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Dienstag, 10. September 2024

Das erste Omen

Wenn in den Köpfen der Schreiber keine frischen Ideen mehr sind, kehren totgeglaubte Reihen in die Kinos zurück. Mit jener in den Produktionsstudios Hollywoods so beliebten Rolle Rückwärts schaffte es jüngst auch die Saga um den Sohn des Teufels zurück in die Kinos und gibt in Das erste Omen preis, was zeitlich vor Richard Donners Das Omen (hier besprochen) geschehen ist. Die Frage, ob dies unbedingt nötig war, lässt sich eigentlich schnell mit einem klaren Nein beantworten, da Prequels generell oft Spannung vermissen lassen, wenn der Ursprungsfilm bekannt ist. Deswegen ist es kaum verwunderlich, dass die Vorgeschichte des Horrorklassikers, wenn auch nicht ausgeprägt, ebenfalls daran krankt und von Beginn an offensichtlich ist, worauf die Geschichte hinarbeitet. Weitaus positiver fällt dafür der weitgehende Verzicht auf allzu simples diabolisches Tamtam auf und dass die konspirativen Thriller-Elemente von Donners Film aufgegriffen werden. Ihre dunkle Seite, die zwei Gesichter, welche die Kirche besitzt, bietet sich für solch einen Stoff an und so versucht dieser nicht nur, von einer satanistischen Verschwörung innerhalb ihrer Mauern, sondern gleichzeitig noch über dortigen Missbrauch zu erzählen. Warum das Waisenmädchen Carlita, derer sich die frisch in Rom und einem kirchlich betriebenen Waisenhaus angekommene Novizin Margaret annimmt, von den dortigen Ordensschwestern und anderen Mädchen ausgegrenzt und gequält wird, versucht diese herauszufinden. Sie stößt auf eine Mauer des Schweigens und Warnungen, dass mit Carlita etwas nicht stimme. Mysteriöse Ereignisse befeuern die Nonnenanwärtin in ihrer Entscheidung, Nachforschungen anzustellen, mit denen sie auf ein dunkles Geheimnis, von dem sie ein Teil zu sein scheint, stößt.

Das Das erste Omen die Missbrauchsthematik nicht in den Mittelpunkt rückt und erzählerisch den phantastischen Elementen gegenüber dem damit in der Story verankerten reellen Horror den Vorzug gibt, ist eine nachvollziehbare und kluge Entscheidung. Die weibliche Perspektive, welche Regisseurin und Co-Autorin Arkasha Stevenson etabliert, ist gewiss als sehr positiv hervorzuheben. Allerdings entgleitet den Schreibern das Script in der zweiten Hälfte so sehr, dass wegen der dort aufkommenden Ungereimtheiten auch Feingefühl gefehlt hätte. Was angenehm ruhig aufgebaut wurde, gerät derart ins Wanken, weil man sich erzählerisch häufig verbiegen muss, damit man den Anschluss an Das Omen hinbekommt. Man macht Zugeständnisse, lässt die zuvor mit Sorgfalt erschaffene Stimmung schwanken und bietet dann leider, wenn man genau hinschaut, doch nichts Neues im Bezug auf die Geschichte über den personifizierten Antichristen. Es ist nicht unbedingt nur Horror von der Fahnenstange, da man dem Film auf der anderen Seite einen hübschen Vibe schenkt, der auch durch seinen Spielort mitunter an den italienischer Horrorfilme aus den 70ern erinnern lässt. Damit das neu dazugekommene, junge Publikum bei Laune gehalten wird, trägt man nur dermaßen dick auf, dass auch Reminiszenzen bzw. klare Bezüge zum '76-Film nur deswegen existieren, damit es Omen gibt, wenn's eben schon auf der Packung steht. Stevenson besitzt mit ihrer Regie jedoch so viel Verve, das Das erste Omen immer auch das hinbekommt, wofür er letztendlich realisiert wurde. Er unterhält im Ganzen durchaus als Verschwörungs-Horror, dem es hin und wieder an Feinschliff fehlt. 


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Montag, 9. September 2024

Omen IV: Das Erwachen

Als sich 1981 der Sargdeckel für die Das Omen-Reihe schloss, machte es den Eindruck, als sei dies eine dauerhafte Entscheidung gewesen. Nach Übernahme von 20th Century Fox durch den Medienmogul Rupert Murdoch Mitte der 80er, entschloss man, einige populäre Produktionen des Studios für die Fernsehsparte wieder aufleben zu lassen. Dabei fiel die Wahl auch auf die Saga über den Sohn des Antichristen. Das dieser dabei im finalen Konflikt den Kürzeren ziehen musste und zurück in die Hölle geschickt wurde, störte die Verantwortlichen nicht sonderlich. Mit dem Waisenmädchen Delia ersann man einfach eine neue auf Erden wandelnde Leibesfrucht Satans, die vom Anwaltspaar Karen und Gene York adoptiert wird. Wie aus den Vorgängern bekannt, ist das Happy Life der Familie nicht von langer Dauer und wieder ist es ein Elternteil, diesmal Karen, die nach einigen düsteren und tödlichen Episoden im Umfeld der Adoptivtochter misstrauisch wird. Sie engagiert den Privatdetektiv Earl, der die leibliche Mutter der Kleinen ausfindig machen soll. 

Die Regie betraute man dem Schweizer Dominique Othenin-Girard, der durch seine Arbeit an Halloween 5- Die Rache des Michael Myers bereits Erfahrungen mit unnötigen Fortsetzungen hatte, und Jorge Montesi. Das Duo hat dem einfallslosen Script, welches überwiegend die ersten beiden Filme variiert und als einzige Abwechslung ein nun weibliches Teufelskind und Anflüge von Esoterik-Quark bietet, nichts hinzuzufügen. Brav arbeitet man sich augenscheinlich an für das Fernsehen geltende inszenatorischen Vorgaben ab, behält das geringe Budget im Blick und macht aus Omen IV: Das Erwachen einen so biederen Horrorfilm, der selbst zur Entstehungszeit - wenn überhaupt - nur übertrieben konservative Gestalten oder äußerst streng gläubige Christen erschrecken konnte. Am interessantesten ist der Film in den Momenten, wenn Schauspiel-Veteran Michael Lerner als Privatschnüffler Delias Mutter aufspüren soll. Nicht nur, dass deren abstruse Lebensgeschichte einen Hauch von Camp in den Plot bringt. Allein Lerner kann mit seiner Präsenz Mängel in der Regie wie fehlenden Schwung zwar nicht ausmerzen, aber gut genug davon ablenken. Dieser Akt allein kann gegen den restlichen, uninspirierten und spannungsarmen Teil des Films nichts ausrichten. Leider fühlt sich dieser vierte Teil somit wie Leichenfledderei an, um eine - den Erstling ausgenommen - mäßige Filmreihe final in den Orkus zu stoßen und dort verrotten zu lassen.


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Freitag, 6. September 2024

Barbara's Baby - Omen III

Er ist voll evil und trägt kein Horn: es ist der Damien, Nachname Thorn! Wem beim Lesen des einleitenden Satzes dieser Besprechung als erstes das Wort cringe in den Kopf gekommen ist, dem sei gesagt, dass sie ganz bewusst so begonnen wurde. Nicht, das der dritte Teil der Das Omen-Saga ein potenzieller Sieger von Peinlichkeits-Wettbewerben im filmischen Bereich wäre. Man kann dem finalen Konflikt um den Sprössling des Leibhaftigen zweifellos attestieren, dass er solide und routiniert gefilmt ist. Gleichzeitig sind dies Attribute, welche unter Umständen - die in diesem Falle bestehen - ein aber mit sich bringen. In Barbara's Baby ist Damien Thorn zum erwachsenen Mann gereift und an dem Punkt angelangt, den er als Ziel immer vor Augen hatte: an der Spitze des Konzerns Thorn Industries. Von dort aus könnte er eine Schreckensherrschaft einleiten, aber dunkle Wolken ziehen für ihn herauf, als ihm die Wiedergeburt Christi in England vorhergesagt wird. Mit dem US-Präsidenten unter seiner Fuchtel, lässt er sich von diesem zum Botschafter in London machen und versucht mit seinen treu Untergebenen, alle im betreffenden Zeitraum geborenen Kinder ausfindig zu machen und umzubringen. Zeitgleich versucht eine Gruppe von Mönchen Damien unter Zuhilfenahme der Dolche Megiddos zu töten.

