Freitag, 27. März 2009

Ein Kind zu töten...

Das Review könnte eventuelle, kleine Spoiler enthalten!


Der britische Biologe Tony möchte mit seiner hochschwangeren Frau Evelyn einen erholsamen Urlaub in Spanien verbringen. Da es ihm im Ort ihrer Ankunft durch ein Volksfest ein wenig zu laut ist und auch die Menschenmassen ihn nicht wirklich in Urlaubsstimmung bringen, beschließt er, zur Insel Almanzora weiter zu fahren, auf der er vor zwölf Jahren schon einmal war. Am nächsten Tag mietet man ein Boot und macht sich zur Insel auf. Dort angekommen, scheint alles ruhig und idyllisch bis ihnen auffällt, das nur Kinder, aber keine Erwachsenen im Ort zu sehen sind. Alles scheint verlassen, selbst in Läden oder in einer kleinen Pension findet man weder Einheimische noch Touristen. Schnell findet sich die Lösung des Mysteriums. Die Kinder der Insel scheinen den Verstand verloren zu haben und töteten alle Erwachsene. Bald stehen auch Tom und Evelyn auf der Zielscheibe der Kleinen.

Der spanische Regisseur "Chicho" Serrado hat eine relativ überschaubare Filmographie aufzuweisen. Da er die meiste Zeit über für das Fernsehen arbeitete, hat er nur drei große Spielfilme vorzuweisen. Neben dem hier besprochenen Who Can Kill A Child schuf er den Gothic Horror-Streifen Das Versteck (auch als The House That Screamed bekannt) und erst vor drei Jahren seinen bisher dritten Film, Blame. Der bekannteste und bemerkenswerteste Film dieser Triole dürfte ohne jeden Zweifel Ein Kind zu töten... sein, der erst vor kurzem vom noch relativ frischen Anbieter Bildstörung durch eine beantrage Neuprüfung nach 24 Jahren vom Index geholt werden konnte. Und das zu recht, wäre der Film ansonsten doch vielleicht für ewig auf der Liste der indizierten Filme vergammelt.

Nun kam in der bisherigen Geschichte des Horrorfilms die Bedrohung schon des öfteren von Kindern aus wie zum Beispiel im Klassiker Das Dorf der Verdammten, dessen eher mäßig ausgefallenes Remake von John Carpenter oder auch der Stephen King-Adaption Kinder des Zorns. Doch während in genannten Beispielen die Heranwachsenden von extraterrestischen bzw. dämonischen Kräften in ihren Bann gezogen werden und so zu äußerst unangenehmen Zeitgenossen werden, läßt der alte Fuchs Serrado eine finale Erklärung, wieso die Kinder auf der Insel ihre Schutzbefohlenen umgebracht haben, völlig aus. Er läßt den Zuschauer im ungewissen und läßt somit viel Raum für Interpretationen.

Diese Ungewissheit und äußerste Spannung ist es auch, welche Serrado meisterhaft mit der Ankunft des britischen Pärchens auf der Insel erzeugen kann. Er braucht nicht viele Mittel um ein äußerst intensives Gefühl der Beklemmung zu erzeugen, wenn Tom und Evelyn durch die menschenleeren Gassen des kleinen Ortes wandeln und auf der Suche nach Menschen sind. Es wird eine dichte Atmosphäre geschaffen, welche der ansonst so idyllischen, mediterranen Postkartengegend eine nicht zu unterschätzende Bedrohlichkeit verleiht. Auch die zuerst recht harmlos ausschauenden Kinder können vom einen Moment auf den anderen zu einer bedrückend-schaurigen Stimmung beitragen. Wobei hier Ein Kind zu töten... ohnehin einen Kontrast zu anderen Horrorfilmen mit Kindern als Wurzel allen Übels darstellt. Selbst wenn das Paar herausfindet, was auf der Insel passiert ist und sich auf die Flucht vor den Kindern macht, so werden diese weiterhin mit besonnenem Gesichtsausdruck und einem beinahe schon unschuldigen Lächeln auf den Lippen dargestellt. Wo andere Filme schnell das anfänglich noch harmlos erscheinende Kind durch Einstellungen, Beleuchtung und andere Kniffe dem Zuschauer suggerieren, das es nun auf die "böse Seite" gekommen ist, es dämonisiert und zum wahrlichen Antagonisten macht, läßt Serrado seine Kinder höchst natürlich einfach nur Kind sein.

Gerade hier erweist der Film seine Qualitäten und zeigt, das er weit mehr als ein einfacher Horrorfilm der 70er Jahre ist, um einfach nur zu schocken und dem Zuschauer einige schaurige Momente zu bereiten. Auch auf dieser vordergründigen Ebene funktioniert Ein Kind zu töten... fabelhaft, bietet aber zwischen den Zeilen weitaus mehr. Dies macht schon den Anfang mit der bisher in Deutschland fehlenden, sieben Minüten Anfangssequenz, in der Serrado mit schwarz-weißem Archivmaterial die Gräuel des Krieges aufweist und dabei vor allem einen Fokus auf die hilflosesten Opfer des menschliches Kriegstreiben setzt: eben die Kinder. Mit schockierenden Bildern werden u. a. der zweite Weltkrieg, Vietnam und der Bürgerkrieg in Nigeria behandelt, immer wieder von den Credits und einer durch den Kontrast mit dem Bildern sehr makabren Musik, ein von einer Kinderstimme gesummtes Lied vermengt mit Kinderlachen, unterbrochen.

So läßt sich Ein Kind zu töten... auch als Anklage an die Menschheit verstehen, das sie eines der wichtigsten Güter unserer Zeit, die nachkommende Generation - unsere Kinder - durch Ignoranz und rohe Gewalt, die Übergreifend in Kriegsgeschehen mündet, ohne jegliche Gedanken an diese misshandelt, quält und umbringt. Man solle sie besser schützen, bevor sie sich eventuell noch gegen uns richten. Hier macht auch die unbeantwortete Frage nach dem Warum wirklich Sinn. Anders als die bisherige deutsche Fassung, hat der damalige Verleih doch einfach die Eingangssequenz entfernt und die Handlung sowie die Erklärung nach dem Verhalten der Kinder durch den völlig sinnentstellten Titel Tödliche Befehle aus dem All in die Zukunft verfrachtet und eben mit außerirdischem Einfluss erklärt. Es mag sein, das man dem Rezipienten ein wenig mehr Katharsis verschaffen wollte und die schockierende Wirkung des Films abmildern.

Noch weiter geht es, wenn man die Charaktere der Protagonisten anschaut. Während Tony ein eher grüblerischer Mensch zu sein scheint, so ist seine Frau eine lebensfrohe, eventuell auch etwas naive Frau. Serrado deutet in einigen Szenen zu Beginn an, das das von Evelyn erwartete Kind nur zum Teil ein Wunschkind ist. Der Begriff der Abtreibung schwebt ungesagt im Raum einiger Szenen und läßt einige Gedankenspiele zu. So verleiht auch die kurze Andeutung, das Tony zu Beginn der Schwangerschaft seiner Frau wohl mit dem Gedanken der Abtreibung gespielt hat, der ganzen Handlung noch einmal eine neue Ebene und scheint einen ehelichen Konflikt über das Thema darzustellen. Während Evelyn darauf beharrt, das Kind zu bekommen hätte Tony wohl weniger Skrupel gehabt, das ungeborene Kind zu töten. Legt man dies nun auf einige Handlungsstränge des Filmes aus, ergeben sich hier einige Andeutungen. Als Tony mit einem Auto auf die Menge der Kinder zu rasen will, ganz egal ob er dabei einige umbringt, reißt Evelyn im letzten Moment das Lenkrad herum, um die Kinder zu schützen. Noch deutlicher wird es, als man zum allerersten Mal wirklich Gewalt gegen die Heranwachsenden anwendet und Tony einen Knirps erschießt, der mit einem Revolver auf seine Frau zielt.

