Wenn ich nach meinen persönlichen Einstellungen und Ansichten auf Bereiche des Lebens und der Gesellschaft gehe, ist für mich das Wort konservativ eher negativ behaftet. Konträr dazu, bewege ich mich subkulturell in der eher konservativ geprägten Heavy Metal-Szene und auch so manche Horrornase bzw. das, was man Szene nennen möchte, ist nicht unbedingt für ihre Weltoffenheit bekannt. Noch weiter auf mich selbst bezogen, stelle ich mit jedem Jahr, das ich älter werde, fest, dass der nostalgisch geprägte Blick auf das, was als "gute alte Zeit" dargestellt wird, immer interessanter wird. In manchen Dingen mag ich es altmodisch; womöglich als Gegenpol zum sich ständig wandelnden bzw. weiterentwickelten Rest der Welt. Bezogen auf seinen Ansatz im Umgang mit dem Genre und dem klassischen Mysteryplot, welchen der Film erzählt, müsste Der Leichenwagen demnach voll mein Ding sein.
Während die ersten frühen Slasher häufiger auf der vordersten Plätzen des Box Office landeten und die Splatterwelle dem Horrorfilm einen zweiten oder dritten Frühling bescherte, verwehrt sich der 1980 entstandene Film gänzlich diesen Einflüssen. Auf alteinher gebrachte Weise lässt er seine Protagonistin Jane Hardy die Schrecken des verlassenen Hauses ihrer verstorbenen Tante erleben, in welches sie nach einer hässlichen Scheidung, zunächst für einen Sommer geplant, einzieht. Was es mit dem Spuk auf sich hat und wieso sie gleichzeitig von den Einwohnern der kleinen Ortschaft gemieden wird, entfaltet sich in gediegenem Tempo. Zunächst fokussiert sich die Geschichte auf die von Trish Van Devere dargestellte Jane, eine im Vergleich zum restlichen Film angenehm modern dargestellte Frau, die sich gegen skeptischen Argwohn und Furcht der Bewohner sowie ziemlich misogyne Kerle behaupten muss.
Unterstützung und Halt findet sie im Sohn des Lebensmittelhändlers sowie dem hübschen wie mysteriösen Tom Sullivan, der ihr recht schnell Avancen macht. Weiter macht ihr der meist aus dem Nichts auftauchen zu scheinende, titelgebende Leichenwagen, das Leben schwer. Seit ihrer Ankunft in der kleinen Ortschaft kreuzen dieser und sein stummer Fahrer Janes Wege und bringen ihre angeschlagene Psyche ins Wanken. Ob tatsächlich übernatürliche Erscheinung oder von der ablehnenden Ortsgemeinschaft angefachter Terror, der zu paranoiden Vorstellungen führt, soll im Storykonstrukt lange offen bleiben, aber relativ zügig erahnen, wohin die Reise geht. Der Leichenwagen ist klassischer Stoff, der negativ betrachtet schon zur Zeit seiner Entstehung hoffnungslos veraltet wirkte.
Auf der Haben-Seite ist seine dichte Atmosphäre hervorzuheben. Auf der Schwelle in ein neues Jahrzehnt befindlich, ist der Film noch mehr in den 70ern verortet und besitzt die Ausstrahlung von in dieser Zeit entstandenen US-TV-Produktionen. Das ländlich-gemütliche Flair des Spielorts wird gut einfangen und alles fühlt sich angenehm vertraut an. Der Leichenwagen lebt mehr von dieser Stimmung als von akzentuiert eingesetzten Gruselszenen, die zwar präsent sind, aber wenig bis kaum Wirkung besitzen. Dagegen kommen die beherzten Darstellungen des Casts - allen voran Trish Van Devere - nicht an. Der Leichenwagen fühlt sich zu konservativ in seiner Gesamtheit an, um als reiner Horrorfilm komplett zu überzeugen. Regisseur George Bowers geht das Genre zu handwerklich an und lässt Subtilität vermissen, die dem Film gut getan hätte. Dann hätte der Film als leichte Grusel-Mystery mit Tragödiemaneil im Gesamteindruck noch ein Stück besser funktioniert.
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