Samstag, 22. Juni 2024
Freitag, 14. Juni 2024
Becky 2 - She's Back
Als Daryll tritt Sean William Scott in Erscheinung, den man wie den im Vorgänger als Gegenspieler präsentierten Kevin James eher aus Komödien kennt. Scott mangelt es leider etwas an Präsenz und Charisma. Auf seine bekannteste Rolle anspielend, muss man ihm leider attestieren, dass seine Darstellung leider etwas stiff ist. Zumal er im Verlauf von Becky 2 als vermeintlicher Gegenspieler Lulu Wilsons abgelöst wird, wenn sich das wahre Mastermind hinter den "Noble Men" zu erkennen gibt. Dieser Moment ist die einzig etwas überraschende Szene in einem aus dem Vollen der Sequel-Regularien schöpfenden Film. Leider setzt man zu sehr auf zwar gefällig und kurzweilig umgesetztes, aber auch altbewährtes, dass glücklicherweise in eine knackig kurz umgesetzte Story gepackt wurde. Der Spuk ist überraschend schnell vorbei und wenn Becky mit Einfallsreichtum dem rechten Pack eins aufs Maul gegeben und über den Jordan geschickt hat, hätte man erwartet, dass da irgendwie noch mehr kommen müsse. Obwohl die Gewalt und manche Teile der Geschichte überzogen comicartig umgesetzt worden sind, fühlt sich das auch gehemmt an. Zurückgenommen, zurückhaltend, womöglich auch, um die angeteaserte und mittlerweile so gut wie bestätigte nächste Fortsetzung vorzubereiten. Dank der Präsenz von Lulu Wilson, um die der Film eindeutig gebaut wurde, ist auch Becky 2 ein in weiten Teilen unterhaltsames Sequel, dem mehr Variation gut gestanden hätte.
Donnerstag, 13. Juni 2024
Tragic Ceremony
Das über Figuren wie Publikum gleichermaßen plötzlich hereinbrechende Blutbad ist Dreh- und Angelpunkt, Climax, eines narrativ unaufgeräumten Films, der rote Fäden so schnell aufnimmt wie er sie fallen lässt. Dadurch entstehen in Tragic Ceremony einige alptraumartige, surreale Momente, die eine zuvor gemächlich vor sich hin bewegende Exposition ablösen. Bei allem Ärger, der ihm dieses Werk bescherte, könnte man zum Schluss kommen, dass Freda mit seiner Regie so gegen das konfuse Drehbuch ankämpfen will. Herr wird er über das darin herrschende Chaos nicht gänzlich. Dafür fehlt ihm doch merklich der Wille, sich ernsthaft zur Gänze diesem Film zu widmen. Gelegentlich blitzt guter Wille auf, beispielsweise in den sanft vom Gothic-Horror geküssten Szenen, in welchen beispielsweise Jane-Darstellerin Diane Keaton durch das Anwesen des von Luigi Pistilli gemimten Lords traumwandelt. Dem Script gleichtuend, womöglich resignierend, wirft Freda die meisten mühselig aufgebauten Szenerien einfach um. Darauf folgender Wieder- bzw. Neuaufbau gestaltet sich ebenso mühsam, was Tragic Ceremony durchaus einen ganz eigenen Reiz schenkt. Das Genre-Mashup, auf das sich italienische Genre- und Exploitation-Filmemacher bekanntlich durchaus verstehen, gestaltet einen wilden Ritt durch Subgenres, der zwar obskur ausfällt, aber überwiegend holprig ist. Es ist ein akausaler Film, der erahnen lässt, zu was italienisches Horrorkino Jahre später in der Lage war, aber in diesem speziellen Falle an zu hohen Ambitionen scheitert. Das macht ihn zu einem seltsamen Filmerlebnis, dessen Obskurität als Pluspunkt zu verbuchen ist, aber vor den Aversionen seines Regisseurs vor dem eigenen Werk kapitulieren muss.
Mittwoch, 12. Juni 2024
Killerspiele
Selbstverständlich sind dieser und die anderen im Plot existierenden Themen nur dazu da, um so viel Zeit zu schinden, bis es wieder an der Zeit für eine Tötungsszene ist. Leider ist in diesen der drei Jahre früher entstandene und recht ähnliche Graduation Day etwas abwechslungsreicher. Bei Killerspiele beschränkt sich die Figur des Killers darauf, mit gekonnten Speerwürfen - sogar Unterwasser! - die Traumblase von der Goldmedaille sowie das Leben der Girls und Boys an sich zerplatzen zu lassen. Was das ganze seltsam werden lässt, ist der Umstand, dass die redundanten Rahmenhandlungen und das größtenteils unbemerkte Treiben des Mörders parallel nebeneinander her existieren. Beides greift spät ineinander und bis dahin wundern sich die Figuren zwar über den Verbleib ihrer Sportskameraden, gehen aber sogleich ihrem alltäglichen Athletentrott weiter nach. Eine abstruse Handlungsentscheidung, die zusammen mit den restlichen Banalitäten des Films ein guter Grund dafür sein dürfte, dem Film - wenn überhaupt - eine Mitleids-Medaille in Blech zu verleihen. Nur ist da dieser gewisse Faktor Cheesiness - welche schon mit dem pop-rockigen Titelsong beginnt, der mit jeder Note eine dicke Wolke 80er-Flair ausatmet - welcher dazu führt, dass neben der netten Früh-80er-Atmosphäre die Diskrepanzen von Killerspiele zumindest bei mir für eine gewisse Sympathie gesorgt haben. Man kann ihn mit dem krassen, in die Bundesliga aufgestiegenen Außenseiter vergleichen, der versucht, mit den Großen mitzuhalten, aber direkt wieder in die Zweitklassigkeit zurückgeführt wird. Vielleicht ist es in diesem Fall auch die Drittklassigkeit, aber der Versuch, innerhalb des Genres irgendwas zu reißen, ist ziemlich rührig. Wie heißt es doch - um bei abgedroschenen Sportweisheiten zu bleiben - so schön? Dabei sein ist alles. Dazu behandelt der Film im Plot sachte aufploppende queere Motive für seine Entstehungszeit überraschend wertefrei und klischeebefreit und schielt beim Twist im Finale merklich ins Sleepaway Camp rüber. Abgehärtete Horrorfans und Komplettisten, die Redundanz und Repetition nicht scheuen, können gerne - egal ob mutterseelnallanich oder mit Gleichgesinnten - einen Blick riskieren. Vorzugsweise auf die wie üblich tolle, im November 2023 veröffentlichte Blu-Ray von Vinegar Syndrome. In diesem Sinne: Es lebe der Sport!
