Dienstag, 16. September 2008

Night Train To Terror

Es fährt ein Zug nach nirgendwo, heißt es ja so dolle in einem Schlager, was man auch für den titelgebenden Zug anwenden kann. Er schiebt sich durch die schwarze Nacht und hat gar besondere Passagiere an Bord. Damit ist aber nicht diese komische Hupfdohlen-Band gemeint, welche nur ein einziges Lied kann, sondern Gott und Satan persönlich. Und damit die Zugfahrt nicht ganz so langweilig ist, erzählen sich die beiden drei Geschichten um anschließend über die darin auftretenden Menschen zu richten. In der ersten wird ein Frauen- und Autoliebhaber von einem seltsamen Sanatorium für noch seltsamere Zwecke mißbraucht. Die zweite Geschichte handelt von einem Liebespaar, welches sich mit dem reichen und eifersüchtigen Ex der Dame herumschlagen muss, welcher wirklich perfide Pläne hat um sein Werben um die Dame durchzusetzen und in der letzten Geschichte geht es um einen Buchautoren, dem gezeigt wird, das es - entgegen seiner Thesen - sehrwohl etwas zwischen Himmel und Erde gibt.

Und damit stellen wir die Weichen für eine der wohl seltsamsten Zugfahrten der gesamten Filmgeschichte. Denn Night Train To Terror ist wirklich nichts für schwache Nerven. Zumindest nicht, wenn diese nicht zu einem gewissen Grade trasherprobt sind. Denn wenn ein Film das Prädikat Trash verdient, dann auf jeden Fall diese Schote, welche schon eine recht interessante Geschichte aufweist. Während die relativ urigen Zwischensequenzen und die erste Episode extra für diesen Film gedreht wurden, so sind die zweite und dritte Episoden Zusammenschnitte der Filme Death Wish Club und Cataclysm - Der unendliche Alptraum. Und wer schon mal alte Super 8-Fassungen eigentlicher Langfilme kennt, der kann sich ein wenig vorstellen, wie wild und teilweise wirklich grob diese zusammengeschnitten wurden.

So gibt es während der einzelnen Episoden einige so wilde Storysprünge, das jeder Weitsprung-Weltrekordhalter darauf stolz wäre. Nun scheint man sich dabei leider gedacht zu haben, das man das auch für die erste Geschichte machen sollte. Während es wenigsten Episode zwei und drei gelingt, das ganze noch etwas geradelinig zu erzählen, so besteht die erste Geschichte eigentlich zum größten Teile aus unzusammenhängenden Szenen, die somit teilweise wirklich unlogisch wirken und erst zum Schluß hin wird das ganze noch zu einer dünnen Geschichte miteinander verbunden. Zuvor sieht man nur einen dumpf in die Requisite glotzenden John Philip Law und vor allem nackte Mädchen, welche vorzugsweise auf einer Bahre irgendwo im Sanatorium festgekettet ist.

Nun könnte man Night Train To Terror schnell als großen Mumpitz - was er ganz nüchtern betrachtet auch wiklich ist - abtun, wenn er aber nicht diesen herrlich schrägen 80ies B-Film Charme rüberbringt. Allein schon die schaurige Band welche zwischen jeder Episode ebenfalls einen kleinen Auftritt hat, wirkt so herrlich trashig und fehl am Platze. Ebenfalls nicht zu verachten sind die Dialoge zwischen Gott und Satan und deren Zugschaffner, der ihnen und dem Zuschauer die nächsten Geschichten ansagt. Hier schafft man es sogar, einige stimmige Momente zu erarbeiten, welche so nur noch in der sehr soliden dritten Episode zu finden sind. Gerade diese schafft es durch kleinere atmosphärische Szenen und billigen aber sehr charmanten Stop Motion-Effekten den ansonsten nich zu unterdrückenden Trash-Appeal zu drosseln. Zumal man auch hier Kultdarsteller Cameron Mitchell in einer Hauptrolle bewundern kann, auch wenn er eigentlich relativ unmotiviert agiert.

