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Dienstag, 7. Mai 2024

Castle Freak

Gordon. Crampton. Combs. Namen, welche in dieser Kombination den Horror-Buffs häufig ein mehr als wohlwollendes Lächeln oder Kopfnicken entlocken. Mit den sehr freien Lovecraft-Adaptionen Re-Animator und From Beyond splatterte sich das Trio in den 80ern in viele Fan-Herzen. Mitte der 90er erinnerte sich Charles Band, der damals mit seinem Studio Empire den Vertrieb beider Filme übernahm, wieder an diese Kombination, heuerte alle für sein neuestes Projekt an und schickte sie getreu dem Motto "Aller guten Dinge sind drei" in sein in Umbrien gelegenes Schloss um dort die Magie noch einmal aufleben zu lassen. Für Castle Freak bediente man sich ebenfalls wieder am Œuvre von Lovecraft und bearbeitete dessen Kurzgeschichte "Der Außenseiter" noch freier, als es bei den beiden Funsplatter-Hits geschah. Der im Text namenlose Protagonist hört im fertigen Film auf den Namen Giorgio, welcher über Jahrzehnte von seiner Mutter im Keller eines italienischen Schlosses gefangen gehalten wurde. Als der Amerikaner John Reilly mit seiner Frau Susan und der blinden Tochter Rebecca auftaucht, um sich den frisch von einer bis dato unbekannten Tante geerbten Besitz anzuschauen, kann sich Giorgio aus seiner Gefangenschaft befreien. Fortan wandelt und lauert dieser in den dunklen Plätzen des alten Gemäuers. Zunächst nimmt nur Rebecca Notiz davon, dass noch jemand außer ihrer durch einen Schicksalsschlag zerrütteten Familie anwesend sein muss. Glauben schenkt man ihr zunächst nicht, bis sich die seltsamen Ereignisse häufen und die angespannte Stimmung zwischen John und Susan eskaliert.

Warum Castle Freak im Vergleich zu den beiden anderen Lovecraft-Vehikeln von Gordon nie die große Liebe vom Fandom erhielt, springt einem sofort ins Auge. Im Gegensatz zu diesen ist er keine zügellose, bunte, mit makabren Scherzen durchzogene Gore-Achterbahnfahrt sondern das komplette Gegenteil. Düster, stockernst und manches Mal leider auch stocksteif, nimmt man den Film als fast schon biedere Angelegenheit wahr. Dabei gestaltet Gordon wie auch Drehbuchautor Dennis Paoli die Geschichte mehr als gotisches Schauerstück, dass sich gleichermaßen dem DTV-Horror-Zeitgeist der 90er verschreibt und das für den amerikanischen Horrorfilm beliebte Motiv der dysfunktionalen Familie, die zusätzlich mit einer Bedrohung von Außen kämpfen muss, nutzt. Bevor diese in Form des titelgebenden Monstrums über den Reillys hereinbricht, nimmt sich die Geschichte viel Zeit für die innerfamiliäre Tragödie. Das in dieser wohnende Ungeheuer - namentlich Verlust genannt - kann man gleichzeitig als zentrales Thema des Films ausmachen. Jeder hat für sich etwas teures verloren. Die Reillys bei einem von John verursachten Unfall,  bei dem Rebecca ihr Augenlicht verlor, den Sohn, Giorgios Mutter den sie betrügenden Mann und Giorgio wurde deswegen wiederum um ein normales Leben gebracht. Der vom Theater stammende Gordon geht die Gestaltung der aus bekannten Motiven konstruierte Geschichte ernsthaft an, kann darin vorkommende Längen durch den langsamen, bedachten und teils theatralischen Aufbau schlecht kaschieren. Auf der anderen Seite kann Castle Freak durch eine für Full Moon-Verhältnisse sehr schwermütige Stimmung und der famosen Maske und Darstellung Giorgios gefallen. So monströs bösartig, wie uns die Vermarktung des Films glauben lassen möchte, ist dieser nicht. Auch er ist tragisches Opfer, unbeholfen, welches in der für ihn unbekannten Welt ein Außenseiter ist, sich darin schwerlich zurecht findet und an der Gewalt, welche man ihm über Jahrzehnte angetan hat, in der Interaktion mit den nun im Schloss befindlichen Menschen, orientiert. Die Tragik seiner Geschichte erinnert entfernt an das Monster in Mary Shelleys "Frankenstein". Letztendlich stellt der Film, wenn auch wenig feinfühlig, fest, dass jener Verlust und daraus resultierendes Schicksal das eigentliche Monster ist. Um dem Publikum einige Schauwerte zu bieten, dürfen Sex und einige blutige Momente nicht fehlen, die Castle Freak einen kruden, aber nicht unbedingt üblen Gesamteindruck schenken. Um als um Ernsthaftigkeit bemühter, erwachsener Horrorfilm zu punkten, ist er leider doch eine Spur zu seicht, bietet allerdings eine durchaus ansprechende Präsentation und zudem ein so nicht zu erwartendes Ende. 


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