Der Darstellungsexzentriker nannte in Interviews u. a. den deutschen Stummfilm-Expressionismus als einen seiner mimischen Einflüsse und scheint dies als Ankerpunkt für seine Performance in Willy's Wonderland zu machen. Ohne ein einziges Wort zu sprechen krachledert er durch einen Film, den man anscheinend ausschließlich um den dezent hochschwappenden Neu-Kult um Cage gestrickt hat. Als namenloser Automobil-Desperado strandet er durch eine Panne in einem kleinen Städtchen. Weil er die Reparatur seines Wagens nicht zahlen kann, geht er auf den Deal ein, dass er seine Schulden durch das Säubern des seit einigen Jahren geschlossenen Vergnügungszentrums "Willy's Wonderland" begleicht. Kurz nachdem er seinen Job angetreten hat, muss er feststellen, dass die sich im Gebäude befindlichen animatronischen Puppen ein dämonisches Eigenleben führen. Weil Cage ganz offensichtlich der über allem strahlende Held der Farce ist, klöppelte man noch eine Gruppe Teens um die Adoptivtochter der örtlichen Polizeichefin ins Drehbuch, die beim Versuch, das Zentrum wegen der unter vorgehaltener Hand schon lange bekannten unheimlichen Vorgänge darin abzufackeln bzw. Cage aus diesem zu befreien versucht, lediglich als Kanonenfutter für die Puppen um Maskottchen Willy herhalten dürfen.
Bei der sich abspulenden Chose besitzt der Film den Unterhaltungswert eines reellen Aufenthalts in einem abgetakelten Vergnügungszentrums für Kinder, bei dem der Spaß unter einer dicken Schicht aus Dreck und Peinlichkeit begraben ist. Der um Cages Hausmeister-Desperado und die verschiedenen Figuren - darunter befinden sich u. a. eine Elfe, ein Gorilla und das Wiesel Willy - konstruierte Plot fühlt sich halbherzig und uninspiriert an, während die Regie von Kevin Lewis daraus einen aufgesetzt wirkenden Film macht. Willy's Wonderland besitzt eine unangenehme Gezwungenheit, die den Film steif und unnatürlich wirken lässt. Er muss vieles und kann nichts. Erzwungener Kult, weil es sein Hauptdarsteller ist und man dessen minimales Momentum für sich nutzen will. Quasi Cageploitation, bei dem wenigstens dieser in seinem Rollenverständnis aufgeht und die einzige Coolness im ganzen Filmkonstrukt mit sich bringt. Cage chargiert selbst seine Gegenspieler aus Plüsch, Stahl und dämonischem Schmodder an die Wand. Die Puppen bleiben wie ihre menschlichen Gegenspieler substituierbar; sie besitzen bei weitem nicht den Charme wie ihre kleinen Kollegen aus dem zugegeben wechselhaften Puppet Master-Franchise und sind wie so vieles Mittel zum Zweck für die Macher.
Die scheinen einzig darauf zu vertrauen, dass ihr abgelieferter Celluloid-Mist schon irgendjemand lustig finden wird. Dem Humor fehlt es an Witz und Timing. Einzig wirklich lustiger Moment ist der, wenn Cages Digitaluhr inmitten eines Kampfes mit den Robotern die nächste Pause ankündigt und dieser den inneren Konflikt zwischen weiterkämpfen und korrektem Einhalten der Pause wunderbar transportiert. Er entscheidet sich für letzteres und lässt rätseln, ob der namenlose Protagonist eventuell Deutscher ist. Wobei er dann wohl nicht so cool am Flipper tänzeln könnte, wie er es in den Pausen macht. Als Horrorfilm geht jeglicher Suspense ab und die Anspielungen auf andere Genre-Werke registriert man als Zuschauer mehr angestrengt als erfreut. Willy's Wonderland ist ein steriler Film, intendierter Kult der dies niemals werden wird mit Potenzial, von der Generation SchleFaZ irgendwann bei peinlichen Trinkspielchen mit Rütten und Kalkofe auf und vor der Mattscheibe gefeiert zu werden. Obwohl ich dieses Mode- bzw. Jugendwort schrecklich finde, muss ich gestehen, dass cringe perfekt dazu passt, den Film zu umschreiben. Zumindest Cage gibt alles und noch mehr, aber das rettet leider nichts an diesem Fun-Splatter "mit ohne" Fun.