Dienstag, 26. März 2024

Puppet Master: Axis of Evil

Es kann auch Monotonie in der malerischen Südsee und damit Melancholie bei 30 Grad herrschen, so wie Monotonie häufiger in den Filmen der rührigen Full Moon-Studios herrscht und man (bzw. ich) Aufgrund der Qualität von Puppet Master: Axis of Evil beinahe einen Edgebreak begeht: Campari in der Blutbahn, bittere Tränen bei Teil 9. Diesmaliges Motto: alles zurück auf Anfang! Der erste Teil der Axis-Trilogie knüpft direkt an den Ursprung der Reihe an und man darf zunächst dessen Prolog mit André Toulons Suizid begutachten, bevor das Publikum neu gedrehtes Material zu Gesicht bekommt. Dort lernen wir den handwerklich talentierten Danny kennen, welcher seinem Onkel bei einem Job im Bodega Bay Inn aushilft und dort Bekanntschaft mit Toulon macht. Im Hotelzimmer des Puppenmachers stößt er auf den versteckten Puppenkoffer samt aller Schöpfungen und dem Leben einhauchenden Serum. Der glühende Patriot, dessen Traum vom Militäreintritt und Einsatz gegen die bösen Krauts von seiner Behinderung ausgebremst wird, erfährt kurz nach seinem gigantischen Fund, dass sich in den Staaten aufhaltende Nazi-Spione an Toulons Tod Schuld tragen und mit der japanischen Besitzerin eines mitten in Chinatown befindlichen Theaters gemeinsame Sache machen. Ihr Ziel: die Sabotage einer Waffenfabrik. Mit der Hilfe der lebendigen Spielzeuge schlägt Dannys Stunde.

Der Gedanke, mit Axis of Evil direkt an Puppetmaster von 1989 anschließen zu wollen, mag löblich sein. Man ist mit dem nachbearbeiteten Bildmaterial und dem Production Design sichtlich bemüht, an die Tonalität bzw. das Look and Feel des Films heran zu kommen. Auch bei der Gestaltung des Plots orientiert man sich am ersten Part. Das heißt, dass man sich bei der Ausarbeitung der Story Zeit lässt und seinen menschlichen Figuren viel Raum schenkt. Dannys Schicksal, welches ihm den Wunsch verwehrt, seinem großen Bruder Don nachzueifern und in den Militärdienst einzutreten, soll zu Herzen rühren. Zumindest dann, wenn man ein rechtschaffener Bewohner der USA ist und jede Sekunde, Minute und Stunde Amerika liebt und lebt. Der vorherrschende Hurra-Patriotismus bremst die Handlung merklich aus und hinterlässt einen üblen Nachgeschmack. Dabei versteht sich von selbst, das auf Seiten der Bösewichte rassistische Klischees überwiegen und die Stimmung weiter trübt. Zwar war auch Puppetmaster 3 (hier besprochen) alles andere als nuanciert und subtil, nur besaß dieser Film im Vergleich mit Axis of Evil deutlich mehr Charme und wirkt wertiger als das, was mit dem insgesamt neunten Teil der Reihe dem Publikum vorgesetzt wird. Tatsächlich wird der Totalausfall von der Puppenaction halbwegs abgewendet, auch wenn die mehr als dürftigen Animationen dieser einen weiteren Schwachpunkt darstellt. Die sympathische Naivität, die frühere Teile der Reihe beseelte, fehlt leider völlig und das man trotz aller technischer Tricksereien auch wegen der sterilen Digitaltechnik optisch nie an Puppetmaster anschließen kann, versteht sich von selbst. 


