Anders als gewöhnlich ist dieser Ort der Verdammnis nicht analog zur Wohnstatt des Leibhaftigen eine siedend heiße Wüstengegend. Die Schauplätze sind überwiegend in weiß, der Farbe der Unschuld, gekleidet. Was ein großer Kontrast zum Großteil der auftretenden Figuren, deren niederen Triebe anspringen, als Freiheit und Reichtum winken, ist. Für Menschlichkeit ist merklich kein Platz. Um die austauschbaren Verurteilten weht nicht nur ein Hauch klirrender Kälte; es tobt ein Sturm des Nihilismus. Einen Raum der Ruhe lässt der Film seinem Publikum selten. Der zur Zeit der Entstehung bestens mit dem Genre vertraute Regisseur Joaquin Luis Romero Marchent nutzt die Umgebung als Stimmungsgeber; seine handwerkliche Grobschlächtigkeit verstärkt diese tatsächlich. Die Kamera klebt indessen an den Darstellern, Totalen werden nur dann eingesetzt, um mit Blick auf das endlos weiße Land die Ausweglosigkeit der von ihnen gespielten Charaktere zu unterstreichen. Momente der Hoffnung, Lichtblicke in einer hell leuchtenden und gleichzeitig düsteren Szenerie, gibt es selten. Auch die Liebesgeschichte zwischen Sarah und einem der Häftlinge ist - man ahnt es früh - zum Sterben verdammt. Todesmarsch der Bestien erzählt keine tief gehende Geschichte. Der dünne Plot bietet Potenzial, das dem mühsam inszenierenden Marchent aber entgleitet. Die finstere Atmosphäre mancher italienischer Western wird gedoppelt und verdreifacht, angereichert mit ultrablutigen, einfach getricksten Szenen, was Anfang der 90er zur Beschlagnahme führte und spätestens dann Gore-Bauern auf dieses simple Westernstück aufmerksam werden ließ. Zwar ist der Film durch seine Atmosphäre nicht bar jeglicher Faszination, doch man stößt sich mehr unliebsam an seinen Ecken und Kanten, als das man sich an diesen erfreut. Außerdem ist die deutsche (Video-)Synchronisation durch den spartanischen und heruntergeschraubten M&E-Track, trotz bekannter Stimmen, ein Ärgernis. Nett ist hingegen, das der markante Robert Hundar, bürgerlich Claudio Undari, der eher ein Abonnement auf Nebenrollen besaß und der unvergessliche Satyr mit Riesenlümmel in Alfonso Brescias Space-Fickerei Die Bestie aus dem Weltenraum war, hier in der Hauptrolle zu sehen ist.
Samstag, 24. Februar 2024
Mittwoch, 21. Februar 2024
Puppetmaster 3
Zusammen mit seinem direkten Vorgänger war der dritte Puppetmaster-Film mein erster Berührungspunkt mit der Serie, als diese vor mehr als zwanzig Jahren, zu Beginn meiner erblühenden Horrorleidenschaft, im Privatfernsehen liefen und ich alles, was nur annähernd mit dem Genre zu tun hatte, auf Video aufnahm. Tatsächlich funktioniert dieser Part der Saga für mich insofern heute noch am Besten, da er sich des Prinzips bad things turning good bedient und es sich denkbar einfach macht und seinem Helden und dessen Helferlein fieses Nazi-Pack als Antagonisten gegenüberstellt. Wenn Tunneler, Leech Woman, Pinhead, Jester, Blade und der hier neu dazugekommene Cowboy Six-Shooter den braunen Mob massakrieren, ist es nicht nur wegen der eigenen politischen Einstellung eine Freude. Bei Full Moon hatte man sich Anno 1991 längst eingegroovt, das geringe Budget wurde erneut sehr gut kaschiert und Vielfilmer David DeCoteau - welcher diesmal auf dem Regiestuhl platz nahm - hatte einen guten Tag erwischt und setzte das aufgeräumte Skript zu einem kurzweiligen Gimmick-Horrorfilm um. Überraschungen darf man keine erwarten und irgendwie spürt man während des Films bereits, dass man hier bereits hätte Schluss machen können. Charles Band melkte die Kuh bekanntlich noch länger. Was Puppetmaster 3 angeht, so bleibt er bis heute so sehenswert, weil zum einen die Puppen in der Heldenrolle sehr gut funktionieren (immerhin sind sie in den Sequels ohnehin Dreh- und Angelpunkt) und zum anderen der Umstand, weil man sich immer so fühlt, als würde man einen gefilmten Comic-Strip erleben. Um es mit dem einer Aussage des von mir sehr geschätzten Patrick Lohmeier vom Bahnhofskino-Podcast auf den Punkt zu bringen: da war die Reihe eben noch cool.