Endlich ist der Antichrist voll ausgewachsen, eigenständig, handlungsfähig und mit Sam Neill in seiner ersten größeren Rolle ausgezeichnet besetzt. Die Suche nach Christi Wiedergeburt - auf die der deutsche Titel anspielt - mit dem gleichzeitigen Versuch der Gegenseite, den Sohn des Teufels ein für alle Male zu vernichten, hätte ein epischer Abschluss werden können. Glänzen kann Omen III bedauerlicherweise einzig in den Szenen, in denen Sam Neill seinem Damien eine düstere Aura und Unnahbarkeit schenkt, gehüllt in Überheblichkeit, weil ausgesprochen siegesbewusst. Das wiegt schwer und ist atmosphärisch dicht umgesetzt, allerdings bleiben die Figur wie der Film eindimensional. Beim Antichristen betont man allein das anti, was bedeutet, dass er nur allgegenwärtiger Gegenpol - nun insbesondere zu Christus - ist, aber nicht daran gearbeitet wurde, ihm Komplexität zu schenken. Einfach nur böse bzw. der Böseste von allen ist sein alleiniges Merkmal und im Endeffekt bleibt die Hauptfigur der Reihe immer etwas austauschbar. Wie in den Vorgängern liegt der narrative Fokus auf dem Antagonisten, ohne dass dieser jemals zu sowas wie einem Antihelden wird. Zumal Omen III im Handlungsablauf seinem direkten Vorgänger soweit ähnelt, dass man die dortigen um Damien wissenden und mit ihrem Leben zahlenden mit den Mönchen austauschen kann. Das Abspulen diverser Todesarten hat sich mit dem ersten Sequel soweit etabliert, dass man sich dieser Rezeptur einfach noch einmal bedient. Die Geistlichen verhalten sich dazu noch so dämlich bei den Versuchen, Damien umzubringen, was der Story bei allem phantastischem Grundgerüst einiges an Glaubhaftigkeit raubt und regelrechter Quatsch ist. Die Dramatik, welche der Film für sein Finale aufzubauen versucht, verpufft in großem Stil. Zwar bekommt er anders als Damien - Omen II (hier besprochen) die Kurve und baut keinen erzählerischen Loop auf, doch der anscheinend groß geplante, finale Akt im Kampf gegen Satans Sohnemann bleibt wie der bleibende Gesamteindruck des Films eher lau. Für den seinerzeit als Abschluss der Reihe geplanten Film ist das leider ein Armutszeugnis, auch wenn es weitgehend erträglicher und interessanter als der zweite Teil gestaltet ist.



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Freitag, 9. August 2024

Damien - Omen II

Bereits mit ihrem Titel macht die Fortsetzung von Das Omen (hier besprochen), welche bereits zwei Jahre nach dem Erstling in den Kinos startete, deutlich, dass der Junior-Antichrist Damien mehr im Fokus der Geschichte steht. Dieser ist nun 13 Jahre alt, an der Schwelle zur Pubertät und lebt bei seinem Onkel Richard Thorn, dessen zweiter Frau Ann und Richards aus erster Ehe stammenden Sohn Mark. Letzterer besucht mit Damien die selbe Militärakademie und ist nicht einfach nur sein Cousin, sondern auch gleichzeitig der beste Freund. Omen II folgt im Groben dem gleichen Schema des ersten Teils. Die Welt der Thorns scheint gänzlich unberührt von schlechten oder bösartigen Dingen zu sein, wenn da nicht ein düsteres Mysterium über Damien schweben würde. Es gibt Menschen, die vermuten oder wissen, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt und es sind - wie sollte es anders sein - wieder Günstlinge anwesend, die ihre schützende Hand über ihn halten. Neben einem Angestellten in Richards Firma ist das ein Sergeant an der Militärakademie, der seinen Schüler auf seine Bestimmung vorbereiten möchte. Falls doch mal jemand auf den Trichter kommt, was es mit dem Jungen auf sich haben könnte, sorgen "unglückliche Unfälle" dafür, diese von ihm fernzuhalten. 

Weil diese beim ersten Teil für das Publikum offenbar zu den Highlights zählten, rückt das Sequel diese ebenfalls mehr in den Vordergrund. Einer Fortsetzung gerecht sind diese bigger and badder und dominieren einen großen Teil des Films, dass ein regelrechter Death Loop entsteht. Damien ist durch diabolische Mächte besser abgesichert als staatliche Behörden. Das geringste Anzeichen einer Bedrohung sorgt dafür, dass Figuren auf kreative und manchmal äußerst grausige Weise (Stichwort: Fahrstuhl) aus dem Leben scheiden. Das mag nett anzuschauen sein, über die Zeit ist das sehr repetitiv und redundant, dass der restliche Teil der Geschichte darunter leidet. Wobei diese verglichen mit dem Vorgänger auch leider wenig Variation bietet. Wieder ist es die väterliche Figur, welche nach vorheriger Ignoranz eingestehen muss, dass der (Zieh-)Sohn eine Bedrohung für das nahe Umfeld und sogar die Menschheit darstellt. Omen II leidet unter der Sequel-Krankheit, dass Merkmale des erfolgreichen Vorgängers so ausgeprägt vorhanden sind, dass der gesamte Plot unter dieser Last ächzt und stöhnt. Und wieder behält man die boshafte Konsequenz bei der Gestaltung der Story bei, was löblich, aber eben auch uninspiriert ist. Die Konzentration auf Damien ist einzig dafür da, mehr Schock-Szenen zu generieren; das durchaus interessante Coming of Age und seine Identitätsfindung bleibt nettes, ungenutztes Beiwerk in einem insgesamt sehr mäßigen Sequel, dass zu sehr dem Kassenschlager von 1976 nacheifert.


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Donnerstag, 8. August 2024

Das Omen

Noch ein paar Jahre von der realen Satanic Panic entfernt, erschien 1976 ein Film in den Kinos, der laut der Schrift "Satanism" von Dr. Joseph P. Laycock, Professor an der Texas State University, diese Massenpanik zumindest mit beeinflusst haben könnte. Nach dem mehr subtil arbeitenden Rosemaries Baby und dem schockierend direkten, beinahe vulgären Der Exorzist machte sich Damien, Sohn des Antichristen, in Richard Donners Das Omen auf dem Weg in die Lichtspielhäuser dieser Welt. Allein der im Oscar-prämierten Soundtrack Jerry Goldsmiths hallende apokalyptische Bombast macht zu Beginn unmissverständlich klar, dass die Ankunft des Sprösslings des Leibhaftigen der Anbeginn der letzten Tage der Menschheit zu sein scheint. Dunkle, schwere Bilder verstärken die Stimmung und Wirkung der Geschichte des an einem 6. Juni um 6:00 Uhr zur Welt gekommen Kindes, dass dem Ehepaar Katherine und Robert Thorn von einem italienischen Priester untergejubelt wird, nachdem Katherine eine Totgeburt erlitten hat. Ahnend, wie schwerlich dieser Verlust für seine Frau wäre, lässt sich ihr Botschafter-Gatte auf die anonyme Adoption ein. Fünf Jahre später ist die Familie nach Großbritannien übergesiedelt und lebt bis zur Geburtstagsfeier ihres Sohns freudig vor sich hin. Auf dieser Party nimmt sich jedoch Damiens Kindermädchen vor der versammelten Gästeschar nicht sonderlich unspektakulär das Leben. Das ruft prompt ihre Nachfolgerin, die sinistre Mrs. Baylock, die einen außerordentlich guten Draht zu Damien hat, aus dem Nichts auf den Plan und ist der Beginn für mysteriöse und beunruhigende Ereignisse rund um den kleinen Jungen. 

Im Vergleich mit den beiden anderen genannten, großen Horrorfilmen der 60er und 70er Jahre mit diabolischem Grundthema, geriert sich Das Omen fast schon etwas bieder. Die vom Score famos unterstützte Atmosphäre entsteht zu einem großen Teil durch das Wissen des Publikums, was es mit Damien auf sich hat, während der Plot in langsamen Schritten dieser Auflösung für die Figuren entgegenschreitet. Donner passt seine Regie der klassisch aufgebauten Narration an, bringt die Geschichte ohne größere Hast voran, was die akzentuiert eingesetzten Schockmomente des Films hervorhebt und gewinnen lässt. Diese mittlerweile ikonisch gewordenen Szenen sind technisch perfekt umgesetzt - alleine der Schnitt sei hier hervorzuheben - und bringen, ohne Das Omen nun schlechter zu machen, als er ist, den gesamten Film aus einer erzählerischen Lethargie, die sich in manchen Momenten breit macht. Sie mögen einfach nur ein Zugeständnis an den damaligen Genre-Zeitgeist sein, sind auf der anderen Seite aber teils die Szenen, welche den größten Schrecken bringen. Wahrscheinlich wirkte Das Omen zu seiner Entstehungszeit bereits leicht angestaubt, obwohl man sich deutlich bemüht, die Story weitgehend interessant zu halten. Das klappt leider nur bedingt. Das teuflische Bohei um Damien ist wenig spannend, weil es vorauszuahnen ist und der als Darsteller des antichristlichen Knirps gecastete Harvey Stephens ist zwar eine gute Wahl, nur langt es nicht, den wortkargen Jungen überwiegend vielsagend boshaft in die Kamera blicken zu lassen. Stark ist Das Omen immer dann, wenn die Geschichte einen Schlenker in Richtung konspirativem Thriller macht und das er bis zum wortwörtlich bitteren Ende ohne Zugeständnisse an ein auf Erlösung hoffendes Publikum seine Story durchzieht. Es wäre für die Weltuntergangsstimmung des Films auch nicht förderlich gewesen. Ist es doch auch sie, die den Auftakt der Reihe über den Sohn des Teufels heute noch sehenswert macht.

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Freitag, 26. Juli 2024

The Faculty - Trau keinem Lehrer!

Der Quentin und der Robert. Beide galten zu Anfang ihrer Karrieren als Wunderkinder. Tarantino konnte sich trotz oder wegen seines verschrobenen Film-Nerdism einen Platz in Hollywood sichern, während sein Spezi Rodriguez es etwas schwerer hatte. Potenzial schlummerte sichtbar mannigfach in ihm, doch konnte er dies nie voll abrufen. Woran das liegt, kann man in den von ihm ab den 2000ern inszenierten Filmen gut erkennen. Der Amerikaner mag ein mit Talent gesegneter Theoretiker sein, der über die Zeit seinen Fokus stark auf die technische Seite des Filmens ausrichtete, nur fehlt in der Praxis seinen Werken vor allem das, welches selbst Tarantinos Copy-and-Paste-Mashup-Cinema besitzt: Seele. Technik und Effektkunst erhoben sich zum Leitmotiv von Filmen wie Sin City (hier besprochen), die beeindruckend, aber gleichzeitig auch unterkühlt sind und eine Regie aufzeigt, die weit weg, vom eigenen Werk distanziert, wirkt. The Faculty lässt den Weg, welchen Rodriguez einschlagen sollte, bereits etwas erahnen. Dessen kühle Stimmung passt allerdings treffend zum Plot, der einer Gruppe von Außenseitern folgt, darunter der scheue Casey, welcher an seiner High School eine schreckliche Entdeckung macht. Eine parasitäre, außerirdische Spezies übernimmt nach und nach die Körper von Lehrern wie Schülern, welche sich nach erfolgreicher Übernahme des Körpers - ähnlich wie in Die Dämonischen - seltsam verhalten und seelenlos erscheinen.