Was den Film aber wirklich ausmacht, bemerkt man vor allem an der mittleren Story. Diese ist sowas von hanebüchen, schräg und gerade deswegen sehr toll anzuschauen. Lernt der junge Mann seine Freundin doch dadurch kennen, das er sie bei den Kumpels auf einer Party in einem Pornofilm erblickt, sich sofort in sie verliebt, nach ihr sucht, sie findet, ihr den Hof macht und tatsächlich auch ihr Herz für sich gewinnt. Und wenn dann auch noch der reiche Ex-Macker der holden Maid mit seinem "Club des Todes" um die Ecke kommt, spätestens dann geht dem Trashliebhaber vollends das Herz auf. Herrlich doofe Dialoge, Overacting, sehr schräge Ideen und charmant-billige Effekte tragen dazu bei, das sie der heimliche Star des gesamten Films wird. Ernst kann man Night Train To Terror zwar zu keiner Minute nehmen, doch gerade der unfreiwillige Humor macht daraus eine kurzweilige Perle des schlechten Geschmacks. Auch wenn es für den Rest der Menschheit weiter nur ein unheimlich schlechter Film bleibt.
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Sonntag, 14. September 2008

Fahrt zur Hölle, ihr Halunken

Die Bevölkerung des kleinen Wüstenkaffs Blackstone ist in Aufruhr. Der eigenbrötliche Brad befindet sich außerhalb der Stadt und man fürchtet, daß er sich an den Einwohnern der Stadt rächt. Vor langer Zeit haben diese nämlich seinen Bruder Johnny gelyncht, da man annahm, er habe die Bank beraubt und die Leute um ihr Geld gebracht. Da dieses Geld immer noch verschwunden ist, sinnt Brad nicht nur auf Rache sondern sucht auch noch nach den Moneten. Dabei verbündet er sich mit dem einarmigen Banditen El Diablo um nicht nur nach und nach die Mörder seines Bruders kaltzumachen, sondern auch um an das Geld zu gelangen.

Kein geringerer als Django-Regisseur Sergio Corbucci zeigt sich für diesen Italowestern verantwortlich, der mit einem auf den ersten Blick etwas ungewöhnlichen Hauptdarsteller aufwarten kann. Für die Rolle des Brad hat man sich nämlich Johnny Hallyday ausgesucht, welcher eigentlich ein in Frankreich sehr bekannter Rock'n'Roll-Sänger und -Songwriter ist. Doch anders als etwa die deutsche Rock'n'Roll-Schmalzlocke Peter Kraus versteht es Hallyday auch zu schauspielern. Man könnte sogar sagen, daß er in der Rolle des einsamen Brad sogar den gesamten Film trägt. Eine coole Sau verkörpert er da, welcher selbst in der ausweglosesten Situation trotzdem noch einen flotten Spruch auf den Lippen hat.

Doch auch der Rest der Schauspielriege darf sich sehen lassen und so versteht es Corbucci mit seinem Ensemble - darunter auch der deutsche Mario Adorf welcher den fiesen Banditenboss El Diablo verkörpert (dabei aber auch durch sein unnachahmliches Spiel einige Sympathien für diesen aufbauen kann - ein interessantes Ränkespiel auf die Beine zu stellen, welches zwei große Leitmotive des Italowesterns, die Suche nach Rache sowie die Suche nach einem unauffindbaren (Geld-)Schatz, schön miteinander kombiniert und dies mit Geschick immer weiter miteinander verstrickt. Und selbst wenn Fahrt zur Hölle, ihr Halunken einen recht ruhigen und gemächlichen Erzählstil besitzt und auch der Spannungsaufbau ebenso langsam von statten geht, kommen keinerlei Längen auf.