Erst spät scheint auch Tony so wirklich zu begreifen, was er sich die ganze Zeit gedacht hat und entschuldigt sich bei seiner Frau zwar nicht explizit dafür, das er wohl an eine Abtreibung gedacht hat, die Andeutung läßt aber seinen Ansatz zu Ende denken. Ohnehin spielt der Film immer - alleine auch durch seinen Titel - mit der Frage, wer wirklich dazu im Stande wäre, ein Kind zu töten. Anklage gegen das Verhalten der erwachsenen Welt gegenüber ihrer Kinder, gesellschaftskritisch, auch in Ansätzen mit dem auch heute noch brisanten Thema der Abtreibung spielend vermag Ein Kind zu töten... trotz komplexer Hintergründigkeit auch als einfacher Horrorfilm vollends zu überzeugen. Zwar kann er die immense Spannung nicht ganz durchhalten, bleibt aber ein sehr faszinierender Film, ein kleines Juwel des spanischen Horrorfilms, der das Genre mit seinen standardisierten Formeln selbst heute noch erfrischend aufzulockern weiß.

Bei gleißender Sonne hetzt man durch den kleinen Inselort. Dunkelheit, Schatten und Nacht - seit Beginn der Filmgeschichte ein Stereotyp des Genres - sucht man hier vergebens. Trotzdem wird man von der schier unglaublichen Atmosphäre, unterstützt von einem zurückhaltenden, aber auch wunderbaren Soundtrack, durch äußerst kurzweilige 106 Minuten getragen. Selbst mit seinem sehr offensichtlich an Romeros Night of the Living Dead erinnernden Ende läßt Ein Kind zu töten... noch so einige Fragen zurück, die der Zuschauer für sich zu beantworten weiß. Selten gibt es solch vielschichtige und sehr gute Horrorfilme wie den im englischen Who Can Kill A Child betitelten Film. Er funktioniert sowohl als ruhig erzählte, aber spannend umgesetzte Horrorgeschichte als auch als gesellschafskritisch anklagender Film, der das verhalten der Menschheit mit beeindruckender Leichtigkeit das teils zweifelhafte Verhalten der Menschheit Kindern gegenüber in einen kleinen Kosmos - auf die isolierte Mittelmeerinsel - versetzen kann. Sollte man definitiv gesehen haben.
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Sonntag, 22. März 2009

All The Boys Love Mandy Lane

Mandy Lane (Amber Heard) ist wohl das meistbegehrteste Mädchen ihrer Highschool. Ärgerlich nur, dass sie nicht nur das Unnahbarste ist, sondern zudem in aller Regel mit einem etwas nerdigen Freund, Emmet (Michael Welch), auftritt. So nimmt sie die Einladung des hiesigen Schul-Olafs zu einer Pool-Party auch nur unter der Bedingung an, diesen mitbringen zu dürfen.
Auf der betreffenden Party - und ein paar alkoholische Getränke später - stellt der Gastgeber (nach einer kleineren Hauerei mit Emmet) denn auch sein Glück auf die Probe, nimmt bei dem Versuch, die Angebetete mit einem Sprung vom Hausdach in den Pool zu beeindrucken, allerdings ein jähes wie schmerzhaftes Ende.

Zeitsprung, 9 Monate später: Mandy hat sich mittlerweile doch mit einigen MitschülerInnen angefreundet und will von ihrem einstigen Kollegen Emmet, der wohl auch nicht ganz unschuldig an dem damaligen Unfall war, nichts mehr wissen. Dass der ersehnte Schulabschluss sich nähert, nehmen sie und 5 FreundInnen zum Anlass, ein Party-Wochenende auf einer abgelegenen Ranch zu feiern. Zu fortgeschrittener Stunde (und wieder einmal einigem konsumierten flüssigen wie rauchbaren Zeug später) steigern sich alsbald natürlich auch die Annäherungsversuche in Richtung der immer noch unberührten Mandy Lane. Schade nur, dass da offensichtlich auch noch ein mysteriöser Kapuzentyp ein paar Wörtchen mitreden will und so plötzlich einer nach dem anderen spurlos verschwindet...

Hach, schon grundsätzlich liebe ich solche Filme: Das Scheibchen ist noch nicht mal ganz warm gelaufen im Player (vielleicht so 1 1/2 Minuten sind rum) und schon wünscht man sich, dass mindestens 98% der Akteure eines fiesen Todes sterben.
Vorteilhafterweise liegt das ja aber auch in der Natur solcher Werke.

Wahrlich wird einem hier wenig Neues geboten. Es läuft halt immer nach der selben Rezeptur: ein paar mehr oder minder gutaussehende Teenager steckt man mit genügend Alkohol und Drogen in eine Waldhütte / in ein Zeltlager / in die Berge
[zutreffendes bitte hier einfügen], nur um sie kurz darauf von einem Messermann / Kettensägentypen / Würger [unzutreffendes bitte streichen] dahinrotten zu lassen.
Was Ende der 70er und in den frühen 80ern mit einigen Klassikern wie Cunningham's "Friday the 13th" oder Hoopers Härtner-Stück "Texas Chainsaw Massacre" begann, in doch recht seichten 90er-Teenie-Schlitzern wie "Scream" oder "Ich weiss, was Du letzten Sommer getan hast" weitergesponnen und zu Beginn des neuen Jahrtausends mit Leckereien wie "Wrong Turn" zu neuem Leben gebracht wurde, bildet natürlich auch hier die Grundlage.

Wie auch immer: Alte Rezepturen sind nicht grundsätzlich gammelig und auch ein Glas alten Rums schmeckt, mit etwas Rohrzucker, Eis und frischer Minze drinnen, immer noch hervorragend.
So weiss also auch "All The Boys Love Mandy Lane" durchaus zu überzeugen. Lose an der Richtschnur des schon Bekannten spinnt Levine die Handlung, immer stylish und nett ins Bild gesetzt und immer wieder mit einigen kleinen frischeren Drehungen und Wendungen versetzt, sodass er den geneigten Zuschauer (und selbst Blutfilmexperten) doch ein paar Mal an der Nase herum führen dürfte und bis hin zum extremeren Schluss absolut zu unterhalten und zu täuschen weiss.

Sehr positiv erwähnen sollte man auch noch die Auswahl der DarstellerInnen die es von Anfang an schaffen, ihren Charakteren Leben einzuhauchen und durchweg eine mehr als passable Schauspielleistung abliefern. Vor allem von Amber Heard dürfte man in nächster Zeit noch einiges hören.


