Als Wissenschaftler Dr. Anton Mordrid getarnt, wacht der aus einer anderen Dimension stammende Magier über das Wohlergehen unseres Erdenrunds. Als sich sein ebenfalls mit magischen Kräften ausgestattete Erzfeind Kabal aus seinem Gefängnis befreien kann, versucht Mordrid gegen dessen Plan, die Bewohner der Erde zu versklaven, anzukämpfen. Unterstützt von seiner neugierigen Nachbarin Samantha nimmt er den erneuten Kampf von Gut gegen Böse auf. Das aus dem im deutschen Raum leicht unpassend Rexosaurus betitelte Werk eigentlich eine Verfilmung von Marvels Doctor Strange hätte werden sollen, merkt man deutlich. Die bereits während der Empire-Zeit gekaufte Lizenz lief schlichtweg aus und so wurden einige Anpassungen vorgenommen, um dem interessierten Publikum einen halbwegs eigenständigen Charakter zu präsentieren. Diese Präsentation geht, nicht unüblich für Titel aus der Band'schen Filmschmiede, trotz einer Laufzeit unter achtzig Minuten in behäbigem Tempo von statten. Womit sich andere Full-Moon-Werke so selbst im Wege stehen, macht hier - sofern man über die Hintergründe der Produktion Bescheid weiß - halbwegs Sinn. Man fühlt Rexosaurus an, dass da noch mehr kommen sollte und dies nicht das Ende der Fahnenstange gewesen wäre. Er ist eine im Sand verlaufende Origin Story, der mit seiner comichaften Darstellung und seinem Augenmerk auf den Fantasy-Aspekt häufig harmloses, aber selbst heute noch charmantes Film-Fastfood auffährt. Eben das auch in meinen Besprechungen zur Puppetmaster-Reihe öfter erwähnte, eindimensionale Full-Moon-Family-Package. Gerettet wird dieses Einerlei mit seinem schleppend voranschreitenden Plot von gut aufgelegten Darstellern und heute rustikal erscheinenden, aber immer noch ganz hübschen Effekten. Diesbezüglich stellt der im Finale stattfindende Kampf zweier zum Leben erweckten Skelette eines Dinosauriers und eines Mammuts den absoluten Höhepunkt des Films dar. Die Diskrepanz zwischen kindlichem Fantasy-Stoff und Elementen, die eher auf ein erwachseneres Publikum abzielen, verleihen Rexosaurus noch mehr diese Aura der Eigentümlichkeit, auf die sich der Film zwar nicht ausruhen, aber überdurchschnittlich gut unterhalten kann.
Dienstag, 30. April 2024
Donnerstag, 21. März 2024
Feuer und Eis
Wie unter anderem auch seine Version von Tolkiens Fantasy-Epos Der Herr der Ringe drehte Bakshi seinen Film im sogenannten Rotoskopie-Verfahren. Hierbei wurden die Szenen zunächst mit menschlichen Darstellern gefilmt und dann Bild für Bild überzeichnet. Dies sollte dem Geschehen mehr Realismus verleihen und die Bewegungen anders als bei traditioneller Animation fließender und echter erscheinen lassen. Zumindest drückt dies den auf dieser Weise produzierten Werken des Amerikaners einen eigenen Stempel auf. Die heutzutage leicht überholt erscheinende Technik verleiht auch Feuer und Eis eine unwirklich erscheinende Stimmung, die von den teils grob und hastig gemalt wirkenden, expressiven Hintergründen unterstützt wird. Das sich verbreitende Gefühl der Fremdartigkeit ist die klare Stärke des Werks, während seine Geschichte generisch und frei von jeglichen Überraschungen auf ihren Höhepunkt zuläuft und sich typischer Fantasy-Motive bedient. Bakshi, dem es ein Bedürfnis war, einmal mit seinem Freund Frazetta an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten, holt mit diesem zu wenig aus der trivialen Story heraus. Diese gebiert sich aktionsbetont, was darauf hinausläuft, dass ein stetes Gerangel mit den Nekron'schen Schergen oder die Flucht vor diesen besteht, was auf Dauer leider einlullend wie repetitiv ist. Leider wird dieser narrative Loop bis zum Finale nie durchbrochen; eine variantenreichere Geschichte wäre für den Film wünschenswert gewesen. Es bleibt ein insgesamt leidlicher Eindruck vom abspulen diverser Fantasy-Klischees zurück, in Betracht auf die nette Atmosphäre bedauernswert. Richtig überzeugend ist das nicht, zumal der Film heutzutage von deutlichen Hommagen wie The Spine of Night in Bezug auf grafischer und erzählerischer Gestaltung längst überholt wurde.
Donnerstag, 17. Juni 2021
Viking Vengeance
Besagter, namenloser Kopfgeldjäger verortet man nicht im frühmittelalterlichen, skandinavischen Raum sondern in einer nicht näher benannten Fantasy-Welt, die von allerlei scheußlichen Monstren bewohnt wird. Tag für Tag ist der Ablauf für den Monster Hunter gleich: zunächst bereitet er seine Waffen und Rüstung für die nächste Jagd vor, bis ein weit entferntes Horn zur nächsten Quest ruft. Kontinuierlich verbringt er so seine Lebenszeit, reiht Kopf an Kopf der erlegten Kreaturen als Trophäe an einer Wand seiner kargen Hütte, einzig darauf bedacht, dass er jenes Monster findet, welches ihm seine Tochter nahm. Was zunächst als dialogarmes, interessantes und trotz geringem Budget ansehnlich ausgestatteter Film beginnt, wandelt sich schnell zu einer repetitiven Angelegenheit. Selbstverständlich trifft der nach Rache dürstende Kämpfer auf besagtes Monster und bietet sich mit diesem einen verbissenen Kampf. Bis man an diesen Punkt gelangt, ist das Grundmaß an Interesse sowie Spannung an Viking Vengeance längst verflogen.
