Montag, 16. August 2010

1000 Dollar Kopfgeld

Irgendwo in einer Hütte wird ein junges Mädchen ermordet, wenig später in einer kleinen, nicht näher benannten Stadt der örtliche Saloon ausgeraubt. Bei dem Raub werden nicht nur eine Dirne und der Barkeeper ermordet, sondern wenig darauf auch zwei der drei Räuber. Der Sheriff ist dabei ein so ausgefuchster Hund, dass er auch alsbald, trotz weniger Beweise, mit dem nicht sonderlich beliebten Chester Conway auch schon einen angeblich Schuldigen ausgemacht hat. Doch die Gerichtsverhandlung gegen ihn gleicht einer Farce, möchte sich doch wohl so das ganze Dorf durch diese gelegen kommende Tat sich diesen unliebsamen Gesellen vom Hals halten. Nur Conways Verteidiger Jeff Plummer möchte alles darauf setzen, Conways Unschuld zu beweisen. Selbst die Besitzerin des Saloons und Ex-Freundin Conways, die ihn mittlerweile wie die Pest hasst, glaubt an seine Unschuld und möchte ihn wieder frei sehen. Jeff heuert dafür seinen Freund Silver an, einem Gentleman-Cowboy und eine Art Privatdetektiv, der es sich - wie im Falle der Eltern des ermordeten Mädchens - auch mal erlauben kann, einen Fall abzulehnen. Denn sein Preis ist hoch. Doch da er Jeff noch einen Gefallen schuldet, nimmt er nach kurzem drängeln an und versucht, Conways Unschuld vor dessen Hinrichtung zu beweisen. Dabei stößt auf so manche faule Stelle im ach so unschuldig erscheinenden Bild der Dorfbewohner.

Während er an gut zwanzig Drehbüchern mitgeschrieben bzw. verfasst hat, so nahm Regisseur Lorenzo Gicca Palli nur insgesamt fünf mal auf einem Regiestuhl platz. Dabei ließ er mit Freibeuter der Meere (1971) sogar das bekannte Duo Terence Hill und Bud Spencer als Piraten vom Stapel. Der letzte Eintrag in seine recht kurze Schaffensphase als Regisseur ist dabei ein stilistisch sehr großer Bruch, handelt es sich dabei doch um die Naziploitationschote Liebes Lager (1976), die zwar laut der deutschen OFDb auch in das Fach der Komödie gesteckt wird, allerdings trotzdem für einen doch eher faden Beigeschmack im späteren Verlauf von Gicca Pallis Karriere gesorgt haben könnte. Nichtsdestotrotz schuf er mit dem in Deutschland auch als Sarg der blutigen Rache bekannten Film einen sehr interessanten Hybriden aus dem zur damaligen Zeit schon sehr (an den Kinokassen) schwächelnden Italowestern und dem immer erfolgreicher werdenden Genre des Giallos. Doch ist der Bezug zum allseits beliebten Suspense-Genre aus Bella Italia im Falle von 1000 Dollar Kopfgeld auch ein klein wenig grenzwertig. So richtige Bezüge hierzu kann nur die erste Sequenz des Films herstellen, später kann in auch getrost als Westernkrimi bezeichnen. Wobei natürlich die ersten Gialli auch eher in der Tradition früherer Krimikost standen und nicht zuletzt durch den Erfolg der deutschen Edgar Wallace-Verfilmungen überhaupt erst von den Italienern produziert wurden. Man könnte sich also über die Bezeichnung Giallo-Western schon etwas streiten, doch ganz grob trifft es hier schon so ziemlich zu. Immerhin gelingt es ihm, das Whodunnit-Element doch gut herauszuspielen.