Fazit: Wie schon erwähnt, keine kreative Überperle, durch die Handlungswendungen wohl vermutlich auch nur beim ersten Schauen wirklich spannend und hätte eventuell noch eine kleine Prise mehr Biss vertragen, durchaus aber nach längerer Zeit (und gefühlten 8 Millionen Remakes) mal wieder ein etwas frischerer Wind im Teenie-Slasher-Wald (sofern man den Streifen denn in diese Schublade stecken will).
Ja, Sir, gefällt.
(3,5 von 5 Sternchen).
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Freitag, 20. März 2009

Ausbruch zur Hölle

Ein Gefangenentransport mit hochgefährlichen Insassen wird in einen Unfall verwickelt, den die Kriminellen dazu nutzen, die Polizisten zu überwältigen und zu türmen. Das Trio, angeführt vom unberechenbaren Sadisten Jesse Kane, macht sich mit dem Wagen eines Zuhälters aus dem Staub, überfällt eine Tankstelle und trifft in einem Spirituosenladen auf Corrie Turner, die Tochter eines schwarzen Reverends. Während man den Besitzer noch schnell im Vorbeigehen um die Ecke bringt, macht man sich mit der Frau im Schlepptau zum Haus der Turners. Dort bringen die Gangster die Familie in ihre Gewalt und beginnen damit, diese zu demütigen und zu quälen. Während die Polizei immer noch nach den Flüchtigen fahndet und Anfangs keine Spuren zu finden scheint, beginnen die Turners langsam aber sich gegen ihre Peiniger zu rebellieren.

In seiner Karriere als Regisseur hat es Robert A. Endelson nur zu zwei Filmen gebracht. Nach der Komödie The Filthiest Show In Town hat er mit Ausbruch zur Hölle einen dreckigen, absolut schmierig erscheinenden B-Film geschaffen, der ganz klar in der Tradition solcher Terror- bzw. Rape and Revenge-Streifen á la The Last House on the Left steht. Unübersehbar scheint Endelson, der auch noch gleich für den Schnitt gesorgt hat, von Wes Cravens Frühwerk beeinflußt worden zu sein. Allerdings erreicht er mit seiner Version einer Rachegeschichte bei weitem nicht dessen Klasse. Auch wenn der Film im großen und ganzen schon recht sehenswert ist.

Seine größten Stärken besitzt er vor allem durch das Spiel von William Sanderson, welcher als Jesse Kane geradezu aufblüht und wohl sichtlich Spaß an der Verkörperung des sadistischen Schwerverbrechers hat. So wird Sanderson eines der tragenden Elemente, der den Film vor dem Untergang in den Morast des Durchschnittsfilms retter. Allerdings muss man sich hier auch wieder vor Augen führen, das selbst die beste schauspielerische Leistung nichts bringt, wenn sich der Regisseur bzw. schon die Drehbuchschreiber mit angezogener Handbremse durch die Geschichte bewegen. So versteht es Endelson leider kaum, im Film eine gewisse Intensität zu vermitteln, die er wohl gerne gewollt hätte. Die sadistischen Misshandlungen des Gangstertrios an ihren Gefangenen entpuppen sich dann vor allem in der ersten Filmhälfte als überraschend harmlos, nachdem zum Beispiel Kanes Charakter als ausgewiesen wiederwärtiger Sadist eingeführt wurde. So wirken dann einige Handlungen schlicht unglaubwürdig, so das Ausbruch zur Hölle mehr als einmal das Problem bekommt, relativ trashig zu werden.

Gut, Trash ist das Werk ohnehin. Nur auch hier muss immer noch zwischen gutem, unterhaltsamen Trash und wirklichen Griffen ins Klo differenziert werden. Es ist aber einerlei, wenn ungeahnte Qualitäten an die Oberflächen treten oder sich unfreiwillig komische Momente wie in Werken von Al Adamson oder Ted V. Mikels einstellen. Am schönsten wird dieser unfreiwillig komische Humor dann, wenn die Polizei Probleme mit einem nigelnagelneuen Abhörgerät hat. Was man sich hier geleistet hat, kann man nur mit einem herzlichen Lachen begrüßen. So etwas paßt allerdings keineswegs in den zweifelhaften Kontext in dem der Film steht. Die Gangster, vor allem wieder die über allem stehende Figur des Kane, entpuppen sich als Rassisten wie sie im Buche stehen. Gerade die deutsche Synchronisation bietet hier einige sehr herbe Sprüche, die durch Manfred Lehmann, der Kane seine Stimme leiht, sehr authentisch rübergebracht werden.

Hier wird Ausbruch zur Hölle urplötzlich ein wenig interessant, doch Endelsons kleine Kritikansätze verpuffen in einer viel zu gleichförmigen Inszenierung. Es scheint, als habe man sich im Endeffekt nicht getraut, einige Ansätze näher zu vertiefen. Zu Anfang erscheint es nämlich auch so, das Mitglieder der Familie des schwarzen Paters Ted Turner einige Vorurteile gegenüber Weißen hegen. Kleine Andeutungen lassen hier Erkennen, das der Rassismus nicht immer nur ein Problem der Weißen ist. Jede ethnische Gruppe scheint leider nicht über die eigene Hautfarbe hinauszudenken, was zu Problemen im alltäglichen Miteiander führt, anstatt zu erkennen das alle Menschen gleich sind, ganz egal welche Hautfarbe man hat. Man verwirft dies aber, läßt wohl nur kleine Reste dieser Aspekte in der gesamten Geschichte zurück und versucht lieber, bekannte Vorbilder zu kopieren.

Dies gelingt allerdings erst ab der zweiten Hälfte des Films, als es Endelson gelingt, dem relativ unspektakulären Terrorfilm eine gewisse Intensität zu verleihen. Durch mehr oder minder gute Verstrickungen einiger Elemente erfährt man als Zuschauer auch eine gewisse Beklemmung, wenn die Gewalt komplett ausbricht. Wie in jedem Terrorfilm erfahren auch hier die Geschädigten, sich an ihren Peinigern zu rächen, was Endelson mit einer kompromisslosen Inszenierung sogar gut gelingt. Hier scheint auch ein Ruck durch so einige Schauspieler zu gehen, welche im Vorfeld dafür Sorgen, das die meist harmlosen Szenen der ersten Hälfte noch zusätzlich verwässern.

Trotz allem "wenn" und "aber" kann man Ausbruch zur Hölle nie einen gewissen Charme absprechen, der den Zuschauer trotzdem fesselt und ihn zu einem eigentümlichen Thriller macht, der einige herbe Kapriolen bietet und trotzdem einiges an Unterhaltungswert bietet. Er ist eben auch ein typisches Ergebniss der güldenen Sleaze-Ära des amerikanischen B-Films der 70er Jahre, aus denen schon so manche kleine Perle entstanden ist. Nur ist dieser Film keine Perle sondern ein noch sehr unbehandelter und grob anmutender Stein, den man noch etwas veredeln hätte können. Sehenswert ist das ganze schon wenn man die typische Atmosphäre solch kleiner Trasher mag. Man sollte seine Erwartungen nur nicht ganz so hoch schrauben, da Ausbruch zur Hölle in Regionen knapp über dem Durchschnitt wandelt und so nur bedingt überzeugen kann. Endelson hätte mal eben die Handbremse lösen sollen und mehr Mut zeigen sollen, auch wenn er damit eventuell einige Kontroversen Aufgrund des vorherrschenden Tons ausgelöst hätte. So bleibt er ein trashiger, ab und an unfreiwillig komischer Terrorfilm mit (wenigen) guten Momenten und noch mehr verschenktem Potenzial.
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Mittwoch, 18. März 2009

