Sensibel, subtil, clever geschrieben, mit schauspielerischen Feinheiten gespickt und auf den Punkt inszeniert. All das ist Umberto Lenzis Großangriff der Zombies mit Sicherheit nicht und trotzdem hatte und habe ich über all die Jahre, in denen ich den Film kenne, mit diesem immer den größten Spaß. Nicht mal durchaus vorhandene unfreiwillig komische Elemente oder sein Trash-Appeal sind es, die ihn zu dieser vergnüglichen wie kurzweiligen Horrorsause werden lassen, die mich von Minute zu Minute mehr feiern lassen. Die Unzulänglichkeiten in Lenzis Regiestil, der wie in seinen schmissigen Poliziotteschi, welche er in den 70ern schuf, beweist, dass er mit wenigen Ausnahmen eher der Mann für gröbere Filmerlebnisse war und einen aktionsbetonten Stil pflegte, lassen hier jubilieren.
Wie in seinen Bullenfilmen, zerfasert Großangriff der Zombies zu einer episodischen Schlachtplatte, deren dünner Storyfaden mehr von etwas nackter Haut und schmoddrigen Splatter-Effekten zusammengehalten wird. Aufhänger dafür ist die mit den beginnenden 80er Jahren aufkommende Sorge über die negativen Auswirkungen der Atomkraft. Lange vor der Katastrophe von Tschernobyl, aber nicht mal ein Jahr nach dem Reaktorunfall im amerikanischen Kernkraftwerk Three Mile Island schwebte Lenzi eine warnende Geschichte vor deren Gefahren vor. Während der Originaltitel wörtlich übersetzt vom Alptraum in der Stadt der Verseuchten spricht, machte der deutsche Verleih bei der damals immer größer über die Leinwand schwappenden Untotenwelle einen Zombie-Großangriff daraus. Dies beweist, dass der gemeine Deutsche selbst bei schnöden Horrorfilmen ein Talent dafür hat, ansatzweise grüne Themen zu ignorieren.
Eine Gaswolke entweicht aus einem Atomforschungszentrum und der beim Fernsehsender BWC angestellte Journalist Dean Miller soll aus diesem Grund ein Interview mit einem Experten des Instituts führen. Als Miller mit seinem Kameramann am Flughafen ankommt, auf dem besagter Doktor ankommen soll, landet dort außerplanmäßig eine Militärmaschine. Da im Tower zu dieser kein Kontakt aufgenommen werden konnte, umstellen Flughafenpolizei und Militär den Jumbo, aus dem durch die Gaswolke kontaminierte Menschen steigen und auf dem Rollfeld ein Massaker anrichten. Die aggressiven und mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Infizierten überrollen minutiös die namenlose Stadt, in der deren Bewohner ums nackte Überleben kämpfen und Miller versucht, seine im Krankenhaus arbeitende Frau aus diesem zu holen. Auf der anderen Seite versucht das Militär unter Führung von General Murchison, der Lage Herr zu werden.
Lenzis actionbetonte Herangehensweise an den Stoff und ein hohes Tempo sorgen dafür, dass kaum Leerlauf entsteht. Die Exposition wird in unter zehn Minuten abgehandelt, um dann dem verzückten Zuschauer die bewaffneten Atom-Aggressoren in unterschiedlichen Szenerien zu präsentieren, während dazwischen Murchison und sein Major Warren Holmes gegen die steigende Bedrohung ankämpfen. Bei allem Mumpitz, was dabei verzapft wird - natürlich verlieren weibliche Opfer der Kontaminierten ihre Kleidung, unter der sie ausnahmslos nackt sind, logisches Handeln der Figuren ist Mangelware und sorgt für einige seltsame Entscheidungen und bringt liebenswertem Quatsch mit sich, wie der Erklärung, dass alle Infizierten immer Blut trinken müssen, damit ihr Organismus dieses ständig erneuert aber teils zu langsam dabei ist - punktet Lenzi mit seinem Gespür, wann das Tempo leicht gedrosselt und wann es wieder angezogen werden muss. Quasi nebenbei dokumentiert er den Zerfall der gesellschaftlichen Ordnung im Angesicht der allgegenwärtigen Bedrohung, was für mich Großangriff der Zombies immer etwas in die Nähe des Katastrophenfilms rücken lässt.
So apokalyptisch und dystopisch wie eventuell beabsichtigt, wird der Film leider nicht. Gegen Ende geht ihm doch etwas die Puste aus und auch wenn einige bekannte Gesichter - darunter Mel Ferrer, Tom Felleghy, Francisco Rabal, Laura Trotter, Eduardo Fajardo und allen voran Mexikos bekanntester schauspielender Nicht-Schauspieler Hugo Stiglitz als Dean Miller - den Spaß mit ihrer Präsenz abrunden, merkt man dem Werk seinen Fokus auf eher simpel ausgearbeitete und ausgewälzte Schauwert-Szenerien an. Aber: Umberto Lenzi walzt sich ohne Rücksicht auf Verluste in die Herzen der Zuschauer. So käsig wie Großangriff der Zombies manchmal sein mag: eben dieser Umstand macht ihn zu einem liebenswerten Quatsch, der schon mit sich allein im stillen Kämmerlein des Eurohorror-Liebhabers zu einer dollen Party-Sause mutiert. Die sich gegen Ende in der Nähe einer Auflösungsstimmung befindlichen Tonalität des Films und seine mit grober Kelle vorgetragene Wissenschaftskritik schaffen es dazu, zumindest einen kurzen Moment der Nachdenklichkeit zu erschaffen. Es ist objektiv kein toller, kein perfekter, aber ein unterhaltsamer früher Italo-Gore-Exzess mit einem urigen End-Twist, der ihm zumindest einen kleinen Legenden-Status schenkt.
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