Die schon erwähnte Anfangssequenz ist da schon ein erster guter Glücksgriff, schafft diese es doch sehr gut, ein gewisses Giallo-Feeling aufzubauen. Immerhin nimmt hier die Kamera wie auch dort die Sicht des Mörders ein. Es ergibt sich ein atmosphärisch dichter Einstieg in die Geschichte, der zwar keinen äußerst stilvollen bzw. überästethizierten Mord wie manchen richtigen Gialli präsentiert, aber trotzdem sehr wirksam ist. Der Spannungsaufbau und das Timing stimmen und so irritiert es dann für eine wenn auch geringe Zeit, dass dieser Mord in der weiteren Geschichte doch sehr in den Hintergrund rückt, ja sogar fast gänzlich vergessen wird. Es sei aber gesagt, dass die Sequenz nicht einfach nur eingebaut wurde, damit man für die (damalige wie heutige) Werbung auch einen Grund hat, den Film als Giallo-Western zu vermarkten. Hier schlägt man den ganzen ein Schnippchen und hat einige Storytwists in Petto, welche ja ebenfalls ein bekanntes Markenzeichen der Gialli ist. Man versucht zudem nicht einfach nur, durch diese Wendungen zusätzliche Überraschungsmomente einzubauen sondern blickt zusammen mit Ermittler Silver auch hinter eine anscheinend gut bürgerliche Fassade. Doch da scheint es nicht wirklich so porentief rein zu sein, wie man gerne den Anschein erwecken möchte. Es modert und fault und alsbald präsentieren sich dem Zuschauer so einige verdächtig wirkende Figuren, die wiederum versuchen, ihre Geheimnisse so gut es geht zu verbergen. Das Skript ist dabei aber nicht so stark wie das eines reinrassigen Giallos. Es gibt sich bemührt, doch mit ein wenig Hirnschmalz kann man die Twists als auch die Auflösung des Finales schnell erraten.

Trotzdem vermag es 1000 Dollar Kopfgeld gut zu unterhalten. Dem zu Gute kommt auch eine recht gut aufgelegte Darstellerriege, allen voran Gianni Garko, der durch die Figur des Sartana beim Italowesternpublikum bekannt wurde. Da überrascht es auch nicht, dass die Hauptfigur Silver so einige Ähnlichkeiten mit Garkos bekanntester Rolle aufweißt. Obwohl Gicca Pallis Werk der Abschluss einer lose zusammenhängenden Trilogie ist und der Charakter Silver auch schon in dem Western Stirb oder Töte (1967) für den er das Drehbuch verfaßte, auftauchte, entschloss man sich hier auf die Zugkraft von Garkos Alter Ego Sartana zu vertrauen. Im ersten Werk wurde Silver vom deutschstämmigen Peter Lee Lawrence (eigentlich Karl Otto Hirenbach) verkörpert. Diesem traute man allerdings nicht wirklich zu, genügend Publikum in die Lichtspielhäuser zu ziehen. Zwar hatte auch Lawrence als Silver schwarzen Zwirn im Körper, doch Garkos Silver gleicht bis auf das schwarze Cape doch eher dem Charakter des Sartana. Ja selbst das Gimmick der kleinen, versteckten Pistole wurde hier übernommen. Außerdem stattete man Silver für 1000 Dollar Kopfgeld auch mit einer gewissen Ironie aus, die ebenfalls so typisch für Sartana ist. Doch egal welchen Gentleman-Cowboy Garko nun verkörpert: er meistert die Rolle mit bravour und schafft es gegen Beginn sogar, durch seine versnobbte Lebensart und leichten Überheblichkeit, gewisse Antipathien aufzubauen. Er rührt eben nicht für jeden die Finger und ist auch erstmal nicht sehr darüber begeistert, dass ihn sein alter Freund Jeff aus den Ferien holt um Conways Unschuld zu beweisen. Aber man merkt schnell: Silver hat das Herz am rechten Fleck und spätestens wenn er in der Stadt auftaucht, gewinnt er durch seine lässige Art die Herzen der Zuschauer.