Freitag, 7. Juni 2024
Joy Ride - Spritztour
Der Saubermann der beiden, Fuller, ist auf dem Weg zu seiner besten Freundin Venna und muss auf seinem Trip einen Abstecher machen, um den Chaoten, Fuller, nach einer Nacht im Gefängnis abzuholen. Eigenmächtig schließt sich Fuller seinem jüngeren Bruder auf dessen Trip an und ersteht ein CB-Funkgerät, mit dem sie einen Trucker, der sich "rostiger Nagel" nennt, einen bösen Streich spielen. Als Frauen getarnt locken sie ihn mit einer Liebesnacht als Versprechen in ein Motel. Sie ahnen allerdings nicht mit der gewalttätigen Reaktion ihres Opfers, als dieser im direkt neben dem Zimmer der Geschwister gelegenen Raum anstatt einer verführerischen Schönheit einen Kerl vorfindet. Der wütende Lkw-Fahrer dreht noch mehr auf und beginnt, als er die Urheber der unschönen Verarsche ausfindig machen kann, diese kreuz und quer durch die Ödnis zu jagen. In Joy Ride erhebt sich die Straße in der Filmographie des Amerikaners vollends zum Dreh- und Angelpunkt. Dabei stammt das Script nicht mal von ihm selbst. Für dieses zeichnen sich Clay Tarver und J. J. Abrams verantwortlich, welche eine minimalistische, aber ungeheuer ausgeklügelt auf Spannungsmomente abzielende Geschichte verfasst haben. Fast ständig mit dem Fuß auf dem Gas brettert Dahl full throttle durch den Film und beweist sein Gespür für effektiven Thrill. Die beiden Autoren erschufen für ihren Macher auf dem Regiestuhl ein Biotop, in dem sich dieser spürbar wohlfühlt und austoben kann. Bis zu seinem Höhepunkt ist der Film ein mitreißender Road-Thriller, der seine Schwächen - eher stereotyp angelegte Teen-Figuren und die an sich überkonstruierte Handlung - schnell vergessen macht. Beinahe ironisch erscheint es, dass der hier nur auf die Inszenierung konzentrierte Dahl in einem von seinen selbst verfassten Werken gar nicht so weit entfernten Schauplatz-Konstrukt letztendlich selbst aus dem erzählerischen point of no return insofern den Ausbruch schafft und beweist, dass er nicht nur eine gewisse Art von Genre kann.
Samstag, 25. Mai 2024
Kill Me Again - Töten Sie mich
Der abgebrannte, verschuldete Privatdetektiv Jack Andrews steht mit dem Rücken zur Wand. Seine zwielichtigen Gläubiger möchten endlich ihre Kohle wiedersehen und setzen ihm ein Ultimatum. Glücklicherweise taucht kurz darauf Fay Forrester in seinem Büro auf und bietet ihm eine hohe Summe, wenn er ihr dabei hilft, sie vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann Vince zu beschützen. Dabei soll Jack ihren Tod vortäuschen und ihr eine neue Identität verschaffen. Ungläubig und misstrauisch geht er mit Blick auf die stattliche Entlohnung, die ihm winkt, auf den Job ein. Als dieser vermeintlich erfolgreich ausgeführt wurde, muss der Schnüffler feststellen, dass sein Misstrauen gegenüber der attraktiven Fay nicht unbegründet war und muss sich zudem vor gegen seine ungeduldigen Gläubigern, Vince und der Mafia höchstpersönlich behaupten. Eine Classic-Noir-Story, sich zweifellos in der Zeit der ausgehenden 80er abspielend, in der kleine Details mit dieser Epoche bricht. Dahls Cineastik lässt die Zeit aufweichen. Fahrzeuge, diverse Szenenbilder, Kleidungsstil einzelner Figuren und nicht zuletzt Zitate filmischer Vorbilder: gleichermaßen Verweise auf die Epoche und Hochzeit des Genres, welche so stimmig platziert werden, dass das Konstrukt des Films zeitlos erscheint. Die Konzentration auf solcherlei Kleinigkeiten, scheinen den Regisseur so abzulenken, dass es selten gelingt, mit Verve und spannungsreich zu inszenieren. Die Reproduktion von Genre-Merkmalen funktioniert, komplett verinnerlicht hat Dahl dieses hier noch nicht. Dies sollte erst in seinen anderen Neo Noirs folgen. Gleichzeitig krankt Kill Me Again an seinem blassen Hauptdarstellern Val Kilmer und dessen damaliger Frau Joanne Whalley-Kilmer. So sollte man seinen Erstling eher als interessante, aber an sich ausbaufähige Fingerübung verstehen.