Freitag, 16. Februar 2024
Puppetmaster II
Während er im ersten Teil einzig für die Konstruktion und Animation der Puppen zuständig war, machte es sich David Allen für Puppetmaster II auch auf dem Regiestuhl gemütlich. Der Oscar-nominierte Effektspezialist verleiht dem Film im Vergleich mit dessen Vorgänger einigen Schwung. Das bedeutet beileibe nicht, dass man es mit einem von Anfang bis Ende aktionsreichen Horror zu tun hat. Zur Mitte hin mag die Story, bis das Finale eingeleitet wird, nicht richtig vom Fleck kommen. Das Sequel tut nur das, was ein Sequel eben so meistens tun muss: es bietet more of the same, was dem Gesamteindruck zu Gute kommt, weil das etwas mehr Schauwerte als im ersten Teil bedeutet. Natürlich darf David Allen auch häufiger die Puppen tanzen lassen, was er mit Bravour meistert. Diese sind eindeutig Herzstück des Films und der Reihe und es bereitet immer wieder Spaß, wenn diese auf der Bildfläche erscheinen. Zur bekannten Spielzeugriege gesellt sich hier der mit einem Flammenwerfer-Arm ausgestattete Torch dazu, welcher wortwörtlich für Zunder sorgt. Das Rad erfindet Puppetmaster II natürlich nicht neu und er bleibt der Linie seines Vorgängers treu, dass trotz einiger netter Gore-Effekte und ansprechender Atmosphäre sich alles etwas wie die Light-Version eines "richtigen" Horrorfilms anfühlt. Das man mit der Verkleidung Toulons und einigen netten Sets nebenbei versucht, sich an Klassikern des Horrorkinos anzulehnen, ist ein nettes Zubrot. Durch die mitschwingende Naivität gewinnt das Sequel ebenso schnell die Sympathien seines Publikums wie der erste Teil. Über die Jahre wurde es leider weniger, aber zu Beginn konnten Full Moon-Produktionen wie diese durch ihren ganz eigenen Charme punkten und damit ist Puppetmaster II ein recht angenehmer Fast Food-Horror.
Donnerstag, 15. Februar 2024
Puppetmaster
Bevor sie über die Jahre die den Ton angebenden Stars der Reihe wurden, halten sich die Puppen im Erstling weitgehend im Hintergrund. Mit einer etwas zu lang geratenen Exposition, hier wäre durch die gediegene Narration des Films etwas mehr Schwung löblich gewesen, nimmt sich Puppetmaster viel Zeit um uns seine menschlichen Figuren näher zu bringen. Schon hier kann man den Comic Book-Charakter späterer Produktionen ausmachen. Nur mögen die hierdurch überzeichneten Charaktere manchmal nicht in das versucht sorgfältig aufgebaute Stimmungs-Setting passen. Dazu gesellen sich zotige Momente sexueller Natur, welche nochmal zusätzlich mit der vorherrschenden Atmosphäre brechen. Seien wir ehrlich: beim Anblick der selbst heute noch charmant getricksten Puppen ist das schnell verziehen. Deren Charme wurde zwar erst in späteren Teilen so vollends ausgespielt, doch bereits in Puppetmaster können sie dessen Schwächen kaschieren. Der Film bleibt zwar manchmal irritierend harmlos, ist mit seiner zahmen Charakteristik letztendlich aber auch ein Grundstein für das, was man zwar nicht von allen, aber vielen Full Moon-Produktionen kennt. Leicht verdaulich, etwas quatschig, aber meist immer recht sympathisch. In Verbindung mit dem zwar überpräsenten, aber tollen Score von Richard Band und der ansehnlichen Kameraarbeit von Fulci-Stammkameramann Sergio Salvati ist Puppetmaster noch heute weitgehend funktionierender Gute Laune-Horror.
Mittwoch, 14. Februar 2024
Zipperface
Zipperface ist einer jener schmucklosen Filme, der sicherlich zeit seines Bestehens einige enttäuschte Gesichter zurückgelassen hat. Der weithin als Sado-Maso-Slasher vermarktete Film ist allerdings mehr dem erotisch "aufgeheizten" Cop-Thriller zuzuordnen, der zwar versucht, Versatzstücke des Horrorfilms einzuflechten, aber mit einem weit von der Übermacht eines Vorzeige-Schlitzers á la Michael oder Jason entfernten, komplett in Leder-Nieten-Montur gehüllten Dämlacks punkten kann. Der mordet versehentlich bei einer Session mit zwei von ihm gebuchten Prostituierten deren als Schauspielerin arbeitende Begleitung, die sich von ihren Freundinnen überreden ließ, sich damit noch ein paar Kröten dazu zu verdienen. Verstört von dem Gesehenen, überlegt es sich diese anders und wird beim Versuch, die Szenerie zu verlassen, umgebracht. Da keine Zeugen gewünscht sind, ist dies der Anfang einer Mordserie, die schnell ein Ärgernis der sich im Wahlkampf befindlichen Bürgermeisterin wird und von ihrem Polizeichef eine schnelle Aufklärung des Falls fordert. Dieser setzt die just beförderte Polizistin Lisa Ryder und den Alt-Cop Harry Shine darauf an, den Mörder zu stellen. Der ist dem Polizisten-Duo immer eine Nasenlänge voraus und um die Sache noch komplizierter zu machen, fängt Lisa eine Affäre mit dem verdächtigen Fotografen Michael Walker an.
