Mittwoch, 23. September 2009

Neues Splatterday Night Festival am 10.10.

Anfang Oktober geht es in der Landeshauptstadt des Saarlands wieder äußerst rüde und blutig zu. Das bei Genrefans beliebte Splatterday Night Festival, initiiert vom Gory News- und Deadline-Gründer Yazid Benfeghoul, geht in eine neue Runde und bietet am 10. Oktober dabei so manche Premiere.

Zwei Monate vor der DVD-Premiere durch den Anbieter Anolis im Vertrieb von Sunfilm darf man sich die Jack Ketchum-Verfilmung Beutegier zu Gemüte führen. Selbstverständlich Uncut und zudem haben die Veranstalter als Goodie für die Fans noch einige vom Regisseur und Autoren der Buchvorlage signierte DIN A1-Poster zum Film. Weiter geht es dann in die hiesige Amateur-/Independent-Szene mit den Filmen La Petit Mort und Unrated - The Movie. Während ersterer ein weiteres Werk des sehr aktiven, allerdings in der Szene auch sehr umstrittenen Nürnbergers Marcel Walz ist, dürften wenigstens die Effekte einen Großteil der Fans zufrieden stellen. Immerhin legte Genreikone Olaf Ittenbach an diese Hand an. Nicht minder umstritten ist der Hamburger Andreas Schnaas, der durch seine Violent Shit-Trilogie, bei der der Name unumstritten das Programm vorgibt oder Anthropophagous 2000, seinem sehr zweifelhaften Remakes des nicht minder zweifelhaften D'Amato-Schockers Man-Eater, zu zweifelhaftem Ruhm gekommen ist. Für Unrated - The Movie hat er sich mit Regisseur Timo Rose zusammengetan um den Fans ordentlich Blut und Gekröse vorzusetzen.

Zum Abschluß des Abends geht es über den großen Teich um dem US-Slasher Laid To Rest zu fröhnen, der vom Effektmann Robert Hall inszeniert wurde. Los geht der Zauber um 20:00 Uhr und wird bis spät in die Nacht (ca. 03:00 Uhr) dauern. Einlass ist ab 19:30 Uhr, Ort ist wie zuletzt das Cinestar Saarbrücken. Selbstverständlich ist Einlass erst ab 18 Jahren. Der Preis für diesen blutigen Abend beträgt 15 Euro. Zum Abschluß gibt es nochmal eine Übersicht der Filme und deren Handlung:

BEUTEGIER
Eine mehrköpfige Familie wird von einer Kannibalen-Horde überfallen. Der Mutter und ihrem Kind gelingt die Flucht und kämpft sich durch das Dickicht des Waldes. Der Sheriff nimmt sich des Falles an, da er einen ähnlichen Fall 11 Jahre zuvor hatte. Es wird jede Menge weitere Opfer geben.

UNRATED - THE MOVIE
Ein B-Film-Regisseur setzt beim Dreh seines neuesten Films aus Versehen eine ganze Horde schlechtgelaunter Dämonen frei, welche dann ihren Unmut an der Besetzung des Streifens auslassen.

LA PETIT MORT
10 Stunden trennen sie von Sommer, Sonne und Strand. Simon, dessen blinde Freundin Nina und die aufgeweckte Dodo müssen vor Ihrem Abflug nach Mallorca, in Frankfurt umsteigen. Genug Zeit um noch ein paar Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Doch nachdem sie von einem Unbekannten ausgeraubt werden, landen sie zufällig im „Maison de la petite mort“, Schauplatz für die abscheulichen Perversitäten und blutgetränkten Spielchen der High Society. Hausherrin Fabienne und Ihre missratenen Töchter Dominique und Angelique bewirtschaften das Etablissement, wo bestialische Folterungen, ekelerregende Morde und Fieberphantasien unheilbar kranker Hirne, unsere Urlauber erwarten. Gibt es für die Drei ein Entkommen aus der Hölle?

LAID TO REST
Ein Mädchen schlägt die Augen auf und sieht erst mal nichts ausser der Innenseite einer gut gepolsterten Kiste. Mit Schrecken stellt sie fest, dass sie sich in einem Sarg befindet und bricht in Panik aus. Mit Mühe kann sie sich schliesslich daraus befreien und taumelt in eine kleine Aufbahrungshalle. Nach einigem Suchen führt die einzig offene Türe in den Leichenbehandlungssaal, wo wiederum, ausser einem grünen, sterilen Operationssaal nur wieder verschlossene Türen auf sie warten. Dies soll sich jedoch bald ändern, denn der Totengräber kommt in die Kapelle und befreit sie aus dem kalten Operationssaal. Viel weiter als bis zum Öffnen der Türe kommt er aber nicht, denn in dem Moment wird er von einem Mann mit einer silbernen Maske aufgeschlitzt...
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Mittwoch, 16. September 2009

Nightmare Beach


It's Spring Break-Time! Und so füllen sich die Strände Floridas mit abertausenden von Studenten, die mal so richtig die Sau raus lassen und feiern möchten, als gäbe es kein Morgen mehr. Ronny und Skip sind zwei davon und während Ronny schon mächtig in Partylaune ist, so hat Skip noch sichtlich an seinem Foul zu nagen, welches seinem Football-Team die Finalteilnahme in der Meisterschaft verhagelt hat. Allerdings wird Spring Break im Urlaubsort der beiden Freunde von einer schrecklichen Mordserie überschattet, bei der ein schwarz gewandeter Motorradfahrer die unzüchtigen Jugendlichen gerne mal mit einer überhöhten Voltzahl röstet. Während der Bürgermeister eher um den guten Ruf und weniger Besucher seiner Stadt besorgt ist, hat die Polizei um den rauhen Gesetzeshüter Strycher einen vagen verdächtigen: die örtliche Rockerbande, die den Tod ihres früheren Chefs auf dem elektrischen Stuhl rächen möchte. Als auch Ronny dem Killer zum Opfer fällt und der Bürgermeister diesen weiteren Todesfall vertuscht, macht sich Skip zusammen mit der Kellnerin Gail auf, selbst nach dem geheimnisvollen Mörder zu suchen.

Damit wird aber auch der Zuschauer in eine übergroße Wanne voll mit den verschiedensten Teeniefilm-Klischees der gesamten 80er Jahre geschmissen, an denen man sich in gut neunzig Minuten ergötzen kann. Am Ende dieses Jahrzehnts waren die verschiedensten Wellen an Filmen, welche eine junge Zuschauerschar anzusprechen versuchte schon längt abgeebbt, allerdings bemerkte irgendwo im südlichen Europa - genauer gesagt Europa - der bei Fans allseits beliebte (aber auch berüchtigte und viel diskutierte) Umberto Lenzi, daß er noch keinen Beitrag zu diesem Trend abgegeben hat. Da wurde als mal flüchtig zusammen mit Vittorio Rambaldi ein Drehbuch zusammen geflickt und dies dann äußerst geschickt mit Hilfe amerikanischer Finanzgeber auch sofort in den USA inszeniert. Merkt man in anderen italienischen Produktionen aus dieser Zeit, welche im Land der unbegrenzten Möglichkeiten spielen, die mediterrane Herkunft deutlich an, so schafft es Lenzi hier fast komplett alle Merkmale einer typischen italienischen Produktion gut zu kaschieren. Bemerkenswert, wenn man doch anhand der relativ dünnen Storydecke annehmen kann, daß das Buch wohl relativ hastig und flüchtig geschrieben wurde.