Casey und die wenigen Mitschülerinnen und Mitschüler, welche seinen Beobachtungen Glauben schenken, sollen natürlich ebenfalls Wirtskörper für die Aliens werden und so versucht die ungleiche Truppe von Jugendlichen gleichzeitig, diesen nicht zum Opfer zu Fallen und Gegenwehr zu leisten. Bis sie eine Lösung finden, um der extraterrestrischen Bedrohung Herr zu werden, ist es beinahe zu spät. Mit seinem Drehbuch scheint sich Kevin Williamson auf dem Erfolgsrezept des von ihm geschriebenen, zwei Jahre zuvor entstandenen Scream - Schrei!, auszuruhen. Auch The Faculty ist gespickt mit Anspielungen und Referenzen auf Klassiker des Genres - insbesondere dem Paranoia-Film der 50er Jahre - baut aber die Meta-Ebene weniger clever aus. The Faculty ist mehr Hommage, die übertrieben, klischeehaft, campy - und gerade deswegen unterhaltsam - ist. Die von ihm erdachten Figuren und Szenarien sind keine Neuerfindung des Rades, sondern allseits bekannt, aber eine sympathische Zusammensetzung von Versatzstücken. Rodriguez wiederum setzt die von Williamson ersponnenen Ideen mit einer flotten Inszenierung um, welche im Verlauf des Films einen hübschen Rhythmus bekommt. Die Beteiligten vor und hinter der Kamera haben spürbar Freude daran, einmal quer durchs Genre zu pflügen und keine Gefangenen zu machen. Die unterschwellige Gesellschaftskritik mancher Vorbilder aus alten Tagen wird zu Gunsten der jungen Zielgruppe und des Themas gegen ein Plädoyer für Individualismus in Gestalt der High School Misfits eingetauscht. Wobei hier wiederum das, was nach dem Finale geschieht, abstinkt und dieses Plädoyer ad absurdum führt. Das schmälert den Unterhaltungswert des Films kaum und zeigt Rodriguez nochmal mehr an der Basis eines von ihm inszenierten Films, bevor er in kommenden Jahren immer etwas über seinen eigenen Werken stand.

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Montag, 8. Juli 2024

Die Zeit der Wölfe

Er wird geschätzt, verehrt und gefürchtet. Die Darstellung des Wolfes in den unterschiedlichen, existenten Mythologien ist vielschichtig und mehrdeutig. Nicht allein, aber auch durch die Christianisierung etablierte sich im Kopf der Menschen ein negatives Bild des Tieres, welches dort zu einem natürlichen Feind des Hirten (Gott) und seiner Schafe (die Gläubigen) wurde. Jahrzehnte später, in den 80ern, predigte auch Rock'n'Roll-Heiland Lemmy: "The wolf is here, he's at your side / You better fight him, or it's you that's gonna die". Im Grimm'schen Märchen über Rotkäppchen ist er das Sinnbild für den Fremden, von dem man als junges Mädchen besser Abstand und sich in Acht nimmt, bevor man vom rechten Weg abkommt und schlimmsten Falls seine Keuschheit verliert. Auch die feministische Autorin Angela Carter macht uns in Zeit der Wölfe mit Regisseur und Co-Autor Neil Jordan eigentlich unmissverständlich klar, dass man nicht vom Wege abweichen solle, da der Wolf - hier Sinnbild für Vertreter des männlichen Geschlechts - scharfe Zähne hat und man keinem fremden Manne trauen soll. Trotzdem setzt sich die Erwachsenen-Mär um das sich in eine fantastische Welt träumende Mädchen Rosaleen nicht allein auf diese simple Moral fest. Jordan und Carter formen deren Kurzgeschichten "Der Werwolf" und "Die Gesellschaft der Wölfe", auf denen der Film basiert, zu einem vieldeutigen Werk.

Die Pubertät hat längst von Protagonistin Rosaleen und ihrem Körper Besitz ergriffen. In einem unruhigen Fiebertraum erfährt sie als Red Riding Hood in einer mittelalterlichen Fantasiewelt am eigenen Leib die verführerischen Künste eines Wolfes, der nicht im Schafspelz, dafür in der Haut eines adretten wie attraktiven Jägers daherkommt. Die Warnungen ihrer Großmutter, von dieser in Geschichten gepackt, sind in diesem Moment längst in Vergessenheit geraten. Sie erliegt dem Reiz des verschlagenen Wolfes, scheint an ihn verloren, obwohl davor durch die von Angela Lansbury gemimte Oma Rosaleens in aller Deutlichkeit die moralische Keule geschwungen wird. Dabei entfernt sich Die Zeit der Wölfe an diesem Punkt einzig von einer eindeutigen, unmissverständlichen Schwarz-Weiß-Zeichnung und dem belehrenden Charakter der Volksmärchen. Die Widersprüchlichkeiten des Erwachsenwerdens, Rosaleens Coming of Age, verpackt der Film in eine wunderschön düstere Geschichte, die von kleineren Erzählungen aufgebrochen wird, bevor der rote Faden wieder in die Hand genommen wird. Manchmal lässt dies den erzählerischen Fluss brechen; das großartige Production Design lässt locker darüber hinwegsehen und begeistert mit einer wortwörtlich traumhaften Welt, durch die man gerne wandelt und von seiner proppenvollen Symbolik erschlagen lässt.

Die Zeit der Wölfe bezaubert - wieder wortwörtlich - ebenso durch seine progressive, feministische Haltung. Carter und Jordan nutzen die Symbolik des zu Grunde liegenden Märchens, lassen den Wolf zum Sinnbild für den Mann werden, ohne ihn zur Gänze abzulehnen. Mehr nutzt man die Syntax der Erzählungsform, um die vom männlichen Geschlecht ausgehenden Gefahren darzustellen und schildert in der Geschichte von jenem Erwachsen werden seiner Hauptfigur. Sexuelles erwachen und auch die Loslösung von den Eltern, das stehen auf eigenen Füßen; auch wenn dies ein großer Bruch bedeutet indem man dem inneren Tier den Vortritt lässt. Wenn die Wölfe in ihrer ungezügelten Wildheit in den Wald stürmen, darunter auch die verwandelte Rosaleen, dann ist dieses Ende weit weniger negativ, wie eventuell zuerst empfunden. Es ist mehr eine positive Haltung zu dem, was in einem auch in den Jahren des Heranwachsens schlummert und zu dem man stehen sollte. Das macht den Film zu einem wunderbar vielschichtigen Werk, ein folkloristisches Horror-Märchen, beseelt vom Geist des klassischen und Gothic-Horrorfilms, zu dem man immer wieder gerne zurückkehrt, weil er auch so viel bietet, worüber man sinnieren kann. 
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Freitag, 14. Juni 2024

Becky 2 - She's Back

Beckys Wut war zu groß für einen Film. Drei Jahre nach dem Achtungserfolg von Becky (hier besprochen) ist es wieder an der Zeit, dass die sympathische Rotzgöre durch faschistoide Menners-Gruppen pflügt, was zu allerlei rotzendem Gore führt. Der eingeschlagenen Linie des Vorgängers treu bleibend, entlädt ein erneuter Schicksalschlag für die Protagonistin den in ihr verborgenen, mannigfachen Zorn. Dieses Mal darf die Extremistengruppe "Noble Men" diesen spüren, nachdem drei ihrer Mitglieder ihren Unmut gegenüber der mittlerweile in einem Diner arbeitenden und vor allerlei Adoptiveltern geflüchteten Becky zu lautstark äußern müssen. Ein Vorfall auf der Arbeitsstelle des Mädchens bewegt ein Trio der rechtsextremen Gruppierung, ihr zu Hause einen Besuch abzustatten. Dieses haben Becky und ihr Hund Diego bei der allein lebenden Elena gefunden, um die sich die junge Frau kümmert. Dinge eskalieren, Elena wird ermordet, Diego entführt. Es gilt, den geliebten Vierbeiner zu retten. Daryll, Anführer des örtlichen "Noble Men"-Zweigs wird schnell aufgespürt und mit allerlei kreativen wie brutalen Mitteln versucht, den Hund aus den Fängen der Gruppierung, welche einen Anschlag auf eine Gouverneurin plant, zu befreien.

