Montag, 18. Januar 2016

Riddick - Chroniken eines Kriegers

Schaut man sich den 2004 in die Kinos gekommenen Film heutzutage an, bekommt ausgerechnet diese Science-Fiction/Action-Melange einen bitteren Beigeschmack. Ein kriegerisches Volk zieht durch das All und unterjocht andere Planeten. Ihre Absicht: ihren ihrer Ansicht nach einzig wahren Glauben zu verbreiten. Die eroberten Planeten werden in Schutt und Asche gelegt und auch so hinterlassen, wenn man weiter zieht und seinen Glauben erfolgreich den Bewohnern der Himmelskörper aufgezwungen hat.

Necromonger nennt sich dieses Volk, welches zu Beginn von Riddick den Planeten New Mecca - auch Helion Prime genannt - bedroht. Ein weiser Geistlicher setzt ein Kopfgeld auf einen alten Bekannten aus, um diesen zu sich zu holen und davon zu überzeugen, gegen die Bedrohung zu kämpfen. Riddick, der immer noch vogelfreie Verbrecher, dem immer Kopfgeldjäger am Hals kleben hat. Der wortkarge Glatzkopf nimmt, nachdem er die Invasion der Necromonger hautnah miterlebt, den Kampf gegen diese und deren Befehlshaber Lord Marshal auf.

Was folgt, ist eine temporeiche Geschichte, die selbstredend hier noch mehr als in Pitch Black um den von Vin Diesel dargestellten Antihelden kreist. Zur Fortsetzung wird am Anfang eine Brücke geschlagen, wenn wir Keith David als Imam erleben dürfen. Im späteren Verlauf gibt es ein Wiedersehen mit der zur Frau gereiften Jack, die sich hier nun mittlerweile Kyra nennt. Dies sind die einzigen zwei Bezüge zum Vorgänger. Viel mehr geht es Regisseur Twohy darum, dem Kosmos um den geheimnisvollen Kriminellen mehr Raum zu verschaffen, ihn auszuweiten und mit dieser neuen Geschichte zu erweitern. Man erfährt mehr über den Mann und seinen Hintergrund, ohne das ihm gleich ein lückenloser Lebenslauf verpasst wurde.

Es geht primär auch mehr um die Action und Riddicks Kampf gegen die Necromonger; eine Nebenhandlung lässt ihn zwischenzeitlich gegen Kopfgeldjäger antreten und vom Gefängnisplaneten Crematoria entkommen. Auch wenn das Drehbuch versucht, diese Sequenz für den Verlauf der Hauptstory mit der Tatsache, dass Jack bzw. Kyra dort einsitzt und Riddick sie dort rausholen will zu rechtfertigen, fühlt sie sich wie ein kleiner Fremdkörper an. Das Tempo des Films wird hier stark runtergefahren und auch wenn der  dreckige Look sehr gut herausgearbeitet wurde, mag es nicht hundertprozentig passen.

Auf Crematoria dreht Twohy einen Handlungsaspekt von Pitch Black einfach um, verknüpft die dort spielende Szenerie dafür ganz gut wieder mit der Hauptstory. Was man ihm und seinem Buch (hier und für manch andere Stellen) anlasten muss, ist eine starke Sprunghaftigkeit der Handlung. Bei aller Action und (schön anzuschauendem) optischem Pomp sind manche Handlungen und Szenenwechsel/-sprünge einfach zu plötzlich. Der recht gute Gesamteindruck des Films wird nur gering geschmälert. Selbst die Tatsache, dass Riddick bei näherer Betrachtung viele Versatzstücke anderer Werke aufweist, nicht.

Star Wars mit seinem Imperator Darth Vader fällt einem natürlich ein, wobei die Darstellung der Necromonger noch mehr an David Lynchs Dune erinnert. Die geistige Umerziehung zu einem Necromonger selbst, könnte man mit den aus Star Trek bekannten Borg und deren Assimilierung gleichsetzen. Bei der Crematoria-Sequenz fühlt man sich an Stuart Gordons Fortress erinnert. Riddick ist allerdings keine reine Plagiats-Show; der Film bleibt eigenständig genug.

Anlasten könnte man Twohy für seinen zu Unrecht im Kino untergegangenen Film, dass bei all der Action, auf die Riddick vordergründig aus ist, man einen interessanten kritischen Ansatz nur ankratzt. Der interessanterweise stark an eine mittelalterliche, orientalische Stadt erinnernde Planet New Mecca wird nach Landung und Angriff der Necromonger von einem Bewohner als offener, freier Ort mit vielen Religionen beschrieben. Die Invasoren selbst erinnern - nach den jüngsten Weltgeschehnissen - an eine Weltraum-Version von Al Kaida oder (jüngst) des IS. Anderen Glauben lässt das kriegerische Volk nicht zu, wer sich ihnen nicht beugt muss mit dem Tod rechnen.

Die Vorlage um "im Vorbeigehen" auch mit kriegerischem Aufzwingen einer Religion ins Gericht zu gehen, wird nicht groß genutzt. Selbst die kritische Auseinandersetzung mit Religionen nicht. Eventuell ist aber die Art, wie die Necromonger ihren Glauben in Andersgläubige implizieren, ein kleines Statement des Regisseurs. Erinnert dies doch an eine Art Gehirnwäsche. Die kreuzzüglerischen Necromonger werden so einfach als eine bedrohliche, böse Macht dargestellt. Dafür bleibt Riddick trotzdem ein solider bis guter Science-Fiction-Actioner.




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