An einer Stelle in Gewalt über der Stadt wird der Schauplatz Turin als (italienische) "Hauptstadt des Verbrechens" bezeichnet und bei dem, was uns Regisseur Carlo Ausino um die Ohren haut, ist dies gar nicht mal so weit hergeholt. Die Ehegattin eines Arztes wird ermordet in einem Park aufgefunden. Nach einiger Zeit wird der Mord an ihr sowie der später an einem jungen Mädchen verübte mit einem Prostitutionsring in Verbindung gebracht, der Frauen mit Drogen gefügig macht, sie mit Männern verkuppelt und diese dann mit eindeutigen Fotos erpresst. An anderer Stelle überfällt eine Bande von Jugendlichen Kinos und Supermärkte. Und dann wären da auch noch ehemalige Handlanger eines französischen Syndikats, die zum Unmut der alteingesessenen Banditen in der Turiner Unterwelt mitmischen wollen. Viel zu tun für die Kommissare Moretti und Danieli, was bei letzterem auch schon mal das Eheleben in eine schwere Krise stürzt. Trotzdem versuchen die beiden Polizisten mit ihren Kollegen Ordnung in ihre Stadt zu tun. Geschieht dies nämlich nicht sofort, so gibt es da immer noch den "Rächer", der die großen und kleinen Ganove, gegen die die Polizei nichts unternommen hat, um die Ecke bringt.
Bei dieser ordentlichen Packung an kriminellen Machenschaften kann man dabei schon mal schnell den Überblick verlieren. Gott sei Dank hat aber niemand geringeres als der Italowestern-erprobte Mime George Hilton angeheuert und sorgt mit seinem Kumpanen Emanuel Cannarsa, dass in Turin nicht alles aus dem Ruder läuft. Die Erfolgsquote des Ermittlerduos ist zwar nicht gerade gering, aber man hat schon so seine Mühe. Damit sind jetzt nicht nur die beiden Cops gemeint. Auch der Zuschauer vor der heimischen Flimmerkiste ist arg gefordert, der Geschichte zu folgen. In seinem dritten von insgesamt gerade mal sechs Filmen schöpft Regisseur Ausino aus dem Vollen und merkt dabei allerdings nicht, dass der prall gefüllte Crime-Mix fast aus allen Nähten platzt. Komplexe Stories können natürlich gerade auch im Kriminalfilm ein schöner Segen sein, wenn einem einmal nicht nach simplen, geradelinigen Haudrauf-Geschichten ist. Doch Ausino, der für das Script sowie auch die Kameraarbeit verantwortlich ist, hat es schlicht und ergreifend zu gut gemeint. Der gute Mann hätte sich auf eine Sache konzentrieren sollen, auch wenn die drei von ihm angerissenen Baustellen erstmal ganz interessant eingeführt werden.
Doch er bleibt nicht strikt bei einer Sache sondern hüpft wild von einer Sache zur nächsten. Ausino schien entweder eine Konzentrationsschwäche gehabt zu haben oder wollte seine Geschichte so komplex wie nur möglich erzählen. Das ist sie auch, allerdings auch recht umständlich erzählt. Der Sprung zwischen die verschiedenen Handlungsstränge kann dabei ganz schön anstrengend werden und so richtig schlüssig erscheinen manche Dinge auch nicht gleich auf den ersten Blick. Figuren werden fröhlich neu eingeführt, deren genauere Rolle wird dann entweder erst viel später oder auch mal gar nicht aufgedeckt. Gut, wenn diese dann für irgendjemand anderen dann nur Kanonenfutter sind, dann wäre es ja gar nicht so schlimm. Nur wieso diese dann eigentlich genau über den Jordan wandern mussten, da ist Ausino dann dem Zuschauer eine Antwort schuldig. Das breit abgedeckte Feld Kleinkriminalität, organisierte Prostitution sowie die Konflikte innerhalb der Turiner Unterwelt werden dann hier und da auch zusammengeführt. Eine nette Idee, so richtig Struktur bringt dies nun auch wieder nicht.