Leider nutzt man die nicht sonderlich komplexe Story mehr dazu, um der Ausstattung, Ausleuchtung und Effektarbeit viel Platz zur Entfaltung zu schenken. Das schaut bei gerade einmal 20.000 Dollar Produktionskosten tatsächlich gut aus, nur fühlt sich der Film bei einer kurzen Laufzeit von gerade einmal 72 Minuten furchtbar lang an. Das, worauf die Handlung abzielt, hätte man knackiger und pointierter in einen Kurzfilm gepackt. Durch seine düstere Stimmung und den um Realismus bemühten Fantasy-Unterbau kann man Viking Vengeance zunächst zwischen eingangs erwähnten Serien oder Game of Thrones verorten. Das stumpfe Vorantreiben der Story mit einem Protagonisten der mit den auftauchenden Kreaturen Hack and Slay betreibt, sich wahrlich durch die Handlung grindet und zwischen den einzelnen Kämpfen mit dem Verbessern von Gesundheit und Ausrüstung beschäftigt ist, lässt dies wie ein verfilmtes Rollenspiel wirken.
Das ist mehr Skyrim und Co. als Vikings und lässt manchmal den Eindruck entstehen, dass man einen in die länge gezogenen Fanfilm schaut. Was aus dem beschränkten Budget gemacht wurde, lässt sich durchaus sehen, nur was an Story auf Papier gezaubert wurde, mag beschränkt im Gaming-Bereich, filmisch jedoch kaum funktionieren. Am Setting hat man sich schnell satt gesehen und so originell die Prämisse des Films erstmal klingt und der von diesem gelebte Minimalismus wirkt, so muss man dem Werk attestieren, dass narrativ noch viel Luft nach oben ist. Um im Gamer-Jargon zu bleiben, sollte Regisseur Jordan Downey seine Skills weiterhin verfeinern und noch einiges an Erfahrungspunkte dazu gewinnen, um das nächste Level zu erreichen. Das er durchaus Atmosphäre erzeugen kann, ist in Viking Vengeance ersichtlich. Nur muss er nun die Welten, die er als nächstes erschafft, mit Leben und mehr Geschichte bevölkern.
Mittwoch, 14. August 2019
Mystor - Deathstalker 2
Das macht aus Deathstalker 2 eine Nummern-Revue der guten Laune, die mit aufgesetzter Heiterkeit ihr Fantasy-Märchen nach Schema F runterleiert. Der Deathstalker schlittert hier in die Arme der Hellseherin Reena, die von sich behauptet, eine aus ihrem eigenen Königreich vom bösen Zauberer Jarek verjagte Prinzessin zu sein. Mit diesem und seinen Schergen schließt der Todesjäger selbstverständlich sehr schnell Bekanntschaft und nach anfänglicher Skepsis entschließt sich Mystor, Reena bzw. Eevie, so deren echter Name, zu helfen. Mit ihr im Schlepptau reitet er in flottem Galopp dem Showdown mit dem Zauberer entgegen und muss auf diesem Weg allerlei Abenteuer bestehen. Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Jim Wynorski, ein erprobter Recke auf dem weiten Feld dusseliger B-Filme lässt sich nicht lumpen und verwurstet neben gängigen Fantasy-Dauerbrennern wie Amazonen sogar Horror-Einflüsse und lässt u. a. eine Horde Untoter auf seine Protagonisten los.
Die geringe Laufzeit und das dabei meist durchwegs hohe Tempo der Erzählung bietet eine Fülle an unterschiedlichsten Settings, in denen nach deren Aufbau die Protagonisten in action- und spruchlastigen Sequenzen dafür sorgen sollen, dass der nächste Money Shot die Zuschauer gebührend bei Stange hält. Besonders beeindruckendes Spektakel bleibt in der Low Budget-Produktion, die sichtbar noch kostengünstiger als das Original ist, meist aus. Die gebotenen Kämpfe mit Schwert und Fäusten ist durchschnittlich choreographierter Genrestandard, die sichtlich nur existieren, damit John Terlesky den nächsten Spruch raushauen kann. Die entdeckte Lustigkeit, wahrscheinlich auf den Erfolg solcher Actionkomödien wie Lethal Weapon oder Beverly Hills Cop zurückzuführen, mag nie richtig passen. Der laue Humor sorgt meist mehr für angestrengtes Schnaufen als für entzücktes Lachen. Einzig das Wrestling-Match (!) gegen die stärkste Amazonen-Kriegerin bietet bei aller Albernheit eine amüsant kuriose Note.
Der häufig als beste Fortsetzung der Tetralogie beklatsche Deathstalker 2 krankt mehr an seiner Unentschlossenheit, ob er nun wirklich ein Fantasy-Abenteuer mit lauer B-Action oder eine selten sogar meta-referenzielle Komödie, die das gewählte Genre parodiert, sein möchte. Beides funktioniert minder gut und eher kämpft man als Zuschauer damit, den Film im Kopf für sich nicht frühzeitig abzuhaken. Wenige Ideen funktionieren soweit, dass der als stumpfes Unterhaltungswerk konzipierte Trasher tatsächlich unterhält. Mehr belustigen hier die Einflüsse des Jahrzehnts, in dem Mystor entstanden ist häufiger, als die gewollten Gags. Weit voran die aktuelle Frisurenmode der 80er, die in diesem eher durchschnittlichen Fantasy-Abenteuer sichtlich die Köpfe seiner Darsteller schmückt.