Eine größere Stärke italienischer Genrefilmer war es aber auch schon immer, eine noch so dürftige Handlung mit einer netten Atmosphäre und teils sehr schönen Inszenierung auszustatten, die dem Zuschauer dann trotzdem schmeckt. So auch Nightmare Beach, der mit einem außerordentlich zuckersüßen Titeltrack zu einem tumben, aber spaßigen Filmvergnügen der einfachsten Sorte einlädt. Fein herausgearbeitete Details in der Handlung oder auch bei den Figuren kann man hier nicht erwarten. Der Handwerker Lenzi, der gerade in vielen Werken aus den 70er Jahren aber auch bewiesen hat das er auch grobes Filmgut mit reichlich Qualitäten herstellen kann, präsentiert eine rustikales Filmwerk mit reichlich Plattitüden. Doch gerade hier wird es auch wieder interessant, denn in bester italienischer Manier ist dies auch wieder so übertrieben und überspitzt, was das wuselige Treiben im Film schon wieder interessant macht. Wie typisch für einen Teenie-Horrorschocker der 80er, ist das Protagonistenduo von gänzlich unterschiedlicher Natur. Ronny ist ein dauergrinsender Sonnyboy, der auch schon vor seinem Plan sich die Gehirnzellen mit reichlich Alkohol wegzuballern, wohl nicht allzu viel graue Zellen besitzt. Doch gerade sein unbekümmertes und positives herangehen an Alltagssituationen läßt den von Rawley Valverde dargestellten Charakter zu keinster Weise zu einer Strapaze für das Nervenkostüm des Zuschauers werden.

Anders Nicholas De Toth als sein Kumpel Skip. Ein ruhiger, nachdenklicher junger Mann, der mit seinem braven Auftreten schon nach einigen Minuten reichlich fehl am Platze in diesem Spring Break-Narrenzirkus erscheint. Während die US-Kollegen nun die sichtliche Bedrücktheit und Niedergeschlagenheit des Charakters mit einem schweren Schicksalsschlag wie Tod eines nahen Verwandten oder ähnlichem erklären, macht sich das italienische Autorenduo einen Spaß aus diesem Klischee, daß durch etliche, verwandte Werke bekannt ist. Durch ein Foul, welches seiner Football-Mannschaft den Einzug ins Finale der Meisterschaft kostete, ist der spätere Held des Films so niedergeschlagen. De Toth agiert im übrigen auch so, als hätte er dadurch ein mittelschweres Traume davongetragen, daß selbst die weltbesten Psychoanalytiker nur schwer heilen könnten. Mit dieser ersten Unglaublichkeit präsentiert sich uns Nightmare Beach in seinen ersten Minuten vor allem als ein lauter, greller Film mit ettlichen kleinen Episode aus dem wilden Treiben des Spring Breaks. Lenzi baut hier einfach mal ein paar Running Gags auf, die er dann in gewissen Zeitabständen einfach immer wiederholt. Das beinahe schon voyeuristische dargestellte Spring Break-Treiben wird dann auch ausführlich dazu genutzt, um junge Mädels in knappen Bikinis oder sogar komplett nackig zu zeigen.

Es erscheint zwar als Füllwerk um die Laufzeit des Films etwas nach oben zu korrigieren, allerdings sind die von Lenzi eingebauten Running Gags wie etwa einem Spaßvogel, der die Menschenschar mit allerlei makabren Scherzen "erfreut", einem mächtig überdrehten Dieb oder einer blonden Schönheit, die Männer anspricht und ihnen von ihrer angeblichen Not erzählt um diese dann mit einigen Nettigkeiten etwas zu schröpfen so eingebaut, daß sie später dann Aufgrund ihrer Lasterhaftigkeit ein gefundenes Fressen für den Killer darstellen. Wie in vielen Slasherfilmen der 80er Jahre so ist auch dieser der moralisch gesteuerte Verfechter aufrichtiger Tugenden, um die Sünden der vielen Jugendlichen nicht einfach nur mit erhobenem Finger, sondern gleich mit dem Tod zu bestrafen. Anders als Michael Myers oder auch Jason Voorhees bleibt er dabei allerdings nicht der mystifizierte Boogeyman und ein Instrument eines äußerst konservativen oder auch nur das schnelle Filmgeld machen wollende Filmteams. Spätestens hier wird dann auch wieder die italienische Herkunft doch deutlich. Immerhin schufen die Italiener mit ihren herrlichen Gialli den Vorreiter der mit Carpenters Halloween oder Cunninghams Freitag, der 13. geschaffenen Slasherfilme. Ganz in der Tradition der Gialli (und einiger Slasher) wird hier am Ende die Identität des Killers aufgedeckt.

Einige Zeitgenossen bezeichnen Nightmare Beach ohnehin als einen späten Giallo aus dem Hause Lenzi. Dieser hat in früheren Jahren zum Beispiel mit dem 1974 entstandenen Spasmo, Orgasmo (1968) oder dem in Deutschland als Edgar Wallace-Verfilmung vermarkteten Das Rätsel des silbenern Halbmonds von 1971, u. a. mit "Schätzchen" Uschi Glas in einer Hauptrolle, waschechtere Gialli abgeliefert. So präsentiert sich Nightmare Beach auch Aufgrund seines gesamten Aufbaus eher als Slasher, der allerdings in den Momenten, in denen der Killer auftaucht, etwas mehr Giallo-Elemente nutzt. Alleine schon dessen Outfit - schwarze, enge Lederkluft und Motorradhelm - erinnert an zwei Kollegen: schon in dem Giallo Die Nacht der blanken Messer (1975) und dem Poliziesco/Giallo-Hybriden Der Tod trägt schwarzes Leder (1974) geht ein Mörder in Motorradkluft um. Waren deren Werkzeuge allerdings allerlei Hieb- und Stichwaffengedöns, so ist das Mordwerkzeug in Nightmare Beach gleichzeitig der fahrbahre Untersatz des schwarzen Mannes. Da die Opfer mit dem Motorrad zu überfahren für italienische Verhältniss viel zu langweilig und unspektakulär ist, hat man aus dem heißen Ofen eine Art fahrbahren elektrischen Stuhl gemacht. Der hohe Sitz und einige Elemente der Maschine sind durch einen einfachen Knopfdruck blitzschnell unter Strom geschnellt. Doch auch wenn das Motorrad nicht benutzt wird, wird den unmoralischen Opfern mit Elektrizität, Feuer oder anderem zu Leibe gerückt.

