos schwächsten Werken anzusehen, der es vor allem nicht schafft aus der Mischung zwischen leichtem Okkulthorror und Giallo eine spannende Mixtur zu schaffen. Mehr als unterer Durchschnitt ist hier nicht drin.

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