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Sonntag, 14. Juni 2009

Iron Man

Der Erfinder und Großindustrielle Tony Stark ist ein unbekümmerter, großkotziger Lebemann der gern auf leichtem Fuß lebt. Keine Party und keine Frau, die er nicht ausläßt. Als er auch mal wieder an das Geschäft denkt und wegen einer Präsentation einer neuesten Waffe seiner Rüstungsfirma Stark Industries in Afghanistan verweilt, wird sein Treck angegriffen und er von Rebellen entführt. Der schwer verletzte Stark soll die präsentierte Waffe für diese nachbauen, allerdings denkt Stark gar nicht daran und schmiedet sich in zusammenarbeit mit einem Mitgefangenen aus Waffenschrott einen Anzug, mit dem er sich aus der Gefangenschaft befreien kann. Überwältigt und nachdenklich von den Ereignissen in Afghanistan, gibt Stark nach seiner Rückkehr in die USA bekannt, das er keine Waffen mehr herstellen möchte. Es kommt dabei zum Konflikt mit seinem langjährigen Freund und Geschäftsführer Obadahia Stane, der dabei auch nicht zurückschreckt, Stark mit hinterlistigen Mitteln aus der Firma zu drängen. Währenddessen arbeitet Stark heimlich an einem zweiten, verbesserten Anzug...

Seit 1963 sind von der aus dem Marvel-Universum stammenden Superheldenfigur Iron Man an die 600 verschiedene Abenteuer erschienen. Auch wenn es massive Unterschiede zum DC-Helden Batman gibt, so haben sowohl der unter der Fledermausmaske das Verbrechen bekämpfende Bruce Wayne und der Erfinder und Lebemann Tony Stark eines gemeinsam: sie sind ganz normale Menschen, welche über keine Superkräfte verfügen. Ihre einzige Stärke ist ihr Erfindungsreichtum, der bei Batman in die vielen verschiedenen Gimmicks resultiert, während Stark seine zweite Haut, den Mark II genannten Anzug, besitzt. Vielleicht ist dies auch ein Grund, das beide Figuren gleichermaßen gut auch bei ihren Leinwandumsetzungen funktionieren. Es steht trotz dem vielen, actionhaltigen Getöse auch immer noch die menschliche Figur hinter dem Superhelden im Blickwinkel der Geschichte.

Wie bei einem ersten Film über einen Superhelden üblich, so läßt sich auch Iron Man gehörig Zeit mit der Einführung der Figuren. Es braucht Zeit, bis der nach spektakulärer Action lechzende Zuschauer diese auch erfährt. Bis auf den auf Stark verfügten Angriff in Afghanistan nimmt sich der Film und Regisseur Jon Favreau Zeit, dem Zuschauer Tony Stark näher zu bringen. Und dies gelingt auch durch das wundervolle Spiel des Hauptdarstellers Robert Downey Jr. wirklich schnell. Die Wahl auf den Mimen war dabei eine gute Wahl, geht Downey Jr. doch schnell in seiner Rolle auf und verschmilzt mit dem Comiccharakter, als wäre er einfach dieser Lebemann, der trotz aller Überheblich- und Oberflächlichkeit zu Anfang auch gehörig Charme mitbringt, dem sich sowohl die Charaktere im Film als auch der Zuschauer nicht verwehren kann. Dabei muss man aber auch attestieren, dass Iron Man zeitweise sogar zu einer kleinen One Man-Show für den Mimen wird, für den alles hinten angestellt wird. Auch wenn man seinen Kollegen keine schlechte Leistung unterstellen kann, so bleiben sie doch deutlich hinter Downey Jr. zurück. Dieser wirbelt mit einer ungeheuren spürbaren Spielfreude durch den Film, das man ihn schon beinahe übermotiviert nennen könnte.

Allerdings ist Iron Man natürlich in erster Linie die Geschichte des Tony Stark, der durch seine lebensgefährliche Verletzung und die Erlebnisse im Krisengebiet allmählich anfängt, auch seinen Kopf einzuschalten und nicht mehr unbekümmert und desinteressiert durch die Welt läuft. Seine Werdung zum stählernen Helden wird eindrucksvoll erzählt und gerade die unter der Beobachtung der Rebellen so gut wie mögliche, heimliche Konstruktion des Prototypen des Anzugs, ist dabei eine sehr gut umgesetzte Sache die ehrlich gesagt auch den spannendsten Teil des Films darstellt. Zwar bleibt das Werk auch in seiner zweiten Phase auf einem gleichen Spannungslevel, doch gerade Starks unfreiwillig längerer Aufenthalt in Afghanistan überzeugt durch seinen düsteren und dreckigen Look, der auch nach der Flucht Starks mit harten Bildern überzeugt, die zwar verwässert und pathetisch die Ereignisse im Krisengebiet schildern, allerdings auch eine gewisse Wirkung hinterlassen.