Was Lenzi allerdings ausdrücklich vergessen hat, ist die Spannung. Nightmare Beach ist gänzlich unspektakulär, kommt ohne große und überraschende Wendungen aus und somit ist auch die Identität des Mörders relativ leicht vorauszusehen. Nur in ein bis zwei Szenen schafft es der Italiener, seinem Werk etwas Suspense zu verleihen, doch hält dies nicht lange an. Dafür schafft es der Soundtrack, die Szenen mit dem Killer aufzuwerten. Bestechen doch einige italienische Horrorfilme der 80er Jahre wie Lamberto Bavas Demoni oder Argentos Phenomena, in Spannungsmomenten Songs von damals aktuellen Metal-Bands einzusetzen, geht Lenzi hier einen anderen Weg. Während in normalen Szenen der Sound vom in den 80ern so beliebten Hair Metal von Animal, Rondinelli und anderen Bands durch die Boxen bläst, hat man dann, wenn es drauf ankommt, auf einen Routinier gesetzt: Claudio Simonetti, der Filme entweder allein oder mit seiner Band Goblin soundtechnisch mehr als nur aufgewertet hat, gibt sich auch hier mal wieder die Ehre. Dabei ist das Stück, wenn der Killer auftaucht, äußerst einfach, aber auch recht wirksam. Nicht nur das es schnell ins Ohr geht: es baut die Szenen auch in sofern aus, daß es ihnen mehr Dynamik verleiht. Allerdings wirkt es zum Ende hin doch auch etwas ermüdend aufgrund seines Dauereinsatzes, verliert allerdings nicht an Wirkung.

Wirkung hat auch Nightmare Beach, wenn es jemanden darum geht, sich den Abend mit einem gelungenen Trashfilm zu versüßen. Er ist verglichen mit seinen anderen Werken ein eher mäßiges Produkt Lenzis, welches allerdings genügend Kurzweil mit lustigen Allerlei bietet. Gerade der Umstand, daß so ziemlich jede Figur der Obrigkeit, egal ob der Bürgermeister, ein Arzt oder auch Genreveteran John Saxon als fieser Bulle Dreck am Stecken hat bzw. das Gesetz nicht so genau nimmt, sorgt für gehörig Zunder. Gerade letzterer hat so einige herrliche Szenen zu bieten. Scheint seine Rolle zu Beginn nur deshalb zu existieren, um immer genau im richtigen Moment, wenn es Ärger gibt, urplötzlich mit dem Polizeiauto vorzufahren (es zeugt von einem polizeilichen sechsten Sinn, der den Zores nur so riechen kann), so wandelt sich seine Figur des Strychers zu einem korrumpierten Bullen, der das Gesetz nach seinem Gutdünken auslegt und dabei der verlängerte Arm des nur am durch die vielen Touristen gemachten Profit interessierten Bürgermeisters ist. Die kleine Stadt bzw. deren Bedienstete scheinen versunken im Sündenpfuhl, haben so einiges schmutziges hinter der eigentlichen sauberen Fassade zu verstecken, was auch wieder ein typisches Giallo-Element darstellt. Ist es doch auch dort nicht gerade selten der Fall, daß viele Charaktere nicht gerade die brävsten sind und einige Leichen im Keller haben.

Auch Saxons Konfrontationen mit der örtlichen Rockergruppe sind übrigens kleine Highlights, sind dort doch die eigentlich eher sehr einfachen und drögen Dialoge auf einmal von allerlei seltsamen und kultigen Sprüchen durchzogen. Dabei glänzen de ganzen Darsteller der Rocker, allen voran aber Luis Valderrama als Dawg durch ein Overacting, welches einem nicht gerade selten ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Insgesamt sind die mimischen als auch die technischen Leistungen zwischen okayem und unterem Durchschnitt angesiedelt. Zwar ist Nightmare Beach ohnehin nur trashige Film-Fast Food, doch leider agiert das Protagonistenpärchen De Toth und Sarah Buxton etwas zu hölzern. Während Buxton immerhin noch ein hübscher Blickfang ist, nimmt man dem meistens nachdenklich in die Kamera schmachtenden Skip nur selten sein Heldentum abnehmen. Was wohl Herrn De Toth irgendwann dazu bewogen hat, hinter die Kamera zu wechseln und dem Schnitthandwerk zu fröhnen. Immerhin ist dieser nun unter anderem der Cutter von Big Budget-Produktionen wie Into The Blue, Underworld: Evolution oder noch recht aktuell X-Men Origins: Wolverine. Da hätte er sich mal ein Beispiel an John Saxon nehmen sollen, geht er doch in der überzogenen Rolle des ständig fies und schlecht gelaunt dreinschauenden Polizisten ziemlich gut auf.

Während wohl die Mehrheit aufgrund seiner sehr einfach gestrickten Konstruktion wohl schnell mit der weißen Fahne wedeln und aufgeben, so kann doch wenigstens der geneigte Trashfreund Lenzis Nightmare Beach einiges abgewinnen. Booze, Chicks, Sleaze and a little bit of Gore sind hier die Rezeptoren die verbunden mit einer recht dynamischen Umsetzung und einer unverkennbaren, herrlichen 80er Jahre-Atmosphäre dem Werk einige Trashqualitäten schickt. Der Film ist eine einziges 80ies Horrormovie-Best of und könnte, wenn Lenzi die Geschichte etwas spannender und nicht so relativ dröge umgesetzt hätte, sogar ein richtiger Kracher sein. So bleibt für den Italo- und B-Film-erprobten Filmfan ein grobes Stück Film für einsame oder gesellige Trashnächte.
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Sonntag, 13. September 2009

District 9

Das Review könnte eventuelle, kleine Spoiler enthalten!


Seit gut zwanzig Jahren schon thront am Himmel der südafrikanischen Hauptstadt Johannisburg ein riesiges UFO. Dessen Insassen stellten sich nach seinem urplötzlichen Auftauchen in der terrestrischen Hemisphäre nicht als feindselige Invasoren, sondern als verwahrloste und hilfebedürftige Kreaturen heraus, die von ihrem Heimatplaneten geflüchtet zu sein scheinen. Aufgrund eines defektes beim Mutterschiff verweilen die außerirdischen Besucher länger als geplant auf der Erde und so stopft sie die südafrikanische Regierung in ein Lager, welches sich in all den Jahren deren Aufenthalts zu einem wahren Ghetto entwickelt. Von den Menschen abfällig als "Shrimps" bezeichnet und nicht im normalen Stadtbild geduldet, vegetieren sie in dem abgeriegelten und scharf bewachten District 9, wie der Bereich genannt wird, vor sich hin. Überwacht werden sie dabei vom Unternehmen MNU, welches versucht, das dortige Geschehen so gut wie möglich zu regulieren. In Verbindung mit im District lebenden, nigerianischen Gesetzlosen herrscht in dem verwahrlosten Gebiet Gewalt, intergalaktische Prostitution, Waffenhandel und illegale Spiele. Als der MNU-Mitarbeiter Wikus Van De Merwe befördert wird und die vom Unternehmen geplante Evakuierung in ein Gebiet weit außerhalb Johannisburgs in Gang bringen will, kommt er bei seiner Inspektion im District mit einer fremdartigen Flüssigkeit in Berührung. Dabei infiziert er sich mit einem Virus, die seine DNS mit der außerirdischen langsam verbindet. Durch diese Tragödie wird der recht naive Wikus schnell vom Jäger zum Gejagten, als sein Chef - der zudem auch noch sein Schwiegervater ist - und der Konzern in ihm einen Schlüssel zur fremdartigen Waffentechnologie sieht. Auf seinem Leidensweg findet Wikus schnell heraus, daß sein einzigsten Halt bei den eigentlich so verhaßten Außerirdischen zu finden ist.