.
Samstag, 2. Februar 2019
Der Todesjäger
Immerhin gilt es nun, widerwillig auf Bitten des Königs Tulak die karge Fantasylandschaft aus den Fängen des bösen Munkars zu befreien. Hat dieser im Streben nach der ultimativen Macht bereits das Amulett des Lebens und den Kelch der Magie gehortet. Einzig das Schwert der Gerechtigkeit fehlt dem bösen Schergen noch. Dieses nimmt der Jäger nach einem mitreißenden (gemeinten) Kampf in der Höhe des Schwertwächters Salmoron an sich und wirkt kurzzeitig wie He-Man persönlich. Wie passend, dass Munkar ein Turnier für die stärksten Kämpfer des Landes ausrichtet, um im Sieger den Erben seines Reiches und seiner Macht zu finden. Auf dem Weg zum Schloss trifft der Jäger mit dem Schwerenöter Oghris und der ziemlich offenherzig umher laufenden Kaira Gefährten im Kampf gegen Munkar. Bis zum unausweichlichen Endkampf haben die Autoren des Drehbuchs einige erwartbare Wendungen in die Geschichte gebaut, ohne das Der Todesjäger im Streben nach nie erreichbarer Epik langatmig wird. Der Film fällt mit weniger als 80 Minuten Laufzeit recht knackig aus und die von Roger Cormans New World Pictures betriebene, gut geschmierte Rip Off-Maschinerie begrenzt sich auf die heilige Dreifaltigkeit des B-Barbaren-Pictures.
Wo sich die Gelegenheit bietet wird selbstverständlich das Schwert geschwungen um fiese Gestalten zu verkloppen; viel häufiger noch werden allerlei attraktive Frauen, darunter Ex-Playmate Barbi Benton als entführte Prinzessin, halbnackt oder barbußig von der Kamera eingefangen. Garniert ist das mit Gummimonstern, simplen Masken und Effekten und einigen wenigen, blutigen Spitzen. Action. Nacktheit. Fantasy mit pulpig schönem Anstrich. Mehr braucht es der Meinung der Autoren nach nicht, um einen veritablen Videothekenhit zu schaffen. Recht hatten sie; schaffte es der Film doch auf insgesamt drei Fortsetzungen. Bei aller offensichtlichen, kostengünstigen Realisation besitzt Der Todesjäger einen einfachen wie effektiven Charme, wenn man sich für Low Budget-Werke wie dieses erwärmen kann. Die komprimierte Laufzeit und die Konzentration auf so viele, selbstzweckhaft eingesetzten Schauwerte wie möglich gibt ein hohes Tempo vor. Einzig nach der Ankunft im Schloss steuert das Drehbuch mit leichten Durchhängern dem Showdown entgegen. Den Willen zum absoluten visuellen Erlebnis zieht man hingegen bis zum Ende durch.
Der Todesjäger ist der räudige kleine Bruder Conans, dem es mehr um die Befriedigung niederer Triebe geht und liebend gern, allerdings nicht zwingend, den Thron der Videothekenverkäufe erklimmt. Verglichen mit anderen B-Filmen will der Film keineswegs verbissen ernst wirken; unterschwellig ironisch macht er einen auf dicke Hose, ohne in komödiantische Gebiete abzudriften. Der Humor fühlt sich wie der Grundton des Films erfrischend ehrlich an. Barbarians Just Wanna Have Fun. Davon gibt es im und mit dem Film zuhauf. Man gibt einen Pfifferling auf den unübersehbaren Fakt, dass das Machwerk - durch den Erfolg immerhin nicht nur Begründer des Franchises sonder Start für weitere Barbaren-Fantasy-Action aus dem Hause Corman - unleugbar trashig geraten ist. Die daraus resultierende Komik und das manchmal naive Wesen des Films lassen an Fantasy-Werke aus den seligen 50er Jahren denken. Nur mit sehr viel mehr Freizügigkeit versehen. Dazu ist Der Todesjäger in seiner thematischen Beschränktheit um böse Herrscher, hübsche wie nackte Frauen, unheilvollen Kreaturen und gefahrenreiche Abenteuer - um den Vergleich zu Beginn wieder aufzugreifen - ein verfilmtes 80er Jahre-Heavy Metal-Album das durch seinen geschaffenen, kleinen Kosmos sehr viel Spaß bereitet. Das lässt die zu vermissende Spannung, abwesendes, ausgereiftes Storytelling und meist maue bis bemühte darstellerische und technische Darbietung vergessen. Two Pommesgabeln up!
