Kalt. Glatt. Auf Hochglanz poliert. Hübsche Fassaden, deren trügerische Makellosigkeit ein tiefes Loch verbergen und von dessen Leere ablenken. Reich, schön, abgrundtief oberflächlich. Bret Easton Ellis' Roman American Psycho sowie die Jahre später erschienene Verfilmung des Skandalbuchs zeigen in beißendem Ton die ikonische Banalität der 80er Jahre innerhalb der High Society mit all' dem reichen Volk, die vor Schönheit, aber weniger vor Tiefgang strotzen. In Italien versuchte man filmisch mit dem hier bereits besprochenen Nothing Underneath die im Giallo ohnehin beliebte Modelszene heranzuziehen um innerhalb der lauen Thrillerstory ihre Praktiken und deren Oberflächlichkeit anzuprangern. Egal auf welcher Ebene: Carlo Vanzinas Film scheitert kläglich.
Alles bleibt zu vage. Weder als Kriminalstück, noch als funktionierender, fiktiver Bewegtbildpranger mag Nothing Underneath funktionieren. Der zweideutige Titel gibt gleichzeitig Auskunft darüber, warum sein Ansinnen scheitert: an der eigenen Oberflächlichkeit, die den Film schnell als gescheiterten Versuch einer beiläufig auch Kritik üben wollenden Neo-Giallo-Schmach identifizieren lässt. Anders ist da die drei Jahre später entstandene Fortsetzung. Bis auf den Originaltitel haben die Filme glücklicherweise nichts gemeinsam: Too Beautiful To Die ist eine ganze Spur konkreter. Der englische Titel ist ein erster Hinweis auf den streckenweise dezent zynischen Unterton, mit dem der Film arbeitet. Obwohl er sich typischer Klischees über die Modewelt, welche wieder als Schauplatz der Handlung auserkoren wurde, bedient.
Eine Vergewaltigung eines Models ist der Auftakt einer Mordserie am Set eines Musikvideo-Drehs. Die von Regisseur Alex auserkorene Sylvia soll der Blickfang und Star des Videos werden, doch nach ihrer Vergewaltigung auf der Privatparty eines reichen Geschäftsmannes wird sie von der Polizei am Tag darauf tot aus dem verunfallten Wagen ihres Agenten gezogen. Komplett verkohlt. Die auf der Party anwesenden, anderen Mädchen, Tänzer- bzw. Modelkolleginnen von Sylvia, müssen für ihr Schweigen mit dem Leben bezahlen. Nach und nach werden sie mit einem mehrschneidigem Messer, einem speziellen Requisit für den Videodreh, umgebracht. Auch die für Sylvia nachgerückte Lauren, welche eine Affäre mit Regisseur Alex anfängt, muss deswegen um ihr Leben fürchten.
Verspricht dies eigentlich einen geradlinigen Film mit konkretem Ziel, sieht es praktisch etwas anders aus. Im narrativen Aufbau und der Steigerung hin zum typischen Giallo lässt sich Too Beautiful To Die Zeit. Getreu der bewährten Maxime der italienischen Filmindustrie, mit einem Film ruhig mehrere aktuelle Strömungen zu verarbeiten, baut das Drehbuch die Grundsituation für die Giallo-Gaudi aus den späten 80ern schnell auf, aber bis aus Too Beautiful To Die ein richtiger Thriller wird, dauert es. Es überrascht, dass Regisseur Dario Piana nach gerade drei oder vier Szenen, mit denen er die Ausgangslage für seinen Thriller schafft, die Geschwindigkeit so stark drosselt und seinen Fokus mit manchmal unnötigem Geplänkel verstellt. Der Gedanke, sich den Figuren und den Machenschaften in der Modelszene zu widmen ist löblich, kommt aber nicht über schnödes Soap-Opera-Niveau hinaus.