Das Science Fiction-Genre mag sich in keiner Krise zu befinden, macht sich allerdings doch ein wenig rar im Portfolio der Hollywood'schen Traumfabrik. Hier und da bringt man einen Mix verschiedenster Stile auf die Leinwand, das man dann auch bis zu einem gewissen Punkt der Science Fiction-Sparte zurechnen kann, doch bis auf J. J. Abrams Star Trek-Neuauflage gibt es derzeit eigentlich kaum "reinrassige" Science Fiction-Streifen zu bewundern. Geradezu exotisch mutet dann auf einmal District 9 an, zwar auch nicht wirklich reine klassische Science Fiction, aber doch ein erfreulich frischer Wind für den Freund solchen Stoffes. Es bedarf nicht immer eines Weltraumepos, um dieses phantastische Genre wieder in das Gedächtnis der Fans zu bringen. Das Werk des südafrikanischen Regisseurs Neill Blomkamp erscheint sogar gerade zu als willkommene Frischzellenkur, eine kleine aber feine Sensation, die - mächtig durch das Internet gehypt - zu größerem Ruhm gekommen ist, als von den Machern erwartet. Das von Braindead- und Herr der Ringe-Regisseur Peter Jackson geförderte Werk kostete im Vergleich zu anderen Filmbudgets "günstige" 30 Millionen Dollar und entstand durch den Umstand, daß Blomkamp als Regisseur bei der geplatzten Verfilmung des Videogames Halo geplant war. Jackson überließ ihm die genannte Summe und gab dem Regisseur grünes Licht und absolute Narrenfreiheit, was daß Thema das Films anbelangt.

Herausgekommen ist dabei eben jener District 9, die Langfilmversion des 2005 enstandenen Kurzfilms Alive in Joburg, der allein schon durch seinen Schauplatz punkten kann. Nicht etwa die USA oder ein anderes reiches, westliches Land ist der Schauplatz dieses extraterrestrischen Flüchtlingsdramas, sondern das pulsierende und chaotisch wirkende Johannisburg, Hauptstadt von Südafrika, welches dem Film allein dadurch schon eine leichte Exotik schenkt. Vor allem schenkt Blomkamp seinem Werk und dem Zuschauer hier einen kinderleicht zu meisternden Spagat zwischen intelligent inszenierter Parabel und trotzdem explosiven und mitreißendem Unterhaltungskino der gehobenen Klasse, welches gerade festgesteckt auf das Genre der Science-Fiction so einige narrative Standardmuster außen vor läßt und seinen völlig eigenen Weg einschlägt, bei dem man gerne bereit ist, diesen von Anfang bis zu Ende zu gehen. Blomkamp schafft keine atmosphärisch düsteren und dichten Werke wie etwa einen Blade Runner oder eine schon beinahe technoid-kalte bzw. steril anmutende Stimmung, wie man sie etwa beim frühen George Lucas-Werk THX 1138 oder Tron vorfindet. District 9 ist keine futuristische Science Fiction, nennt keinen allzu genauen Zeitpunkt, ist aber tief in unserer Gegenwart verwurzelt und kommt in einem realistischen, nüchternen Stil daher. Dabei erweißt es sich als äußerst passend, daß Blomkamp seinem Film einen dokumentarischen Erzählstil verpaßt hat. Wie von diversen TV-Dokus bekannt, kommen hier Augenzeugen der Geschehnisse bzw. den Protagonisten nahestende Figuren bzw. auch die Protagonisten selbst in Interviewsequenzen zu Wort, eingeblendete Zeitangaben leiten neue Szenen ein und fügen sich wie selbstverständlich in die eigentliche Spielfilmhandlung ein.

Dabei nimmt sich District 9 vor allem auch die Zeit, seine Geschichte aufzubauen und den Zuschauer mit genügend Hintergrundinformationen zu füttern. Er beginnt mit einem sichtlich aufgeregten Wikus, der Probleme beim Anstecken seines Mikrofons hat und läßt durch verschiedene Personen die Geschichte der Aliens seit ihrem Auftauchen Revue passieren. Es zeichnet sich ein rohes Bild der Verhältnisse zwischen den außerirdischen Einwanderern und den Menschen ab, was zu scharfen regularien der "Hausherren" führt und so zu einer Abhandlung des Rassismus- und speziell für Südafrika des Apartheid-Themas im phantastischen Gewand wird. Aus den farbigen Mitmenschen werden hier rüpelhafte Wesen, für die allein schon wegen ihrer Herkunft Knigge für immer ein Fremdwort bleiben wird. Aus der damals in Südafrika vorherrschenden Rassentrennung, die sich auch in den Wohnräumen der verschiedensten Gruppen niederschlug, wird hier das zuerst vorherrschende Grundthema des Films. Der Titelgebende District 9 ist ein von Müll überzogenes Wohngebiet, umzäunt, mit Stacheldraht gesichert und von einem Privatunternehmen scharf bewacht und reguliert. Es scheint fast so, als möchte der Film in der Schilderung der Aliens zu Beginn das damalige Bild der weißen Bevölkerung gegenüber der schwarzen bzw. anderen Rassen aufzeigen. Trotz das es sich um fremdartige und fiktive Wesen handelt, resultieren daraus nicht minder brisante und vor allem aufwühlende und befremdliche Bilder, die trotz ihrer Schrägheit und surrealer Momente immer wieder die damaligen Verhältnisse im südlichsen Land Afrikas im Hintergrund des Zuschauers aufruft.