The Black Cat


Ein kleines, englisches Dorf wird von mysteriösen Todesfällen heimgesucht. Die hiesige Dorfpolizei steht bei ihren Ermittlungen vor einem Rätsel und fordert von daher bei Scotland Yard einen Experten an. Doch auch dieser ist schnell mit seinem Latein am Ende, bis er von einer Fotografin, die er bei einem Fall für Tatortfotos zur Hilfe gezogen hat, eine für sich zuerst recht abenteuerliche Lösung der Sache hört. Die Fotografin erzählt ihm von einem alten, zurückgezogen lebenden Mann, der ein Medium ist und ihr erzählt habe, das eine schwarze Katze die bei ihm aufgetaucht ist, für die Morde verantwortlich ist. Der Experte möchte ihr zuerst nicht glauben, doch seine Zweifel hellen etwas auf, als bei einem der Toten Haare von einer schwarzen Katze gefunden werden.
Die recht populäre Kurzgeschichte "Die schwarze Katze" aus der Feder von Edgar Allan Poe hat in der bisherigen Filmgeschichte schon einige Verfilmungen über sich ergehen lassen müssen. Zuletzt versuchte sich Re-Animator-Regisseur Stuart Gordon innerhalb der TV-Serie Masters of Horror an einer Adaption des Stoffes. Auch aus Italien gab es dabei einen Versuch, Poes Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Dabei vergriff sich Lucio Fulci zusammen mit seinem Co-Autoren Biagio Proietti an dem klassischen Stoff. Fulci hatte gerade erst zwei Filme im Horrorgenre gedreht, welche beide allerdings im Fandom mittlerweile einen riesigen Kultstatus errungen haben: Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies sowie Ein Zombie hing am Glockenseil. Nach letzterem entstand der im italienischen betitelte Il gatto nero, der es erst vor wenigen Jahren überhaupt nach Deutschland schaffte.

Hierbei versammelt Fulci sogar ein für Fans wohlklingendes Ensemble um sich. Al Cliver (Aufgrund seiner Frisur und der kleinen Ähnlichkeit von vielen Fans auch Bernd Schuster genannt) spielte in Woodoo schon eine Rolle sowie in einigen anderen Filmen Fulcis, was auch für David Warbeck gilt. Der leider schon verstorbene Neuseeländer, welcher übrigens lange Zeit als James Bond-Nachfolger von Roger Moore gehandelt wurde bis dann (ebenfalls leider) Timothy Dalton die Nachfolge Moores antrat, war auch schon in Ein Zombie hing am Glockenseil mit von der Partie. Komplettiert wird der Reigen illustrer Namen durch Dagmar Lassander, die für Fulci nochmal bei Das Haus an der Friedhofsmauer vor die Kamera trat, Mimsy Farmer und Patrick Magee. Alles in allem also ein Vorfreude weckender Cast, welcher allerdings, wie so vieles an Fulcis Film, enttäuscht.

Durch die Bank weg enttäuschen die Mimen und bleiben mit ihrem Spiel relativ farblos, was vor allem bei Magee als verbittertes Medium sehr schade ist. Der schon sichtlich gealterte Schauspielveteran, welcher zwei Jahre später verstarb, vermag es leider nicht, seinem Charakter einen gewissen kraftvollen Auftritt, welche diese um richtig zu funktionieren schon benötigt, zu verleihen. Schwach und mit auf Sparflamme heruntergedrehtem Einsatz gelingt es ihm zwar, im Zuschauer eine gewisse Antipathie zu erwecken, doch gerade der Grat zwischen dem Gebrechlichen und Durchtriebenheit seiner Figur wird von ihm nicht vollem Einsatz begangen. Hinzu kommt für die deutsche Sprachfassung, das die Synchronisation nicht wirklich gut ist und hier somit ein weiteres Defizit hinzukommt.

Wie auch Magee, so operieren eigentlich auch alle anderen Darsteller. Schwung- und kraftlos wandert man hier durch die Bank weg durch eine Geschichte, die von den beiden Drehbuchautoren mit einigen Elementen bereichert wurden, die so auch nicht wirklich funktionieren wollen. Poes Darstellungen der mysteriösen und boshaften Katze werden leider durch Eingriffe von außen geschmälert, was trotz der Erläuterungen innerhalb der Geschichte zu konstruiert daher kommt. Es nimmt der Geschichte ihren mystischen Reiz und vermag sogar eine gewisse Enttäuschung hervorrufen. Vor allem Kenner der Kurzgeschichte dürften hier mit einigem Stirnrunzeln den Film begleiten.

Dabei gelingt es Fulci jedoch, bei The Black Cat eine durchaus schöne Atmosphäre zu erzeugen und mit einer zugegebenermaßen etwas übertriebenem, aber auch effektiven Prolog den Film schmackhaft zu machen. Größtes Manko sind allerdings die Szenen mit der Katze selbst. Fulci versteht es nur manchmal, das Tier richtig bedrohlich in Szene zu setzen. So schleicht sie mal wie ein gewöhnlicher Stubentiger durchs Bild um dann wieder in einigen schönen Sequenzen als ein furcherregendes Tier dargestellt zu werden. Vor allem die Gegenschnitte auf die stark herangezoomten Augenpaare der Darsteller und die des Tieres wissen durchaus zu gefallen. Überhaupt scheint Fulci, bekannt für das in seinem Oeuvre immer wiederkehrenden Motiv der riesig gefilmten Augenpaare, hier einen Overkill zu betreiben. Im Minutentakt hält und zoomt er immer wieder frontal auf die Augen seiner Protagonisten, daß es für den Fan zu einigen verwunderlichen Momenten kommt.

Vielleicht ein Versuch, nochmal etwas Mysterium zu betreiben, die Spannung hochzuschrauben und so gruselige Szenen zu komponieren. Leider will dies bei The Black Cat nie so richtig geschehen. Viel zu behäbig und schwerfällig geriet die Inszenierung um den vielsehenden Genrekenner hinter dem Ofen hervorzulocken. Da scheint sich Fulci schon fast von seinem mittelprächtig agierenden Cast anzustecken und verfällt in einen belanglosen Inszenierungsstil herab. Das es Fulci besser kann, nervenzehrende Spannungsmomente aufzubauen zeigte er unter anderem mit seinem Woodoo und auch einigen darauffolgenden Werken. Nur hier treten Probleme auf, überhaupt etwas Fahrt in das Konstrukt zu bringen. Auch Fans, die Fulci wegen seiner blutigen Eskapaden lieben, haben hier ein Nachsehen. Bis auf zwei bis drei Szenen blieb der Effektmacher ohne weitere Beschäftigung. Doch selbst hier war man recht verhalten.

Was bleibt ist ein relativ durchschnittlicher Horrorfilm mit einigen unglücklichen Beimengungen in den Stoff, die so nicht wirklich schmecken wollen. Wenigstens bietet man einige schöne Einstellungen, eine recht ansprechende Atmosphäre und einen guten Score von Pino Donaggio, bei dem vor allem das schöne Titelthema heraussticht. Allerdings ist dies sichtlich zu wenig für einen guten Horrorfilm. The Black Cat ist leider ein mauer, schwerfälliger Gruselstreifen der zu Fulcis Durchschnittsware gezählt werden kann. Nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht.
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Freitag, 13. März 2009

Sieben Jungfrauen für den Teufel

Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu und während einige Schülerinnen während dieser Zeit im St. Helena College, einem reinen Mädcheninternat, geblieben sind kommen die Lehrkörper - alte wie neue - zurück an die Schule. Doch mit den Lehrern hält auch der Tod Einzug im Internat, verschwindet doch zuerst die Schülerin Betty-Ann, nur um wenige Zeit später von Lucille, welche ein Verhältnis mit dem Reitlehrer Richard pflegt, aufgefunden zu werden. Doch als sie Richard ihren grausigen Fund zeigen möchte, ist die Leiche längst wieder verschwunden. Es geschehen weitere Morde und bald wird Lucille und der herbei gerufenen Polizei klar, das es der Mörder auf Lucille abgesehen hat.