Als Daryll tritt Sean William Scott in Erscheinung, den man wie den im Vorgänger als Gegenspieler präsentierten Kevin James eher aus Komödien kennt. Scott mangelt es leider etwas an Präsenz und Charisma. Auf seine bekannteste Rolle anspielend, muss man ihm leider attestieren, dass seine Darstellung leider etwas stiff ist. Zumal er im Verlauf von Becky 2 als vermeintlicher Gegenspieler Lulu Wilsons abgelöst wird, wenn sich das wahre Mastermind hinter den "Noble Men" zu erkennen gibt. Dieser Moment ist die einzig etwas überraschende Szene in einem aus dem Vollen der Sequel-Regularien schöpfenden Film. Leider setzt man zu sehr auf zwar gefällig und kurzweilig umgesetztes, aber auch altbewährtes, dass glücklicherweise in eine knackig kurz umgesetzte Story gepackt wurde. Der Spuk ist überraschend schnell vorbei und wenn Becky mit Einfallsreichtum dem rechten Pack eins aufs Maul gegeben und über den Jordan geschickt hat, hätte man erwartet, dass da irgendwie noch mehr kommen müsse. Obwohl die Gewalt und manche Teile der Geschichte überzogen comicartig umgesetzt worden sind, fühlt sich das auch gehemmt an. Zurückgenommen, zurückhaltend, womöglich auch, um die angeteaserte und mittlerweile so gut wie bestätigte nächste Fortsetzung vorzubereiten. Dank der Präsenz von Lulu Wilson, um die der Film eindeutig gebaut wurde, ist auch Becky 2 ein in weiten Teilen unterhaltsames Sequel, dem mehr Variation gut gestanden hätte.


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Mittwoch, 12. Juni 2024

Killerspiele

Bei einem im Hochleistungssportler-Milieu spielenden Slasher mit der Redewendung Sport ist Mord um die Ecke zu biegen, dürfte abgedroschener nicht sein. Wobei abgedroschen mit Blick auf Killerspiele ein mehr als passendes Stichwort ist. Objektiv betrachtet dürfte man den Film in irgendwelchen Rankings nirgends auf einem der Medaillenplätze vorfinden. Dafür ist seine Inszenierung in den für diese Spielart des Genres wichtigsten Szenen schlicht und ergreifend äußerst uninspiriert. Ein guter Grund hierfür dürfte der Umstand sein, dass Regisseur Michael Elliot laut Aussagen der Darstellerinnen und Darsteller kein Freund von Horrorfilmen war und manchmal merklich desinteressiert wirkte und seine Abscheu dem gegenüber an den Tag legte. So spult der Film das bekannte Teenie-Programm zwischen zarten Romanzen, Eifersucht, strengen Lehrern und an den Karriereträumen ihrer Sprösslinge zweifelnden Eltern ab und nutzt als Schauplatz eine "Falcon Ahtletic School" genannte Sportakademie. Dort trainieren die jungen Menschen für einen Platz bei den nationalen Meisterschaften, über die man sich wiederum für die olympischen Spiele qualifizieren kann. Ein kleiner Nebenplot erzählt noch einen Schwank über den Mannschaftsarzt, der den Athletinnen und Athleten diverse Mittelchen verabreicht, damit man mit den "hochgespritzten" Ostblock-Sportlern mithalten kann.

Selbstverständlich sind dieser und die anderen im Plot existierenden Themen nur dazu da, um so viel Zeit zu schinden, bis es wieder an der Zeit für eine Tötungsszene ist. Leider ist in diesen der drei Jahre früher entstandene und recht ähnliche Graduation Day etwas abwechslungsreicher. Bei Killerspiele beschränkt sich die Figur des Killers darauf, mit gekonnten Speerwürfen - sogar Unterwasser! - die Traumblase von der Goldmedaille sowie das Leben der Girls und Boys an sich zerplatzen zu lassen. Was das ganze seltsam werden lässt, ist der Umstand, dass die redundanten Rahmenhandlungen und das größtenteils unbemerkte Treiben des Mörders parallel nebeneinander her existieren. Beides greift spät ineinander und bis dahin wundern sich die Figuren zwar über den Verbleib ihrer Sportskameraden, gehen aber sogleich ihrem alltäglichen Athletentrott weiter nach. Eine abstruse Handlungsentscheidung, die zusammen mit den restlichen Banalitäten des Films ein guter Grund dafür sein dürfte, dem Film - wenn überhaupt - eine Mitleids-Medaille in Blech zu verleihen. Nur ist da dieser gewisse Faktor Cheesiness - welche schon mit dem pop-rockigen Titelsong beginnt, der mit jeder Note eine dicke Wolke 80er-Flair ausatmet - welcher dazu führt, dass neben der netten Früh-80er-Atmosphäre die Diskrepanzen von Killerspiele zumindest bei mir für eine gewisse Sympathie gesorgt haben. Man kann ihn mit dem krassen, in die Bundesliga aufgestiegenen Außenseiter vergleichen, der versucht, mit den Großen mitzuhalten, aber direkt wieder in die Zweitklassigkeit zurückgeführt wird. Vielleicht ist es in diesem Fall auch die Drittklassigkeit, aber der Versuch, innerhalb des Genres irgendwas zu reißen, ist ziemlich rührig. Wie heißt es doch - um bei abgedroschenen Sportweisheiten zu bleiben - so schön? Dabei sein ist alles. Dazu behandelt der Film im Plot sachte aufploppende queere Motive für seine Entstehungszeit überraschend wertefrei und klischeebefreit und schielt beim Twist im Finale merklich ins Sleepaway Camp rüber. Abgehärtete Horrorfans und Komplettisten, die Redundanz und Repetition nicht scheuen, können gerne - egal ob mutterseelnallanich oder mit Gleichgesinnten - einen Blick riskieren. Vorzugsweise auf die wie üblich tolle, im November 2023 veröffentlichte Blu-Ray von Vinegar Syndrome. In diesem Sinne: Es lebe der Sport!


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Freitag, 7. Juni 2024

Joy Ride - Spritztour

In einigen Filmen von John Dahl sind die Figuren nicht selten on the run. Irgendwie immer in Bewegung, kaum im Stillstand und öfter auf der Flucht befindlich. Selbst wenn sie wie in Red Rock West in einer Schleife festzustecken und an das im Filmtitel befindliche Kaff gefesselt zu sein scheinen. Meist beiläufig nutzt Dahl für seinen Erzählstil die Straße dafür, wofür sie auch im realen Leben gedacht ist: als Transportmittel, ein Instrument, um Charaktere und Handlung wortwörtlich in Fahrt zu halten. Als Auteur bevölkert er seine Geschichten mit Driftern, welche sich den Asphalt unter ihren Rädern oder Füßen bemächtigen. Sie stehen weiterhin im Vordergrund, während sie Runde um Runde drehen, Kilometer fressen und trotzdem nicht von der Stelle kommen, da Dahl dieses Movement seiner Figuren mit endlos erscheinender Wüsteneinöde wiederum so einschränkt, dass letztendlich eine Konfrontation mit Gegenspielern, dem eigenen Schicksal etc. stattfinden muss. Mit Joy Ride - Spritztour war der Amerikaner on the road again, welcher sichtlich von Spielbergs Made-for-TV-Thriller Duell inspiriert wurde. Hier wird die Straße nun klar in den Mittelpunkt gerückt; ist Schauplatz für eine einfache Geschichte um zwei charakteristisch so unterschiedliche Brüder.

Der Saubermann der beiden, Fuller, ist auf dem Weg zu seiner besten Freundin Venna und muss auf seinem Trip einen Abstecher machen, um den Chaoten, Fuller, nach einer Nacht im Gefängnis abzuholen. Eigenmächtig schließt sich Fuller seinem jüngeren Bruder auf dessen Trip an und ersteht ein CB-Funkgerät, mit dem sie einen Trucker, der sich "rostiger Nagel" nennt, einen bösen Streich spielen. Als Frauen getarnt locken sie ihn mit einer Liebesnacht als Versprechen in ein Motel. Sie ahnen allerdings nicht mit der gewalttätigen Reaktion ihres Opfers, als dieser im direkt neben dem Zimmer der Geschwister gelegenen Raum anstatt einer verführerischen Schönheit einen Kerl vorfindet. Der wütende Lkw-Fahrer dreht noch mehr auf und beginnt, als er die Urheber der unschönen Verarsche ausfindig machen kann, diese kreuz und quer durch die Ödnis zu jagen. In Joy Ride erhebt sich die Straße in der Filmographie des Amerikaners vollends zum Dreh- und Angelpunkt. Dabei stammt das Script nicht mal von ihm selbst. Für dieses zeichnen sich Clay Tarver und J. J. Abrams verantwortlich, welche eine minimalistische, aber ungeheuer ausgeklügelt auf Spannungsmomente abzielende Geschichte verfasst haben. Fast ständig mit dem Fuß auf dem Gas brettert Dahl full throttle durch den Film und beweist sein Gespür für effektiven Thrill. Die beiden Autoren erschufen für ihren Macher auf dem Regiestuhl ein Biotop, in dem sich dieser spürbar wohlfühlt und austoben kann. Bis zu seinem Höhepunkt ist der Film ein mitreißender Road-Thriller, der seine Schwächen - eher stereotyp angelegte Teen-Figuren und die an sich überkonstruierte Handlung - schnell vergessen macht. Beinahe ironisch erscheint es, dass der hier nur auf die Inszenierung konzentrierte Dahl in einem von seinen selbst verfassten Werken gar nicht so weit entfernten Schauplatz-Konstrukt letztendlich selbst aus dem erzählerischen point of no return insofern den Ausbruch schafft und beweist, dass er nicht nur eine gewisse Art von Genre kann.