Dienstag, 2. Oktober 2018
The Man Who Killed Don Quixote
Dieser arbeitet irgendwo in der spanischen Wüste an der Verfilmung von Miguel de Cervantes bekanntem Roman Don Quijote, den er, so lehren es uns die eingestreuten Rückblenden, zu Filmstudentenzeiten bereits einmal recht frei als Abschlussarbeit verfilmte. Zu jenen Zeiten fand er in einem kleinen Dorf mit einem einfachen Schuhmacher die ideale Besetzung für den berühmten, gegen Windmühlen kämpfenden Ritter. Beide Drehs - damals wie heute - sind mit Schwierigkeiten verbunden. Verzweifelte Toby damals am hölzernen Spiel und den Verständigungsschwierigkeiten mit den Bewohnern der kleinen Ortschaft, hängt ihm in der Gegenwart einer seiner Geldgeber im Nacken. Mit dessen dauergeilen Gespielin geht er ein Tête-á-Tête ein obwohl er nur auf sie aufpassen soll, wird fast von seinem Boss inflagranti erwischt und kann im rechten Moment Fersengeld geben. Wäre das nicht schon Stress genug, holt ihn seine Vergangenheit ein, als ein fahrender Händler tatsächlich eine Raubkopie seines Abschlussfilms verkauft und er bei einem Ausflug dem kleinen Dorf von früher einen Besuch abstattet. Nicht weit davon trifft er auf den alten Schuhmacher, der sich nun für Don Quixote hält, in Toby seinen Knappen Sancho Panza sieht und diesen in ein immer surrealeres Abenteuer zieht, bei dem auch Toby Schwierigkeiten bekommt, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden.
Nachdem es gut mehr als 25 Jahre gebraucht hat, bis Gilliam seinen Traum in die Realität umsetzen konnte, ist The Man Who Killed Don Quixote (auch) ein Film über all' die geplatzten Traumbildnisse und über die großen und kleinen Enttäuschungen, mit denen der Regisseur zu kämpfen hatte. Der Einstieg gestaltet sich schwierig, findet man in der Überzeichnung und bissigen Darstellung des Filmbusiness kaum sympathische Charaktere; Hauptfigur Toby schafft es in Sekundenbruchteilen, das man ihm über weite Strecken des Films ablehnend gegenüber steht. Mehr fragt man sich, was Gilliam denn nun bezweckt. Fast verbittert spittet er mit seiner Darstellung des affigen Businessteils in Richtung Traumfabrik. Der Engländer scheint sich mit diesem Part selbst therapieren, die geschundene Filmemacherseele in Balsam tauchen zu wollen, bis endlich die richtige Geschichte anfängt. Tobys Treffen mit dem verwirrten Schuhmacher fördert das zu Tage, was ich persönlich an Gilliam seit seiner frühen Post-Monty-Python-Tage so liebe. Sein Können für urkomische Situationskomik, gepaart mit surrealen und/oder absurden Momenten leuchtet aus dem Plotgewirr auf und vermag es nicht, dieses zu ordnen. Das Gilliam häufiger nochmal am Script Hand anlegte, spürt man. Kleine Verweise auf aktuelles Weltgeschehen, Anspielungen auf Terrorzellen des IS oder die Erwähnung Trumps vermengen sich mit dem Ansinnen, ganz viel, was man in 25 Jahren in den Kopf bekam, zu retten und in einen Film zu bringen.
The Man Who Killed Don Quixote läuft förmlich über, bietet viel in knapp mehr als zwei Stunden und lässt den Zuschauer leider ratlos zurück. Das langsame Gleiten Tobys in die Wahnvorstellungen des vermeintlichen Don Quixote, das Wiederentdecken seiner menschlichen Seite, die Abrechnung Gilliams mit dem Filmgeschäft, das in seinen Werken wiederkehrende Motiv von mentaler Schwäche, die negative Seite und der Einfluss den Filme auf Menschen ausüben können, politische Anspielungen: der Brite will viel, versucht endlich einen Schlussstrich unter das Thema zu setzen und verliert, stellt man das Budget des fertigen Films den bisherigen Einspielergebnissen gegenüber, nicht nur an den Kinokassen. Am Besten ist The Man Who Killed Don Quixote dann, wenn der Ritter und sein "Knappe" in der Fantasie des alten Manns feststecken und eine "Zeitreise" unternehmen. Hier blüht Gilliam auf, auch wenn er nicht an alte Glanztaten heranreichen kann. Dieses ganze Ding mit dem Mittelalter liegt dem Mann, was man immer mal wieder seit seinem Debüt Jabberwocky feststellen konnte. Es tut einem fast schon leid, dass die restlichen, teils autobiographisch gefärbten Teile der Geschichte dieser nicht gut tun. Eigentlich geben sie Stoff für einen weiteren Film her.
Diesen hat sich der Brite gespart, alles auf eine Karte gesetzt und seinen mutigen, bewundernswerten idealistischen Einsatz verspielt. The Man Who Killed Don Quixote schlingert sich durch die kleinen Schlaufen seiner Storyknoten und bietet einen leidlich goutierbaren Mix aus Drama und Fantasy. Gilliam konnte mal gut seinen absurden-surrealen Witz, seine überbordende visuelle Fantasien gefühlvoll mit gescheiterten Figuren kombinieren. Hier haut er drauf, besinnt sich selten auf diese Feinheiten und das Ende des Films bleibt doppeldeutig wie vieles andere an ihm. Irgendwann scheint das Business einen einfach Wahnsinnig zu machen oder lässt einen in eine (Traum)Blase flüchten, in deren kleinen Welt alles gut und rosig ist. Sorgen muss man sich nicht um den Regisseur machen. Es ist schade, wenn man feststellt, dass sein endlich beendetes Filmprojekt deswegen eine kleine Legende ist, weil es eine weitere Episode über das große Scheitern einer ambitionierten, vielversprechenden Geschichte ist. Es ist nicht alles schlecht an Gilliams Film, aber man hofft, dass er jetzt den Kopf frei hat für zukünftige Projekte. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt haften, wenn Toby mit seiner Angebeteten zum Schluss der Sonne entgegen reitet und man spürt, dass der Regisseur vielleicht auch selbst keine Lust mehr hat. Tobys wiederkehrende menschliche Seite bleibt verkrüppelt, kann nicht gegen die regierende Oberflächlichkeit seiner eigenen Welt ankämpfen und sorgt für den emotionalsten Moment des Films, wenn er sinnbildlich die Träume versehentlich dem Tod entgegen wirft. Man hofft, dass dies kein heimlicher Einblick in das innerste Gilliams war und man von ihm in der Zukunft wieder richtig gute und keine halbgaren, vollgestopften und über die Jahre zäh vor sich hin köchelnde Filmeintöpfe serviert bekommt.