In den ausgehenden 60ern war die italienische Giallo-Landschaft noch recht überschaubar, trotz das Mario Bava 1964 mit dem superben Blutige Seide nicht nur den Startschuß zu diesem äußerst ergiebigen Genre gab, sondern damit auch einen Blueprint für alle folgende Werke vorlegte. Während sich die Gialli gerade in den Boomjahren 1970 - 1974 mehr in Richtung des Thrillers bewegten, so waren die Filme in den 60ern noch eher mit dem literarischen Vorbild verbunden: Pulp-Krimis. Groschenromane. Für viele einfach nur "billiger Schund" auf ebenso billigem Papier niedergekritzelt. Doch schon Bava zeigte, wie man angeblichen "Schund" (was Blutige Seide natürlich in keinster Weise ist) in edle Bilder kleidet. Diesen Weg geht auch Tausendsassa Anthony Dawson mit seinem Giallo Sieben Jungfrauen für den Teufel.

Nicht ganz so pompös mit Licht, Farben und Einstellungen spielend wie dies eben Bava in seinem Film tat, aber dafür in wunderbarem 60er Jahre-Hochglanz verpackt erzählt Dawson reichlich verschmitzt eine spannende Geschichte, die sich erst nach und nach entfaltet um dann - wie der Täter - zuzuschlagen. Das selbst die vielleicht etwas behäbig erscheinende Handlung in der ersten Hälfte nicht langweilig wird, verdankt man den schnell sympathischen Figuren der verschiedenen Mädchen, wobei Protagonisten Lucille sogar noch von der Mitschülerin Jill ausgestochen wird. Diese ständig plappernde und sich in Fantastereien ergehende Hobbyautorin von eben jenen "Schundromanen" wächst mit laufender Zeit des Films zur leicht nervig erscheinden Göre zum heimlichen Star des Films heran. Voll und ganz nach Stoff für ihr Buch suchend, mausert sie sich zu einer kecken und recht süß erscheinenden Hobby-Detektiven heran, die die ganze Handlung über schön auflockert.

Wobei dies allerdings nicht heißen soll, das der Rest der schauspielernden Belegschaft negativ auffällt. Im Gegenteil. Dawson versteht es gut sein Ensemble so ins Licht zu rücken, das während der Geschichte man immer wieder hin und her gerissen ist, ob betreffende Figur nun Dreck am Stecken hat oder doch nicht in das Raster des Mörders fällt. Die eigentlich recht simple Kriminalgeschichte ergeht sich dabei nicht wie in späteren Gialli in tausenden Verstrickungen bzw. Storytwists, wird aber unter der Führung von Margheriti zu einem trotzdem spannenden Whodunit, welches selbst über die leichte Vorhersehbarkeit des Stoffs hinwegsehen läßt. Hierbei läßt sich streiten, ob dem Film die zum Ende hin gelegte falsche Fährte für das Endergebnis nicht sogar besser gewesen wäre. Hier wäre ohne weiteres ein etwas größerer Überraschungseffekt drin gewesen.

Trotzdem ist Sieben Jungfrauen für den Teufel ein wahrlicher leckerer Augen- als auch Ohrenschmaus. Sowohl die herrlichen Dekors und Ausstattungen versprühen wundervollen 60er Jahre-Charme, das nur noch vom Soundtrack getoppt wird, welcher ebenso voll und ganz den Zeitgeist des Jahrzehnts spüren läßt. Und gerade die mit den Jahren gereifte klassische bzw. altmodische Art des Films läßt einen atmosphärischen Giallo entstehen, welcher ausspart, sowohl was die Darstellung der Morde als auch die leichte Erotik angeht. Richtig in die Vollen gegriffen haben die Italiener erst in den 70er Jahren. Neben seinem Gothic-Horrorfilm Schloss des Grauens kann man Sieben Jungfrauen für den Teufel zu Margheritis besten Filmen zählen. Dieser Giallo ist in der Tat ein höchst vergnügliches Stück Eurocult-Kino.
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Donnerstag, 12. März 2009

Einer gegen das Imperium

Das Leben als Vorsteinzeitlicher Abenteurer und Held könnte so schön sein. Blond, braungebrannt, unbekümmert und immer mit einem doofen Grinsen auf den Lippen stapft Yor durch die Botanik und ist immer in der richtigen Zeit zur Stelle. So hilft er auch der holden Ka-Laa und deren Ziehvater Pag aus der Presche, als diese von einem schlecht gelaunten Dino bedroht werden. Doch kaum ist das Vieh erlegt erfährt man auch schon, das Yor von der Frage beschäftigt wird, woher er eigentlich kommt. Einzig und allein ein übergroßes, krasses Blingbling-Goldstück um seinen Hals ist ein kleiner Hinweis auf Yors Herkunft. Als am Abend der Stamm von Ka-Laa und Pag bei Feierlichkeiten von blau angemalten Höhlenbewohnern angegriffen wird, dieser alles und jeden bis auf die Frauen - diese werden nämlich verschleppt - niedermetzelt, beginnt für Yor ein gefährliches Abenteuer, bei dem er allerhand übellaunige Bewohner verkloppen, Dinos auseinandernehmen, Frauen schöne Augen machen, Ka-Laa aus so manch brenzliger Situation, weiterhin doof durch die Gegend grinsen und vor allem etwas über seine Vergangenheit erfahren darf. Diese ist nämlich weitaus technisierter und hat was mit den "Göttern in ihren Feuergefährten" zu tun...

Wo irgendwo ein erfolgreicher Film in den Kinos gelaufen ist, waren wenig später auch unsere filmmachenden Freunde aus Italien zur Stelle. Kein Filmtrend, den sie nicht gewinnbringend ausgeschlachtet hätten und damit allerdings auch einige mal mehr, mal weniger gute Streifen zur Welt gebracht haben. Mit Einer gegen das Imperium schießen die freundlichen Mediterraner allerdings klammheimlich den Vogel ab. Im Entstehungsjahr kehrten die Jedi-Ritter zurück und ein Jahr vorher machte Arnold Schwarzenegger als muskelbepackter Barbar Conan eine recht ansehnliche Figur auf der Leinwand. Nun war in Italien das Geld entweder recht knapp oder aber der Wahnwitz ausgesprochen hoch, um dann sowas wie diese Schwarte zu machen. Man erkennt wohl schon durch die vorangegangenen Sätze, das man es hier mit einer irrwitzigen Mischung aus Star Wars und Barbarenfilmchen, die nach dem Conan-Erfolg recht beliebt waren, zu tun hat.

Über die Zielgerade wurde das Werk von Antonio Margheriti gebracht, der mit seinem Pseudonym Anthony M. Dawson noch etwas bekannter ist. Dawson, leider schon verstorben, hat so einige Klassiker auf dem Konto wie zum Beispiel den harten Kriegsactioner Jäger der Apokalypse oder den wirklich schönen und beachtlichen Gothic-Horror Das Schloss des Grauens. Und mit seinem Versuch einen Kannibalenfilm abzuliefern, Asphaltkannibalen, merkt man das Margheriti, der zwar schon fast jedes Genre bedient hat, am liebsten in der Actionecke zu Hause war. Auch in seinem Einer gegen das Imperium gibt es daher viel Haudrauf zu begutachten, was zwar einerseits keine Langeweile aufkommen läßt, dem Film aber auch nicht wirklich gut tut.

Man merkt schnell, das die Geschiche sowieso nur flottes Beiwerk darstellt, um Reb Brown als Yor einige Abenteuer zu bestehen zu lassen. Das ganze ist allerdings viel zu episodisch aufgebaut, so das ein richtiger Erzählstrang bzw. -fluss nicht wirklich aufkommen mag. Fahrig wirkt das, was Dawson da abgeliefert hat. Einerseits unterhält es zwar gut durch einen nicht zu unterschätzenden Trashfaktor, doch der finale Funke möchte einfach nicht auf den Zuschauer überspringen. Erst spät gewinnt der Film an Fahrt, wenn Yor endlich etwas über seine Herkunft erfährt und auch das titelgebende "Imperium" seinen Auftritt hat.