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Samstag, 23. März 2024

Puppet Master: The Legacy

An sich könnte ich für den Beginn der Besprechung von Puppet Master: The Legacy den Anfang meines Reviews vom direkten Vorgänger Retro Puttermaster übernehmen. Geht es doch ebenfalls volle Kanne zurück in die Vergangenheit und blickt fast unentwegt in die Vergangenheit zurück. Wer nun vermutet, dass es sich beim insgesamt achten Teil der Reihe um ein weiteres Prequel handelt, der liegt nicht nur knapp daneben. Eher überkam Charles Band anscheinend die Faulheit, als er vom langjährigen Geschäftspartner und Supporter Blockbuster Video die Aufforderung bekam, einen neuen Teil der Saga um die beliebten, mörderischen Puppen zu produzieren. In zwei Tagen drehte Band unter Pseudonym neues Material, welches als Rahmenhandlung für die Best-of-Show der Reihe herhalten darf. Peter Hertz, der kleine Junge aus Teil 3 ist erwachsen und neuer Meister der Puppen. Geschäftig im Keller werkelnd wird er dort von der Privatermittlerin Maclain überwältigt, welche hinter das Geheimnis der Puppen kommen möchte. Mit der Knarre vor der Nase gibt Peter der Frau bereitwillig Auskunft, was dazu führt, dass einem nochmal Szenen aus allen bisherigen Filmen des Franchise vorgesetzt werden.

Das Cash in ging Charles Band hier sicher locker-flockig von der Hand. Die Fans dürften, als der Film frisch die Videotheken-Regale befüllen durfte, eine herbe Enttäuschung erlebt haben. Einerseits ist es natürlich schön, die Puppen so geballt und oft bewundern zu dürfen. Wie ich schon häufiger in den bisherigen Reviews der Puppetmaster-Filme feststellte, sind die deren Szenen das eindeutige Highlight innerhalb der Reihe. Es darf auch prima hart nostalgiert werden, wenn Puppet Master: The Legacy seine Chronisten-Rolle einnimmt. Schmerzhaft wird es nur dann, wenn Maclain und Peter auf der Mattscheibe zu sehen sind. Den Eindruck, welche diese Momente hinterlassen, mit dürftig zu umschreiben, ist noch untertrieben oder sehr nett ausgedrückt. Die deutsche Fassung verstärkt diesen nochmal mit einer extrem pornösen Synchronisationsarbeit, welche die Ohren bluten lässt. Und so richtig schlau wird man aus dem Sinn des Films, außer nochmal mit der erfolgreichen Reihe Moneten zu generieren, nicht groß. Als Chronik würde er durchaus Sinn machen, wird hier doch der Versuch unternommen, Ordnung in die chaotische Zeitlinie zu bringen. Soll heißen, dass man mit Retro Puppetmaster beginnt, weiter mit Teil 3 macht, bevor man zu den Teilen 1, 2, 4 und 6 übergeht, wobei der fünfte tatsächlich ausgelassen wird. Nur: die reine Ignoranz der bestehenden Logiklücken, wie hier betrieben, schließt diese nicht automatisch. Als Einstieg für Neulinge eignet sich Puppet Master: The Legacy ebenfalls nicht richtig, da schon einige Spoiler enthalten sind. So hinterlässt der Film mehr den Eindruck eines (zwischenzeitigen) traurigen Abschluss einer qualitativ wechselhaften Reihe. 
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Donnerstag, 21. März 2024

Feuer und Eis

Kann ein Animationsfilm, an dem der Individualist Ralph Bakshi und die Fantasy- und Science-Fiction-Illustrations-Ikone Frank Frazetta gemeinsam arbeiteten, tatsächlich schlecht sein? Was theoretisch nach einem todsicheren Hit, der eine Menge Potenzial besitzen müsste, klingt, ist in der Praxis ein laues Low Fantasy-Animationswerk, das sehr simpel vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse kündet. Zunächst wäre da Nekron, Zauberer und Herrscher über das Eis, der mit Hilfe seiner Truppe von "Untermenschen" und einem unaufhaltsam über die Erde ziehenden Gletscher diese unterjochen möchte. Auf der anderen, guten Seite, steht König Jarol, Herrscher des Feuers und letzte Bastion der Menschheit. Das unausweichliche Aufeinandertreffen steht bevor; Nekron fordert nichts weniger als die komplette Unterwerfung des Königs und um seinem Willen Nachdruck zu verleihen, lässt der Zauberer Königstochter Teegra entführen. Diese entkommt allerdings den Vasallen Nekrons und trifft auf ihrer Flucht auf den jungen Krieger Larn, Überlebender aus einem von den Truppen des Magiers dem Erdboden gleich gemachten Dorfes und beginnt eine Romanze mit diesem. Zusammen mit dem geheimnisvollen Krieger Darkwolf trotzt man zahlreichen Gefahren und schafft es, Jarol zum finalen Kampf gegen den Hüter der ewigen Kälte zu mobilisieren.