Donnerstag, 23. Mai 2024
Die Knochenfrau
Das die junge Frau mal ganz anders war, wie man sie zunächst kennenlernt, erzählen Rückblenden. Früher war sie in der alternativen und queeren Szene unterwegs, träumte mit der damaligen Freundin Octavia vom Ausbruch aus der einschränkenden Heimat. Doch die wilde, junge Frau entscheidet sich dagegen, will den Erwartungen ihrer Familie gerecht werden; die beiden verlieren sich aus den Augen. Durch Zufall treffen sich die beiden wieder, was Valeria an die damalige Zeit und ihre Wünsche und Träume erinnert. Ihr wird bewusst, dass das in ihr heranwachsende Kind nicht das ist, was sie sich wünscht. Sie sucht sich Hilfe bei einer Tante, die über altes Wissen verfügt, um mit archaischen Ritualen das Baby loszuwerden. An diesem Punkt ist Die Knochenfrau, die Huesera, längst zu einem Drama geworden. Der Horror spielt eine untergeordnete Rolle. Mehr schreit uns Cevera in leisen Tönen ihren Unmut über das Bild der Frau und dem von queeren Menschen in Mittelamerika hinaus. Wenn überhaupt, gehen Veränderungen langsam von statten. Alte Geschlechterrollen bleiben bestehen. Der Ausweg ist beschwerlich oder wie im dargestellten Leidensweg Valerias kaum möglich. Das Cevera in ihrer Sprache recht direkt ist, wenige Interpretationen bietet, zeugt mit Blick auf ihr Herkunftsland von Mut. Mit Blick auf den finalen Twist eine schwierige, weil offensichtlich, Entscheidung. Die Titelgebende Schreckgestalt entpuppt sich als Sinnbild. Dieses kann wiederum ist in seiner Darstellung, die zwischen Folk und Body Horror liegt, noch für genügend Schauer beim Publikum sorgen. Nicht zuletzt, da die Auflösung das ganze Ausmaß der Verzweiflung Valerias offenlegt. Die hier von Die Knochenfrau zur Schau getragenen Simplizität kommt Ceveras Absicht zu Gute. Der Film bleibt damit für das Publikum jederzeit zugänglich, die Wirkung der Geschichte gestärkt. Die Mexikanerin bietet mit ihrem Erstling ein beeindruckend selbstsicheres und sensibles Horrordrama über leider immer noch nicht überall so selbstverständliche, weibliche Eigenbestimmung.
Mittwoch, 22. Mai 2024
Don't Scream... Die - Spur in den Tod
Freitag, 17. Mai 2024
Thanksgiving
Dienstag, 14. Mai 2024
November
Einen roten Faden in der Geschichte gibt es schon, der von Liina und ihrer unerfüllten Liebe zu Hans, der hingegen Luise, die Tochter eines deutschen Barons, begehrt, welche er nach einer Messe kennenlernt. Damit der Angebetete sein Herz an sie verlieren soll, sucht Liina den Rat der Dorfhexe, die ihr die Tötung Luises empfiehlt. Hans wiederum versucht mit Hilfe des Teufels selbst, der somnambulen Luise nahe zu kommen. Doch ist sie für Sarnet mehr ein konventioneller Zugang für das Publikum seines sich zwischen Drama, Märchen und Folk Horror bewegenden Werks. Irgendeine Geschichte, die zur Orientierung dient, benötigen internationale Kinobesucher oder im Heinkino befindliche Cinephile dann schon. Den wenigsten dürfte die estnische Folklore vertraut sein, dass man sich problemlos durch die auf Andrus Kivirähks Roman "Der Scheunenvogel" basierende Geschichte bewegen kann. Einziger Knackpunkt ist, dass darin so viel los ist und passiert, dass die grundlegende Erzählung aus der Augen verloren und zum Beiwerk wird. Dafür bezaubert November mit seiner Widersprüchlichkeit zwischen geerdetem, naturalistischem Look und traumhaft surrealen Momenten. Man bedient sich bei Motiven der schwarzen Romantik, altertümlichen Mythen, packt derben Humor dazu und bettet alles in eine großartig umgesetzte Schwarzweiß-Fotografie. Das nicht jeder etwas mit so einem wilden wie poetischen Film-Ritt kann, liegt auf der Hand. Um Konventionen ist Sarnet nicht bemüht. Lieber will er uns und alle an dieser märchenhaften Filmwelt interessierten Menschen dazu einladen, sich für gut zwei Stunden von der strukturierten, berechenbaren Realität zu verabschieden. Wer ein Faible für solcherlei einzigartige Filmerlebnisse hat, soll jegliche Skepsis oder Scheu ablegen. Denn: zu träumen wecke sich, wer kann!