Gerade hier ist dann wieder die italienische Unbekümmertheit, verschiedene Stoffe zu einem zu vermischen und vor allem offensichtlich von großen Vorbildern abzukupfern zu spüren und zu sehen. Schon alleine die Cyborgs des "Großen", dem Herrscher des Imperiums, relativ lasch von Kultdarsteller John Steiner dargestellt, lassen einem da vor lauter Dreistigkeit die Kinnlade aufklappen. Wie die Lack-und-Leder-Variante eines Darth Vaders der sich mit seinen Stormtroopers gepaart hat, stapfen diese durch die Filmkulisse und machen Jagd auf die Protagonisten. Mit billigsten Tricks hetzt dabei Margheriti seine Darsteller durch die Handlung, bekommt es allerdings hin, das ganze mit dem nötigen Charme auszustatten, das der Film nicht in die "Übertrash"-Schublade eingeordnet werden muss. Trash ist und bleibt Einer gegen das Imperium zwar schon, allerdings eher mit gewissen Unterhaltungsgrad ausgestattet. Wäre die Story etwas runder und flotter erzählt und würde nicht allzu episodisch ausfallen, wäre es sogar noch vergnüglicher. So bleibt die Saga um Yor und Co. ein eher durchschnittliches Vergnügen.
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After Death - Das Böse ist wieder da


Auf einer kleinen Insel in den Tropen haben sich einige Forscher versammelt um eine Mittel gegen den Krebs und andere schwere Krankheiten zu finden. Nur doof, das sie dabei die hiesige Bevölkerung teils als Versuchskaninchen benutzen. Als die Tochter des Voodoopriesters stirbt, zischt dieser schnurstracks in die nächste Höhle, läßt einen Dämon mit Problemen beim Speichelfluss in seine Frau fahren und verflucht die Forscher. Zwanzig Jahre später kommen ein paar Ex-Soldaten mit ihren Mädchen auf die Insel, da ihr Boot mysteriöserweise den Geist aufgibt. Sowohl sie als auch eine ebenfalls auf dem Eiland befindliche Gruppe, die die vermissten Forscher sucht, machen schnell mit dem Fluch des Voodoopriesters bekanntschaft. Lebende Tote wandeln auf der Insel, immer auf der Suche nach neuen Opfern. Zusammen versucht man schnell, den Fluch zu beenden.
Der Regisseur Claudio Fragasso, der sich hier hinter seinem Pseudonym Clyde Anderson versteckt, ging bei niemand geringerem als dem italienischen Trashgott Bruno Mattei in die Lehre. Zusammen mit diesem verbrach er unter anderen den recht blutigen Spät-Italowestern Scalps sowie den durch seine trashigen Qualitäten sehr brauchbaren Zombieschocker Die Hölle der lebenden Toten. Alleine der nicht unumstrittene Name Mattei sollte qualitätsbewußte Fans aufschrecken lassen. Schaut man aber weiter in der Filmographie des Herrn Fragasso, so findet man ein Werk, das von vielen mit als schlechtester Film aller Zeiten angesehen wird. Troll 2. Jawohl, der Film, in denen Menschen von Goblins in Gemüse verwandelt werden, bevor sie verspeist werden. Spätestens hier sollte jeder mit schwachem Nervenkostüm, was die minderen Qualitäten eines Filmes angeht, sich schnell wieder qualitativ hochwertigere Kost zuwenden.

Denn hochwertige Horrorkost, das ist After Death mit Sicherheit nicht. Man merkt allein schon an diesem Film irgendwie, das Ende der 80er Jahre die italienische Filmindustrie ihrem Ende zu ging. Gerade auf dem Anfang des Jahrzehnt so blühenden Horrorsektor, man denke nur mal an all die Splatterepen eines Lucio Fulci, waren es zwar auch teils recht kostengünstig hergestellte Machwerke, welche allerdings mehr Flair und Charme mitbrachten, als Fragassos Zombiehatz. Die schnell hingeschluderte Story zeigt sich relativ holprig und uninspiriert, zitiert man hier doch eigentlich nur munter die bekannten, großen Untoten-Filme der letzten Jahre. Da werden munter Versatzstücke einiger Filme in den Kochtopf geschmissen, das Endergebnis allerdings halbgar dem Zuschauer vorgeworfen. Mit wenig Anstrengung erkennt der Fan zudem Szenen, welche an Fulcis Woodoo oder Romeros Day of the Dead angelehnt sind.

Wenigstens ging man schon 1988 - lange vor 28 Days Later und Co. - in der Darstellung der Untoten neue Wege. Auch wenn diese wie der Rest des Films recht billig und schundig wirken, so sind sie doch recht modern gezeichnet. Sie können rennen, springen, Waffen benutzen und sogar reden. Selbst hier zeigen sich aber Fragasso und das Skript inkonsequent. Es scheint in manchen Sequenzen gerade so, als hätten die Zombies ihre Fähigkeiten vergessen, präsentieren sie sich doch ab und an auch so wie man sie kennt: langsam umherwandelnd. Eventuell dachte man sich, das man so etwas Atmosphäre schaffen kann, was allerdings nur Irrglaube wäre. Mit schwacher Beleuchtung und einigen Schwaden aus der Nebelmaschine gelingt einem noch lange keine ansprechende Atmosphäre. Auf diese wartet man sowieso vergebens. Den Eindruck eines schnell heruntergekurbelten, müden Machwerks mit grausamen Billiglook wird After Death nie wirklich los.

Nur gegen Ende gelingt es Fragasso mit seinem garstigen Ende in der Höhle einen kurzen Lichtblick zu setzen. Doch hier wurde der Karren schon längst gegen die Wand gefahren. Vollkommen lustlos wird hier ein langweiliges Zombiespektakel mit höchsten Trashausmaße zelebriert. Dabei fügen sich auch die Mimen, welche mit entweder nicht vorhandenem Schauspieltalent oder Overacting zur Geltung kommen, schön in das Gefüge ein. Ein zusätzlicher Faktor, der dem Film bald jeglichen Schauwert nimmt ist ohnehin die dahingeschluderte deutsche Synchronisation, die mit zu dem grausamsten gehört, was man einem Film antun kann. Selbst der Begriff der "Pornosynchro" würde hier noch eher ein Kompliment darstellen. Qualitäten erreicht der auch als Zombie 4 bekannte Film nur als richtig übler Trashklopper, der durch unvermögen in der Regieführung und einer grausamen Synchronisation unfreiwillig komisch wirkt. Einzig und allein das von Al Festa, welcher sich übrigens für den grausam billigen Spätgiallo Fatal Frames verantwortlich zeichnet, komponierte Titellied - schön cheesig und alle musikalischen Grausamkeiten des 80er-Pop-Rock verkörpernd - ist eines der wenigen Dinge, die man wirklich gut an diesem Werk finden kann.
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Samstag, 7. März 2009

Watchmen


Die USA Mitte der 80er Jahre: Richard Nixon ist Präsident und das politische Klima zwischen den USA und der UdSSR wird immer eisiger: der kalte Krieg und das atomare Wettrüsten scheint kurz vor der Eskalation zu stehen. Mitten in diesen Wirren wird der Comedian, ein ehemaliger maskierter Verbrechensbekämpfer, welche seit dem sogenannten Keene-Act verboten sind, umgebracht. Die maskierten Vigilanten sollten dabei entweder freiwillig oder unfreiwillig ihre Tätigkeiten aufgeben. Während der Comedian das Angebot annahm, für die Regierung zu arbeiten, hörten der als Night Owl operierende Dan Dreiberg oder Jane Jupiter alias Silk Spectre einfach auf.