Hier tritt nun auch die MNU auf den Plan, welche nicht nur der südafrikanischen Regierung die Arbeit mit diesen illegalen Einwanderern abnimmt sondern hierbei auch noch eigene Ziele verfolgt. Das Unternehmen ist zugleich auch noch einer der größten Waffenhändler weltweit und ist vor allem an der fremdartigen Waffentechnologie der Aliens interessiert, die Menschen allerdings nicht für sich nutzen können, da diese mit der Genetik der Außerirdischen verbunden ist. Die MNU und deren Führung, allen voran Wikus Schwiegervater, wird hier als skrupellose Macht dargestellt die weit ab jeglicher ethischen Verhaltensweisen darauf hinarbeitet, ihren Nutzen aus den hilfslosen Kreaturen zu ziehen. Sie pflegen mit den "Shrimps" einen harten, gewalttätigen Umgangston, die militarisierten Truppen werden als durchgedrehte Schießwütige dargestellt die beim kleinsten Aufbegehren einen nervösen Finger am Abzug ihrer Waffen bekommen. Da werden vorschnell Aliens ohne Skrupel erschossen oder illegale Gebärstationen zerstört um die Zahl der Außerirdischen zu regulieren. Das wird dann voller Stolz und mit Selbstverständlichkeit Abtreibung genannt und detailliert von den Personen vor der Kamera erklärt. Durch seinen bereits erwähnten dokumentarischen Touch erhält District 9 so eine ungeheure Wirkung, auch weil hier die gewohnte Erzählweise eines Films aufs mindeste reduziert wird. Dabei geht man nicht den konsequenten Weg einer kompletten Authentizät wie die jüngsten Handkamera-Schocker aus der Horrorschiene á la Cloverfield und Co., schafft aber trotzdem einen angenehm frischen Look und trotz des sich zeitlassenden Erzählstil Blomkamps durch die Kameraarbeit eine Dynamik, die keine Längen aufkommen läßt.

Gerade hier zeigt sich aber auch, daß die zentrale Figur des Films, der MNU-Angestellte Wikus Van de Werde, nichts anderes als ein kleines, für seine Vorgesetzten unbedeutendes Zahnrad in der Maschinerie bzw. eine Marionette in ihrem kleinen Theaterspiel darstellt, die sie gut verstehen zu steuern. Wenig selbstbewußt und nervös erscheint er, als er mit der kompletten Truppe des Unternehmens in den Distrikt einmarschiert, zudem reichlich naiv, was sein Weltbild und Denken angeht. Die Shrimps sind die ungehobelten, unangepaßten und einfach nur gemeingefährlichen Kreaturen, die ohne die Regulierung seines Arbeitsgebers eine Gefahr für uns Menschen darstellt und ein (friedliches) Zusammenleben fast unmöglich macht. Vorurteile und vorgekaute Meinungen bestimmen den jungen Mann, der kaum eine eigene Meinung zu besitzen scheint. Doch im Verlauf des Filmes verwandelt er sich, charakterlich wie auch äußerlich. Beides geht langsam von statten, ersteres noch etwas mehr als die äußerliche Metamorphose, welche durch Wikus in Berühung kommen mit einer fremdartigen Flüssigkeit eingeleitet wird. Ersten Symptomen wie Hustenreiz und Übelkeit folgt eine beeindruckende graphische Mutation, die sogar etwas an Jeff Goldblums Verwandlung in David Cronenbergs Die Fliege erinnert.

An diesem Punkt angekommen, läßt Blomkamp die Metaebene des Films und die ganze Rassenthematik außer acht und widmet sich dafür einem äußerst effektreichen, aber nicht minder uninteressantem Part, der mehr Remineszenzen an actionreichere Science Fiction- oder ähnlichen Werken aus der Phantastik enthält. Wobei er die Thematik nicht gänzlich unter den Tisch fallen läßt sondern eher etwas mehr in den Hintergrund treten läßt. Grade Wikus verzweifeltes Suchen nach einer entsprechenden Methode, seine Mutation rückgängig zu machen, läßt den Protagonisten nicht nur als gänzlich zum Opfer gewordenen darstellen. Er findet unter diesen angeblich so gewalttätigen, rücksichtslosen Kreaturen Helfer, ist allerdings eher um sein eigenes Schicksal besorgt und bekommt so sehr egoistische Züge geschenkt, so daß ihm der Zuschauer meist nicht die komplette Sympathie zukommt. Wobei er allerdings im Gegenzug zu den MNU-Jägern weitaus gewisssenhafter agiert und dabei auch mit in den Medien verbreiteten, gänzlich falschen Fakten zu kämpfen hat. Menschlicher Gegenspieler ist dabei neben dem Schwiegervater auch der Kommandant der militärischen Truppen, eine Figur, wie es sie auch in vielen anderen Filmen gibt und die gerne mit allerlei schwerem Gerät der Waffengattung zu tun hat und nach der Maxime "erst schießen, dann fragen" zu handeln scheint. Blomkamp verläßt sich nach der anfänglichen frischen Motiven auf diverse bekannte dramatische Kniffe, schafft es aber, durch gekonnten Umgang mit dem dem Stoff in narrativer Hinsicht sehr gut Spannung aufbauen kann.

Dem langsamen Aufbau der Geschichte folgt ein entfesseltes Actiongewitter, das fast schon etwas zu ungebremst über den Zuschauer hereinbricht. Wikus hadern mit dem eigenen Schicksal, gejagt von seinem alten Arbeitgeber und mit seiner Flucht in den District auch aufkommende Probleme mit den ansässigen nigerianischen Gangstern versprechen einiges an herben Szenen, wobei die Nigerianer mit ihrem durchgedrehten Chef, welche geschlossen daran glauben, daß die Kräfte der Außerirdischen durch das Verspeisen deren Fleischs in sie übertritt, davon zeugen, daß Blomkamp so viele unterschiedliche Elemente wie nur möglich in den Film einbringen wollte. Diese sind nicht gänzlich unpassend, allerdings in einigen Momenten erst einmal sehr irritierend. So scheinen die nicht sehr gut wegkommende und relativ eindimensional dargestellten Nigerianer vor allem dafür gut zu sein, einige herbere oder actiongeladene Szenen einzuleiten, was eine kleine Durststrecke in Blomkamps Ideenreichtum sein könnte. Es funktioniert aber und beschert District 9 einige wirklich nette Szenen, die effektvoll umgesetzt worden sind. Und trotz seiner zwei Gegensätzlichkeiten, langsam aufgebaute Rassismus-Parabel und knochentrockenem Science Fiction-Actioner muss man dem Werk immer wieder attestieren, daß dies einfach paßt.

