Freitag, 29. Januar 2021

Stripped To Kill

Es liegt alleine durch den Begriff schon auf der Hand: die Actricen in Werken des (S)Exploitation-Films geizen meistens nicht gerade mit nackter Haut und selbstverständlich lassen die Autoren in ihren Drehbüchern keine Gelegenheit aus, um blanke Busen und Hinterteile vor die Kamera zu rücken. Was Stripped To Kill allerdings in diesem Punkt abbrennt, stellte sogar mich, der schon seit einigen Jährchen durch die "Niederungen" des Unterhaltungsfilms wandert, auf die Geduldsprobe. Das man bei einer Story, die sich um Polizistin Cody dreht, welche nach dem Mord an einer Stripperin beginnt, undercover in dem Milieu zu ermitteln, nicht nur ein oder zwei Strip-Nummern präsentiert, dürfte auch Lieschen Müller einleuchten. Hier geben sich allein in der ersten Hälfte die Blankzieh-Einlagen häufig die Klinke in die Hand und nach dem dritten Tanz ruckelt man auch als stockheterosexueller cis-Kerl ungeduldig auf seinem Sessel hin und her.

Besänftigt wird die strapazierte Geduld bedingt. Zwischen all' der nackten Haut arbeiten sich Regisseurin Katt Shea und ihr Ehemann Andy Ruben, mit dem sie zusammen das Drehbuch verfasste, an zeitgenössischen Kino-Trends ab und kreieren einen neondurchfluteten Erotik-Thriller mit zwei ungleichen Cop-Partnern als Protagonisten. Wird Cody noch als glaubhaft sensibel und unsicher dargestellt, ist ihr Partner Heineman ein Over The Top-Cop und wandelndes Klischee, das ständig in Rockerkluft rumläuft, seine Kollegin mit seinem unlustigen Humor und dem immer gleichen "Witz" malträtiert und aufgesetzt cool ist. Das Geplänkel zwischen den beiden und der durchaus interessante und glaubhaft ungeschönte Blick hinter die glanzlosen Kulissen des Strip-Geschäfts, selbst wenn dies Mithilfe von Exploitation-Film-Mechanismen geschieht, drängt den grundlegenden Thriller-Anteil des Films stark in den Hintergrund.

In dieser Funktion versagt Stripped To Kill leider ziemlich. Der von Cody gejagte Mörder gibt selten ein Stelldichein und wenn, wird in diesen Szenen spannungsloses Thriller-Einerlei geboten, dessen lasche Inszenierung den Zuschauer durchgehend kalt lässt. Ist das lästige drumherum abgehakt, kehrt man lieber zur nächsten Tittenschau zurück um sich damit über die Zeit zu retten. Selbst wenn Oliver Nöding - mit dem ich häufiger einer Meinung bin - einige positive Worte über den Film verloren hat, kann ich diesen in diesem Fall nicht so recht zustimmen. Die von ihm attestierte weibliche Sichtweise auf die Welt des Animiergewerbes ist Ansatzweise im Miteinander unter den Tänzerinnen Backstage zu spüren, bevor der Film doch wieder lieber die fleischlichen Gelüste des männlichen Publikums befriedigen möchte und noch eine Nackttanz-Nummer präsentiert. Eher ist Stripped To Kill eine Art sanftmütige Exploitation, der viel nackte Haut für das männliche Zielpublikum bieten möchte und deren misogynen Untertöne subtrahiert. Zumindest mir kommt das mehr als Alibi vor, um mit dem weiblichen Blick auf die Thematik des Films den Herrschaften des Publikums genügend Triebanheizer zu bieten. Das ist im Endeffekt genauso käsig wie vieles andere an diesem Film, der wenig interessante Blickwinkel, geschweige denn Szenen bietet.

