Frei nach Ricky Nelsons Hit begrüßte das erste Sequel zu Prom Night die neue, (wortwörtlich) mörderisch hübsche Hauptfigur mit einem freundlich wirkenden Hello Mary Lou. Das hatte zwar fast gar nichts mehr mit dem Erstling zu tun, konnte aber in den Videotheken der Welt soviel Geld einheimsen, dass die Reihe noch einen dritten Film und das erste echte Sequel beschert bekam. Der dritte Aufguss geht konsequent den eingeschlagenen Weg des Vorgängers weiter und weitet dessen Kombination aus Horror und Komödie aus. Was in Prom Night II - wie hier beschrieben - nicht zünden will, öfter in die Hose geht, mag zwar nicht Auszeichnungen für besonders lobenswerten Humor gewinnen, kann im Endeffekt weit mehr als der Vorgänger zu einigen kleinen Lachern verleiten. Leider hat man sich wieder dazu entschlossen, wenig Innovation walten zu lassen und sich auf aus größeren Reihen erfolgreiche Elemente zu berufen.
Wieder sind es die A Nightmare On Elm Street-Filme, an denen man sich nicht bloß grob orientiert, sondern ziemlich frech deren Erzählstrukturen, vornehmlich die der Sequels ab Teil 3 und Darstellung der Bösewichtin abkupfert. Nachdem sich diese während einer Sportübung (!) aus der Hölle befreien konnte, kehrt sie an die Hamilton High School zurück und wird, nachdem sie den Herzschrittmacher des Hausmeisters aus der Brust springen lässt, auf den eher mäßigen Schüler Alex aufmerksam. Der kurz vorm Abschluss stehende Tagedieb, der mit seinem besten Freund Shane von einem Motorradtrip durch die Lande träumt, mit der vernünftigen und hübschen Sarah liiert ist, trifft in der Nacht ihrer Befreiung auf die untote Prom Queen, weil er nochmal einen Abstecher zur Schule machen muss um Bücher zum Lernen für eine anstehende Klausur zu holen. Der schüchterne Junge verfällt der forschen Dame sofort, verbringt eine Nacht mit ihr und hat fortan die aufdringliche und fordernde Mary Lou an der Backe, die in ihm fortan ihren neuen Boyfriend sieht. Forever versteht sich. Durch ihr manchmal mörderisches Eingreifen erleichtert Mary Lou Alex fortan den Schulalltag. Dieser avanciert zum neuen Schulliebling; seine Persönlichkeitsänderung führt zum Streit mit Sarah und als Alex sich endlich von Mary Lou lösen will, hat er es mit einer mörderisch eifersüchtigen Furie zu tun, die Sarah nach dem Leben trachtet.
Glücklicherweise konzentriert sich Prom Night III nicht wie seine Vorgänger zu ausschweifend mit den Vorbereitungen zur titelgebenden Veranstaltung. Selbstverständlich gibt es im dritten Teil auch wieder einen Abschlussball, mehr konzentriert man sich auf den von Mary Lou bezirzten und später gebeutelten Alex und seine Probleme, die nicht nur das Übertreten der Schwelle zum erwachsen werden mit sich bringt, sondern auch eine beherzte, bei ihren gewählten Mitteln zu rabiate, untote Liebesaffäre. Wie der späte Freddy Krueger bekommt Mary Lou dann die meiste Screentime, wenn es darum geht, dem gewählten Love Interest blutig aus der Patsche zu helfen. Zur jeweiligen Situation passend, taucht Mary Lou in verschiedenen Rollen auf und schickt die in ihren Augen dem Herzbuben Schlechtes bringenden auf kreative Art und Weise in die ewigen Jagdgründe. Da wird ein Football zu einem mörderischen Wurfgeschoss, Batteriesäure literweise über ein Opfer ausgeschüttet oder wie im zwei Jahre später entstandenen College Horror-Sch(l)ocker Pledge Class ein Handrührgerät zu einer tödlichen Waffe. Alles garniert mit einer betont coolen, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen habenden Mary Lou. Waren es bei Prom Night II noch die albtraumhaften Settings, in die sich die alltägliche Gegenwart verwandeln konnte, versuchen sich die Macher bei Prom Night III dran, an die erste Welle des Funsplatters und den ausgefallenen Settings in den Nightmare-Fortsetzungen anzuknüpfen.