Schnell macht man diesen gewissen Reiz aus, den der Film versprüht und durch stimmige Settings und eine leicht grimmige Grundatmosphäre auffällt. Diese geht vor allem durch den Charakter des Protagonisten aus, der nicht nur wie ein vor Rache schreiender Eigenbrötler dargestellt wird, der nur seine Ziele verfolgt. Corbucci versteht es auch, leisere Töne anzustimmen um aus der Figur des Brad bald auch eine gebrochene Figur zu machen. Sinnbildlich hierfür ist sein Zusammenbruch während des Showdowns, der auch als Metapher für dessen Gefühlsleben angesehen werden kann. Brad ist nicht nur blind vom Gefühl der Rache getrieben, sondern durch den Tod seines Bruders am Rand der Verzweiflung, verbittert und resignierend. Die Konfrontation mit den Mördern ist vor allem auch eine Suche nach Erlösung und Ruhe, für den auch Brad einen hohen Preis zahlen soll.

Und trotz aller unterschwelliger Kritik an das Verhalten mancher Menschen, die Corbucci hier unterbringt, so fehlt dem Film das letzte Quäntchen, um vollends zu überzeugen. Ein für Italowestern ungewöhnlich schwacher Soundtrack dürfte hierbei noch am wenigsten ins Gewicht fallen. Die Behäbigkeit des ganzen Films ist eventuell etwas zu viel des Guten, da man nie so ganz gepackt wird und manche Dinge - wie zum Beispiel eine Band von jungen Rumtreibern - doch etwas unpassend erscheinen. Trotzdem ist Fahrt zur Hölle, ihr Halunken ein sehr sehenswerter Italowestern der vorallem durch seine Figurenzeichnung und einer gut aufgebauten Geschichte bestechen kann und vor allem im Wust unter den vielen Italowestern durch einen Hauch von Ungewöhnlichkeit heraussticht, allerdings einige kleinere störende Elemente das Ergebnis leider nicht ganz so rund aussehen lässt. Sollte man aber wie gesagt ignorieren (da dies im Endeffekt doch nicht gröber auffällt) und einen Blick riskieren.
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Dienstag, 9. September 2008

Damned Forest


Schlechtes Wetter, ein großes Haus und eine beim Haare kämmen angestrengt melancholisch in den Spiegel glotzende Blondine bilden den Auftakt zu Damned Forest, dem bald ein unwetterbedingter Stromausfall folgt, den die um die Hausherrin besorgte Haushälterin mit einigen Flüchen begrüßt um sich dann um die Behebung des Ausfalls zu kümmern. Auf ihrem Weg zur Sicherung - oder wohin auch immer - begegnet sie erneut der Hausherrin. Diesmal baumelt diese allerdings mausetot am Treppengeländer, was die alte Dame mit einem beherzten Schrei zur Kenntnis nimmt. Schnitt. Einige Jahre später wollen die Freundinnen Rebecca und Sandra einen kleinen Urlaubstrip unternehmen, der allerdings schnell unterbrochen wird, da die alte Rostlaube, welche Sandra einem Verehrer abgeschwatzt hat, unterwegs den Geist aufgibt. Während Sandra sich zur Tankstelle, an der sie vor einiger Zeit Rast gemacht hatten, begibt um Hilfe zu holen paßt Rebecca auf das Auto auf und wird schon alsbald von einem unheimlichen Zeitgenossen bedroht und im Auto eingepfercht. Als sie es doch nach einiger Zeit aus dem Vehikel und zur Tanke schafft, währt ihr Glück nicht lange. Die irre Gestalt entpuppt sich als Sohn des eigentlich so freundlichen Tankwarts, welcher das Ding auch nur am Laufen hat, um "Spielzeug" für seinen degenerierten Sohnematz zu sammeln. Er bringt Rebecca in seine Gewalt und eine Zeit des puren Terrors beginnt.
Dabei sei zu erwähnen, das dieser besagte Terror für den Zuschauer auch relativ greifbar ist, wird man doch eigentlich zu jeder Minute vom Debütfilms des Belgiers Marc Ickx gequält, das sich die Netzhaut biegt. Frei nach dem Spruch "Low budget, low fun". Nun ist es ja beileibe nicht so, daß es nur schlechte Low Budget-Filme gibt, doch auf sagen wir mal zwei gute folgen meistens acht schlechte und Damned Forest gehört definitiv zu diesen acht. Ickx macht eigentlich alles falsch, was man falsch machen kann und fährt seinen schnell nervig werdenden Versuch eines Slashers so schnell an die Wand, das man nicht mal "Holladiewaldfee" rufen kann. Viel zu schnell findet man sich in der schon mehr als abgenutzten Klischeeabteilung wieder. Innovationslos schraubt er hierbei einen Film zusammen, den man schon tausend mal gesehen hat und das auch tausend mal besser.