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Samstag, 25. Mai 2024

Kill Me Again - Töten Sie mich

In John Dahls zweitem Film Red Rock West gibt es eine kleine, vordergründig nichtig erscheinende Szene, in der eine Nebenfigur einen Satz von sich gibt, der hintergründig einiges über die ersten drei Filme des Amerikaners aussagt. Darin lässt Hauptdarsteller Nicolas Cage an einer im weiten Nirgendwo liegenden Tankstelle für die letzten Dollar, die in seiner Brieftasche sind, den Tank seines Autos befüllen. Bezogen auf den sich noch gut in Schuss befindlichen Straßenkreuzer, bemerkt der Tankstellenbesitzer gegenüber Cage "You know, they just don't make them that way anymore!" Betrachtet man Dahls erzählerischen und gestalterischen Ansatz bei seinen ersten drei Filmen, so erscheint uns dieser alte Kerl plötzlich als Sprachrohr des Regisseurs. Leicht wehmütig scheint er damit das zu kommentieren, was er selbst auf die Beine gestellt hat. Völlig darüber bewusst, dass dies einer alten, vergangenen Zeit entstammt und nicht dem cineastischen Zeitgeist entspricht. Bereits mit seinem Debüt Kill Me Again - Töten Sie mich wendet er sich dem Noir-Crime bzw. -Thriller der 40er und 50er Jahre zu und lässt die goldene Zeit gebrochener Helden, zwielichtiger Gestalten und gleichermaßen verführerischer wie gefährlichen Femme Fatales wieder aufleben. Mit dem Plot werden gleich mehrere, gebräuchliche Tropes des Genres vereint.

Der abgebrannte, verschuldete Privatdetektiv Jack Andrews steht mit dem Rücken zur Wand. Seine zwielichtigen Gläubiger möchten endlich ihre Kohle wiedersehen und setzen ihm ein Ultimatum. Glücklicherweise taucht kurz darauf Fay Forrester in seinem Büro auf und bietet ihm eine hohe Summe, wenn er ihr dabei hilft, sie vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann Vince zu beschützen. Dabei soll Jack ihren Tod vortäuschen und ihr eine neue Identität verschaffen. Ungläubig und misstrauisch geht er mit Blick auf die stattliche Entlohnung, die ihm winkt, auf den Job ein. Als dieser vermeintlich erfolgreich ausgeführt wurde, muss der Schnüffler feststellen, dass sein Misstrauen gegenüber der attraktiven Fay nicht unbegründet war und muss sich zudem vor gegen seine ungeduldigen Gläubigern, Vince und der Mafia höchstpersönlich behaupten. Eine Classic-Noir-Story, sich zweifellos in der Zeit der ausgehenden 80er abspielend, in der kleine Details mit dieser Epoche bricht. Dahls Cineastik lässt die Zeit aufweichen. Fahrzeuge, diverse Szenenbilder, Kleidungsstil einzelner Figuren und nicht zuletzt Zitate filmischer Vorbilder: gleichermaßen Verweise auf die Epoche und Hochzeit des Genres, welche so stimmig platziert werden, dass das Konstrukt des Films zeitlos erscheint. Die Konzentration auf solcherlei Kleinigkeiten, scheinen den Regisseur so abzulenken, dass es selten gelingt, mit Verve und spannungsreich zu inszenieren. Die Reproduktion von Genre-Merkmalen funktioniert, komplett verinnerlicht hat Dahl dieses hier noch nicht. Dies sollte erst in seinen anderen Neo Noirs folgen. Gleichzeitig krankt Kill Me Again an seinem blassen Hauptdarstellern Val Kilmer und dessen damaliger Frau Joanne Whalley-Kilmer. So sollte man seinen Erstling eher als interessante, aber an sich ausbaufähige Fingerübung verstehen.


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Mittwoch, 22. Mai 2024

Don't Scream... Die - Spur in den Tod

Einige Filme können einem ob ihres Schicksals im deutschen Heimkino-Bereich einfach leid tun. In die Fänge eines Grabbeltisch-Verleihers geraten, erhielt Rolfe Kanefskys There's Nothing Out There vermutlich mittels Baukasten den nichtssagenden Titel Don't Scream... Die - Spur in den Tod verpasst und durfte, angeboten für wenige Euro, über Jahre in den Wühltischen der Elektrofachmärke verschimmeln. Schaut man in sein Entstehungsland, so wurde das sich zu Zeiten der DVD im Vertrieb von Troma befindliche Werk vor wenigen Jahren sogar in 2K abgetastet und von Vinegar Syndrome auf einer üppig ausgestatteten Blu Ray veröffentlicht. Über die Jahre konnte er sich eine kleine Fanbasis aufbauen und nicht selten wird er von seinen Anhängern als Blaupause für die Meta-Spielereien in Wes Cravens Scream - Schrei! gefeiert, was zunächst faktisch nicht komplett abzustreiten ist. Der 1991 vom zu dieser Zeit gerade einmal 19-jährigen Regisseur und Autoren Rolfe Kanefsky umgesetzte Streifen versucht gleichzeitig Persiflage und Meta-Trash-Movie zu sein. Denkbar simpel und bekannt ist dabei das Grundgerüst der Story. Ein Gruppe junger Leute fährt während der Ferienzeit in das einsam gelegene Ferienhaus eines Onkels und achtet, von der Feierlaune vernebelt, nicht auf die Anzeichen der drohenden Gefahr in Gestalt eines froschähnlichen Monsters. 

Wäre da nicht Mike, seines Zeichens eingefleischter Horror-Connoisseur, der Aufgrund seiner Genre-Kenntnis hinter jeder Kleinigkeit eine Gefahr lauern sieht und seinen Freunden damit auf die Nerven geht. Gebetsmühlenartig versucht der arme Tropf dies der Truppe mittels der eisernen Horror-Gesetze zu verdeutlichen. Ernst nimmt ihn niemand und so müssen die meisten der Figuren auf die harte Tour lernen, dass der Filmfan recht behalten soll. Glücklicherweise erzählt uns Kanefsky seine Geschichte dabei weit weniger anstrengend, wie er seinen Helden zeichnet. Da dessen Darsteller sein Spiel eine Spur zu hysterisch und übertrieben anlegt, fällt es oft schwer, diesen als Hauptfigur zu akzeptieren. Das Spiel mit der Meta-Ebene entschädigt, kommt aber weitaus spät zu tragen und liefert einige gelungene Gags. Kenntnisreich führt der Regisseur uns vor Augen, dass er sich - wie Mike - ebenfalls mit den Genre-Konventionen auskennt, ruht sich aber gerade zu Beginn stark auf dem mit Klischees angereicherten Aufbau aus. Da kippt Don't Scream... Die mehr in die Richtung der puren Persiflage und entlarvt, dass das Spiel mit der Meta-Ebene weniger clever ist, wie man Glauben machen möchte. Da hat es der weitaus erfahrenere Craven mit seiner Einleitung der Slasher-Renaissance besser verstanden, mit den Regeln des Horrorfilms zu spielen und diese gekonnt zu überspitzen. Seinen Charme und Sympathien bezieht Don't Scream... Die mehr aus seinem merklich intendierten Trash-Ansatz und das man sich nicht allzu ernst nimmt; gerade mit Blick auf die Einbeziehung der Meta-Ebene, bei dem man gewahr wird, dass ein Genre-Fan am Werk war, welches aber durchaus Potenzial mit sich bringt. Mit seinem Debüt feiert Kanefsky eine launige Horrorparty und merzt die Schwächen seines Films vor allem damit aus, dass er ebenso spürbar eine mehr als gute Zeit beim Dreh hatte. 
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Freitag, 17. Mai 2024

Thanksgiving

Seine merkliche Liebe zum Genrefilm und die glühende Leidenschaft dafür möchte man Eli Roth nicht absprechen. Für seine Berufung als Filmschaffender ist das idealer Antrieb und Inspiration. Nur ist die beim Amerikaner ebenso spürbar nie vollständig vollzogene Separierung aus Fan sein und professionellem Filmemacher dessen große Schwäche. Häufig fühlen sich seine Werke wie großzügig budgetierte Fanfilme an, die von jemandem mit großen theoretischen Wissen gedreht werden, dem es im praktischen Bereich deutlich an Feinschliff fehlt. Roths Kino der Zitate zeugt meist mehr von seinem Wissen über die Genres, weniger von seinem Können als Regisseur. Auch sein aktueller Holiday-Slasher Thanksgiving steht in dieser Tradition. Der nach Machete und Hobo With A Shotgun dritte Film, der es aus dem Faketrailer-Zwischenspiel des Grindhouse-Double Features von Tarantinos Death Proof und Rodriguez Planet Terror heraus zum Langfilm geschafft hat, ist mit Anspielungen gespickt, die von recht profanen Versatzstücken des Subgenres zusammengehalten werden. Allein der Beginn, der die sich während der Öffnung eines Kaufhauses in der Kleinstadt Plymouth, Massachusetts am Black Friday ereignende Tragödie, welche gleichzeitig Aufhänger für den später durch den Film wütenden Killer ist, erinnert frappant an die Einstiegssequenz des Weihnachtshorrorfilms Krampus.