Wie unter anderem auch seine Version von Tolkiens Fantasy-Epos Der Herr der Ringe drehte Bakshi seinen Film im sogenannten Rotoskopie-Verfahren. Hierbei wurden die Szenen zunächst mit menschlichen Darstellern gefilmt und dann Bild für Bild überzeichnet. Dies sollte dem Geschehen mehr Realismus verleihen und die Bewegungen anders als bei traditioneller Animation fließender und echter erscheinen lassen. Zumindest drückt dies den auf dieser Weise produzierten Werken des Amerikaners einen eigenen Stempel auf. Die heutzutage leicht überholt erscheinende Technik verleiht auch Feuer und Eis eine unwirklich erscheinende Stimmung, die von den teils grob und hastig gemalt wirkenden, expressiven Hintergründen unterstützt wird. Das sich verbreitende Gefühl der Fremdartigkeit ist die klare Stärke des Werks, während seine Geschichte generisch und frei von jeglichen Überraschungen auf ihren Höhepunkt zuläuft und sich typischer Fantasy-Motive bedient. Bakshi, dem es ein Bedürfnis war, einmal mit seinem Freund Frazetta an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten, holt mit diesem zu wenig aus der trivialen Story heraus. Diese gebiert sich aktionsbetont, was darauf hinausläuft, dass ein stetes Gerangel mit den Nekron'schen Schergen oder die Flucht vor diesen besteht, was auf Dauer leider einlullend wie repetitiv ist. Leider wird dieser narrative Loop bis zum Finale nie durchbrochen; eine variantenreichere Geschichte wäre für den Film wünschenswert gewesen. Es bleibt ein insgesamt leidlicher Eindruck vom abspulen diverser Fantasy-Klischees zurück, in Betracht auf die nette Atmosphäre bedauernswert. Richtig überzeugend ist das nicht, zumal der Film heutzutage von deutlichen Hommagen wie The Spine of Night in Bezug auf grafischer und erzählerischer Gestaltung längst überholt wurde. 

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Montag, 18. März 2024

God Is A Bullet

Beim Gedanken an Nick Cassavetes, Sohn der Darstellerin Gena Rowlands und von Auteur John Cassavetes, kommt mir zuerst immer Packard Walsh, der von ihm verkörperte Antagonist in Interceptor - einem meiner liebsten 80s-Movies - in den Sinn. Dieser und sein gesamter Mob, zu dem auch B-Film-Kultdarsteller Clint Howard gehört, sind Misfits, Comic-Punks, erster Kajüte; eine einzige Aneinanderreihung von Klischees. Beim zwischen Schauspielern und Regie führen hin und her wechselnden Cassavetes sind das auch die Bösewichter seines aktuellen Films God Is A Bullet. Ein satanistischer Kult, von Kopf bis Fuß tätowiert, mit Drogen handelnd und Kinder für ihre sinistren Machenschaften entführend. Bis sie die Ex-Frau von Cop Bob Hightower töten und seine Tochter Gabi entführen. Die graue Schreibtisch-Polizisten-Maus stößt bei der Suche nach der jungen Frau schnell an ihre Grenzen, bis ihn Post der Aussteigerin Case erreicht, in der sie ihm mitteilt, dass sie recht sicher weiß, wo sich Gabi befinden könnte. Widerwillig lässt der Detective die Begleitung der Ex-Satanistin auf seinem Trip zu, erkennt aber schnell, dass er ohne ihre Hilfe es nicht bis zu Cult-Leader Cyrus, dessen Anhänger und zu seiner Tochter schafft. Zumal Case noch eine Rechnung mit dem Ober-Teufelsanbeter offen hat.