Aufgrund der Ideenlosigkeit kommt es hierbei zu einigen sehr nervenaufreibenden Szenen, welche schier unendlich in die Länge gezogen werden. Bestes Beispiel hierfür sind die Zeiten, die Rebecca im Auto verbringen muss und vom totbringenden Söhnchen des Tankwarts darin festgehalten wird. Spannung kommt keine auf, dafür gesellt sich aber die Langeweile mit aufs heimische Sofa und leistet einem Gesellschaft. Schnell wird der Film hier auch einfach nur lächerlich und zeigt, das Ickx keinerlei Ahnung von Storytelling oder sauberem Spannungsaufbau hat. Es stellt sich eine unfreiwillige Komik ein, die darin gipfelt, das der Killer am Auto vor der Verfolgung der flüchtenden Rebecca irgendwie sowas wie "coole" Hampeleinlagen vollbringt. Na, wenigstens scheint man ja in Sport eine gute Note gehabt zu haben.

Schnell bemerkt man aber, das solche Szenen einfach nur dafür gut sind, den Film auf eine normale Laufzeit zu strecken, damit der Spuk (leider) nicht allzu schnell vorbei ist. Jegliche Hoffnung, daß Damned Forest doch noch ein wenig besser werden kann, kann man sich dabei aber schenken. Die Darsteller leiern ihre Perfomance lustlos runter, Spannung kommt wie schon gesagt so überhaupt keine auf und der billige Direct-to-Video-Look läßt niemals auch nur im Ansatz sowas wie Atmosphäre aufkommen. Selbst der Synthiescore wirkt irgendwie lustlos eingedudelt. Einzig und allein der Look des Killers und seiner Mordwaffe ist einigermaßen nett anzuschauen, was das ganze an und für sich aber auch nicht mehr retten kann. Nach dem schauen eines solchen Filmes ist man sich nur wieder bewußt, das man die letzten 90 Minuten auch anders hätte gestalten können anstatt sich solch einen Totalausfall anzuschauen.
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Montag, 8. September 2008

Der Teufel mit den 7 Gesichtern

Julie Harrison wird nach einer amüsanten Party, auf der sie den galanten Anwalt Dave Barton kennengelernt hat, auf ihrem Weg zum Wagen verfolgt. Als sie kurz darauf einen Anruf ihrer Zwillingsschwester Mary bekommt, in dem ihr eröffnet wird, daß Mary in einer brenzligen Lage ist die lebensbedrohliche Ausmaße angenommen hat, sucht sie Anwalt Barton auf und schildert ihm ihre Probleme: Mary soll einem Maharadscha einen wertvollen Diamanten zusammen mit ihrem Ex-Mann gestohlen haben und nun sind nicht nur hinter dieser, sondern auch wegen der verwechselnden Ähnlichkeit hinter Julie, einige Gangster her, welche sich den Klunker unter den Nagel reißen wollen. Zusammen mit dem Rennfahrer Tony, den sie durch Barton kennengelernt hat, versucht sie, die Kriminellen loszuwerden.