Ein Jahr nach der Katastrophe sind die Opfer nicht vergessen, dennoch heißt es für Ladenbesitzer Thomas Wright business as usual. Proteste, die dafür skandieren, dass sein Laden über die Zeit der Feiertage geschlossen bleiben soll, bleiben ungehört. Daraufhin beginnt ein als Pilgervater John Carver maskierter Mörder, die am Unglück Schuldigen - darunter rücksichtslose Sparwütige, Verkaufspersonal und die Clique von Wrights Tochter - mit allerlei Mordwerkzeug nachzustellen und umzubringen. In jenen Momenten, in denen Roth eine ungezügelte Blutrünstigkeit zur Schau tragen darf, funktioniert Thanksgiving am Besten. Fernab von diesen scheint Roth in ein Korsett gezwungen zu sein, welches verlangt, dass eben irgendeine Story erzählt werden muss, bevor man zur wahren Daseinsberechtigung des Films gelangt. Auch dieser Streifen wirkt größtenteils, als würde uns Roth viel lieber die ganze Zeit zeigen wollen, was er alles kennt und schätzt, um es dann in sein "eigenes" Werk zu packen. Durch die vielen Anspielungen und Referenzen, bei denen Roth auch Vertreter des Subgenres aus der letzten Reihe, wie beispielsweise Todesparty II, mit einbezieht, fehlt es wie vielen Filmen von Roth auch Thanksgiving an einer persönlichen Note. Es reicht eben nicht, nur die anderen Nerds zum Applaudieren zu bringen, weil diese fast alles, worauf man referenziert, erkennen. Roth fehlt es leider weiter an Gespür für Spannung und erzählerischem Können zwischen den gorigen Moneyshots. Weiter trübt der hässliche digitale Look des Films den Gesamteindruck, welcher leider nie groß Atmosphäre aufkommen lässt. Routiniert, aber weit weg von Raffinesse, gewinnt abermals der Fanboy in Roth und bettet die wenigen, guten Momente in einen Reich an Zitaten und mit diesen überbevölkerten Durchschnitts-Slasher. Mit etwas mehr eigenen Ideen könnte Roth vielleicht doch mal - irgendwann - einen komplett brauchbaren Film schaffen.
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Dienstag, 7. Mai 2024

Castle Freak

Gordon. Crampton. Combs. Namen, welche in dieser Kombination den Horror-Buffs häufig ein mehr als wohlwollendes Lächeln oder Kopfnicken entlocken. Mit den sehr freien Lovecraft-Adaptionen Re-Animator und From Beyond splatterte sich das Trio in den 80ern in viele Fan-Herzen. Mitte der 90er erinnerte sich Charles Band, der damals mit seinem Studio Empire den Vertrieb beider Filme übernahm, wieder an diese Kombination, heuerte alle für sein neuestes Projekt an und schickte sie getreu dem Motto "Aller guten Dinge sind drei" in sein in Umbrien gelegenes Schloss um dort die Magie noch einmal aufleben zu lassen. Für Castle Freak bediente man sich ebenfalls wieder am Œuvre von Lovecraft und bearbeitete dessen Kurzgeschichte "Der Außenseiter" noch freier, als es bei den beiden Funsplatter-Hits geschah. Der im Text namenlose Protagonist hört im fertigen Film auf den Namen Giorgio, welcher über Jahrzehnte von seiner Mutter im Keller eines italienischen Schlosses gefangen gehalten wurde. Als der Amerikaner John Reilly mit seiner Frau Susan und der blinden Tochter Rebecca auftaucht, um sich den frisch von einer bis dato unbekannten Tante geerbten Besitz anzuschauen, kann sich Giorgio aus seiner Gefangenschaft befreien. Fortan wandelt und lauert dieser in den dunklen Plätzen des alten Gemäuers. Zunächst nimmt nur Rebecca Notiz davon, dass noch jemand außer ihrer durch einen Schicksalsschlag zerrütteten Familie anwesend sein muss. Glauben schenkt man ihr zunächst nicht, bis sich die seltsamen Ereignisse häufen und die angespannte Stimmung zwischen John und Susan eskaliert.

Warum Castle Freak im Vergleich zu den beiden anderen Lovecraft-Vehikeln von Gordon nie die große Liebe vom Fandom erhielt, springt einem sofort ins Auge. Im Gegensatz zu diesen ist er keine zügellose, bunte, mit makabren Scherzen durchzogene Gore-Achterbahnfahrt sondern das komplette Gegenteil. Düster, stockernst und manches Mal leider auch stocksteif, nimmt man den Film als fast schon biedere Angelegenheit wahr. Dabei gestaltet Gordon wie auch Drehbuchautor Dennis Paoli die Geschichte mehr als gotisches Schauerstück, dass sich gleichermaßen dem DTV-Horror-Zeitgeist der 90er verschreibt und das für den amerikanischen Horrorfilm beliebte Motiv der dysfunktionalen Familie, die zusätzlich mit einer Bedrohung von Außen kämpfen muss, nutzt. Bevor diese in Form des titelgebenden Monstrums über den Reillys hereinbricht, nimmt sich die Geschichte viel Zeit für die innerfamiliäre Tragödie. Das in dieser wohnende Ungeheuer - namentlich Verlust genannt - kann man gleichzeitig als zentrales Thema des Films ausmachen. Jeder hat für sich etwas teures verloren. Die Reillys bei einem von John verursachten Unfall,  bei dem Rebecca ihr Augenlicht verlor, den Sohn, Giorgios Mutter den sie betrügenden Mann und Giorgio wurde deswegen wiederum um ein normales Leben gebracht. Der vom Theater stammende Gordon geht die Gestaltung der aus bekannten Motiven konstruierte Geschichte ernsthaft an, kann darin vorkommende Längen durch den langsamen, bedachten und teils theatralischen Aufbau schlecht kaschieren. Auf der anderen Seite kann Castle Freak durch eine für Full Moon-Verhältnisse sehr schwermütige Stimmung und der famosen Maske und Darstellung Giorgios gefallen. So monströs bösartig, wie uns die Vermarktung des Films glauben lassen möchte, ist dieser nicht. Auch er ist tragisches Opfer, unbeholfen, welches in der für ihn unbekannten Welt ein Außenseiter ist, sich darin schwerlich zurecht findet und an der Gewalt, welche man ihm über Jahrzehnte angetan hat, in der Interaktion mit den nun im Schloss befindlichen Menschen, orientiert. Die Tragik seiner Geschichte erinnert entfernt an das Monster in Mary Shelleys "Frankenstein". Letztendlich stellt der Film, wenn auch wenig feinfühlig, fest, dass jener Verlust und daraus resultierendes Schicksal das eigentliche Monster ist. Um dem Publikum einige Schauwerte zu bieten, dürfen Sex und einige blutige Momente nicht fehlen, die Castle Freak einen kruden, aber nicht unbedingt üblen Gesamteindruck schenken. Um als um Ernsthaftigkeit bemühter, erwachsener Horrorfilm zu punkten, ist er leider doch eine Spur zu seicht, bietet allerdings eine durchaus ansprechende Präsentation und zudem ein so nicht zu erwartendes Ende. 


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Donnerstag, 2. Mai 2024

Schön bis in den Tod

Die Oberfläche von Schön bis in den Tod ist so glatt, so konturlos, dass jeder im Film aus den Körpern der Darstellerinnen und Darsteller hervorquellende Tropfen Blut an ihr geschwind herabgleitet. Die Schönheit der Jugend strahlt im Hochglanz und will sein Publikum anscheinend deswegen damit blenden, um dieses vom hohlen und flachen Plot des Films abzulenken. Der Vorspann erzählt uns, dass er auf dem Originalskript von Mark Rosmans The House on Sorority Row (hier besprochen) bzw. Seven Sisters, so der in den Credits genannte Alternativtitel des 1983 entstandenen Vorbilds, basiert. Gemeinsamkeiten sind tatsächlich wenig auszumachen. Die Schwesternschaft einer Stundenverbindung findet sich ebenso wieder wie deren Versuch, die aus einem schief gegangenen, makabren Streich resultierende Leiche - diesmal von einer Kommilitonin - zu beseitigen. Um ihre Zukunft nicht mit sowas unschönem wie einem unglücklichen Unfall zu verbauen, beschließt man, die Tote im Brunnen einer verlassenen Mine zu entsorgen und das gemeinsame Geheimnis zu bewahren. Wohlgemerkt unter dem Protest der Vernünftigsten des Freundeskreis. Acht Monate später, nach überstandenem Abschluss, werden die jungen Frauen von der mörderischen Vergangenheit eingeholt. Sie erhalten allesamt eine MMS mit dem Bild der Mordwaffe aus jener Tatnacht und werden fortan von einer vermummten Gestalt gejagt und äußerst brutal aus dem Leben gerissen.

Während das Original wie die Inspiration für Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast wirkt, so ist das Remake mehr ein mäßiger Abklatsch von diesem, der seinen Ursprungsfilm aus den frühen 80ern lediglich dazu benutzt, sein Abkupfern beim 1997 entstandenen Kinohit zu rechtfertigen. Schlecht sieht das ganze nicht aus, nur Eigenständigkeit wird vollends vermisst. Die junge Zielgruppe und Horrorfans werden mit - dem Subgenre gerecht - nackter Haut und Gore bei Stange gehalten, während eindimensionale Figuren in einem auch sonst nach Genrekonventionen funktionierenden Plot über bestehende Logiklöcher stolpern. Der Film orientiert sich deutlich an dem, was nach dem Erfolg von Wes Cravens Meta-Schlitzer Scream - Schrei! in die Kinos gespült worden ist. Handwerklich routiniert, aber so aalglatt und auf dem Reißbrett für die Masse konzipiert, dass Schön bis in den Tod zu einem schnell verblassenden Abziehbild seiner Vorbilder wird. Zwar bietet der Slasher im Gesamten leidlich unterhaltsamen Mainstream-Horror, aber ist auch so schnell vergessen und vergänglich wie die Schönheit, die zumindest dem deutschen Titel des Films nach bis über die Vergänglichkeit hinaus andauert. 