Ein großes Glück für den Film ist, dass Regisseur Piana eigentlich aus der Werbung kommt. Die durchstilisierte Optik von Too Beautiful To Die kann zum Ersten schön von einigen Belanglosigkeiten ablenken bzw. diese aufhübschen und zum Zweiten ergibt sich damit eine vielleicht gar nicht mal gewollte Raffinesse des Films. Wenn Lauren als Ersatz für die getötete Sylvia bei deren Mitbewohnerin Leslie einzieht und in wenigen Szenen deren sich aufbauende Freundschaft gezeigt wird, erinnert das an eine im Werbefernsehen dargestellte heile Welt. Stilecht mit passendem 80er-Pop unterlegt. Wenn dann noch Toto mit ihrem Kuschelrocker "I Won't Hold You Back" eine Liebesszene zwischen Lauren und Alex untermalen, die im Stil entfernt an Erotikschmachthits wie Adrian Lynes 9 1/2 Wochen erinnert, hat der Film eine filmische Welt aufgebaut, die hinterher wortwörtlich zerschnitten wird. Wenn sich Piana auf die Absicht einen Giallo zu erzählen zurückbesinnt, stolpert er manchmal am angezogenen Erzähltempo. Es scheint, als wäre auch ihm bewusst, dass wertvolle Filmminuten vergeudet wurden.
Komplett gesehen, geht das Style Over Substance-Konzept des Films schön auf. In dieser zweiten Hälfte schaffen die durchgestylten Bilder und einige tolle Kamerafahrten ebenfalls, Schwächen zu kaschieren. Bis zu seinem Finale spult der Film solide inszenierte Thrillerkost ab, bei dem man trotz einigen bekannten Giallo-Elementen merkt, dass die Macher auch immer darauf achten, dass das eigene Produkt international gut vermarktbar ist und nicht zu italienisch wirkt. Dieser Spagat gelingt Piana einigermaßen, auch wenn Too Beautiful To Die seine Herkunft nie komplett verleugnen kann. Spätestens beim knalligen Finale, mit seiner konstruierten Auflösung stellt sich das bekannte Feeling eines Giallos wieder ein. Hier wird der Film auch am bösesten, zeigt er doch durch eine Äußerung des enttarnten Mörders, wie selbst heute noch das Business funktioniert. Die vor die Kamera gezogenen, unschuldigen Geschöpfe werden für die Zwecke ihrer Lenker so lange missbraucht, bis sie weggeworfen und ausgetauscht werden. Obwohl sie zu schön sind, müssen sie symbolisch den (Karriere-)Tod und im Falle von Too Beautiful To Die diesen auch wortwörtlich sterben. Hier funktioniert auch das Benutzen der eigenen Oberflächlichkeit als Metaebene für die eigene Geschichte besser als bei Nothing Underneath. Der Zynismus, der den einfach gezeichneten, streckenweise gut funktionierenden (weil unsympathischen) Figuren aus der Mode- und Geschäftswelt in den Mund gelegt wird, funktioniert. In Verbindung mit der Optik des Films ist Too Beautiful To Die zwar weder ein komplett tiefschürfender, sozialkritischer, noch ein überspannender, aber ein interessanter und gut verpackter Neo Giallo aus den späten 80ern.
Alles bleibt zu vage. Weder als Kriminalstück, noch als funktionierender, fiktiver Bewegtbildpranger mag Nothing Underneath funktionieren. Der zweideutige Titel gibt gleichzeitig Auskunft darüber, warum sein Ansinnen scheitert: an der eigenen Oberflächlichkeit, die den Film schnell als gescheiterten Versuch einer beiläufig auch Kritik üben wollenden Neo-Giallo-Schmach identifizieren lässt. Anders ist da die drei Jahre später entstandene Fortsetzung. Bis auf den Originaltitel haben die Filme glücklicherweise nichts gemeinsam: Too Beautiful To Die ist eine ganze Spur konkreter. Der englische Titel ist ein erster Hinweis auf den streckenweise dezent zynischen Unterton, mit dem der Film arbeitet. Obwohl er sich typischer Klischees über die Modewelt, welche wieder als Schauplatz der Handlung auserkoren wurde, bedient.
Eine Vergewaltigung eines Models ist der Auftakt einer Mordserie am Set eines Musikvideo-Drehs. Die von Regisseur Alex auserkorene Sylvia soll der Blickfang und Star des Videos werden, doch nach ihrer Vergewaltigung auf der Privatparty eines reichen Geschäftsmannes wird sie von der Polizei am Tag darauf tot aus dem verunfallten Wagen ihres Agenten gezogen. Komplett verkohlt. Die auf der Party anwesenden, anderen Mädchen, Tänzer- bzw. Modelkolleginnen von Sylvia, müssen für ihr Schweigen mit dem Leben bezahlen. Nach und nach werden sie mit einem mehrschneidigem Messer, einem speziellen Requisit für den Videodreh, umgebracht. Auch die für Sylvia nachgerückte Lauren, welche eine Affäre mit Regisseur Alex anfängt, muss deswegen um ihr Leben fürchten.