Samstag, 24. Februar 2018
The Shape of Water
Gleichzeitig ist die Verwurzelung der Story in der Vergangenheit zusammen mit seiner liebevollen Ausstattung eine auf zwei Stunden ausgedehnte Huldigung klassischer Liebes- und Musicalfilme der 50er und 60er Jahre. Anders als in Crimson Peak, der nicht nur durch seinen Look sondern mit seiner Geschichte konkret Stellung zum geehrten Genre nimmt, lässt del Toro hier die Anspielungen im Hintergrund bzw. nebenher geschehen. Giles, Nachbar von Protagonistin Elisa, lässt die Klassiker fast pausenlos im Fernsehen laufen. Hin und wieder schaut er sich die Filme mit der stummen Putzhilfe eines Labors gemeinsam an: eine Flucht aus einer Welt voller Entbehrungen und Enttäuschungen. Während Giles, ein Werbegrafiker, einer Anstellung in seiner alten Firma hinterher läuft, scheint seine beste Freundin Elisa von einer anderen, aufregenderen Welt zu träumen. Diese, fest durch einen immer gleichen Tagesablauf mitsamt getimter morgendlicher Masturbation in der Badewanne strukturiert, wird durch das neue Objekt im Labor gründlich durcheinander gewirbelt. Ein Monster, der Kreatur aus Der Schrecken vom Amazonas nicht unähnlich, wird dort nach ihrer Gefangennahme zur näheren Untersuchung eingeliefert.
Als eigentliches Monster entlarvt sich Richard Strickland, Fänger der Kreatur und neuer Sicherheitschef der Einrichtung. Del Toro bündelt in dieser Figur alle nur erdenklichen Widerwärtigkeiten und negative Eigenschaften eines Menschen; die verkörperte Negativität steht symbolisch für das, was der Regisseur und Autor mit seinem Film ansprechen möchte. The Shape of Water ist eine, bei allen gezeigten Brutalitäten, Hymne für die Außenseiter dieser Welt, für alle Unterdrückten und gesellschaftlich geächteten Menschen. Kurz flackert in einer Szene ein Bericht über Rassenunruhen über den Fernseher, bevor Giles dies wegschaltet. Die Welt von The Shape of Water ist zu Beginn und für die Figuren ein gewollt heil erscheinender Kosmos, in dem alltäglicher Schrecken ausgeblendet wird. Es ist, als sei hier diese von aller Schlechtigkeit bereinigten Welt, die man auch aus den angeschnittenen Musical- und Liebesfilmen kennt, am sterben. Mit Strickland, von Michael Shannon wunderbar hassenswert gespielt, schiebt sich u. a. Sexismus und Rassismus in die Welt der dort lebenden Figuren. Strickland quält seine Kreatur, sieht in ihr nur eine Abartigkeit im Laufe der Natur und das nur, um im kalten Krieg das Wettrennen um die Bemannung des Alls gegen die Sowjets zu gewinnen.
Elisas zufälliger erster Kontakt zu diesem fremdartigen Wesen, der sie von Beginn an vollkommen vorurteilsfrei begegnet, ereignet sich nach einem blutigen Zwischenfall im Labor. Mit der Zeit sucht sie immer mehr Kontakt zur Kreatur, verbringt heimlich ihre Mittagspause mit ihr, in der sie diese mit Essen versorgt, Musik vorspielt oder versucht, ihr Gebärdensprache beizubringen. Nachdem sie von Strickland, der sie immer auf dem Kieker zu haben scheint ein anzügliches Angebot bekommt und eine weitere Misshandlung der Kreatur mitbekommt, fasst sie den Beschluss, das Monster aus seiner Gefangenschaft zu befreien, was zu einem gefährlichen Unterfangen wird. Entgegen dieser einfach klingenden Storyzeichnung wird das Drehbuch noch um eine Spionagestory ergänzt, die sich leider die ganze Zeit über wie ein Fremdkörper anfühlt. Sie hilft weder der Story selbst als Ergänzung für den Spannungsbogen noch einer darin verwickelten Nebenfigur weiter. Vielmehr wird die Geschichte des Films damit sogar blockiert. Die detailverliebte Ausstattung, der hübsche Look, die Kleinigkeiten die del Toro in die Geschichte streut: die kleine Momente in denen sie komplett wirken, sind rar gesät.
The Shape of Water lässt nicht zu, dass der Zuschauer sich richtig in seiner Welt verlieren kann. Das Erwachsenenmärchen des Mexikaners bremst sich mit seiner unnötig aufgeblähnten Geschichte selbst aus, trotz seiner einzelnen, richtig hübschen Szenen. Das lässt die von der Story vermittelte Botschaft des Films, ein Plädoyer für Toleranz, eine klares Bekenntnis gegen Rassismus und andere Ismen, in der kreierten Welt untergehen. Die ebenfalls angedeuteten Themen, u. a. angedeutete Homophodie, die Konfrontation mit der damaligen Rassentrennung: ebenfalls Nebensache, wobei dies Gründe für gesellschaftliches Ausgrenzung und weitgreifendes Außenseitertum sind. Das findet zu kurz statt und schnell konzentriert sich die Geschichte auf den nächsten Punkt einer imaginären, lange erscheinenden To Do-Liste. Leider hakt Del Toro all das fix ab um alles, was ihm am Herzen lag, in den Film zu packen. Damit schafft der Autor und Regisseur ein Oxymoron, dass die vollgepackte Story gleichzeitig eine bedauerliche Leere zwischen ihren dichten Zeilen bekommt.