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Mittwoch, 1. Mai 2024

The House on Sorority Row

Wer in einem über die Jahre rapide einfältig und stumpf gewordenen Subgenre wie dem Slasher originelle Stoffe sucht, dürfte diese aufgrund von Ermüdungserscheinungen schnell einstellen. Auch The House on Sorority Row ist nicht der höchstoriginellste Film, aber kommt im Vergleich zu anderen Genre-Beiträgen mit genügend Eigenständigkeit daher, um sein Publikum bei der Stange zu halten. Der 1983 entstandene und bis dato nie im deutschsprachigen Raum veröffentlichte Schlitzerstreifen bietet dabei alles, was sich in den frühen 80er Jahren im Genre bereits etabliert hatte. Nach seiner in der Vergangenheit spielenden Exposition, welche - selbstredend - den späteren Twist des Films vorbereitet, schwenkt er in das Wohnheim einer weiblichen Studentenverbindung. Es ist Semesterende, alle bereiten die Abfahrt nach Hause vor und nur eine kleine Gruppe Studentinnen möchte, wenn alle inklusive der restriktiven Hausmutter Mrs. Slater das Heim verlassen haben, eine große Sause steigen lassen. Von der bekommt Mrs. Slater Wind, verweigert den jungen Frauen quasi die Feier im Wohnheim und lässt die dadurch entstehenden Streitigkeiten eskalieren, als sie eine der Organisatorinnen bei einem Schäferstündchen erwischt und ihr mit ihrem Gehstock kurzerhand das neue Wasserbett zerstört. Der daraufhin geplante Old-School-Prank um die Slater gehörig zu erschrecken, geht schrecklich schief und schickt die Hausmutter in die ewigen Jagdgründe. Neben der Feier haben die Studentinnen nun nicht nur das Problem, die Leiche der alten Dame unbemerkt zu entsorgen. Irgendjemand scheint von dem Mord erfahren zu haben und beseitigt während der Party die am Streich beteiligten Damen.

Regisseur und Autor Mark Rosman, ein Protegé Brian De Palmas, wagt bei seinem Horrorfilm den Versuch, Elemente der Thriller seines Lehrmeisters mit den üblichen Formeln des Slashers zu verbinden. Nur lässt er den Spannungsbogen zu Beginn arg schlingern und räumt der Einführung seiner Figuren großen Raum ein. Das hat weniger etwas mit Zeit schinden zu tun, sondern ist mehr der merklichen Absicht geschuldet, dass das Publikum eine Verbindung mit den Schwestern der Verbindung aufbauen soll, um deren Aversion gegen die Figur der Mrs. Slater auf die Zusehenden zu übertragen und final den ersten Climax des Plots - den eskalierenden Streich - zu verstärken. Die Spannungsmomente werden sowohl zu diesem wie im späteren Zeitpunkt recht herkömmlich herbeigeführt und auch wenn Rosman bemüht zu sein scheint, sich nicht stark an gängigen Mustern des Genres zu orientieren: frei hiervon oder von Klischees ist auch The House on Sorority row nicht und auch der All-Girl-Cast des Films, an sich eine angenehme Abwechslung zu den das Genre beherrschenden, tumben Kerls, scheint mehr an hemmungslosem Alkoholkonsum und promiskem Sex als allem anderen interessiert zu sein. Was den Film vom Gros anderer Werke leicht abhebt, ist die Tatsache, dass Rosman seinen Killer nicht zum verlängerten Arm von republikanischen Konservatismus macht. Rache ist Blutwurst und seine Motivation, den Odem der jungen Frauen auszuhauchen. Ist die Geschichte einmal in Gang gekommen, bietet The House on Sorority Row mit den für seine Protagonistinnen chaotischen Verhältnissen und daraus resultierenden Situationen keine aus dem Stuhl fegende, aber atmosphärisch hübsche und durchaus unterhaltsame Genre-Kost, welche wie eine Mischung aus Thrillern der 70er und Früh-80er-Slashern wirkt, die zudem überraschend harsche Effektszenen bereit hält. Wer sich beim Plot an Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast erinnert fühlt, darf sich auf die Schulter klopfen und auch dessen Autor Kevin Williamson dürfte sich hier etwas Inspiration abgeholt haben. Ironischerweise wirkt das Remake von The House on Sorority Row - dazu an anderer Stelle demnächst mehr - wie ein stark auf diesen schielenden, aber mäßiger Aufguss des Kinokassenhits. 
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Dienstag, 30. April 2024

Rexosaurus

Ist Charles Band unter all' den B-Film-Produzenten-Veteranen nicht nur das Stehaufmännchen sondern womöglich noch ein Visionär? Zumindest hätte es unter dem Banner seines Produktionsstudios Full Moon beinahe den Vorläufer zu den heute zumindest auf Produzentenseite recht beliebten Cinematic Universes gegeben. Selbst riesiger Comic-Fan, wurde Band von den im Medium nicht unüblichen Crossovers inspiriert und plante bereits seit Empire-Tagen ein Franchise, in dem die von ihm und Marvel-Legende Jack Kirby für dieses erdachten Figuren in gemeinsamen Filmen auftreten sollten. Bevor es losgehen konnte, ging Empire das Geld und die Puste aus. Bei Full Moon fehlte ihm leider ebenfalls das nötige Kleingeld, um alle Ideen so umzusetzen, wie er es geplant hatte. An Crossovers gab es es nur wenige wie beispielsweise Tod im Spielzeugland (aka Dollman vs. Demonic Toys). Zum geplanten Team-Up-Film Legion of Doom, in dem u. a. aus Einzelfilmen bekannte Charaktere wie dem Mandroid oder Dr. Mordrid aus Rexosaurus auftreten und zusammenarbeiten sollten, kam es nie. Zumindest konnte der von Jeffrey Combs dargestellte Doktor in einem recht drolligen Einzelfilm unterhalten.

Als Wissenschaftler Dr. Anton Mordrid getarnt, wacht der aus einer anderen Dimension stammende Magier über das Wohlergehen unseres Erdenrunds. Als sich sein ebenfalls mit magischen Kräften ausgestattete Erzfeind Kabal aus seinem Gefängnis befreien kann, versucht Mordrid gegen dessen Plan, die Bewohner der Erde zu versklaven, anzukämpfen. Unterstützt von seiner neugierigen Nachbarin Samantha nimmt er den erneuten Kampf von Gut gegen Böse auf. Das aus dem im deutschen Raum leicht unpassend Rexosaurus betitelte Werk eigentlich eine Verfilmung von Marvels Doctor Strange hätte werden sollen, merkt man deutlich. Die bereits während der Empire-Zeit gekaufte Lizenz lief schlichtweg aus und so wurden einige Anpassungen vorgenommen, um dem interessierten Publikum einen halbwegs eigenständigen Charakter zu präsentieren. Diese Präsentation geht, nicht unüblich für Titel aus der Band'schen Filmschmiede, trotz einer Laufzeit unter achtzig Minuten in behäbigem Tempo von statten. Womit sich andere Full-Moon-Werke so selbst im Wege stehen, macht hier - sofern man über die Hintergründe der Produktion Bescheid weiß - halbwegs Sinn. Man fühlt Rexosaurus an, dass da noch mehr kommen sollte und dies nicht das Ende der Fahnenstange gewesen wäre. Er ist eine im Sand verlaufende Origin Story, der mit seiner comichaften Darstellung und seinem Augenmerk auf den Fantasy-Aspekt häufig harmloses, aber selbst heute noch charmantes Film-Fastfood auffährt. Eben das auch in meinen Besprechungen zur Puppetmaster-Reihe öfter erwähnte, eindimensionale Full-Moon-Family-Package. Gerettet wird dieses Einerlei mit seinem schleppend voranschreitenden Plot von gut aufgelegten Darstellern und heute rustikal erscheinenden, aber immer noch ganz hübschen Effekten. Diesbezüglich stellt der im Finale stattfindende Kampf zweier zum Leben erweckten Skelette eines Dinosauriers und eines Mammuts den absoluten Höhepunkt des Films dar. Die Diskrepanz zwischen kindlichem Fantasy-Stoff und Elementen, die eher auf ein erwachseneres Publikum abzielen, verleihen Rexosaurus noch mehr diese Aura der Eigentümlichkeit, auf die sich der Film zwar nicht ausruhen, aber überdurchschnittlich gut unterhalten kann. 

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Mittwoch, 24. April 2024

Ghost Town

Die Kombination der Genres Horror und Western birgt einiges an Potenzial. Bedauerlich, dass es tatsächlich wenige Werke gibt, welche amtlichen Grusel mit dem amerikanischsten aller Filmgenres kombiniert. Ende der 80er rotzte Charles Band mit seinem Indie-Studio Empire den Film Ghost Town in die Videotheken (und in seinem Entstehungsland sehr limitiert auch in die Kinos) und versuchte sich zumindest daran, dem Publikum einen Grusel-Western zu präsentieren. Ausgangspunkt ist die Suche von Deputy Langley nach der jungen Blondine Kate, die man zu Beginn des Films mit ihrem roten Cabrio über eine einsame Landstraße brausen sieht. Just von der eigenen Hochzeit geflüchtet, landet sie im wortwörtlichen Geisterstädtchen Cruz Del Diablo, in dem der untote Desperado Devlin wütet und die längst verstorbenen Bewohner der kleinen Ortschaft davon abhält, in Frieden ins Jenseits überzutreten. Wenig überraschend verschlägt es auch Langley in die Stadt, frisch vom einst von Devlin niedergemähten Sheriff Harper mit der Aufgabe vertraut, den diabolischen Outlaw in seine Schranken zu verweisen.

