Heißester "Darknet"-Scheiß in der Welt von Guns Akimbo ist Skizm, ein Death Match zweier Kontrahenten, welche sich auf brutalste Weise bis zum Tod jagen und bekriegen und von einer schnell wachsenden Nutzerschaft verfolgt wird. Aus Langeweile beschließt der frisch von seiner Ex-Freundin Nova verlassene Handy-Game-Entwickler Miles eines Abends die User und Macher im Chat der Webseite zu trollen und zu beleidigen. Letztere stehen anhand seiner ausgelesenen IP-Adresse alsbald vor Miles Tür, nageln ihm zwei automatische Feuerwaffen an jede Hand und küren ihn zum neuesten Gegner der aktuellen Championesse Nix. Zunächst darauf bedacht, sich ohne Kampf aus der Affäre zu ziehen und lieber die Hilfe seiner Verflossenen zu suchen, muss Miles sich widerwillig dem Skizm-Erfinder Riktor beugen, als dieser als Druckmittel Nova entführt. Um diese zu retten, stellt er sich dem Kampf gegen Nix und wird mit seiner unbeholfenen Art bei den Besuchern der Seite ein wahrer Publikumsliebling.
Dies überträgt Guns Akimbo auf den Zuschauer, der für den von Daniel Radcliffe in einer hinreißenden Performance dargestellten, Durchschnitts-Losertypen Miles schnell derartig starke Sympathie entwickelt, dass manche vorhersehbare Entwicklung der vom Film erzählten Geschichte billigend in Kauf genommen wird. Jason Lei Howdens Werk ist so manipulativ, wie das, was er zwischen seinen abertausenden optischen Gimmicks und den breit aufgestellten Over The Edge-Actionszenen aufzeigen will. Die Lust auf Sensationen, das Interesse an der dunklen Seite unseres Daseins, wie Mord und Totschlag, welches man seit Existenz bzw. Ausbreitung des Internets mit wenigen Klicks aufrufen kann, weckt Guns Akimbo einerseits mit cleverem Timing. Die ruhigen Minuten bis zum nächsten Setpiece lassen dem Zuschauer genügend Zeit zum Verschnaufen, bindet ihn mehr an den Protagonisten, um mit diesem das nächste Level zu bestehen. Die Konzeptionierung des Scripts erinnert hier an den Aufbau eines Videospiels.
Andererseits wird der Zuschauer auf die Ebene eines Zuschauers von Skizm gestellt, welche sich mit Miles durch seine zuerst langweilig erscheinende Durchschnittlichkeit immer mehr mit ihm Identifizieren können, wenn sich dieser immer mehr in die Rolle, in die er von Riktor gezwängt wird, einfindet. Der Everymen's and -women's Action Hero ist ein Mann aus der Mitte, bringt das greifbare Leben in die dröhnende Welt des Death Matchs und führt zu Szenen, in denen Guns Akimbo die Heuchelei, Manipulation und das Getrolle innerhalb von Social Media in überdrehter Manier durch den Kakao zieht. Komplett nimmt man das erst wahr, wenn die Credits über die Mattscheibe rollen. Zunächst walzt er mit seiner durchgestylten, ideenreichen und fantastisch fotografierten Action mit Übercoolness-Faktor alles platt, was sich nicht schnell genug vor diesem vollgestopften Film retten kann.
Verständlich, wenn das für manche Semester so gleich und oberflächlich erscheint, wie ähnlich gelagerte Actioner vergangener Jahre. Eine gewisse Affinität für von Ideen und Anspielungen vollgestopfte Filme, die gleichzeitig einer Epoche oder einem Genre ihre Ehre ihre Ehre erweisen - hier das Actionkino der letzten 40 Jahre - muss man schon mitbringen. Guns Akimbo ist der Crank für die Generation Fortnite, ohne den Film mit diesem Vergleich durch den schlechten Ruf des Spiels bzw. seiner Community abwerten zu wollen. Ein rasend schnelle Film-Erlebnis mit gut eingesetztem Humor, starker Performance von Ratcliffe und Samara Weaving als Nix und mitreißender Style over Substance-Action. Das überzeugt selbst solche mittelalte Knochen wie mich, die immer weniger Lust auf vollgestopfte Filme im Dauerfeuermodus, welche die Brücke zwischen zwei Medien wie Games und Film schlagen wollen, haben und vergleichbares wie Hardcore Henry (hier besprochen) zwar gut, aber auch anstrengend fanden.
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