So flach und überschaubar wie das Wüstenland, durch das das ungleiche Paar Bob und Case reisen, mutet God Is A Bullet stellenweise an. Die Adaption des gleichnamigen Romans von Boston Teran, der auf wahre Begebenheiten beruhen soll, brüstet sich gleich zu Beginn mit eben solchen Worten und runzelt die Stirn seines Publikums in tiefe Furchen. Die Kultisten könnten alles sein; umgedrehte Kreuze, schwarzmagische Pentagramme und anderes Klischee-Teufel-Gedöns untermauert optisch das, was in den Dialogen über sie erzählt wird. In diesen lauert derweil ein Detail, dass entweder auch im Original falsch ist oder zumindest nicht korrekt übersetzt worden ist. Die Bande seien "Satanisten des Linken Pfads", was innerhalb des Films wie eine Abspaltung innerhalb des modernen Satanismus klingt. Der sogenannte Left-Hand-Path ist allerdings an sich nur der Überbegriff für religiöse und okkulte Ausrichtungen, die etablierten, "rechten" Glaubensrichtungen (Right-Hand-Path) gegenüberstehen. An sich ist das aber auch egal, denn die Gruppe könnte ob ihrer Austauschbarkeit alles, bis auf wenig glaubhaft, sein. Cassavetes und sein Film bleiben oberflächlich, wo die Thematik viel Platz für Kritik an Glauben und Religion bieten würde. Lieber ackert er Stereotypen ab, bietet unlogische Momente und glotzt mit uns lieber auf die sich entwickelnde, seltsame, interessante Beziehung zwischen Case und Hightower. Dessen Hauptdarsteller Nikolaj Coster-Waldau findet leider spät in seine Rolle, während ihn Partnerin Maika Monroe längst an eine der schmutzigen Wände des Films gespielt und diesen für sich vereinnahmt hat. Ohne sie und den toll gefilmten Hochglanz-Schmutz, welchen God Is A Bullet bietet, wäre das nur Thriller-Mittelmaß. Monroe führt eher den Film und ihren Schauspielpartner als Cassavetes, der mehr Weichensteller für den Handlungsverlauf ist, handwerkt, während er alles weitere seiner Hauptdarstellerin überlässt. Es scheint, als rühre alle Spannung des Films aus Monroes Fähigkeit, dem Filmpaar Untertöne zu schenken, die der eigentliche Regisseur nicht treffen kann. Punkten tut dieser erst wieder beim ultrabrutalen Finale und seinem langsam auslaufenden Epilog. Etwas straffer, wäre God Is A Bullet noch packender, bleibt aber trotzdem ein über weite Strecken spannender, wenn auch phrasendreschender Thriller. Den Mängeln zum Trotz bleibt Cassavetes (und sein Film) gut, aber Kollege Schrader bleibt Hardcore.

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Freitag, 15. März 2024

Retro Puppetmaster

Den Blick rückwärts gewandt, volle Fahrt zurück in die Vergangenheit; alles retro! Auch in der Puppetmaster-Reihe machte man Ende der 90er den Schritt nach hinten. Während man im direkten Vorgänger Curse of the Puppemaster (hier besprochen) eine halbwegs neue Geschichte mit ebenso neuen Figuren erzählte, begab man sich ein Jahr später lieber wieder auf halbwegs bekannte Pfade und widmete sich dem bisherigen Meister der Puppen, André Toulon. Dieser erzählt seinen Schöpfungen sowie dem Publikum, wie er zu dem Mann wurde, um den sich Reihe zu ihren Anfängen drehte. Als junger Puppenspieler macht er im Paris um die Jahrhundertwende die Bekanntschaft mit einem ägyptischen Zauberer, der dem Dämonen Sutek das Geheimnis des Lebens entwendet hat. Auf der Flucht vor Suteks Handlangern gibt er dieses vor seinem Tod an Toulon weiter. Als dessen Puppenspielerkollegen von den Schergen des Dämonen umgebracht werden, belebt er mit Hilfe des Geheimnis und der Seelen der Toten seine Puppen um Rache zu üben.