Die Tour de Force des unfreiwillig zum Sheriff beförderten Langley in den Weird West fällt bei allen netten Ideen, die der Film bietet, überwiegend narrativ angestrengt aus. Während die sichtlich, dem ebenfalls schmalen Budget geschuldeten, kargen Kulissen dank einer hübschen wie effektiven Fotografie zur Thematik des Films passend erscheinen mögen, nagt der Wurm des Zerfalls im Plot. Einzelne, gelungene Szenen können gegen die restliche, im Leerlauf vor sich hin tuckernde Handlung nicht ankämpfen. Das Mysterium um Cruz Del Diablo, dessen Bewohner und Tyrann Devlin und seiner Bande könnte seichte, aber durchaus ansprechende Unterhaltung bieten. Richtig warm wird man selten mit dem Film, da die darin befindlichen, einzelnen Ideen wenig trefflich zu einem funktionierenden Gesamtwerk zusammengefügt wurden. Die Crux ist, dass das insgesamt betrachtet höchst bedauerlich ist. Ghost Town ist ein einziges hätte, wäre, könnte; was nützt beispielsweise anschauliche Maskenarbeit, wenn der Antagonist ein Abziehbild diverser Schreckensfiguren des B-Horrors und von Western-Mieslingen ist? So planlos wie anfänglich der Protagonist gebiert sich der komplette Film, dem sein Setting sichtlich ein Stück weit egal ist. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet das Land des Westerns diesen nicht adäquat mit Horror-Elementen ausstaffieren kann. Gänzlich gruselbefreit ist der gebotene Schrecken entweder mit Gleichgültigkeit oder bedauernswerter Langeweile gesegnet. Wenn es doch mal funktioniert, bietet Ghost Town leider nicht mehr als Durchschnitt.

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Samstag, 20. April 2024

Tourist Trap

Egal ob groß oder klein: Puppen tauchen über die Jahrzehnte immer wieder im filmischen Vermächtnis von Charles Band auf. Als an seine späteren Studios Empire Entertainment und Full Moon noch nicht zu denken war, kreuzten sich bereits die Wege des umtriebigen Produzenten und seines späteren Puppetmaster-Regisseurs David Schmoeller. In dessen Debütfilm Tourist Trap, bei dem Band der ausführende Produzent war, lehren Schaufensterpuppen dem Publikum und einer Gruppe von Ausflüglern - drei attraktive Frauen und ein Kerl - das Fürchten. Diese treffen nach einer Reifenpanne auf den gutmütigen, aber sich auch etwas seltsam benehmenden Slauson, der an einer ausgestorbenen Landstraße ein kleines Museum betreibt. Darin werden mit den angesprochenen Schaufensterpuppen und ein paar wenigen Wachsfiguren Szenen aus der amerikanischen Geschichte nachgestellt. Nach nicht allzu langer Zeit müssen die bei Slauson gestrandeten Freunde feststellen, dass es in dessen Touristenfalle nicht mit rechten Dingen zugeht. Sein in einem nahegelegenen Haus lebender Bruder Eric scheint den Leuten nachzustellen und auch die Puppen besitzen ein merkwürdiges Eigenleben.

Tourist Trap ist wahrlich ein kauziger, kleiner Horrorfilm, der weit entfernt von Stuart Gordons fantasiereichem Dolls, den Band mit Empire produzierte, oder späteren, diversen Full Moon-Produktionen mit wuselndem Mörder-Spielzeug ist. Assoziationen mit Tobe Hoopers The Texas Chainsaw Massacre kommen nicht von ungefähr. Dessen Art Director Robert Burns war auch für den Look von David Schmoellers ersten Langfilm verantwortlich und verwandelte Slausons Ausstellungsraum und die anliegenden Behausungen in Kabinette des Unbehagens. Der Film gefällt von Beginn an durch seine abgerockten Kulissen, über denen eine düstere Schönheit des Verfalls liegt und besticht mit einem heute noch ungewöhnlichen Genre-Mix aus frühem Slasher, leichten Anflügen von Backwood-Hillbilly- und übernatürlichem Horror. Hin und wieder wirkt das, als wäre der von Chuck Connors gemimte Slauson ein unheilvoller Verwandter von Vincent Price in Das Kabinett des Professor Bondi, welcher im einsamen amerikanischen Hinterland gegen das Vergessen wirkt. Nur die in dieser American-Backwood-Gothic-Tale vorkommenden übernatürlichen Elemente ecken mit dem restlichen Plotverlauf an und können sich leider nie komplett in diesen Fügen. Jene Ecken und Kanten sind gleichermaßen ein dickes Plus auf dem Konto des Films, welches die Schwächen des Scripts im weiteren Verlauf ausbügeln können. Dieses löst das ohnehin offensichtliche Geheimnis um Slausons Bruder recht früh auf und beschränkt sich ab dort auf formelle Genre-Kost. Dank Schmoellers launiger Regie, einem tollen Score aus der Feder von Pino Donaggio und der Kameraarbeit von Josef von Sternbergs Sohn Nicholas (um das Namedropping abzurunden, sei noch erwähnt, dass William Wylers Sohn David Regisseur der Second Unit war und Cutter Ted Nicolaou einige Jahre später für Charles Band u. a. Subspecies inszenieren sollte) überwiegt ein positiver Eindruck, da Tourist Trap zwar zwischen den (Genre-)Stühlen sitzt, sich dort aber merklich schnell eine bequeme Position verschafft, von der aus er auch heute noch wirksame, unheimliche Szenen kredenzt und mit seiner ganz eigenen Stimmung überzeugen kann. 

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Freitag, 19. April 2024

Dream Scenario

Wer, angestachelt durch die Werke, in denen Nicolas Cage in den letzten Jahren auftauchte, eine weitere ungezügelte Höchstleistung Nouveau Shamanic erwartet, wird von Dream Scenario enttäuscht. Sein an einer Universität lehrender Evolutionsbiologe Paul Matthews ist ein unauffälliger Mann, ein Average Type durch und durch. Zurückhaltend, immer etwas aus der Gegenwart gefallen wirkend, aber nach Aufmerksamkeit und Anerkennung - zumindest für seine Arbeit - suchend. Wie zuletzt in Pig spielt Cage sehr zurückhaltend, ist wie Paul ein Mensch voll leiser Töne, der dem lauten Alltags-Shizzle nicht gewachsen scheint. Oder einfach unbeachtet in diesem untergeht. Dies ändert sich, als er in den Träumen anderer Menschen erscheint und darin untätig dabei zuschaut, wie diesen schlimmes widerfährt. Paul wird zum Medienphänomen, erhält seine 15 minutes of fame, wird von Trent und seiner Marketing-Firma bezirzt und sieht darin die Chance, den lang gehegten Traum, ein Buch über die Schwarmintelligenz von Ameisen zu schreiben, umzusetzen. Der Hype um seine Person schlägt schlagartig um, als er in den Träumen der Menschen zum personifizierten Nachtmahr wird und man deswegen beginnt, sich von ihm zu distanzieren.

Kristoffer Borgli, Regisseur der empfehlenswerten, bösartigen Satire Sick of Myself, besticht in seinem Hollywood-Debüt schon mit der Besetzung der männlichen Hauptrolle. Er setzt seine Hauptfigur der schnelllebigen Welt der sozialen Medien aus, lässt diese zum Meme werden, bevor der schnelle Hype in Ablehnung umschwenkt und lässt diese von einem Meme aus Fleisch und Blut verkörpern. Der auch für das Script verantwortliche Norweger wirft seinen Protagonisten und das Publikum unvermittelt in die immer grotesker werdende Szenerie, die zunächst so wunderlich wie amüsant ist. Das er seinen Blick auf die Träume einzelner richtet und ihnen vermeintlich Aufmerksamkeit schenkt, ist eine smarte Finte, mit denen er sicherlich viele an der Nase herum führt. Die mit Horror-Zitaten gespickte Traumgebilde irritieren; uns vor der Leinwand wie die Figuren - allen voran Paul. Das nie beantwortet wird, wieso das alles passiert: pure Absicht von Borgli. Auch in der Realität wird selten nach Ursprüngen von Hypes, Memes etc. gefragt. Sie kommen und gehen. Im Falle von Paul äußerst unschön. Der ratlose Wissenschaftler, vom Trubel um seine Person sichtlich überwältigt und teils überfordert, weiß nicht wie ihm geschieht, als die Albträume beginnen, er darin aggressiv zu Werke geht und sich Leute in seiner Gegenwart plötzlich unwohl fühlen und ihn canceln. Der zunächst trefflich awkward umgesetzte Kommentar über die Unsinnigkeiten von Social Media und dem dortigen ephemeren Interesse an Menschen überspannt in der zweiten Hälfte den Bogen mit seiner Sicht auf Cancel Culture. Das Paul unbescholten, damit ein Opfer ist, welches nichts für sein urplötzlich aggressives Auftreten in den Träumen kann, liegt auf der Hand. Ihm werden zu Unrecht Existenzgrundlagen genommen und so honorabel Borglis Finger in diese gesellschaftliche Wunde drückt, so scheint er dies gleichzeitig vollkommen zu verteufeln. Gleich, welchen Hintergrund das Canceln besitzt. Komplett kann man hier mit Dream Scenario nicht konform sein, der die Unauffälligkeit, das Muffige seines Protagonisten bis ins Szenenbild ausbreitet und in schönen Momenten wie aus einem Guss wirkt. Selbstredend fügen sich auch die Traumszenen in die komplette Filmszenerie ein. Borgli schuf eine intelligente Groteske mit einem toll aufspielenden Cage, deren Subtext der zweiten Hälfte es unpassend zum restlichen Werk maßlos übertreibt. Das macht den Film leider falsch edgy.

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