Dank der Mithilfe amerikanischer Co-Produzenten wie u. a. Roger Corman, ihren dort produzierten Filmen und emsige Regisseure wie Cirio H. Santiago oder Eddie Romero sind die Philippinen auf der cineastischen Weltkarte kein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Der südostasiatische Inselstaat kann dazu auf eine Jahrzehnte alte und somit lange Tradition in der Filmindustrie blicken und trotzdem haftet den Filmen des Landes immer ein gewisser Exotenstatus an. Neben der Tatsache, dass die Produktionen mancher Länder weniger den gewohnten technischen und kulturellen Standards unserer Hemisphären entsprechen und einer diesbezüglich vorhandenen Arroganz, kommt beim westlichen Publikum leider heute noch Verwunderung auf, wenn sie auf Werke aus filmischen Drittweltländern stoßen. Im besten Falle löst das gleichzeitig Neugier und Interesse aus, sich mit diesen Filmen beschäftigen zu wollen. Es muss ca. 1996 gewesen sein, als ein Katalog des altehrwürdigen Videodrom aus Berlin mich das erste Mal mit Werken aus diesen Gefilden konfrontierte.
Was dort natürlich verkaufsfördernd beschrieben wurde, ließ meine jugendliche Fantasie beflügeln, die Neugier wachsen und bei einer meiner wenigen Bestellungen über den Namen meiner Mutter - auf die Volljährigkeit musste ich noch wenige Jahre warten - schaffte es Mad Doctor of Blood Island in meine Videosammlung. Der entpuppte sich als schräg, anders, aber lange nicht so ausufernd wild, wie es sich mein Gorehound-Ich erträumt hatte. Der Wille, die anderen Werke aus dem Blood Island-Zyklus zu ordern, ließ frappant nach und es sollten über 25 Jahre vergehen, bis ich meine filmische Reise auf die Blutinsel fortsetzen sollte. Laut Beschriftung der anfänglich eingeblendeten Karte, war diese bereits bei Terror Is A Man (hier besprochen) Ort der Handlung. Genannt wurde der Name dort nie und es vergingen neun Jahre, bis Blood Island mit Brides of Blood das erste Mal offiziell auf der Leinwand angesteuert wurde.
Darin lernen wir als Zuschauer zusammen mit dem dreiköpfigen Gespann bestehend aus dem Ökologen Henderson, dessen promiskuitiver Frau Carla und dem Friedenskorps-Mitarbeiter Jim Farrell die besondere Flora und Fauna von Blood Island kennen. Mutierte Krabben, lebendig erscheinende Bäume mit ausgeprägter Fummellust und zu guter Letzt ein grüner Unhold, dem die Insel-Bewohner ihre Jungfrauen opfern, um dessen Blutdurst und fleischlichen Gelüste zu stillen sind die unheilige Dreifaltigkeit, die mit Schrecken und Verderb auf dem Eiland wütet. Während Jim die Einheimischen im landwirtschaftlichen Bereich up to date bringen soll und zarte Band mit Alma, der Enkelin von Dorf-Bürgermeister Arcadio, knüpft, lernen die Hendersons den mysteriös erscheinenden Großgrundbesitzer Esteban Powers kennen, welcher seit Ende des zweiten Weltkriegs auf der Insel lebt und seine Frau an die Folgen der in der Nähe der Insel durchgeführten Atomtests verloren hat.
Als hätte das Traumschiff bereits in den ausgehenden 60ern existiert, will der Film den Zuschauer mit seinen exotischen Schauplätzen entzücken und mäandert im gemütlichen Touristen-Schritt, begleitet von ausgedehnten Soundtrack-Eskapaden zwischen anschwellend bedrohlich und vermeintlich folkloristisch, durch die Geschichte. Grob folgt der Plot Mustern des Monsterfilms der 50er Jahre, was nicht nur dem Background über Atomtests und den Folgen der daraus resultierenden radioaktiven Strahlung geschuldet ist. Obgleich fünf Jahre zuvor Herschel Gordon Lewis exzessive Zurschaustellung des roten Lebenssafts im Film salonfähig machte, gibt sich Brides of Blood unentschlossen. Die vorhandenen Gore- und Nacktszenen fallen vergleichsmäßig zahm aus. Es sind einzelne Höhepunkte eines spekulativen Horrorfilms, der seinen konservativen Habitus kaum verbergen kann. Sie erscheinen mehr wie Auflockerungen eines vorrangig ernsthaft ausgelegten, steif vorgetragenen Films. Was zur Befriedigung des Voyeurismus seines Publikums dienen soll, besitzt die Charakteristika eines Kuriositäten-Kabinetts.
Das monströse Melodram der Story ist nicht frei von Kitsch und die Wirkung der Szenen, welche vordergründig schocken sollen, erscheinen mehrheitlich drollig oder amüsant. Dazu kommt, dass Brides of Blood suggeriert, dass ohne den rechtschaffenen, moralisch integren Heilsbringer aus den Vereinigten Staaten - hier in Gestalt des von John Ashley klemmig dargestellten Jim Farrrell - nichts funktioniert. Glücklicherweise will der Film dies seinem Publikum nicht allzu dick aufs Brot schmieren. Mehr ist es eine nervige Randnote eines Films, der um die Ernsthaftigkeit seines inoffiziellen Vorgängers bemüht ist und gleichermaßen versucht, bei den damaligen Entwicklungen im Horrorgenre mitzuhalten. Brides of Blood ist dabei stets bemüht Genre-Moderne und seine Einflüsse aus dem vergangenen Jahrzeht unter einen Hut zu bringen und bietet für Liebhaber des absonderlichen Films einige tolle, obskure Momente. Die aufgesetzte Seriosität, die der Film als Clou ausspielen will, fordert mit dem dabei entstehenden Leerlauf vom Publikum Geduld. Wer bereit ist, diese zu investieren, kann wie ich an der ersten filmischen Reise nach Blood Island durchaus gefallen finden.
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