Je weiter man in der Reihe voranschreitet, desto mehr Abstriche muss man machen. Das beginnt bei Retro Puppetmaster alleine und leider mit dem sterilen Look seiner digitalen Fotografie. So richtig Atmosphäre mag nicht aufkommen, während man den den im sechsten Teil beschrittenen Weg, sich an der Narrative klassischer Phantastik zu orientieren, weiter verfolgt. Das bedeutet, dass man viel Geduld mitbringen muss und durch den Film im übelsten Falle lernt, wie lange sich achtzig Minuten anfühlen können. Bedauerlicherweise erkennt man, dass eigentlich der Wille, aber kein größeres Budget da war. Die Ausstattung ist trotz der beschränkten Gelder nicht so übel und die Vorgänger der allseits bekannten Puppenschar sind mit ihrem grob beschaffenen Aussehen nicht schlecht anzusehen. Nur die Geschichte schafft es einfach nicht, aus den Puschen zu kommen. Es fehlt ein finaler Impact um komplett zu überzeugen. So spult man eine überraschungsarme, vorhersehbare Story ab, die in einzelnen Szenen nette Einfälle präsentiert, im Gesamten aber nur bedingt überzeugen kann. Retro Puppetmaster erschöpft leider schnell die Geduld seines Publikums, obwohl nicht alles falsch, aber doch weniges richtig bzw. überzeugend gemacht wird. Anscheinend durch sein überschaubares Budget kommt dazu der nächste Schnitzer in der Lore des Films. Die Erklärung, dass Toulon das Geheimnis des Lebens während eines Aufenthalts in Ägypten erhalten hat, was in einer kleinen Rückblende im zweiten Teil zu sehen ist, wird zu Gunsten des günstiger reproduzierbaren Schauplatz Paris fallen gelassen. Es sind Diskrepanzen, an die man sich über die Zeit eben gewöhnt. Letztendlich ist's eben Band'sches Gesetz.


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Freitag, 8. März 2024

Curse of the Puppetmaster

Anscheinend hatte man nach dem missglückten Puppet Master V auch bei Full Moon selbst gemerkt, dass es mit der Reihe so nicht weitergehen kann. Man ließ vom jährlichen Produktionsrhythmus ab und vier Jahre gingen ins Land, bis Curse of the Puppetmaster veröffentlicht wurde, der mit dem, was bis dahin in der Reihe geschah, bricht. Es wehte der Hauch eines Neuanfangs durch die Reihe. André Toulon wurde (erstmal) in Rente geschickt und dem Publikum mit Dr. Magrew ein neuer über die Puppen bestimmender Meister präsentiert. Dieser betreibt ein Puppenkabinett und verfolgt in seiner abgeschiedenen Heimstatt, inspiriert durch die lebendigen Stars seiner Schau, nebenher und bisher unbemerkt, die Schaffung einer neuen Spezies. Behilflich soll ihm dabei der bisher als Tankwart arbeitende, schüchterne Robert sein, der ein großes Talent fürs Schnitzen mit sich bringt und für den alten Herren neue Puppen schaffen soll. Wie sehr ihn Magrew tatsächlich in seine Pläne einbeziehen möchte, merkt der junge Kerl, der eine Liebelei mit dessen frisch von der Uni heimgekehrten Tochter Jane anfängt, viel zu spät.