Dienstag, 7. Mai 2024
Castle Freak
Warum Castle Freak im Vergleich zu den beiden anderen Lovecraft-Vehikeln von Gordon nie die große Liebe vom Fandom erhielt, springt einem sofort ins Auge. Im Gegensatz zu diesen ist er keine zügellose, bunte, mit makabren Scherzen durchzogene Gore-Achterbahnfahrt sondern das komplette Gegenteil. Düster, stockernst und manches Mal leider auch stocksteif, nimmt man den Film als fast schon biedere Angelegenheit wahr. Dabei gestaltet Gordon wie auch Drehbuchautor Dennis Paoli die Geschichte mehr als gotisches Schauerstück, dass sich gleichermaßen dem DTV-Horror-Zeitgeist der 90er verschreibt und das für den amerikanischen Horrorfilm beliebte Motiv der dysfunktionalen Familie, die zusätzlich mit einer Bedrohung von Außen kämpfen muss, nutzt. Bevor diese in Form des titelgebenden Monstrums über den Reillys hereinbricht, nimmt sich die Geschichte viel Zeit für die innerfamiliäre Tragödie. Das in dieser wohnende Ungeheuer - namentlich Verlust genannt - kann man gleichzeitig als zentrales Thema des Films ausmachen. Jeder hat für sich etwas teures verloren. Die Reillys bei einem von John verursachten Unfall, bei dem Rebecca ihr Augenlicht verlor, den Sohn, Giorgios Mutter den sie betrügenden Mann und Giorgio wurde deswegen wiederum um ein normales Leben gebracht. Der vom Theater stammende Gordon geht die Gestaltung der aus bekannten Motiven konstruierte Geschichte ernsthaft an, kann darin vorkommende Längen durch den langsamen, bedachten und teils theatralischen Aufbau schlecht kaschieren. Auf der anderen Seite kann Castle Freak durch eine für Full Moon-Verhältnisse sehr schwermütige Stimmung und der famosen Maske und Darstellung Giorgios gefallen. So monströs bösartig, wie uns die Vermarktung des Films glauben lassen möchte, ist dieser nicht. Auch er ist tragisches Opfer, unbeholfen, welches in der für ihn unbekannten Welt ein Außenseiter ist, sich darin schwerlich zurecht findet und an der Gewalt, welche man ihm über Jahrzehnte angetan hat, in der Interaktion mit den nun im Schloss befindlichen Menschen, orientiert. Die Tragik seiner Geschichte erinnert entfernt an das Monster in Mary Shelleys "Frankenstein". Letztendlich stellt der Film, wenn auch wenig feinfühlig, fest, dass jener Verlust und daraus resultierendes Schicksal das eigentliche Monster ist. Um dem Publikum einige Schauwerte zu bieten, dürfen Sex und einige blutige Momente nicht fehlen, die Castle Freak einen kruden, aber nicht unbedingt üblen Gesamteindruck schenken. Um als um Ernsthaftigkeit bemühter, erwachsener Horrorfilm zu punkten, ist er leider doch eine Spur zu seicht, bietet allerdings eine durchaus ansprechende Präsentation und zudem ein so nicht zu erwartendes Ende.
Donnerstag, 2. Mai 2024
Schön bis in den Tod
Während das Original wie die Inspiration für Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast wirkt, so ist das Remake mehr ein mäßiger Abklatsch von diesem, der seinen Ursprungsfilm aus den frühen 80ern lediglich dazu benutzt, sein Abkupfern beim 1997 entstandenen Kinohit zu rechtfertigen. Schlecht sieht das ganze nicht aus, nur Eigenständigkeit wird vollends vermisst. Die junge Zielgruppe und Horrorfans werden mit - dem Subgenre gerecht - nackter Haut und Gore bei Stange gehalten, während eindimensionale Figuren in einem auch sonst nach Genrekonventionen funktionierenden Plot über bestehende Logiklöcher stolpern. Der Film orientiert sich deutlich an dem, was nach dem Erfolg von Wes Cravens Meta-Schlitzer Scream - Schrei! in die Kinos gespült worden ist. Handwerklich routiniert, aber so aalglatt und auf dem Reißbrett für die Masse konzipiert, dass Schön bis in den Tod zu einem schnell verblassenden Abziehbild seiner Vorbilder wird. Zwar bietet der Slasher im Gesamten leidlich unterhaltsamen Mainstream-Horror, aber ist auch so schnell vergessen und vergänglich wie die Schönheit, die zumindest dem deutschen Titel des Films nach bis über die Vergänglichkeit hinaus andauert.