Richtig gut aufgelegt ist übrigens auch Klaus Kinski, der hier mal wieder einen seiner vielen und typischen Auftritte der damaligen Zeit darlegt. Durch seinen großen Namen konnte man natürlich noch einige Menschen mehr anlocken und so hat er hier wenig Screentime (wenn auch immer noch mehr als in anderen Italowestern), aber wenn er mal vor der Kamera zu sehen ist, dann gibt er die Rolle als Verurteilter Chester Conway wirklich sehr überzeugend. Es ist ein wirklicher Genuss, wie er verzweifelt in seiner Zelle herumtigert und genauso auch zwischen den Gitterstäben des Fenster gestikuliert. Eben dieser, auch in den Nebenrollen gut besetzte Cast, vermag es, über so manche kleinere Schwäche innerhalb des Storytellings zu verschmerzen. Mit der Logik hat es der Film nun nicht wirklich so und ein sich damit einschleichendes, immer wiederkehrendes Muster vermag so manchem Zuschauer diese Suppe vielleicht etwas zu versalzen. Einerseits ist es typisch für die Gialloseite des Films, auf einen Mord noch weitere folgen zu lassen um den ersten weiter vertuschen zu können, doch hier wird nicht wirklich plausibel daraufhin gearbeitet, dass ganze nachvollziehbar zu erzählen. Die ersten Fährten sind aufgenommen und einer der ersten, weiteren Morde ist zwar noch zu verstehen, doch es ist wirklich sehr erstaunlich, dass der im Dorf umherschleichende Killer jeden Schritt von Silver vorherzusehen scheint. Denn kaum hat dieser eine Spur aufgenommen und könnte den Täter schon entlarven, schon wird dieser aus dem Hinterhalt erschossen. Obwohl Garkos Charakter so clever ist, scheint er irgendwie nicht so richtig auf diese Masche zu kommen. Zumal er hier immer wieder in die Fänge des Sheriffs, gut undurchsichtig von Luciano Catenacci verkörpert, gerät, da dieser Silver immer wieder auf dem Kieker hat. Er ist halt nicht ganz so gerne im Dorf gesehen.

Natürlich wird die Geschichte so gestreckt und gut in die Länge gezogen, um das ganze noch etwas spannender zu gestalten. Obwohl das ganze schon wirklich gutklassig und packend umgesetzt wurde, verscherzt man es sich hier ja schon fast wieder mit seinen Zuschauern. Die wenigsten dürften diese doch sehr ideenlose Abfolge tolerieren. Man kann aber gut ein Auge zudrücken, da der Film trotzdem noch genügend Spannung aufbauen kann. Einzig und allein zwei etwas längere Prügelpassagen sind und bleiben irritierend sowie unpassend. Vor allem da diese beinahe sinnlos in den Film eingebaut wurden und wohl der Versuch sind, leichte komödiantisch angehauchte Elemente des Films mit dem wortwörtlichen Dampfhammerklamauk der Spencer/Hill-Klamotten zu verbinden. Hier hätte Gicca Palli ruhig die Finger davon lassen können. Das hat der Film auch gar nicht nötig. Nichts gegen das schlagkräftige Duo, doch deren ungefährer Einfluss auf diese beiden Szenen hinterläßt einen kurz aufblitzenden, säuerlichen Nachgeschmack. Wenigstens versteht man es aber, dass ganze dann durch wiederum gelungene andere Szenerien zu versüßen. Gacci Palli ist ein solider Handwerker als Regisseur, hätte aber mal noch etwas mehr aus seinem Stoff herausholen können. Ohne Frage, 1000 Dollar Kopfgeld ist durch die Verbindung von Giallo und Western ohnehin schon ein außergewöhnlicher Beitrag für die staubigen Pferdeopern Italiens, Mit ein wenig mehr Würze wäre dies nicht nur ein kurzweiliger, gut mundender Snack sondern ein vorzüglich schmeckendes Westernmahl.