Hinter den Kulissen kehrte dafür der bereits beim dritten Teil die Strippen ziehende David DeCoteau auf den Regiestuhl zurück um die Neuausrichtung der Puppetmaster-Reihe umzusetzen. Einen harten Schnitt vollzog man im sechsten Teil bedingt. Mehr verschob man die Ausrichtung und so orientiert man sich in diesem Film noch mehr am klassischen Horrorfilm. Soll heißen, dass das Publikum langsam und bedächtig an die zunächst so unbekannten Charaktere herangeführt wird und man bemüht ist, ihnen und ihrer Geschichte Raum zu geben. Frei von Klischee ist das nicht und in einigen Sequenzen regiert das, was man heute so gerne mit cringe umschreibt. Das die Puppen trotz Präsenz auf dem Bildschirm in der Geschichte in den Hintergrund rücken, zeigt das Problem der Reihe, welches sie durch ihre bisherige erzählerische Haltung selbst mit aufgebaut hat. Die menschlichen Figuren sind egal, nur Mittel zum Zweck, Spielzeug für das Spielzeug, um diesem Gründe für seine Handlungen zu geben. Das nun Melodramatik, welche mit dem klassischer Horror verhaftet ist, ein Grundzug sein soll, ist löblich und keine schlechte Idee. Umgesetzt ist das nur öfter hölzern und ungelenk. Mehr Sorgfalt - auch im Bezug auf die Tricktechnik - hätte Curse of the Puppetmaster gutgetan. Richtig mies ist das - mit Blick auf den Vorgänger - nicht wirklich. Auf der Sollseite steht dem Film die gewollte Ernsthaftigkeit ganz gut. Zumal das Ende des Films so abrupt wie konsequent ist und auf Rührseligkeiten verzichtet. Das mag eine seltsame, aber nicht ungeeignete Entscheidung sein, die zu einer kruden, nicht uninteressanten Filmerfahrung führt.



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Mittwoch, 6. März 2024

Puppet Master V

Es ist Neunzehnvierundneunzich, Charles Band scheffelt mit Puppen Zaster und bräunt sich - vielleicht auch in der Südsee - allein durch den Erfolg der Puppetmaster-Serie sicher recht häufig in warmen Gefilden den Wanst. In besagtem Jahr erblickte nämlich der fünfte Teil der Puppen-Saga das Licht der Videotheken-Welt und zauberte den Fans nach erster Vorfreude auf ein neues Abenteuer mit Blade und Co. das freudige Lächeln schnell aus dem Gesicht. An den Vorgänger direkt anknüpfend, gibt es für das Publikum ein Wiedersehen mit Wissenschaftler Rick und Dämon Sutek. Ersterer befindet sich nach den Ereignissen im vierten Eintrag der Reihe in Polizeigewahrsam und wird für die ermittelnden Beamten durch seine wenig glaubhaften Aussagen zum Hauptverdächtigen, während letzterer keine Ruhe gibt und weiter dem Geheimnis um Toulons lebende Puppen nachjagt und mit Eyad einen neuen Dämonen in die menschliche Welt schickt, um dieses für ihn zu Beschaffen. Neu im Game dabei ist Ricks Arbeitgeber, der diesen unter Kaution aus der U-Haft holt und drei angeheuerte, finstere Gesellen ins Bodega Bay Inn entsendet, um nach den Puppen zu suchen. Dieses wird für alle drei Parteien erneut zum Point of Interest und Treffpunkt, in dem sich erwartungsgemäß auch der Showdown abspielt.

Ursprünglich sollte aus Teil vier und fünf ein Film zusammengeschnitten werden und vielleicht hätte man besser daran getan, diesen Plan so umzusetzen. Da man lieber an einen durch die Fanschar ausgelösten, warmen Geldregen dachte, separierte man das vorhandene Material und obwohl dadurch viel bekanntes in Puppet Master V zu finden ist, geht einem der Spaß an dem im Film gebotenen ziemlich schnell ab. Am zuvor noch so angenehmen höheren Erzähltempo fehlt es völlig. Beinahe wirkt es so, als hätten Burr und sein Team die vorhandene Energie komplett in das gesteckt, was zu Puppetmaster IV wurde. Diese gefühlte zusammengetackerte Ausschussware, die nun als Teil 5 bekannt ist, wirkt saft- und kraftlos. Es fehlt an neuen Impulsen, weitere Ideen; repetitiv schleicht die Geschichte in an sich knackigen, aber endlos lang anfühlenden 75 Minuten dem Ende entgegen. Selbst der Charme der Puppen mag da nichts dagegen ausrichten. Zusammen mit diesen schleichen auf der einen Seite Rick, die von dessen Arbeitgeber beauftragten Typen, die mit ihrer dusseligen Art Three Stooges-Feeling aufkommen lassen und Dämon Eyad durch die Hotelräume. Spannung ist Fehlanzeige. Dieses entzündete Feuer der Lethargie ist mit dem zu vergleichen, was Christian Keßler mal Krauchfilm nannte; nur das hier als Zuschauerin und Zuschauer mehr verzweifelt als vergnügt dem Ende entgegen kraucht.


