Freitag, 17. Mai 2024

Thanksgiving

Seine merkliche Liebe zum Genrefilm und die glühende Leidenschaft dafür möchte man Eli Roth nicht absprechen. Für seine Berufung als Filmschaffender ist das idealer Antrieb und Inspiration. Nur ist die beim Amerikaner ebenso spürbar nie vollständig vollzogene Separierung aus Fan sein und professionellem Filmemacher dessen große Schwäche. Häufig fühlen sich seine Werke wie großzügig budgetierte Fanfilme an, die von jemandem mit großen theoretischen Wissen gedreht werden, dem es im praktischen Bereich deutlich an Feinschliff fehlt. Roths Kino der Zitate zeugt meist mehr von seinem Wissen über die Genres, weniger von seinem Können als Regisseur. Auch sein aktueller Holiday-Slasher Thanksgiving steht in dieser Tradition. Der nach Machete und Hobo With A Shotgun dritte Film, der es aus dem Faketrailer-Zwischenspiel des Grindhouse-Double Features von Tarantinos Death Proof und Rodriguez Planet Terror heraus zum Langfilm geschafft hat, ist mit Anspielungen gespickt, die von recht profanen Versatzstücken des Subgenres zusammengehalten werden. Allein der Beginn, der die sich während der Öffnung eines Kaufhauses in der Kleinstadt Plymouth, Massachusetts am Black Friday ereignende Tragödie, welche gleichzeitig Aufhänger für den später durch den Film wütenden Killer ist, erinnert frappant an die Einstiegssequenz des Weihnachtshorrorfilms Krampus.

Ein Jahr nach der Katastrophe sind die Opfer nicht vergessen, dennoch heißt es für Ladenbesitzer Thomas Wright business as usual. Proteste, die dafür skandieren, dass sein Laden über die Zeit der Feiertage geschlossen bleiben soll, bleiben ungehört. Daraufhin beginnt ein als Pilgervater John Carver maskierter Mörder, die am Unglück Schuldigen - darunter rücksichtslose Sparwütige, Verkaufspersonal und die Clique von Wrights Tochter - mit allerlei Mordwerkzeug nachzustellen und umzubringen. In jenen Momenten, in denen Roth eine ungezügelte Blutrünstigkeit zur Schau tragen darf, funktioniert Thanksgiving am Besten. Fernab von diesen scheint Roth in ein Korsett gezwungen zu sein, welches verlangt, dass eben irgendeine Story erzählt werden muss, bevor man zur wahren Daseinsberechtigung des Films gelangt. Auch dieser Streifen wirkt größtenteils, als würde uns Roth viel lieber die ganze Zeit zeigen wollen, was er alles kennt und schätzt, um es dann in sein "eigenes" Werk zu packen. Durch die vielen Anspielungen und Referenzen, bei denen Roth auch Vertreter des Subgenres aus der letzten Reihe, wie beispielsweise Todesparty II, mit einbezieht, fehlt es wie vielen Filmen von Roth auch Thanksgiving an einer persönlichen Note. Es reicht eben nicht, nur die anderen Nerds zum Applaudieren zu bringen, weil diese fast alles, worauf man referenziert, erkennen. Roth fehlt es leider weiter an Gespür für Spannung und erzählerischem Können zwischen den gorigen Moneyshots. Weiter trübt der hässliche digitale Look des Films den Gesamteindruck, welcher leider nie groß Atmosphäre aufkommen lässt. Routiniert, aber weit weg von Raffinesse, gewinnt abermals der Fanboy in Roth und bettet die wenigen, guten Momente in einen Reich an Zitaten und mit diesen überbevölkerten Durchschnitts-Slasher. Mit etwas mehr eigenen Ideen könnte Roth vielleicht doch mal - irgendwann - einen komplett brauchbaren Film schaffen.
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