Raubte man auch Freddy Krueger in den Sequels (trotz derer meist ordentlichen bis sehr guten Gesamteindrücke) jegliche Bedrohlichkeit, verkommt auch Mary Lou zu einem weiblichen Pendant des Klingenhandschuh schwingenden Kindermörders. Das die Antagonisten ihre Fingernägel ebenfalls wie Klingen ausfahren kann und Alex gegen Ende wie die Final Girls der Nightmare-Reihe in einer kurzen Sequenz sich mit Bastelarbeiten für den finalen Kampf mit seinem untoten Schwarm wappnet und vorbereitet kann man nicht mal mehr als Hommage sehen. Es ist faules kopieren, dass wenigstens bei Alex' Darstellung als Final Boy mit Augenzwinkern um die Ecke kommt. So dreist man sich auch bei den großen Vorbildern bedient, so schade es ist, dass Mary Lou leider austauschbarer erscheint wie im Sequel: Prom Night III funktioniert. Der Film bietet kurzweiliges Horrorentertainment, das nicht weh tut. Nicht alles mag gelingen - die Gags schwanken zwischen infantil dämlich und vorhersehbar aber doch recht witzig - mit Hello Mary Lou und dem Erstling verglichen, bleibt Prom Night III eine bodenständige Horrorkomödie und tatsächlich der bisher beste Teil der Reihe.
Neben einem wenig Leerlauf bietendes Buch, dessen repetitive Erzählstruktur nur auf dem Weg zum Finale Ermüdung mit sich bringt, kann Prom Night III mit herrlich matschigen F/X punkten. Wenn Alex Mary Lou am Ende in die Hölle folgt um Sarah aus ihrer Gewalt zu befreien, greift man nicht nur wieder ein typisches Motiv der Nightmare-Reihe auf, sondern wartet mit sehenswerter Effektarbeit und guter Atmosphäre auf. Das die Autoren zudem ein fieses wie offenes Ende, welches mit zwei Augen auf eine etwaige Fortsetzung schielt, präsentieren, ist eine handfeste (und die größte) Überraschung. Hätte man den im Stoff durchaus befindlichen Hintersinn mehr aufgegriffen, hätte der Film sogar eine äußerst angenehme und rundum zufriedenstellende Sache werden können. Streift man mit seiner Geschichte den Ausbruch, das Coming of Age eines frustrierten Jugendlichen, der aus seiner Durchschnittlichkeit ausbrechen will und sich durch seinen (schlechten) Einfluss verändert.
Wenn Alex langsam und kontinuierlich sich am vermeintlich schönen Platz an der Sonne zurechtfindet, seine "böse" Seite entdeckt und mit frecher Einzellocke auf der Stirn, Lederjacke und Motorrad erscheint, fühlt man sich an frühe 50er-Exploiter aus den USA Richtung Rockermovie und den dort auftretenden Motiven der juvenile deliquency erinnert. Gebeutelt wird Alex auch von der wahnhaften Liebe Mary Lous, deren dämonisches Stalking zeitlos und aktuell bleibend wirkt und deren Verhalten mit in die Rockerfilm-Motive fließt. Es mag eher dem kurz aufblitzenden moralischen Standpunkt der Story dienen, wenn Alex sich wieder der guten Seite zukehrt. Losgelöst von dieser Schnellschuß- und Videothekenreihe könnte so ein Stoff in den richtigen Händen durchaus für ansprechende Horrorkost sorgen. Aber ich möchte mich nicht beschweren. Nach den beiden ersten, durchschnittlichen Filme der Reihe sorgt Prom Night III für das, wofür er auch konzipiert wurde: Kurzweil für Videothekenpublikum der damaligen Jahre, der man das dreiste kopieren und abkupfern bei größeren Reihen und die schematisch altbekannte Geschichte verzeihen kann. Anders als es uns der (nur beim deutschen Titel existierenden) Untertitel Das letzte Kapitel glauben machen will, folgte zwei Jahre später noch ein vierter Teil, in dem Mary Lou nicht mehr vorkommt. Die Macher hatten wohl ein Einsehen, dass man der Dame mehr Persönlichkeit hätte schenken können, bevor sie mit Teil 3 endgültig zum "weiblichen Freddy mit dem Kleid" wurde. Zusammen mit dem 2008 entstandenen Remake des ersten Teils wird darüber alsbald hier im Blog zu lesen sein.
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