Es vergingen gut sieben Jahre, bis im weiten Kanada die Idee geboren wurde, aus einem frühen, sich schwer dahinschleppenden Slasher Namens Prom Night ein Franchise zu machen. 1987 überschritten die maskierten Hieb- und Stichwaffennutzer ihren filmischen Zenit. Dank größerer Erfolge wie Hellraiser und einiger kleineren DTV-Horrorfilme schlichen Mitte der 80er dämonische Entitäten auf der Beliebtheitsskala der Fans langsam kontinuierlich nach oben. Findige Filmefabrizierer wohnt seit jeher eine für das Business benötigte Unverfrorenheit inne und so verwundert es nicht, dass Mary Lou, so der Titel des ersten Prom Night-Sequels, kaum was mit dem Erstling zu tun hat. Die Brücke zu diesem schlägt man ganz dreist damit, indem wieder eine Highschool als Handlungsort herhält, dort vor langer Zeit ebenfalls ein tragischer Unfall geschah und es hier ebenfalls die Situation gibt, dass der Vater einer der Hauptfiguren gleichzeitig Direktor der Schule ist. Der Rest der Handlung entfernt sich komplett vom Slasherdasein seines Vorgängers.
Wie dieser, blickt Mary Lou zuerst zurück in die Vergangenheit. Dort lernen wir die titelgebende Dame kennen: ein keckes, freches und moralisch flexibles Mädchen, dass auf dem Abschlussball ihren Begleiter versetzt und hinter den Kulissen mit einem anderen rummacht. Aus Rache will der geschasste Bill sich an der frisch gebackenen Prom Queen später am Abend rächen. Eine von ein paar Quatschköpfen in den Müll geworfene Stinkbombe soll ihr die Preisverleihung vermiesen. Bei Bills Aktion fängt Mary Lous Kleid Feuer und reißt sie in den Flammentod. Jahre vergehen, Bill ist mittlerweile Direktor der besagten Schule, sein Sohn dort Schüler, welcher mit der durch eine streng gläubigen Mutter gestraften Vicki geht. Auch für diese Generation steht das Ende der Schulzeit und der Abschlussball bevor. Auf der Suche nach einem peppigen Kleid für ihre Freundin Jess stößt Vicki im Keller der Schule auf einen verriegelten Koffer, in dem u. a. die Robe und die Krone der verstorbenen Mary Lou untergebracht sind. Nachdem sie diesen geöffnet hat, wird das Mädchen von allerlei verängstigenden Halluzinationen und der immer wieder auftauchenden, gespenstischen Mary Lou heimgesucht und merkt nicht, dass sich der dämonische Rachegeist der toten Abschlussballkönigin ihres Körpers bemächtigen will.
Leider gleicht Mary Lou seinem Vorgänger im Erzähltempo; wie eins Paul Lynchs Werk lässt man sich schön Zeit und präsentiert einen mitgenommenen Michael Ironside als Vater von Vickis Freund Craig, der mit den Zukunftsplänen seines Sprößlings nicht richtig einverstanden ist. Auf der anderen Seite plagt sich Vicki mit ihrer christlich fundamentalen Mutter herum, gegen die selbst ihr milde gestimmter Vater nicht ankommt und die auf die Umsetzung ihrer Pläne für die Tochter besteht. Darin kommen ein angedachtes Jahr "rumjobben" und Craig als akzeptierter Freund nicht vor. Dann wäre da noch Jess, die sich mit einer für ihr Alter größeren Katastrophe auseinandersetzen muss. Die Teenie Soap-Momente versuchen die Macher gleichzeitig mit einer Prise Humor aufzupeppen. Schön, dass dieser nicht in flache, pubertäre Zoten verfällt. Schade, dass jeglicher Versuch trotzdem meistens in die Hose geht. Der Witz, sofern vorhanden, will sich in Form leicht inszenierter Szenen in Tradition diverser 80er-Teenie-Kultfilme oder als dauerpräsentes huldigen und zitieren diverser Genrefilme präsentieren. Letzteres schlägt sich auch darin nieder, dass die Figuren Nachnamen bekannter Regisseure (Carpenter, Romero, Browning, Henenlotter etc.) tragen. Das hat ein Jahr zuvor Fred Dekker z. B. in seinem Night Of The Creeps leichtfüßiger und witziger hinbekommen.
Weit interessanter fällt die Mixtur des phantastischen Teils der Geschichte aus. Hier pendelt der Film dauerhaft zwischen Versatzstücken von Der Exorzist, Carrie - Des Satans jüngste Tochter und (besonders) A Nightmare On Elm Street. Wenn der Film die Wege des letzteren beschreitet, bekommt er seine besten Momente hin. Da verwandelt sich die Mensa in ein versifftes wie verstörendes Drecksloch, auf den Gängen der Schule wird Vicki von unbekannten Lederjacken-Rockern bedroht und urplötzlich in eine Tafel hinein gezogen. Das Niveau des Vorbilds erreicht man nicht, durch den dazwischen liegenden Augenmerk auf die weltlichen Probleme der Teenies bekommt Mary Lou niemals die von der Geschichte benötigten Spannungskurve; das Buch bremst sich regelmäßig selbst aus und bald verfällt man in einen ähnlich tödlichen Leerlauf, den auch der Erstling der Reihe besaß. Die solide, aber nicht außergewöhnlich auffallende Ausstattung und Gestaltung des Films beschert ihm dazu eine dezent klinische Atmosphäre, wie sie einige DTV-Produktionen der ausgehenden 80er besaßen. Nur beim Finale schöpft man nochmal aus dem vollen, wenn Mary Lou wortwörtlich der eingenommenen sterblichen Hülle entsteigt. Ein hübscher Effekt wird da geboten, bevor Mary Lou-Darstellerin Lisa Schrage wie einst Sissy Spacek aufräumen darf. Leider hat das Sequel hier schon mehr verloren, als dass es noch mehr Sympathien oder an Qualität gewinnen kann. Mary Lou ist solider, aber ebenfalls schnell wieder vergessener DTV-Massenquark mit wenigen netten Einfällen. Das ist soweit in Ordnung, aber ist von richtig guter Unterhaltung leider ebenso weit entfernt. Löblich ist dafür der eigentliche Versuch der Macher, ein weibliches Gegenstück zu Freddy Krueger aufzubauen. Versuchte Emanzipation im Gebiet der leider selbst heute meist vom männlichen Geschlecht dominierten Gebiet der Horrorfilm-Schreckikonen, die leider ebenso scheiterte wie andere Reihen (Die Sequels zu Sleepaway Camp oder die schon leicht unterbewerteten Night Of The Demons-Filme), die versuchten, einen weiblichen Antagonisten als Kultfigur zu etablieren. Das ist weitaus mehr eine Schande, als der Film Mary Lou selbst.
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