Trotz seines unbestreitbaren Popcorn-Charakters kann man hier auch eine klitzekleine Kritik an der US-Außenpolitik unter Präsident Bush lesen, wenn Stark in seinem Mark I nicht nur die bösen Rebellen bekämpft sondern dabei auch noch gleichzeitig seine eigenen Waffen zerstört. Nicht nur, das Stark hier geläutert seine Gefangenschaft beendet, das Autorenteam deutet hier auch an, das die Amerikaner durch ihre Entscheidungen in der Vergangenheit selbst Schuld an manchen Entwicklungen im nahen Osten waren. Man sollte Iron Man allerdings nicht als mit erhobenem Zeigefinger daherkommende Anklage gegen das internationale, schmutzige Waffengeschäft verstehen. Dafür kann man andere Filme drehen, die sich intensiver und besser mit der Materie auseinandersetzen. Es vermag auch etwas oberflächlich und moralinsauer sein, wie Stark sein neugefundenes Gewissen dafür einsetzt, das keine seiner Waffen mehr verkauft werden, schaden tut es dem Film auf keinen Fall. Glaubhaft bleibt die Wandlung des Charakters von Downey Jr. weiterhin.

Doch auch die Figuren- und Charakterzeichnung muss sich bei der Erzählung der Geschichte einem hintenan stellen: der Fertigung der verschiedenen Anzüge. Was schon mit dem Mark I beginnt, der stark an die Kunstrichtung des Steampunks erinnert, wird mit Starks basteln am seinem zweiten Anzug perfektionert. Die vielen, detailliert dargestellten Unglaublichkeiten des Films und das mit einigen witzigen Pannen bestückte Testen des Anzugs dürfte ein Festessen für jeden technik-verrückten Geek und Nerd sein. Hier überschlägt sich Iron Man von jeder Minute aufs Neue, das einem beinahe schon die Spucke wegbleibt. Egal ob das "Hirn" seines Hauses, sein mit 3D-Modellen bestückter Arbeitsplatz oder der immer wieder mit neuen Gadgets begeisternde Anzug sind das eigentliche Herzstück des Werks. Da wird sogar soviel Augenmerk darauf gelegt, das eine vernünftige Weiterführung der Geschichte beinahe unter den Tisch fällt. Die Werdung zum Helden nimmt viel Zeit in Anspruch, was an Fantastic Four erinnert. Auch in diesem Superhelden-Werk fällt die Verlagerung auf die Entwicklung zu den Figuren, so das der Actionanteil recht gering ist und die Storyerzählung ein wenig verschleppt vorkommt.

Was bei genanntem Beispiel noch etwas irritierend wirkt, ist kein wirkliches Manko von Iron Man, auch wenn es ebenfalls auffällt, das man wie bei vielen ersten Leinwandauftritten der Superhelden lieber darum bemüht ist, die Werdung aufzuzeigen. Effektreiche Action bietet der Film dennoch, darüber hinaus eine sehr gute Verschmelzung handgemachter Effekte mit CGI, was selbst den größten Skeptiker computergenerierter Effekte mit einem wohlwollenden Nicken zur Kenntnis nimmt. Man hat sich sichtlich Mühe gegeben, dem Film und seinem Helden einen ordentlichen ersten Auftritt auf der Bühne Hollywoods zu schaffen. Iron Man geht zwar ein wenig die Spannung flöten, wenn es zum Entscheidenden Konflikt zwischen Stark und seinem engen Vertrauten Stane kommt, für packende Action ist allerdings noch genug Platz.

So ist Iron Man trotz seiner Länge von gut zwei Stunden ein vergnüglicher Ausflug in die Welt der Marvel-Superhelden, der für Comic-Kenner und -Insider zudem noch einige Anspielungen bietet. Die nach der Flucht Starks auftauchenden Agenten einer Behörde mit viel zu langem Namen (ein kleiner Running Gag), gehören zu S.H.I.E.L.D, einer Organisation aus dem Marvel-Comic Nick Fury. Dieser taucht nach dem Abspann auch noch selbst auf, dargsestellt von Samual L. Jackson, was nicht nur auf einen eigenen Film über Fury in Aussicht stellt. Fury fragt Stark nach seiner Heimkehr ins traute Heim auch noch, ob er schon etwas von der Rächer-Initiative gehört habe, was eine Andeutung auf den geplanten Film über die Marvel-Superheldengruppe ist. Bis dahin bietet Iron Man action- und witzreiche Unterhaltung, die sogar manche bekannen Erzählmotive außen vor läßt (Liebesgeschichten sucht man hier vergeblich), dafür aber mit einem wahren Feuerwerk für Nerds glänzt. Eine gutklassig, aufwändig erzählte Geschichte bei der sich zwar die Mimen dem technikgetöse und ihrem Kollegen Downey Jr. unterordnen müssen, die aber trotzdem zu einer der besten Comicverfilmungen der jüngeren Zeit gehört. Da freut man sich schon auf den geplanten zweiten Teil.

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