Es fehlt der berühmte Funke, der alles glänzen lässt, der zum Zuschauer überspringt. Den guten Leistungen vor und hinter der Kamera zum Trotz. Leider wird The Shape of Water damit zu einem schwächeren Film del Toros, dem ich trotzdem bei der Verleihung der diesjährigen Academy Awards jeden errungenen Preis gönne. Auch wenn die Konkurrenz stark ist. Manchmal spürt man sie doch, diese grenzenlose Liebe, diese Ver- oder Besessenheit del Toros. Komplett abgeholt hat er mich mit seinem adulten Märchen leider nicht, wohl auch, weil er selbst unentschlossen zwischen Arthouse, Mainstream und Genre saß und im Bestreben, es allen recht zu machen (wir erinnern uns: sowas gelingt selten bis nie), nicht dort ankommt, wo er gerne hin möchte. Beim nächsten Mal wünsche ich mir wieder einen fokussierten Regisseur, mehr noch Autoren zurück, der in seinen Momenten straighte Geschichten voller Fantasie und Hintersinn erzählen kann. Mit dem besseren Märchen für Erwachsene, dem bereits erwähnten Pans Labyrinth, hat del Toro bewiesen, dass er sowas kann. Nicht, dass ich The Shape of Water, der durchaus seine Qualitäten hat (man darf z. B. den tollen Cast nicht vergessen), an diesem Messe. Er ist lediglich der Beweis, dass es fokussierter und (leider) noch etwas besser geht.
Donnerstag, 12. März 2009
Einer gegen das Imperium

Wo irgendwo ein erfolgreicher Film in den Kinos gelaufen ist, waren wenig später auch unsere filmmachenden Freunde aus Italien zur Stelle. Kein Filmtrend, den sie nicht gewinnbringend ausgeschlachtet hätten und damit allerdings auch einige mal mehr, mal weniger gute Streifen zur Welt gebracht haben. Mit Einer gegen das Imperium schießen die freundlichen Mediterraner allerdings klammheimlich den Vogel ab. Im Entstehungsjahr kehrten die Jedi-Ritter zurück und ein Jahr vorher machte Arnold Schwarzenegger als muskelbepackter Barbar Conan eine recht ansehnliche Figur auf der Leinwand. Nun war in Italien das Geld entweder recht knapp oder aber der Wahnwitz ausgesprochen hoch, um dann sowas wie diese Schwarte zu machen. Man erkennt wohl schon durch die vorangegangenen Sätze, das man es hier mit einer irrwitzigen Mischung aus Star Wars und Barbarenfilmchen, die nach dem Conan-Erfolg recht beliebt waren, zu tun hat.
Über die Zielgerade wurde das Werk von Antonio Margheriti gebracht, der mit seinem Pseudonym Anthony M. Dawson noch etwas bekannter ist. Dawson, leider schon verstorben, hat so einige Klassiker auf dem Konto wie zum Beispiel den harten Kriegsactioner Jäger der Apokalypse oder den wirklich schönen und beachtlichen Gothic-Horror Das Schloss des Grauens. Und mit seinem Versuch einen Kannibalenfilm abzuliefern, Asphaltkannibalen, merkt man das Margheriti, der zwar schon fast jedes Genre bedient hat, am liebsten in der Actionecke zu Hause war. Auch in seinem Einer gegen das Imperium gibt es daher viel Haudrauf zu begutachten, was zwar einerseits keine Langeweile aufkommen läßt, dem Film aber auch nicht wirklich gut tut.
Man merkt schnell, das die Geschiche sowieso nur flottes Beiwerk darstellt, um Reb Brown als Yor einige Abenteuer zu bestehen zu lassen. Das ganze ist allerdings viel zu episodisch aufgebaut, so das ein richtiger Erzählstrang bzw. -fluss nicht wirklich aufkommen mag. Fahrig wirkt das, was Dawson da abgeliefert hat. Einerseits unterhält es zwar gut durch einen nicht zu unterschätzenden Trashfaktor, doch der finale Funke möchte einfach nicht auf den Zuschauer überspringen. Erst spät gewinnt der Film an Fahrt, wenn Yor endlich etwas über seine Herkunft erfährt und auch das titelgebende "Imperium" seinen Auftritt hat.
Gerade hier ist dann wieder die italienische Unbekümmertheit, verschiedene Stoffe zu einem zu vermischen und vor allem offensichtlich von großen Vorbildern abzukupfern zu spüren und zu sehen. Schon alleine die Cyborgs des "Großen", dem Herrscher des Imperiums, relativ lasch von Kultdarsteller John Steiner dargestellt, lassen einem da vor lauter Dreistigkeit die Kinnlade aufklappen. Wie die Lack-und-Leder-Variante eines Darth Vaders der sich mit seinen Stormtroopers gepaart hat, stapfen diese durch die Filmkulisse und machen Jagd auf die Protagonisten. Mit billigsten Tricks hetzt dabei Margheriti seine Darsteller durch die Handlung, bekommt es allerdings hin, das ganze mit dem nötigen Charme auszustatten, das der Film nicht in die "Übertrash"-Schublade eingeordnet werden muss. Trash ist und bleibt Einer gegen das Imperium zwar schon, allerdings eher mit gewissen Unterhaltungsgrad ausgestattet. Wäre die Story etwas runder und flotter erzählt und würde nicht allzu episodisch ausfallen, wäre es sogar noch vergnüglicher. So bleibt die Saga um Yor und Co. ein eher durchschnittliches Vergnügen.
