Schnell entwickelt sich für Sarah ein romantischer Abend mit ihrem Freund im Zelt unterm Sternenhimmel zu einem Albtraum, als sich die seltsamen Geräusche, die sie draußen vernimmt, nicht etwa einem Koyoten zuordnen lassen sondern einem mordsgefährlichen Werwolf. Dieser zerfleischt ihren Freund und beißt sie in der Schulter, bevor sie ihm durch überschütten von Wodka mit Silberplättchen (!) den Gar ausmachen kann um hinterher ohnmächtig zusammenzubrechen. Als sie wieder aufwacht, befindet sie sich in einem Frauengefängnis für geisteskranke Täter irgendwo in einem kleinen, lateinamerikanischen Staat, da niemand ihr die Geschichte mit dem Werwolf glaubt. Und als ihr dann auch noch ihr toter und zerfetzter Freund erscheint und ihr vom Fluch des Werwolfs erzählt, ist es auch schon fast zu spät für die Mitinsassen im Gefängnis. Denn beim nächsten Vollmond verwandelt sich Sarah in einen Lykanthropen um ihren Blutdurst mal so richtig zu stillen... Zwar kann der Direktor mit seiner dauergeilen Gespielin Sarah wieder einfangen und wittert daraufhin ein todsicheres Geschäft mit der Vorführung eines echten Werwolfes, allerdings hat er hier die Rechnung ohne den Wirt gemacht, so daß seine Show in einem wahren Massaker endet.
Hört sich wild und gnadenlos trashig an? Ist es auch. Regisseur Jeff Leroy hat der Menschheit ja schon in den letzten Jahren solche Heuler wie Creepies oder Hell's Highway geschenkt, die bisher vor allem durch ihre schlechten Ratings in diversen Filmdatenbanken im Web aufgefallen sind. Mit seinem 2006 entstandenen Flick mixt er das Women In Prison-Genre mit dem des Werwolffilms und schafft damit ganz überraschend einen durchaus sehenswerter Trasher erster Kajüte. Freunde feiner Nuancen und des Arthouse-Films sollten hier jedenfalls einen großen Bogen machen, während der trasherprobte Freund von Amateur/Independent-Übersplatter schnell einen feuchten Fleck in der Unterbuchse bekommen könnte.
Irgendwie merkt man auch ein leichtes, ständiges Augenzwinkern während der ganzen Produktion, die sogar relativ stimmungsvoll einsetzt, spätestens aber beim ersten Auftauchen des Werwolfs schon zu ersten Grinsanfällen herausfordert. Nicht etwa wegen seinem überdimensionalen, trashigen und gummiartigen Auftreten sondern wegen seinen rot leuchtenden Augen, die an Billig-LED-Lichter aus dem Baumarkt erinnern. Ohne Rücksicht auf Verluste tritt Leroy dann aufs Gaspedal und präsentiert uns spätestens bei den Szenen im Gefängnis sämtliche Klischees, die sowohl der Werwolf- als auch im besonderen der WIP-Film bietet. Machtkämpfe unter den Frauen, damit verbundener Zickenterror, korrupte und auf S/M-Sex stehende Direktoren, eine lesbische und dauergeile Assistentin/Gespielin des Direktors die gerne die Frauen angräbt und sie für ihre Homepage (!) in eindeutigen Posen fotografiert sowie schmierige Gefängniswärter, die sich für Zigaretten und Alk auch mal einen Blasen lassen: man merkt, das der Regisseur das Genre sehr genau studiert hat. Zudem ist das Ding für eine amerikanische Produktion sogar relativ freizügig, so das relativ oft dem Zuschauer nacktes Fleisch präsentiert wird.
Und als kleine Verbeugung für einen der besten Werwolffilme aller Zeiten - nämlich An American Werewolf In London - gibt ein stetig weiter verwesender toter Freund der Protagonisten Tipps und Beistand zum künftigen Werwolf-Dasein. Dabei variiert Leroy hier sogar noch etwas die gängige Legende und läßt seine Hauptdarstellerin im späteren Verlauf der Handlung die Verwandlung kontrollieren und macht sie nicht vom auftauchenden Vollmond abhängig. Sehr geschickter Schachzug um so mehr Action zu bieten, da man wohl sehr gut um die Defizite einer gescheiten Erzählung der Geschichte weiß. Trotzdem schafft es Werewolf In A Women's Prison nicht die volle Zeit mit Sleaze, Splatter und Trash zu unterhalten so das er eine kleine Länge aufwarten kann, die aber - zum Glück für die Gorehounds - nicht lange anhält. Diese dürfen sich im übrigen an herrlich schmoddrigen und extrem trashigen Effekten ergötzen, die zwischen richtig gut und richtig schlecht schwanken. Erwähnenswert ist hier auf jeden Fall Sarahs Verwandlung während der Show.
Trotz vieler positiver Aufzählungen im bisherigen Verlauf des Textes, ist es klar, das dieser Film alles andere als ein wirklich guter Film ist. Von der ersten bis zur letzten Minute regiert das Wort Übertrash, mit dem wohl nur die hartgesottensten Filmfans wirklich etwas anfangen können. Doch gerade durch die relativ dürftigen Settings, miesen Darstellern oder auch den schmoddrigen Effekten macht dieser Film soviel Spaß wie schon lange kein anderer Streifen aus dieser Richtung. Einzig und allein den Soundtrack kann man hier als richtig gutes Element hervorheben, der die ganze Sache nochmal ein wenig aufwertet. Wer allerdings keine Angst vor Übertrash-Hardcoresplatter-Granaten hat, für den führt kein Weg an Werewolf In A Women's Prison vorbei. Dieser Film ist, als hätten Jess Franco und Al Adamson zusammen LSD genommen und hinterher einen Film gemacht. Partytrash galore!