Regisseur Osvaldo Civirani hat hier einen sehr lockeren Krimi inszeniert, welcher mit einigem Staraufgebot aus dem italienischen Genrekino aufwarten kann. Allen voran das Hauptdarsteller-Duo Hilton und Baker hat es dabei in sich und läßt eigentlich schon gehobenere Genrekost erwarten. Während Hilton vor allem durch einige Italowestern und später dann mit Edwige Fenech ein Traumpaar in Gialli wie Der Killer von Wien bildete, so war Baker zum Anfang ihrer Karriere im James Dean-Streifen Giganten und einigen anderen hochkarätigen Hollywood-zu sehen bis es sie irgendwann nach Italien verschlug und sie dort unter anderem in Genreproduktionen wie Der schöne Körper der Deborah oder Il Corpo mitzuwirken. Hier spielt Baker die vom alten deutschen Videotitel titelgebende Diamantenlady und bringt eine solide Leistung an den Tag. Die Chemie mit ihrem Partner George Hilton stimmt, wobei dieser allerdings immer noch die mimisch beste Leistung im Film an den Tag legt. Das wohlbesonnene Strahlemann-Image steht dem gebürtigen Uruguayaner einfach und so darf er auch hier heftigst seine Filmpartnerin bezirzen. Einen weiteren Pluspunkt bekommt Hilton übrigens in der deutschen Synchronisation, wird er doch Thomas Danneberg gesprochen.

Und trotz eines relativ gemütlichen Erzähltempos macht man hier keine Gefangene und steigt schon relativ zügig in die Handlung ein und verschwendet keine Zeit mit irgendwelchen "lästigen" Erklärungen oder Einführungen der Figuren. Nach und nach kommt in dem mit einigen eleganten Kamerafahrten gesegneten immer ein Stück Story mehr ans Licht um den Zuschauer auch einigermaßen bei Stange zu halten. Dies gelingt Regisseur Civirani recht gut, besitzt Der Teufel mit den 7 Gesichtern keine wirklichen Längen. Lediglich im Wust der Wendungen und Einführungen neuer Figuren kann man schon mal kurz den Überblick verlieren, bevor man die Geschichte wieder in einige geordnete Bahnen lenkt. Diese ist im großen und ganzen nicht allzu verworren, fordert aber schön zum Mitraten auf, auch wenn man sich mit einigen scharfen Vermutungen schon denken kann, wie der Hase läuft.

Relativ unspektakulär und konventionell wird hier eine Krimigeschichte erzählt, welche - wohl Aufgrund der beiden Hauptdarsteller - immer mal wieder fälschlicherweise in das Genre des Giallo eingeordnet wird. Allerdings sind hier keinerlei Giallo-Elemente zu finden, auch wenn der Film einige kleine, stimmige Spannungselemente auszumachen hat. Den größten Teil über wird aber eher eine ruhige Kugel geschoben und erst - nach einigen ganz netten Wendungen - die Katze bzw. die Pointe aus dem Sack gelassen, welcher einen zufrieden im Sessel verweilen läßt, während zur Fin-Einblendung das schöne, von Stelvio Cipriani komponierte, Titelthema nochmal die Ohren schmeichelt. Der Teufel mit den 7 Gesichtern ist wahrlich kein großer Wurf, aber solide Krimikost aus der Blütezeit des italienischen Genrekinos.
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Wrong Turn 2: Dead End