Mittwoch, 1. Mai 2024
The House on Sorority Row
Dienstag, 30. April 2024
Rexosaurus
Als Wissenschaftler Dr. Anton Mordrid getarnt, wacht der aus einer anderen Dimension stammende Magier über das Wohlergehen unseres Erdenrunds. Als sich sein ebenfalls mit magischen Kräften ausgestattete Erzfeind Kabal aus seinem Gefängnis befreien kann, versucht Mordrid gegen dessen Plan, die Bewohner der Erde zu versklaven, anzukämpfen. Unterstützt von seiner neugierigen Nachbarin Samantha nimmt er den erneuten Kampf von Gut gegen Böse auf. Das aus dem im deutschen Raum leicht unpassend Rexosaurus betitelte Werk eigentlich eine Verfilmung von Marvels Doctor Strange hätte werden sollen, merkt man deutlich. Die bereits während der Empire-Zeit gekaufte Lizenz lief schlichtweg aus und so wurden einige Anpassungen vorgenommen, um dem interessierten Publikum einen halbwegs eigenständigen Charakter zu präsentieren. Diese Präsentation geht, nicht unüblich für Titel aus der Band'schen Filmschmiede, trotz einer Laufzeit unter achtzig Minuten in behäbigem Tempo von statten. Womit sich andere Full-Moon-Werke so selbst im Wege stehen, macht hier - sofern man über die Hintergründe der Produktion Bescheid weiß - halbwegs Sinn. Man fühlt Rexosaurus an, dass da noch mehr kommen sollte und dies nicht das Ende der Fahnenstange gewesen wäre. Er ist eine im Sand verlaufende Origin Story, der mit seiner comichaften Darstellung und seinem Augenmerk auf den Fantasy-Aspekt häufig harmloses, aber selbst heute noch charmantes Film-Fastfood auffährt. Eben das auch in meinen Besprechungen zur Puppetmaster-Reihe öfter erwähnte, eindimensionale Full-Moon-Family-Package. Gerettet wird dieses Einerlei mit seinem schleppend voranschreitenden Plot von gut aufgelegten Darstellern und heute rustikal erscheinenden, aber immer noch ganz hübschen Effekten. Diesbezüglich stellt der im Finale stattfindende Kampf zweier zum Leben erweckten Skelette eines Dinosauriers und eines Mammuts den absoluten Höhepunkt des Films dar. Die Diskrepanz zwischen kindlichem Fantasy-Stoff und Elementen, die eher auf ein erwachseneres Publikum abzielen, verleihen Rexosaurus noch mehr diese Aura der Eigentümlichkeit, auf die sich der Film zwar nicht ausruhen, aber überdurchschnittlich gut unterhalten kann.
Mittwoch, 24. April 2024
Ghost Town
Die Tour de Force des unfreiwillig zum Sheriff beförderten Langley in den Weird West fällt bei allen netten Ideen, die der Film bietet, überwiegend narrativ angestrengt aus. Während die sichtlich, dem ebenfalls schmalen Budget geschuldeten, kargen Kulissen dank einer hübschen wie effektiven Fotografie zur Thematik des Films passend erscheinen mögen, nagt der Wurm des Zerfalls im Plot. Einzelne, gelungene Szenen können gegen die restliche, im Leerlauf vor sich hin tuckernde Handlung nicht ankämpfen. Das Mysterium um Cruz Del Diablo, dessen Bewohner und Tyrann Devlin und seiner Bande könnte seichte, aber durchaus ansprechende Unterhaltung bieten. Richtig warm wird man selten mit dem Film, da die darin befindlichen, einzelnen Ideen wenig trefflich zu einem funktionierenden Gesamtwerk zusammengefügt wurden. Die Crux ist, dass das insgesamt betrachtet höchst bedauerlich ist. Ghost Town ist ein einziges hätte, wäre, könnte; was nützt beispielsweise anschauliche Maskenarbeit, wenn der Antagonist ein Abziehbild diverser Schreckensfiguren des B-Horrors und von Western-Mieslingen ist? So planlos wie anfänglich der Protagonist gebiert sich der komplette Film, dem sein Setting sichtlich ein Stück weit egal ist. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet das Land des Westerns diesen nicht adäquat mit Horror-Elementen ausstaffieren kann. Gänzlich gruselbefreit ist der gebotene Schrecken entweder mit Gleichgültigkeit oder bedauernswerter Langeweile gesegnet. Wenn es doch mal funktioniert, bietet Ghost Town leider nicht mehr als Durchschnitt.
Samstag, 20. April 2024
Tourist Trap
Tourist Trap ist wahrlich ein kauziger, kleiner Horrorfilm, der weit entfernt von Stuart Gordons fantasiereichem Dolls, den Band mit Empire produzierte, oder späteren, diversen Full Moon-Produktionen mit wuselndem Mörder-Spielzeug ist. Assoziationen mit Tobe Hoopers The Texas Chainsaw Massacre kommen nicht von ungefähr. Dessen Art Director Robert Burns war auch für den Look von David Schmoellers ersten Langfilm verantwortlich und verwandelte Slausons Ausstellungsraum und die anliegenden Behausungen in Kabinette des Unbehagens. Der Film gefällt von Beginn an durch seine abgerockten Kulissen, über denen eine düstere Schönheit des Verfalls liegt und besticht mit einem heute noch ungewöhnlichen Genre-Mix aus frühem Slasher, leichten Anflügen von Backwood-Hillbilly- und übernatürlichem Horror. Hin und wieder wirkt das, als wäre der von Chuck Connors gemimte Slauson ein unheilvoller Verwandter von Vincent Price in Das Kabinett des Professor Bondi, welcher im einsamen amerikanischen Hinterland gegen das Vergessen wirkt. Nur die in dieser American-Backwood-Gothic-Tale vorkommenden übernatürlichen Elemente ecken mit dem restlichen Plotverlauf an und können sich leider nie komplett in diesen Fügen. Jene Ecken und Kanten sind gleichermaßen ein dickes Plus auf dem Konto des Films, welches die Schwächen des Scripts im weiteren Verlauf ausbügeln können. Dieses löst das ohnehin offensichtliche Geheimnis um Slausons Bruder recht früh auf und beschränkt sich ab dort auf formelle Genre-Kost. Dank Schmoellers launiger Regie, einem tollen Score aus der Feder von Pino Donaggio und der Kameraarbeit von Josef von Sternbergs Sohn Nicholas (um das Namedropping abzurunden, sei noch erwähnt, dass William Wylers Sohn David Regisseur der Second Unit war und Cutter Ted Nicolaou einige Jahre später für Charles Band u. a. Subspecies inszenieren sollte) überwiegt ein positiver Eindruck, da Tourist Trap zwar zwischen den (Genre-)Stühlen sitzt, sich dort aber merklich schnell eine bequeme Position verschafft, von der aus er auch heute noch wirksame, unheimliche Szenen kredenzt und mit seiner ganz eigenen Stimmung überzeugen kann.
