Wenn ich beim Gedanken an Viking Vengeance angestrengt schnaufe, hat dies weniger etwas mit dem Film, sondern mehr mit seinem vom deutschen Verleih verpasst bekommenen Titel zu tun. Wenn dem Durchschnittsinteressierten nicht durch einen Untertitel ein prägnanter Punkt der Handlung angepriesen wird, muss man sich seit Jahren durch generischen Einheitskram oder einen weit hergeholten Titel, der sich auf bekannte Vorbilder bezieht oder beim Käufer im Kopf eine Verknüpfung dazu erstellen lässt, kämpfen. Mit durch Serien wie Vikings oder The Last Kingdom populär gewordenen Wikingern können auch Jochen und Annette etwas anfangen und obwohl es hier nicht im geringsten um die räuberischen Nordmänner geht, schusterte man für den im Original viel passenderen The Head Hunter benannten Film irgendwas martialisch klingendes und mit Wikingern verbundenen Verleihtitel zusammen.
Besagter, namenloser Kopfgeldjäger verortet man nicht im frühmittelalterlichen, skandinavischen Raum sondern in einer nicht näher benannten Fantasy-Welt, die von allerlei scheußlichen Monstren bewohnt wird. Tag für Tag ist der Ablauf für den Monster Hunter gleich: zunächst bereitet er seine Waffen und Rüstung für die nächste Jagd vor, bis ein weit entferntes Horn zur nächsten Quest ruft. Kontinuierlich verbringt er so seine Lebenszeit, reiht Kopf an Kopf der erlegten Kreaturen als Trophäe an einer Wand seiner kargen Hütte, einzig darauf bedacht, dass er jenes Monster findet, welches ihm seine Tochter nahm. Was zunächst als dialogarmes, interessantes und trotz geringem Budget ansehnlich ausgestatteter Film beginnt, wandelt sich schnell zu einer repetitiven Angelegenheit. Selbstverständlich trifft der nach Rache dürstende Kämpfer auf besagtes Monster und bietet sich mit diesem einen verbissenen Kampf. Bis man an diesen Punkt gelangt, ist das Grundmaß an Interesse sowie Spannung an Viking Vengeance längst verflogen.
Leider nutzt man die nicht sonderlich komplexe Story mehr dazu, um der Ausstattung, Ausleuchtung und Effektarbeit viel Platz zur Entfaltung zu schenken. Das schaut bei gerade einmal 20.000 Dollar Produktionskosten tatsächlich gut aus, nur fühlt sich der Film bei einer kurzen Laufzeit von gerade einmal 72 Minuten furchtbar lang an. Das, worauf die Handlung abzielt, hätte man knackiger und pointierter in einen Kurzfilm gepackt. Durch seine düstere Stimmung und den um Realismus bemühten Fantasy-Unterbau kann man Viking Vengeance zunächst zwischen eingangs erwähnten Serien oder Game of Thrones verorten. Das stumpfe Vorantreiben der Story mit einem Protagonisten der mit den auftauchenden Kreaturen Hack and Slay betreibt, sich wahrlich durch die Handlung grindet und zwischen den einzelnen Kämpfen mit dem Verbessern von Gesundheit und Ausrüstung beschäftigt ist, lässt dies wie ein verfilmtes Rollenspiel wirken.
Das ist mehr Skyrim und Co. als Vikings und lässt manchmal den Eindruck entstehen, dass man einen in die länge gezogenen Fanfilm schaut. Was aus dem beschränkten Budget gemacht wurde, lässt sich durchaus sehen, nur was an Story auf Papier gezaubert wurde, mag beschränkt im Gaming-Bereich, filmisch jedoch kaum funktionieren. Am Setting hat man sich schnell satt gesehen und so originell die Prämisse des Films erstmal klingt und der von diesem gelebte Minimalismus wirkt, so muss man dem Werk attestieren, dass narrativ noch viel Luft nach oben ist. Um im Gamer-Jargon zu bleiben, sollte Regisseur Jordan Downey seine Skills weiterhin verfeinern und noch einiges an Erfahrungspunkte dazu gewinnen, um das nächste Level zu erreichen. Das er durchaus Atmosphäre erzeugen kann, ist in Viking Vengeance ersichtlich. Nur muss er nun die Welten, die er als nächstes erschafft, mit Leben und mehr Geschichte bevölkern.
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