Die tiefsten Wälder Virginias sind der Schauplatz einer atemberaubenden, neuen Reality-Show, welche sechs bunt zusammengewürfelte Kandidaten in das Szenario einer angeblichen postapokalyptischen Welt wirft. Weniger hochtrabend ausgedrückt sollen sie die Männlein und Weiblein vorstellen, sie seien nach einem Atomkrieg überlebende, während sie zur Belustigung der TV-Zuschauer im Wald rumstolpern. Angeführt von einem ehemaligen Militärausbilder als Moderator versucht man sich in drei jeweils zugelosten zugelosten Zweier-Paaren, im Wald die diversen Spiele zu überleben um 100.000 Dollar einzustreichen. Allerdings sind die Wälder auch die Heimat eines inzestverseuchten Clans voller mißgebildeter Hillbillies, welche am liebsten Menschenfleisch auf ihrer Speisekarte stehen haben. Alsbald wird aus dem Spiel blutiger ernst als die ersten Morde geschehen. Nun heißt es wortwörtlich, zu überleben und den Hinterwäldlern nicht in die Hände zu fallen.

Vier Jahre mussten vergehen, bis das Sequel zum recht launischen Vorgänger das Licht der Welt erblickte. Die Direct to Video-Produktion kann zwar nicht an diesen überdurchschnittlichen Backwood-Schocker heranreichen, versteht es dennoch, den Zuschauer recht gut zu unterhalten. Vor allem scheint man die ganze Zeit während des Drehs und auch schon bei der Realisation des Buches gewußt zu haben, daß die Mittel hier etwas limitierter sind. Also macht mein keine Gefangene und haut schon in einem kurzem Prolog dem Fan schon so einige garstige Goreeffekte um die Ohren. Alles unwichtige wird hier aufs nötigste heruntergefahren, so das auch die Story eigentlich nur ein Mittel zum Zweck ist. Altbekannt ist das ganze was hier in gut 90 Minuten aufgetischt wird, aufgepeppt allerdings mit dem hippen Überbau der Reality-Show. Kaum sind dann wieder einige Minuten vergangen, in denen die unterschiedlichsten Figurentypen etwas eingeführt wurden, findet man sich auch schon in der Hatz durch den finsteren Tann wieder.

Dann geht es rund und es werden kaum einige Verschnaufpausen eingelegt. Geschickt geht Joe Lynch mit dem Tempo um, drosselt es ein wenig um dann wieder wie mit höchstem Vergnügen die Spannungsschraube etwas hochzudrehen. Irgendwelche tiefgehende Charakterzeichnungen bleiben hier selbstverfreilich auf der Strecke, was man aber verschmerzen kann. Immerhin wird ja schon von Anfang an klargemacht, das es sich hier nicht um einen Arthouse-Streifen handelt. Trotzdem bleiben die Figuren nicht blass sondern gewinnen soviel an Konturen, das der Zuschauer mit den Charakteren mitfiebern kann. Wobei nicht die sechs Kandidaten, sondern deren Moderator und Führer der heimliche Star des gesamten Films ist. Dieser wird nämlich von der Punkrock-Legende Henry Rollins mit soviel Inbrunst dargestellt, das es immer wieder ein Vergnügen ist, den Herren auf der Mattscheibe zu sehen und man einfach nur attestieren kann, das er eine verdammt coole Sau ist.

Auf der anderen Seite sind da die Hillbillies, deren Make Up zwar nicht ganz so gut wie im Erstling ist, aber immer noch gut ausgearbeitet wurde. Dafür schlagen die Effekte in eine oldschoolige Kerbe, bei der jeder Gorehound vergnügt im Sessel jauchzt und den überdurchschnittlichen Kunstblutgehalt gerne begrüßt. Hier musste die deutsche Fassung drei Minuten an Federn lassen, welche vom Verleih schon im Vorfeld geschnitten worden sind. Zusammendfassend kann man über Wrong Turn 2 sagen, daß er zwar nicht an den etwas sauberer ausgearbeiteten Vorgänger heranreicht - vor allem da dieser eine immens dichtere und schönere Atmosphäre zu bieten hat - aber dennoch ein vergnüglicher No Brainer ist, der jedem Fan von Backwood-Horrorflicks schmecken dürfte.
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