Freitag, 19. April 2024
Dream Scenario
Kristoffer Borgli, Regisseur der empfehlenswerten, bösartigen Satire Sick of Myself, besticht in seinem Hollywood-Debüt schon mit der Besetzung der männlichen Hauptrolle. Er setzt seine Hauptfigur der schnelllebigen Welt der sozialen Medien aus, lässt diese zum Meme werden, bevor der schnelle Hype in Ablehnung umschwenkt und lässt diese von einem Meme aus Fleisch und Blut verkörpern. Der auch für das Script verantwortliche Norweger wirft seinen Protagonisten und das Publikum unvermittelt in die immer grotesker werdende Szenerie, die zunächst so wunderlich wie amüsant ist. Das er seinen Blick auf die Träume einzelner richtet und ihnen vermeintlich Aufmerksamkeit schenkt, ist eine smarte Finte, mit denen er sicherlich viele an der Nase herum führt. Die mit Horror-Zitaten gespickte Traumgebilde irritieren; uns vor der Leinwand wie die Figuren - allen voran Paul. Das nie beantwortet wird, wieso das alles passiert: pure Absicht von Borgli. Auch in der Realität wird selten nach Ursprüngen von Hypes, Memes etc. gefragt. Sie kommen und gehen. Im Falle von Paul äußerst unschön. Der ratlose Wissenschaftler, vom Trubel um seine Person sichtlich überwältigt und teils überfordert, weiß nicht wie ihm geschieht, als die Albträume beginnen, er darin aggressiv zu Werke geht und sich Leute in seiner Gegenwart plötzlich unwohl fühlen und ihn canceln. Der zunächst trefflich awkward umgesetzte Kommentar über die Unsinnigkeiten von Social Media und dem dortigen ephemeren Interesse an Menschen überspannt in der zweiten Hälfte den Bogen mit seiner Sicht auf Cancel Culture. Das Paul unbescholten, damit ein Opfer ist, welches nichts für sein urplötzlich aggressives Auftreten in den Träumen kann, liegt auf der Hand. Ihm werden zu Unrecht Existenzgrundlagen genommen und so honorabel Borglis Finger in diese gesellschaftliche Wunde drückt, so scheint er dies gleichzeitig vollkommen zu verteufeln. Gleich, welchen Hintergrund das Canceln besitzt. Komplett kann man hier mit Dream Scenario nicht konform sein, der die Unauffälligkeit, das Muffige seines Protagonisten bis ins Szenenbild ausbreitet und in schönen Momenten wie aus einem Guss wirkt. Selbstredend fügen sich auch die Traumszenen in die komplette Filmszenerie ein. Borgli schuf eine intelligente Groteske mit einem toll aufspielenden Cage, deren Subtext der zweiten Hälfte es unpassend zum restlichen Werk maßlos übertreibt. Das macht den Film leider falsch edgy.
Dienstag, 16. April 2024
Becky
Schluss mit lustig. Eine Redewendung, welche für den von Cary Murnion und Jonathan Milott inszenierten Becky auf mehreren Ebenen eine Bedeutung besitzt. Zunächst wäre da der Plot, in dem sich das titelgebende, der Pubertät entgegentrotzenden Mädchen zunächst dem gemeinsamen Glück ihres Vaters Jeff mit dessen neuer Liebe Kayla verwehrt. Zu tief sitzt der Verlust der an Krebs gestorbenen leiblichen Mutter. Nicht frei von Klischees zeichnet der Film den gemeinsamen Ausflug der Patchwork-Familie - Jeff, Becky, Kayla, deren Sohn Ty und die beiden Hunde Dora und Diego - zum in einsamer Natur gelegenen Wochenendhaus, der unentwegt von der schlechten Laune Beckys torpediert wird. Die Nachricht, dass Jeff und Kayla sich vermählen wollen, bringt das Fass zum Überlaufen. Die Präpubertierende kapselt sich in ihrer kleinen Waldhütte ab, während der Rest der Familie die unliebsame Bekanntschaft mit flüchtigen Häftlingen, angeführt vom Neonazi Dominick, macht. Dieser sucht einen von ihm im Keller des Hauses versteckten, geheimnisvollen Schlüssel, den - wie sollte es anders sein - irgendwann Becky in die Hände bekam. Als die Situation eskaliert, entlädt sich die lange Zeit aufgestaute Wut des Mädchens und zwischen ihr und den Kriminellen entbrennt ein äußerst gewaltsamer Kleinkrieg.