Auch manche Gialli vermögen es, einen gewissen Anspruch mit mondän-trivialer Leichtigkeit zu verbinden, dem Sarg der blutigen Rache gelingt dies nicht so ganz. Man stolpert etwas, kann sich im Straucheln aber doch noch fangen. Dafür macht auch der Giallo/Krimi/Western-Mix dann doch auch zuviel Spaß um die Mundwinkel allzu weit nach unten sinken zu lassen. Die optische und musiktechnische Klasse der Gialli kann er übrigens auch nicht wirklich erreichen. Die Einstiegssequenz ist gut gefilmt und überzeugt auch durch schöne Lichtspielereien, gibt sich dann allerdings doch recht bieder. So ist auch der Soundtrack, der sehr unspektakulär ausgefallen ist und an den man sich zum Ende hin kaum wirklich erinnern kann. Er tritt für die Geschichte in den Hintergrund, wenn man so möchte. Wäre auch gar nicht mal so schlimm, wenn diese eben noch etwas mehr Klasse beweisen könnte. Richtig arg möchte man an 1000 Dollar Kopfgeld auch nichts monieren. Für ein mal etwas anderes Italowestern-Erlebnis sorgt er ein für alle Mal und ist so ein Western, der zwar nicht für hohe Jubelsprünge sorgt, aber am Ende einen zufriedenen Gesichtsausdruck hinterläßt. Mit der richtigen Würze aus Ironie und einer stärker ausgearbeiteten Geschichte, die noch etwas mehr Abwechslung zugelassen hätte, wäre aber wirklich noch etwas mehr drin gewesen.



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Donnerstag, 5. August 2010

Ohne Dollar keinen Sarg

Dem gemeingefährlichen Banditen José Gomez steht der Transport in das Hochsicherheitsgefängnis nach Yuma bevor. Doch der schon einmal beinahe geflohene Ganove nutzt bei einer Rast an einem Hof die Gelegenheit und türmt durch die Hilfe einer hübschen Dame und seiner alten Kumpels abermals und richtet dabei die Gesetzeshüter aufs brutalste hin. Allerdings hat Gomez nicht die Rechnung mit Luke Chilson gemacht. Dieser ist ein entschlossen auftretender Kopfgeldjäger, der nur zu gerne die 3.000$, die auf Gomez ausgeschrieben sind, einstreichen würde. Bei dem Hinweis, dass eine junge Frau die Helferin war, fällt ihm Jean wieder ein, welche in einem fast verlassenen Nest einen Gasthof betreibt, wo er vor einigen Tagen schon einmal eingekehrt ist. Sein Gespür scheint ihn auch nicht zu trüben, doch die Leute auf dem Hof haben ein sehr verklärtes Bild von Gomez. So stößt Chilson auf breiteste Ablehnung und hat alle Hände voll zu tun, den gerissenen Verbrecher dingfest zu machen.

Auch wenn man es hier mit einem waschechten Italowestern zu tun hat, ist diese italienisch-spanische Co-Produktion im großen und ganzen hinter den Kulissen in den Händen der Iberer gewesen. Allen voran der 1925 geborene Regisseur Eugenio Martin, der hier - der besseren internationalen Vermarktung wegen - auch ab und zu unter dem Pseudonym Gene Martin genannt wird. Nach seinem Debüt Unter der Flagge der Freibeuter (1960) verweilte der Spanier im Abenteuer-Genre bis es ihn zu den Italowestern zog. Diese waren Mitte der 60er eben angesagt und der auch als The Bounty Killer bekannte Ohne Dollar keinen Sarg stellt den Einstand in das staubige Subgenre dar. Es folgten Requiem für Django (1968) den er zusammen mit José Luis Merino inszenierte sowie Drei Halleluja für vier heiße Colts (1972) und dem 1971 enstandenen Matalo (1971) den man allerdings nicht mit einem anderen, gleichnamigen Film der in Deutschland als Willkommen in der Hölle bekannt ist, verwechseln darf. Martins bekanntester Streifen dürfte der Horrorfilm Horror-Express (1974) mit den Stars Christopher Lee, Peter Cushing und Telly Savalas zählen. Martin machte noch den ein oder anderen Film, bis er sich Anfang der 80er sehr aus dem Geschäft zurück zog bevor er 1996 mit La sal de la vita einen weiteren Eintrag in seine Filmographie hinzufügte.