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Freitag, 22. Januar 2021

Todestrauma

In der Motivation seiner Antagonisten ist der Slasher eine Reduktion dessen, was der Giallo, bekanntlich Vorläufer des Subgenres, meist breit ausgeschmückt und teils mit absurd anmutender Intention dem Publikum präsentierte. Ansatzweise bestimmen hier ebenfalls Motive wie persönliche Rache, sexuelle Traumata und Abnormitäten, psychologische Fehlentwicklungen oder gleich der pure Wahnsinn das Handeln der zum filmischen Boogeyman gewandelten, Mensch gewordenen Monster. In Todestrauma - mehr noch unter seinem Originaltitel The Dorm That Dripped Blood bekannt - stochert man als Zuschauer lange im Nebel, wenn man nach einem Grund für das Treiben des Mörders Ausschau hält. Der frühe Slasher hat zwar schon sorgfältig die Rezeptur für ein zünftiges Schlitzer-Treiben auf der Mattscheibe verinnerlicht, nur ein ansatzweise interessantes Setting und blutige Mordszenen allein machen noch lange keinen guten Slasher.

Während nun in den Weihnachtsferien Studentin Joanne mit ein paar freiwilligen Helfern ein Studentenwohnheim für den angedachten Abriss vorbereitet und ausräumt, geht in dem leeren Gemäuer ein natürlich zunächst unbekannter Mörder umher. Einem Schatten gleich bewegt sich dieser fast vollkommen unbemerkt durch die dunklen Treppenhäuser, Gänge und leeren Räume, um im Kinderabzählreim-Prinzip die studentische Truppe zu dezimieren. Ein auf dem Uni-Gelände verbliebener Sonderling wird zunächst dem Zuschauer, im weiteren Verlauf der Handlung den übrigen Hauptfiguren als Ursprung allen Übels schmackhaft gemacht. Nach obligatorischem Prolog-Mord, dessen Sinn mit jeder fortlaufenden Minute des Films mehr flöten geht, baut Todestrauma wie so mancher frühe Slasher seine Handlung mit bedächtigem Tempo auf. 

Bevor das Interesse des Publikums zu stark Richtung Nullpunkt kullert, schiebt man parallel dazu in das Script einige garstige Morde mit ein. Nur verpasste man es bedauerlicherweise, diesen einen Hintergrund zu schenken, damit überhaupt zuordenbar ist, wieso die betreffende Figur den Filmtod sterben musste. Somit erscheint der Prolog von Todestrauma doppelt verschenkt; andere Werke nutzen diesen meist zumindest Ansatzweise, um dem Killer ein Profil und einen Grund für sein Handeln zurecht zu legen. So verloren wie die Charaktere durch das Abrissgebäude stolpert man durch den Film, wie Obrow und Carpenter durch ihre eigene Story. Verloren in der eigenen dunklen Leere schleppt sich diese durch Genre-Muster, die bar jeder Spannung dem Zuschauer vor die Füße geworfen wird.

Das große Aber kommt mit der Enthüllung des Mörders und dem damit eingeleiteten Finale. Große Innovationen bleiben aus, doch schwenkt die Tonalität des Films derart, dass man den Verdacht nicht loswird, dass Obrow und Carpenter dieses Kapitel ihres Slashers zuerst in den Sinn gekommen ist und sie eher kläglich versucht haben, daraus einen kompletten Film zu machen. Während alles davor weitgehend Slasher-Dutzendware ist, bietet Todestrauma im letzten Viertel ein spannendes Katz-und-Maus-Duell, dessen kaltschnäuziges Auftreten im krassen Kontrast zum bisherigen Film steht. Vorhersehbar bleibt die Handlung wie zuvor auch im Finale; (positiv) überraschend ist dabei, wie konsequent und ernst man dies bis zum niederschmetternden Schluss beibehält. Gesamt betrachtet macht das aus ihm leider keinen richtig guten Horrorfilm. Die schal inszenierte, mit sinnlos erscheinenden Kills garnierte Story bietet leider so wenig Interessantes, als das der gute Rest dies retten könnte. Die dort vollzogene Wandlung schenkt dem Früh-Slasher zumindest einen kleinen Obskuritäten-Status, bei dem man bedauert, dass der dort beschrittene Weg nicht viel früher begangen wurde. Das hätte aus Todestrauma mehr als nur zu einer Randnote des Subgenres gemacht.
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