Montag, 31. Juli 2023

Project Wolf Hunting

Nachdem im letzten Jahr der aus Taiwan stammende The Sadness die Gorehounds verzücken ließ, legt heuer Südkorea einen nach. Project Wolf Hunting positioniert sich zwischen knallharter, körperlicher Action, dessen Prügelszenen an den mehr als zehn Jahre zurückliegenden Überraschungs-Hit The Raid denken lassen, und aktionsorientierte Science-Fiction á la Predator oder Terminator. Die Geschichte ist natürlich schnell erzählt: die Überführung von gefährlichen Schwerstverbrechern von den Philippinen nach Südkorea via Frachtschiff geht gehörig schief. Unterwandert von Saboteuren, werden die für den Transport abgestellten Polizistinnen und Polizisten überwältigt und die Kriminellen befreit. Innerhalb der Reihen der Gangster entbrennt ein Kampf um die Vorherrschaft, während die überlebenden Beamten im Staatsdienst versuchen, ihrer menschlichen Fracht Herr zu werden und die Kontrolle zurück zu erlangen. Beide Seiten ahnen jedoch nicht, dass im Rumpf des Schiffs Alpha, eine Art Supersoldat, welcher bei der Auslieferung der Verbrecher nach Südkorea geschmuggelt werden sollte, erwacht und seinem Blutdurst ungehemmt nachgeht.

Mit dem Auftritt des metallisch stumpf durch die Frachter-Räumlichkeiten stapfenden menschlichen Superwaffe entfacht sich ein blutiges Actionfeuerwerk, das die in punkto Gewalt von The Sadness hoch angelegte Messlatte scheinbar übertreffen möchte. Einzelne Schläge treffen ihre menschlichen Ziele sofort tödlich, Körper werden mit purer, übermenschlicher Kraft zerschmettert oder zerrissen und als absolut absurdes Highlight, dass den comichaften Charakter der dargestellten Gewalt unterstreicht, werden Menschen mit ihrem eigenen, abgerissenen Körperteil totgeprügelt. Eine Szenerie, wie man sie eigentlich nur in einem Troma-Film zu sehen vermag. Die Schlacht entbrennt, der Film enthemmt, der Zuschauer stumpft ab. In zwei Stunden ziehen zunächst die Schwerstkriminelle und dann Alpha eine Schneise der Verwüstung hinter sich her. Während das Schiff in dunkler Nacht über den Ozean gleitet, watet in seinem Inneren seine humanoide Fracht durch ein blutrotes Meer. Drei Anläufe benötigte der deutsche Verleiher Capelight, bis die FSK den Film in seiner ungekürzten Version freigab. 

Die einzigen Wendungen, welche der Film für sein Publikum in Petto hat, sind ständige Verschiebungen im Fokus auf die Gegenwehr leistenden Überlebenden. Kaum scheint einer der austauschbaren Charaktere als Hauptfigur ausgemacht, so haucht sie ihr Lebenslicht unfreiwillig aus. Man sucht weiter nach einem Bezugspunkt inmitten der sich dem Zuschauer förmlich aufdrängenden Körperlichkeit des Films. Dessen schmutziger Look und die betont natürliche Darstellung seines fantastischen Tropes verhindern, dass Project Wolf Hunting übertrieben comichaft wie beispielsweise die vom Fandom zum Kultfilm aufgebauschte Manga-Verfilmung Story of Ricky wirkt. Komplett funktioniert das nicht. Die Laufzeit und die wenigen Variationen im Plot bringen die Geschichte schwer voran und lassen einzig die ganz Hartgesottenen bis zum Ende eine durchaus gekonnte Action-Schlachtplatte durchstehen, deren mäßige bis ärgerlich schlechte Special Effect-Arbeit den angestrebten, natürlichen gritty and grungy Look and Feel sabotiert. Dieser Art von den Zuschauer kraftvoll überrumpelndes Spektakel fehlt es an Langzeitwirkung und seine in voller Blüte stehende Pracht dürfte im Gedächtnis der Menschen nur allzu schnell verflogen sein.

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