Dienstag, 10. September 2024

Das erste Omen

Wenn in den Köpfen der Schreiber keine frischen Ideen mehr sind, kehren totgeglaubte Reihen in die Kinos zurück. Mit jener in den Produktionsstudios Hollywoods so beliebten Rolle Rückwärts schaffte es jüngst auch die Saga um den Sohn des Teufels zurück in die Kinos und gibt in Das erste Omen preis, was zeitlich vor Richard Donners Das Omen (hier besprochen) geschehen ist. Die Frage, ob dies unbedingt nötig war, lässt sich eigentlich schnell mit einem klaren Nein beantworten, da Prequels generell oft Spannung vermissen lassen, wenn der Ursprungsfilm bekannt ist. Deswegen ist es kaum verwunderlich, dass die Vorgeschichte des Horrorklassikers, wenn auch nicht ausgeprägt, ebenfalls daran krankt und von Beginn an offensichtlich ist, worauf die Geschichte hinarbeitet. Weitaus positiver fällt dafür der weitgehende Verzicht auf allzu simples diabolisches Tamtam auf und dass die konspirativen Thriller-Elemente von Donners Film aufgegriffen werden. Ihre dunkle Seite, die zwei Gesichter, welche die Kirche besitzt, bietet sich für solch einen Stoff an und so versucht dieser nicht nur, von einer satanistischen Verschwörung innerhalb ihrer Mauern, sondern gleichzeitig noch über dortigen Missbrauch zu erzählen. Warum das Waisenmädchen Carlita, derer sich die frisch in Rom und einem kirchlich betriebenen Waisenhaus angekommene Novizin Margaret annimmt, von den dortigen Ordensschwestern und anderen Mädchen ausgegrenzt und gequält wird, versucht diese herauszufinden. Sie stößt auf eine Mauer des Schweigens und Warnungen, dass mit Carlita etwas nicht stimme. Mysteriöse Ereignisse befeuern die Nonnenanwärtin in ihrer Entscheidung, Nachforschungen anzustellen, mit denen sie auf ein dunkles Geheimnis, von dem sie ein Teil zu sein scheint, stößt.

Das Das erste Omen die Missbrauchsthematik nicht in den Mittelpunkt rückt und erzählerisch den phantastischen Elementen gegenüber dem damit in der Story verankerten reellen Horror den Vorzug gibt, ist eine nachvollziehbare und kluge Entscheidung. Die weibliche Perspektive, welche Regisseurin und Co-Autorin Arkasha Stevenson etabliert, ist gewiss als sehr positiv hervorzuheben. Allerdings entgleitet den Schreibern das Script in der zweiten Hälfte so sehr, dass wegen der dort aufkommenden Ungereimtheiten auch Feingefühl gefehlt hätte. Was angenehm ruhig aufgebaut wurde, gerät derart ins Wanken, weil man sich erzählerisch häufig verbiegen muss, damit man den Anschluss an Das Omen hinbekommt. Man macht Zugeständnisse, lässt die zuvor mit Sorgfalt erschaffene Stimmung schwanken und bietet dann leider, wenn man genau hinschaut, doch nichts Neues im Bezug auf die Geschichte über den personifizierten Antichristen. Es ist nicht unbedingt nur Horror von der Fahnenstange, da man dem Film auf der anderen Seite einen hübschen Vibe schenkt, der auch durch seinen Spielort mitunter an den italienischer Horrorfilme aus den 70ern erinnern lässt. Damit das neu dazugekommene, junge Publikum bei Laune gehalten wird, trägt man nur dermaßen dick auf, dass auch Reminiszenzen bzw. klare Bezüge zum '76-Film nur deswegen existieren, damit es Omen gibt, wenn's eben schon auf der Packung steht. Stevenson besitzt mit ihrer Regie jedoch so viel Verve, das Das erste Omen immer auch das hinbekommt, wofür er letztendlich realisiert wurde. Er unterhält im Ganzen durchaus als Verschwörungs-Horror, dem es hin und wieder an Feinschliff fehlt. 


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Montag, 9. September 2024

Omen IV: Das Erwachen

Als sich 1981 der Sargdeckel für die Das Omen-Reihe schloss, machte es den Eindruck, als sei dies eine dauerhafte Entscheidung gewesen. Nach Übernahme von 20th Century Fox durch den Medienmogul Rupert Murdoch Mitte der 80er, entschloss man, einige populäre Produktionen des Studios für die Fernsehsparte wieder aufleben zu lassen. Dabei fiel die Wahl auch auf die Saga über den Sohn des Antichristen. Das dieser dabei im finalen Konflikt den Kürzeren ziehen musste und zurück in die Hölle geschickt wurde, störte die Verantwortlichen nicht sonderlich. Mit dem Waisenmädchen Delia ersann man einfach eine neue auf Erden wandelnde Leibesfrucht Satans, die vom Anwaltspaar Karen und Gene York adoptiert wird. Wie aus den Vorgängern bekannt, ist das Happy Life der Familie nicht von langer Dauer und wieder ist es ein Elternteil, diesmal Karen, die nach einigen düsteren und tödlichen Episoden im Umfeld der Adoptivtochter misstrauisch wird. Sie engagiert den Privatdetektiv Earl, der die leibliche Mutter der Kleinen ausfindig machen soll. 