Einzig und allein der verbitterte Rorschach zog sich in den Untergrund zurück um weiterhin Verbrechen nach seiner Art zu bekämpfen. Er geht auch dem Mord am Comedian nach und vermutet schnell eine Verschwörung. Er sucht seine alten Kollegen auf um diese zu warnen, doch viele halten seine Vermutungen für abwegig. Als dann jedoch auf den durch Offenlegung seiner Identität zu Geld gekommenen Adrian Veidt, der früher als Ozymandias unterwegs war, auch noch ein Attentat verübt wird und der ehemalige Superschurke Moloch ermordet wird, nehmen Rorschachs Vermutungen Gestalt an. Ist also wirklich jemand hinter den früheren Maskenträger her? Einzig und allein der nach einem Unfall zum Superwesen Dr. Manhattan mutierte Jon Osterman entfernt sich immer mehr von der Menschheit. Dabei wäre er für diese im Kampf gegen einen Atomkrieg für die Menschheit unheimlich wichtig und scheint irgendwo auch ein Teil im Puzzle der Verschwörung zu sein. Das Schicksal nimmt somit seinen grimmigen Lauf...

Der von Kultautor Alan Moore und Zeichner Dave Gibbons geschaffene, mittlerweile zum absoluten Kultwerk avancierte Comic Watchmen galt für lange Zeit unverfilmbar. Als zu komplex und vielschichtig galt der Stoff, den man gut und gerne als Epos bezeichnen kann. Umso mehr war die Fangemeinde gespannt, wie die gerade in den Kinos angelaufene Verfilmung ausfallen wird. Als Regisseur hat man den jungen und somit frischen, in einigen Kreisen aber auch recht umstrittenen Zack Snyder auserkoren, welcher unter anderem für das überraschend gut ausgefallene Dawn of the Dead-Remake und den optisch imposanten 300 verantwortlich zeichnet. Im weiteren Verlauf dieses Reviews wird auf einen ausführlichen Vergleich zwischen der Comic-Vorlage und dem Film abgesehen, da dem Autoren die Vorlage leider nicht bekannt ist. Das Augenmerk liegt also einzig und allein auf dem Film.

Und dieser ist für ein Publikum, welches bisher wohl nur die actiongeladenen Effektschlachten der Marke Spiderman, Iron Man, Hulk, X-Men und Co. gewohnt ist, wohl eine Ecke zu ruhig. Snyder nimmt sich Zeit mit der Einführung seiner Figuren und gibt ihren Lebensläufen angenehm viel Zeit, diese dem Zuschauer näher zu bringen. Schon der Vorspann wird dabei genutzt, die Geschichte der ersten maskierten Verbrechensbekämpfer ab den 40er Jahren in einem schönen comichaften Pulpstil zu erzählen. Zwar ist die Ermordung des Comedians auch schon ein kleiner Vorgeschmack auf die Action im Werk, der auch schon mit einigen furiosen Kamerafahrten und Effektszenen aufwarten kann. Doch dann drosselt Snyder das Tempo und führt uns mit der Figur des Rorschach in das düstere Universum der Watchmen.

Dieses behandelt Superhelden, welche sehr wohl mit einigen menschlichen Schwächen aufwarten und mit diesen zu kämpfen haben. Wobei hier das Wort Superheld beinahe schon übertrieben ist. Bis auf Dr. Manhattan verfügt keiner über angeborene oder im späteren Verlauf des Lebens erhaltene Superkräfte. Die in den engen Anzügen steckenden Leute nutzen ihre austrainierten Talente um die Arbeit der Polizei zu übernehmen. Bestes Beispiel ist hier zum Beispiel Night Owl, welcher mit seinem Outfit oder auch seinem Gefährt, dem Owlship, desöfteren an Batman erinnert. Ebenso Rorschach, welcher einzig und allein auf seine ausgeprägten Talente als Detektiv zurückgreifen kann. Anders als in einigen Comics oder Verfilmungen dieser sind die Helden nicht wirklich als solche zu erkennen, da diese teilweise wirklich dunkle Seiten aufweisen.

Das Heldenuniversum in Watchmen zeigt gebrochene, verbitterte und zynische Menschen, die eiskalt und nur aus reiner Freude Menschen töten, aus purer Langeweile Verbrechen bekämpfen oder auch mal eine Kollegin vergewaltigen. Eine wie ansonsten gewohnte Schwarz/Weiß-Zeichnung, dieser ständige Kampf zwischen gut und böse existiert hier nicht. Hier darf man auch nicht mit einem überbedrohlichen Superschurken wie in anderen Werken rechnen. Ihre größten Feinde sind hier teilweise die Helden selbst. Trotz all ihrer Schwächen versteht es aber Snyder gekonnt, die Protagonisten den Zuschauern näher zu bringen. Als zentrale Figur wurde hier Rorschach gewählt, einem ohnehin schon sehr faszinierenden Charakter, der auch durch diverse Off-Kommentare den ganzen Film über den Zuschauer näher in die Handlung einführt.

So werden auch sehr geschickt eingefügte Rückblenden verwendet, um noch mehr auf den Werdegang der einzelnen Figuren einzugehen. Dazwischen ist kaum Zeit für Action, und trotzdem verspürt man durch den düsteren Grundton von Watchmen eine allzeit vorhandene Spannung. Einigen dürfte diese zu langsam aufgebaut werden, dauert es doch eine gehörige Zeit, bis das gesamte, komplexe Storykonstrukt zum Punkt kommt und auch die Liebhaber zünftiger Actionsequenzen ihren Heißhunger auf eben diese stillen dürfen. Aber Watchmen ist sowieso nur zweitrangig ein Actionfilm. Snyder versteht es aber trotzdem auch hier, geschickt die Waage zwischen Handlungs- und Actionsequenzen zu halten. Die kleineren Einschübe wirken nicht deplatziert sondern sind aufgrund ihrer Intensität - auch hier wird der harte und rauhe Grundton des Filmes beibehalten - ein heftiger Ausbruch. Da werden auch Einschüsse, Kopfschüsse und Knochenbrüche so manches mal in aller Genüßlichkeit, teils sogar in Zeitlupe zelebriert. In einer rauhen und erbarmungslosen Welt muss dies wohl so sein und so gibt es wirklich teils einige wirklich sehr harte Szenen, die die 16er-Freigabe sehr lasch erscheinen lassen. Mag sein, das die Gewalt hier nicht an einem Stück auf den Zuschauer einprasselt sondern sich über den Film hinweg verteilt.

Watchmen ist somit noch viel mehr als ein einfacher Superhero-Movie, keineswegs ein tumber Popcorn-Film, auch wenn er trotzdem auf dieser Ebene funktionieren kann. Neben der Verschwörungsgeschichte um dem Mord am Comedian herrscht hier auch die Bedrohung des damaligen kalten Krieges vor, die Angst vor einem alles vernichtenden Atomkrieg und wirft somit Fragen über das Verhalten des Menschen in all den Jahren auf und zeichnet uns als sich selbst zerstörende Spezies aus. Dieser Konflikt zwischen den UdSSR und den USA, wie auch die Angst der Menschen, der Protagonisten, vor einem Atomkrieg ist ebenfalls ein weiterer großer Storystrang, der vor allem durch die herrlich faszinierende Figur des Dr. Manhattan einige philosophische Fragen über das Verhalten und den Werdegang der Menschheit aufwirft.