Der Spannungsbogen wird akzentuiert aufgebaut und erreicht zu den richtigen Zeitpunkten seine Höhepunkte, die in einem zwar auch recht konventionell aufgebauten, aber auch nicht uninteressanten Finale gipfeln. Hier feuert man wortwörtlich aus allen Rohren und ging es schon zuvor teils nicht gerade zimperlich zur Sache, so haut hier Blomkamp noch eine Kelle drauf, was den Action- als auch Blutgehalt angeht. Selbst hier halten Elemente des Splatterfilms einzug, zerplatzen so einige Körper oder werden Teile von diesen abgetrennt. Es kann auch Zufall sein, doch das Schicksal des MNU-Kommandanten erinnert dabei doch sehr an das sehr ähnliche Ende der Figur des Captain Rhodes aus Romeros Day of the Dead. Man kann die Vorwürfe, daß District 9 zu diesem Zeitpunkt zu sehr auf standardisierte, altbekannte Konstrukte des Action-Kinos baut, nicht gänzlich von der Hand weisen, trotzdem schafft es der Film, über seine ganzen zwei Stunden den Zuschauer bei der Stange zu halten. Egal ob actionreiche Szenen, Wikus verzweifelte Suche nach einem Ausweg aus seinem Dilemma oder die sozialkritischen Untertöne, die Mischung die uns hier Neill Blomkamp auftischt, ist einfach schmackhaft. Fast komplett unkitschig kommt er aus, schwankt dabei zwischen bitterem und Happy Ending und gerade der Schluß, wenn über den Verbleib von Wiku spekuliert wird und das anschließende letzte Bild zeigt nochmal die ganzen stärken von District 9 auf.

Es ist eine ungewöhnliche, frische Mixtur aus Rassendrama, eine Parabel auf die schreckliche Zeit der südafrikanischen Rassentrennungen und Rassismus an sich, darauf - daß fast jeder Mensch nicht gänzlich frei von Vorurteilen gegenüber anderen Rassen ist und zugleich straightes Action-Kino, daß mit seiner tristen Stimmung nicht zu abgehoben daherkommt. Getragen wird der Film nicht nur durch den etwas anderen Erzählstils des Films, sondern auch durch seine sehr gut gelungenen Effekte, der die Shrimps sehr lebendig und faszinierend aussehen läßt und dem wirklich guten Spiel von Sharlto Copley, welcher wohl gemerkt kein ausgebildeter Schauspieler ist. District 9 ist ein sehr guter Science Fiction-Film, zurecht von allen Seiten gehyped und ein klarer Kandidat für die besten Filme des Jahres 2009 der einzig und allein vielleicht daran etwas krankt, daß es Blomkamp bei der Story etwas zu gut gemeint hat und zuviele Ideen auf einmal in das Buch gesteckt hat. Es mag für einige anstrengend oder unpassend erscheinen, doch zu oberflächlich in der zweiten Hälfte auf die Action der Geschichte fokussiert - aber trotzdem im Schicksalsweg von Wiku immer noch dramatisch gefärbt. Dieser Film ist wahrlich mehr als nur einen flüchtigen Blick wert. Herr Blomkamp, daß haben sie wirklich sehr gut hinbekommen.
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Mittwoch, 2. September 2009

Diary of the Dead


Der eigentlich dem Dokumentarfilm zugeneigte Filmstudent Jason Creed dreht mit einigen Komillitonen als Studienarbeit einen billigen Horrorfilm zu nächtlicher Stunde mitten im Wald, als über das Radio seltsame Meldungen verbreitet werden. Gerade zu minütlich häufen sich die Berichte von Fällen, in denen sich auf einmal Tote quicklebendig erheben und äußerst aggressiv auf ihre Umwelt reagieren und Menschen anfallen. Nachdem sich schon schnell zwei Freunde von Jason daraufhin vom Set verabschieden, macht sich auch der Rest der Truppe, darunter auch ein sehr trinkfreudiger Professor, in einem Wohnmobil auf den Weg. Aus der angestrebten Fahrt in die jeweiligen Heimatorte der Studenten entwickelt sich schnell eine Flucht, als die Fälle der auferstehenden Toten immens ansteigen. Während sich daraus auch schnell Unruhe innerhalb der Gruppe entwickelt und diese auch mit den ersten nicht eingeplanten Schicksalsschlägen fertig werden muss, bannt Jason zusammen mit seiner Freundin Debra alles auf Kamera um die Geschehnisse für die Nachwelt festzuhalten.

Es ist ein Kreuz mit diesem Mann. George A. Romero. Ein Name, der bei abertausenden von Horror-, Splatter- und Zombiefans ein leuchten in den Augen und ein Überlaufen der Hypophysen verursacht. Romero ist immerhin der Mann, der aus einem gerade mal 500.000 $ teuren, schwarz-weißen Film das heutige in der Popkultur verankerte Zombiebild nicht einfach geprägt, sondern sogar geschaffen hat. Soweit, daß sich heute wohl kaum noch irgendjemand der heutigen Kiddies an den eigentlichen Voodoo-Sklaven erinnert. Es sei denn, irgendein Comic, Film oder auch Spiel nimmt sich dem ursprünglichen Mythos an. Mit seiner ersten Untoten-Trilogie schuf er eine legendäre Reihe. Die Rede ist vom 1968 entstandenen, stilprägenden Meisterwerk Night of the living Dead, dem 1977 unter tatkräftiger italienischer Unterstützung enstandenen Dawn of the Dead und um den Mitte der 80er Jahre, genauer gesagt 1985, enstandenen Abschluß der Trilogie, Day of the Dead. Gerade die letzten beiden Filme sind nicht nur berühmt, sondern wenigstens in Deutschland auch berüchtigt, bereiteten sie doch so manchem Jugendschützer bei der heutigen BPjM schlaflose Nächte und schafften es dementsprechend auch auf die Liste der beschlagnahmten Filme. Geradezu paradox erscheint es da, das Night of the Living Dead als auch Dawn of the Dead in ihrem Ursprungsland heute im Museum of Modern Arts vertreten sind.

Doch heute muss man, trotz seines zum Teil berechtigten Legendenstatus in der Szene ein sehr großes "aber" nach der Nennung seines Namens setzen. Ein jener, der heute sichtlich gealtert seinen damaligen großen Erfolgen nachläuft und diese zwar auch in gewissem Maße auch heute noch erreicht, doch selbst bei den größten Romero-Fans für Diskussionen sorgt. Wobei er auch einer der wenigen in der Filmwelt ist, der von sich behaupten kann, gleich mit seinem Debütfilm einen richtigen Kracher der selbst bis heute noch nachhallt, gelandet zu haben. Der teilweise vom Fandom viel zu sehr auf seine Zombieepen reduziert wird, dabei doch allerdings auch noch so hervorragende Filme wie das moderne Vampirdrama Martin oder den ebenso sehr interessanten The Crazies schuf. Oder der Anfang der 80er unter anderem in Zusammenarbeit mit Kultautor Stephen King mit Creepshow eine herrliche Verbeugung vor den alten EC-Horrorcomics der 50er schuf und mit Monkey Shines bzw. Der Affe im Menschen einen sehr unterschätzten Tierhorror in seiner Filmographie stehen hat, der mehr als nur einen Blick wert ist. Doch dann verließen Romero die filmischen Musen und er schuf solche unsäglichen Werke wie den Episodenfilm Two Evil Eyes, dessen von Romero inszenierte Geschichte ebenso wenig überzeugen kann wie die von seinem dortigen Partner Dario Argento verbrochene Adaption der Poe-Geschichte "The Black Cat".