Die Regie betraute man dem Schweizer Dominique Othenin-Girard, der durch seine Arbeit an Halloween 5- Die Rache des Michael Myers bereits Erfahrungen mit unnötigen Fortsetzungen hatte, und Jorge Montesi. Das Duo hat dem einfallslosen Script, welches überwiegend die ersten beiden Filme variiert und als einzige Abwechslung ein nun weibliches Teufelskind und Anflüge von Esoterik-Quark bietet, nichts hinzuzufügen. Brav arbeitet man sich augenscheinlich an für das Fernsehen geltende inszenatorischen Vorgaben ab, behält das geringe Budget im Blick und macht aus Omen IV: Das Erwachen einen so biederen Horrorfilm, der selbst zur Entstehungszeit - wenn überhaupt - nur übertrieben konservative Gestalten oder äußerst streng gläubige Christen erschrecken konnte. Am interessantesten ist der Film in den Momenten, wenn Schauspiel-Veteran Michael Lerner als Privatschnüffler Delias Mutter aufspüren soll. Nicht nur, dass deren abstruse Lebensgeschichte einen Hauch von Camp in den Plot bringt. Allein Lerner kann mit seiner Präsenz Mängel in der Regie wie fehlenden Schwung zwar nicht ausmerzen, aber gut genug davon ablenken. Dieser Akt allein kann gegen den restlichen, uninspirierten und spannungsarmen Teil des Films nichts ausrichten. Leider fühlt sich dieser vierte Teil somit wie Leichenfledderei an, um eine - den Erstling ausgenommen - mäßige Filmreihe final in den Orkus zu stoßen und dort verrotten zu lassen.


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Freitag, 6. September 2024

Barbara's Baby - Omen III

Er ist voll evil und trägt kein Horn: es ist der Damien, Nachname Thorn! Wem beim Lesen des einleitenden Satzes dieser Besprechung als erstes das Wort cringe in den Kopf gekommen ist, dem sei gesagt, dass sie ganz bewusst so begonnen wurde. Nicht, das der dritte Teil der Das Omen-Saga ein potenzieller Sieger von Peinlichkeits-Wettbewerben im filmischen Bereich wäre. Man kann dem finalen Konflikt um den Sprössling des Leibhaftigen zweifellos attestieren, dass er solide und routiniert gefilmt ist. Gleichzeitig sind dies Attribute, welche unter Umständen - die in diesem Falle bestehen - ein aber mit sich bringen. In Barbara's Baby ist Damien Thorn zum erwachsenen Mann gereift und an dem Punkt angelangt, den er als Ziel immer vor Augen hatte: an der Spitze des Konzerns Thorn Industries. Von dort aus könnte er eine Schreckensherrschaft einleiten, aber dunkle Wolken ziehen für ihn herauf, als ihm die Wiedergeburt Christi in England vorhergesagt wird. Mit dem US-Präsidenten unter seiner Fuchtel, lässt er sich von diesem zum Botschafter in London machen und versucht mit seinen treu Untergebenen, alle im betreffenden Zeitraum geborenen Kinder ausfindig zu machen und umzubringen. Zeitgleich versucht eine Gruppe von Mönchen Damien unter Zuhilfenahme der Dolche Megiddos zu töten.

Endlich ist der Antichrist voll ausgewachsen, eigenständig, handlungsfähig und mit Sam Neill in seiner ersten größeren Rolle ausgezeichnet besetzt. Die Suche nach Christi Wiedergeburt - auf die der deutsche Titel anspielt - mit dem gleichzeitigen Versuch der Gegenseite, den Sohn des Teufels ein für alle Male zu vernichten, hätte ein epischer Abschluss werden können. Glänzen kann Omen III bedauerlicherweise einzig in den Szenen, in denen Sam Neill seinem Damien eine düstere Aura und Unnahbarkeit schenkt, gehüllt in Überheblichkeit, weil ausgesprochen siegesbewusst. Das wiegt schwer und ist atmosphärisch dicht umgesetzt, allerdings bleiben die Figur wie der Film eindimensional. Beim Antichristen betont man allein das anti, was bedeutet, dass er nur allgegenwärtiger Gegenpol - nun insbesondere zu Christus - ist, aber nicht daran gearbeitet wurde, ihm Komplexität zu schenken. Einfach nur böse bzw. der Böseste von allen ist sein alleiniges Merkmal und im Endeffekt bleibt die Hauptfigur der Reihe immer etwas austauschbar. Wie in den Vorgängern liegt der narrative Fokus auf dem Antagonisten, ohne dass dieser jemals zu sowas wie einem Antihelden wird. Zumal Omen III im Handlungsablauf seinem direkten Vorgänger soweit ähnelt, dass man die dortigen um Damien wissenden und mit ihrem Leben zahlenden mit den Mönchen austauschen kann. Das Abspulen diverser Todesarten hat sich mit dem ersten Sequel soweit etabliert, dass man sich dieser Rezeptur einfach noch einmal bedient. Die Geistlichen verhalten sich dazu noch so dämlich bei den Versuchen, Damien umzubringen, was der Story bei allem phantastischem Grundgerüst einiges an Glaubhaftigkeit raubt und regelrechter Quatsch ist. Die Dramatik, welche der Film für sein Finale aufzubauen versucht, verpufft in großem Stil. Zwar bekommt er anders als Damien - Omen II (hier besprochen) die Kurve und baut keinen erzählerischen Loop auf, doch der anscheinend groß geplante, finale Akt im Kampf gegen Satans Sohnemann bleibt wie der bleibende Gesamteindruck des Films eher lau. Für den seinerzeit als Abschluss der Reihe geplanten Film ist das leider ein Armutszeugnis, auch wenn es weitgehend erträglicher und interessanter als der zweite Teil gestaltet ist.



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