Natürlich ist es nach Jahren oder Jahrzehnten des Buckelns schön, die Früchte seiner harten Arbeit zu ernten. Trotz aller Entbehrungen und des Aufopferns können diese nach all der langen Zeit magerer ausfallen als erhofft. Wenn es richtig schlecht kommt, bleibt der Mammon aus und es hagelt nur anerkennendes Hände drücken oder heuchlerischer Applaus vom Balkon aus. Während in der Realität faule oder waghalsige Gestalten ihre kriminelle Energie abrufen, um schnell zu Geld, Ruhm oder was auch immer zu gelangen, versucht der Mensch in Erzählungen wie dem Märchen "Aladin und die Wunderlampe" oder ähnlichen Geschichten mittels mächtiger Geistwesen, die jeden Wunsch erfüllen können, ihr Begier einzufordern. Die negativen Seiten der verlockenden Aussicht, dass alle Sehnsüchte in Windeseile befriedigt werden können, zeigte uns 1997 der Horrorfilm Wishmaster, welcher schon mit seiner Tagline gemahnte: Be careful what you wish for.
Zehn Jahre zuvor versuchte die kleine, in Texas entstandene Indie-Produktion Klauen des Todes einen weniger gut gelaunten Dschinn in der Horrorwelt auszusetzen. Bis der auf der Bildfläche des Films erscheint, vergeht viel Zeit und man beobachtet zunächst drei Rednecks beim Bruch in eine alte Villa mit einer noch viel älteren Hausbesitzerin, der man eine orientalische Lampe abknüpft, bevor sie vom psychopathisch veranlagten Kopf des Trios in die Arme des Sensenmanns gestoßen wird. Eine unsichtbare Macht, die von der Lampe auszugehen scheint, schickt die drei Rüpel postwendend hinterher und die Story zieht zur Schülerin Alex weiter, die Stress mit ihrem Ex-Freund hat, weil sie diesen für einen anderen sitzen gelassen hat. Zur Ablenkung will sie mit ihrer Clique sich nach einer Schulexkursion in dem besuchten Museum einschließen, in dem ihr Vater als Kurator arbeitet. In diesem ist auch die Öllampe gelandet, deren innewohnende Macht von Alex Besitz ergreift und dem nächtlichen Abenteuer der Jugendlichen eine gefährliche Note verleiht.
Ist in Robert Kurtzmans Saga um einen übellaunigen Flaschengeist eben jener Fokus der Geschichte macht bei Klauen des Todes unter anderem der narrative Aufbau schnell klar, warum diesem nicht nur allein wegen seiner (in Deutschland) schlechten Verfügbarkeit weniger Beachtung vom Horrorfan geschenkt wird. Der Film verplempert sein Potenzial, eine originelle Idee spannend umzusetzen, wenn nach seinem atmosphärischen Einstieg ein großer Teil der Laufzeit damit verschwendet wird, die Exposition festzusetzen. Das aus allen Ecken und Enden triefende 80er-Highschool-Movie-Feeling steht dem Horroraspekt des Films im Weg und lässt die Geschichte im Leerlauf fahren. Man sollte ein generelles Faible für Produktionen aus dem kultisch verehrten Jahrzehnt mitbringen, um den Film komplett durchstehen zu können. Gelangt dieser an den Punkt, an dem der Horror einsetzt, verkommt der auch als The Outing (Originaltitel) oder The Lamp (Alternativtitel, unter dem er vor kurzem auch von Vinegar Syndrome in den USA nochmal auf Blu Ray aufgelegt wurde) zu einer mauen Abfolge verschiedener, durchaus kreativen Todesszenerien.
Der umständlich wie verschlafene Aufbau der Story hat zur Folge, dass diese keinen großen Impact besitzen und trotz der guten Effektarbeit wirkungslos verpuffen. Man lächelt die netten Ideen weg und bedauert viel mehr, wie der Film seine zur damaligen Zeit recht frische Idee größtenteils uninspiriert umsetzt. Hin und wieder punktet Klauen des Todes mit guten Kameraeinfällen oder einer fast argentoesken Ausleuchtung, bevor an der nächsten Ecke die Belanglosigkeit lauert und zuschlägt. Manchen wenigen - mich eingeschlossen - mag der Gesamteindruck des Films dennoch gefallen: er ist eben unübersehbar ein Kind der 80er und für Horror aus dieser Zeit habe ich irgendwo in meinem Herz immer ein kleines Fleckchen frei. Auch dann, wenn es sich wie hier um einen mehrheitlich leider durchschnittlichen Horrorfilm handelt, der viel zu wenig aus seinen Einfällen herausholt, obwohl die Idee zu dieser Geschichte laut Produzent Warren Chaney lange vor der tatsächlichen Umsetzung existierte. Gut ausgereizt wurde diese bedauerlicherweise nicht, da man sich lieber auf bekannte Rezepturen aus der 80er-Horror-Küche verließ.
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