Nicht alle Fragen bleiben offen, doch die späte und wendungsreiche Auflösung dieser hätte auf nicht ganz so kurvigem Weg erfolgen können. Manches hätte man auch etwas straighter angehen können. Allerdings ist Ausinos Ansatz interessant, anders als in vielen weiteren Poliziotteschi hier auch etwas auf das Privatleben eines der Cops einzugehen. Der durch Beruf kommende Konflikt in der Ehe von Ermittler Danieli erscheint im ersten Moment etwas ungewöhnlich, verleiht Gewalt über der Stadt aber auch eine schöne eigene Note. Emanuel Cannarsa ist dabei eine gute Wahl für die Rolle der Figur gewesen, gewinnt diese doch mit seinem etwas verbrauchten Look noch mehr an Glaubwürdigkeit. Der Job überschattet bei Danieli wie auch bei Moretti das Privatleben. Letzteren, die eigentliche Hauptfigur des Films, kommt dabei allerdings recht kurz. An einer Stelle läßt er aber seine Liebschaft für den Job beim Schlendern durch die Stadt für die Arbeit stehen. Ein böser Bursche wurde erkannt und natürlich muss sofort die Verfolgung aufgenommen werden. Da bleibt für sowas "Nebensächliches" wie das andere Geschlecht keine Zeit.
So wie die eiskalt abservierte Dame schaut man dann auch nach dem Genuss von Torino Violenta aus der Wäsche. Etwas irritiert und ahnungslos. Trotz der überfrachtenden Story, die den Film nahezu zu erdrücken scheint, sind einige gute Ansätze vorhanden. Neben den Einsichten in das Eheleben von Kommisar Danieli ist dies auch die vom Film transportierte Stimmung. Unheilvoll ist diese, dunkel gehalten und an einigen Stellen sogar ein wenig melancholisch angehaucht. Haben wir es hier mit Anflügen des Film Noirs zu tun? Nein, so schwarz gibt sich Gewalt über der Stadt nun nicht. Auch wenn George Hilton hier teils gewisse Ähnlichkeit mit den einsamen Helden aus der dunklen Phase Hollywoods hat. Langer Mantel, verbissene Mimik die hinter einer dunklen Sonnenbrille teils versteckt wird. Und wie so viele andere Darsteller auch, wird Hiltons Gesicht von einer prächtigen Rotzbremse geziert. Neben guter Leistung in der Schule scheint es beinahe Pflicht bei der Turiner Polizei zu sein, einen voluminösen Oberlippenbart sein Eigen zu nennen. Er ist ein wortkarger, aber hartnäckiger Polizist. Eine beinahe typische Figur für den italienischen Polizeifilm. Sein Partner scheint etwas milder in den Ansichten zu sein, auch wenn beide auf das Wohl des Turiner Bürgers bedacht sind. Nur wird auch hier in der Figurenzeichnung das Problem von Gewalt über der Stadt klar sichtbar. Wo man es anders nur mit überzogenen, klischeebelandenen - ja fast schon comichaften - Charakteren zu tun hat, hätte man hier Tiefe einbringen können.
Doch Ausino läßt so manches, kurz nachdem er es in die Hand genommen hat, einfach wieder fallen. Manches nimmt er dann wieder auf, anders fällt gänzlich unter den Tisch. Dies läßt so auch niemals wirklich Spannung oder Dynamik aufkommen. Selten hat man so gänzlich unaufregende Verfolgungsjagden wie hier gesehen. Der Fokus ist ohnehin nicht wirklich auf Action Nonstop ausgelegt, doch wenn diese dann aufkommt, ist das ganze sehr bemüht und versprüht keinen Funken Lebendigkeit. Der dunkle Grundton läßt Gewalt über der Stadt an solchen Stellen lethargisch erscheinen und selbst der Score von Stelvio Cipriani, ausgestattet mit schmissigem Titellied, geht wie so vieles einfach etwas unter. Da kann auch das ebenso düstere Ende nicht wirklich versöhnen. Mit wohlwollen kann man das Werk wirklich ganz knapp über dem Durchschnitt ansiedeln, da gerade die Optik bzw. technische Seite wirklich in Ordnung geht und einige kleine, tolle Einstellungen zu bieten hat. Das hilft aber einfach nicht über die Tatsache hinweg, dass Ausino sich in seiner eigenen Geschichte verheddert und das Geschehen fast schon schwerfällig erscheint. Die nichtgenutzten Möglichkeiten, die man hier einfach anders - wie schon beschrieben zu umständlich - anpackt, sind einfach zu viel des Guten. Mit einer entschlackten Story hätte man es hier mit einem tollen Werk zu tun. So bleibt Gewalt über der Stadt eher ein Film, bei dem es Schade drum ist, was man hätte alles aus dem Stoff machen können.