Nach einigen Jahren Pause war sein Comeback Bruiser ein sehr maues Erlebnis, bis ihm Wohl das Sprichwort "Schuster, bleib' bei deinen Leisten" über die Brille gehuscht zu sein schien. Es folgte die Ankündigung einer neuen Untoten-Trilogie die mit Land of the Dead ihren Anfang nahm, in dem der aus der derzeit bei Sat 1 laufenden Serie The Mentalist bekannte Simon Baker in einer postapokalyptischen Welt sich einen Weg durch eine Horde von Untoten sucht und dort auf einen mies gelaunten Dennis Hopper trifft. Vor gut zwei Jahren wurde der mittlere Teil Diary of the Dead dem geifernden Zombiefandom vor die Füße geworfen und der Abschluß der Trilogie, Survival of the Dead, soll angeblich noch in diesem Jahre folgen. In Diary of the Dead zollt Romero dabei auch einem Trend Tribut, der zu dieser Zeit gerade wieder aufkam und durch den größten (und überbewertesten) Horrorhype der 90er Jahre, The Blair Witch Project, vor einigen Jahren initiiert wurde. Die Handkamera mit ihrem verwackelten Authentizismus war wieder in im Horrorkino und brachte dabei zwei sehr gute Werke zum Vorschein: zum einen den amerikanischen Cloverfield, der im Vorfeld von einer cleveren viralen Marketingkampagne begleitet wurde und den meisterlichen [REC], der in Spanien von Jaume Balagueró in Zusammenarbeit mit Paco Plaza geschaffen wurde.

Während die beiden genannten Werke ihren Weg konsequent beschreiten und somit höchstes "Mittendrin"-Gefühl beim Zuschauer bewirken, schafft es Romero mit Diary of the Dead nicht die vorgegebenen Wege einzuhalten und gönnt sich eine Extrawurst. Anders ausgedrückt, ist der Mittelteil der frischeren Untoten-Trilogie von den drei "Wackelkamerafilmen" der eigentlich noch am traditionellsten daherkommende Film. Die geforderte bzw. angedachte Authentizität wird nur manchmal in kurzem Momenten erschaffen und durch biedere Filmelemente wieder zunichte gemacht. Hätte Romero einen Dogma-Style Zombie Movie angekündigt, Lars von Trier und seine Kollegen hätten den Kinosaal nach gut zwanzig Minuten mit Schaum vor dem Mund verlassen und dem gebürtigen New Yorker nochmals deren Manifest zum Durchlesen dagelassen. Wobei selbst von Trier mit seinem erfrischend schrägen TV-Projekt Riget (in Deutschland unter dem Namen Geister bekannt) vor einigen Jahren gezeigt hat, wie man diesen authentischen Stil mit traditionellen narativen Elementen des Films sehr gut verbinden kann. Romero zeigt sich schauderlich inkonsequent mit dem Stil von Diary of the Dead, was sehr schnell nach hinten losgeht. Nicht nur, das er sehr wohl auch Filmmusik einsetzt (auch wenn diese recht zurückhaltend eingesetzt und komponiert wurde), er leistet sich sogar die Dreistigkeit durch eine sehr unglaubwürdige Fügung seiner Geschichte, eine zweite Kamera hinzuzufügen um somit konventionelle Schnitte einzubauen. Eine äußerst nervige Frechheit, die die Nerven des Zuschauers strapaziert und somit auch keinen gleichbleibenden Fluß in dem Storyaufbau zuläßt. Richtig bunt, wird es sogar, als er Videoschnipsel von Überwachungskameras mit einbaut.

Erklärt wird das durch den Off-Kommentar der weiblichen Protagonistin Debra, der einen weitern Bruch mit der eigentlich so authentisch angedachten Zombiegeschichte ist. Somit schafft Romero anstatt eines suggestiven Realismus nur eine unausweichliche Distanz des Zuschauers zum Geschehen, was im weiteren Verlauf für Diary of the Dead nahezu tödlich ist. Zumal sich der gute Mann hier einem jungen Publikum anbiedert, was er eigentlich nicht nötig hat. Gut, die damaligen Zeiten sind schon lange vorbei und die Sehgewohnheiten der heutigen Fans haben sich verändert. Auch wenn die Charaktere nur Holzschnittartig grob geformt waren, so waren sie für den Zuschauer immerhin noch greifbar und Identifikationsfiguren, mit denen man mitleiden konnte. Gerade die Figur des Ben aus Night of the Living Dead ist hier ein sehr gutes Beispiel. Dort baut Romero die Geschichte auch nicht gerade sehr langsam auf, schafft es allerdings schnell, seine Protagonisten dem Zuschauer mit einigen gekonnten Einstellungen näherzubringen. Von alle dem ist hier nichts zu spüren. Die gesamten Mitglieder der auf der Reise begleiteten Gruppe sind farblose Abziehbilder, austauschbar und bleiben so blass, das man sich selbst mit den beiden Hauptfiguren Debra und Jason nicht Identifizieren kann.

Mag sein, daß dies von Romero vielleicht sogar gewollt ist. Sagt er doch an einigen Stellen in seinem Werk aus, das sowohl der jenige vor, als auch hinter der Mattscheibe abstumpft und zu einem gedankenverlorenen Betrachter wird. Während der Empfänger durch jede weitere, noch so kleinen Information abstumpft, so geschieht dies auch mit dem Sender. Er ist irgendwann nur noch ein triebgesteuerter Jäger, der mit seinem zweiten Auge die neuesten und frischesten Informationen aufsaugt. An diesem Punkt setzt Romero die Metaebene seines Filmes auf, die - anders als zum Beispiel bei Night of the Living Dead oder auch Dawn of the Dead - leider nur ein sehr schwacher Windhauch wird, der schnell abebbt und so nicht wirklich beim Zuschauer ankommt. Schaffte er es bei den genannten Werken noch gekonnt Sozial- (Night... und Dawn...) als auch Konsumkritik (Dawn...) anzubringen und zu transportieren, so kommt die Medienkritik von Diary of the Dead so ungelenk wie einer von Romeros Untoten beim Zuschauer an. Die Medien, das sind vor allem die, welche Nachrichten aller Art nach ihrem Gusto zusammenschneiden und -bauen wie sie es möchten, daß es dann der Konsument nur noch in sich aufzusaugen braucht. Und dies nur unzureichend verdaut und zudem auch noch eine fälschliche Realität vorgesetzt bekommt. Man schönt und bereinigt dies, setzt es laut Romero den Menschen so vor, wie diese es vielleicht gerne hätten und verfälscht die Zusammenhänge.

