Donnerstag, 21. April 2022

Der Fluch des blutigen Schatzes (AKA Scalps)

Als Filmfreund ohne Berührungsängste, nach dem persönlichen Credo "Wer Arthouse sagt, muss auch Z-Grade sagen" lebend, springe ich in den Niederungen der Filmgeschichte von Trash-Level zu Trash-Level bis mein Endboss kommt. Ich finde es auf eine gewisse Weise immer überraschend, dass dieser bei mir auf den Namen Fred Olen Ray hört, wo es gefühlt Menschen gibt, die weniger Regietalent besitzen als der Amerikaner. Sympathisch an ihm finde ich seit jeher, dass er sich in Interviews nicht verbiegt und seine Schöpfungen niemals als große Kunst oder dergleichen verkaufen will. Ganz bewusst spricht er meist von billigen, eilig abgedrehten Filmwerken, während der Drehs am Rande der Budgetgrenze darbend häufig mit Problemen kämpfend. Seine Anekdoten sind oftmals interessanter als die Endergebnisse selbst, welche entweder schlicht und ergreifend einfallslos runtergedreht wirken oder mit störendem, schalen Humor aufgepeppt bzw. gleich mit dämlichen Witzchen um sich werfende Komödien sind.

Der Fluch des blutigen Schatzes fällt eindeutig in die erste Kategorie. Grob umschrieben schuf Olen Ray einen schalen Slasher mit übernatürlichem Beiwerk, der von einer Studentengruppe handelt, die entgegen eines Verbots der örtlichen Behörden und der für solche Filme unumstößlichen Warnung, hier von einem gebrechlichen Ureinwohner, auf altem Stammesterritorium auf Geheiß ihres Professors Relikte sammeln und katalogisieren sollen. Dort angekommen, fährt der Geist des zu Lebzeiten mit schwarzer Magie hantierenden Indigenen Black Hawk in einen der Archäologen-Anwärter, was zu einem Wochenende mit Mord und Totschlag führt. Die steinige, öde Landschaft, welche als Kulisse auserkoren wurde, steht repräsentativ für das Filmerlebnis des Zuschauers. Uneben und plump in der Narrative, verlangt Scalps uneingeschränkte Geduld von seinem Publikum, bis der bis dahin als unheilvolle Vision zwischengeschnittene Geist zur Tat schreiten darf.

Olen Ray verplempert scheinbar lieber die wertvolle Zeit mit bewährten Genre-Formeln, schafft es allerdings nur bedingt, Interesse an seiner Story zu wecken. Am Foreshadowing, welches in den zwischengeschnittenen, "visionären" Szenen bei Zuschauern mit wachem Auge leider das Finale spoilert, trägt der Regisseur keine Schuld. Seiner Aussage nach wurde ihm der finale Schnitt entzogen und der Verleih entschied letztendlich, dass diese Szenen dem Werk angeblich mehr Spannung schenken sollten. Mehr beschränkt man sich auf amateurhafte Weise darauf, die theoretisch verstandenen Funktionen des Horrorgenres praktisch gänzlich unpersönlich in den Plot einzubauen und schmückt diesen gleichzeitig mit Füllseln aus. Am Wendepunkt angelangt, werden dann die zur Entstehungszeit bereits etablierten Standards abgespult ohne beim Zuschauer größeres Interesse zu wecken. Bis zu den rettenden Credits ist Scalps ein dröger Slasher ohne inhaltliche Besonderheiten.

Bedingt konnte der Film bei mir persönlich dadurch punkten, dass durch sein stark grobkörniges Bild, gedreht wurde auf 16mm-Material, welches für eine Kinoauswertung auf 35mm aufgeblasen wurde, dem ganzen Werk zusammen mit dem Synthie-Soundtrack eine leicht alptraumhafte Atmosphäre geschenkt wird. Alles scheint immer etwas unwirklich, wie ein längerer, derber Traum der jemanden Nächtens mit seiner Bilderflut malträtiert. Mit der ungeschlachten Umsetzung ist Olen Rays dritter Film ein Hinweis darauf, wohin die Reise für diesen in den nächsten Jahren gehen sollte: in eine ständig laufende Produktionsmaschinerie mit hohem Output, in dem die meisten Werke billig wie eilig abgedreht wurden, damit der Rachen der Videothekengänger gestopft werden konnte. Meist liebloser Fraß mit komischem Nachgeschmack, zusammengemantscht von jemanden, der die Theorie gut beherrscht und das Genre nachvollziehbar mag, in der Praxis aber leider scheitert. Quasi wie Eli Roth, nur dass der nicht so viel dreht. Eine persönliche Note schmeckt man selten; beim Fluch des blutigen Schatzes blitzt diese zumindest schwach auf, bevor er sich in Monotonie auflöst.
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