Das, was Zipperface seinem Publikum bietet, kennt dieses bereits aus unzähligen anderen (B-)Filmen. Der Unterschied ist, dass diese Vorbilder dies überwiegend weitaus ansehnlicher und unterhaltsamer dargeboten haben. Auf 16 mm gedreht, dann auf Video geschnitten und für den Videomarkt in "feinstes" Vollbild gequetscht, erzählt der Film seine Geschichte in hässlichen Bildern so unoriginell, dass das Interesse selbst durch die dargebotenen Schauwerte schwer aufrecht gehalten werden kann. Exploitative, misogyne Momente versucht der Streifen mit einem Pseudo-Female Gaze zu kaschieren, in dem er eine toughe Heldin präsentiert und der Antagonist absurd oft ein weibliches Knie in seine Weichteile gerammt bekommt. Das ist höchstens kurios, während das Buch ungelenk um seine Murder Mystery drumherum erzählt und inmitten der Langeweile unerschütterlich aufmerksamen Menschen die Identität des Mörders durch die Darstellung einer Nebenfigur relativ schnell verrät. Regisseur Mansour Pourmand fehlt es an handwerklichen Können und Gespür und die sleazigen Momente, die Zipperface verspürt, retten - man kann es erahnen - genau nichts. Allerdings ist es ein Film, den man mit gewisser Faszination beim Scheitern zuschauen kann.
Ebenso kurios mutet das Marketing des deutschen Verleihs an, welches den Film in naher Zukunft auf Blu Ray in HD präsentiert. Da wird das Wort Kult selbstverständlich noch überstrapazierter als es schon ist; für mehr auf Verpackung als auf Inhalte schauende Sammler gibt es ein wattiertes Mediabook samt schrecklicher, nach Ralf Krause riechender Kollage als Covermotiv. Am spannendsten dürfte in Zusammenhang mit dieser VÖ und auf die Gesamtwirkung des Films blickend die Qualität des Materials sein. Laut dem ehemaligen Vinegar Syndrome-Partnerlabel Culture Shock Releasing, welches den Film vor einigen Jahren in den USA auf DVD auswertete, gilt das Material entweder als verloren oder zerstört. Laut einer Mitteilung des deutschen Verleihs auf Facebook hat man eine neue Quelle aufgetan. Bleibt abzuwarten, ob dies dann tatsächlich etwas ansehnlicher ist oder ob vielleicht Vinegar Syndrome über sein eigenes Sublabel Degausser Video - hierüber werden jüngst auch SOV- oder auf Film gedrehte, aber auf Video geschnittene Werke veröffentlicht - deutschen Nischenfilm-Anbietern mal wieder zeigt, wie das mit dem Abtasten und Bearbeiten richtig geht.
Dienstag, 13. Februar 2024
Der weiße Hund von Beverly Hills
Während man bei Paramount von einem eher dem Horror zugewandten Film träumte - während seiner Entwicklung hatte man eine Art Jaws with Paws vor Augen - rückte Regisseur Samuel Fuller mit nüchternem Blick und einer dem Thema angemessenen Sensibilität den in der Gesellschaft verborgenen Rassismus in den Mittelpunkt. Der weiße Schäferhund, anscheinend ganz bewusst namenlos gehalten, ist ein Sinnbild dafür und der Film zeigt durch sein wenig Hoffnung aufkommen lassendes Ende, dass man diesen trotz aller Mühen leider nie komplett ausradieren kann. Es ist ein mehr als hartnäckiges Geschwür, dass jegliche Emotionalität ausmerzt und ein hasserfülltes Gesicht enthüllt, welches blutgierig mit gebleckten Zähnen auf seine potenziellen Opfer zustürzt. Keys bestürzter und mehr noch schmerzerfüllter Blick, dass alle bisherigen kleinen Erfolge im Training mit dem Hund zu nichts führten, fährt ins Mark, während Fuller sich in Resignation ergeht. Ennio Morricones Score, durch den sich eine kleine Traurigkeit zieht, tut sein übriges. Knapp vierzig Jahre nach seiner Entstehung gelingt es dem Film heute noch, Angst vor der sich im Finale androhenden Ohnmacht gegenüber Rassismus zu schüren und verpackt dies in Spannungskino alter Schule. Unaufgeregt und ohne große Sentimentalitäten steuern Sam Fuller und sein Film auf jenes bedrückendes Ende zu, das zum Nachdenken anregt und diesen für einige Zeit im Kopf nachhallen lässt.