Die Rettung in der Not sind solche jungen Leute wie die Protagonisten, allen voran Jason, der die Kamera - egal ob er von seinen Freunden dafür kritisiert wird - immer dort hat, wo was passiert. Und dieses dann ins Internet hochladen kann. Ein Horrorfilm für die Generation Upload, der genauso sagenhaft scheitert wie die derzeit laufende Werbekamagne eines Mobilfunkunternehmens, die ebenfalls diese Generation ansprechen soll und durch ihre beinahe konservativ anmutende Weltfremdheit für einige Häme bei den "Digital Natives" sorgte. Dabei ist allerdings die Glorifizierung dieser Generation, die mit der Kraft des Internets und ihren Möglichkeiten wie Videoportalen oder Blogs umzugehen weiß, um so Neuigkeiten ungeschönt und in all ihrer grausamen Wirklichkeit zu transportieren, hier nahezu unbeholfen, was aber auch durchaus charmant rüberkommt. Während die auch in seinen früheren Filmen schnell zum Erliegen gekommenen traditionellen Medien wie Radio oder Fernsehen auch bei Diary of the Dead zügig zusammenbrechen, so schafft es die Meute hier durch die angesprochen Blogs, Videos und sogar Videochats (!) Informationen aus der um sie herum zusammenbrechenden Welt zu holen. Da schaut man sich Mittels eines Handys eine Videobotschaft einer Japanerin an, die dazu rät, den Untoten in den Kopf zu schießen und auch berichtet, daß in Tokio alle so schnell sterben. Doch bevor man sich noch mehr Informationen saugen kann, bricht das Video ab und man stellt fest, daß nun auch die modernen Netze langsam ausfallen. "Technik ist etwas gutes, solange sie funktioniert" ist der Satz, mit dem dies kommentiert wird.

Hier verläßt Romero kurz die Medienkritik und zeigt in einer eigentlich so simplen Szene doch sehr gut, daß sich der Mensch von der heute bestehenden Technik abhängig gemacht hat und kaum noch in der Lage ist, bei einem Ausfall von dieser, in einem normalen Maße zu existieren. Da schlägt man gegen Handy und Fernseher und ist beinahe verzweifelt, wieso nichts funktioniert. Romero stellt hier den Menschen als jemanden bloß, der immer mehr auf dem großen Strom der Informationsvielfalt, besser noch des Informationsüberflusses, schwimmt und dort beinahe ohne Anteilnahme verweilt. Der Mensch scheint nicht mehr in der Lage, seine Umgebung mit dem gegebenen Verstand adäquat aufzunehmen und für sich selbst zu denken. Löblich, was Romero hier versucht, doch es bleiben Ansätze, einzelne Fäden, die er leider wieder viel zu schnell fallen läßt und vergißt. Der Weg auf der Metaebene ist ein holpriger, bei dem man teils zu großen Sprüngen ansetzen muss, um diesen bis zum Ende zu gehen. Zudem ist es auch ärgerlich, da Diary of the Dead als reiner Horrorfilm schnell versagt. Nicht nur der Informationsfluß plätschert nämlich am Menschen vorbei, sondern auch die Geschichte des Films.

Reduziert man Diary of the Dead auf seinen Kern, ein harter Horrorschocker zu sein, so stellt man fest, das er hier kläglich scheitert. Die Inkonsequenz in der Inszenierungsart führt dazu, das es durch den authentisch gewollten Camcorder-Look kaum Atmosphäre aufkommt. Es fehlt eine Art der allumfassenden Bedrohung, ein apokalyptischer Unterton, den die ursprüngliche Dead-Trilogie ausmachte. Es fehlt auch ein stringenter Erzählbogen. Vielmehr hüpft Romero durch etwas größere Episoden, versucht dadurch eine durchgehende Geschichte zu erzählen und läßt die Spannung vollkommen außer acht. Selbst die so heiß herbeigesehnten Zombies kommen irgendwie zu kurz und spielen fast schon eine untergeordnete Rolle in diesem Werk. So bietet der Film zwar schon einige herbe Stellen, die sind aber so selten, so daß Diary of the Dead gut und gerne als harmlosester Zombiefilm von Rombero bezeichnet werden kann. Es läuft einfach nicht so richtig rund und ernüchternd muss eigentlich auch der größte Fan feststellen, daß sein Lieblingsregisseur wenn's um Zombieaction geht, sichtlich in die Jahre gekommen ist. Alles andere ist eigentlich nur scheuklappenartige Schönrednerei.

Diary of the Dead ist ein missglücktes Experiment Romeros mit modernen Elementen des Films, allen voran die authentische Handkamerainszenierung, zu spielen. An wenigen Stellen blitzt Potenzial in der Geschichte auf, was beileibe nicht genug ist, um zu überzeugen. So ist es vor allem auch der schlechteste Romeros bisheriger Epen über die lebenden Toten, ein mangelhaftes Zeugnis verblichenem Talents eines einst so großen Namens, der seinem Status als "lebende Legende" unter den modernen Horrorregisseuren einige unschöne Kratzer beschert. Es ist ein Ärgernis, bei dem man in jeder Szene mehr erwartet, aber nur vertröstet und zum Ende hin bitter enttäuscht wird. Wenn Jason seiner Freundin Debra erklärt, wieso er zu jeder Zeit alles mitfilmen muss und ihr die sensationellen Zugriffszahlen seines Videos erklärt, wird dabei ein Notebook gezeigt, in dem ein geöffnetes Browserfenster zu sehen ist. Hochgeladen wurde das Video unverkennbar bei MySpace, mit dem man auch irgendwie Romero mittlerweile vergleichen kann. Ein einstiges großes Ding, zukunftsträchtig, ein richtig großer Name der aber mit den heutigen Großen im Geschäft schon lange nicht mehr mithalten kann aber trotzdem versucht, mit den besten Elementen eben dieser sich doch noch irgendwie über Wasser zu halten.

Da mag man hoffen, daß Romero nach diesem deutlichen Schuß in den Ofen mit Survival of the Dead einen versöhnichen Abschluss seiner zweiten Trilogie hinbekommt, wobei nach ersten Sichtungen des Trailers auch hier schon etwas Ernüchterung aufgetreten ist. Wie Diary of the Dead verströmt dieser eine unpassende Biederheit. Schade, war Romero mit seinen früheren Werken doch ein sehr guter und geachteter Regisseur, dessen Handschrift man durch seine jüngeren Werke beinahe nicht mehr wiedererkennt. Er scheint zu schwach zu sein, nochmal einen richtig großen Hit abzuliefern. Die wenigen guten Momente in Diary of the Dead vergrämt er durch austauschbare Figuren, wie sie in jedem banalen Teeniehorrorschmarrn vorkommen und einer aufgesetzten, unpassenden Pseudomodernität und -coolness (die Sache mit dem Humor funktioniert weniger als gedacht/gehofft) die jede Hoffnung, daß der Film noch mal die Kurve bekommt, unter sich begräbt. Dieser Film bietet mit ein paar wenigen, gut gelungenen Momenten zu wenig, läßt den Zuschauer unbefriedigt zurück und ist eigentlich auch dem größten Zombie- und Romerofan leider abzuraten.

Foto des Regisseurs von fluzo
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