Dabei soll Watchmen allerdings auch nicht als ein getarnter Arthouse-Film gewertet werden, der überraschenderweise mit maskierten Leuten in engen Anzügen aufwartet. Hier fehlt es ihm dann doch etwas an Tiefe. Eventuell erreicht der Film dies auf DVD, da Regisseur Zack Snyder für die Auswertung auf dem Medium einen mehr als drei Stunden gehenden Director's Cut angedeutet hat. Dennoch besticht er durch seine größe, läßt einen Spüren das da hinter der Fassade einfach das gewisse etwas mehr ist. Der Gänsehautszenen erzeugen kann, allein auch schon durch einen anfangs erst ungewöhnlich wirkenden, aber dennoch sehr tollen Soundtrack geprägt ist. So kann man sich gar nicht an all den Details im Film satt sehen, versinkt immer mehr in diesem trotz all seiner fantasiereichen Ideen auch irgendwie immer real wirkenden Universum, welches wie der Comic selbst mit der Frage spielt, was wäre, wenn es Superhelden eben in unserer realen Welt existieren würden.

Snyder schuf hier einen komplexen, überlangen Film, der aber niemals auch nur im Ansatz so etwas wie Langeweile aufkommen läßt. Wenn man sich wohlgemerkt darauf einläßt, seine Erwartungen in Sachen Action herunterschraubt und auf die Reise durch die düstere Welt der Watchmen geht. Hier haben wir es wohl nach dem auch noch recht aktuellen The Dark Knight mit einer der besten und wichtigsten Comicverfilmungen der letzten Jahren zu tun. Ein düsteres Epos mit edel komponierten Bildern, die dieses Universum in all seiner Düsternis und Faszination erstklassig einfängt, welcher auch durch die Wahl weniger bekannter, aber gut aufspielender Mimen, noch einen Pluspunkt mehr hinzugewinnt. "Who watches the watchmen?" ist ein zentraler Satz, der als Grafitti sowohl in Comic als auch Film auftaucht. Hoffentlich so viele Zuschauer wie möglich. Der Film hat es mehr als verdient. Ein episches Heldengemälde, welches die gegensätzlichen Punkte Action und Tragik im Kontext einer Comicverfilmung brillant einfängt und einen überaus erhabenen und sehr guten Eindruck hinterläßt.
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Dienstag, 3. März 2009

Ein Loch im Dollar


Nach dem Ende des Bürgerkriegs zwischen Nord- und Südstaaten kehrt der Captain Gary O'Hara aus der Kriegsgefangenschaft zu seiner Frau Judy zurück, nur um dann blitzschnell doch wieder das weite zu Suchen. Nach Westen soll es gehen, um ein neues Leben anzufangen. Doch der Weg dorthin ist steinig. Nur mit einem Dollar in der Tasche macht Gary auch Stop im Wüstenkaff Yellowstone und wird auf seiner Suche nach Arbeit durch seine Südstaatenherkunft von allen Bewohnern angegiftet. Nur der reiche Geschäftsmann McCoy, dem der halbe Ort gehört, hat einen Job für ihn: er soll den Banditen Blackeye, welcher den Ort terrorisiert und McCoy erpreßt, ausschalten. Bei der Konfrontation im Saloon erkennt Gary in Blackeye seinen Bruder, den es nach der Entlassung ebenfalls in den Westen zog. Es kommt zu einem Schusswechsel bei dem Blackeye erschossen und Gary angeschossen wird. Zwar wird er von allen für tot gehalten, doch sein Dollar rettete ihm das Leben und fing die Kugel ab. Bald kommt Gary hinter die skrupellosen Machenschaften von McCoy der auch Gary nur ausnutzte, um seine Ziele zu verwirklichen. Gary nutzt all seine Cleverness, um sich an McCoy langsam aber sicher zu rächen.

Nach Adios Gringo war Ein Loch im Dollar der zweite Western des Mimen Giuliano Gemma, der in beiden noch mit dem Pseudonym Montgomery Wood angekündigt wurde. Es war die Anfangsphase der später so zahlreich produzierten Spaghetti-Western und bevor die Italiener dem Genre ihren eigenen Stempel aufdrückten, versuchten sie lieber, Filme mit stark amerikanischer Prägung zu produzieren. Wie für das Stiefelland üblich, verbarg sich dann fast der Filmstab hinter teilweise sogar recht obskuren (hier z. B. "Harry Horse") aber amerikanisch klingende Pseudonymen. Gemma, der vorher in einigen Sandalenfilmen mitwirkte und sogar eine kleine Rolle im Klassiker Ben Hur inne hatte, war mit seinem Strahlemann-Aussehen wie geschaffen für den kernigen, aber sympathischen Cowboy von nebenan.

Das schöne an Ein Loch im Dollar ist nun, das trotz aller Versuche amerikanisch zu wirken, der Film nicht wirklich seine ursprüngliche Herkunft zu verbergen. Auch hier sieht man schon eine grimmigere und rohere Umsetzung des Stoffs, der für die damaligen Hochglanzwestern mit Vorzeige-Cowboy John Wayne undenkbar gewesen wäre. Dabei gelingt es Regisseur Giorgio Ferroni, welcher bei Wanted nochmal mit Gemma zusammenarbeitete, aus dem an und für sich recht bekannten Stoff ein unterhaltsames Werk zu stricken. Daran ist auch Hauptdarsteller Gemma nicht ganz unschuldig. Schnell findet der Zuschauer in seiner Figur einen großen Sympathieträger, bei dem man auf seinem Weg durch sämtliche Gefahren mitfiebert. Auch wenn er als Gary O'Hara vielleicht noch einige Ecken und Kanten vertragen hätte, so ist die von vielen Fans des Genres kritisierte "Gelacktheit" Gemmas nicht bzw. nur in geringen Maßen vorhanden.

Die Figur des Gary gibt es auch in anderen Produktionen zu Hauf, in denen der Protagonist im Gegensatz zu anderen Charakteren mit einem überdurchschnittlich großem Talent und einer gesegneten Intelligenz gesegnet ist. Doch weder Ferroni noch Gemma lassen dies in allzu unglaubwürdige Gewässer abdriften. Gerade wenn O'Hara von der Rache an seinem Bruder getrieben wird, schlägt die schon angesprochene rohere Inszenierungsart des Stoffes wieder an. Wo der amerikanische Western nur andeutet oder abblendet, so hält auch Ferroni hier schon die Kamera starr auf das Geschehen und läßt dabei schon einige harte Actionszenen entstehen. Zudem gelingt es ihm den Stoff recht spannend umzusetzen, auch wenn man einige Handlungsstränge schon vorhersehen kann. Das dies trotzdem noch unterhaltsam und nicht ermüdend ist, zeugt vom Talent des Regisseurs.

Dieser hat es auch verstanden, das man als Zuschauer den Antagonisten schnell abgeneigt ist. Die über alles ragende Korruption in der jeder erwartete und unerwartete Charakter verstrickt ist, gerade in späteren Italowestern ein gern genommenes Motiv, ist hier von sehr ausgeprägter Natur, so das es gegen Ende hin noch eine kleine, unerwartete Wendung gibt, die Ein Loch im Dollar in Sachen Spannungsmomente zusätzlich noch einmal aufwerten läßt. Dies macht ihn zu einem guten und soliden Western eher gemäßigter Natur, dem man seine Herkunft trotzdem schon an einigen Stellen anmerken kann.
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