Neben Martins Einstand in das Italowestern-Genre war Ohne Dollar keinen Sarg dies auch für den gebürtig aus Kuba stammenden Mimen Tomas Milian. Der wandelbare Schauspieler ist es dann auch, der diesen Film trägt und übrigens im gleichen Jahr auch noch in Sollimas Klassiker Der Gehetzte der Sierra Madre brillierte. Auch wenn man diesen Begriff nicht überstrapazieren sollte, so könnte man ihn auch ruhigen Gewissens bei vorliegendem Werk benutzen. Von der ersten Minute an versteht es der Kubaner, seiner Figur eine gewisse Scheißegal-Attitüde zu implizieren, die sich ganz locker und gelassen gibt. Gomez ist allerdings auch eine allseits bekannte Zeichnung des Antagonisten. Nicht allein wegen der smarten Befreiungsaktion scheint er sich mehr als auf der sicheren Seite zu wähnen. Ein typischer Größenwahnsinn scheint ihn da zu befallen, so dass er seine üblen Pläne auf die leichte Schulter nimmt und es auch als selbstverständlich ansieht, einfach mal eine Bank zu überfallen. So rechtfertigt er sich auch bei den Bewohnern bzw. Besitzern des Gasthofes, auf dem er unterkommt. Er bezahlt sie und auch die Verpflegung und andere Dinge, die er und seine Kumpanen benötigen. Da reitet man mal eben über die nicht weit entfernte mexikanische Grenze und plündert eine Bank. Dies sei eine seiner leichtesten Übungen.

Das er trotz seines mehr als rüpelhaften Verhaltens von den Leuten dort geduldet wird, liegt auch an seiner Vergangenheit. Diese und gerade auch die weibliche Hauptfigur, die von Halina Zalewska dargestellte Jean, kennt Jose noch als armen Jungen, dem das Schicksal schrecklich mitgespielt hat. Da wird auch dessen Mord damit heruntergespielt, dass er schließlich von einem betrunkenen Yankee provoziert wurde. Das Bild ist verklärt doch die Ernüchterung kehrt mit der Ankunft Joses bei den dort Ansässigen ein. Schnell bemerkt man eine gewisse Skepsis unter den weiteren Figuren, einzig und allein Jean hält an ihrem Jose fest. Doch Tomas Milian legt eine schöne Leistung hin wenn es darum geht, zu zeigen, wie unschuldig er doch eigentlich ist. Da kommt ihm natürlich auch der Kopfgeldjäger Luke Chilson recht. Schon bei seinem ersten Auftritt auf dem Hof, der neben dem bergigen Umland übrigens die einzigste Location im gesamten Film ist, kommt er nicht gerade sympathisch rüber. Seine entschlossene Art ist sogar für den Zuschauer auf den ersten Blick sogar etwas nervig. Bei seinem zweiten Auftauchen hat er natürlich dann sämtliche Sympathien gegen sich, da ja noch das Bild des "armen" Jose-Büblein vorherrscht. Dies nutzt dann der Gesuchte gnadenlos auf und hetzt wo es nur geht gegen seinen Jäger. Dieser wird von Richard Wyler mit ziemlich stoischer Mine dargestellt. Bekannt wurde der Brite durch die TV-Serie Der Mann von Interpol bevor er dann in einigen Italowestern vor der Kamera stand. Sein limitiertes Spiel kommt ihm hier sogar noch etwas zu Gute, paßt es doch wirklich gut zu dem markigen Auftreten seiner Figur. Trotzdem bleibt er allerdings auch im Vergleich zu manchen Nebendarstellern eher schwach.