Bei dieser ordentlichen Packung an kriminellen Machenschaften kann man dabei schon mal schnell den Überblick verlieren. Gott sei Dank hat aber niemand geringeres als der Italowestern-erprobte Mime George Hilton angeheuert und sorgt mit seinem Kumpanen Emanuel Cannarsa, dass in Turin nicht alles aus dem Ruder läuft. Die Erfolgsquote des Ermittlerduos ist zwar nicht gerade gering, aber man hat schon so seine Mühe. Damit sind jetzt nicht nur die beiden Cops gemeint. Auch der Zuschauer vor der heimischen Flimmerkiste ist arg gefordert, der Geschichte zu folgen. In seinem dritten von insgesamt gerade mal sechs Filmen schöpft Regisseur Ausino aus dem Vollen und merkt dabei allerdings nicht, dass der prall gefüllte Crime-Mix fast aus allen Nähten platzt. Komplexe Stories können natürlich gerade auch im Kriminalfilm ein schöner Segen sein, wenn einem einmal nicht nach simplen, geradelinigen Haudrauf-Geschichten ist. Doch Ausino, der für das Script sowie auch die Kameraarbeit verantwortlich ist, hat es schlicht und ergreifend zu gut gemeint. Der gute Mann hätte sich auf eine Sache konzentrieren sollen, auch wenn die drei von ihm angerissenen Baustellen erstmal ganz interessant eingeführt werden.
Doch er bleibt nicht strikt bei einer Sache sondern hüpft wild von einer Sache zur nächsten. Ausino schien entweder eine Konzentrationsschwäche gehabt zu haben oder wollte seine Geschichte so komplex wie nur möglich erzählen. Das ist sie auch, allerdings auch recht umständlich erzählt. Der Sprung zwischen die verschiedenen Handlungsstränge kann dabei ganz schön anstrengend werden und so richtig schlüssig erscheinen manche Dinge auch nicht gleich auf den ersten Blick. Figuren werden fröhlich neu eingeführt, deren genauere Rolle wird dann entweder erst viel später oder auch mal gar nicht aufgedeckt. Gut, wenn diese dann für irgendjemand anderen dann nur Kanonenfutter sind, dann wäre es ja gar nicht so schlimm. Nur wieso diese dann eigentlich genau über den Jordan wandern mussten, da ist Ausino dann dem Zuschauer eine Antwort schuldig. Das breit abgedeckte Feld Kleinkriminalität, organisierte Prostitution sowie die Konflikte innerhalb der Turiner Unterwelt werden dann hier und da auch zusammengeführt. Eine nette Idee, so richtig Struktur bringt dies nun auch wieder nicht.
Nicht alle Fragen bleiben offen, doch die späte und wendungsreiche Auflösung dieser hätte auf nicht ganz so kurvigem Weg erfolgen können. Manches hätte man auch etwas straighter angehen können. Allerdings ist Ausinos Ansatz interessant, anders als in vielen weiteren Poliziotteschi hier auch etwas auf das Privatleben eines der Cops einzugehen. Der durch Beruf kommende Konflikt in der Ehe von Ermittler Danieli erscheint im ersten Moment etwas ungewöhnlich, verleiht Gewalt über der Stadt aber auch eine schöne eigene Note. Emanuel Cannarsa ist dabei eine gute Wahl für die Rolle der Figur gewesen, gewinnt diese doch mit seinem etwas verbrauchten Look noch mehr an Glaubwürdigkeit. Der Job überschattet bei Danieli wie auch bei Moretti das Privatleben. Letzteren, die eigentliche Hauptfigur des Films, kommt dabei allerdings recht kurz. An einer Stelle läßt er aber seine Liebschaft für den Job beim Schlendern durch die Stadt für die Arbeit stehen. Ein böser Bursche wurde erkannt und natürlich muss sofort die Verfolgung aufgenommen werden. Da bleibt für sowas "Nebensächliches" wie das andere Geschlecht keine Zeit.