Samstag, 7. März 2009
Watchmen

Die USA Mitte der 80er Jahre: Richard Nixon ist Präsident und das politische Klima zwischen den USA und der UdSSR wird immer eisiger: der kalte Krieg und das atomare Wettrüsten scheint kurz vor der Eskalation zu stehen. Mitten in diesen Wirren wird der Comedian, ein ehemaliger maskierter Verbrechensbekämpfer, welche seit dem sogenannten Keene-Act verboten sind, umgebracht. Die maskierten Vigilanten sollten dabei entweder freiwillig oder unfreiwillig ihre Tätigkeiten aufgeben. Während der Comedian das Angebot annahm, für die Regierung zu arbeiten, hörten der als Night Owl operierende Dan Dreiberg oder Jane Jupiter alias Silk Spectre einfach auf.
Einzig und allein der verbitterte Rorschach zog sich in den Untergrund zurück um weiterhin Verbrechen nach seiner Art zu bekämpfen. Er geht auch dem Mord am Comedian nach und vermutet schnell eine Verschwörung. Er sucht seine alten Kollegen auf um diese zu warnen, doch viele halten seine Vermutungen für abwegig. Als dann jedoch auf den durch Offenlegung seiner Identität zu Geld gekommenen Adrian Veidt, der früher als Ozymandias unterwegs war, auch noch ein Attentat verübt wird und der ehemalige Superschurke Moloch ermordet wird, nehmen Rorschachs Vermutungen Gestalt an. Ist also wirklich jemand hinter den früheren Maskenträger her? Einzig und allein der nach einem Unfall zum Superwesen Dr. Manhattan mutierte Jon Osterman entfernt sich immer mehr von der Menschheit. Dabei wäre er für diese im Kampf gegen einen Atomkrieg für die Menschheit unheimlich wichtig und scheint irgendwo auch ein Teil im Puzzle der Verschwörung zu sein. Das Schicksal nimmt somit seinen grimmigen Lauf...
Der von Kultautor Alan Moore und Zeichner Dave Gibbons geschaffene, mittlerweile zum absoluten Kultwerk avancierte Comic Watchmen galt für lange Zeit unverfilmbar. Als zu komplex und vielschichtig galt der Stoff, den man gut und gerne als Epos bezeichnen kann. Umso mehr war die Fangemeinde gespannt, wie die gerade in den Kinos angelaufene Verfilmung ausfallen wird. Als Regisseur hat man den jungen und somit frischen, in einigen Kreisen aber auch recht umstrittenen Zack Snyder auserkoren, welcher unter anderem für das überraschend gut ausgefallene Dawn of the Dead-Remake und den optisch imposanten 300 verantwortlich zeichnet. Im weiteren Verlauf dieses Reviews wird auf einen ausführlichen Vergleich zwischen der Comic-Vorlage und dem Film abgesehen, da dem Autoren die Vorlage leider nicht bekannt ist. Das Augenmerk liegt also einzig und allein auf dem Film.
Und dieser ist für ein Publikum, welches bisher wohl nur die actiongeladenen Effektschlachten der Marke Spiderman, Iron Man, Hulk, X-Men und Co. gewohnt ist, wohl eine Ecke zu ruhig. Snyder nimmt sich Zeit mit der Einführung seiner Figuren und gibt ihren Lebensläufen angenehm viel Zeit, diese dem Zuschauer näher zu bringen. Schon der Vorspann wird dabei genutzt, die Geschichte der ersten maskierten Verbrechensbekämpfer ab den 40er Jahren in einem schönen comichaften Pulpstil zu erzählen. Zwar ist die Ermordung des Comedians auch schon ein kleiner Vorgeschmack auf die Action im Werk, der auch schon mit einigen furiosen Kamerafahrten und Effektszenen aufwarten kann. Doch dann drosselt Snyder das Tempo und führt uns mit der Figur des Rorschach in das düstere Universum der Watchmen.
Dieses behandelt Superhelden, welche sehr wohl mit einigen menschlichen Schwächen aufwarten und mit diesen zu kämpfen haben. Wobei hier das Wort Superheld beinahe schon übertrieben ist. Bis auf Dr. Manhattan verfügt keiner über angeborene oder im späteren Verlauf des Lebens erhaltene Superkräfte. Die in den engen Anzügen steckenden Leute nutzen ihre austrainierten Talente um die Arbeit der Polizei zu übernehmen. Bestes Beispiel ist hier zum Beispiel Night Owl, welcher mit seinem Outfit oder auch seinem Gefährt, dem Owlship, desöfteren an Batman erinnert. Ebenso Rorschach, welcher einzig und allein auf seine ausgeprägten Talente als Detektiv zurückgreifen kann. Anders als in einigen Comics oder Verfilmungen dieser sind die Helden nicht wirklich als solche zu erkennen, da diese teilweise wirklich dunkle Seiten aufweisen.
