Zipperface ist einer jener schmucklosen Filme, der sicherlich zeit seines Bestehens einige enttäuschte Gesichter zurückgelassen hat. Der weithin als Sado-Maso-Slasher vermarktete Film ist allerdings mehr dem erotisch "aufgeheizten" Cop-Thriller zuzuordnen, der zwar versucht, Versatzstücke des Horrorfilms einzuflechten, aber mit einem weit von der Übermacht eines Vorzeige-Schlitzers á la Michael oder Jason entfernten, komplett in Leder-Nieten-Montur gehüllten Dämlacks punkten kann. Der mordet versehentlich bei einer Session mit zwei von ihm gebuchten Prostituierten deren als Schauspielerin arbeitende Begleitung, die sich von ihren Freundinnen überreden ließ, sich damit noch ein paar Kröten dazu zu verdienen. Verstört von dem Gesehenen, überlegt es sich diese anders und wird beim Versuch, die Szenerie zu verlassen, umgebracht. Da keine Zeugen gewünscht sind, ist dies der Anfang einer Mordserie, die schnell ein Ärgernis der sich im Wahlkampf befindlichen Bürgermeisterin wird und von ihrem Polizeichef eine schnelle Aufklärung des Falls fordert. Dieser setzt die just beförderte Polizistin Lisa Ryder und den Alt-Cop Harry Shine darauf an, den Mörder zu stellen. Der ist dem Polizisten-Duo immer eine Nasenlänge voraus und um die Sache noch komplizierter zu machen, fängt Lisa eine Affäre mit dem verdächtigen Fotografen Michael Walker an.
Das, was Zipperface seinem Publikum bietet, kennt dieses bereits aus unzähligen anderen (B-)Filmen. Der Unterschied ist, dass diese Vorbilder dies überwiegend weitaus ansehnlicher und unterhaltsamer dargeboten haben. Auf 16 mm gedreht, dann auf Video geschnitten und für den Videomarkt in "feinstes" Vollbild gequetscht, erzählt der Film seine Geschichte in hässlichen Bildern so unoriginell, dass das Interesse selbst durch die dargebotenen Schauwerte schwer aufrecht gehalten werden kann. Exploitative, misogyne Momente versucht der Streifen mit einem Pseudo-Female Gaze zu kaschieren, in dem er eine toughe Heldin präsentiert und der Antagonist absurd oft ein weibliches Knie in seine Weichteile gerammt bekommt. Das ist höchstens kurios, während das Buch ungelenk um seine Murder Mystery drumherum erzählt und inmitten der Langeweile unerschütterlich aufmerksamen Menschen die Identität des Mörders durch die Darstellung einer Nebenfigur relativ schnell verrät. Regisseur Mansour Pourmand fehlt es an handwerklichen Können und Gespür und die sleazigen Momente, die Zipperface verspürt, retten - man kann es erahnen - genau nichts. Allerdings ist es ein Film, den man mit gewisser Faszination beim Scheitern zuschauen kann.
Ebenso kurios mutet das Marketing des deutschen Verleihs an, welches den Film in naher Zukunft auf Blu Ray in HD präsentiert. Da wird das Wort Kult selbstverständlich noch überstrapazierter als es schon ist; für mehr auf Verpackung als auf Inhalte schauende Sammler gibt es ein wattiertes Mediabook samt schrecklicher, nach Ralf Krause riechender Kollage als Covermotiv. Am spannendsten dürfte in Zusammenhang mit dieser VÖ und auf die Gesamtwirkung des Films blickend die Qualität des Materials sein. Laut dem ehemaligen Vinegar Syndrome-Partnerlabel Culture Shock Releasing, welches den Film vor einigen Jahren in den USA auf DVD auswertete, gilt das Material entweder als verloren oder zerstört. Laut einer Mitteilung des deutschen Verleihs auf Facebook hat man eine neue Quelle aufgetan. Bleibt abzuwarten, ob dies dann tatsächlich etwas ansehnlicher ist oder ob vielleicht Vinegar Syndrome über sein eigenes Sublabel Degausser Video - hierüber werden jüngst auch SOV- oder auf Film gedrehte, aber auf Video geschnittene Werke veröffentlicht - deutschen Nischenfilm-Anbietern mal wieder zeigt, wie das mit dem Abtasten und Bearbeiten richtig geht.
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