So wie die eiskalt abservierte Dame schaut man dann auch nach dem Genuss von Torino Violenta aus der Wäsche. Etwas irritiert und ahnungslos. Trotz der überfrachtenden Story, die den Film nahezu zu erdrücken scheint, sind einige gute Ansätze vorhanden. Neben den Einsichten in das Eheleben von Kommisar Danieli ist dies auch die vom Film transportierte Stimmung. Unheilvoll ist diese, dunkel gehalten und an einigen Stellen sogar ein wenig melancholisch angehaucht. Haben wir es hier mit Anflügen des Film Noirs zu tun? Nein, so schwarz gibt sich Gewalt über der Stadt nun nicht. Auch wenn George Hilton hier teils gewisse Ähnlichkeit mit den einsamen Helden aus der dunklen Phase Hollywoods hat. Langer Mantel, verbissene Mimik die hinter einer dunklen Sonnenbrille teils versteckt wird. Und wie so viele andere Darsteller auch, wird Hiltons Gesicht von einer prächtigen Rotzbremse geziert. Neben guter Leistung in der Schule scheint es beinahe Pflicht bei der Turiner Polizei zu sein, einen voluminösen Oberlippenbart sein Eigen zu nennen. Er ist ein wortkarger, aber hartnäckiger Polizist. Eine beinahe typische Figur für den italienischen Polizeifilm. Sein Partner scheint etwas milder in den Ansichten zu sein, auch wenn beide auf das Wohl des Turiner Bürgers bedacht sind. Nur wird auch hier in der Figurenzeichnung das Problem von Gewalt über der Stadt klar sichtbar. Wo man es anders nur mit überzogenen, klischeebelandenen - ja fast schon comichaften - Charakteren zu tun hat, hätte man hier Tiefe einbringen können.
Doch Ausino läßt so manches, kurz nachdem er es in die Hand genommen hat, einfach wieder fallen. Manches nimmt er dann wieder auf, anders fällt gänzlich unter den Tisch. Dies läßt so auch niemals wirklich Spannung oder Dynamik aufkommen. Selten hat man so gänzlich unaufregende Verfolgungsjagden wie hier gesehen. Der Fokus ist ohnehin nicht wirklich auf Action Nonstop ausgelegt, doch wenn diese dann aufkommt, ist das ganze sehr bemüht und versprüht keinen Funken Lebendigkeit. Der dunkle Grundton läßt Gewalt über der Stadt an solchen Stellen lethargisch erscheinen und selbst der Score von Stelvio Cipriani, ausgestattet mit schmissigem Titellied, geht wie so vieles einfach etwas unter. Da kann auch das ebenso düstere Ende nicht wirklich versöhnen. Mit wohlwollen kann man das Werk wirklich ganz knapp über dem Durchschnitt ansiedeln, da gerade die Optik bzw. technische Seite wirklich in Ordnung geht und einige kleine, tolle Einstellungen zu bieten hat. Das hilft aber einfach nicht über die Tatsache hinweg, dass Ausino sich in seiner eigenen Geschichte verheddert und das Geschehen fast schon schwerfällig erscheint. Die nichtgenutzten Möglichkeiten, die man hier einfach anders - wie schon beschrieben zu umständlich - anpackt, sind einfach zu viel des Guten. Mit einer entschlackten Story hätte man es hier mit einem tollen Werk zu tun. So bleibt Gewalt über der Stadt eher ein Film, bei dem es Schade drum ist, was man hätte alles aus dem Stoff machen können.