Das Heldenuniversum in Watchmen zeigt gebrochene, verbitterte und zynische Menschen, die eiskalt und nur aus reiner Freude Menschen töten, aus purer Langeweile Verbrechen bekämpfen oder auch mal eine Kollegin vergewaltigen. Eine wie ansonsten gewohnte Schwarz/Weiß-Zeichnung, dieser ständige Kampf zwischen gut und böse existiert hier nicht. Hier darf man auch nicht mit einem überbedrohlichen Superschurken wie in anderen Werken rechnen. Ihre größten Feinde sind hier teilweise die Helden selbst. Trotz all ihrer Schwächen versteht es aber Snyder gekonnt, die Protagonisten den Zuschauern näher zu bringen. Als zentrale Figur wurde hier Rorschach gewählt, einem ohnehin schon sehr faszinierenden Charakter, der auch durch diverse Off-Kommentare den ganzen Film über den Zuschauer näher in die Handlung einführt.
So werden auch sehr geschickt eingefügte Rückblenden verwendet, um noch mehr auf den Werdegang der einzelnen Figuren einzugehen. Dazwischen ist kaum Zeit für Action, und trotzdem verspürt man durch den düsteren Grundton von Watchmen eine allzeit vorhandene Spannung. Einigen dürfte diese zu langsam aufgebaut werden, dauert es doch eine gehörige Zeit, bis das gesamte, komplexe Storykonstrukt zum Punkt kommt und auch die Liebhaber zünftiger Actionsequenzen ihren Heißhunger auf eben diese stillen dürfen. Aber Watchmen ist sowieso nur zweitrangig ein Actionfilm. Snyder versteht es aber trotzdem auch hier, geschickt die Waage zwischen Handlungs- und Actionsequenzen zu halten. Die kleineren Einschübe wirken nicht deplatziert sondern sind aufgrund ihrer Intensität - auch hier wird der harte und rauhe Grundton des Filmes beibehalten - ein heftiger Ausbruch. Da werden auch Einschüsse, Kopfschüsse und Knochenbrüche so manches mal in aller Genüßlichkeit, teils sogar in Zeitlupe zelebriert. In einer rauhen und erbarmungslosen Welt muss dies wohl so sein und so gibt es wirklich teils einige wirklich sehr harte Szenen, die die 16er-Freigabe sehr lasch erscheinen lassen. Mag sein, das die Gewalt hier nicht an einem Stück auf den Zuschauer einprasselt sondern sich über den Film hinweg verteilt.
Watchmen ist somit noch viel mehr als ein einfacher Superhero-Movie, keineswegs ein tumber Popcorn-Film, auch wenn er trotzdem auf dieser Ebene funktionieren kann. Neben der Verschwörungsgeschichte um dem Mord am Comedian herrscht hier auch die Bedrohung des damaligen kalten Krieges vor, die Angst vor einem alles vernichtenden Atomkrieg und wirft somit Fragen über das Verhalten des Menschen in all den Jahren auf und zeichnet uns als sich selbst zerstörende Spezies aus. Dieser Konflikt zwischen den UdSSR und den USA, wie auch die Angst der Menschen, der Protagonisten, vor einem Atomkrieg ist ebenfalls ein weiterer großer Storystrang, der vor allem durch die herrlich faszinierende Figur des Dr. Manhattan einige philosophische Fragen über das Verhalten und den Werdegang der Menschheit aufwirft.
Dabei soll Watchmen allerdings auch nicht als ein getarnter Arthouse-Film gewertet werden, der überraschenderweise mit maskierten Leuten in engen Anzügen aufwartet. Hier fehlt es ihm dann doch etwas an Tiefe. Eventuell erreicht der Film dies auf DVD, da Regisseur Zack Snyder für die Auswertung auf dem Medium einen mehr als drei Stunden gehenden Director's Cut angedeutet hat. Dennoch besticht er durch seine größe, läßt einen Spüren das da hinter der Fassade einfach das gewisse etwas mehr ist. Der Gänsehautszenen erzeugen kann, allein auch schon durch einen anfangs erst ungewöhnlich wirkenden, aber dennoch sehr tollen Soundtrack geprägt ist. So kann man sich gar nicht an all den Details im Film satt sehen, versinkt immer mehr in diesem trotz all seiner fantasiereichen Ideen auch irgendwie immer real wirkenden Universum, welches wie der Comic selbst mit der Frage spielt, was wäre, wenn es Superhelden eben in unserer realen Welt existieren würden.
Snyder schuf hier einen komplexen, überlangen Film, der aber niemals auch nur im Ansatz so etwas wie Langeweile aufkommen läßt. Wenn man sich wohlgemerkt darauf einläßt, seine Erwartungen in Sachen Action herunterschraubt und auf die Reise durch die düstere Welt der Watchmen geht. Hier haben wir es wohl nach dem auch noch recht aktuellen The Dark Knight mit einer der besten und wichtigsten Comicverfilmungen der letzten Jahren zu tun. Ein düsteres Epos mit edel komponierten Bildern, die dieses Universum in all seiner Düsternis und Faszination erstklassig einfängt, welcher auch durch die Wahl weniger bekannter, aber gut aufspielender Mimen, noch einen Pluspunkt mehr hinzugewinnt. "Who watches the watchmen?" ist ein zentraler Satz, der als Grafitti sowohl in Comic als auch Film auftaucht. Hoffentlich so viele Zuschauer wie möglich. Der Film hat es mehr als verdient. Ein episches Heldengemälde, welches die gegensätzlichen Punkte Action und Tragik im Kontext einer Comicverfilmung brillant einfängt und einen überaus erhabenen und sehr guten Eindruck hinterläßt.