Schluss mit lustig ist hier auch für den ewigen King of Queens Kevin James. Der durch seine Hauptrolle in der Sitcom bekannt gewordene Mime und Comedian, welcher auch nach dem Ende der Serie überwiegend für Werke aus dem komödiantischen Fach engagiert wurde, darf hier den Antagonisten Dominick mimen. Eine übergroße Swastika prangt mahnend auf seinem blanken Hinterschädel; diese allein verheißt bei seinem Anblick nichts gutes. Merklich gut aufgelegt versucht der Darsteller, sich vom Image des gut gelaunten, sympathischen Knuddelbären zu befreien. Richtig kann er diese Haut nicht abstreifen, obwohl er und das Regie-Duo seine körperliche Präsenz gut einzusetzen vermögen. Es fehlen kleine Nuancen einer Eiseskälte, welche laut Geschichte dem ohne Skrupel durch die Welt wandelnden Sträfling im Blut liegen sollte. Die visuelle Darstellung mag nicht hundertprozentig zu James angestimmten Vibe passen. In der Interaktion mit seinen Kumpanen, der Familie oder Becky selbst, wenn er gute Mine zum bösen Spiel macht, beherrscht er seine Rolle am Besten. Um ehrlich zu sein, wird er noch dazu von seiner jungen Schauspielpartnerin Lulu Wilson überstrahlt. Der grimme Ton, den Becky anschlägt, wenn das Mädchen zum Gegenschlag ausholt und sich gegen einen übermächtig anmutenden Tross krimineller Kerle stellt, explodiert förmlich. Frust, Wut; alles aufgestaute entlädt sich dermaßen wuchtig, dass man gerne über die sich formell an Genre-Standards orientierende, damit hin und wieder flache Geschichte, hinwegsehen kann. Ein Pubiertier (man verzeihe mir diesen an sich dämlichen Ausdruck) sieht rot. Gute getimte, mit gorigen Spitzen gepickte Schockmomente und ein gekonntes Spiel mit dem Erzähltempo machen aus Becky zwar keine Speerspitze der Filmgeschichte, aber einen überraschend kurzweiligen Mix aus Home-Invasion- und Rache-Thriller, gepickt mit Coming-of-Age-Elementen, die in der vom Plot und den beiden Regisseuren geformten, rauen Umgebung recht kurz kommen. In der bald erscheinenden Fortsetzung Wrath of Becky scheinen dem Trailer nach feinsinnigere Momente ganz zu fehlen. Dafür bleibt man seiner Linie treu, durch Komödien bekannt gewordene Darsteller als Antagonisten - diesmal "Stifler" Sean William Scott - zu besetzen.
Montag, 15. April 2024
Puppet Master: Axis Termination
Der erneut von Charles Band in Szene gesetzte Film vollführt das berüchtigte Full Moon-Kunststück, dass sich eine kurze Laufzeit wie eine halbe Ewigkeit anfühlen kann. Zeit wird mit übermäßig viel Dampfplauderei geschunden, was selbst absurden, kleinen Einfällen wie der Spritzenhand von Krapkes Assistentin Friede Steitze jegliche Wirkung raubt. Das Amüsement geht in der unwichtigen Schwafelei der Figuren unter. Axis Termination ist mehr eine Ballung der schlechten Seiten des Franchise und macht deutlicher denn je, dass die meisten Figuren aus Fleisch und Blut egaler nicht sein könnten. Konzeptlos und der eigenen, bisher erzählten Geschichte gegenüber gleichgültig scheint Band lieber diverse, impulsive Ideen so zu verbinden, dass es gerade so schlüssig erscheint. So hart, wie die Zeilen klingen mögen, möchte ich mit Band gar nicht ins Gericht gehen wollen. Dem Stehaufmännchen des B-Films kann man für seine Unermüdlichkeit durchaus Respekt zollen und mittlerweile kann ich anders als früher so mancher Produktion von Full Moon mehr abgewinnen. Bei Axis Termination fällt es schwer, auch wenn das Team hinter der Kamera bemüht war, dieses Stückwerk irgendwie funktionieren zu lassen. Über die Jahre hat sich das Standard-Schema des Plot-Aufbaus abgenutzt; die redseligen Menschen werfen gleichermaßen bedeutungsschwere und leere Worthülsen um sich, während der Zeiger der Uhr bleiern schwer voran schreitet. Die Argentoeske Farbgestaltung Ausleuchtung und Farbgestaltung des Films ersäuft ganze Szenen in grellen Farbe und auch die bemüht verbesserten Animationen der Puppen auf beiden Seiten können keinen Funke Freude aufblitzen lassen. Das im Filmtitel verwendete Wort Termination erhält eine bedauerliche Doppeldeutigkeit, terminiert Band das langjährige Herzstück Full Moons in äußerst trauriger Weise.