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Montag, 4. März 2024

Puppetmaster IV

Was beim Durchackern der Puppetmaster-Reihe immer mal wieder negativ auffällt, ist die Inkohärenz innerhalb der Gesamtgeschichte. Erst 2003 hat man mit Puppet Master: The Legacy, einer Art Best-of-Zusammenschnitt mit Szenen aus den vorangegangenen Teilen, zusammengehalten von einer eilig heruntergekurbelten Rahmenstory, leidlich versucht, etwas Ordnung in diese zu bringen. Bestehende Logiklücken und falsche Jahresangaben konnten damit trotzdem nicht ausgemerzt werden. Den Grund hierfür merkt man schon beim vierten Teil. Im Vorfeld hat man sich über eine stimmige Lore einfach nie Gedanken gemacht und zu dieser fix noch etwas dazu gedichtet. Ungeachtet dessen, ob das zu den zuvor veröffentlichten Werken passen mag. Nachdem man die Puppen und André Toulon in Teil drei im Kampf gegen Nazis auf die Seite der Guten umziehen ließ, behielt man dies bei Teil Vier bei, aber springt wieder in die Gegenwart und kehrt ins Bodega Bay Inn zurück. Dort hat sich der junge Wissenschaftler Rick als Hausmeister eingenistet, um für eine Firma an der Schaffung künstlicher Intelligenz zu arbeiten. Darin wird er von seinen zu Besuch kommenden Freunden unterbrochen, welche bei einem Streifzug durch das Hotel auf Toulons Schöpfungen stoßen. Beflügelt von der Entdeckung, will Rick hinter das Geheimnis der lebendigen Puppen kommen. Gleichzeitig trachtet der Dämon Sutek, dem Toulon augenscheinlich jenes Wissen entrissen hat, nach eben jenem und entsendet Kreaturen in die menschliche Welt, um es zurückzuholen. Wieder einmal wird die Herberge Schauplatz zu einem Kampf um Leben und Tod.

Unter der Fuchtel vom leider im letzten Jahr verstorbenen Jeff Burr entstanden, führen Charles Band und seine Kumpanen in Puppetmaster IV mit dem Dämonen Sutek und dessen lebendigen Totems Fantasy-Elemente ein, welche sich glücklicherweise nicht als Fremdkörper erweisen. Diese bringen eher eine Art Frische mit sich; Abwechslung in einem sonst eher mit traditionellen Versatzstücken des Genres arbeitenden Film. Die in der Reihe sich längst etablierte Gratwanderung zwischen klassischem, angestaubten Grusel und modernerem Horror glückt durch die zugegeben erhöhten Cheesiness und einem flotteren Tempo. Sympathisch naiv bleibt es weiter; Leerlauf kommt wenig und immer dann auf, wenn die Story sich mehr auf die Figuren aus Fleisch und Blut konzentriert. Das diese vergessenswert und austauschbar sind, offenbart sich hier und in den späteren Sequels zu offensichtlich. Die Stars sind und bleiben eindeutig die namensgebenden Puppen; was für die folgenden Fortsetzungen narrativ zu einem merklich schmerzlichen Problem wird. Wenn die Puppen zum Finale hin in Frankenstein-Manier einem kleinen Spielzeug-Kumpel Leben einhauchen, ist das schlicht einfach nett anzuschauen. Bei Puppetmaster IV ist die Full Moon-Welt noch weitgehend in Ordnung. Low Budget ist das natürlich weiterhin, sichtlich aber weit entfernt von dem Ultra-Billigheimer-Ansatz, den Band einige Jahre später verfolgen mochte. Es sollte aber auch gesagt sein, dass dieser Film der letzte der Reihe ist, bei dem sowas wie Spaß aufkommt, weil er eben noch genug Charme besitzt, um merkliche Schwächen in der Figurenzeichnung oder Narrative abzumildern.  

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