Schwach bleibt auch der Spannungsbogen von Ohne Dollar keinen Sarg, der nie so wirklich nach oben ausreißen will. Die Geschichte ist so schon recht interessant, schafft es allerdings nicht, dass der Funke richtig überspringen will. Der eher auf zünftige Action stehende Westernfreund schaut hier ohnehin in die Röhre, bis auf ein/zwei Szenen neben dem Finale gibt es so gut wie keine Schießereien zu begutachten. Das brutale Herrschen auf dem Gut nach dem Eintreffen von Joses Helfern ist simpel ausgedrückt allerdings auch nicht von schlechten Eltern. Gerade Chilson wird so manches Mal sehr übel mitgespielt. Der Film ist eher also ein psychisches wie teils auch physisches Duell zwischen Jäger und Gejagtem mit dramatischen Untertönen. Mit gemächlichem Tempo schildert er auch, wie sich die Verhältnisse zwischen den Hofbewohnern und dem Banditen-Obermufti langsam ändern und sich leichte Rebellion in deren Reihen gegen diesen bildet. Regisseur Martin gelingen so wirklich interessante Ansätze, allerdings schafft er es nicht, auch in den dialoglastigeren Szenen, den Zuschauer wirklich mitzureißen. Es bleibt eine gewisse Distanz da, auch wohl deswegen, dass wie beschrieben Protagonist Chilson irgendwo immer auch ein Unsympath bleibt. Nur zum Ende hin wendet sich langsam das Blatt und man fühlt etwas mehr mit ihm mit. Doch hier ist es leider schon etwas zu spät und kann den Film auch nicht mehr retten. Etwas mehr Pepp hätte da gut getan.

Potenzial hat der Film auch auf technischer Seite. Hinter der Kamera stand Enzo Barboni, der unter dem Pseudonym E. B. Clucher bei so einigen Terence Hill/Bud Spencer-Streifen auf dem Regiestuhl saß. Schon gleich zu Beginn zeigt uns Barboni, dass er auch ein durchaus fähiger Kameramann war. Die Kameraarbeit zeichnet sich hier durch einige gute, extreme Nahaufnahmen aus, die durch ihre Positionierung allerdings immer noch einiges an Dynamik und Plastizität mit sich bringt. So bietet Ohne Dollar keinen Sarg immerhin wirklich noch einige tolle Bilder. Dabei muss man sagen, dass auch hier das Niveau nicht komplett gehalten werden kann. Einige schöne Einstellungen und tolle Bilder zum Trotz pendelt man sich auch hier zum größten Teil auf (über-)durchschnittlicher Qualität ein. Gerade der etwas holprige und unrhythmische Schnitt ist es, der dem Film keinen großen Gefallen tut. Dieser trübt dann schon so manches Mal die Freude über so einige gelungene Einstellungen. Dafür kann allerdings Stelvio Cipriani mit einem recht gefälligen Score überzeugen. Zwar auch nicht seine beste Arbeit, aber keine große Qual für die Ohren, wenn man möchte. Das wiederkehrende Titelthema erweist sich dabei sogar als klitzekleiner Ohrwurm.

Möge man nun eine bekannte Redewendung als Urteil über Martins Werk bemühen, so kann man sagen, dass dieses weder Fisch noch Fleisch ist. Gerade das Spiel von Milian kann den Film vor dem Versinken in das teils undurchschaubare Italowestern-Mittelmaß noch etwas retten, allerdings die wohl von der heißen Wüstensonne geräderte Dynamik bleibt hier auf der Strecke und kriecht - um beim Genre und dessen Metaphorik zu bleiben - kraftlos im Staube. Hin und wieder bäumt sie sich auf, schafft es allerdings nicht, sich komplett wieder aufzuraffen. Schade möge man sagen, denn mit etwas mehr Finesse bei Eugenio Martin wäre hier noch etwas mehr drin gewesen. Da kommt auch das Finale dann etwas urplötzlich daher, obwohl man die Entwicklung natürlich - trotz gut gemeinter Ideen bleibt die Geschichte eben auch doch etwas vorhersehbar - zwischen Gomez, Chilson und Jean in manchen Teilen doch recht ansprechend umgesetzt hat. Potenzial ist vorhanden, man sollte auch durchaus mal einen kleinen oder sogar größeren Blick riskieren. Trotzdem bleibt der Film allerdings eher ein überdurchschnittlicher Italowestern, der einzig und allein von Milian und seinen teils schönen Einstellungen gerettet wird. Denn so manche tolle Idee in der Geschichte bleibt, gerade auch bei einigen Hintergründen der Nebenfiguren, leider auf der Strecke.
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