Verspricht dies eigentlich einen geradlinigen Film mit konkretem Ziel, sieht es praktisch etwas anders aus. Im narrativen Aufbau und der Steigerung hin zum typischen Giallo lässt sich Too Beautiful To Die Zeit. Getreu der bewährten Maxime der italienischen Filmindustrie, mit einem Film ruhig mehrere aktuelle Strömungen zu verarbeiten, baut das Drehbuch die Grundsituation für die Giallo-Gaudi aus den späten 80ern schnell auf, aber bis aus Too Beautiful To Die ein richtiger Thriller wird, dauert es. Es überrascht, dass Regisseur Dario Piana nach gerade drei oder vier Szenen, mit denen er die Ausgangslage für seinen Thriller schafft, die Geschwindigkeit so stark drosselt und seinen Fokus mit manchmal unnötigem Geplänkel verstellt. Der Gedanke, sich den Figuren und den Machenschaften in der Modelszene zu widmen ist löblich, kommt aber nicht über schnödes Soap-Opera-Niveau hinaus.
Ein großes Glück für den Film ist, dass Regisseur Piana eigentlich aus der Werbung kommt. Die durchstilisierte Optik von Too Beautiful To Die kann zum Ersten schön von einigen Belanglosigkeiten ablenken bzw. diese aufhübschen und zum Zweiten ergibt sich damit eine vielleicht gar nicht mal gewollte Raffinesse des Films. Wenn Lauren als Ersatz für die getötete Sylvia bei deren Mitbewohnerin Leslie einzieht und in wenigen Szenen deren sich aufbauende Freundschaft gezeigt wird, erinnert das an eine im Werbefernsehen dargestellte heile Welt. Stilecht mit passendem 80er-Pop unterlegt. Wenn dann noch Toto mit ihrem Kuschelrocker "I Won't Hold You Back" eine Liebesszene zwischen Lauren und Alex untermalen, die im Stil entfernt an Erotikschmachthits wie Adrian Lynes 9 1/2 Wochen erinnert, hat der Film eine filmische Welt aufgebaut, die hinterher wortwörtlich zerschnitten wird. Wenn sich Piana auf die Absicht einen Giallo zu erzählen zurückbesinnt, stolpert er manchmal am angezogenen Erzähltempo. Es scheint, als wäre auch ihm bewusst, dass wertvolle Filmminuten vergeudet wurden.
Komplett gesehen, geht das Style Over Substance-Konzept des Films schön auf. In dieser zweiten Hälfte schaffen die durchgestylten Bilder und einige tolle Kamerafahrten ebenfalls, Schwächen zu kaschieren. Bis zu seinem Finale spult der Film solide inszenierte Thrillerkost ab, bei dem man trotz einigen bekannten Giallo-Elementen merkt, dass die Macher auch immer darauf achten, dass das eigene Produkt international gut vermarktbar ist und nicht zu italienisch wirkt. Dieser Spagat gelingt Piana einigermaßen, auch wenn Too Beautiful To Die seine Herkunft nie komplett verleugnen kann. Spätestens beim knalligen Finale, mit seiner konstruierten Auflösung stellt sich das bekannte Feeling eines Giallos wieder ein. Hier wird der Film auch am bösesten, zeigt er doch durch eine Äußerung des enttarnten Mörders, wie selbst heute noch das Business funktioniert. Die vor die Kamera gezogenen, unschuldigen Geschöpfe werden für die Zwecke ihrer Lenker so lange missbraucht, bis sie weggeworfen und ausgetauscht werden. Obwohl sie zu schön sind, müssen sie symbolisch den (Karriere-)Tod und im Falle von Too Beautiful To Die diesen auch wortwörtlich sterben. Hier funktioniert auch das Benutzen der eigenen Oberflächlichkeit als Metaebene für die eigene Geschichte besser als bei Nothing Underneath. Der Zynismus, der den einfach gezeichneten, streckenweise gut funktionierenden (weil unsympathischen) Figuren aus der Mode- und Geschäftswelt in den Mund gelegt wird, funktioniert. In Verbindung mit der Optik des Films ist Too Beautiful To Die zwar weder ein komplett tiefschürfender, sozialkritischer, noch ein überspannender, aber ein interessanter und gut verpackter Neo Giallo aus den späten 80ern.