Donnerstag, 4. April 2024
Puppet Master X: Axis Rising
Stirnrunzeln, skeptisch hochgezogene Augenbrauen, verwunderte Blicke und vereinzeltes applaudieren. Auch Puppet Master X: Axis Rising ist ein filmisches Wechselbad der Gefühle. Wer mit niedrig gesteckten Erwartungen an das vom Full Moon-Boss höchstpersönlich inszenierte Werk herangeht, kann mit Abstrichen positiv überrascht werden. Anders als beim direkten Vorgänger versucht man hier gar nicht erst mittels Nachbearbeitung den Film hochwertiger erscheinen zu lassen. Axis Rising versprüht einen, wenn auch intendierten, angenehmen Trash-Charme und die spärlich eingerichteten Kulissen - allen voran Freuhoffers Labor - wirken wie aus frühen, pulpigen Kino-Serials oder B-Movies entnommen. Mit der überzeichneten Darstellung von Oberbösewicht Moebius und seiner Assistentin Uschi schrammt Band den Bereich zur Naziploitation. Stilecht dazu ähnelt Uschis Uniform frappant der von Dyanne Thorne im berüchtigten Genre-Klassiker Ilsa: She-Wolf of the SS. Die Krönung sind - wie sollte es anders sein - die Puppen. Mit Bombshell, der Puppen-Version Uschis, die unter dem metallenen BH Kanonen versteckt (nur Chesty Morgans Brüste waren bisher tödlicher...), dem Werwolf Weremacht (sic!), dem Panzer Blitzkrieg und dem allen Klischees bedienenden Kamikaze (das für die Puppen zuständige Team orientierte sich bei deren Design an den rassistischen Darstellungen von Japanern innerhalb der US-Kriegs-Propaganda während des Zweiten Weltkriegs) wird es infantil spaßig. Leider bleibt der Film dem Full Moon'schen Gesetz treu, dass der Plot mit Leerlauf und wie in Axis of Evil unangenehmen Patrioten-Pathos verwässert werden muss. Mit jedem weiteren Puppetmaster-Teil, den man sieht, versteht man, warum S. Craig Zahler sein Script zu The Littlest Reich (hier besprochen) zu einer garstigen Splatterbombe gemacht hat. Leider ist das, was man zu sehen bekommt, oft eine Nummer zu seicht und harmlos. Dies muss man auch Axis Rising attestieren, der somit aber zumindest ein überwiegend durchschnittliches Low-Budget-Vergnügen wird. Kleines Kuriosum am Rande: Wrestling-Fans dürfen sich zudem fragen und wundern, wie sich Ring of Honor-Legende und aktueller AEW-Kommentator Nigel McGuinness mit einer Mini-Rolle in den Film verirren konnte.
Dienstag, 26. März 2024
Puppet Master: Axis of Evil
Der Gedanke, mit Axis of Evil direkt an Puppetmaster von 1989 anschließen zu wollen, mag löblich sein. Man ist mit dem nachbearbeiteten Bildmaterial und dem Production Design sichtlich bemüht, an die Tonalität bzw. das Look and Feel des Films heran zu kommen. Auch bei der Gestaltung des Plots orientiert man sich am ersten Part. Das heißt, dass man sich bei der Ausarbeitung der Story Zeit lässt und seinen menschlichen Figuren viel Raum schenkt. Dannys Schicksal, welches ihm den Wunsch verwehrt, seinem großen Bruder Don nachzueifern und in den Militärdienst einzutreten, soll zu Herzen rühren. Zumindest dann, wenn man ein rechtschaffener Bewohner der USA ist und jede Sekunde, Minute und Stunde Amerika liebt und lebt. Der vorherrschende Hurra-Patriotismus bremst die Handlung merklich aus und hinterlässt einen üblen Nachgeschmack. Dabei versteht sich von selbst, das auf Seiten der Bösewichte rassistische Klischees überwiegen und die Stimmung weiter trübt. Zwar war auch Puppetmaster 3 (hier besprochen) alles andere als nuanciert und subtil, nur besaß dieser Film im Vergleich mit Axis of Evil deutlich mehr Charme und wirkt wertiger als das, was mit dem insgesamt neunten Teil der Reihe dem Publikum vorgesetzt wird. Tatsächlich wird der Totalausfall von der Puppenaction halbwegs abgewendet, auch wenn die mehr als dürftigen Animationen dieser einen weiteren Schwachpunkt darstellt. Die sympathische Naivität, die frühere Teile der Reihe beseelte, fehlt leider völlig und das man trotz aller technischer Tricksereien auch wegen der sterilen Digitaltechnik optisch nie an Puppetmaster anschließen kann, versteht sich von selbst.
Samstag, 23. März 2024
Puppet Master: The Legacy
Donnerstag, 21. März 2024
Feuer und Eis
Wie unter anderem auch seine Version von Tolkiens Fantasy-Epos Der Herr der Ringe drehte Bakshi seinen Film im sogenannten Rotoskopie-Verfahren. Hierbei wurden die Szenen zunächst mit menschlichen Darstellern gefilmt und dann Bild für Bild überzeichnet. Dies sollte dem Geschehen mehr Realismus verleihen und die Bewegungen anders als bei traditioneller Animation fließender und echter erscheinen lassen. Zumindest drückt dies den auf dieser Weise produzierten Werken des Amerikaners einen eigenen Stempel auf. Die heutzutage leicht überholt erscheinende Technik verleiht auch Feuer und Eis eine unwirklich erscheinende Stimmung, die von den teils grob und hastig gemalt wirkenden, expressiven Hintergründen unterstützt wird. Das sich verbreitende Gefühl der Fremdartigkeit ist die klare Stärke des Werks, während seine Geschichte generisch und frei von jeglichen Überraschungen auf ihren Höhepunkt zuläuft und sich typischer Fantasy-Motive bedient. Bakshi, dem es ein Bedürfnis war, einmal mit seinem Freund Frazetta an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten, holt mit diesem zu wenig aus der trivialen Story heraus. Diese gebiert sich aktionsbetont, was darauf hinausläuft, dass ein stetes Gerangel mit den Nekron'schen Schergen oder die Flucht vor diesen besteht, was auf Dauer leider einlullend wie repetitiv ist. Leider wird dieser narrative Loop bis zum Finale nie durchbrochen; eine variantenreichere Geschichte wäre für den Film wünschenswert gewesen. Es bleibt ein insgesamt leidlicher Eindruck vom abspulen diverser Fantasy-Klischees zurück, in Betracht auf die nette Atmosphäre bedauernswert. Richtig überzeugend ist das nicht, zumal der Film heutzutage von deutlichen Hommagen wie The Spine of Night in Bezug auf grafischer und erzählerischer Gestaltung längst überholt wurde.